Zum Inhalt der Seite

Ikes Erbe

was nach dem Krieg geschah
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Einsamkeit und Krankheit

Mal sehen, ich hatte irgendwie Lust, mal eine Fanfiction über Fire Emblem zu schreiben... Gegenwärtig weiß ich noch nicht genau, wohin das führen wird, ich hab nur ein grobes Ziel. XD Aber keine Sorge, ich werde mir Mühe geben!
 

Es war kalt. Wind heulte klagend draußen und schickte einige Ströme eisiger Luft ins Zimmer. Alja fröstelte und ging hinüber, um das Fenster zu schließen. Nur mit Mühe bekam sie die Läden zu fassen, der Wind war so stark, dass er sie ihr fast aus den Händen gerissen hätte. Schnell schloss sie die Läden und das Heulen von draußen verstummte.

"Ich vermisse Ike." Rolf hob den Kopf und schob ein Scheit ins Feuer des kleinen Kamins. Sofort leckten die goldenen Flammen gierig danach. Er lehnte sich zurück und beobachtete, wie das trockene Holz Feuer fing. "Ich auch. Aber wenn er sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hat, ist er nicht mehr davon abzubringen." Rolf nickte und seufzte: "Trotzdem. Elincia hat gesagt, sie wolle Crimea nur mit ihm regieren. Warum konnte er uns nicht mitnehmen?" Alja schüttelte den Kopf. "Wolltest du im Schloss leben? In der Stadt? Also ich nicht. Wir sind Söldner. Und als solche sollten wir damit zufrieden sein, dass wir ein externes Zentrum haben, wo wir ungestört sein können!"
 

Da öffnete sich die Tür des Zimmers und eine hochgewachsene rothaarige Frau betrat den Raum. Unter dem Arm hielt sie einen silbrigen Helm, passend zu ihrer Rüstung. Ihr langer Zopf hing ihr über die rechte Schulter und ihre grünen Augen musterten Alja und Rolf, die nebeneinander vor dem Kamin saßen.

"Titania! Seid ihr schon fertig mit dem Training?" Die Rothaarige nickte. "Es ist zu windig. Boyd behauptet, ihm flöge seine Axt davon, wenn er ausholte und nach mir schlagen wollte... dieser faule Kerl! Rhys hat wieder Fieber, du solltest besser nach ihm sehen, Alja." Das Mädchen vor dem Feuer nickte und erhob sich. Sorge stand in ihrem Blick. "Ich gehe gleich hin. Ich mache mir wirklich Sorgen. Dass er so oft Fieberanfälle bekommt, ist schon nicht mehr normal. Vielleicht sollte ich Soren bitten, dass er, wenn er das nächste Mal in die Stadt geht, nach einer Kräuterheilerin sucht!" Titania stimmte ihr zu, dann schien ihr etwas einzufallen und hielt Alja noch einmal zurück: "Da kannst du Oscar bitten, er wollte gleich morgen losreiten um Ike zu besuchen!"
 

Als Alja Rhys' Zimmer betrat, schlug ihr als erstes der Geruch nach menschlicher Krankheit entgegen. Ihre Sorge wuchs. Was war mit dem schmächtigen Heiler los? "Rhys, schläfst du?", fragte sie leise, als sie den roten Haarschopf ihres Freundes im Bett erkannte. Rhys' Zimmer war klein, aufgeräumt und ordentlich. An der Wand neben dem großen Eichenholzschrank lehnte der Stab des Heilers. Die allgegenwärtige weiße Robe hing an der Schranktür, Rhys selbst schien ein dickes wollenes Nachthemd zu tragen. Alja trat auf ihn zu und sah auf ihn hinab.

"Alja?", fragte Rhys verschlafen. "Was ist denn? Hast du dich verletzt?" "Es geht nicht um mich, sondern um dich! Titania meinte, du hättest wieder Fieber!" Der Heiler nickte schwach. "Das ist wahr, aber ich denke, es ist nicht so schlimm, dass du..." "...dir Sorgen machen müsstest? Tue ich aber, Rhys! Das ist das vierte Mal innerhalb dieser Woche! Du hast dir irgendetwas eingefangen! Gib es doch zu, du bist so schwach, dass du kaum aufrecht stehen kannst!"

Der Heiler errötete. "Hm, ich glaube du hast Recht... vielleicht, weil Ike fort ist..." Alja stemmte die Hände in die Hüften. "Red nicht solchen Schwachsinn, Rhys! Du bist krank, das ist los! Jetzt lass mich nach dir sehen!"
 

soviel zum Prolog! Armer Rhys, der Gute ist mal wieder krank. Und Alja und Rolf vermissen Ike, was ja zu erwarten wäre...

Söldneralltag

Aljas Hand berührte die Stirn des kranken Heilers. Sofort bemerkte sie die erhöhte Temperatur. "Rhys, was hast du gemacht? Bist du etwa draußen gewesen bei dem Regen gestern?", fragte sie überrascht. Der Heiler drehte den Kopf und schob Aljas Hand beiseite. "Rhys!" Dann ruckte plötzlich Rhys' Kopf zu ihr herum und er sah sie an. Wut stand in den glasigen Augen. "Lass mich einfach in Ruhe, Alja! Ständig darf ich mir anhören, wie schwach ich doch bin, wie krank, wie nutzlos! Führ dich nicht dauernd auf, als seist du mein Kindermädchen!"

Das Mädchen mit den weichen braunen Haaren wich zurück. Einen solchen Ausbruch hatte sie nicht von ihrem sonst so sanften Gegenüber erwartet. Verwirrt sah sie auf Rhys hinab.
 

Da polterte jemand zur Tür hinein und ließ sie schwungvoll zufallen. Titania fuhr zusammen. "Boyd, kannst du die Tür nicht auch leise schließen? Es gibt hier vielleicht auch Leute, die ihre Ruhe haben wollen!" Sie beugte sich wieder über den Sattel und nahm das speckige Tuch, mit dem sie das Leder abgerieben hatte, wieder zur Hand. "Musst du das hier machen? Dann stinkt die ganze Hütte wieder nach Lederfett!", nörgelte der großgewachsene Axtkämpfer und rückte sein Stirnband zurecht. Titania glaubte nicht, was sie hörte. Dass er sich das traute... wutschnaubend erhob sie sich. "Wenn es dir nicht passt, dass ich das hier erledige, dann könntest du ja vielleicht den Anschlussraum zu den Ställen wieder abdichten, Boyd! Und darf ich dich daran erinnern, dass ich hier der Commander bin und nicht du? Ich verbitte mir diesen Ton, Freundchen!" Boyd sah sie nur gelangweilt an. Dann fuhr er sich durch das dunkelgrüne Haar und seufzte: "Schon gut, ich werds gleich morgen abdichten. Wenns sein muss..." Titanias Augenbrauen sanken herab und Boyd beeilte sich zu sagen: "Dann suche ich gleich jetzt noch Bretter heraus!"

Die Kommandantin schüttelte den Kopf und ließ sich wieder auf den grob gezimmerten Stuhl sinken. "Nein, lass es. Das reicht morgen auch noch. Schnapp dir morgen einfach Darahan, er kann dir helfen. Der schläft sonst sowieso nur..." Ihre Gedanken wanderten zu den beiden Söldnern aus Begnion. Darahan und Jill waren bei ihnen geblieben, nachdem sie den Rest ihrer Truppe zurückgebracht hatten. Beide hatten keine große Lust verspürt, in ihre ehemalige Heimat Daein zurückzukehren - und nach Begnion wollten sie ohnehin nicht zurück.
 

"Apropos: wo ist eigentlich Mia?", wollte Boyd plötzlich wissen. Titania seufzte. "Noch in der Hauptstadt, genau wie Illyana. Sie werden wohl erst gegen Ende der Woche zurückkommen!" Die Rothaarige fettete ihren Sattel weiter ein. "Warum willst du das wissen?" Ihr fiel auf, dass Boyd mit einem Mal knallrot im Gesicht wurde. Sie lächelte und meinte: "Ach, schon gut. Was meinst du, sind wir zu viele hier?" Boyd sah sie verwirrt an. Der Themenwechsel war wohl etwas plötzlich für ihn gekommen. "Äh, nein, natürlich nicht! Hätte mich gefreut, wenn die Laguz auch noch geblieben wären!" Titania grinste. Boyd hatte sich recht gut mit Ajuga, König Tibarns mobilen Ohren, verstanden. "Na, das wäre dann aber wohl etwas zu viel gewesen, meinst du nicht?"

In diesem Moment öffnete sich die Tür zu den Ställen und Oscar schleppte seinen Sattel herein - auf dem ebenfalls ein speckiges Tuch lag. Boyd stöhnte: "Nicht noch einer!" und machte sich rasch aus dem Staub. Sein Bruder sah ihm nach und lächelte: "Guter Gott, was hat er denn?" Titania seufzte: "Es ist ihm nicht recht, dass wir hier drinnen Sättel putzen. Als er mir blöd kommen wollte, habe ich ihn dazu verdonnert, morgen das Dach des Durchgangszimmers auszubessern, damit wir wieder dort arbeiten können!" Oscar grinste und legte den Sattel Titania gegenüber ab. Dann fädelte er seine langen Beine zwischen Bank und Tisch und ließ sich seiner Kommandantin gegenüber nieder.

"Darf ich?", fragte er und deutete auf die Dose mit dem Sattelfett. Die Rothaarige nickte und meinte leise: "Rhys ist wieder krank. Diesmal sieht er wirklich nicht gut aus!" Oscars Miene nahm einen besorgten Ausdruck an, während er das Leder mit dem Tuch bearbeitete. "Schon wieder Fieber? Was hat er nur dauernd? Man möchte meinen, ein einzelner Mensch könnte gar nicht so oft krank sein!" "Ja, möchte man tatsächlich glauben. Jedenfalls, Alja ist gerade bei ihm. Mal sehen, was sie für ihn tun kann!" Oscar nickte. Dann arbeiteten beide schweigend weiter an ihren Reitutensilien.
 

Alja nahm Rhys das Versprechen ab, sich zu schonen und heute abend im Bett zu bleiben. Mehr ließ er nicht mit sich machen, lediglich einen Tee ließ er sich von ihr noch bringen. Sie machte sich Sorgen um ihn.

Als sie gerade aus dem Zimmer des Heilers geschlüpft kam und die Tür hinter sich geschlossen hatte, kam ihr jemand entgegen. "Ah, hier bist du also! Hast du schon gegessen, Alja?" Die Heilerin lächelte und schüttelte den Kopf. "Nein, möchtest du mit mir essen, Jill? Oder bist du schon fertig?" Das andere Mädchen mit dem rötlichen Pferdeschwanz schüttelte den Kopf. "Ich habe gerade die Wyvern gefüttert und habe einen Bärenhunger! Haben wir noch was von dem würzigen Käse mit der dunklen Rinde?" Alja nickte und grinste: "Dank Rolf schon! Er hat Boyd gesagt, dass der Käse mit Baumharz hergestellt würde, daraufhin hat er das letzte Stück übriggelassen! Du hättest sein Gesicht sehen sollen!" "Und Boyd hat ihm das abgenommen?", fragte Jill ungläubig. "Ja, hat er! Titania hat zustimmend genickt, daraufhin hat er sich zurückgelehnt und ist kalkweiß im Gesicht geworden. Ich glaube, er hat nicht mal mehr ein Stück Brot gegessen gestern Abend!" Alja kicherte. "Boyd kann man so leicht einen Bären aufbinden, dass es schon fast lächerlich ist! Komm, lass uns in die Küche gehen! Ich hab auch ziemlichen Hunger!"
 

Am nächsten Morgen saß ein missgelaunter Boyd am Frühstückstisch, ungekämmt und mürrisch schaufelte er Brot und Wurst in sich hinein. Titania grinste verstohlen und warf Oscar einen verschwörerischen Blick zu. Dann meinte sie: "Oh, Boyd, da du ja ohnehin auf dem Dach herumsteigen wirst, möchte ich, dass du auch gleich noch das Stalldach ausbesserst!" Boyds Augen wurden groß. "Aber das... das sind..." "Keine Sorge, Darahan wird dir helfen, nicht wahr?", fragend wandte sie sich dem Einäugigen zu. "Hm? Was ist? Gääähn..." Der Söldner aus Daein sah Titania fragend an. "Warum ich? Dann kann ich ja gar nicht schlafen..." Die Kommandeurin sah ihn gelangweilt an. "Das ist Sinn und Zweck der Übung." Müde richtete sich der Wyvern-Ritter auf und trank seine Kaffeetasse leer. Titania kam dabei die Frage, ob das anregende Getränk vielleicht gegenteilige Wirkung auf den kräftigen Mann vor ihr hatte, Darahan wirkte noch müder als zuvor...

"Na dann komm, Boyd! Bringen wirs hinter uns! Gääähn... je eher wir fertig werden, desto schneller kann ich mich wieder aufs Ohr hauen!"

Oscar meinte: "Ich würde euch gern helfen, aber ich schätze, die Nachricht an Ike hat Vorrang, oder?" Die Rothaarige nickte und Oscar beschloss: "Gut, dann reite ich gleich los und warte nicht länger!" Er erhob sich und schritt hinter Darahan und Boyd zur Tür hinaus. Rolf folgte ihm und rief: "Warte, Bruder! Ich wollte dir doch noch den Brief an Lethe mitgeben!"
 

"Alja, soll ich dir beim Einkaufen helfen?", fragte Titania, als endlich wieder Ruhe herrschte. "Ich könnte dir tragen helfen, heute scheint es ruhig zu werden!" Jill sah Alja bittend an und das braunhaarige Mädchen meinte: "Danke, Titania, aber ich habe schon Jill gebeten, heute mitzukommen. Du kannst uns begleiten, wenn du willst, aber ich denke, eine zusätzliche Trägerin brauchen wir nicht unbedingt!" Die beiden Mädchen standen ebenfalls auf und verließen den Raum über die Treppe ins Obergeschoss

Die Kommandeurin nickte und wandte sich an Rhys, dieser saß bleich und abgespannt auf seinem Stuhl und nippte lediglich an seinem Tee. "Rhys, ich möchte, dass du heute im Bett bleibst. Es nutzt uns nichts, wenn wir einen Auftrag bekommen und du endgültig krank bist. Nein, keine Widerworte!", erstickte sie Rhys' Proteste schon im Keim. "Du bist nicht ganz gesund, du hast Fieber, wie ich von Alja gehört habe! Also bleibst du zu Hause! Vielleicht kannst du nachher Alja und Jill beim Kochen helfen, wenn du dich unbedingt nützlich machen willst, aber mehr machst du heute bitte nicht!" Der Heiler sah aus, als wolle er etwas darauf erwidern, blieb jedoch still, als die Rothaarige ihn streng ansah.

Dann wandte sich die Kommandeurin an das letzte Mitglied der Söldnertruppe. "Soren, wann kommen Gatrie und Shinon wieder? Mia und Illyana erwarte ich erst gegen Ende der Woche, aber die beiden anderen sind schon so lange weg..." Der Magier mit den schwarzen Haaren meinte: "Sehnsucht, Titania? Ich schätze, sie werden heute im Laufe des Tages ankommen." Die Kommandeurin seufzte: "Warum stichelst du in letzter Zeit immer in diese Richtung, Soren? Glaubst du wirklich, ich würde mir aus einem der beiden mehr machen?" Der Magier schwieg und schüttelte den Kopf. Ein halbes Lächeln umspielte seine Lippen. "Nein, nicht aus Gatrie und Shinon... Verzeih, dass ich so dreist war." Titania sah ihn erstaunt an. "Du entschuldigst dich? Was hast du mit dem griesgrämigen Soren gemacht?" Ihre lustig gemeinte Anspielung wurde nur von einem gelangweilten Blick Sorens quittiert. "Wenn das alles ist, werde ich mich jetzt zurückziehen. Ach ja, schick mir nachher bitte Jill, ich will mit ihr an ihrer Resistenz gegenüber Donnermagie arbeiten!", meinte der schwarz gekleidete Magier mit den dunklen Haaren. Titania nickte, dann verließ auch Soren den Raum.

Müde sah sie den kranken Heiler an, der ihr schräg gegenübersaß. Langsam schob sie den Stuhl, auf dem sie saß, zurück und stand auf.

"Na, dann wollen wir doch mal aufräumen, oder?" Rhys nickte ergeben und half ihr, den Tisch abzuräumen und sauberzumachen...
 

soviel im ersten Kapitel. Na ja, wirklich viel passiert hier noch nicht, oder? Aber zumindest wird klar, wer überhaupt alles da ist! XD

würde mich über Kommis freuen! ^^

Gestatten? Dachdecker und Söldner

Alja schlenderte durch die Hauptstraße des Dorfes. Jill, die neben ihr zwei Körbe mit Mehl, Gemüse und Obst schleppte, fragte: "Was brauchen wir noch alles?" "Käse und Wurst. Vielleicht noch etwas Kaffee, wenn wir welchen kriegen." Jill nickte. "Darahan und Oscar würden es uns danken!" "Die zwei Kaffeevernichter!", grinste Alja und fügte hinzu: "Aber sie werden auch ein paar Tage ohne ihr Lieblingsgetränk auskommen, denke ich!" Die Wyvernreiterin grinste. "Schätze schon. Na dann..." Die beiden Mädchen betraten den kleinen Laden, in dem Wurst verkauft wurde.
 

"Uffz, verdammt, kannst du nicht aufpassen?", fragte Boyd genervt und rieb sich den Kopf, der von einem unerwarteten Schlag dröhnte. Er hatte sich aufrichten wollen, war dann aber gegen etwas gestoßen. Er sah nach oben. Dort, wo er Darahan mit einem langen Brett vermutet hätte, war in Wirklichkeit das überhängende Eck des größeren Wohnhauses des Söldnerquartiers. Er fluchte und Darahans Wyvern tauchte von oben auf. Das Tier trug mehrere lange Bretter und einige Dachschindeln, die Boyd dann verbauen würde. Wie so oft saß der kräftige Söldner im Sattel zurückgelehnt und hatte die Augen geschlossen. "Hm? Was ist, Boyd?", fragte er schläfrig. "Nichts, nichts! Setz die Bretter neben mir ab, bitte!", meinte der Axtkämpfer mit hochrotem Kopf und war ausnahmsweise mal dankbar dafür, dass der Andere ständig schlief und so nichts von Boyds Missgeschick und der Unterhaltung mit dem Dach mitbekommen hatte.

Als das große geschuppte Reptil die Bretter abgesetzt hatte und wieder nach unten glitt, um die nächste Fuhre hinaufzutragen, murmelte Boyd leise: "Und ich dachte, sowas könnte nur Kevin passieren!" Er seufzte. Irgendwie vermisste er den Ritter der Prinzessin, nein, jetzt Königin Elincia. So tollpatschig wie Kevin im Training war, hatte Boyd neben ihm richtig anmutig und unfehlbar gewirkt.

"Boyd, schläfst du?", kam es von Darahan und der Axtkämpfer sah auf. Mit einem lauten Aufkeuchen wäre er fast hintenüber vom Dach gefallen, als er den Wyvernritter direkt vor seinem Gesicht erkannte. "Hmmm... wir sollten sehen, dass wir fertig werden, es ist schon fast Mittag..." Boyd grinste und wies hinauf zum wolkenverhangenen Himmel: "Sag bloß, das schließt du aus dem Stand der nicht sichtbaren Sonne?" Darahan lächelte: "Das auch. Zum anderen riecht es hier nach Essen!" Er warf Boyd einen Hammer zu. "Komm schon, lass uns weitermachen!" Der Jüngere seufzte und wandte sich seiner Arbeit zu. Er schlug sich mehr als einmal auf die Finger, bis endlich Alja zum Essen rief...
 

Titania half Jill, die Teller auf dem Tisch zu verteilen. Als sie Becher und Besteck auflegten, fragte das Mädchen: "Titania? Was macht eine Kommandeurin eigentlich den ganzen Tag?" Titania legte die letzte Gabel an ihren Platz und sah Jill an. "Das unterscheidet sich. Im Grunde kümmere ich mich um Aufträge, Finanzen und unsere Lagerbestände an Waffen. Alles andere an Hausarbeit, wie zum Beispiel die Speisekammer, regelt Alja. Und Soren hilft mir meistens bei den Geldbeträgen und offenen Rechnungen, sowie dem Auswerten der erhaltenen Informationen. So gesehen habe ich nicht allzu viel zu tun, denke ich!" Jill schüttelte den Kopf. "Aber das klingt nach einem Haufen Arbeit. Als wir noch in Daein waren, mussten wir uns lediglich um die Waffen und diverse Aufträge kümmern." "Ja, ihr wart aber von König Ashnard, genauer gesagt von General Petrine in Talrega stationiert. Ihr wart so etwas wie Soldaten der Fremdenlegion. Wir hier sind Söldner!"

In dem Moment trat Rhys durch die Küchentür und verteilte mehrere Körbe mit frisch gebackenem Brot auf dem Tisch. Jill bemerkte: "Du siehst nicht gut aus, Rhys. Hast du immer noch Fieber?" Sie zuckte zurück, als er ihr einen eisigen Blick zuwarf. "Lass mich einfach in Ruhe, ja?" "Schon gut, Griesgram! Ich mache mir lediglich Sorgen um dich!", schoss sie zurück, während Titania den Heiler entgeistert anstarrte. Was war nur mit ihm los?
 

Beim Essen - Boyd kam mit einer riesigen Beule am Kopf daher - meinte der Axtkämpfer: "Ich habe Gatries Rüstung aufblitzen sehen, wohl auf der anderen Seite des Dorfes. In einer Viertelstunde sind sie da!" Titania nickte und lächelte. Endlich kamen sie wieder! Sie nahm vor Vorfreude kaum mehr wahr, wie gut Aljas zauberhaftes Essen schmeckte.

Dann öffnete sich die Eingangstür und eine hochgewachsene schlanke Gestalt mit einem Bogen auf dem Rücken betrat den Raum. "Sieh an, da kommen wir ja wohl gerade zur richtigen Zeit!" "Sag bloß, es gibt gerade Essen! Sehr gut, ich könnte ein ganzes Pferd verspeisen!", kam es von Gatrie, der sich hinter dem Schützen zur Tür hineinquetschte. Dabei stieß er mit der Schulter an dem schlanken Rothaarigen an und ließ diesen stolpern und beinahe fallen. "Gatrie!", fauchte er. "Du überdimensionaler Trampel, pass doch auf wohin du trittst!" Der Mann in der schweren Rüstung zuckte die Schultern. "Entschuldige, mein Fehler. Aber du hättest auch einen Schritt weitergehen können, Shinon!"

Titania, die die harsche Entgegnung, die Shinon sicherlich bereits auf der Zunge lag, schon fast hören konnte, beschloss, einen Streit zu unterbinden. "Sehr gut! Kommt gleich her und setzt euch, ihr beide! Alja hat hervorragend für uns gekocht!" Shinons Hunger schien seine scharfe Zunge zu zähmen, denn ohne ein weiteres Wort ließ er sich auf dem freien Platz zwischen Titania und Rolf sinken. Auch Gatrie hatte einen Sitzplatz gefunden und schaufelte sich bereits zwei große Schöpflöffel Kartoffelsalat auf seinen Teller.

Titania sah zu dem rothaarigen Scharfschützen hinüber und lächelte: "Habt ihr es bekommen?" Shinon nickte und nahm sich Wurst. "Ich habe es. Kann das noch warten, bis ich fertig bin mit Essen?" Langsam nickte die ehemalige Ritterin Crimeas. "Natürlich. Wir setzen uns nachher zusammen. Soren ist auch daran interessiert." Sie nahm die Gabel wieder auf und aß weiter. Innerlich platzte sie halb vor Neugier, wie das Artefakt wohl aussah. Aber sie mahnte sich selbst zur Ruhe. Sie würde schon bald erfahren, was Gatrie und Shinon genau gefunden hatten...
 

Sorry, dass es nicht mehr wurde. Werde mich anstrengen, dass es bald mehr wird!

Trainingsstunden

Ha, also gehts jetzt wohl weiter! ^^ diesmal ist es länger! Versprochen!
 

Titania beugte sich über den Tisch und nahm das Päckchen von Shinon entgegen. Dort befand sich also das Artefakt, von dem also gesagt wurde, dass es mit Gawain, dem ehemaligen General Daeins in direkter Verbindung gestanden hatte! Genauer gesagt mit Greil, dem Vater von Ike und Alja, der auf der Flucht mit Prinzessin Elincia vor Daeins Soldaten sein Leben verloren hatte. Natürlich wusste sie, dass das besagte Artefakt, Lehrans Medaillon, von den Serenes wieder an sich genommen wurde. Was aber war dann das Artefakt vor ihr in dem Päckchen?

"Sei vorsichtig. Als Gatrie es berührt hat, hat er einen Schlag wie von einem Blitz bekommen.", warnte Shinon die Kommandeurin und Titania nickte. Vorsichtig schlug sie die Tücher zurück, die das Artefakt verbargen. Als ihr Blick auf den Inhalt des Päckchens fiel, zuckte sie zurück. Soren zog eine Augenbraue hoch und meinte: "Es sieht aus wie Lehrans Medaillon, nur in Groß - und zerbrochen!" Titania nickte verstört. Es war ein dreieckiger Splitter aus einem Medaillon, das wohl ursprünglich rund gewesen war, rund und radförmig. Wie das besagte Amulett der Serenes eben. Gatrie fragte: "Glaubt ihr, dass in diesem Ding auch so gefährliche Kräfte liegen wie im Original?" Soren sah das Objekt vor ihnen auf dem Tisch scharf an. "Darf ich?" Als Titania nickte, zog er es zu sich heran. Wie Spinnen glitten seine Finger langsam und vorsichtig an das Artefakt heran. Kurz bevor er es berührte, zuckte er zurück. "Da ist etwas. Ich kann es spüren, es greift nach meiner Seele! Berührt es nicht." Er lehnte sich zurück. "Wenn ihr mich fragt, sollten wir es Alja geben und sie sollte es aufbewahren. Sie kann es wohl im Zaum halten, aber kein anderer von uns!" Titania nickte. "Gut. Dann machen wir es so. Alja soll es bekommen!"
 

Zwei Tage später, Alja trug das zerbrochene Amulett nun an einer Kette um den Hals und war auf dem Weg zum Wäsche waschen, spürte sie, wie das Objekt begann, heiß zu werden. Entsetzt riss sie es sich ab und starrte darauf. Jill, die neben ihr stand, war kalkweiß im Gesicht geworden. "Es... es glüht!" Alja nickte entsetzt. "Wie kann das gehen? Ich dachte, es wäre ruhig, wenn du es trägst!" Rhys, der in der Nähe stand und die erschrockenen Gesichter der Mädchen sah, kam zu ihnen. "Was ist?" "D-das Artefakt! Es ist heiß geworden! Einfach so!", stieß Jill hervor, mit noch immer blassem Gesicht. Der Heiler nickte und besah sich das Stück, das Alja an der Kette von sich hielt. Schließlich runzelte er die Stirn und tastete danach. "Nicht, bist du verrückt? Das Ding glüht richtig!", rief Alja und wollte es wegziehen, doch Rhys war schneller und fasste das Amulett. Er meinte leise: "Was hast du? Es ist doch ganz normal!"

Verwirrt sah Alja das Artefakt in der Hand des Orangehaarigen an. "Gerade eben war es noch so heiß, dass ich die Hitze richtig spüren konnte, wenn meine Hand nur in der Nähe war!" Rhys lächelte, ließ das Amulett los und richtete sich auf. "Nun, jetzt scheint es aber wieder normal zu sein. Vielleicht hilft es, wenn du es nicht direkt auf der Haut trägst?" Alja nickte. "Danke für den Tipp. Das wäre vielleicht das beste. Danke, Rhys!" Der Heiler lächelte und ging dann seiner Wege.

"Das... das war seltsam. Wieso konnte er es berühren?", fragte Jill verunsichert. "Gatrie meinte, er hätte einen elektrischen Schlag bekommen, als er es angefasst hätte. Wieso konnte Rhys es berühren?" Alja zuckte die Schultern und legte die Kette wieder um. "Ich weiß es nicht. Vielleicht ist er, genau wie ich, in der Lage, das Amulett ruhig zu halten." Jill nickte nicht überzeugt. Doch sie wusste, dass eine weitere Diskussion nur ins Absurde führen würde und schwieg.
 

"Shinoooon? Wie machst du das?", fragte Rolf quengelig und mühte sich mit dem langen Bogen ab. "Ich krieg das nicht hin!" Sein Blick wanderte hinüber zu dem großgewachsenen Schützen, der gerade einen Pfeil in die Scheibe aus Stroh jagte, die am anderen Ende des Hofes stand. "Übung. Konzentrier dich einfach, anstatt rumzuheulen." Rolf seufzte und nahm den Langbogen wieder auf. Es wollte einfach nicht gehen, er konnte die Waffe nicht einmal spannen! Resigniert sah er zu Shinon hinüber. "Na gut. Es kommt darauf an, dass du den Zugpunkt schnell überschreitest, dann ist es nicht mehr so schwer." Der ältere Schütze trat zu Rolf hin und hob die Arme des Jungen auf Schusshöhe. "Jetzt versuch zu ziehen!" Rolf strengte sich an, doch er schaffte es einfach nicht ganz. "Lass deinen Ellbogen oben! Sonst schaffst du es nie! Ein Langbogen erfordert mehr Kraft als ein einfacher Kurzbogen!" Der Junge murrte: "Ich hab auch schon mit Eisenbogen geschossen! Und die waren mir auch nicht zu schwer!" Ein überhebliches Grinsen huschte über Shinons Gesicht. "Das heißt nicht, dass du automatisch auch mit einem Langbogen umgehen kannst! Jetzt probier es aus oder lass mich allein weitermachen!" Rolf schob die Unterlippe vor und tat schmollend, was der ältere Schütze von ihm verlangte. Und tatsächlich gelang es ihm, den Zugpunkt des Bogens zu überwinden und gleichzeitig auch den langen Pfeil auf der Sehne zu behalten. Shinons linke Augenbraue hob sich anerkennend und er meinte: "Weiter! Noch ein bisschen weiter spannen, Knirps!" Rolf biss die Zähne zusammen, spannte den Bogen noch ein wenig weiter und zielte. Dann ließ er den Pfeil fliegen.

Zwar sank der Pfeil etwa drei Meter vor dem Strohziel zu Boden, doch immerhin hatte Rolf es geschafft, den Bogen zu spannen! Jubelnd fiel er Shinon um den Hals, was diesem ein überraschtes Keuchen entlockte und brüllte: "Ich habs geschafft! Ich hab es geschafft! Ha, ich kann einen Langbogen benutzen!" Shinon seufzte und befreite sich aus Rolfs Umarmung. "Gut, dann kannst du das Ding ja jetzt wieder aufräumen! Bis du damit wirklich umgehen kannst, solltest du noch einiges an Kraft sammeln!" Rolf nickte gehorsam und räumte den Bogen weg. Dann meinte er: "Darf ich stattdessen mit dem Eisenbogen üben?" Shinon verdrehte die Augen und seufzte: "Mach was du willst!" Jubelnd rannte der kleine Schütze davon.

Shinon schüttelte den Kopf und konzentrierte sich wieder auf sein Ziel. Mit gerunzelter Stirn ließ er Pfeil um Pfeil fliegen. Aber Rolf hatte ihn durcheinander gebracht und er traf die Mitte nicht ein einziges Mal. Dann kam der Knirps schon wieder und trug stolz einen kürzeren Bogen und passende Pfeile bei sich. Er stellte die zweite Scheibe aus Stroh näher an den Abschusspunkt heran und kam dann wieder zu Shinon. "Also gut! Schau zu und staune!", meinte er großspurig und spannte den Eisenbogen. Als er dann allerdings nicht einmal die Scheibe traf, sondern der Pfeil irgendwo weit dahinter einschlug, kam von Shinon ein trockenes Lachen. "Pft, und sowas will ein Schütze sein!"

Rolf sah zornig hinüber zu dem Älteren. Gleich darauf verging ihm seine Wut allerdings, als er sah, wie Shinon einen Pfeil aus dem Köcher zog, diesen wild durch seine Finger wirbeln ließ, ihn blitzschnell auf die Sehne legte und ihn dann genau im Zentrum der Strohscheibe am Ende des Hofes versenkte. Der Schütze sah seinen Schüler leicht belustigt an. Rolfs Augen waren groß wie Suppenteller. "W-whoa! Was für ein Schuss!", brachte der Junge nur heraus. "Das war stark!" Shinon lächelte. "Dann weißt du ja, was du demnächst übst!" Rolf nickte.
 

Da zischte ein Speer über sie hinweg und bohrte sich treffsicher in die Strohscheibe, die Rolf näher herangezogen hatte. Shinon fuhr herum und sah Darahan, der ihm einen amüsierten Blick schenkte. "Spinnst du?", entfuhr es Rolf, doch der ehemalige Soldat aus Daein grinste nur und hob stattdessen einen zweiten Speer. Rolf und Shinon brachten sich rasch in Sicherheit, als Darahan ausholte und die Waffe dann ebenso gewandt in Richtung der Strohscheibe schleuderte. Wiederum ein sicherer Treffer. Der junge Schütze kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Obwohl Darahan weit hinter ihnen stand, hatte er dennoch die Kraft, den Speer so weit zu werfen. Fasziniert beobachtete er, wie der Wyvernreiter noch zwei weitere Waffen warf, die beide ihr Ziel trafen. Dann ging er hinüber, um sich seine Wurfobjekte wiederzuholen. Rolf fragte: "Wie machst du das?" "Kraft und Treffsicherheit.", gähnte der kräftige Mann und schulterte die Speere. "Tschuldigung dass ich euch ein bisschen erschreckt habe!" "Gar nicht schlimm!", rief Rolf und sah zu, wie Darahan die Waffen ablegte und sich eine dritte Scheibe holte, die er neben die von Rolf stellte. Shinon ließ unterdessen einen zweiten Pfeil gewandt durch seine Finger wandern und setzte ihn direkt neben den ersten Pfeil in die Scheibenmitte.

Rolf seufzte. "Mann, wieso seid ihr beide so gut?" Beide, Schütze und Wyvernritter, meinten wie aus einem Munde: "Training, alles nur Training." und der Junge mit dem hellgrünen Haar stöhnte. "Ich bin wohl echt noch ein totaler Anfänger!" Darahan schleuderte einen Speer und lächelte. "Bist du. Aber zumindest erkennst du deine Schwäche." Shinon hingegen schwieg und sandte eine ganze Salve von Pfeilen treffsicher einen neben den anderen in den äußeren Ring der Scheibe. Rolf errötete. "Das kann ich nie lernen!" Der trockene Kommentar des älteren Schützen ließ ihn zusammenzucken. "Stimmt, denn du stehst hier nur herum und glotzt blöd!" Der Junge nahm rasch den Bogen auf, zog einen Pfeil aus dem Köcher auf seinem Rücken und legte ihn auf. Er versuchte es wirklich, aber seine Trefferrate war alles andere als gut.

Shinon hingegen perforierte die Scheibe mit einem Sternmuster, während Darahan seinen letzten Speer mit beiden Händen über dem Kopf kreisen ließ und ihn dann ins Zentrum der Scheibe jagte. Und da ihm dann die Waffen ausgingen, nahm er kurzerhand die Axt, die von seinem Gürtel hing und warf sie hinterher - und traf zu Rolfs maßlosem Erstaunen auch noch die Scheibe im zweiten Ring direkt neben der Mitte! Wahrlich, er hatte noch viel vor!
 

Draußen, vor dem Hauptquartier, auf einer Wiese, standen sich Boyd und Gatrie gegenüber. Der Axtkämpfer wog prüfend seine Waffe in der Hand, während sein Gegenüber noch einmal den Sitz der leuchtendblauen, schweren Rüstung überprüfte. Dann hob er die lange Lanze mit der schmalen Spitze auf. "Lass uns anfangen, Boyd!", meinte Gatrie leise. Das ließ sich der junge Mann mit den dunkelgrünen Haaren nicht zweimal sagen. Mit einem lauten Kampfschrei auf den Lippen stürzte er sich auf den Ritter in der schweren Rüstung. Gatrie schloss mit einer flüchtigen Bewegung das Visier seines Helms, dann empfing er Boyd mit einem geraden Stoß seiner Lanze, dem der Axtkämpfer nur mit einem schnellen Sprung zur Seite entkommen konnte.

Boyd knurrte und schwang die Axt in einem nahezu perfekten Halbkreis und sprang auf Gatrie zu, der die Lanze nicht mehr rechtzeitig dazwischen brachte und zwei rasche Treffer kassierte, ehe er die Waffe wieder richtig gefasst hatte und Boyd einen langen Kratzer am linken Oberarm beibrachte. "Hm, gar nicht so schlecht, Blechdose!", meinte Boyd und wischte sich das Blut, das aus der Wunde trat, mit einem finsteren Blick auf den Ritter vor sich ab. Wiederum griff er an, doch wieder scheiterte er an Gatries Defensive. "Meine Güte, du mit deiner Axt müsstest meine Lanze eigentlich nicht fürchten!", klang es aus dem geschlossenen Visier hervor. Boyd rannte weiterhin gegen die blaue Rüstung an, doch Gatrie zuckte nicht einmal zurück. "War das alles?", fragte der Ritter, ließ die Lanze spielerisch kreisen und hieb sie dann seitlich gegen Boyds Oberkörper, so fest, dass der Axtkämpfer zur Seite geschleudert wurde. Keuchend kam der junge Mann auf dem Boden an und hatte Mühe, wieder aufzustehen. "Ich dachte, ihr hättet während unserer Abwesenheit trainiert?", fragte der Gepanzerte mit leisem Spott in der Stimme. "Dachte ich eigentlich auch!", stieß Boyd hervor und sprang dann auf die Füße, um den Trainingskampf fortzusetzen.
 

Doch in ebendem Moment, als er Gatrie einen Schlag seitlich gegen den Helm verpassen wollte, explodierte irgendetwas hinter Boyds Rücken. Überrascht hielt der Axtkämpfer inne und auch der Ritter öffnete sein Visier. "W-was war das?" Gatrie nahm seinen Helm ab und fuhr sich mit der behandschuhten Hand durch das feuchtgeschwitzte blonde Haar. "Soren! Schau, er experimentiert mit Feuermagie!"

Tatsächlich! Als sich Boyd umdrehte, sah er etwas weiter vom Gebäude entfernt auf der nicht brennbaren Straße einen rot glühenden Ball aus Feuer aufsteigen. "Gehen wir zu ihm? Ich hab irgendwie keine Lust, weiterzumachen!", fragte Boyd mit einem Seitenblick auf die lange Lanze in Gatries Hand. "Na gut! Lass uns zuschauen!" Beide begaben sich zu dem schmächtigen Magier.

Sorens Linke hielt ein in rotes Leder gebundenes Buch. Seine Augen fixierten die Zeilen so stark, dass er nicht einmal merkte, wie sich Boyd und Gatrie näherten. Seine Rechte hob sich und ein erneuter Feuerball bildete sich. Soren jagte die Kugel in den Boden, wo sich kleine Flämmchen aus dem Kies schlängelten. Der Magier fluchte und Boyd rief: "He, Soren! Kümmerst du dich jetzt um das Küchenfeuer?" In Sorens roten Augen stand leiser Zorn über die Unterbrechung, aber er schwieg zu der Aussage des Axtkämpfers. Stattdessen konzentrierte er sich wieder auf das Buch und hob erneut die Hand. Diesmal schoss eine gut eineinhalb Meter hohe Flammenwand aus dem Boden, als die Kugel dort auftraf.

Ein halbes Lächeln schlich sich auf Sorens Lippen. "Sieh an, es funktioniert doch!" Er legte das Buch am Rand der Straße auf das Gras und beschwor noch zwei weitere Kugeln, die wiederum kleine Flammenwände erzeugten. Gatrie sah ihm mit großen Augen zu und Boyd beobachtete, gespannt, wie das Feuer wieder im Boden versank.

Dann hob Soren beide Arme, die Augen vor Konzentration fest geschlossen, drehte sich mit ausgestreckten Händen einmal um die eigene Achse und jagte einen Feuerball direkt vor Boyd und Gatrie in den Boden. Doch anstatt nur eine hüfthohe Wand aus Feuer zu erzeugen, reichte die Flammenlohe bis weit über die Köpfe der beiden Zuschauer. Beide stolperten zurück, als die Hitze ihnen die Haare zu versengen drohte. "D-das war wohl das Zeichen, dass wir verschwinden sollen, hm?", meinte Gatrie erschreckt. Boyd nickte und sah an der Flammenwand hinauf. "Mit Magie ist wirklich nicht zu spaßen!", sagte er, dann traten Gatrie und er den Rückzug an und ließen Soren alleine weitertrainieren.

Der schwarzhaarige Magier sah ihnen belustigt nach. Wenn man sie so einfach loswurde, würde er eben trainieren, damit sie ihn in Zukunft nicht wieder beim Training störten! Mit einem Grinsen auf den Lippen nahm er das Buch wieder an sich und vertiefte sich wieder in die alten Zeilen, die seine Kräfte erwecken würden...
 

So weit bis hierher. Alte Path of Radiance-Fans dürfte es freuen, dass ich versucht habe, die Techniken zu bewahren, da Darahan allerdings ohne seine Wyvern aufgetaucht ist, musste ich mir was überlegen! ^^

Der Angriff beginnt!

Puh, endlich gehts weiter. Ich muss zugeben, dieses Kapi so zu formulieren, dass es logisch wurde, war nicht ganz einfach...
 

Alja spürte, wie jemand hastig die Tür zu ihrem Schlafzimmer aufriss. Hektisch zog sie die Bettdecke bis an das Kinn hoch, als sie in dem Eindringling niemand anderen als Boyd erkannte. "Boyd, spinnst du? Mach, dass du hier rauskommst!", stieß sie errötend hervor. Boyd hingegen schien ihre Bemühungen, ihr knappes Nachthemd zu verbergen, überhaupt nicht wahrzunehmen. "Zieh dich an, Alja, schnell! Wir werden angegriffen!" Überrascht ließ Alja die Decke fallen. "Was? Wie kommst du denn darauf?" Der Axtkämpfer sah über die Schulter nach draußen auf den Gang. "Ein Stein wurde durch mein Fenster geworfen, genauso wie ein Wurfhaken. Ich konnte ihn zwar kappen, aber ich hörte ganz genau, dass draußen mehr vorging, als es zu dieser Uhrzeit normalerweise üblich ist!"

Alja nickte hastig und meinte: "Gut, dann weck sofort Titania, Shinon, Rolf und Soren! Ich kümmere mich um Jill, Darahan und Gatrie! Oh, und um Rhys natürlich! Aber mach schnell! Wenn es so ist, wie du sagst, kann es nicht mehr lang dauern, bis sie hier drin sind!" Der Axtkämpfer nickte und rannte auf den Gang hinaus. Kaum war er weg, sprang Alja aus dem Bett und warf sich in ihr Gewand und packte ihren Stab.
 

"Ich komme! Geh schon vor! Soll ich noch jemanden wecken?", Jill klang hellwach. Zumindest eine war schon auf den Beinen. Sie würden nicht vollkommen überrascht werden. "Könntest du... Darahan aufwecken? Dann hole ich Gatrie und Rhys. Den Rest weckt Boyd!" Jill nickte und griff bereits nach dem Band, das ihre Haare bändigen würde. "Klar! Na dann los!"

Alja rannte aus dem Zimmer und den Gang entlang, wo Rhys schlief. Das Zimmer - Alja registrierte den noch immer vorhandenen Geruch nach Krankheit - war komplett dunkel, sodass sie fast auf das Bett gefallen wäre, hätte sie sich nicht im letzten Moment an ihrem Stab aufrecht gehalten. "...Wer ist da?", kam es schlaftrunken vom Bett. "Rhys, steh auf! Wir werden angegriffen! Schnell!" Mehr sagte Alja nicht, sondern hastete gleich wieder aus dem Zimmer. Rhys würde schon kommen. Doch der Weg zu Gatries Zimmer war weit und sie musste ihn unbedingt erreichen. War der Ritter erst wach, hatten sie nicht mehr viel zu befürchten. Gatries Defensive war so gut wie unüberwindbar, vor allem dann, wenn Rhys oder sie zur Stelle waren, um mit den Heilstäben die Verletzungen, die er davontrug, zu kurieren.

Doch als sie in dem Korridor ankam, in dem Gatries Zimmer lag, sah sie, dass der Ritter ihr bereits in voller Rüstung entgegenkam. "Du bist schon wach? Sehr gut!" Gatrie sah sie mit verschlafenen Augen an. "Shinon kam zu mir ins Zimmer und hat mich geweckt..." Alja nickte und meinte: "Dann los! Ab nach unten! Wir haben keine Zeit zu verlieren!"
 

Die beiden polterten die Treppe hinab. Auf halbem Weg hörten sie einen lauten Fluch, dann einen Schrei. "Feuer!" Gatrie hinter ihr keuchte: "Nein! Sie haben doch nicht das Haus angezündet, oder?" Alja verdoppelte ihre Anstrengungen, die Treppe möglichst schnell hinabzukommen, ohne sich den Hals zu brechen. Schließlich stolperte sie in den Aufenthaltsraum.

Sie nahm sofort den Brandgeruch wahr, die Luft war regelrecht geschwängert davon. Rhys stand an der Tür nach draußen und meinte halb panisch, halb verzweifelt: "Sie haben den Stall angezündet! Titania und Soren sind los, um die Tiere zu retten! Ah, Gatrie, kannst du mir helfen, die Tür zu verteidigen?" Irgendwer warf sich von außen mit solcher Wucht dagegen, dass das Holz protestierend knirschte und Rhys zurückgeschleudert wurde. Er kam hart zwischen Bänken und Tisch auf. "Gatrie!"

Der Ritter nickte und trat an die Tür. Mit einem lauten Schrei riss er sie auf und trat in die Türöffnung. Dann meinte er über die Schulter zu Alja: "Äh, könntest du so nett sein und mir meine Lanze geben? Die hab ich nämlich stehen lassen!" Das Mädchen nickte und griff sich eine der an der Wand lehnenden Lanzen. "Passt die?" Gatrie nahm sie ihr aus der Hand und nickte. "So und jetzt sieh zu, dass du Titania und Soren hilfst! Schick mir dann einfach Rhys, wenn er wieder steht!" Alja nickte und lief zur Verbindungstür zum Stall hinüber.

Als sie sie aufriss, schlug ihr ein stechender Brandgeruch entgegen. Hustend stürzte sie sich hinein.
 

Der Stall brannte bereits lichterloh. Titania packte sich Sattel und Zaumzeug ihres Pferdes, sprintete damit zu der Box, in der der weiße Vierbeiner stand und unruhig mit den Hufen scharrte. Glücklicherweise war das Tier noch nicht in Panik geraten, aber Titania spürte, dass es kurz davor stand. Sie strich dem Pferd beruhigend über die Nase, dann legte sie Sattel und Zaum über den Rücken des Tieres und führte es schnellen Schrittes am Halfter aus der Box heraus. Der vordere Teil des Stalles, dort, wo die Wyvern standen und mit rollenden Augen an ihren Leinen rissen, brannte so stark, dass sich Titania nur mit Mühe weiterkämpfen konnte.

Da stieß sie mit dem Fuß an etwas Weiches, das leise stöhnte. "Soren?", hustete Titania, doch in diesem Moment entschloss sich ihr Pferd, endgültig durchzugehen. Wiehernd stieg es auf die Hinterläufe, riss Titania das Halfter aus der Hand und schoss dann panisch aus der offenen Stalltür. Die Rothaarige sah ihrem Tier hinterher, dann ließ sie es laufen und bückte sich, um Soren aufzuhelfen. Der schmächtige Magier zitterte und schaffte es kaum, auf den Beinen zu bleiben.

Titania sah an ihrem stellvertretenden Kommandeur hinab und entdeckte den Grund für Sorens Schwäche. Ein Pfeil steckte tief in seinem rechten Bein, nahe dem Knie. "Kannst du gehen?" Soren stöhnte und versuchte, den verletzten Fuß zu belasten. "Wird schon gehen. Wir müssen die Wyvern losbinden! Und das bevor sie vollkommen durchdrehen!" Er kämpfte sich hoch und trat zu der Box von Jills Wyvern.
 

Das kleinere, hellgrün geschuppte Tier hatte sich am Boden des Stalles zusammengekauert, die Flügel und den Schwanz eng an den Körper gedrückt und jaulte herzzerreißend. Titania half Soren, den schweren Riegel zur Seite zu schieben und die Tür zu öffnen. Die Wyvern fiepte und warf Titania einen leidenden Blick zu. Rasch war sie bei dem kleinen Drachen und begann mit fliegenden Fingern, die Knoten zu öffnen. Soren lehnte keuchend an der Boxentür und versuchte, Sattel und Zaum gleichzeitig aufzuheben, was ihm aber nicht so recht gelingen wollte. Schließlich, als Titania endlich alle Leinen gelöst hatte, die die Wyvern an die Wand banden und sie herausführte, warf er dem Drachen einfach alles über den Rücken. "Wir müssen... das Feuer... es ist... zu heiß!", presste er hervor. Titania konnte nur nicken. Sie führte das grüngeschuppte Geschöpf zur Tür und gab ihm einen Klaps auf das Bein. Der Drache sah sie dankbar an und hoppelte dann nach draußen.
 

In ebendiesem Moment - Soren hatte begonnen, die Flammen mit vernichtenden Windangriffen niederzudrücken und auszublasen - brüllte Darahans Wyvern laut auf. Titania fuhr herum und sah, wie das Feuer auf das Stroh in der Box des Tieres übergriff. Der Drache schlug panisch mit den Flügeln, aber die eisernen Ketten ließen ihm nicht genug Spielraum, um abzuheben. Titania fluchte, hustete und kämpfte sich durch den bereits brennenden Stallboden zu der Box des dunkelblau geschuppten Tieres vor. Sie fasste nach dem metallenen Riegel, verbrannte sich die Finger und trat ihn kurzerhand auf. Dann betrat sie die brennende Box.

Doch der Drache war in Panik geraten und reagierte auf alles, was sich bewegte aggressiv. Der Schwanz des großen Tieres schoss vor, traf Titania vor der Brust und schoss sie wieder nach draußen. Sie kam hart auf dem Boden auf, die Luft entwich zischend ihren Lungen. Ihr wurde kurz schwarz vor Augen, doch dann kämpfte sie sich wieder auf die Füße. "Titania! Dein Haar!", schrie ihr Soren über den Lärm des Feuers hinweg zu und sie sah auf ihren langen Zopf hinab. Entsetzt erkannte sie, dass die Haarspitzen Feuer gefangen hatten und klopfte die winzigen Flämmchen schnell aus, ehe sie vollends in Flammen stand. Dann sah sie wieder zurück zu dem Drachen. Dieser tobte und riss an seinen Ketten. Titania wusste nicht, was sie machen sollte. Dieses Riesentier hatte wesentlich mehr Kraft als ein Pferd und es reagierte mit Sicherheit auch anders. Wyvern waren Raubtiere, die sich vor nichts außer so etwas wie Feuer fürchteten, während Pferde einfach die Flucht ergriffen.

Doch sie musste das Tier aus dem Feuer retten! Zögernd trat sie wieder an die Box heran. Das Geschöpf brüllte und riss mit seinen Krallen den Boden auf, in seiner Panik wild mit den Augen rollend. Titania wich zurück, als der Schweif wieder heranpfiff, diesmal allerdings ungezielt und panisch. Die Wyvern wusste ganz offensichtlich nicht mehr, was sie tat, denn ihr Schwanz krachte mit ungebremster Wucht gegen die Steinwand. Die Rothaarige atmete tief durch - Soren war es endlich gelungen, die schlimmsten rauchenden Feuer zu ersticken - und trat in die Box.
 

"Titania, nicht!", schrie da jemand. "Raus aus der Box, sofort! Und Kopf runter!" Titania gehorchte ohne noch weiter nachzudenken. Sie spürte, wie die linke Klaue des Drachen haarscharf über ihren Haarschopf glitt. Jill rannte zu ihr und packte ihre Schulter. "Wo ist meine Kleine! Sag es mir!" Titania konnte wegen eines heftigen Hustenanfalls nur noch nach draußen deuten. Jill nickte und hastete nach draußen. Da rannte Darahan heran. "Titania, mach das nie wieder! Einen fremden Drachen beruhigen zu wollen ist Selbstmord! Hilf Soren, das Feuer zu löschen, ich übernehme das hier!" Die Rothaarige nickte schwach und würgte unter Husten hervor: "Vorsicht! Er ist... vollkommen panisch!" Darahan nickte. Alle Müdigkeit schien von ihm abzufallen, als er Titania auf die Füße zog und sich dann der Box zuwandte.

Titania taumelte und hielt sich mit tränenden Augen am Stalltor, das ebenfalls schon schwelte, fest. Ihre Knie zitterten so stark, dass sie sich kaum aufrecht halten konnte. Ihr fiel das Atmen schwer und ihre Brust schmerzte von dem Schlag mit dem Drachenschwanz.
 

Darahan trat vorsichtig an die Box und hob die Linke. Der Drache schien ihn nicht zu bemerken. Langsam und sorgsam darauf bedacht, dass das panische Tier nicht nach ihm schlug, näherte er sich ihm und legte schließlich die Hand auf die bebende Flanke. Gebannt sah Titania zu, wie der kräftige Mann die Finger an den eisernen Halsring des Drachen legte. Er zuckte zusammen, zwang sich aber, den Verschluss, der ganz gewiss heiß war, zu öffnen. Als das Metall vom Nacken des Drachen glitt, brüllte er und schlug nach Darahan. Titania sah den Soldaten schon bewusstlos oder gar tot am Boden liegen, doch Darahan schaffte es irgendwie, sich auf den Rücken der Wyvern zu schwingen. Er verpasste dem Tier einen harten Schlag auf den Rücken und schrie ihm etwas zu. Verblüfft erkannte die Kommandeurin, dass sich der Drache etwas zu beruhigen schien. Mit schnellen, sicheren Bewegungen löste Darahan die Ketten, die seinen Drachen an die Wand ketteten und trieb ihn nach draußen - ohne Sattel oder Zaumzeug wohlgemerkt. Titania starrte ihm hinterher, dann raffte sie sich auf und half Soren beim Löschen...
 

Soweit bis hierher. Mehr gibts jetzt noch nicht, sonst wird das Kapi gar so lang. Mal sehen, wohin das noch führt, oder? ^^ die Tiere sind jetzt jedenfalls in Sicherheit...

Der Kampf geht weiter

XD okay, die Tiere sind immerhin in Sicherheit. Jetzt gehts drum, auch die Menschen zu retten! und auf gehts! *rotwerd* ob ichs wohl irgendwann mal schaffe, die ganzen aufgeworfenen Fragen zu beantworten?
 

Titania sah, wie Alja im hinteren Teil des Stalles neben Soren trat und ihm half, die letzten Feuer zu löschen. Soren sah auf und gab ihr ein Zeichen, dass sie nicht mehr gebraucht wurde und die Kommandeurin nickte. Dann trat sie aus dem Stall heraus.

Aus dem Augenwinkel sah sie einen heranrasenden Pfeil und ließ sich im letzten Moment fallen - genau auf Sattel, Zaumzeug und Waffe, die vom Rücken ihres Pferdes gefallen waren, als das Tier gestiegen und dann in Panik davongerannt war. Fluchend stemmte sie sich in eine sitzende Position hoch und hob die Axt auf, auf die sie mit der Schulter gestürzt war. Zumindest war sie nicht mehr unbewaffnet! Titania sah sich um. Jill kreiste auf ihrer Wyvern über irgendetwas, das sie nicht sehen konnte, schleuderte gerade ihren Speer hinab. Entsetzt erkannte Titania, dass das Mädchen irgendwen attackierte, der direkt vor der Eingangstür zu stehen schien.

"Titania, runter!", brüllte da jemand und die Rothaarige duckte sich rasch. Keinen Augenblick zu früh, denn kaum hatte sie den Kopf eingezogen, rauschte bereits Darahan auf seiner Wyvern nur Zentimeter entfernt über sie hinweg und jagte seinen Speer in den Schützen, der den Pfeil auf Titania abgefeuert hatte. Ihre Achtung vor dem Soldaten aus Shiharams Truppe wuchs, denn er ritt noch immer ohne Sattel und Zaumzeug, sondern lenkte sein Tier scheinbar nur mit den Beinen und gelegentlichen Kommandos. "Sie greifen das Haupthaus an, beeil dich! Ich habe dein Pferd hinten beim alten Brunnen stehen sehen!", schrie er ihr noch zu, dann legte sich sein Drache in eine steile Kurve und schoss um das Eck des Stalles herum. Titania sah ihm verblüfft nach, dann straffte sie die Schultern, hob die Ausrüstung, auf die sie gefallen war, auf und rannte in Richtung des alten, ausgetrockneten Brunnens, der sich außerhalb des Söldnerquartiers befand.

Keuchend erreichte sie das kleine Waldstück, nahe dem sich ihr Zielort befand. Hier schien alles ruhig zu sein! Titania schloss die Augen und lauschte. Sie vernahm ein Scharren, von dem sie annahm, dass es Hufen waren und lief dann in die Richtung, aus der das Geräusch kam. Und tatsächlich sah sie ihr Pferd dort, direkt neben dem alten Brunnen, stehen und sie verunsichert anschauen.

"Du kleiner Racker, hier steckst du also! Na komm, sei brav!", lockte sie ihr Tier und legte die Ausrüstung neben dem Pferd am Boden ab.

Der Schimmel schnaubte leise und sie strich ihm beruhigend über die weiche Nase. Dann legte sie ihrem Reittier Sattel und Zaumzeug an. "Jetzt wollen wir doch mal sehen, wer uns hier ans Leder will!", sagte Titania leise und hob die Axt auf, ehe sie auf den Pferderücken stieg. Sie beeilte sich, um zurück zum Ort des Geschehens zu reiten.
 

Alja und Soren war es mittlerweile gelungen, das Feuer vollständig zu löschen. Beide saßen keuchend und hustend Rücken an Rücken und versuchten, wieder zu Atem zu kommen. "Soren... glaubst du... sie werden wiederkommen?", stieß das Mädchen hervor. Der Magier seufzte und meinte mit brüchiger Stimme: "Sie suchen irgendwas oder... irgendwen. Ohne das... gehen sie nicht weg!" Er kämpfte sich auf die Füße und blieb leicht schwankend stehen. Alja ächzte und schlug sich die Hand vor die Stirn. "Was bin ich blöd! Ich kann dich ja heilen!" Sie nahm ihren Heilstab, den sie an die Wand gelehnt hatte, als sie das Feuer bekämpft hatte und hob ihn in Sorens Richtung. Wohltuendes weißes Licht strömte aus dem Kristall an der Spitze des Stabes und reinigte in Sekundenschnelle Sorens rauchverklebte Lunge und erfrischte seine müden Muskeln.

Der Magier hob den Kopf und streckte sich. "Danke, Alja. Du solltest jetzt zu Rhys gehen, damit er dich auch heilen kann! Ich werde sehen, was ich tun kann, um uns zu verteidigen!" Das Mädchen nickte und kämpfte sich erschöpft zurück ins Haupthaus. Soren blieb zurück. "Auf gehts! Ihr werdet schon sehen, was ihr davon habt, wenn ihr uns angreift!" Damit sprintete er aus der offenen Stalltür nach draußen.
 

Dort war mittlerweile die Hölle losgebrochen. Boyd und Gatrie hackten und stachen nach allem, was sich bewegte. Männer in schwarzen Rüstungen - Daeins Rüstungen, wie ihnen sofort klargeworden war - attackierten die Söldner mit einer Intensität, die schon an Wahnsinn grenzte. Immer wieder fuhr Boyds Axt durch die Reihen der Gegner und forderte blutigen Tribut, aber ihm wurde immer mehr klar, dass sie nicht gewinnen konnten. Es waren einfach viel zu viele!

Nicht einmal Jill und Darahan, die die halsbrecherischsten Manöver flogen, die Boyd in seinem ganzen Leben je gesehen hatte, konnten ihnen Erleichterung verschaffen. Boyd sah, wie Gatrie schwer getroffen wurde und in die Knie ging. Ein Aufschrei ging durch ihre Gegner und diese griffen sie noch wütender an. Boyd wurde von dem gestürzten Ritter weggedrängt. Er fürchtete schon um das Leben seines Freundes, doch da schoss eine Gestalt an ihm vorbei, im Laufen Pfeil um Pfeil abschießend und wüste Beschimpfungen ausstoßend.

Shinon! Der Schütze war zu ihrer alten Taktik zurückgekehrt, die Gegner auf sich zu ziehen, um dem Rest die Chance zu geben, die Gegner von hinten anzugreifen. Sie schien aufzugehen, denn tatsächlich wandten sich einige von Boyd und Gatrie ab, um Shinon den Gnadenstoß zu geben. Doch der Schütze war flink wie ein Wiesel, tauchte immer wieder haarscharf unter Schwertklingen und Äxten hindurch und entwand sich mehr als einem Griff. Gleichzeitig ließ er Pfeile in Massen fliegen und tödliche Salven los. Boyd begriff, dass der Scharfschütze allein klarkam und wandte sich wieder seinen Gegnern zu.
 

Shinon fluchte, als eine Lanze sich durch den Stoff seiner Hose bohrte und eine blutige Schramme in sein Bein riss. Flink zog er einen Pfeil hervor, legte ihn auf die Sehne seines Bogens und ließ ihn fliegen - direkt zwischen die Augen des Lanzenkämpfers, der ihn verletzt hatte. "Kommt nur, ihr feigen Dreckstücke! Kommt und sterbt!", schrie er und holte einen weiteren Pfeil aus seinem Köcher. Dieser kreiselte zweimal durch seine Finger, ehe Shinon ein Ziel anvisierte und den Pfeil fliegen ließ. Der Schuss warf den Schwertkämpfer glatt um, genau in Gatries Lanzenstoß hinein. Shinon grinste böse und trat einem Axtkämpfer so heftig auf die Zehen, dass er spürte, wie die Knochen im Fuß des Mannes brachen. Gleichzeitig schwang er den Bogen kraftvoll gegen einen weiteren Angreifer, erwischte diesen hart an der Schläfe und raubte ihm auf der Stelle das Bewusstsein. Shinon nickte grimmig und spannte den Bogen erneut, die Pfeilspitze zeigte auf den Mann, der Boyd gerade eben in den Rücken fallen wollte...
 

Nebeneinander stürmten Titania und Soren in die Reihen ihrer Gegner. Axt und magischer Wind rissen vier Männer auf einmal von den Füßen und zumindest zwei erhoben sich nicht sofort wieder, sondern blieben liegen, bewusstlos oder tot. Soren hob die Hand und eine Feuerkugel bildete sich über seinem Kopf. Mit einem Schrei jagte er den Ball in einen Pulk von Angreifern. Diese fanden sich in Brand gesetzt wieder, und panisch rannten sie davon, als sie sahen, dass die Flammen an ihnen neue Nahrung fanden, hektisch auf der Suche nach Wasser. Soren lachte und drehte sich um seine Achse, die Arme weit von sich gestreckt und das Gesicht vor Konzentration verzogen. Acht Windklingen schnitten den Flüchtigen die Kleider vom Leib - und wohl auch noch den einen oder anderen Fetzen Haut.

Derweilen wütete Titania wie ein Derwisch unter ihren Gegnern. Ihre Axt kreiste über ihrem Kopf, um dann todbringend auf ihre Feinde niederzufahren. Immer wieder trat sie nach Angreifern, die ihr zu nahe kamen und gegen die sie die Axt nicht einsetzen konnte. Selbst ihr Pferd trat und schnappte nach allem, was eine schwarze Rüstung trug. Magier und Rittmeisterin kämpften sich zu Boyd und Gatrie durch, der inzwischen wieder auf die Füße gekommen war.

Soren sah sich um. "Wer bewacht den Eingang?", wollte er dann wissen. Boyds Augen wurden groß. "Gatrie... und Shinon... nein!" Er fuhr herum, als ein gellender Schmerzensschrei ertönte. "Jill!" Tatsächlich. Die Wyvernreiterin hatte sich mit ihrem Tier vor der Eingangstür aufgebaut und ließ ihre Lanze das Blut all jener schmecken, die es wagten, ihr zu nahe zu kommen. Doch sie war verletzt, ihr linker Arm hing schlaff herab und die Wyvern schien ebenfalls verwundet worden zu sein. "Titania! Darahan braucht euch!", brüllte sie. "Ich schaffe das schon! Alja und Rhys sind bei mir!" Soren nickte, als er sah, wie ein weißes Licht auf Jills verletzten Arm strahlte und ihn heilte.
 

Ein zweiter Schrei ließ sie alle herumfahren - es war der Schrei eines Tieres! "Verdammt, Darahan!", stieß Soren hervor. Titania fragte nicht länger, sondern reagierte. Sie wandte sich um und kämpfte sich in die Richtung, in der sie den Einäugigen vermutete. Soren fluchte und wollte ihr nacheilen, doch zwei Axtkämpfer versperrten ihm den Weg. Wo Titania mit ihrem Pferd ihre Gegner einfach niedergeritten hatte, stand der schmächtige Soren vor einem unüberwindbaren Hindernis. Die Männer in den schwarzen Rüstungen Daeins grinsten ihn an. "Komm schon, Kleiner! Gib auf und dir passiert nichts!" Sprachens und starben. Sorens rote Augen glühten vor Zorn. "Wie könnt ihr es wagen!" Doch anstatt innezuhalten, attackierten ihre Gegner sie wieder heftiger. Auch Boyd und Gatrie sahen sich neuen Feinden gegenüber.
 

Jill wurde zurückgedrängt. Klingen verletzten sie und ihre Wyvern immer wieder. Längst war das heilende Licht von der anderen Seite der Tür erloschen und noch immer kamen Gegner heran. Jill wehrte den Stoß eines Rapiers ab, nur um dann von einer Axtklinge von der anderen Seite her getroffen zu werden. Ihre Wyvern jaulte und knickte auf der rechten Seite ein, als eine Lanze ihr Bein verletzte. Jill keuchte und konnte sich nur mit Mühe noch am Sattel festhalten. Doch leider gab sie damit den Weg ins Innere des Hauses frei. "Achtung! Rhys, Alja, Vorsicht!", gelang es ihr noch zu schreien, dann überwältigten die Männer sie und drängten ins Hausinnere...
 

Währenddessen preschte Titania durch die Massen der anstürmenden Feinde und versuchte, zu Darahan zu gelangen, der sich tapfer gegen eine erdrückende Übermacht wehrte. Die Kommandeurin sah, wie der Wyvernreiter mit der Axt in der einen und der Lanze in der anderen Hand nach seinen Gegnern schlug. Die dunkelblaue Wyvern lag zusammengesunken hinter ihrem Herren und schaffte es nur noch, schwach nach vereinzelten Mutigen zu schnappen. Aber Titania sah, dass es um den kräftigen Mann äußerst schlecht stand. Seine Bewegungen hatten viel von ihrer Anmut und und Stärke verloren, Darahan war sichtlich am Ende seiner Kraft. Gerade, als er einen Mann vor sich mit einem kraftvollen Hieb nahezu enthauptete, sah Titania, wie ein Bogenschütze nahe des Stalltores einen Pfeil auf die Sehne legte. Ihr Warnschrei kam zu spät. Darahan brach über seiner Wyvern zusammen, mit dem Pfeil in seinem Hals.

Die Kommandeurin schrie entsetzt auf und überwand die letzten Meter und Gegner, die sie noch von ihrem Mitstreiter trennten. Rasend vor Zorn tötete sie die Männer, die noch immer auf Darahan und seine Wyvern einschlugen. Dann sprang sie aus dem Sattel und kniete neben ihm nieder. "Nein! Nein, nicht du! Nicht jetzt, wo wir dich so dringend brauchen!", flehte sie und legte die Finger an seinen Hals. Erleichtert spürte sie seinen Herzschlag, der zwar unregelmäßig, aber kräftig kam. Sie richtete sich auf. "Das werdet ihr mir büßen!"
 

Alja sah, wie Männer sich über Jills Wyvern hinüberwanden und ins Haus eindrangen. Rhys wich zurück, ein Schwert pfiff heran und er brachte gerade noch den Stab dazwischen. Das dunkle Holz ächzte und knarrte, als die Klinge dagegenkrachte und Rhys nicht nachgab. Der Heiler keuchte und sank auf ein Knie herab. Der Schwertkämpfer grinste, nahm blitzschnell seine Waffe zurück und trieb sie dann tief in Rhys' Seite. Alja kreischte auf, als sie Blut aus der Wunde des Orangehaarigen schießen sah. Rhys sank zurück, schloss mit schmerzverzerrtem Gesicht die Augen.

Dem Angreifer schien dies genug zu sein, denn er ließ von dem Heiler ab und wandte sich Alja zu. Ihre Augen weiteten sich, als er auf sie zutrat und das blutige Schwert hob. Hinten beim Eingang kämpften sich weitere Männer zur Tür hinein. "Nein... ich..."

Der Schwertkämpfer trat auf sie zu. Seine Klinge glänzte im Licht des Kaminfeuers, das Rhys wieder angefacht hatte. Alja wich an die Wand zurück, in Erwartung des tödlichen Hiebes. Rhys stöhnte leise. Da meinte der Schwertkämpfer: "Gib uns das Amulett! Dann darfst du gehen!" Alja schluckte. Ihr Herz raste, als sie den Kopf wegdrehte. Der Mann seufzte. "Gut. Dann werde ich es mir mit Gewalt holen. Es tut mir leid." Er holte aus, um Alja zu töten.

Doch mitten in der Bewegung fuhr er herum und wich zurück, als ein Pfeil haarscharf zwischen Alja und ihm durchschoss. Alja reagierte blitzartig, riss sich das Amulett vom Hals und warf es Rhys zu, der es mit letzter Kraft auffangen konnte und rasch hinter seinem Rücken verbarg.

Der Angreifer bekam das nicht mit, sondern gab zwei Axtkämpfern, die hinter ihm zur Tür hineingestürzt waren, ihm den Schützen zu bringen. Rolf, der oben an der Treppe stand, feuerte Pfeil um Pfeil auf seine Gegner hinab, wobei er Acht gab, nicht Alja zu treffen. "Kommt nur, ich hab keine Angst vor euch!", rief er und ließ einen Pfeil durch seine Finger kreiseln, ehe er ihn hinabsandte. Der Schwertkämpfer fauchte, packte Alja hart am Arm und riss sie an sich.

Das Mädchen schrie auf, konnte sich aber nicht befreien. Der Mann drückte ihr das Schwert an die Kehle. "Komm runter, Knirps, oder deine Freundin stirbt!" Alja erstarrte. Sie hatten vor, sie als Geisel zu benutzen! Dann kam ihr eine Idee. Sie holte tief Luft. Es musste sein! Mit aller Kraft biss sie ihren Peiniger in den Arm. Mit einem Schmerzensschrei wich er zurück und ließ sie los. Alja rannte die Treppe hinauf.

Ihr Gegner verfolgte sie. Panisch schlug sie um sich, als eine Hand ihren Knöchel packte und sie zu Fall brachte. Hart schlug sie mit dem Kopf auf den Treppenstufen auf. Das letzte, was sie sah, war, dass sich der Mann Rolf griff und ihm die flache Seite des Schwertes gegen den Kopf drosch. Dann senkte sich Dunkelheit über sie...

Aufbruch

Und weiter gehts! Jetzt treten endlich nochmal neue Charas auf den Plan, bei denen ich noch nicht genau weiß, was ich mit ihnen vorhabe. Aber ich weiß, dass es jetzt ein härteres Pflaster werden wird, als es vorher der Fall war...(Sorry, Rooro, ich weiß, ich bin ein Miststück...nimm es mir bitte nicht allzu übel!)

Nun, wie dem auch sei, viel Spaß beim Lesen!
 

Titania lag auf dem Bett. Ihr Blick hing an den Holzbalken der Decke. Tränen verschleierten ihre Sicht. Es war einfach zu viel gewesen. Sie hatten gekämpft bis zum Umfallen. Und dennoch war es den Angreifern gelungen, Alja und Rolf zu entführen. Shinon und Boyd hatten getobt, als es offenbar geworden war. Sie hatten ihr die Schuld gegeben. Die Kommandeurin schluchzte und barg das Gesicht in ihren Armen. Rhys war verletzt worden und bisher nicht aus seiner Ohnmacht erwacht. Doch was das Schlimmste war: Darahans Leben hing am seidenen Faden und sie waren nicht in der Lage, ihm zu helfen. Wenn er nicht bald Hilfe bekam, würde er sicher sterben. Soren kümmerte sich zwar aufopfernd um ihn - und um Jill, die ebenfalls schwer verletzt worden war - doch bis jetzt stellte sich keine Besserung ein. Und als wären das noch nicht genug Probleme, denen sie sich zu stellen hatte, war auch Gatrie nicht in der Lage, sich an den Aufräumarbeiten zu beteiligen. Lediglich Boyd und Shinon standen noch. Auch sie hatten Schrammen, Kratzer und leichte Wunden, doch sie waren zumindest noch nicht so erschöpft, um nicht mithelfen zu können, die Leichenberge, die sich vor den Türen des Söldnerquartieres auftürmten, zu verbrennen. Titania strich sich eine widerspenstige Strähne ihres roten Haares hinter das Ohr zurück. Dann richtete sie sich auf und wischte sich die Tränen vom Gesicht. Es half nichts. Sie musste wieder hinunter in den provisorischen Krankensaal - das Wohnzimmer - und ihren Gefährten helfen. Langsam stand sie von ihrem Bett auf und streckte sich.

Ihr Blick fiel auf den weißen Umhang, der über dem kleinen Schreibtischstuhl hing. Wieder sammelten sich Tränen in ihren Augen, als sie sich daran erinnerte, dass sie das Kleidungsstück getragen hatte, als sie Commander Greil zum ersten Mal begegnet war. Greil... wenn er nur hier wäre. Er hätte einen Ausweg aus der verfahrenen Situation gewusst, er, der mächtige Sir Gawain von Daeins vier Reitern. Titania schüttelte den Kopf. Greil war tot. Es nutzte nichts, sich darüber zu beklagen. Es nutzte ihr auch nichts, darüber zu jammern, dass er nicht mehr an ihrer Seite war. Sie hatte wahrlich anderes zu tun! Mit neuer Entschlossenheit - die doch nicht mehr als eine Maske war, denn in ihrem Inneren war Titania nichts anderes als verzweifelt - trat sie aus ihrem Zimmer heraus und ging forschen Schrittes die Treppen hinunter.
 

Shinon trat vor Boyd zur Tür herein. Der Axtkämpfer seufzte innerlich, als sich der Schütze umwandte und Boyd sehen konnte, wie sich dessen Lippen verzogen. "Verdammt, hätten sie es nicht gleich erledigen können? Dann hätten wir jetzt wenigstens eine Chance, die Knirpse zurückzuholen. Aber so..." Shinon stieß einen derben Fluch hervor, dann schnappte er sich einen Stuhl, der vergessen an der Wand neben der Tür stand und ließ sich darauf nieder. "Ist doch echt beschissen, das Ganze!" Boyd konnte nur nicken. Er spürte, wie sich ihm wieder die Kehle zuschnürte, als er an Rolf dachte, wie er in den Händen seiner Entführer bittere Tränen der Verzweiflung weinte. Doch dann hob er den Kopf. Nein, das war früher gewesen. Jetzt würde der Kleine wohl eifrig Pläne für ihre Flucht schmieden. Er war mit Alja zusammen gefangengenommen worden. Er und die kleine Heilerin machten sich gegenseitig Mut. Rolf hatte, ebenso wie er selbst, im Krieg gekämpft. Auch, wenn er altersmäßig sicher noch ein Kind war, so hatte Boyds jüngerer Bruder doch schon wesentlich mehr erlebt als seine Altersgenossen. Er würde nicht verzweifeln. Aber dennoch machte sich Boyd Sorgen um ihn. Er war sein Bruder...

Boyd ballte die Hände zu Fäusten, dann wandte er sich zu Soren um, der sich gerade über Rhys beugte, um ihm irgendein scheußlich riechendes Gebräu einzuflößen. "Kann ich dir irgendwie helfen?" Der Magier hob den Kopf und starrte Boyd aus seinen roten Augen an. Die Blässe im Gesicht des schlanken jungen Zauberers hatte noch zugenommen. Soren hatte die letzte Nacht fast nicht geschlafen. "Nimm den Eimer und hol mir frisches warmes Wasser aus der Küche. Aber wasch ihn vorher aus!", befahl er mit vor Müdigkeit rauher Stimme. Boyd nickte und gehorchte.

Da hörte er Shinon murmeln: "Ich tu mir das doch nicht an! Ich gehe los und suche nach ihnen. Die sollen sich wundern!" Der Schütze erhob sich, wobei er Boyd, der gerade den Wassereimer in Richtung Küche trug, grob anrempelte. Boyd lag eine scharfe Antwort auf der Zunge, die er jedoch rasch hinunterschluckte, als er Shinons grimmiges Gesicht sah. Der Schütze kochte innerlich vor Zorn. Man hatte es gewagt, seinen Schüler zu entführen. Die Schuldigen mussten gefunden und zur Strecke gebracht werden. So bald wie möglich. Shinon ging mit schweren Schritten in Richtung Tür davon.

"Boyd!" Sorens harscher Ton riss den Axtkämpfer aus seinem Nachdenken. Rasch nickte der Grünhaarige, dann machte er sich in Richtung Küche auf. Er hörte, wie Shinon den Raum verließ und die Tür nicht besonders leise ins Schloss fallen ließ.
 

Titania wechselte gerade den feuchten Lappen auf Jills fiebriger Stirn, als Soren fluchte. Die Kommandeurin sah auf. Offenbar war wieder etwas aus dem Ruder gelaufen. Rasch legte sie dem Mädchen das neue Tuch auf die Stirn, dann schritt sie zum Magier hinüber. "Was ist?" Soren stand bei Darahan und zeigte auf den fest angelegten Verband, der sich über die breite Brust des Wyvernritters spannte. Ein Blutfleck war darauf zu sehen. Sorgen mussten Titanias Gesicht verdüstern, denn Soren fragte: "Geht es dir gut? Du siehst nicht gesund aus." Titania winkte ab und der Magier fuhr fort: "Du erinnerst dich noch an diese tiefe Stichwunde knapp unterhalb der Rippen? Nun, es scheint, als wäre sie wieder aufgebrochen!" Soren wies auf Darahans bandagierten Hals. "Und als wäre das noch nicht schlimm genug, auch die andere schwere Wunde bereitet ihm Probleme!" Die Rothaarige nickte und beugte sich vor, um einen zweiten, wesentlich größeren Blutfleck an Darahans Hals zu erkennen. Soren seufzte: "Wenn Rhys nicht bald aufwacht und zumindest in der Lage ist, seinen Stab zu halten, dann wird Darahan den nächsten Morgen nicht mehr sehen." Titania nickte. Boyd meinte leise von Gatries Lager her - der Ritter schlief tief und fest, zumindest einer, der sich erholte! - dass es vielleicht klug wäre, den Verband zu wechseln und vielleicht eine andere Möglichkeit zu suchen, um die Wunde am Bluten zu hindern.

"Das wird bloß schwierig! Schließlich kannst du am Hals keinen Druckverband anlegen, sonst erwürgst du ihn versehentlich noch. Und eine Stichwunde an dieser Stelle ist auch schwierig zu verarzten!", gab Soren müde zurück. Titania musterte den Magier aufmerksam. Dicke Augenringe lagen unter den Augen des Magiers. Soren schwankte leicht, seine Hände zitterten. Immer wieder ging sein Blick in die Leere. "Soren, du solltest dich auch einmal ausruhen. Du bist völlig fertig!" Soren lachte leise - es klang allerdings alles andere als fröhlich: "Und wie? Allein bekommst du das sicher nicht hin!"
 

Da öffnete sich die Tür. Eine Silhouette von zwei Personen hob sich gegen das Licht des Sonnenuntergangs ab. Boyd und Soren erstarrten. Dann betrat Oscar das Gebäude.

"Was ist hier passiert?", wollte er mit tonloser Stimme wissen. Er legte seine Last auf dem nächstbesten Tisch ab. Titania starrte auf sein "Mitbringsel" und schwieg. Schließlich meinte Soren müde: "Siehst du das nicht? Wir sind angegriffen worden. Bis jetzt leben zwar noch alle, aber wie lange noch, weiß ich nicht..." Er trat näher zu dem Kavalier hin und sah auf den Tisch hinab. "Ich hätte es wissen müssen, dass sie noch in der Nähe waren." Titania spürte Tränen über ihre Wangen laufen, die sie hastig wegwischte, als sich Oscars Blick auf sie richtete. Entsetzen und leiser Zorn stand in seinen klaren Augen. "Wo sind Alja und Rolf?", fragte er dann leise. Titania schüttelte den Kopf. "Ich weiß es nicht. Er... er ist ihnen gefolgt. Die Daein haben sie entführt und er konnte sich nicht zurückhalten." Die Worte kamen ihr nur äußerst schwer über die Lippen. Zitternd trat sie näher. Schließlich schlug sie die Hand vor den Mund, wandte sich ab und begann zu weinen.

Boyd sah auf den reglosen Körper Shinons hinab...
 

Sein Bruder seufzte schwer. Soren fragte: "Was ist passiert?" Oscar schüttelte den Kopf. "Ich weiß es nicht. Ich war auf dem Rückweg, als ich Waffengeklirr und Schreie hörte. Ich sah nach. Als ich allerdings am Ort des Geschehens eintraf, fand ich ihn nur noch so, wie ihr ihn jetzt seht." Boyd nickte und besah sich das jüngste Opfer näher. Shinon lag ruhig auf dem Rücken. Langsam trocknendes, mittlerweile dickflüssiges Blut bedeckte die Stirn des Schützen, ebenso wie mehrere verkrustete Bahnen von seinem Mund abwärts wiesen. Er musste regelrecht überrannt worden sein, denn die dünne Panzerung, die Shinon getragen hatte, war vollkommen zerschmettert. Man hatte ihm die Pfeile entrissen und ihm beide Arme aufgeschlitzt. Boyd war sich sicher, dass es die Daein gewesen waren, diese Verletzungen passten genau zu denen, die auch Darahan, Jill, Rhys und Gatrie davongetragen hatten. Da fiel ihm auf, dass Shinon auch Blut im Haar hatte. Das Band, das die rote Mähne zurückgehalten hatte, hatte sich geöffnet und nun floss sie dem Schützen über die Schultern hinab. Doch in das natürliche Rot mischte sich nur allzu oft auch die dunklere Flüssigkeit, von der Boyd in letzter Zeit viel zu viel gesehen hatte.

Oscar seufzte und ließ sich schwer auf den Stuhl fallen, auf dem auch Shinon vor kurzem noch gesessen hatte. Sein Blick schweifte über den Raum. "Das ist wirklich schrecklich." meinte er dann. "Hätte ich gewusst, was passiert ist, hätte ich einen Heiler mitgebracht!"

Dies hörte die noch immer schniefende Kommandeurin. Sie straffte die Schultern und wischte sich unbeholfen über das Gesicht. Dann wandte sie sich um. "Noch ist es nicht zu spät. Ich möchte dich gern bitten, dass du möglichst schnell zum nächsten Dorf reitest und den Heiler dort herholst. Dann reitest du zu Ike. Er hat ein Recht darauf, zu erfahren, was passiert ist." Titania schien sich wieder gefasst zu haben, denn in ihren Augen konnte der Axtkämpfer neue Stärke schimmern sehen. Boyd hoffte, dass der Heiler noch rechtzeitig eintraf. Sonst... er wollte lieber nicht darüber nachdenken, was sonst passierte...
 

"Was?", brüllte der großgewachsene Mann mit vor Zorn gerötetem Gesicht. "Wie könnt ihr Narren es wagen, zuzulassen, dass das geschehen konnte?" Oscar fuhr unter den groben Worten zusammen - ebenso wie die schlanke Frau mit den dunkelgrünen Haaren, die neben dem rasenden Blauhaarigen stand. "Ike, bitte! Beruhige dich. Sie haben ihr Bestes gegeben!" Der Kavalier senkte beschämt den Kopf. "Ich wünschte, ich wäre doch schon früher abgereist. Dann hätte ich die Entführung vielleicht verhindern können." Er wagte es kaum, zu seinem ehemaligen Kommandeur aufzusehen. Ike tobte: "Was redest du da? Meine Schwester ist entführt worden! Du hättest ihnen folgen müssen!" Der Zorn in Ikes Gesicht, die Härte, mit der er die Fäuste ballte, erinnerte Oscar nur zu gut an Ikes Vater, Greil, der ebenso für seinen Zorn gefürchtet gewesen war. Ike sah ihm ähnlich, sehr ähnlich. Die vergangene Zeit hatte auch bei ihm Spuren hinterlassen. Seine Schultern waren breiter geworden und er war gewachsen. Alle kindliche Rundheit war aus seinem Gesicht gewichen und nun sah er Greil so ähnlich, wie es ein Sohn nur konnte. Und auch seine Wut schien der des Vaters ähnlich zu sein.

"Ike, hör auf!", bat Elincia, nun wirklich am Ende mit ihrer Geduld. "Es bringt dir nichts, wenn du ihn so niedermachst! Du hast gehört, was passiert ist! Hätte er den Heiler nicht geholt, wären einige unserer Freunde jetzt sicher tot!" Ike sah die zarte Frau an seiner Seite einen Moment verunsichert an, dann meinte er leiser und ein wenig kleinlaut: "Es tut mir leid, Oscar. Ich habe mich mitreißen lassen. Alja... ist alles, was mir noch geblieben ist von meiner Familie. Sie zu verlieren, wäre das schlimmste, was mir wiederfahren könnte!" Er senkte den Kopf. "Ich werde mit dir kommen. Es scheint, als bräuchten Greils Söldner meine Hilfe."

In ebendiesem Moment öffnete sich die Tür und eine relativ großgewachsene Frau betrat den Raum. Ihr hüftlanges hellblaues Haar fiel ihr offen über den Rücken. Das gekrümmte Schwert an ihrer Seite wies sie als Elincias Wächterin aus. "Lucia, was ist?", fragte die Königin von Crimea. "Milady verzeiht, aber Männer nähern sich dem Schloss aus der Stadt. Sie tragen schwarze Rüstungen, ebenso wie die Daeins. Aber mein Bruder meint, sie wirken nicht wie Daeins Soldaten. Sie scheinen irgendetwas von uns zu wollen und..." "Schwarze Rüstungen? Das sind sie! Sie haben Alja und Rolf entführt!", platzte Oscar dazwischen, fing sich einen scharfen Blick seitens Ike ein und wich mit gesenktem Kopf wieder zurück. Lucia sah irritiert von Elincia zu Ike und von ihm zu Oscar und schließlich wieder zu Elincia zurück. "Wie lauten Eure Befehle?" Elincia warf Ike einen hilflosen Blick zu und Ike gab stattdessen die Anweisung: "Ich vertraue Geoffreys Einschätzung. Er soll handeln, wie er es für richtig hält."

Lucia nickte und antwortete leise: "Er rechnete schon mit dieser Antwort und trug mir auf, Euch zu informieren, dass er plant, erst einmal abzuwarten und zu beobachten." Ike nickte abwesend und Lucia verneigte sich. "Entschuldigt nochmals diese Störung. Wenn es mir gestattet ist, würde ich mich gerne zurückziehen." Elincia lächelte sie an und neigte den Kopf und die Blauhaarige entfernte sich rasch.

"Mein Entschluss steht, meine Königin, gestattet Ihr mir, nach meiner Schwester zu suchen, oder soll ich bei Euch bleiben?" Elincia sah Ike entgeistert an. "Es ist deine Pflicht, nach deiner Schwester zu suchen! Glaubst du nicht, dass Lucia, Geoffrey, Juri und all die anderen nicht in der Lage wären, mich vor diesen Männern zu schützen?" Der ehemalige Söldnerführer senkte den Kopf. "Verzeiht mir. Mit Verlaub, ich würde mich gern sofort auf den Weg machen!" Elincia entließ ihn mit einer hektischen Handbewegung. "Ike, die Zeit drängt! Wenn du dich nicht beeilst, könnte es für deine Schwester zu spät sein!" Ike und Oscar verloren keine weitere Zeit mehr. Sie verließen die Hauptstadt nur wenige Minuten später.
 

Titania überwachte die Arbeiten. Die Söldner würden aufbrechen, sobald Oscar zurückgekehrt war. Da sie nicht wussten, wo sie ihre Verfolgung hinführen würde, hatte die Kommandeurin auf Sorens Rat hin beschlossen, möglichst auch Proviant, Ersatzkleidung und -waffen mitzunehmen, zusätzlich zu Zelten, Decken und allem Weiteren, was man für eine längere Reise benötigte, einschließlich einer größeren Summe Goldes. Sie befürchteten, ins winterliche Daein reisen zu müssen.

Als Ike hinter Oscar in den Hof des Hauptquartieres ritt, hätte er um ein Haar einen Zusammenstoß seines Tieres mit Jills grüner Wyvern verursacht. Das weibliche Tier stand voll aufgezäumt und mit Gepäck beladen im Hof, während seine Reiterin an den Schlaufen des Sattels herumnestelte und Ike und Oscar schlichtweg übersehen hatte. Zumindest, dachte Oscar, war der greise Heiler des Dorfes in der Lage gewesen, Rhys zu heilen, der dann die anderen versorgt und von ihren Wunden kuriert hatte. Selbst den Tieren ging es wieder gut. Er sah Darahans männlichen und wesentlich größeren Drachen in einer Ecke des Hofes liegen und dösen. Auch dieses Reittier war aufgezäumt und beladen.

Da kam ihnen die rothaarige Kommandeurin der Söldner entgegen. Ihr folgte ein noch immer blasser, aber nun zumindest unverletzter Shinon. Der Schütze hatte sich von seiner Begegnung mit den Entführern noch immer nicht ganz erholt, auch wenn es nur sein Stolz war, der ihn noch immer mit Verdruss anfüllte. "Haah, wie ich das hasse! Wann seid ihr endlich fertig?", fauchte er und sah sich missbilligend um, Ike bewusst ignorierend. Irgendetwas an seiner Haltung ließ Ike fragen: "Musst du immer in diesem Ton mit anderen sprechen, Shinon?" Der Bogenschütze sah ihn aus schmalen, eindeutig wütenden Augen an. "Was geht dich das an, Ikey-lein?" Diesmal war es Ike, dem die Zornesröte ins Gesicht stieg. "Niemand gibt dir das Recht, so mit mir zu sprechen, Shinon! Ich habe oft genug bewiesen, dass ich in der Lage bin, diese Truppe zu führen!" Sprachs, bekam aber sofort Shinons bissige Antwort: "Das haben wir gesehen! Kaum dass sich eine bessere Gelegenheit bat, bist du abgehauen und hast dich mit deiner Prinzessin vergnügt, oh, verzeih, ich vergaß! Sie ist ja jetzt Königin!" "Shinon, treibs nicht zu weit!", warnte ihn Ike mit gefährlich leiser Stimme. Doch Titania schritt ein, ehe der Streit eskalieren konnte. "Das reicht! Shinon, würdest du bitte nach Boyd schauen und ihn bitten, das Haus abzuschließen? Ike, für dich haben wir schon gepackt, bitte hol deine Sachen bei Rhys ab!" Sie stand zwischen beiden, die also keine Möglichkeit mehr sahen, sich an Titania vorbei anzugiften, also gehorchten sie widerstrebend. Ike bemerkte, als er mit einem prall gefüllten Rucksack zurückkam: "Titania, ich hatte gehofft, du würdest meinen Platz wieder freigeben, sobald ich zurückkehre?" Die Kommandeurin schüttelte den Kopf. "Das würde Shinon niemals akzeptieren. Und da ist er nicht der Einzige, fürchte ich. Finde dich damit ab, dass ich diese Truppe jetzt führe. Nicht, dass ich es mir wünschen würde, aber wir haben keine andere Wahl. Es tut mir leid." Nur wenige Minuten später brachen sie auf...
 

Ihr Weg führte sie tief in die Wälder des Ostens, an der Hauptstadt vorbei. Shinon, der die Rolle des Spurenlesers übernommen hatte, führte sie mit der Sicherheit eines Bluthundes. Sie kamen gut voran, auch wenn Gatrie des Öfteren hinterherklapperte, weil er wegen seiner schweren Rüstung kaum das scharfe Tempo halten konnte. Erst als er sich am zweiten Tag beklagte, befahl Titania dem Scharfschützen, langsamer zu gehen. "Was soll das? So holen wir sie nie ein!", knurrte Shinon, fügte sich aber dann und ließ Gatrie nachkommen und das Tempo bestimmen. Schließlich, als die Sonne bereits wieder untergegangen war, ließ Titania die Gruppe anhalten. "Wir werden hier rasten. Soren, kannst du Feuer machen? Gatrie, Shinon, Boyd, Ike, ihr kümmert euch um die Zelte!" Boyd maulte, dass die anderen ihnen helfen sollten und erhielt einen Rüffel von Darahan, der ihm freundlich erklärte, was passierte, wenn jemand Unerfahrenes wie Boyd versuchen wollte, sein Reittier von seinem Sattel zu befreien. Daraufhin war der Axtkämpfer auffällig ruhig und tat ohne zu klagen das, was ihm die Kommandeurin aufgetragen hatte.

Als sie schließlich um das Feuer saßen und ihren Erbseneintopf löffelten, sah sich die Rothaarige mit einem leisen Seufzer um. Jill neben ihr sah sie mit einem Lächeln an. "Genießt du es auch, am Abend nach einem anstrengenden Tag mit deinen Freunden um das Feuer zu sitzen und den Tag ausklingen zu lassen? Also mir gefällt es. Das kann man auch nur bei einer Söldnertruppe machen!" Jill klang wahrhaft glücklich und Titania stimmte ihr ohne zu zögern zu. "Das ist wohl wahr. Es wäre zwar mit Alja und Rolf noch schöner, aber auch so ist es angenehm. Wir sind alle müde, aber im Grunde doch zufrieden. Wenn wir uns anstrengen, werden wir die beiden sicher zurückbekommen!" Die Wyvernreiterin nickte und starrte verträumt in die Flammen.

Titanias Blick glitt über ihre Gefährten. Ike und Oscar unterhielten sich leise, Boyd hatte sich bereits in seinen Schlafsack gehüllt und schnarchte leise in dem Zelt hinter dem ehemaligen Anführer und dem Kavalier. Shinon und Gatrie tauschten die neusten Witze aus und lachten gedämpft. Darahan, der die erste Wache übernehmen würde, hatte die Augen geschlossen, um sich noch ein wenig auszuruhen. Und Rhys... Titania fuhr zusammen.

"Woher hast du das?" Der Heiler sah überrascht auf. "Alja warf es mir zu, als wir angegriffen wurden. Ich konnte es vor den Blicken der Daeins verbergen. Jetzt wollte ich es mir nur einmal genauer ansehen!" Titania schüttelte den Kopf. "Du kannst es anfassen?" Ihre Augen sahen gebannt auf das Bruchstück des Artefakts in Rhys' Händen. "Ja, durch irgendeine glückliche Fügung schon. Ich weiß nicht warum, aber es geht, ohne dass ich irgendetwas spüre." Er senkte den Blick wieder auf seine Hände, die ruhelos über das Artefakt strichen. "Ich wüsste zu gern, zu was es gut ist, oder wie viele andere Teile davon noch existieren?" Titania nickte und gähnte. Sie wandte sich an die anderen: "Ich denke, ich werde jetzt dann schlafen gehen. Bleibt nicht mehr zu lange wach, ja?" Sie wandte sich an Ike. "Weckst du mich, wenn deine Wache vorüber ist?" Er nickte und die Kommandeurin streckte sich. "Also dann, gute Nacht!" Von Shinon kam ein ironisches "Ja, Mama!", das Titania ebenso wie alle anderen zum Grinsen brachte, dann wandte sich die Rothaarige um und betrat das zweite, etwas kleinere Zelt, das Jill und sie bewohnten. Als sie sich auf der Bettstatt ausgestreckt hatte, dauerte es keine fünf Minuten mehr, dass sie in einen tiefen, traumlosen Schlaf fiel...
 

soviel hierzu. Tja, das war wohl ein kurzer Auftritt für Lucia und Co. Aber es war nicht ihr letzter, das sei schon mal gesagt. Scheint, als würde sich diese Fanfic tatsächlich zu einem waschechten Epos wandeln. Nicht, dass ich was dagegen hätte, aber etwas aufgeregt bin ich dann doch deswegen! ^^

Ach ja, und ich würde mich über Kommentare natürlich sehr freuen, denn nur dadurch weiß ich, wie dies oder jenes wirklich rüberkommt!

Tanzende Klinge und Totenklage

Und weiter gehts! *freu* ich hatte schon richtig Wespen im Hintern deswegen... *grins* obwohl ich mir noch nicht ganz sicher bin, wie das Kapi ankommt.
 

Sie kamen gut voran. Titania und Oscar ritten neben Shinon, der die Gruppe immer noch führte, Darahan und Jill beobachteten das Geschehen aus der Luft aus. Nach dem Schützen und den Reitern folgten Rhys, Gatrie und Soren und Ike und Boyd bildeten das Schlusslicht. Titania war zufrieden mit sich, denn es war ihr bis jetzt gelungen, sämtliche Streitereien zu unterbinden. Noch, sagte sie sich. Die Konfrontation würde kommen. Shinon und Ike konnten sich nicht in die Augen sehen, ohne dass einer von beiden eine Provokation, sei es absichtlich oder unabsichtlich, dem anderen vor die Nase warf. Bis jetzt hatte Ike sich gezwungen, zu allem ruhig zu bleiben und umgekehrt war es Titania immer gelungen, Shinon oder Ike rechtzeitig fortzuschicken, bevor Shinon einen Streit vom Zaun brechen konnte. Sie hoffte, dass ihr das noch weiterhin gelingen würde.
 

Als die Sonne im Zenit stand, befahl die Kommandeurin, zur Mittagspause anzuhalten. Es nutzte ja nichts, wenn sie sich alle verausgabten. Jill und sie selbst bereiteten rasch das Essen - Schinken, Käse und Brot. Derweilen übten sich die Männer mit ihren Waffen. Jill sah immer wieder sehnsüchtig hinüber zu Darahan, der mit seinem Drachen wilde Loopings drehte und es gleichzeitig schaffte, seine Axt zielsicher in die Mitte eines Baumes zu platzieren. "Möchtest du mit ihm trainieren?", fragte sie schließlich, als sie beobachtete, wie Jill geschlagene fünf Minuten mit dem Schinken in der Hand dastand und zu ihrem Begleiter hinüberstarrte. Jill zuckte zusammen, stammelte eine hastige Entschuldigung und legte das Essen ab. Titania grinste, dann rief sie ihre "Untergebenen" zum Essen.

"Also ich weiß nicht, wie ihr das seht, aber ich für meinen Teil finde, dass wir Alja und Rolf so schnell wie möglich finden müssen!", meinte Ike und sah in die Runde. Boyd nickte und sagte mit vollem Mund: "Du hascht Rescht. Bevor ihnen noch wasch paschiert!", was Soren einen leicht angewiderten Blick entlockte. Shinon enthielt sich eines Kommentars, was Titania sowieso wunderte. "Ich werde alles geben, um sie zurückzuholen. Sie sind Mitglieder von Greils Söldnern. Wenn man ihnen auch nur ein Haar krümmt, werden diese Daeins dafür hundertfach büßen!" Ike sah Oscar und Boyd an, die beide nickten. "Große Worte für jemanden, der nichts zu sagen hat." Da war es. Genau darauf hatte Titania nur gewartet. "Was willst du damit zum Ausdruck bringen, Shinon?", fragte Ike leise und entlockte dem Scharfschützen ein kaltes Lächeln: "Kannst du dir das nicht denken, kleiner Ike? Spiel dich hier nicht auf wie als wärst du der Commander! Das bist du nämlich nicht mehr, falls du es nicht mitbekommen haben solltest!" Der Blauhaarige kniff die Augen zusammen. "Shinon, ich habe mir deine Sticheleien lange genug angehört. Ich sage es ein letztes Mal: reiz mich noch weiter und du wirst dir wünschen, diese Daein hätten dir den Garaus gemacht, als sie die Gelegenheit dazu hatten!" "Ach, und wie willst du das anstellen, Ikey-lein? Du nimmst den Mund ganz schön voll dafür, dass du mittlerweile in der Rangordnung unter mir stehst!" Shinon sah hinüber zu Titania, die genervt die Augen verdrehte. Glücklicherweise ging Oscar in diesem Moment dazwischen: "Hört ihr das?" Alle Köpfe wandten sich zu dem grün gerüsteten Kavalier um. "Was?" Oscar schloss die Augen und lauschte. "Waffengeklirr. Da wird gekämpft. Stimmen." Soren legte den Kopf in den Nacken und lauschte ebenfalls. "Er hat Recht. Sollen wir eingreifen?" Titania nickte. Binnen Sekunden hatten sich Oscar und Jill in die Sättel ihrer Reittiere geworfen. Titania folgte nur wenig später. Bevor sie hinter den Heißspornen in den Wald preschte, rief sie Soren noch zu: "Kümmer dich darum, dass ihr fertig seid wenn wir zurückkommen!" Sie bekam Sorens Antwort nicht mehr mit, denn sie folgte Kavalier und Wyvern-Reiterin, bevor sie sie verlieren konnte.
 

Als Titania sah, dass Oscar und Jill vor ihr angehalten hatten, zügelte sie ihr Pferd und ritt in gemäßigtem Tempo zu den beiden heran. "Was ist?" Oscar wies nur mit der Lanze auf etwas, das sich außerhalb von Titanias Gesichtsfeld befand. Die Rittmeisterin reckte sich, doch schlussendlich blieb ihr nichts anderes übrig, als um Jills Wyvern herumzureiten, um zu sehen, was die beiden zum Anhalten veranlasst hatte. Ihr stockte der Atem. "Was zum... das sind... Laguz!"

Drei Geschöpfe lagen am Boden. Zwei waren die kräftigeren, gestreiften Tiger-Laguz, eines eine zartere Katze - ein Weibchen, wenn Titania es richtig deutete. Alle drei waren tot, wiesen schreckliche Wunden von Schwertern auf und zwischen ihnen, besudelt mit dem Blut der Laguz hockte... ein Beorc. Sein knapp schulterlanges Haar fiel ihm ins Gesicht, als er den Kopf der Katze sanft streichelte. "Warum? Warum habt ihr das getan? Bitte... sagt es mir..." Seine Stimme klang, als würde er weinen. Jill meinte leise: "Es ist zu spät. Sie sind tot. Du hast sie umgebracht!" Der Mann zuckte zusammen, seine Hand fuhr zu der gekrümmten Klinge an seiner Seite. Titania krampfte die Finger um die Lanze - das Schwert war ein gefürchteter Schnitter, dessen Schärfe selbst Stahl mühelos zu durchdringen in der Lage war. Doch dann stutzte sie, als der Mann den Kopf umwandte und zu ihnen aufsah. "Zihark?!?" Fassungslos starrte sie auf einen ihrer Freunde hinab. Der Mann strich sich das blutverschmierte Haar zurück und wischte sich mit dem Handrücken über die Augen. "T...Titania? Was macht Ihr hier?" Oscar fragte mit gerunzelter Stirn: "Gleiches könnten wir dich fragen! Was zum Geier hast du angerichtet? Du sollst ein Laguzmörder sein?" Zihark richtete sich langsam auf. Titania sah wieder Tränen in seinen Augen stehen und fragte sich unwillkürlich, was hier vorgefallen sein musste. Der Schwertkämpfer vor ihnen war ein gefährlicher Gegner, aber er schreckte normalerweise heftig davor zurück, gegen Laguz zu kämpfen. Was hatte Zihark getan?

Jill, die ebenfalls die Nässe in den Augen des Mannes sah, fragte: "Brauchst du ein Taschentuch?" Zihark schüttelte den Kopf. "Nein... danke... es würde schon ein wenig Wasser reichen..." "Was hast du getan?", fuhr Oscar auf, wohl in dem Gefühl, ignoriert zu werden. "Warum schlachtest du seit Neuestem Laguz ab?" Ziharks Kopf sank herab. "Ich habe das nicht gewollt. Sie brachen aus dem Wald und... ich habe versucht mit ihnen zu reden, aber... sie haben einfach angegriffen!" Seine blutigen Hände schlossen sich zu Fäusten. "Sie griffen an, wieder und wieder... sie ließen mir keine andere Wahl, als zurückzuschlagen. Ich... ich wollte das nicht!" Er sank auf die Knie und vergrub das Gesicht in den Händen. "Ich wollte sie nicht umbringen!" Er zitterte stark. Titania saß ab und ging zu ihm hinüber. Sie strich ihm über das Haar. "Scht, schon gut. Mach dir keine Gedanken. Wenn sie Amok gelaufen sind, war es vielleicht ganz gut, dass du sie erledigt hast, bevor sie Andere verletzen konnten!" Zihark sah auf. Wut schimmerte in seinen graublauen Augen. "Sagst du mir damit, dass es gut war, zum Mörder zu werden? Laguz sind genauso wie wir berechtigt, ihrem Zorn freien Lauf zu lasen!" Titania seufzte, dann nickte sie. "Ich weiß, keine Sorge. Trotzdem, einem wahnsinnig gewordenen Laguz stellt man sich besser nicht in den Weg - außer man ist so begabt mit dem Schwert wie du.

Apropos: was machst du überhaupt hier?" Zihark sah zu Boden. "Ich bin im Auftrag von König Caineghis hier. Mehrere Laguz-Kinder sind verschwunden, kurz nachdem an der Grenze Soldaten in schwarzen Rüstungen gesehen wurden. Ich übernahm die Aufgabe, sie zu verfolgen, um herauszufinden, ob sie etwas mit den verschwundenen Kindern zu tun haben." Oscars Augenbrauen hoben sich verwundert. "Du warst in Gallia? Und der König der Biester gibt dir persönliche Aufträge? Mich wundert es, dass er nicht Lethe, Ranulf oder Mordecai geschickt hat..." Der Schwertkämpfer nickte. Er zog ein Tuch aus der Tasche und säuberte sich langsam Gesicht und Arme. "Das Treffen der Laguz-Könige steht bevor. Das Trio Infernale begleitet seinen König. Giffca zu schicken, wäre zuviel der Ehre gewesen, meint ihr nicht? Also habe ich mich erboten, nicht ahnend, dass ich vor solche Aufgaben gestellt würde!" Titania nickte verständnisvoll. "Wir sind auf der Suche nach denselben Leuten wie du. Alja und Rolf sind entführt worden. Jetzt jagen wir sie." Ziharks Blick wanderte über die drei Söldner. "Ich denke, ich kann sagen, dass ich allein mit der Sache überfordert bin. Seht ihr diese schwarzen Bänder an den Beinen der Laguz? Ich glaube, sie handelten im Dienst der Schwarzgerüsteten. Wenn sie auch nur noch einen mehr geschickt hätten, stünde ich jetzt nicht hier. Daher... wäre es für euch in Ordnung, wenn ich mich euch anschließe?" Ein breites Grinsen bedeckte Titanias Gesicht. "Kein Problem. Jemanden wie dich können wir immer gebrauchen!"
 

Im selben Moment hörten sie, wie ganz in der Nähe Tumult losbrach. "Was ist denn jetzt schon wieder?", stöhnte Jill. "Klingt für mich wie eine Schlacht - aber diesmal zwischen Beorc!", meinte Oscar und Titania nickte. "Sehen wir uns das an. Zihark, du reitest mit mir, mein Pferd hat mehr Kraft als Oscars!" Der Schwertkämpfer nickte und gehorchte anstandslos. Als er saß und die Arme um Titanias Taille geschlungen hatte, um sich festzuhalten, gab sie ihrem Pferd die Sporen. Oscar und Jill folgten nur eine Sekunde später. Wiederum preschten sie durch den lichten Wald. Farnwedel schlugen ihnen um die Beine und sie mussten sich des Öfteren unter niedrigen Ästen ducken. Oscar gab den Weg vor, denn sein Gehör schien das beste zu sein und er hörte trotz des Lärms, den sie verursachten, woher die Geräusche kamen. Es dauerte nicht mehr als zehn Minuten, dann tauchte vor ihnen eine Lichtung auf, auf der sich allerdings nicht mehr viel regte. "Was ist das?", fragte Jill und richtete sich im Sattel auf, um nach vorne zu spähen. Zeitgleich brachen alle drei Reittiere aus dem Wald.

Und ebenso synchron zügelten sie ihre Tiere.

Vor ihnen befand sich ein Schlachtfeld. Reiter in den Rüstungen Crimeas verließen gerade den Ort des Geschehens und ließen Tote in schwarzen Rüstungen zurück. Der Anführer, ein Kavalier in einer roten Rüstung, zog gerade seine Wurfaxt aus dem Leichnam eines in eine schwarze Rüstung gekleideten Mannes. Jill runzelte die Stirn, dann rief sie: "Ich glaube es nicht! Kevin!" Der Reiter fuhr herum, die Axt im Anschlag. Dann jedoch stutzte er und ließ die Waffe sinken. Er winkte seinen Begleitern, schon vorzureiten und trieb sein Pferd zu Titania und ihren Leuten heran. "Titania, seid Ihr das?" Titania nickte und lächelte. "Ich wusste gar nicht, dass man Euch befördert hat, Kevin!" Der Ritter grinste und richtete sich auf. "Nun, das kam gar nicht so plötzlich. Lady Elincia trug sich schon längere Zeit mit dem Gedanken! Ich stehe zwar nach wie vor weit unter General Geoffrey, aber zumindest bin ich kein ganz einfacher Truppführer mehr." Sein Blick glitt über Zihark und Jill und verharrte schließlich auf Oscar. Seine Augen verengten sich.

"Sieh an, wen haben wir denn da? Wenn das nicht mein Erzrivale ist!" Seine Finger tasteten nach der Axt, die am Sattel hing. "Beruhige dich, Kevin. Ich bin nicht hier, um mich mit dir zu messen! Wir haben lediglich den Lärm gehört und wollten nachsehen, was passiert ist! Kannst du uns Informationen geben?" Kevin nickte widerstrebend. "Also gut, dieses Mal... wir handelten auf Befehl von General Geoffrey. Diese Leute hier haben versucht, in den Palast einzudringen, aber dank dem schnellen Eingreifen des Generals konnten wir sie aufhalten und zurückdrängen. Meine Leute und ich wurden ausgeschickt, um sie zur Strecke zu bringen! Äh... was ist los? Warum seht ihr mich so an?"

Titania starrte den Mann vor ihr noch ein paar Sekunden weiterhin überrascht an. "Es waren zwei Gruppen?" Oscar nickte. "Müssen es wohl gewesen sein... Aber dann bedeutet das, dass sie es auf jemanden im Palast abgesehen haben? Königin Elincia etwa?" Da mischte sich Zihark, der zuvor reglos hinter Titania gesessen hatte, ein. "Es waren mindestens drei Gruppen. Die, die ich verfolgte; die, die den Palast angegriffen haben und jene, die ihr verfolgt. Aber was wollen sie?" Jill überlegte: "Sie haben Laguz-Kinder entführt und Alja und Rolf. Und sie wollen Elincia? Das ergibt irgendwie keinen Sinn!" Titania nickte, dann wandte sie sich an Kevin. "Kommt ihr zurecht? Ich würde jetzt gerne zu meinen Leuten zurückkehren!" Der Ritter in der roten Rüstung nickte und klopfte sich auf die Brust. "Natürlich kommen wir zurecht! Wir haben schließlich all diese Angreifer erledigt! Zweifelt ihr etwa an den Plänen des Generals?" Titania schüttelte lächelnd den Kopf. Kevin würde sich nie ändern. Glühend vor Verehrung für Geoffrey und selbstbewusst bis ins Mark, so kannte sie ihn. Ein Blick in Oscars Gesicht sagte ihr, dass er ebenso dachte. "Also gut. Dann sorgt auch weiterhin dafür, dass der Königin nichts geschieht, sonst röstet Euch Ike auf großer Flamme, wenn er zurückkehrt!" Kevins braune Augen leuchteten. "Ich werde niemals versagen! Ich bin ein königlicher Ritter von Crimea!"

Jill grinste und murmelte: "So wie beim Training, als du dir die Axt selbst in den Schädel gerammt hast?" "Das habe ich gehört! Sei nicht so ungezogen zu einem Ritter wie mir!", fuhr Kevin auf, doch Titania bedeutete ihm, zu schweigen. "Wir reiten jetzt zurück und das solltet Ihr auch tun. Ich hoffe, wenn wir uns das nächste Mal sehen, ist es unter freundlicheren Umständen..." Der Kavalier nickte, verneigte sich zum Gruße, dann wendete er sein Pferd und ritt seinen Begleitern hinterher. Die Kommandeurin sah ihm nach. "Es ist schön zu wissen, dass zumindest er sich überhaupt nicht verändert hat.", meinte Oscar, ehe auch er sein Tier wendete und in den Wald zurückritt. "Ich hoffe nur, Geoffrey kommt damit klar, dass man ihn in seiner eigenen Stadt angreift...", flüsterte Titania. "Auf dem eigenen Territorium kann man sehr schnell das Ruder aus der Hand verlieren, wenn man nicht aufpasst..." Zihark meinte leise: "Er ist Crimeas General. Er wird es schon schaffen!" Titania strich sich eine rote Haarsträhne aus den Augen. "Ich bete, dass du Recht hast, Zihark..."
 

Als sie zurückkehrten, wurden sie schon erwartet. Ike und Shinon standen nebeneinander, mit demonstrativ voneinander abgewandten Gesichtern. Zwischen ihnen stand Darahan. Er wirkte amüsiert, denn die beiden schwiegen mit beleidigten Mienen. Soren warf Titania einen genervten Blick zu und Gatrie grinste: "Endlich kommt ihr wieder! Noch länger und die beiden hätten sich wirklich noch in die Haare bekommen! Wir haben es nur Darahan zu verdanken, dass sie überhaupt noch Ruhe bewahren!" Die Kommandeurin nickte und warf dem Wyvern-Lord einen dankbaren Blick zu. Er erwiderte ihn mit einem angedeuteten Nicken.

Da rief Rhys: "Hey, ist das Zihark?" Boyd rannte heran und half dem Schwertkämpfer vom Pferd.

"Das nenne ich mal eine Überraschung! Wie kommst du hierher? Ich dachte, du wolltest Crimea für einige Zeit verlassen!" Zihark brachte ein Lächeln zustande, dann fragte er: "Habt ihr etwas Wasser für mich? Ich geriet in einen Kampf und war gezwungen, meine Waffe zu benutzen." Rhys reichte ihm einen vollen Wasserschlauch und Zihark säuberte sich rasch. "Ah, das tut gut. Danke! Und ja, ich war außerhalb von Crimea..." "Können wir das später besprechen? Wir haben schon genug Zeit verloren!", drängte Shinon mit beleidigter Miene. Titania nickte grinsend. Wenig später machte sich die Truppe wieder auf den Weg. Sie wussten, dass sie ihre entführten Freunde bald finden mussten...
 

Das wars schon wieder. *grins* ich hoffe, es gefällt euch! ich hab mir Mühe gegeben.

Jetzt ist also auch Zihark dabei! *hops* mein Myrmidone! ^^ Und Kevin durfte auch schon kurz auftreten!

Es wäre nett, wenn diejenigen, die lesen auch einen Kommi dalassen würden! *verneig* denn nur so weiß ich, was ich besser machen kann!

Besuch in den Abendstunden

mmmh, und weiter gehts. Ich muss jetzt echt die Charas reinbringen, die ich schon die ganze Zeit zurückgehalten habe... *seufz* aber es ist so mühsam...
 

Die Verfolgung zog sich hin. Titania war es langsam leid, diesen Schwarzgerüsteten nachzulaufen. Fast eine Woche war vergangen, seit sie Zihark aufgelesen hatten. Mittlerweile waren sie fast an der Grenze zum nördlicher gelegenen Daein. Die Kommandeurin fragte sich unwillkürlich, wohin ihre Reise sie noch führen würde, sie hoffte, es ging nicht mehr allzu weit. Shinon und Ike hatten ihre Streitigkeiten noch immer nicht beigelegt, aber da sie vor drei Tagen Gatrie und Boyd gebeten hatte, sich um die Streithähne zu kümmern und sie so gut wie möglich zu trennen, hatte sich die Lage etwas entspannt.

Doch der Scharfschütze machte ihr trotzdem Sorgen. Shinon verhielt sich nicht, wie er es sonst tat. Er wirkte rastlos, und, was ungewöhnlich für ihn war, beunruhigt. Es schien, als sei die sonst grenzenlose Quelle an Selbstvertrauen am Versiegen. Shinon saß abends nur noch teilnahmslos am Feuer, sprach so gut wie nicht mehr. In seinen Augen brannte Hass, Unruhe und eine Qual, die Titania noch nie bei ihm wahrgenommen hatte. Mit einem Mal wurde ihr klar, dass Shinon sich selbst die Schuld für Rolfs und Aljas Entführung gab - und dass er damit scheinbar überfordert war. Sie wollte sich gerade zu ihm begeben, um ihm vielleicht ein wenig Trost zu spenden, oder ihn zu besänftigen, wenn ersteres fehlschlug, doch sie kam nicht dazu.

Denn sie sah aus den Augenwinkeln eine Gestalt durch die Bäume auf das Lager zutaumeln. Mit einem Warnruf auf den Lippen fuhr sie herum. Sie stutzte, als violettes Haar in Sicht kam, und ein Orangenes Oberteil. So eine Kombination benutzte wahrlich nur eine Person in ganz Crimea. "Mia? Wie kommst du denn hierher?" Sie machte einen Schritt auf die junge Frau zu - und erstarrte. Es war tatsächlich die Myrmidonin, doch sie war nicht allein. Sie schleppte irgendetwas Grünes, zusammen mit der kleineren, zarteren Ilyana. Die Magierin war totenbleich und taumelte unter dem Gewicht ihrer Last. Boyd und Darahan, durch die Warnung ihrer Kommandeurin aufmerksam, hoben beide überrascht die Augenbrauen. Titania folgte ihren Blicken und sah auf die Last hinab. "Oh mein Gott!" Mehr sagte sie nicht, sondern hastete sofort auf ihre Leute zu.

Mia und Ilyana legten ächzend den reglosen Körper ab. Titania, die geholfen hatte, ihn bis zum Feuer zu schleppen, ließ sich erschöpft fallen. Sie besah sich das "Fundstück" genauer. Es war ein kräftiger Tiger-Laguz mit dunkelgrünem Fell. Sie kannte diesen Pelz... Dann öffneten sich die Augen. Grün strahlte ihr fiebrig entgegen. "Das gibts nicht!", entfuhr es Jill, die direkt hinter der Kommandeurin stand. "Das ist Muarim!" Titania nickte und legte die Hand auf die Schulter des großgewachsenen Geschöpfes. Muarim zuckte zusammen, lag sonst aber still da. Entsetzt spürte die Rothaarige, wie erhitzt der Körper unter ihrer Hand war. Ilyana, die zarte Magierin mit dem fliederfarbenen Haar, sagte mit leiser Stimme: "Wir haben ihn vorgestern gefunden. Er ist krank und sehr erschöpft! Und seitdem nicht aus seiner Laguz-Gestalt herausgekommen!"

"Was?" Titania fuhr zu dem Mädchen herum. "Aber so lange kann kein Laguz es aushalten! Es sei denn... Zihark, komm her!" Der Schwertkämpfer nickte und trat zu ihr. "Ja? Was ist?" "Du verstehst besser als jeder andere die Sprache der Laguz, wenn sie in ihrer Tiergestalt sind. Versuche, mit ihm zu sprechen! Versuche, herauszufinden, was geschehen ist!" Zihark nickte zögernd, dann ließ er sich neben Muarim auf den Boden sinken. Er strich sanft über den Kopf. "Versuche, mir zu erzählen, was passiert ist, ja?" Seine Stimme klang leise und beruhigend, denn die Augen des Laguz waren aufgerissen und sein Blick flackerte unruhig von einem zum Anderen. Offenbar begriff er nicht, dass er sich in Sicherheit befand. Ziharks Stimme klang, als er nahezu beschwörend auf den Laguz einredete, so leise, dass Titania Mühe hatte, ihn überhaupt zu verstehen.

Sie fragte: "Mia, konntet ihr in Erfahrung bringen, wo er herkam und was er gemacht hat?" Die Schwertkämpferin schüttelte den Kopf. "Nein. Er konnte sich kaum mehr auf den Beinen halten, hatte Fieber und war verwundet." Sie zeigte auf eine mit dunklem Blut verkrustete Wunde an Muarims Seite. Die Kommandeurin schreckte zurück. "Oh mein Gott! Rhys, komm her und heile ihn! Er ist verletzt!" Der Heiler, der zuvor noch am Feuer gesessen hatte, hob den Kopf, nickte und gehorchte. Als sich der Stab auf die Wunde senkte und das Licht die Wunde binnen Sekunden schloss, wurde auch Muarims Blick klarer und er begann, in der Sprache der Biester mit Zihark zu sprechen. Der Myrmidone nickte, stellte Fragen und hörte nicht auf, Muarim den Kopf zu kraulen. Titania lächelte. Zihark sah in jedem Laguz einen Freund, dem man möglichst viel Gutes tun musste. Sie schickte Mia und Ilyana zu Soren, der bereits zwei Schüsseln mit dem heutigen Abendessen - einem dicken Eintopf - gefüllt hatte. Sie konnte nun nur noch warten...
 

Als Zihark ein wenig später zu ihnen stieß - Ilyana hatte seitdem satte drei Schüsseln Eintopf verdrückt, Titania wunderte sich immer wieder, wie ein so zartes Mädchen nur so viel essen konnte - war seine Miene verdunkelt. "Muarim ist ebenfalls einer Gruppe von Attentätern oder Entführern oder was auch immer begegnet. Sie haben Tormod vor seinen Augen mitgenommen. Er hat sie verfolgt." Er ließ sich zwischen Gatrie und Ike nieder. Muarim folgte ihm und legte sich neben Titania hin. Zihark fuhr fort: "Aber was das schlimmste an der Sache ist: Er hat den Kampf verloren, ihm wurde ein seltsames Puder ins Fell gestreut und seither war er nicht mehr in der Lage, sich zurück in seine menschliche Gestalt zu verwandeln. Er hat mehrmals versucht, es sich aus dem Pelz zu waschen, aber ohne Erfolg. Es scheint fast, als hätte dieses Zeug die Wirkung, einen Laguz in seinem Zustand zu bannen." Boyd bemerkte: "Aber es muss doch vorteilhaft sein, dauernd kampfbereit zu sein, oder?" Der Myrmidone schüttelte den Kopf. "Für uns Beorc vielleicht, aber als Laguz lebt man hier noch immer gefährlich. Muarim wurde aus Begnion vertrieben, weil er dummerweise Sklavenjägern über den Weg lief. Er verlor kurzzeitig die Spur und fand sie schließlich wieder, als er den Entführern nach Gallia folgte. Dort verlor er sie wiederum für kurze Zeit. Dann schlugen sie einen Weg nach Daein ein und er wurde entdeckt und verletzt. Und danach haben ihn Mia und Ilyana schließlich gefunden." Titania nickte. "Das ist in der Tat interessant. Also waren sie es, die auch du verfolgt hast, Zihark. Zumindest ein Punkt, der uns nicht noch weitere Sorgen bereiten muss. Es sind und bleiben scheinbar drei Gruppen..."

"Äh, Titania?", meldete sich da Mia zu Wort, die ihre Schüssel mit Eintopf bereits ein zweites Mal geleert hatte und sie nun auf den erdigen Boden vor sich absetzte. "Wir haben Neuigkeiten aus der Hauptstadt. Offenbar gibt es Probleme. General Geoffrey und Lady Lucia geben ihr Möglichstes, um eine dieser Gruppen in Schach zu halten, aber diese Angreifer stellen sich verdammt klug dabei an. Offensichtlich ist es ihnen ein zweites Mal gelungen, in den Palast einzudringen. Mehrere Bedienstete wurden getötet und einige Soldaten verletzt. Die Bevölkerung der Stadt scheint in Angst zu sein - jedenfalls behauptete das der Händler, der uns das erzählte. Er war auf dem Weg nach Daein, um Handel zu treiben, wobei er meinte, dass er diesmal scheinbar ins sicherere Land gehen würde..." Sie zuckte die Schultern und richtete ihr Haarband neu. "Ich weiß nicht, wie sicher diese Quelle war, aber das klingt auf jeden Fall nicht besonders gut!" Titania seufzte. "Geoffrey schafft das schon. Und zur Not ist immer noch Juri bei Elincia und dieser schlaue Fuchs lässt sich nicht überrumpeln, da bin ich mir sicher! Elincia ist in Sicherheit!" Ike, der ihr gegenübersaß, sah nicht überzeugt aus. "Ich weiß nicht. Auch die beiden sind nur Menschen und keine Götter. Auch sie machen Fehler." Die Kommandeurin, die erriet, was der Blauhaarige dachte, schüttelte den Kopf. "Nein, Ike, du wirst nicht zurückgehen! Wir brauchen dich hier!" "Hier? Nun, das sehe ich..." Sein Blick wanderte bedeutungsschwer zu Shinon hinüber, dessen Augen sich zu schmalen Schlitzen verengten.

Doch bevor er etwas sagen konnte, stieß Rhys einen gequälten Schrei aus. Titania und alle anderen zuckten zusammen, fuhren herum zu dem schlanken Heiler und sahen, wie Rhys sich krümmte, die Hände um den Kopf gekrallt und das Gesicht schmerzverzerrt. "Nein! Nicht!" Soren war auf den Beinen, ehe irgend jemand anderes auch nur reagieren konnte. Er packte das Amulett, das um Rhys' Hals hing und riss es kurzerhand ab. Dann ließ er es mit einem Fluch fallen und umklammerte mit der Linken seine Hand. "Soren, was ist?" Endlich gelang es der Rothaarigen, ihre Starre abzuwerfen. Der Magier sog die Luft zwischen den Zähnen ein und schüttelte sich. "Ein Schock wie von einem Donnerzauber!", fauchte er. "Weiß der Geier, wie der Kerl das geschafft hat, das Teil ist aufgeladen wie der Himmel bei Gewitter!" Titania trat zu ihm hin und berührte Sorens Hand. Langsam öffnete der Schwarzhaarige die Faust und die Kommandeurin sah eine schwarz verfärbte Stelle an der Handfläche des Magiers. "Das sieht nicht gut aus!" Sie blickte hinab zu Rhys, der auf dem Boden kniete und schwer atmete. "Was ist mit dir?" Der Orangehaarige sah auf und brachte ein gequältes Lächeln zustande. "Ich weiß es nicht. Ich habe einen Schock bekommen, spürte eine Präsenz in meinem Kopf, die mir rasende Kopfschmerzen verursachte. Als Soren das Amulett wegnahm, verging es ganz plötzlich. Es begann, als Mia von dem Angriff auf den Palast berichtete... Ich weiß nicht, woher das auf einmal kam..." Er schüttelte den Kopf und kam mühsam auf die Füße. "Tut mir leid, Soren. Lass mich die Wunde sehen." Der Magier gehorchte und der Heiler richtete den Stab auf die Verletzung. Weißes Licht heilte sie binnen Sekunden. "Ich hoffe, dass das nicht noch einmal vorkommt!", lächelte er und ging in Richtung seines Zeltes davon. Titania sah, dass er das Amulett fest in der Hand hielt, offensichtlich ohne das geringste Problem. Was ging hier nur vor?
 

Sie beeilten sich, an die Grenze zu kommen. Shinon legte nun wieder ein schnelleres Tempo vor und Gatrie durfte zwischendrin immer wieder bei Oscar oder Titania mitreiten, wenn er zu weit zurückfiel. Muarim nahm ihn auch ab und zu auf den Rücken. Der Laguz war noch immer nicht in der Lage, in seine menschliche Gestalt zu wechseln. Doch was Titania noch mehr Sorgen machte, waren die Berichte, die sie von jedem Reisenden, dem sie begegneten, bekamen. Die Hauptstadt war in Aufruhr, denn sie glich einem Kriegsschauplatz. Die königlichen Ritter waren nicht in der Lage, die Angreifer zu stellen. Ike sorgte sich um Elincia und wollte mehrmals zurückkehren, ehe Titania ihm befahl, solche Gedanken zu unterlassen. Die Königin war in Sicherheit! Doch insgeheim machte auch sie sich Sorgen. Diese Art von Guerillakrieg war ihr zuwider. Die königlichen Streitkräfte waren an offene Schlachten gewöhnt, nicht an solche stichprobenartigen Attacken, die sich immer wieder auf die Stadtwache und die Ritter richteten. Warum bekamen sie es nicht in den Griff? Wenn das so weiterging, würden die Angreifer irgendwann einen mehr oder weniger großen Erfolg zu verbuchen haben!

Sie seufzte und konzentrierte sich wieder auf den Weg vor sich. Speziell Juri würde einen Ausweg aus der Situation finden, daran musste sie einfach glauben. Der Graf war gerissen. Er würde wissen, was zu tun war! Aber zunächst mussten sie die Gruppe einholen, die sie verfolgten. Alja und Rolf - und die Laguzkinder und Tormod - mussten gerettet werden, und zwar so schnell es ging!
 

und das wars schon wieder. Jetzt hat die Truppe also einen Laguz mit dabei! *Muarim knuddel* ihn mag ich von den Raubtier-Laguz am liebsten, obwohl ich die anderen natürlich auch mag! ^^ und endlich hab ichs auch geschafft, Mia und Illyana mit reinzubringen... *schweiß abwisch* so lang wie das gedauert hat, dachte ich schon, das wird nichts mehr... XD

wie immer: ich freue mich über jeden Kommi, der mir dagelassen wird! ^^
 

EDIT: oh mein Gott... jetzt hab ich tatsächlich Ilyana falsch geschrieben und Juri zum Herzog gemacht.... die Freaks verzeihen mir bitte diesen Fauxpas, ich hoffe, ich habe jetzt alle Fehler ausgemerzt! *rotwerd*

Gefallener General

*rotwerd* hups, jetzt hab ich doch tatsächlich zuerst bei Fire Emblem weitergemacht... aber ich haaaaallllltttts nicht mehr aus! *hibbel* ich weiß, ich bin furchtbar... ^^
 

Titania saß dicht am Feuer, um ihre Füße zu wärmen, während Muarim sich in ihrem Rücken zusammengerollt hatte und in die Finsternis starrte. Zihark saß zusammengesunken ihr gegenüber und spielte mit einem kleinen Stein. Es wurde Zeit, dass die Wache zu Ende war. Die Rothaarige sah nach oben durch die Bäume, hielt nach dem Mond Ausschau. Noch immer war es nicht viel später als Mitternacht. Sie seufzte. Es mussten noch Stunden vergehen, bis sie Jill, Mia und Gatrie wecken konnten, die nach ihnen wachen würden. Seit sie vor fünf Tagen die Grenze überquert hatten und den Schwarzgerüsteten nun auf einem willkürlich erscheinenden Zickzackkurs folgten, wagte sie es nicht mehr, alle Mitglieder der Truppe schlafen zu lassen aus Angst, sie könnten überfallen werden. Es war zu gefährlich.

Die Kommandeurin bewegte sich und Muarim gab ein leises Schnurren von sich. Der Laguz schien es zu genießen, dass sie sich an ihn lehnte, wenn er schon nicht am Feuer liegen konnte. So konnte er zumindest ein wenig Wärme abbekommen. Titanias Zopf hing über Muarims Rücken und er spielte geistesabwesend mit dem Haar. Titania lächelte. Die Laguz mochten glauben, sie wären ihren tierischen Verwandten so unähnlich wie es nur gerade ging, aber in gerade solchen Situationen wurde es nur allzu deutlich, dass sie sehr wohl Ähnlichkeit mit Katzen hatten. Muarims Tatzen strichen über das rote, fest verflochtene Haar, wickelten es um die Krallen, schoben es hin und her. Sie wollte den Tiger mit dem dunkelgrünen Fell gerade fragen, ob er es immer noch leugnete, mit einer Katze verwandt zu sein, da erstarrte dieser. Seine Ohren zuckten. Er hob den Kopf und lauschte. Seine Lefzen zogen sich nach oben und er entblößte sein scharfes Gebiss. Ein leises Fauchen entwich seiner Kehle. Zihark auf der anderen Seite richtete sich auf. "Was ist?" Muarim knurrte etwas in der Sprache der Biester - er war in seiner Tiergestalt nicht in der Lage, die Sprache der Beorc zu benutzen. Titania runzelte die Stirn und Zihark erklärte: "Kampfgeräusche. Weit weg. Wohl nahe der Grenze. Er meint, es handele sich um ein Gefecht zwischen Beorc. Ein Grenzscharmützel, glaubt er." Titania nickte und lehnte sich wieder zurück. "Dann geht es uns nichts an. Wir werden nicht eingreifen, sonst verlieren wir am Ende nur noch die Spuren der Anderen." Der Myrmidone seufzte. "Zihark, wir werden die Laguzkinder und die anderen Entführten schon finden! Mach dir keine Sorgen. Shinon ist ein guter Spurenleser und jetzt, wo wir auch noch Muarim haben, der ihren Geruch gewittert hat, verlieren wir sie nicht, wenn wir uns nicht allzu dumm anstellen!" Langsam nickte der Schwertkämpfer und begann, wieder mit dem Stein zu spielen. "Ich hoffe du hast Recht..." Das hoffte Titania auch. Wenn sie sie verloren... sie wollte gar nicht daran denken. Wiederum wanderte ihr Blick nach oben zu den Sternen. Wenn nur diese Nacht endlich ein Ende nehmen würde...
 

Als Titania am nächsten Morgen erwachte, war das Erste, was sie hörte, ein gellender Schrei, gefolgt von einem Fluch. Sie war sofort hellwach und mit ihrer Axt in der Hand aus dem Zelt. Völlig überflüssig, wie sie dann feststellte. Das Lager war friedlich. Nun, zumindest fast. Jill stand da, umklammerte mit der Rechten ihre blutende Linke und zu ihren Füßen lag ein langes Küchenmesser, mit dem sie sich geschnitten hatte. "Jill! Was ist?", kam es verschlafen von Ilyana, die hinter Titania aus dem Zelt gekrochen kam. Die zarte Magierin sah ebenfalls, was passiert war und erstarrte. Sie verlor alle Farbe aus dem Gesicht und taumelte zurück. "Oh Gott!" Boyd, der dies beobachtete, schüttelte den Kopf und seufzte. "Und sowas will Söldnerin sein..." "Steh da nicht rum und mach deine Kameradin schlecht, hol lieber Rhys her!", wies ihn Titania schroff an und trat zu der Wyvernreiterin. Jill starrte auf ihre verletzte Hand hinab. "So ein Mist! Es ist von der Zwiebel abgerutscht, die ich für die Rühreier schneiden wollte! Und ich Idiotin hatte die Hand dazwischen!" Die Kommandeurin seufzte und schob Jills Rechte beiseite, um sich die Verletzung anzusehen. Ein tiefer Schnitt, der in die weiche Stelle zwischen Daumen und Zeigefinger ging. Sicher schmerzhaft, aber nichts allzu ernstes. Rhys sollte dieses Problem schnell beheben können.

Als der Heiler endlich kam, hatte sich auch Ilyana von ihrer Übelkeit erholt. Mia stand bei ihr, um sie aufzufangen, sollte sie ohnmächtig werden, doch Titania wusste, dass die Blässe des Mädchens natürlichen Ursprungs war. Die kleine Magierin war von Natur aus hellhäutig und neigte zu Blässe. Rhys tappte schlaftrunken näher - er hatte zwar keine Wache gehabt, aber wohl schlecht geschlafen, wenn man Zihark glauben durfte. "Was ist los?" Er stützte sich auf seinen Stab und sah zu Titania auf, die nur wortlos auf Jill wies. Das Mädchen streckte dem Heiler die verletzte Hand hin und Rhys nickte. "Ich verstehe. Einen Moment bitte." Er schloss die Augen und richtete die Spitze des Heilstabs auf die Wunde. Weißes Licht strömte daraus hervor - und versiegte, ehe es auf die Verletzung sinken und diese heilen konnte. Rhys riss die Augen auf. "D-das..." Titania runzelte die Stirn. "Was ist? Warum heilst du sie nicht?" Der Orangehaarige schüttelte fassungslos den Kopf. "Keine Ahnung! Ich weiß es nicht! Es... es funktioniert nicht!" "Vielleicht ist der Stab kaputt?", mutmaßte Ike, der hinter seine Kommandeurin getreten war und ihr über die Schulter sah. Rhys schüttelte den Kopf. "Nein, das kann nicht sein. Er ist noch viel zu neu dafür!" Er versuchte es erneut, doch wiederum verblasste das heilende Licht, ehe die Wunde sich schließen konnte. Der Heiler atmete tief durch und meinte: "Na gut. Warte kurz. Ich habe noch einen weiteren Heilstab." Er verschwand in seinem Zelt und Ike warf Titania einen fragenden Blick zu. "Hat er das schon öfter gehabt?" Sie schüttelte den Kopf und seufzte. "Nein, das ist das erste Mal. Na, wir werden sehen!" Jill verdrehte genervt die Augen gen Himmel und bemerkte: "Ich hoffe, er beeilt sich und es funktioniert. Langsam tut es weh!"

Doch da kam Rhys bereits wieder - mit einem Pflege-Stab in der Hand. Titania lächelte. Diesmal würde es funktionieren. Diese Art von Heilstab war Rhys' Spezialität. Aber als sich der blaue Kristall diesmal auf die Hand senkte, passierte gar nichts. Nicht einmal ein leichter Schimmer von Licht. Rhys stutzte und starrte auf den Kristall. "Das gibts nicht! Der ist vollkommen neu!" "Also liegt es an dir. Na, mach dir keine Mühe. Ich werde es einfach verbinden! Mia, hilfst du mir?" Jill zog die Hand weg und wandte sich an die Myrmidonin, die hastig nickte. Rhys sah ihnen nach und richtete dann den Blick auf Titania. "Was war das? Sowas habe ich noch nie erlebt!" "Ich auch nicht. Wir sollten zusehen, dass wir das wieder in den Griff bekommen!" Rhys nickte und seufzte. "Wenn ich nur wüsste, was da falsch gelaufen ist..." Titania legte ihm besänftigend die Hand auf die Schulter. "Das wird schon wieder. Da bin ich mir sicher."
 

Als sie wenig später aufbrachen, bat die Kommandeurin Jill und Darahan, von oben nach einem Schlachtfeld Ausschau zu halten. Sie war zwar nicht erpicht darauf, es tatsächlich zu finden, aber sie wollte dennoch nicht überraschenderweise darüberstolpern. Aber es blieb alles ruhig. Kurz vor der Abendrast verkündete Shinon mit einem boshaften Grinsen im Gesicht: "Wir kommen ihnen näher! Jetzt sind sie wirklich nicht mehr weit voraus! Noch ein paar Tage und wir haben sie! Ihr Kurs macht ihnen selbst mehr Probleme als uns! Diese Narren liefern sich uns aus!" Titania nickte und sah zu Muarim, der neben dem Scharfschützen stand, hinab. Doch anstatt der erwarteten Zustimmung stand der Laguz da wie erstarrt. "Muarim?" Zihark trat zu ihnen hin und erklärte Muarims Warnung: "Er meint, der Wind habe sich gedreht. Er könne einen starken Blutgeruch wahrnehmen. Wahrscheinlich ist es von der Schlacht, die wir gestern Nacht gehört haben. Es ist ganz in der Nähe!" In diesem Moment landete Darahan direkt neben ihnen, so plötzlich, dass Oscars Pferd, das hinter dem von Titania gestanden hatte, einen erschreckten Satz rückwärts machte und der Kavalier alle Mühe hatte, im Sattel zu bleiben und das Tier wieder zu beruhigen. "Titania! Wir haben etwas entdeckt, was wie ein verlassenes Schlachtfeld aussieht! Leider ist die Lichtung nicht groß genug, damit wir landen konnten! Jill kreist darüber und versucht in Erfahrung zu bringen, was passiert ist! Ihr solltet euch das einmal ansehen!"

Die Rothaarige nickte und der Wyvern-Lord ließ seinen Drachen wieder in die Luft aufsteigen. "Ike, auf mein Pferd! Zihark, du reitest mit Oscar! Muarim, kannst du Shinon mitnehmen? Gut, dann los!" Sie wandte sich an den Rest der Truppe: "Soren, wir sehen uns das an. Sorg dafür, dass das Lager aufgeschlagen wird!" Der Magier nickte und wies sofort Ilyana und Gatrie an, die Sachen auszupacken. Dann meinte er kläglich: "Äh, Titania? Sind das nicht ein bisschen wenig Leute?" Titania runzelte die Stirn. "Wo stecken Boyd, Mia und Rhys?" Soren sah sich um und fluchte, doch dann sah er die Nachzügler aus dem Wald treten. "Also gut. Dann geht!" Der schwarzgewandete Magier grinste und Titania schauderte. Sie mochte dieses Lächeln nicht, irgendwie war es ihr immer ein wenig gruselig erschienen. Soren war ein seltsamer Bursche. Doch dann wendete sie ihr Pferd, ließ Ike aufsteigen und preschte in den Wald, den anderen hinterher, die sich bereits auf den Weg gemacht hatten.
 

Der Weg war nicht sehr weit. Die Kommandeurin sah die Wyvernreiter hoch am Himmel kreisen. Sie hatte ein schlechtes Gefühl. Was würde sie zu sehen bekommen? Soldaten aus Daein? Aus Crimea? Oder jemand ganz anderes? Begnions Leute etwa? Laguz? Doch dann schüttelte sie den Kopf und richtete den Blick wieder nach vorn. Ike hinter ihr bemerkte: "Wir werden es schon noch sehen, Titania." Sie nickte und umklammerte die Zügel fester. "Ich weiß. Trotzdem. Ein Schlachtfeld ist nie ein angenehmer Anblick." Ike seufzte und schwieg. Dann erreichten sie die kleine Lichtung.

Titania stockte der Atem. Bestimmt vierzig Menschen lagen hier, zusätzlich zu einer Anzahl an Pferden. Oscar, Muarim, Zihark und Shinon standen fassungslos am Waldrand und starrten hinaus. Titanias Herz krampfte sich zusammen, als sie die Rüstungen der Ritter von Crimea erkannte. "Was ist hier passiert?", fragte sie mit tonloser Stimme. "Ein Hinterhalt. Sie hatten keine Chance.", kam es von Zihark und Shinon merkte an: "Sie haben sich wacker geschlagen, aber offenbar waren die Gegner zahlenmäßig so überlegen, dass es keinen Unterschied gemacht hätte, ob sie überrascht worden wären oder nicht." Titania erkannte unter den Toten auch solche in schwarzen Rüstungen und Zorn stieg in ihr auf. "Wieder diese Daein! Oh, wie ich sie hasse!" Oscar nickte und runzelte die Stirn. Dann saß er ab und begann, auf die Lichtung hinauszugehen. Titania wollte ihn zunächst zurückrufen, doch dann sah sie, was seine Aufmerksamkeit erregt hatte. Am gegenüberliegenden Waldrand stand ein Pferd. Ein Schimmel. Sie saß ebenfalls ab und folgte ihrem Kavalier, nahm aber vorsichtshalber die Axt mit. Das Pferd war prächtig aufgezäumt. Diesen Zaum kannte sie irgendwoher... Langsam trat sie näher, wobei sie fast auf einen Soldaten getreten wäre. Ein leises Röcheln ließ sie zusammenzucken. "Kümmert euch um ihn! Er lebt noch!", rief sie den zurückgebliebenen Söldnern zu, die widerstrebend gehorchten. Dann folgte sie Oscar.

Das Pferd wieherte und schnappte nach dem Kavalier. Es ließ sie nicht an sich heran. Immer wieder trat es nach Titania und Oscar. Ein vollausgebildetes Schlachtross. Diese Decke... Titania zermarterte sich das Gehirn, woher sie sie kannte, doch sie kam einfach nicht darauf. Da gelang es Oscar, die Zügel zu packen und beinahe sofort wurde das Tier ruhig, als es den harten Ruck daran spürte. Der Kavalier führte es ein Stück weg und Titania erstarrte. Das konnte nicht sein! Nur die Crimea bildeten ihre Tiere so aus, dass man sie mit einem kräftigen Ruck am Zügel zur Ruhe bringen konnte! Und dieses Pferd war aufgezäumt wie... die Augen der Kommandeurin weiteten sich. Nein! Sie senkte den Blick. Sie fürchtete das, was sie sehen würde.

Doch sie sah ebendas, was sie erwartet hatte. Die grüne Rüstung war blutverschmiert, ebenso wie das Haar. Sein Gesicht war schmerzverzerrt und blass. Titania sank erschüttert auf die Knie herab, strich über die zerschrammte rechte Wange. "Das darf nicht wahr sein! Nicht Ihr, Geoffrey!" Ike, der ihr offenbar gefolgt war, sah mit bleichem Gesicht auf den General Crimeas hinab. "Was..." "Such nach Überlebenden, verdammt!" Als Ike widersprechen wollte, schrie sie: "Tu, was ich dir sage! Sofort!" Der Blauhaarige wich zurück, überrascht von ihrem Ausbruch. Er gehorchte zögernd und ließ Titania allein. Sie wandte sich wieder dem General zu. Geoffrey war schwer verletzt, aber er lebte noch. Noch. Titania wusste, wie schmerzhaft ein Sturz vom Pferd war, vor allem, wenn man ohnehin verletzt war und dann auch noch auf den Rücken fiel. Er hatte Glück gehabt, dass er sich nicht den Kopf gestoßen hatte, denn auf diese Weise war schon der eine oder andere Ritter gestorben. Aber seine Verletzungen machten der Rothaarigen Sorgen. Geoffrey hatte sich teuer verkauft, um ihn herum lagen mehrere tote Daein, doch sie hatten auch ihn erwischt. Sein rechter Arm schien gebrochen zu sein, oder zumindest schwer verrenkt und die lederne Panzerung seines linken Beines war regelrecht zerfetzt. Unter den Platten seines Brustpanzers drang Blut hervor, noch immer, obwohl er bereits seit Stunden hier liegen musste. Titania schlug die Hand vor das Gesicht, als sie sah, dass mehrere Pfeile in ungünstigen Winkeln in den ledernen Teilen seiner Rüstung steckten. Wie er überhaupt noch leben konnte, war ihr ein Rätsel.

Schließlich trat Shinon zu ihr hin. "Außer diesem einen Ritter lebt keiner mehr. Sollen wir zurückkehren?" Die Kommandeurin schluckte, dann nickte sie. "Kannst du mir Muarim herschicken? Er hat die Kraft, ihn zu den anderen zu tragen. Vielleicht kann Rhys ihm helfen!" Shinon nickte und winkte den Laguz herbei, der erschauerte, dann aber näherkam. Zu zweit gelang es Titania und dem Schützen, den Verletzten auf den breiten Rücken des Tiger-Laguz zu heben. "Kannst du Shinon auch noch tragen?", fragte Titania atemlos, als Geoffrey schließlich sicher auf Muarims Schultern lag. Der Laguz nickte und ließ den Schützen aufsteigen.

Dann hob sie den Kopf und rief: "Darahan! Wir haben hier einen Verletzten! Kannst du versuchen, Ike abzuholen?" Der Wyvern-Lord nickte und brüllte zurück: "Einen Moment! Ich werde etwas tiefer fliegen, vielleicht reicht es, damit ich ihn mitnehmen kann!" Titania winkte Ike herbei, der sich in der Mitte der kleinen Lichtung platzierte und den Arm nach oben reckte. Dann kam der blaue Drache in Sicht, legte sich in einen Gleitflug. Titania schluckte, als sie sah, wie sich Darahan weit zur Seite beugte und die Hand ausstreckte. "Ike!" Es sah spektakulär aus, als die Hände der beiden Männer zusammentrafen und Ike mitgerissen wurde. Darahan nutzte den Schwung und wuchtete Ike hinter sich auf den Rücken seines Reittieres. "Das hat sicher wehgetan...", bemerkte Shinon trocken, als er Ikes schmerzverzerrtes Gesicht sah. "Aber es sah interessant aus." Titania seufzte und gab Muarim die Anweisung, möglichst schnell ins Lager zurückzukehren. Dann rief sie nach Oscar und Zihark, die ihrerseits versuchten, den anderen Verletzten auf den Rücken von Oscars Pferd zu wuchten. Die beiden sahen zu ihr hinüber und Titania begriff, dass es einfacher war, den Verwundeten auf Oscars Pferd zu belassen und dass sie stattdessen Zihark mitnehmen würde. Sie nickte Oscar zu, als dieser hinter dem Verletzten aufstieg und ihn an sich drückte. "Zihark, komm her! Ich kann dich mitnehmen!" Der Myrmidone kam rasch zu ihr hinübergelaufen und sprang hinter ihr auf. "Hui, du bist aber geübt im Aufsteigen auf ein Pferd!", bemerkte sie grinsend, als Zihark die Arme um ihre Taille schlang, um sich festzuhalten. Er lächelte und meinte: "Ich hatte in letzter Zeit reichlich Gelegenheit, um das zu üben! Aber ich stelle fest, dass du wesentlich ruhiger reitest als Oscar!" "Wirklich?" Zihark nickte und Titania meinte: "Mein Pferd ist besser ausgebildet als seines, außerdem ist es ruhiger. Die Pferde von Lanzenreitern sind immer etwas feuriger, denn sie müssen den Aufprall einer Lanze aushalten und dürfen nicht die Kraft verlieren. Meine Gute hier hat das schon lange nicht mehr machen müssen. Ich ziehe die Axt noch immer jeder Lanze vor." "Verstehe, also gibt es sehr wohl Unterschiede in den Disziplinen unter den Rittern?" Titania gab ihrem Pferd die Sporen.

Als sie wieder in den Wald eintauchten, grinste sie: "Wäre doch auch unsinnig, einem Bogenritter ein so hektisches Pferd zu geben, dass er jeden Pfeil verschießt, oder? Oder einem Lanzenritter eines, das nach jedem Zusammentreffen der Lanze mit einem Gegner halb in die Knie geht!" Zihark sah sich um. "Das ist interessant..." Auch die Kommandeurin wagte einen kurzen Blick über ihre Schulter und lachte. "Allerdings!" Der prächtig aufgezäumte Schimmel folgte ihnen. Titania hielt an und ließ Zihark absteigen. "Bist du schon einmal geritten, Zihark?" Der Myrmidone wurde blass. "Wie bitte? Ich soll auf dieses Pferd steigen?" Sie nickte. "Ich werde die Zügel nehmen, du brauchst dich nur am Sattel oder an der Mähne festhalten. Keine Sorge, es wird dich nicht abwerfen. Es ist ein gut ausgebildetes Tier." Zihark sah verunsichert zu dem Pferd auf. "A-aber das ist Geoffreys Pferd!" Titania verdrehte die Augen. "Glaubst du, er wird gleich aufspringen und angelaufen kommen, von wegen du solltest sofort absteigen?" Der Myrmidone errötete und strich sich nervös eine seiner fliederfarbenen Haarsträhnen zurück hinter das Ohr. "Also gut. Wie soll ich das machen?" Er stand hilflos vor dem Tier, das ein Stück größer als das Titanias und somit zu groß war, als dass er einfach hätte aufspringen können. Die Kommandeurin lächelte und zeigte ihm, wie er den Fuß in den Steigbügel setzen musste und irgendwie schaffte er es, auf den Rücken des Pferdes zu kommen und auch noch oben zu bleiben. Titania nickte. Auch wenn Zihark keineswegs entspannt wirkte, wie er sich so an Mähne und Sattelknauf festklammerte, schien es doch, als könnte es klappen. Sie stieg wieder auf ihr eigenes Tier und fasste die Zügel des anderen Schlachtrosses. Doch als sie anritt, hörte sie Ziharks Fluch, dann einen Aufprall. Überrascht sah sie sich um und gewahrte Zihark am Boden, wie er sich das Hinterteil rieb. Aber anstatt darauf zu bestehen, wieder bei ihr mitzureiten, kletterte er tapfer wieder auf Geoffreys Pferd. "Diesmal klappt es!", versicherte er ihr mit hochrotem Kopf und Titania wandte schnell den Kopf, um ihm ihr breites Grinsen nicht zu offenbaren. "Gar nicht mal schlecht, ich hätte gedacht, du würdest aufgeben!", meinte sie mit gezwungen ausdrucksloser Stimme und trieb ihr Pferd wieder an. Diesmal blieb der Myrmidone oben, auch wenn er hin- und herschwankte wie ein Mehlsack. Titania lachte lautlos und machte sich auf den Weg zurück ins hoffentlich mittlerweile aufgeschlagene Lager.
 

Als sie zurückkehrten, saßen ihre Begleiter bereits um ein prasselndes Feuer und kümmerten sich um die Verletzten. Rhys legte mit flinken Fingern einen Verband um die Brust des anderen Soldaten, während Soren dabei war, den zerfetzten Stoff aus der Wunde an Geoffreys Bein zu schälen, ohne ihm mehr als nötig wehzutun. Der Ritter stöhnte, offenbar war er wieder bei Bewusstsein. Titania ließ ihr Pferd aus dem Wald treten und zog das Pferd des Generals hinter sich her, was Zihark fast aus dem Sattel geschleudert hätte. Gerade konnte er sich noch festkrallen. Dann bemerkten die anderen sie. Auf Oscars, Darahans und Jills Gesichtern erschien ein breites Grinsen, als sie Ziharks furchtbare Haltung sahen, die anderen beobachteten den Myrmidonen mit Ehrfurcht. Titania wurde klar, dass sie wenig oder gar nicht geritten waren und daher über Ziharks Versuch erstaunt waren. Als der Myrmidone dann jedoch mit einem Ächzen ungelenk aus dem Sattel fiel, legte sich diese Ehrfurcht relativ schnell wieder. Titania stieg rasch ab und Oscar nahm ihr die Zügel beider Pferde ab. "Ich kümmere mich um sie, keine Sorge. Du solltest nach Geoffrey sehen." Die Rothaarige nickte und ging gemessenen Schrittes zu den Verletzten hinüber.

Geoffrey lag auf dem Rücken, mit bleichem, verschwitztem Gesicht und Tränen in den Augen. "T...Titania..." "Ganz ruhig, Geoffrey. Wir haben Zeit!" Der General schüttelte den Kopf. "Nein... haben... wir nicht! Elincia... ist entführt worden!", würgte er hervor und Ike, der daneben saß, gab ein unidentifizierbares Geräusch von sich. "Elincia!" Titania sah zu Ike hinüber. "Könntest du mich kurz mit ihm alleine sprechen lassen?" Der Blauhaarige zuckte zusammen, seine Augen verengten sich, doch dann nickte er und erhob sich widerwillig, um mit Boyd zu sprechen. Titania blieb zurück und wandte sich wieder dem Verletzten zu. "Geoffrey, was ist passiert?" Trauer in den tränenverschleierten Augen. "Ich habe versagt... Sie... haben uns angegriffen..." Titania nickte und Geoffrey stieß hervor: "Juri... sagte noch, ich... solle... vorsichtig sein. Doch... ich Narr... ließ nur Lucia und ihn Elincia... bewachen... Es war zu spät... ich verfolgte sie... doch dann... der Hinterhalt..." Er sank zurück, keuchend. Soren bemerkte: "Das reicht, Titania. Noch mehr und er stirbt vor Anstrengung. Er ist schwer verletzt!" Die Kommandeurin nickte und meinte leise: "Wir schaffen es schon. Ihr seid in Sicherheit. Elincia werden wir auch noch finden, vertraut mir. Wir verfolgen auch eine Gruppe, die Alja und Rolf entführt hat. Sie werden wahrscheinlich zum selben Ort gehen, also haben wir gute Chancen, auch Elincia zu finden!" Geoffrey nickte schwach. "Ich hoffe... Ihr habt Recht..." Titania lächelte. "Ruhig jetzt. Ihr braucht jetzt Ruhe. Tot nutzt Ihr Elincia nichts." Sie wuschelte dem Ritter noch einmal durch das Haar. "Versucht, Euch auszukurieren. Ich werde später noch einmal nach Euch sehen!" Er sah sie mit einem undeutbaren Blick an, dann seufzte er und ließ den Kopf auf die Seite sinken. Titania richtete sich auf und seufzte. Mochte sein, dass der Mann vor ihr noch sehr jung für seinen Posten war, doch er war der General von Crimea, der Herr über alle Armeen des Landes. Und sie behandelte ihn wie einen kleinen Jungen! Ihr Blick fiel auf das bleiche Gesicht. Sie wusste nicht, ob sie das, was sie behauptet hatte, wahrmachen konnte.

Doch dann sah sie zu Ike hinüber. Der ehemalige Kommandeur der Söldnertruppe stand da, in ein scheinbar lockeres Gespräch mit Boyd vertieft, doch sie spürte nur allzu deutlich, dass er sich immer wieder dazu zwingen musste, nicht zu ihr hinüberzusehen. Sie atmete tief durch. Dann meinte sie leise, an Soren gewandt: "Pass auf. Ike steht kurz vor der Explosion!" Der Magier nickte. "Ich weiß. Nicht mehr lange und er wird wirklich zornig." Titania strich sich das Haar zurück. "Wenn wir Elincia nicht finden, haben wir wirklich Probleme." Soren sah besorgt aus. "Ja, aber davor müssen wir ihn hier am Leben erhalten." Er lachte freudlos auf. "Wenn wir nicht bald einen Heiler finden, der zuverlässig heilen kann, gehen wir noch alle drauf!" Titania nickte und ging langsam zu Ike hinüber. Sie war bereit, sich seinem Zorn zu stellen. Wenn dafür nur Geoffrey überlebte und sie die Entführten endlich fanden!
 

uffz, das wars für heute. AAAAH! endlich hab ichs geschafft, meinen Liebling reinzubringen! *sabber* wohin das noch führt? Jetzt muss dann aber endlich was passieren! *haarerauf* und wer glaubt, das sei schon das Ende, der hat sich geirrt! Jetzt gehts erst richtig los! ^^

wie immer: ich freue mich über alle Arten von Kommentaren! *grins*

Lagernacht

hm, das wird jetzt aber interessant.... mal sehen, wie ich es hinbekomme, es gibt so einige Unbekannte im Moment. Das wird ne Spontanaktion! *schauder*
 

Titania lag auf ihrem Lager und starrte nach oben an die Zeltdecke. Ihr Haar war geöffnet und flutete über Decke, Kissen und einen Gutteil des Zeltbodens. Neben ihr schliefen friedlich Mia, Ilyana und Jill. Die drei jungen Frauen hatten nicht lange gebraucht, um Schlaf zu finden. Ganz anders Titania. Sie lag wach, bestimmt seit Stunden. Ihr ging zu viel im Kopf herum. Ziharks Auftrag, die Laguzkinder zurückzubringen, das Medaillon, Aljas und Rolfs Entführung, schließlich Muarims Auffinden. Und dann Geoffrey. Der Ritter lag noch immer mit seinen schweren Verletzungen darnieder, Rhys war wie erwartet nicht in der Lage gewesen, seine Wunden zu heilen. Crimeas General war zwar zäh wie Unkraut, aber dennoch machte sich die Kommandeurin von Greils Söldnern Sorgen. Geoffrey war sehr geschwächt und was er gesagt hatte, bereitete Titania Kopfschmerzen. Elincia war entführt worden. Und, was fast genauso schwer wog, ein Regiment der besten Ritter Crimeas war vernichtet worden, und zwar so gründlich, dass nur ein einziger Mann - ihr General selbst, der zweite Verwundete war kurz vor Sonnenuntergang seinen Wunden erlegen - den Überfall überlebt hatte.

Titania drehte sich auf die Seite und seufzte. Es war nicht einfach... Vielleicht ergab sich noch eine Lösung ihres Problems, wenn sie nur lange genug darüber nachdachte?

Doch nach bestimmt einer halben Stunde setzte sich die Rothaarige auf und schüttelte den Kopf. Sie kam einfach zu keiner vernünftigen Lösung! Als sie so auf Jills entspanntes Gesicht hinabsah - das Mädchen hatte den rechten Arm um das Kissen geschlungen und schlief tief und fest - tauchte ein Gedanke aus den Tiefen ihres Verstandes. Das Gesicht der jungen Frau veränderte sich vor ihrem geistigen Auge. Dann erhob sich die Kommandeurin langsam. Ihre Finger fanden von selbst den hellen Umhang, legten ihn um ihre Schultern. Sie öffnete die Zeltklappe, stieg in ihre Schuhe und trat hinaus in die Nacht.

Am Feuer saßen zusammengesunken Boyd und Shinon, und irgendwo wahrscheinlich auch noch Darahan, doch ihn konnte sie nicht sehen. Als sie dann hinüber zu dem Zelt ging, in dem der Verletzte lag, hob der Scharfschütze beunruhigt den Kopf, entspannte sich dann aber wieder, als er Titania erkannte. Sein Blick glitt müde über den dunklen Wald, der sich hinter ihrem Lager erstreckte.

Titania nickte. Der Schütze war wach und aufmerksam. So würde ihnen das, was Geoffrey passiert war, nicht zustoßen. Sie konnte nur mutmaßen, doch sie vermutete, dass die Wache, die hätte aufpassen sollen, eingeschlafen war. Oder dass die Ritter ihre Flanken vernachlässigt hatten. Beides hätte nicht passieren sollen. Sie nahm sich vor, den General beim nächsten Mal zu fragen.

Doch als sie schließlich das Zelt betrat, wusste sie, dass sie das auf später würde verschieben müssen. Ihr schlug ein Geruch nach menschlicher Krankheit entgegen, vermischt mit Schweiß und Blutgeruch. Die kleine Laterne, die im Zelt stand und es notdürftig erhellte, tauchte das Gesicht des Ritters in warmes goldenes Licht. Titania ließ sich bei ihm nieder und legte die Hand auf Geoffreys Stirn. Sie spürte brennende Hitze und kalten Schweiß auf seiner Haut. Langsam zog sie die Hand zurück. Wo war Rhys? Er hätte bei ihm bleiben sollen!

Titania sah sich in der Düsternis um und erkannte eine Schale mit Wasser, in der ein Tuch lag. Dieses nahm sie heraus, wrang es etwas aus und legte es auf die Stirn des fiebernden Ritters. Geoffrey zuckte zurück, verzog das Gesicht vor Qual und stöhnte leise. Titania strich über sein feuchtes Haar und seufzte. Was, wenn der junge Mann vor ihr starb? Was, wenn er nicht mehr in der Lage war, Elincia zurückzuholen? Dann schüttelte sie den Kopf und ihre Hand verharrte auf Geoffreys Wange. "Bitte... stirb nicht..."

Sie nahm wahr, wie sich Geoffreys graublaue Augen öffneten und ihr fiebrig entgegensahen. "Ti..ta...nia..." "Schsch, ruhig. Ihr sollt doch nicht sprechen, Geoffrey!" Der junge Ritter senkte den Blick und Titania wurde bewusst, dass er sie kaum erkennen konnte. Sie rückte näher und Geoffrey sah wieder zu ihr auf. "Ihr... habt... Elincia noch nicht...?" Sie schüttelte den Kopf und er seufzte schwer. Seine Hände krampften sich um die Bettdecke. "Habt Ihr starke Schmerzen? Ich kann Euch vielleicht etwas geben, das sie lindert..." Geoffrey schloss die Augen und wandte den Kopf ab und Titania begriff, dass sein Leiden weniger körperlich denn geistig war. "Macht Euch keine Sorgen, General. Elincia wird schon nichts passiert sein. Sie wollen sie lebendig." Der Ritter zwang sich, den Blick wieder auf Titania zu richten, und die Rothaarige sah Tränen in seinen Augen schimmern. "Was... bin ich für... ein Ritter?" Seine Worte kamen schwach, doch voller Bitterkeit und Trauer. "Sie... hat... sich auf mich... verlassen!" Titania legte ihm die Hand auf die Stirn und schüttelte den Kopf. "Macht Euch keine Gedanken deswegen. Ich bin mir sicher, dass Ihr getan habt, was in Eurer Macht stand. Es hat nicht sein sollen. Jetzt solltet Ihr Euch auf das Gesundwerden konzentrieren, damit Ihr Elincia möglichst schnell retten könnt!" Geoffrey gelang es, zu nicken, doch dann wandte er wiederum den Kopf ab. Tränen rannen über sein Gesicht. "Warum? Warum... war ich... so schwach?" "Nein, Geoffrey! Ihr seid nicht schwach, keineswegs. Jeder macht Fehler, glaubt mir. Ihr seid da keine Ausnahme. Elincia wird Euch verzeihen, da bin ich mir sicher!"

Der Ritter schluckte schwer, dann nickte er. "Ich... werde es versuchen..." Er hustete, keuchte, als Schmerzen seinen gemarterten Körper überfielen. Das Licht der Laterne verbarg Geoffreys Blässe nicht mehr. "Beruhigt Euch. Elincia nutzt es nichts, wenn Ihr vor Anstrengung sterbt. Schsch, Geoffrey, ich bin hier!" Der Ritter würgte vor Schmerz, zuckte auf seinem Lager, kniff die Augen zusammen. Titania, die nicht wusste, was sie tun sollte, fasste die schweißüberströmte Schulter des jungen Mannes und strich ihm mit der anderen Hand fest über das Gesicht.

Dabei rutschte ihr der weiße Umhang von den Schultern und gab den Blick auf ihr weiches Nachtgewand frei. Die Söldnerin störte sich nicht daran, doch der Ritter errötete tief, als er plötzlich sehen konnte, was die Kommandeurin gewöhnlich unter ihrer Rüstung versteckte. Aller Schmerz war vergessen, als Geoffrey stammelte: "Titania... Ihr... ah, Ihr seid..." "Im Nachtgewand, ja. Dachtet Ihr, ich sei ein Ritter aus Stahl? Natürlich verbirgt sich Fleisch unter meiner Rüstung, sonst hätte ich sie wohl kaum nötig!", bemerkte sie säuerlich und Geoffrey errötete noch tiefer. "Verzeiht..." Er wurde sich Titanias Hand bewusst, die noch immer auf seiner Wange lag. Titania sah das Erschrecken in seinen Augen und zog sich zurück. Sie spürte, wie auch in ihr Gesicht die Röte schoss. "Entschuldigt. Ich wollte nicht unhöflich oder mütterlich erscheinen."

Der Ritter wirkte noch verunsicherter als zuvor. Titania wurde bewusst, dass er ihr offenes Haar musterte. Sie strich es zurück auf ihren Rücken und meinte leise: "Was habt Ihr, Geoffrey? Es ist nur mein Haar! Warum seid Ihr so... verändert?" Der Blick des Generals flackerte, rasch sah er weg. "Ich... ich... dachte nur nicht... dass Ihr... so... freizügig wärt..." Dies entlockte Titania ein leises Lachen. "Also wirklich! Freizügig ist etwas anderes!" Sie wuschelte Geoffrey durch das Haar, was diesen zurückzucken ließ. "Beruhigt Euch, kleiner Junge. Ich werde schon nicht über Euch herfallen. Ihr seid mir zu jung." Geoffrey schien sich etwas zu entspannen, wenn auch nicht vollständig. Die Rothaarige sah seine Finger vor Schmerz zucken, doch sein Gesicht war ausdruckslos, ganz der unbewegte Ritter. Sie seufzte. Früher war sie genauso gewesen, früher, als sie noch bei den Rittern Crimeas gewesen war. Bei den Söldnern hatte sie diese Angewohnheit, nichts von den Gefühlen durchdringen zu lassen, sehr schnell abgelegt. Doch manchmal sehnte sie sich nach ihrer eisernen Härte, der undurchdringlichen Maske der Beherrschung zurück.

"Ah, Titania... könnt Ihr... etwas... für mich... tun?" Die leise, angestrengte Stimme des Ritters riss sie aus ihren Gedanken. "Ja?" "Ich... möchte, dass Ihr... mir helft..." Sie hielt überrascht inne, dann nickte sie langsam. Als Geoffrey weitersprach, und das Licht der Laterne über sein Gesicht strich, fiel ihr auf, wie jung der Ritter tatsächlich war. Geoffrey konnte nicht viel älter als Ike und Elincia sein. "Ich werde Euch helfen, Elincia wohlbehalten zurückzubringen. Dafür möchte ich aber auch etwas von Euch." Der General Crimeas sah zu ihr auf, fragend, verunsichert. "Ich möchte, dass Ihr überlebt. Egal was passiert. Ihr sollt leben, Geoffrey." Der Ritter blinzelte, aus dem Konzept gebracht. "Ich... werde es versuchen..." "Nein, das werdet Ihr nicht!", unterbrach ihn Titania rüde. "Ihr werdet überleben. Versprecht mir das!" Geoffrey biss sich auf die Lippe, nickte schließlich. Titania fuhr fort: "Wenn Ihr es nicht tut, solltet Ihr wissen, dass Elincia sicher nie mehr froh wird. Ihr, Juri und Lucia seid ihre einzigen Bezugspersonen, zusätzlich zu Ike. Wenn einer von euch sterben würde, wäre sie am Boden zerstört."

Sie richtete sich auf. Geoffrey sah zu ihr auf. Titanias langes Haar glitt wie ein roter Wasserfall über ihren Rücken und lag fedrig-weich auf Geoffreys Lager. "Ihr..." "Ruht Euch aus, Geoffrey. Ich werde jetzt gehen, bevor Ihr mir noch den Heldentod sterbt!" Der Ritter sah sie an, verwirrt und irgendwie... ja, wie eigentlich? Titania seufzte. "Schlaft gut." "Ihr auch." Geoffreys Stimme klang müde. Sie winkte ihm zum Abschied noch einmal zu, dann verließ sie leise das Zelt. Als sie sich noch einmal umdrehte und ins Zeltinnere zurücksah, erkannte sie, dass der junge Ritter die Augen bereits geschlossen hatte. Seine Hand lag ruhig auf dem festen Verband über seiner Wunde, seine Züge wirkten entspannt. Titania lächelte, als sie begriff, dass er bereits schlief. Dann ging sie zurück zu ihrem Zelt.
 

In ihrem Bett tauchte wieder Geoffreys Gesicht vor ihrem inneren Auge auf. Was war das nur? Der Ritter ging ihr nicht mehr aus dem Kopf. Mit einem Mal wurde ihr klar, dass sie ihm dieses Versprechen nur abgenommen hatte, um etwas anderes zu kaschieren, was sie eigentlich hatte sagen wollen. Aber sie weigerte sich, es auszusprechen. "Er ist noch so jung und unsicher. Er ist verletzt und verzweifelt. Und ich komme auf solche Gedanken. Ich sollte mich um anderes kümmern und ihn Rhys' heilenden Händen überlassen!", schalt sie sich selbst. Ihre Hände krallten sich in die langen Strähnen ihres Haares. Was sollte das nur noch alles werden?
 

ha, das wars schon wieder! *sorry* ist zwar ein wenig kurz, aber es soll ja auch nur ein kleiner Zwischenteil werden, bevor es weitergeht. (ich hoffe, ich schaffs bis zum nächsten Kapi, dass das passiert, was ich plane! *hibbel* oh je, das ist mal wieder soooo fies...)

Nachrüstungspause

Puh, jetzt gehts endlich weiter. Noch länger hätte ich mich echt nicht drücken können. ^^ mal sehen. Ich hoffe, es gefällt.
 

Titania saß zusammengesunken vor dem Feuer und stierte über die Flammen hinweg in den nebligen Wald hinter dem Lager. Sie fröstelte und zog den weißen Umhang fester um sich. Gatrie neben ihr regte sich und seufzte. "Was ist?" Titania war zu träge, um noch mehr zu sagen. Die letzte Wache war zwar die Leichteste, doch sie hatte in der Nacht kaum geschlafen. Nachdem sie von Geoffreys Lager zurückgekehrt war, hatte sie noch lange nachgedacht und kaum Schlaf gefunden. Doch der Ritter nahm es ihr nicht übel. "Ach, weißt du, es ist einfach seltsam. Es fühlt sich ganz anders an als damals, wo wir Prinzessin Elincia beschützen mussten. Damals waren wir stark, irgendwie unverwundbar. Es war, als ob wir gar nicht besiegt werden konnten. Doch jetzt... fühle ich mich schwach, angreifbar. Ich weiß nicht, warum. Aber ich bin nicht so zuversichtlich wie sonst immer." Titania nickte. "Ich verstehe, was du meinst. Damals, als Greil noch bei uns war..." "Nein, das meine ich nicht. Als ich wieder zur Truppe stieß, lebte der Commander bereits nicht mehr, erinnerst du dich? Ich meine später, als wir nach Begnion gingen und später nach Daein. Da war die Stimmung anders." Langsam neigte die Kommandeurin den Kopf. "Ja, du hast Recht. Vielleicht liegt es daran, dass wir damals Alja und Rhys als zuverlässige Heiler dabeihatten. Jetzt jedoch müssen wir glücklich sein, wenn Rhys auch nur einen einfachen Verband zustande bringt. Ich glaube, es liegt daran. Wir sind verwundbar, Geoffreys Beispiel zeigt das deutlich..." Sie seufzte, als sie daran dachte, dass der General Crimeas schwer verwundet im Zelt hinter ihnen lag. Da meldete sich Mia zu Wort: "Aber ich finde, wir haben gute Chancen, auch weiterhin so durchzukommen. Wenn wir nicht so viel Pech haben wie Geoffrey, sollte es keine Probleme geben, oder?" Titania konnte nur nicken und innerlich beten, dass die Myrmidonin Recht haben möge. Sie selbst machte sich viel zu viele Sorgen.
 

Als eine Stunde später langsam Leben ins Lager kam, beschloss sie, mit dem Grübeln aufzuhören. Es führte ja doch zu nichts. Titania lächelte, als sie Zihark mit verstrubbelten Haaren aus dem Zelt kriechen und herzhaft gähnen sah. Der Myrmidone blinzelte ins Licht und streckte sich, um dann zu dem kleinen Bach, der hinter dem Frauenzelt vorbeiplätscherte, hinüberzugehen und sich zu waschen. Hinter ihm krabbelte Boyd leise schimpfend aus dem Zelt, gefolgt von Ike, der den Axtkämpfer mit sanfter Gewalt aus ihrer Schlafstätte bugsierte. "Ich sage es dir doch! Ich habe diese Nacht die ganze Zeit einen Stein im Rücken gehabt und jetzt ist mein Rücken bestimmt ganz blau deswegen!" Ike sah ihn gelangweilt an. "Oh ja du Prinzessin auf der Erbse, und deshalb wirst du zwei Tage lang nicht kämpfen können, oder?" Boyd sah verstimmt zu dem Blauhaarigen hinüber. "Das habe ich damit nicht gesagt...", nörgelte er und Titania konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

Doch in diesem Moment zog ein anderes Mitglied der Truppe die Aufmerksamkeit auf sich. Die kleine, zarte Magierin kam mit einem überwältigenden Magenknurren aus dem Damenzelt und rieb sich verschlafen die Augen. "Ich habe Hunger..." war ihr erster Kommentar und Titania beschloss lachend, mit der Zubereitung des Frühstücks zu beginnen.

Dann, als sie gerade dabei war, den Anwesenden die Schüsseln mit Müsli in die Hand zu drücken, sah sie, wie Shinon mit offenen Haaren ins Licht des neuen Tages blinzelte und dann Oscar Platz machte, der sich sofort zum Bach aufmachte. Shinon hingegen ließ seine Nackenwirbel knacken, gähnte und trat dann zu den Söldnern hin. Er setzte sich zwischen Muarim, dessen Fell irgendwie noch gegen den Strich gebürstet aussah, weil er vom Bad im Bach kam, und Jill, die ihr Haar bereits gebändigt hatte. Wortlos nahm er eine Schüssel von Titania entgegen und begann zu essen. Titania schüttelte den Kopf. Der Ausdruck auf Shinons Gesicht gefiel ihr überhaupt nicht. Der Scharfschütze wirkte niedergeschlagen und erschöpft - etwas, das völlig untypisch für ihn war. Also ging es auch anderen Truppenmitgliedern so, und nicht nur Gatrie. Sie seufzte schwer und richtete den Blick auf das letzte Zelt, aus dem noch niemand gekommen war. Rhys wachte bei Geoffrey. Wie es ihm wohl gehen mochte?

Wenige Minuten später, Titania hatte sich gerade niedergelassen um zu essen, kam ein blasser Rhys aus dem Zelt getappt. Er ächzte und streckte sich erschöpft und ließ sich schwer neben Titania auf den Boden fallen. Die Rothaarige erkannte deutlich, wie bleich und abgespannt der Heiler aussah. Dunkle Ringe lagen unter eingefallenen, geröteten Augen, die irrlichternd von einem zum anderen wanderten. "Wie geht es ihm?" Rhys wandte ihr sein müdes Gesicht zu. "Er fiebert, wie zu erwarten. Seine Wunden haben sich entzündet. Und das Schlimme daran ist, dass ich nur wenig tun kann, um ihm zu helfen. Meine Fähigkeiten lassen mich im Stich..." Titania sah Tränen in seinen Augen stehen. "Ich habe es ehrlich versucht. Aber nichts funktionierte. Nicht mal die Erneuerung, damit ich das Fieber senken konnte..." Er wandte sich ab und sie legte ihm die Hand auf die Schulter. "Das ist nicht gut. Wir werden diesbezüglich noch etwas unternehmen müssen. Aber mach dir nicht zu viele Sorgen, ja? Das renkt sich bestimmt wieder ein!" Der Heiler nickte tapfer, doch die Kommandeurin sah deutlich, dass er am liebsten geweint hätte. Sie beschloss, Rhys nicht noch weiter aufzuregen. Es würde sich schon alles wieder beruhigen, dessen war sie sich sicher. Sie verbot sich, genauer darüber nachzudenken. Jetzt musste sie sich überlegen, wie sie mit Geoffrey vorankommen sollten.
 

Beim Aufbruch hätte sich das Problem fast von selbst gelöst, als Geoffrey aufstehen wollte - entgegen von Titanias, Rhys' und Sorens Empfehlungen, wohlgemerkt. Wie zu erwarten gewesen war, hatte Geoffrey eine solche Belastung nicht ausgehalten und war prompt in Ohnmacht gefallen. Jetzt lag er auf einer Trage zwischen seinem und Titanias Pferd und schlief unruhig. Rhys ging nebenher und ließ den Ritter nicht aus den Augen. Sein Gesicht war zwar grau vor Erschöpfung, aber seine Sorge um den Verletzen war zu groß.

Da meldete Shinon von Vorne: "Ah, Titania? Wir haben... nicht unbedingt ein Problem, aber es wäre vielleicht ganz gut, wenn du weißt, dass wir die Grenze nach Crimea wieder überquert haben!" "Wir sind wieder in Crimea? Was wollen die nur?" Shinon seufzte. "Momentan nehmen wir Kurs auf Baron Latices Burg. Aber ich denke nicht, dass das ihr Ziel ist. Eher wollen sie uns abschütteln." Titania nickte. "Sie wissen, dass wir Geoffrey dabeihaben und wollen uns Gelegenheit geben, ihn zu heilen!" Darahan, dessen Wyvern neben ihr durch den Wald krachte, nickte. "Sieht fast so aus. Aber seltsam ist es trotzdem." Der Wyvern-Lord hob den Kopf und ließ seinen Drachen antraben und abheben. "Ich sehe mir das mal aus der Luft an!" Titania wollte ihm noch zurufen, vorsichtig zu sein, besann sich dann jedoch darauf, dass Darahan sicherlich auf sich achtgeben würde, wenn er in der Luft war.
 

Etwa eineinhalb Stunden später erreichten sie die eher versteckt gelegene Burg. Sie wurden bereits erwartet: bestimmt zwanzig Pfeilspitzen richteten sich auf die Söldner, als sie auf den gerodeten Streifen Land hinausritten, der rings um die Burg verlief. "Was wollt ihr hier?", schallte eine grobe Stimme über den Platz und Titania ritt ein wenig näher an die Burg heran. Sie war sich unangenehm der Pfeile bewusst, die schussbereit auf Bogensehnen lagen. "Wir sind Söldner aus Crimea. Wir haben einen Schwerverletzten bei uns und erbitten Hilfe! Wir können auch bezahlen, falls das der Wunsch des Herrn des Hauses ist!" "Warum sollten wir euch glauben?", schallte es zurück und Geoffrey richtete sich mühsam auf, sodass die Männer auf den Zinnen sein Gesicht sehen konnten. "Latice, ich bin es! Ich weiß, dass Ihr mich erkennt!" "Gute Göttin!", hörte man es rufen. "Öffnet sofort das Tor, das ist General Geoffrey!" Tatsächlich öffnete sich das massive Holztor beinahe auf der Stelle und die Söldner konnten in den Schutz der Mauern gelangen. Ein Mann mit beinahe vollständig ergrautem Haar und enorm breiten Schultern rannte heran. Sein gebräuntes Gesicht zeigte tiefe Sorge. "Was ist passiert, General?", fragte er, Titania vollkommen außer Acht lassend. Geoffrey keuchte: "Wir wurden... überfallen! Ich habe... es nur Titania und ihrer... Truppe zu verdanken... dass ich... noch lebe..." Latice sah zu der Rothaarigen auf, die noch immer auf ihrem Pferd saß und den Baron ansah. "Und Ihr seid?" "Titania, Kommandeurin von Greils Söldnern. Wir verfolgten eine Gruppe Schwarzgerüsteter, als wir auf Geoffrey stießen." Der Baron nickte. "Ich verstehe. Nun, ich werde nach dem Heiler schicken! Leider kann ich euch nicht viel anbieten, denn wir wurden selbst angegriffen, allerdings handelte es sich um ein gewöhnliches Grenzscharmützel." Titania nickte und sah dabei zu, wie ein alter, runzliger Heiler sich über Geoffrey beugte, der vor Schmerz halb bewusstlos war. Eine sanfte Berührung mit einem Pflege-Stab, dessen weißes Licht sich auf Geoffreys Wunden legte heilte den Verletzten binnen Sekunden.

Geoffrey setzte sich auf und seufzte. "Ich hoffe, wir verlieren nicht zu viel Zeit!" Er wollte aufstehen, doch weil sein Pferd in diesem Moment einen erschreckten Schritt nach vorne machte, fiel er mehr aus der Trage als dass er aufstand. Titania konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als sie sah, wie Crimeas General nur mit einer Hose und Stiefeln bekleidet über den Hof torkelte in der Hoffnung, sein Gleichgewicht wiederzufinden. Schließlich fing ihn Boyd auf und Geoffrey sah ihn dankbar an.

Latice schüttelte den Kopf. "Wollt Ihr so auf die Jagd nach den Männern gehen?" Geoffrey sah an sich herab und errötete tief. Sofort fand der General zu seiner aufrechten Haltung zurück, was, zugegebenermaßen, lächerlich aussah. Sein Gesicht glich einer reifen Tomate, als er leise meinte: "Ich habe nichts anderes mehr. Meine Rüstung ist zertrümmert worden und mein Gewand zerfetzt. Ich mag einem Ritter von Crimea nicht mehr besonders ähnlich sehen, aber was soll ich schon machen?" "Na das ist doch eindeutig! Ich werde Euch aus der Misere helfen! Ich habe eine Rüstung, die Euch passen dürfte! Kommt mit!" Geoffrey warf Titania einen fragenden Blick zu, doch die Rothaarige nickte bloß und der junge Ritter folgte dem Baron achselzuckend.

Als er wenig später wiederkam, erinnerte nichts mehr an den "entrüsteten" Ritter von zuvor. Geoffrey hatte ein helles Hemd erhalten und trug darüber eine prachtvolle blaue Rüstung. Seine Augen strahlten wie die eines Kindes. Titania musste zugeben, dass der General nun auch wieder wie einer aussah, Geoffrey stand die Farbe der Rüstung tatsächlich außerordentlich gut. Darahan neben ihr stieß einen leisen anerkennenden Pfiff aus. "Kleider machen Leute, würde ich sagen! Der Junge sieht aus wie ein echter Held!" Titania nickte. "Jetzt würde ich vorschlagen, wir machen uns wieder auf den Weg, ehe wir die Entführer Elincias noch ganz verlieren!" Baron Latice wurde blass. "Elincia ist entführt worden? Nun, dann ist es klar, dass ihr euch keinen weiteren Aufschub leisten könnt! Bringt unsere Königin wohlbehalten zurück, Geoffrey! Wir alle zählen auf Euch!" Geoffrey nickte mit versteinertem Gesicht und kletterte scheppernd in den Sattel. Es war allen Anwesenden klar, dass der General mit der Rüstung noch nicht ganz zurechtkam. Doch als Geoffrey endlich mit hochrotem Kopf im Sattel saß, gewann er seine Selbstsicherheit zurück. "Dann los. Vielen Dank, Baron. Ich werde Eure Großzügigkeit nicht vergessen!" Latice lächelte. "Bringt nur Elincia zurück. Das ist mir Dank genug!" Das Tor öffnete sich und die Truppe stürmte im Eiltempo nach draußen. Ihnen fiel erst am Abend auf, dass ihnen jemand gefolgt war...
 

so und das wars schon wieder von meiner Seite. ^^ hehe, ist das fies. Aber noch länger wollte ich das Kapi wirklich nicht machen. Ich hoffe, ich bekomme viele Kommentare... XD
 

EDIT: ich hab besagten Satz verändert. Danke nochmal, Rooro, solche Erinnerungen helfen mir immer super! ^^

Eine unmenschliche Wahl

weiter gehts! (sorry, dass es so lang gedauert hat...)
 

Es dämmerte bereits, als Titania endlich das Signal zum Halten gab. Rhys und Ilyana fielen auf der Stelle dort hin, wo sie gerade standen. Sie rangen um Atem, das Tempo war einfach zu anstrengend gewesen. Gatrie, Mia, Ike, Soren und Boyd ging es nicht viel besser. Einzig Zihark und Shinon, deren Ausdauer wohl größer war, sahen noch etwas fitter aus, sie machten sich mit stur geradeaus gerichtetem Blick daran, das Lager aufzuschlagen. Titania seufzte. Sie hätte nie zulassen sollen, dass sie derartig hinter ihren Feinden herhetzten. Die Kämpfer, die zu Fuß hatten gehen müssen, waren völlig erschöpft. Sie beschloss, die erschöpften Söldner diese Nacht durchschlafen zu lassen und stattdessen nur die Reiter Wache halten zu lassen, auch wenn das bedeutete, weniger Schlaf zu bekommen.

In diesem Moment sah sie einen verwischten braunen Schatten hinter sich aus dem Gebüsch schlüpfen. Mit einem Alarmschrei auf den Lippen fuhr sie herum - Geoffrey, der neben ihr gestanden hatte, riss seinen Bogen hervor und spannte ihn binnen eines Sekundenbruchteils, während die anderen noch an ihren Waffen herumnestelten. Doch gleich darauf zeigte sich, wie unbegründet der Alarm gewesen war. "Volker!", keuchte sie und ließ die Axt sinken, die sie aus dem Gürtel gerissen und kampfbereit vor sich gehalten hatte. Der schlanke Meuchelmörder richtete sich auf. "Sag bloß, ihr habt mich erst jetzt bemerkt? Das wird noch euer aller Tod sein, wenn ihr weiterhin mit geschlossenen Augen und tauben Ohren durch die Welt trampelt!" Er trat lässig zu der Kommandeurin hin. "Mit Verlaub, aber hättet ihr noch ein Plätzchen in eurer Truppe frei? Ich sah euch auf Baron Latices Burg und dachte, ihr könntet vielleicht noch jemanden gebrauchen, dessen... Fingerfertigkeit... etwas über der eines durchschnittlichen Mannes liegt." Titania nickte abwesend. "Natürlich. Jemanden wie dich dabeizuhaben, könnte sicherlich von Vorteil sein. Was meinst du, Ike?" Der blauhaarige Söldner, der neben sie getreten war, nickte. "Schon beim letzten Mal konnte ich mich blind auf ihn verlassen. Ich denke, er wird uns auch diesmal nicht enttäuschen. Was verlangst du diesmal, Volker?" Der Assassine lächelte unter seiner Maske. "Nur Verpflegung und Unterkunft. Mehr nicht, auch wenn es seltsam klingt. Mich interessiert, wie ihr die Königin und eure Freunde retten wollt. Dies zu sehen ist mir Lohn genug." Titania hob eine Augenbraue und nickte. "Verstehe. Dann wären wir Narren, wenn wir ein solches Angebot ausschlagen würden. Du bist dabei." Der Meuchler neigte den Kopf und Titania beeilte sich zu sagen: "Du kannst gleich dabei helfen, die Zelte aufzubauen, da du ja darin schlafen wirst." Volker nickte und machte sich neben Boyd, der ihn verblüfft anstarrte, an die Arbeit.

Geoffrey meinte leise: "Ob das klug war? Solches Gesindel ist bekanntermaßen nicht besonders treu..." "Ich weiß!", erwiderte Titania. "Trotzdem, auf Volker können wir uns verlassen. Er war beim letzten Mal auch dabei, erinnerst du dich?" Der General Crimeas verdrehte die Augen. "Wie könnte ich das vergessen? Er war es schließlich, der dem General im Schloss des Schwarzen Ritters die Rüstung vom Leib gestohlen hat, damit ich in der Lage war, ihn mit Pfeilen zu spicken!" Titania lachte: "Oh ja, das klingt ganz nach Volker. Ich wüsste nur zu gern, wie er es angestellt hat, so nah an ihn heranzukommen, dass er die Bänder der Rüstung lösen konnte!" Ike mischte sich ein: "Er hat sie nicht gelöst, sondern durchgeschnitten. Ich habe es gesehen." "Somit wäre dieses Rätsel auch gelöst. Damit kannst du dich ja wohl auch wieder an die Arbeit machen, Ike?" Der Blauhaarige warf ihr einen eisigen Blick zu, gehorchte dann aber anstandslos, als er in Titanias und Geoffreys harte Gesichter blickte. "Oh, und wenn wir gerade dabei sind - Ihr könnt Euch Ike gleich anschließen, bevor Ihr Euren Rang hier in meiner Söldnertruppe noch vergesst." Titania musste arg an sich halten, um bei Geoffreys entsetzem Gesichtsausdruck nicht loszulachen. Der Ritter schluckte, meinte dann aber: "Wenn es Euer Wunsch ist... werde ich das tun... Commander!" Er saß ab und reichte Oscar, der schon wartete, die Zügel. Der grünhaarige Söldner grinste über das ganze Gesicht, als Geoffrey von dannen stiefelte. "Das wird er dir nicht so schnell vergessen. Einen Ritter zu bitten, beim Lager aufschlagen zu helfen, ist schon vermessen. Dasselbe bei einem General zu tun, kommt einer Beleidigung gleich." Titania sah dem Rittmeister nach, der sich mit unsicheren Schritten den Köchen für das Abendessen näherte. "Ich weiß, aber solange ich hier das Kommando habe, wird er tun, was ich von ihm verlange. Sonst gewöhnt er sich zu sehr daran, uns herumzukommandieren. Es reicht, wenn er das in der Schlacht tut."
 

Als sie später beim Abendessen saßen, herrschte eine zwar müde, aber zufriedene Stimmung. Shinon gab ein paar zotige Witze zum Besten, die nicht nur die Damen zum Erröten brachten. Schließlich beschlossen Darahan und Volker, die Jüngeren mit ihrem mitgeführten Bier abzufüllen. In Boyd fanden sie ein dankbares, aber trinkfestes Opfer. Titania grinste, als sie sah, wie alle drei immer betrunkener wurden und der Jüngste schließlich schwankend von dannen taumelte, um seinem Magen Luft zu verschaffen. Sie schalt die beiden Älteren scherzhaft und ermahnte sie, nach Boyd zu sehen, ehe er noch Unsinn anstellen konnte, doch Oscar übernahm das, ehe die beiden auch nur auf die Füße kamen. Die drei Mädchen saßen dicht beieinander und tauschten Geschichten aus, ebenso wie Darahan, Volker und der nüchterne Zihark. Shinon war auf dem besten Wege, ebenso betrunken wie die anderen beiden zu werden, während Gatrie bereits die Augen zufielen, ehe er sich erheben und in sein Zelt torkeln konnte. Die Kommandeurin lächelte über den zufriedenen Gesichtsausdruck, der auf Gatries Zügen lag. Soren und Rhys lehnten nebeneinander und versuchten, im schlechten Licht des Lagerfeuers eine Meditationsübung, die Rhys' Zauberfähigkeiten wiederherstellen sollte, zu lernen. Verwirrt sah sich Titania um. Da fehlten doch noch zwei!

Schließlich entdeckte sie Geoffrey und Muarim etwas abseits des Feuers. Der General Crimeas saß an einen Baumstumpf gelehnt und kraulte die dicke grüne Mähne des Laguz. Muarim schien ein guter Zuhörer zu sein, denn der junge Mann sprach fast ohne Pause, jedoch sehr leise und mit traurigem Gesicht. Titania beschloss, sie nicht zu stören. Als sich dann aber langsam alle verabschiedeten und in ihren Zelten verschwanden, bat sie: "Muarim? Geoffrey? Würde es euch etwas ausmachen, die erste Wache zu übernehmen?" Beide schüttelten wortlos den Kopf und sie fügte hinzu: "Sehr gut, dann weckt bitte Jill und Oscar, wenn es für die zweite Wache Zeit ist. Sie sollen Darahan und mich wecken, damit wir die letzte Wache halten können." Ein einträchtiges Nicken zeigte ihr, dass die beiden verstanden hatten und sie wandte sich ab, um sich den wohlverdienten Schlaf gönnen zu können. Sie hörte noch, wie Elincias Name fiel und Muarim ein beruhigendes Schnurren von sich gab, dann tauchte sie in die sanfte Dunkelheit ihres Zeltes ein, wo bereits die drei Mädchen einträchtig nebeneinander schliefen.
 

Am nächsten Morgen - Titania und Darahan hatten das Frühstück bereits während ihrer Wache hergerichtet - brachen sie zügig auf. Sie kamen ihren Feinden immer näher. Und je geringer der Abstand zwischen den zwei Truppen wurde, desto unruhiger wurden die Söldner, speziell Ike, Boyd und Shinon. Aber auch Oscar und Geoffrey waren bei weitem nicht mehr so ruhig, wie sie es zuvor gewesen waren. Titania ermahnte ihre Untergebenen zur Vorsicht. So nah, wie sie jetzt an den Entführern heran waren, war es nicht mehr ausgeschlossen, dass sie sehenden Auges in einen Hinterhalt liefen. Dann meinte Volker plötzlich: "Dort vorne ist ein relativ schmales Felsental. Vielleicht könnte es uns gelingen, ihnen den Weg abzuschneiden und sie dann einzukesseln!" "Aber dann müssten wir die Truppe aufteilen und das ist etwas, was ich nur sehr ungern tue!" Volker nickte und seufzte. "Die Alternative ist, ihnen von hier bis zur Nordgrenze Daeins nachzulaufen. Wenn sie einmal weit genug voraus sind, werden wir sie nicht mehr einholen. Dieses Tempo halten wir nicht ewig durch, Rhys und Ilyana schleppen sich schon jetzt mehr vorwärts, als dass sie gehen. Und bei den anderen, die nicht das Glück haben, reiten zu können, sieht es nicht viel besser aus." Titania nickte nachdenklich. Dann rief sie Ike, Geoffrey und Soren zu sich und erläuterte ihnen die Lage. Von Ike und Geoffrey kam sofort Zustimmung für Volkers Plan, von Soren eine strikte Ablehnung. "Wenn wir das tun, halbiert sich unsere Kampfkraft. Stoßen wir dann auf einen Hinterhalt, könnte es gut sein, dass wir die Hälfte unserer Truppe, wenn nicht sogar noch mehr, verlieren. Das ist viel zu riskant! Lieber hetzen wir ihnen nach, als dass wir diesen Unsinn mitmachen!" "Es ist ja nicht deine Schwester, die wir hier verfolgen!", kam ein hitziger Einwurf seitens Ike, doch Soren sah ihn nur gelangweilt an. "Ein paar Tage mehr oder weniger werden ihr nicht schaden. Aber ein paar Tote werden uns Kraft kosten, Kraft, die wir dringend nötig haben werden, wenn es zum finalen Kampf kommt. Sei ehrlich, Ike, so kommen wir nicht weiter!" "Aber wenn wir es nicht wagen..." "...müssen wir dieses Tempo halt aufrechterhalten, bis wir sie haben! Nein, Ike, in dieser Position bekommst du von mir keine Zustimmung!", meinte Soren entschieden. "Aber das können wir nicht.", ließ sich Geoffrey leise vernehmen. "Wir haben nur diese eine Chance! Gib es doch zu, du bist genau wie alle anderen völlig am Ende, noch länger kannst du nicht mithalten, schon gar keine ganze Woche oder gar noch länger!" Soren seufzte angesichts dieser Qual. "Ich weiß. Aber wir müssen es versuchen." Titania schüttelte den Kopf. "Wenn ihr mich fragt, würde ich sagen, dass wir es probieren sollten. Mehr als schiefgehen kann es nicht. Wenn wir die Kräfte gut aufteilen, sollten wir nicht in einen Hinterhalt laufen." Volker nickte. "Das ist wahr. Eine gute Aufteilung der Ressourcen sollte uns den Sieg bringen." Der schwarzhaarige Magier schüttelte den Kopf. "Ihr seid alle wahnsinnig. Aber bitte. Setzt euren halsbrecherischen Plan nur in die Tat um. Aber beklagt euch nachher nicht, wenn ihr dann feststellt, dass euch die Hälfte eurer Leute abhanden gekommen ist!" Die Rothaarige lächelte. "Danke, Soren. Dann werden wir jetzt die Gruppen einteilen." Volker nickte und machte ihr ein Zeichen, fortzufahren. "Ich möchte, dass Ihr, Geoffrey, die zweite Gruppe anführt. Die erste übernehme ich. Ike, du wirst ihn unterstützen, ebenso wie du, Volker. Soren, du kommst mit mir. Des weiteren möchte ich Darahan, Boyd, Gatrie, Shinon, Zihark und Ilyana in meiner Gruppe haben. Jill, Rhys, Oscar, Mia und Muarim gehen mit euch, Ike. Bringt mir alle gesund und munter mit zurück, ja?" Ike und Geoffrey nickten und machten sich sofort daran, ihre Gruppe zusammenzustellen. Volker sah ihnen nach und meinte leise: "Hoffentlich machen wir jetzt keinen Fehler..."
 

Als sich die Gruppen trennen sollten, begutachtete Titania noch einmal ihre Wahl. Ihre Gruppe konnte sich vergleichsweise leise bewegen, das war ihr wichtig erschienen, denn sie sollten diejenigen sein, die der normalen Route folgen würden, während Ikes und Geoffreys Gruppe einen Haken schlagen und die Verfolgten überraschen sollte. "Ich will, dass ihr beide", sie wandte sich an Jill und Darahan, "immer in der Luft bleibt und das Geschehen von oben überwacht. An euch liegt es, wenn wir in einen Hinterhalt laufen, also sperrt Augen und Ohren auf, damit ebendas nicht passiert!" Beide nickten und Titania lächelte Geoffrey noch einmal zu. Dieser nickte ihr zu und gab das Signal zum Aufbruch. Titania seufzte und Soren meinte: "Das wird spannend. Ich hoffe, sie sind in der Lage, den Vorsprung aufzuholen und schneller als die Daein zu sein." Die rothaarige Kommandeurin nickte. Sie hatte ein schlechtes Gefühl im Magen. Wenn das nur alles gutging!
 

Geoffrey leitete seine Gruppe mit einer Disziplin, die einem General Crimeas würdig war. Keiner seiner Begleiter beklagte sich über das harte Tempo, nicht einmal Rhys, der zwar blasser und blasser wurde, sich aber trotzdem tapfer in der Marschordnung hielt. Volker kundschaftete nach vorne aus, während Jill die Lage aus der Luft überblickte. Plötzlich fluchte Ike neben dem General. "Verdammt! Das ist gar nicht gut!" Geoffrey sah ihn verwirrt an. "Was meinst du?" "Siehst du das nicht? Titania hat die beiden Magier behalten! Rhys nutzt uns herzlich wenig, sollten wir auf Laguz stoßen - oder hast du zufällig eine Laguzlanze dabei?" Der Ritter besah sich seine Truppe und nickte. "Stimmt. Na, dann wollen wir hoffen, dass uns ebendas nicht passiert." Er winkte Jill, die daraufhin tiefer sank. "Wie weit ist es noch?" Die Rothaarige lächelte. "Wir haben sie fast. Nur noch ein bisschen, dann haben wir es geschafft. Wir dürften den Ausgang des Tales rechtzeitig erreichen!" Geoffrey nickte und bedeutete ihr, wieder aufzusteigen. Ike sah zu dem Rittmeister auf und bemerkte: "Wenn das nur gutgeht. Ich habe ein verdammt schlechtes Gefühl dabei!" Geoffrey seufzte so leise, dass nur Ike ihn hören konnte: "Ich auch. Ich mache mir solche Sorgen um Elincia. Was passiert, wenn unsere Aktion schiefläuft, oder wenn wir nicht rechtzeitig ankommen?" "Dann werden entweder sie oder wir sterben.", bemerkte Volker, der auf Geoffreys anderer Seite dahintrabte, trocken. "Welch traumhafte Aussicht, wirklich!", ächzte der General und schüttelte den Kopf. "Warum hat sie mir nur diese reizende Gesellschaft gegeben?" Ike grinste breit. "Soren wäre noch unausstehlicher gewesen, vor allem, weil er gegen diesen Plan war und du dafür. Tja, sei froh, dass es nur Volker war!" Geoffrey zog es vor, darauf nicht zu antworten.
 

Sie erreichten das Tal genau in dem Moment, als die verfolgte Gruppe hinauswollte. Es waren, wie es aussah, tatsächlich Daein. Ihre schwarzen Rüstungen schienen das Licht geradezu zu schlucken. In ihrer Mitte sahen die Söldner immer wieder ein orangefarbenes Kleid aufblitzen, was Geoffrey und Ike schier in den Wahnsinn trieb. Die Söldner bauten sich in einer Reihe vor ihren Gegnern auf und schnitten ihnen den Fluchtweg ab. "Von hinten kommt noch eine Truppe! Sie haben sich aufgeteilt!", hörten sie einen Kundschafter der Feinde flüstern. Geoffrey lächelte und trieb sein Pferd ein paar Schritte nach vorne. "Gebt Elincia und die anderen Gefangenen frei! Sonst können wir für nichts garantieren!" Durch die Reihen der Gegner ging ein leises Raunen, als sie den General erkannten. Ein besonders großer Daein grinste: "Sieh an, der Junge lebt tatsächlich noch. Haste allein deinem Pferd zu verdanken, würde ich sagen. Wäre dein Mistvieh nicht gewesen, würden dich jetzt die Würmer fressen, genau wie deine Kameraden! Du warst ja nicht mehr wirklich in der Lage, dich zu verteidigen! Und sowas schimpft sich würdevoll General von Crimea! Ha, das ist ein guter Witz!" Ein Schleier von Röte flog über Geoffreys Gesicht und er verlangte zornig: "Gebt Elincia heraus! Sofort, oder ich vergesse mich!" Der Daein lächelte ein kühles Lächeln. "Dann hol sie dir, wenn du kannst! Aber zuerst musst du uns fangen!" Wie ein Mann wirbelte die ganze schwarz gerüstete Gruppe herum und stürmte in das Tal zurück. Geoffrey überwand seine Überraschung schnell und befahl, ihnen zu folgen. Wesentlich ungeordneter hastete die halbierte Söldnertruppe ihren Gegnern hinterher.

Sie stellten sie, als die Daein gerade eine Seitenwand des Tales erklimmen wollten. Geoffrey gab den Befehl, ebenfalls den schmalen Pfad, den die Daein gewählt hatten, zu ersteigen. Doch er kam nicht dazu, denn plötzlich drehte sich der großgewachsene Daein, der zuvor so unverschämt gesprochen hatte, um. In seinem Arm hielt er eine Gestalt. Eine junge Frau mit langen dunkelgrünen Haaren in einem orangefarbenen Kleid, wohlgemerkt. Ike und Geoffrey sahen beide rot, während Ike sich anschickte, den steilen Gebirgspfad hinaufzurennen, riss Geoffrey den Bogen hervor und spannte ihn, die Pfeilspitze zielte auf den Kopf des Entführers. "Halt!", riss eine scharfe Stimme beide aus ihrem Zorn. "Tut das nicht! Er wird sie töten, wenn ihr so unbesonnen handelt!", rief Volker hastig. "Ganz recht! Und ich garantiere euch, es macht mir rein gar nichts aus, dass dies hier eine Königin ist!", pflichtete ihm der Daein bei. Der General Crimeas hob die Hand und der Sturm auf den Felspfad kam zum Erliegen. Selbst Jill, die sich todesmutig mit ihrer Wyvern aus der Luft auf ihre Feinde hatte stürzen wollen, hielt überrascht inne. Stattdessen hob Geoffrey erneut den Bogen. "Ich sage es nur noch ein einziges Mal. Gebt Elincia frei!" Sein Gesicht zeigte einen Ausdruck, bei dem selbst Ike mulmig wurde. Solche Entschlossenheit, gepaart mit ungeheurer Konzentration, stand in seinem Blick, dass niemand es wagte, ein Wort dagegen zu sagen.

Keiner, bis auf den Daein. Dieser lächelte nur und machte eine rasche Handbewegung. "Und ich sage es dir auch nur noch einmal: du willst das nicht tun, Junge!" "Unsinn! Ich töte dich, ehe du auch nur noch eine einzige Forderung stellen kannst!", drohte Geoffrey und spannte den Bogen noch eine Winzigkeit weiter. Sein Gesicht verzerrte sich vor Anspannung. Noch ein wenig mehr und er würde den Pfeil fliegen lassen. Er würde Elincias Peiniger treffen, dessen war er sich vollkommen sicher! Doch seine Gegner überraschten ihn erneut. Denn hinter dem Daein trat ein weiterer Schwarzgerüsteter hervor. Und auch dieser Mann hielt jemanden im Arm. Geoffrey wurde von einem Moment auf den Anderen sterbenselend. Sein Herz tat einen schmerzhaften Schlag und sein Inneres verkrampfte sich zu einem harten, eisigen Klumpen. "...Lucia..." Der zweite Daein hielt seine Zwillingsschwester im Arm.

"Nun, junger General? Bist du immer noch so versessen darauf, mich mit deinem Pfeil zu erlegen, als wenn ich ein Stück Wild wäre? Ich kann dir garantieren, sobald du diesen Pfeil fliegen lässt, stirbt deine Schwester!" Um die Drohung seines Begleiters zu unterstreichen, zog der andere ein langes, bösartig gekrümmtes Messer hervor und hielt es der offensichtlich bewusstlosen Lucia an die Kehle. Geoffrey brachte kein Wort heraus, also übernahm Ike dessen Part. "Wenn ihr glaubt, dass uns das beeindruckt, dann seid versichtert, dass das nicht der Fall ist. Jede Sekunde, die verstreicht, bringt unsere Verbündeten uns näher - und somit auch euch!" "Pah, wie einfallslos. So lange wird es niemals dauern! Und da ich bei euch weder einen Bogen, noch Wurfspeer oder Wurfbeil sehe, denke ich, dass wir momentan im Vorteil sind!" Geoffrey keuchte, als auch der erste Daein ein Messer hervorzog und es an Elincias Hals hielt, die leise keuchte und versuchte, sich aus dem harten Griff des Mannes herauszuwinden. Doch natürlich hatte sie mit ihren Bemühungen keinen Erfolg. Geoffrey bat: "Lasst sie gehen! Bitte!" Er hielt den Bogen noch immer im Anschlag, ließ ihn jedoch sinken, als er sah, dass der Daein Elincia noch fester packte. "Geoffrey! Jetzt ist nicht die Zeit dafür, Feigling zu spielen!", flüsterte Volker. "Lass sie nicht die Oberhand gewinnen!" "Die haben sie bereits!", gab Oscar leise zurück. "Wir haben nur einen Schützen - und das ist Geoffrey. Du kannst von ihm nicht verlangen, seine eigene Schwester zu opfern. Das würdest du, wenn es Alja wäre, auch nicht tun!" Ike nickte verbissen.

"Nun, was meinst du, wer jetzt im Vorteil ist?", grinste der Daein böse. "Aber ich will ja nicht so sein. Eine von beiden könnt ihr haben. Die andere kommt mit uns! Aber wählt weise!" Geoffrey verlor auch noch das letzte Bisschen Farbe aus dem Gesicht, als er mit ansehen musste, wie sich die große Hand des zweiten Daein um die Brust seiner Schwester legte und sich ein dreckiges Grinsen auf dem grobschlächtigen Gesicht des Mannes ausbreitete. Ike schüttelte den Kopf und der großgewachsene Daein lächelte: "Nun, wie lautet eure Wahl? Macht schon, ich habe nicht ewig Zeit!" Er ignorierte Ikes Ruf, Elincia freizugeben und wandte sich direkt an Geoffrey: "Was ist, Ritter? Hat es dir die Sprache verschlagen?" Der General Crimeas schloss gequält die Augen. "Das ist nicht fair..." "Oh nein, ist es nicht. Aber wir sind ja dafür bekannt, unfair zu spielen! Los jetzt! Oder sollen wir etwa beide töten?" Geoffrey fuhr zusammen. "Nein! Nicht!" "Dann will ich jetzt deine Antwort hören! Sofort!" Der Daein schien die Geduld zu verlieren, ebenso wie auch Ike. "Geoffrey, worauf wartest du? Elincia ist deine Königin!" Der Ritter ließ den Kopf hängen. "Ich weiß... aber was, wenn ich tatsächlich Elincia wähle? Was tun sie dann Lucia an?" Wie um das zu bestätigen, drückte der grobschlächtige Daein zu und strich mit den Lippen über Lucias Halsbeuge. "Nein...", keuchte der General, als das Messer die Haut der Schwertmeisterin ritzte und ein dünnes Rinnsal Blut ihren weißen Kragen rot färbte. "Ich warte, du Nichtsnutz von einem General!", schallte es von oben. Ike fauchte: "Na los, mach schon! Geoffrey! Du kannst Elincia nicht so leiden lassen!" Der Ritter biss sich auf die Lippe und krampfte die Hände um Pfeil und Bogen. Er dachte fieberhaft über eine Lösung des Problems nach. Doch ihm wollte keine Möglichkeit einfallen.

Lucias Hals wurde von den Lippen des Daein saubergeküsst, während der junge General gequält innehielt und nachdachte. "Ich kann nicht ewig warten..." "Tu es! Wähle Elincia, los!", Ike schrie schon fast. Geoffrey erwiderte verzweifelt: "Ich kann nicht! Lucia ist meine Schwester!" "Na und? Elincia ist deine Königin! Verdammt, du bist ein Ritter von Crimea! Opfere Lucia, wie sie es auch an deiner Stelle getan hätte!", schrie Ike. "Sie ist nicht wichtig für Crimea, aber Elincia ist es sehr wohl!" Geoffrey keuchte, wandte gepeinigt den Kopf ab, als er sah, wie der Daein langsam Lucias Gewand zu öffnen begann. "Hört auf! Sofort! Ich bitte euch!" "Tja, mein Lieber, das können wir leider nicht. Auch wir hängen an unserem Leben, weißt du?", der große Daein schüttelte bedauernd den Kopf, was Ike schier in den Wahnsinn trieb. Er brüllte: "Geoffrey, entscheide dich endlich! Sei kein Narr!" Es war nötig, dass ihn Volker und Mia gemeinsam zurückhielten, sonst hätte er sich auf den Rittmeister gestürzt. Jill sah aus, als wolle sie jeden Moment auf die Gegner hinabfahren und sie beide attackieren, doch Oscar rief sie mit einem scharfen Befehl zurück, ehe sie eine Dummheit begehen konnte. Dann meinte der grün gerüstete Söldner: "Bitte, Geoffrey! Tu endlich etwas!" Geoffrey sah einer Leiche ungemein ähnlich. Sein Atem ging schnell und sein Herz raste. Er schwankte zwischen seiner Königin und seiner Schwester. Sein Gewissen schrie ihm zu, Elincia zu wählen, aber er konnte Lucia nicht einfach ihrem Schicksal überlassen. Er spürte, wie ihm Tränen der Verzweiflung und der Hilflosigkeit in die Augen stiegen. "Ich möchte, dass ihr mich an Lucias Stelle nehmt und Elincia freigebt!", meinte er schließlich leise. Doch nur ein schallendes Lachen antwortete ihm. "Große Worte, Ritter. Aber leider können wir das nicht tun. Deine Schwester ist uns viel zu teuer! Nicht wahr?" Einstimmige Zustimmung antwortete dem Daein aus seinen eigenen Reihen. Geoffrey wollte den Bogen hochreißen und den Daein erschießen, besann sich dann aber gerade noch darauf, dass sonst seine Schwester sterben würde und hielt inne. "Wen wählst du, General von Crimea? Entscheide dich jetzt auf der Stelle, oder wir schneiden beiden die Kehle durch!" Geoffrey ging durch die Hölle. Ike brüllte ihm zu, er solle endlich zur Vernunft kommen. Mittlerweile war auch Oscar abgestiegen und hielt ihn mit fest, ehe Ike sich losreißen konnte. Und auch Rhys hatte einen Arm des tobenden Blauhaarigen gepackt. "Geoffrey, du verdammter Idiot! Befreie Elincia! Jetzt!", schrie der ehemalige Söldnerführer rasend vor Wut. "Mach schon, Geoffrey, oder du bringst beide um!", drängte ihn auch Volker, nachdem er einen Faustschlag von Ike direkt ins Gesicht kassiert hatte. "Und... uns dazu!", würgte Mia hervor, die Mühe hatte, Ikes Schwertarm zu halten, so heftig riss der Söldner an ihrem Griff. Geoffrey schloss die Augen. Er atmete tief durch und kam zu einer Entscheidung. "Ich wähle..." "Ja?", kam es von dem Daein.

"Ich wähle... Lucia!" Stille. Dann brachen die Daein in schallendes Gelächter aus, während diesmal Ike alle Farbe aus dem Gesicht verlor und sogar vergaß, sich zu wehren. Mia schluckte, als sie sah, welche Gefühlsregung in den Augen des Blauhaarigen aufblitzte und packte vorsichtshalber den Arm fester. "Nun gut. Dann nimm sie und sei glücklich mit ihr!", lachte der Daein boshaft. Er gab seinem Begleiter einen Wink und dieser stieß Lucia grob von sich. Die Bewusstlose kugelte hilflos den steilen Felsweg hinunter und wurde von Rhys aufgefangen. Die Daein flohen. Geoffrey versuchte noch nicht einmal, einen von ihnen mit seinen Pfeilen zu erwischen. Er saß einfach nur still und totenbleich auf seinem Pferd und starrte auf das verdreckte, blutige Häufchen Elend in den Armen des orangehaarigen Heilers. Ike dagegen war der Zorn selbst. Er riss an Mias, Volkers und Oscars Griff und Muarims festem Biss ins rechte Hosenbein, wand sich wie ein Aal, schrie, fluchte und schlug um sich. Doch der General beachtete ihn kaum. Die Tränen, die zuvor in seinen Augen gestanden hatten, rannen ihm nun ungehemmt über das Gesicht. Jill, die mittlerweile gelandet war, war sich nicht sicher, ob er es überhaupt bemerkte.
 

Als Titania nur wenig später ankam, sah sie, wie fünf Leute todesmutig versuchten, Ike davon abzuhalten, Geoffrey die Haut abzuziehen. Sie wusste sofort, dass der Plan fehlgeschlagen war. Sie entdeckte Rhys, der jemanden im Arm hielt und sandte sofort Soren zu ihm, damit er sich ein Bild von den Verletzungen desjenigen machen konnte. Dann saß sie ab und trat zu dem tobenden Ike hin. Sie ohrfeigte ihn links und rechts und nannte ihn ein verzogenes Balg, was ihn endlich zur Räson brachte. Verblüfft starrte er die Rothaarige an. "Was ist hier passiert?" Ike, der bereits wieder in Rage an den Griffen der anderen riss, wollte sofort losbrüllen, aber Titania hob nur die Hand und bedeutete ihm, zu schweigen. Oscar antwortete: "Wir hatten sie eingeholt und ihnen den Weg abgeschnitten. Doch ehe wir sie erledigen konnten, entkamen sie zu diesem Pfad hier. Wir wollten ihnen folgen, aber sie hielten Elincia als Geisel. Als Geoffrey versuchen wollte, den betreffenden Mann zu erschießen, tauchte ein weiterer mit Lucia als Geisel auf. Geoffrey war natürlich hin- und hergerissen und hat sich dann für Lucia entschieden. Und das hat Ike - au! - in diesen Zustand versetzt!" Oscar verzog kurz das Gesicht, als Ike ihn heftig gegen das Schienbein trat, fuhr dann aber fort. "Dann sind sie geflohen. Wir folgten ihnen nicht, weil Ike es ohnehin nicht getan hätte und Geoffrey... nun, du siehst, in was für einem Zustand er ist!" Titania nickte nachdenklich und trat dann zu dem General hin. Geoffrey starrte noch immer auf die Stelle, wo die Daein verschwunden waren. Seine Hände lagen immer noch auf seiner Waffe. Sanft nahm ihm die Rothaarige Pfeil und Bogen aus der Hand und half ihm vom Pferd. Geoffrey ließ alles über sich ergehen und fiel schwer gegen Titania, als er auf seinen eigenen Füßen stand. Titania spürte das starke Zittern und den kalten Schweiß auf seiner Haut, als sie ihn stützte und ihn schließlich neben Rhys, Soren und Lucia auf den Boden setzte.

"Kümmert euch um ihn. Er wirkt, als würde er gleich tot umfallen!" Der Schwarzhaarige nickte und besah sich den Ritter. "Ein schwerer Schock, würde ich sagen. Ein Donnerzauber hätte das nicht besser hinbekommen." Titania schoss ihm einen scharfen Blick zu, dies war nicht die Zeit für Scherze, doch Soren ignorierte diesen und meinte stattdessen. "Lassen wir sie gehen. Wir sind alle erschöpft. Eine Nacht wird uns nicht umbringen. Sie brauchen Elincia, sonst hätten sie Lucia nicht so einfach freigegeben." Die Kommandeurin nickte und gab ihrer Gruppe, die noch wesentlich ausgeruhter wirkte, den Befehl, das Lager aufzuschlagen. Dann trat sie noch einmal zu Ike hin. "Versprichst du mir, Geoffrey zu Frieden zu lassen oder muss ich dich fesseln?" Ike drehte den Kopf von ihr weg und fauchte: "Um diesen Narren wäre es nicht schade! Er hat unsere beste Chance vertan, Elincia zurückzubekommen!" "Ike!", zischte Titania. "Hättest du Alja geopfert, wärest du an seiner Stelle gewesen? Benutze deinen Verstand! Hätte er Elincia gewählt, wäre Lucia jetzt höchstwahrscheinlich tot! Es ist die Königin, die sie brauchen, nicht deren Leibwächterin! Geoffrey hat ihr das Leben gerettet, falls du das noch nicht begriffen hast! Sie werden Elincia nichts tun! Bestimmt nicht! Es wird noch eine Chance geben, Elincia und die anderen zu retten, ganz sicher!" Ike seufzte, beruhigte sich endlich. "Ich hoffe es. Denn wenn nicht, werde ich Geoffrey nicht verzeihen können!" "Ike!", entfuhr es Titania. Volker schüttelte den Kopf. "Bist du ach so großer Söldnerführer dir im Klaren darüber, was du da gerade ausgesprochen hast?" Der Blauhaarige nickte mit grimmigem Gesicht. "Oh ja, das bin ich. Und ich werde zu meinem Wort stehen. Wenn Elincia stirbt oder man ihr auch nur ein Haar krümmt, wird Geoffrey das mit seinem Blut bezahlen!" Die Kommandeurin schüttelte den Kopf. "Was ist nur aus dir geworden, Ike? Greil hätte das nicht gewollt!" "Aber mein Vater ist nicht mehr hier, Titania! Und ich bin alt genug, um eigene Entscheidungen treffen zu können!" "Ja. Aber ob das die richtige Wahl war?", meinte sie leise. "Versprich mir nur, dass du ihn in Ruhe lässt, bis wir sicher wissen, dass Elincia tot ist. Davor möchte ich, dass du ihm nichts tust. Er leidet ebenso wie du, denn er liebt sie ebenfalls." Ike seufzte. "Ich weiß, verdammt nochmal! Also gut, dann soll er meinetwegen tun, was er will. Aber falls Elincia etwas zustößt, werdet ihr mich nicht zurückhalten können!" Titania biss sich auf die Lippe, nickte dann aber und Oscar und die anderen ließen den Blauhaarigen los. Ike schüttelte sich, richtete seine Kleider und marschierte dann zum anderen Ende des Lagers, möglichst weit entfernt von den wieder vereinten Geschwistern und ließ sich schwer auf den Boden fallen. Titania sah ihm nach und richtete den Blick gen Himmel. "Göttin, gib mir Kraft. Denn sonst endet dies alles in einem Desaster..."
 

und das war es schon wieder. ah, endlich war ich in der Lage, es zu schreiben, das hat mich echt schier um den Verstand gebracht. Ich hoffe, es gefällt euch, da steckt echt Herzblut drin... *sniff*

Eine weitere Gruppe Schwarzgerüsteter

hm, mal sehen... das letzte Kapi war eines, das ich schon von Anfang an geplant hatte. Um ehrlich zu sein... häng ich grad ein bisschen durch. Ich hoffe, ich kann das Niveau halten!
 

Sie hatten ihr Lager außerhalb der Felsformation, bei der der Kampf um Lucia und Elincia stattgefunden hatte, am Waldrand aufgeschlagen. Die Nacht war erwartungsgemäß ruhig. Titania lauschte auf die ruhigen Atemzüge ihrer Begleiterinnen. Jill und Mia, die bei Geoffrey gewesen waren, waren in einen unruhigen Schlaf gefallen und Ilyana brauchte man nur etwas zu Essen zu geben und hinterher schlief sie friedlich wie ein Kätzchen. Die Kommandeurin dachte an Lucia, die neben Geoffrey im "Krankenzelt" lag und von Rhys und Soren bewacht wurde. Die Schwertmeisterin war zwar nicht ernsthaft verletzt worden - wenn man von der gehörigen Beule am Kopf absah waren es nur Schrammen und der kleine Schnitt am Hals - aber sie war noch immer nicht aus ihrer Bewusstlosigkeit erwacht. Was würde das nur werden? Sie machte sich Sorgen.

Doch dann besann sie sich darauf, dass morgen einiges an Sorgen auf sie wartete und sie zwang sich, die Augen zu schließen und ihren Kopf leer werden zu lassen. Schließlich gelang es ihr und sie driftete in den Schlaf hinüber.

Nur um nach, wie es ihr schien, wenigen Minuten wieder geweckt zu werden. Mia beugte sich über sie. "Titania, wach auf! Schnell! Es gibt einen Kampf!" Die Rothaarige war sofort hellwach. Jill legte bereits die Rüstung an, während Ilyana noch desorientiert blinzelte. Die Kommandeurin fuhr wie ein Wirbelwind in ihre Schutzausrüstung und fühlte sich dabei an ihre Zeit bei den Rittern Crimeas erinnert, wo es immer wieder Mode gewesen war, die Rekruten und die Soldaten in Rekordzeit in ihre Rüstungen zu jagen. Noch vor Jill war sie fertig und schoss aus dem Zelt.

Boyd und Oscar kamen ihr entgegen. "Oben auf dem Kliff kämpft jemand! Es sieht so aus, als wären Laguz darin verwickelt, jedenfalls sahen wir immer wieder Vögel aufsteigen und niederstoßen. Allerdings scheint es nicht besonders gut zu laufen! Sollen wir helfen?", wollte Oscar wissen. Titania überlegte kurz und nickte. "Vielleicht haben sie die Daein gesehen! Auf gehts!"

Shinon und Soren standen schon bereit, Ike und Zihark krochen gerade hintereinander aus ihrem Zelt und auch Muarim kam hinzu, gefolgt von Volker. Der Assassine richtete den Blick nach Osten, von wo Titania leise Kampfgeräusche hören konnte. "Es sind Raben - und wie mir scheint, ist hier einiges an Prominenz dabei. Muarim jedenfalls glaubt es..." Titania sah auf den Raubtier-Laguz hinab und sah, dass seine Nackenhaare gesträubt waren. Zihark meinte: "Er spürt Magie, wie sie nur von Laguz verwendet wird. Wir sollen uns beeilen, meint er!" Die Rothaarige nickte und wies Gatrie, der gerade aus seinem Zelt geklappert kam, an, auf das Lager zu achten. Alle, die jetzt noch nicht fertig waren, würden zur Lagerwache eingeteilt werden. "Ho, Titania! Beeilt euch! Sie halten nicht mehr lang durch!", schallte da eine Stimme von oben und die Kommandeurin entdeckte Darahan und Jill, die bereits auf ihren Wyvern hoch über ihnen schwebten. Titania nickte und schwang sich auf ihr Pferd, das Oscar bereits gesattelt und aufgezäumt gebracht hatte. "Auf gehts!"
 

Das Kliff zu erklettern erwies sich als schwierig, doch schlussendlich hatten alle es geschafft. Titania war die letzte, die oben ankam. Sie sah, wie Vögel sich über die Baumkronen erhoben und dann mit schrillen Schreien niederstießen, um Augen auszukratzen und Beorc mit ihren spitzen Schnäbeln zu zerhacken. Doch es wurden immer weniger. "Schnell, sie scheinen immer schwächer zu werden!", drängte Boyd und riss seine Axt aus dem Gürtel. Dann stürmte er los, ohne auf ein Zeichen Titanias zu warten. Mia, Soren, Zihark, Ike, Muarim und Shinon folgten ihm auf dem Fuße, während Volker und Oscar sowie die Wyvernreiter kurz verharrten, um dann ebenfalls zu folgen. Titania sah es wie durch Vogelaugen, wie ihre Truppe vorwärts stürmte, in einer langgezogenen Kette, die sich durch die Wälder schlug. Sie folgte Boyd nach, der die Spitze der Reihe bildete, zog mit ihm gleich und sah, dass auch Oscar und Volker aufschlossen.

Dann, mit einem Mal, waren sie aus dem Wald heraus und fanden sich auf einem Schlachtfeld wieder. Titania spürte, wie immer, wenn sie sich auf einem Ort des Todes wiederfand, wie ihr das Blut aus dem Gesicht wich. Beorc lagen neben Laguz, alle tot oder sterbend. Einzig auf der gegenüberliegenden Seite der großen Lichtung regte sich noch etwas. Drei, nein vier Laguz des Stammes der Raben schlugen sich mit zwei Rittmeistern und einigen Infanteristen. Titania hielt erschrocken inne, als sie sah, wie einer der Infanteristen einem der Raben einen Speer durch den rechten Flügel trieb. Der Laguz kreischte vor Schmerz auf, sank zu Boden und wurde von den Infanteristen niedergemacht. Shinon und Soren bezogen Stellung, um aus der Ferne anzugreifen, während der Rest der Söldner weiter vorstürmte. Ein weiterer Rabe fiel, dafür wurde einer der Reiter aus dem Sattel gerissen, ehe die Söldner auch nur die Lichtung zur Hälfte überqueren konnten. Klingen aus Wind schmetterten die Infanteristen zurück, die gerade einen weiteren Raben zu töten versuchten. Titanias Augen weiteten sich. Windklingen? "Schneller! Beeilt euch, verdammt!", trieb sie ihre Leute zur Eile an. In diesem Moment stolperte ihr Pferd über ein Loch im Boden und sie hatte Mühe, sich im Sattel zu halten. Als sie die Kontrolle wieder hatte, sah sie, wie zwei weitere Laguz starben, als die langen Piken der schwarz gerüsteten Infanteristen durch ihre Körper drangen. Einzig der große, schöne Rabe mit dem blauschwarzen Gefieder war noch am Leben. Seine Krallen und sein Schnabel waren blutverschmiert. Titania gewahrte einen Ring an seinem rechten Bein und hatte Gewissheit.

"Das ist Naesala! Lasst ihn nicht sterben!" Ein Pfeil und ein Feuerball schossen über ihren Kopf hinweg und fegten zwei Beorc zu Boden, beide tödlich getroffen. Der Rabe hielt überrascht inne, sandte eine erneute Windklinge aus und riskierte einen Blick zu Titanias Söldnern, die nun fast in Reichweite waren. Zwei weitere Schwarzgerüstete fielen, wiederum durch Sorens und Shinons Angriffe. Muarim, der durch seine katzenhafte Gestalt wesentlich schneller war als der Rest, fiel einen Infanteristen von hinten an und tötete ihn. In diesem Moment, als der Rabe abgelenkt war, nutzte der überlebende Rittmeister die Gelegenheit und attackierte den Laguz. Dieser konnte zwar noch ausweichen, doch die Schwertklinge zertrümmerte den Ring um sein Bein. Der letzte überlebende Gardist warf seinen Speer. Unglücklicherweise traf er den Raben - und zwar mitten in die Brust, wie es schien. Der Laguz wurde zurückgeschleudert, an einen der Bäume genagelt, die am Rand der Lichtung standen. Titania hörte seinen schmerzerfüllten Aufschrei und sah, wie sich der Laguz in seine menschliche Form zurückverwandelte. Boyd, Oscar und ihre anderen Begleiter erledigten den Rittmeister, während sie selbst sofort zu dem Verletzten eilte. Es war tatsächlich Naesala, der König der Raben, erkannte sie. Naesalas Schwingen hingen schlaff hinab, während er selbst gepfählt am Baumstamm hing. Seine Füße berührten knapp den Boden. Sein blaues Haar war strähnig und verschwitzt, Blut bedeckte sein Gesicht und drang durch die schwarze Kleidung des Rabenkönigs. Doch er atmete noch - und war bei Bewusstsein! "Naesala! Tut mir den Gefallen und sterbt mir nicht unter den Händen weg!", flehte Titania und der Rabe sah sie aus tränenden Augen an. Volker, der ihr gefolgt war, meinte leise: "Das wird alles andere als schmerzlos... Hey, Oscar, hilf uns!" Als der Kavalier bei ihnen war, erklärte der Assassine: "Du, Oscar, musst ihn stützen, am besten vom Pferd aus. Titania hilft dir, während ich den Speer herausziehe!" Titania nickte und der Assassine schritt zur Tat. Als er die Waffe aus Baum und Brust zog, schrie Naesala heiser auf und spie dabei einen Mundvoll Blut aus. Die Rothaarige hatte ihre liebe Mühe, um den Raben nicht fallenzulassen. Oscar stöhnte und ließ den Rabenkönig langsam zu Boden gleiten. "Darahan! Du musst ihn zu Rhys bringen!", schrie Titania, als sie die Mengen an Blut sah, die aus Naesalas Brust schossen.

"Nein! Das bringt nichts! Er würde auf dem Weg dahin sterben!", schallte da Sorens Stimme über die Lichtung. Der Magier rannte mit hochgeraffter Robe heran, kniete außer Atem bei dem verletzten Laguz nieder. Seine Finger öffneten geschickt Naesalas Kleidung, offenbarten die schreckliche Wunde, die glücklicherweise nicht so zentral lag, dass das Herz getroffen worden wäre. Titania seufzte und Soren bat: "Wir brauchen etwas, womit wir den Blutfluss stoppen können! Wer etwas passendes hat, der soll es herausrücken!" Oscar reichte ihm ein Stück hellen Stoffes und der Magier drückte ihn kurz entschlossen auf die Wunde und band es mit seinem Gürtel fest. "Zwar nur ein provisorischer Druckverband, aber es sollte reichen! Darahan, Jill, bringt Naesala und mich zurück! Wir müssen uns sofort um ihn kümmern!" Die Wyvernreiter ließen ihre Tiere herantraben, nahmen ihre Last auf und flogen rasch davon. Titania sah in die Gesichter ihrer Freunde. Sorge spiegelte sich auf jedem davon wider, wie wohl auch auf ihrem. "Lasst uns zurückkehren." Alle gehorchten ohne Widerspruch. Und keiner sprach auf dem Rückweg.
 

Zurück im Lager kümmerte sich Titania zunächst um ihr Pferd. Glücklicherweise schien dem Tier nichts zu fehlen, es konnte das Bein, mit dem es in das Loch getreten war, ohne Probleme bewegen. Sie nahm ihm gerade den Sattel ab, da spürte sie eine Hand auf ihrer Schulter. Geoffrey stand hinter ihr. "Lass nur. Ich kümmere mich darum. Naesala hat nach dir verlangt." Zunächst wollte sie widersprechen, doch der General Crimeas wehrte ab und meinte leise, es mache ihm nichts aus. Also überließ sie ihr Pferd dem jungen Mann und begab sich zu dem Zelt, in das Naesala gebracht worden war.

Als sie es betrat, schlug ihr als erstes ein heftiger Geruch nach Blut entgegen. Rhys saß am Bett und mischte irgendwelche Kräuter zusammen, während Soren mit Argusaugen über Naesala, der flach auf dem Rücken lag, wachte. Titania sah, wie schwer der Atem des Rabenkönigs ging und trat rasch ein. "Naesala, wie fühlt Ihr Euch?" "Schlecht... wie... sonst?", gab der Laguz schroff zurück, aber Titania hörte den Schmerz hinter seinen Worten. "Was macht Ihr hier? Seid Ihr nicht ein wenig arg weit weg von Kilvas?" Naesala schnaubte, hustete und krampfte die schmale Hand in das Laken. "...Von... allein... wäre ich... nicht gekommen..." Er keuchte. "...die Serenes... sie... haben sie!" "Was?", entfuhr es Titania. Auch Soren schrak zusammen. "Leanne, Reyson und Lorazieh sind... ebenfalls gefangen?" "Nein...", würgte Naesala hervor. "Nur... Leanne und... Reyson! Narr!" Titania warf Soren einen amüsierten Blick zu. "Natürlich. Lorazieh ist nach wie vor zu krank, um Phoenicis zu verlassen - wenn sich sein Zustand nicht vollkommen verändert hat." Der Laguz senkte den Kopf. "Und... es ist... wiederum... meine Schuld..." "Erklärt uns das später, Majestät. Jetzt solltet Ihr Euch ausruhen.", meinte Rhys leise und Naesala warf ihm einen gehässigen Blick zu. "So schwach... bin ich... nicht! Ich... ließ zu, dass... sie... entführt werden... konnten!" "Später, Naesala. Jetzt ist es erst einmal wichtig, dass Ihr gesund werdet. Es bringt uns nichts, wenn Ihr sterbt, während Ihr die Geschichte hervorwürgt, versteht Ihr? Ruht Euch ruhig aus.", versuchte Titania den Raben zu beruhigen. Naesalas schwarze Schwingen zuckten. "Nennt Ihr... mich einen... Schwächling, Beorc-Weib?" Titania hob abwehrend die Hände. "Nein, nein, das lag mir fern. Ich meinte nur, dass wir Eure Kampfkraft brauchen werden, wenn wir alle Entführten zurückholen wollen, denn auch wir haben Freunde an diese Daein verloren!"

Der Rabenkönig sah nicht begeistert aus, aber zumindest machte er keine Anstalten, sich weiterhin zu sträuben, sondern sank erschöpft in die Kissen zurück. Sein Gesicht war bleich und auf seiner Stirn standen feine Schweißtropfen. Er war am Ende - auch wenn er es wohl nie zugeben würde. "Ihr... werdet mich... unterstützen?" Titania nickte. "Das werden wir. Wir vermissen unter anderem Königin Elincia..." Das saß. "Sie... auch?" "Ja. Und jetzt ruht Euch aus. Wir werden es schon schaffen, die Serenes zurückzubringen!" Damit wandte sie sich um und wollte das Zelt verlassen. Am Eingang sah sie noch einmal zurück. Naesala lag halb bewusstlos auf dem Bett und starrte an die Decke. Soren wachte wieder über den Rabenkönig, während sich Rhys immer noch seinem Mörser zuwandte. Titania nickte und verließ das Zelt.

Draußen kam ihr Geoffrey entgegen. Der General war zwar blass, aber er wirkte nicht mehr so vollkommen überfordert wie gestern noch. "Das Pferd ist versorgt, keine Sorge." "Danke, Geoffrey. Ihr habt mir damit sehr geholfen, und das, obwohl es Euch selbst nicht gut geht. Danke." Der junge Ritter lächelte. "Das ist kein Problem. Lucia ist in Sicherheit. Das war mir momentan das wichtigste. Jetzt kommt Elincia..." Titania legte ihm die Hand auf den Oberarm. "Geoffrey... wir haben ein weiteres Problem... Leanne und Reyson sind entführt worden. Offenbar hat Naesala sie verfolgt und wurde dann aufgehalten." Der General starrte sie an. "Was? Ist das wahr? Wohin soll das führen?" "Ich wünschte, ich wüsste es... Alja, Rolf, Elincia, die Laguzkinder und nun auch noch Leanne und Reyson... Wir müssen uns beeilen!" Geoffrey nickte und schluckte sichtlich. "Ich hoffe, wir können sie alle retten!"

Als die Söldner dann beim Abendessen zusammensaßen, tauchte plötzlich Rhys aus dem Krankenzelt auf. Und ihm folgte ein blasses Gespenstchen in Weiß und Blau. Geoffrey sprang wie von der Tarantel gestochen auf. "Lucia!" Alle Köpfe wandten sich zu dem Heiler und der Schwertmeisterin um, als der Ritter zu seiner Schwester hinübersprintete und sie fest in die Arme schloss. "Bin ich froh...", hörten sie den jungen General flüstern. Lucias Augen richteten sich auf Titania, die ebenfalls aufgestanden war und zu den Geschwistern trat. "Lucia, ich bin ebenfalls sehr froh, dass Ihr erwacht seid. Willkommen bei Greils Söldnern." Die Schwertmeisterin nickte und löste sich aus der Umarmung ihres Bruders. "Wo ist meine Königin?" Titania seufzte und Geoffrey erstarrte. Hinter Titania kam Ike heran. "Dein Bruder, Lucia, war zu dumm, um sie zu retten." Lucias Kopf ruckte herum. "Wie bitte?" Ikes Lächeln war wirklich widerlich, als er sagte: "Er hat dich gewählt, als man ihn dazu zwang und hat Elincia in der Obhut eurer Entführer gelassen." Lucia trat einen Schritt zurück, starrte ihren Bruder an, der verzweifelt die Hände zu Fäusten ballte und den Blick starr gen Boden gerichtet hielt. "Du hast sie... bei ihnen gelassen?" Geoffrey nickte und biss sich auf die Lippen. "Ich habe gesehen, wie sie... dich... berührten..." Lucias Augen weiteten sich und sie versetzte Geoffrey eine schallende Ohrfeige. "Du Narr! Wie konntest du nur? Dachtest du im Ernst, meine Unversehrtheit sei mehr wert als Elincias Leben?" Ihr Bruder sah noch immer nicht auf. "Geoffrey!" Der Ritter zuckte wie unter einem Peitschenhieb zusammen. "Sie... sie wollten Elincia, verstehst du? Hätte ich sie gewählt, hätten sie dich ohne Gnade geschändet und anschließend getötet! Ich... ich konnte nicht anders..." Er sah ihr in die Augen und Titania sah den Schmerz in seinem Blick. Lucias Miene wurde weicher. "Ich weiß... Du warst nie stark genug, um mich so zu opfern, wie ich es mit dir getan hätte. Lass uns Elincia gemeinsam retten!" Geoffrey schluckte und nickte. Dann meinte Lucia: "Gut. Dann... sollten wir vielleicht jetzt zum Essen zurückkehren?"

Titania hatte Nachtwache, die zweite Wache, also die schlimmste, die die Nacht in der Mitte auseinanderriss. Doch ihr machte es nichts aus. Sie hatte ohnehin bis jetzt nicht geschlafen. Zu viel geisterte in ihrem Kopf umher. Gatrie, der ihr gegenübersaß, stierte trübe in die Flammen des Lagerfeuers, während Ike in den Himmel sah. "Woran denkst du?", wollte Titania wissen. Der blauhaarige Söldner fuhr zusammen und sah sie an. "Oh, ich dachte nur gerade an Alja und Elincia. Ich hoffe, es geht ihnen gut!" Die Rothaarige nickte. "Ich hoffe es auch." Das Gespräch schlief wieder ein, vor allem, weil Titania nichts weiter einfiel, was sie hätte sagen können. Müde blickte sie von einem Gesicht zum anderen.

Dann plötzlich hörte sie ein Geräusch. Ike war sofort mit gezogenem Schwert auf den Beinen, während Titania die Hand am Griff ihrer Axt hatte und Gatrie nach der Lanze tastete. "Wer ist da?", fauchte Greils Sohn in den nächtlichen Wald. Nichts. Titanias Augen verengten sich. Gatrie hob die Waffe, schloss das Visier seines Helmes und trat einen Schritt nach vorne, um gegebenenfalls Pfeile mit der schweren Rüstung abfangen zu können. Doch noch immer rührte sich nichts. Bis mit einem Mal eine Gestalt aus den Büschen am Waldrand brach, ein paar Schritte auf sie zutaumelte und dann auf die Knie sank. Titania glaubte im schlechten Licht große Schwingen zu erkennen und rannte vorwärts. Ike gab ein zurückhaltendes Geräusch von sich, doch Gatrie folgte seiner Kommandeurin, also tat er nichts weiter, als beim Feuer stehen zu bleiben. Es konnte eine Falle sein, das wusste Titania, aber wenn ihre Vermutung stimmte... sie rannte zu dem Gestürzten. Und tatsächlich. Vor ihr kniete ein Laguz! Und nicht nur irgendein Laguz, nein, dieses Geschöpf war von königlichem Blut. "D-das gibts nicht!", stieß Gatrie hervor. "Prinz Reyson!" Titania half dem zarten Prinzen der Reiher-Laguz auf. Reysons Gesicht war bleicher als sie es ohnehin kannte und er wirkte abgekämpft und dem vollständigen Zusammenbruch nahe. Geschwächt ließ er sich von Titania zum Feuer helfen, wo er mit einem schweren Atemzug, der fast wie ein Schluchzen klang, niedersank. Ikes blaue Augen schimmerten im goldenen Feuerschein düster wie Seen im Fackellicht. "Wie kommt Ihr hierher, Prinz?" Reyson, der völlig am Ende mit seinen Kräften schien, wollte etwas sagen, schüttelte dann den Kopf und versuchte, erst einmal zu Atem zu kommen. Titania musterte den schlanken Reiher. Reysons weiße Flügel waren zerrupft, wie als hätte er keine Rücksicht darauf genommen, als hätte er sich durch ein Dornengestrüpp gekämpft. Sein blondes Haar hing ihm strähnig ins Gesicht, dieses war zerkratzt und - wie Titania mit Schrecken feststellte - von einem dicken blauen Veilchen verunziert. Schweiß stand ihm auf Stirn und Wangen und er hatte nach wie vor Mühe, Luft zu bekommen. Der Blick der Kommandeurin fiel auf Reysons bleiche Hände. Auch sie waren zerkratzt und zerschunden. Warum war Reyson nicht geflogen, anstatt sich durch den Wald zu kämpfen?

"Ich... ich konnte... entkommen..." "Entkommen? Euren Entführern?" Reyson nickte und sah Ike an. "Ja. Habt Ihr... Naesala... getroffen?" Titania nickte an Ikes Stelle. "Ja, haben wir. Er und sein Batallion von Raben ist angegriffen und besiegt worden. Er wurde schwer verletzt, aber mittlerweile geht es ihm, glaube ich, den Umständen entsprechend, gut. Und Ihr?" Der Prinz der Reiher strich sich das wirre Haar hinter die spitzen Ohren zurück. "Ich... bin in Ordnung, lediglich... außer Atem. Ich... musste... mich beeilen, um... aus ihrer Reichweite... zu kommen!" Gatrie nickte. "Sind sie hinter Euch her, Hoheit?" "Ich weiß es nicht. Ich war... zu beschäftigt.", Reyson seufzte und sah in die Flammen. Titania schüttelte den Kopf. "Das ist schon in Ordnung. Wir werden wachsam sein. Bleibt bei uns, Reyson. Hier seid Ihr sicher." Der Reiher sah sie dankbar an und meinte leise: "Vielen Dank... aber jetzt... würde ich gerne... ausruhen... wenn das möglich ist?" "Natürlich. Kommt." Ike führte den völlig erschöpften Laguz in das Zelt, in dem auch Naesala lag. Da Lucia kurz entschlossen in das Damenzelt gezogen war, war ein Platz frei geworden. Titania seufzte. "Also ist der Prinz der Serenes wieder frei. Er scheint ja tatsächlich ein Künstler im Flüchten zu sein..." Gatrie grinste. "Stimmt, als wir Crimea zurückerobern wollten, entkam er seinem Peiniger auch! Tja, entweder unterschätzen sie Reyson, weil er so zart und zerbrechlich wirkt oder er ist tatsächlich so geschickt!" "Wie dem auch sei. Jedenfalls sollten wir uns jetzt keine Blöße geben. Sie können jederzeit wieder angreifen!" Gatrie nickte und lehnte sich zurück. Sein Blick streifte über den düsteren Wald. "Ich hoffe nur, dass wir die anderen wieder zurückbekommen!" Titania sah in den Himmel. "Ich bete, dass du Recht hast..."
 

und das wars schon wieder. ^^ Also hat die Truppe mittlerweile drei Laguz. *freu*

aber der arme Naesala, ich hoffe, ich war nicht zu grob zu ihm... *seufzt* aber gut. Wir werden sehen.

Der Zweck des Amulettes

^^ hallo allerseits. Sorry, dass es so lang gedauert hat, aber jetzt gibts mal wieder was von mir! *grinst* so langsam wird die Gruppe unübersichtlich.... mal schauen, ob ich selber den Überblick noch behalten kann! *wühlt sich durch einen Wust aus Zetteln, Arbeitsblättern, Antarctica-Oneshots, Gedichtinterpretationen und Schulaufgaben-Angaben* *findet den gesuchten Zettel* hehehe
 

Sie kamen gut voran, trotz Naesalas Verletzung. Der Rabenkönig hatte es strikt abgelehnt, dass sie sich länger als unbedingt nötig an der Felsformation aufhielten. Er konnte zwar weder stehen noch lange reiten, doch wenn ihn Darahan und Jill mit auf ihre Wyvern nahmen, ging es zumindest in der Hinsicht, dass der Laguz das Bewusstsein nicht wieder verlor. Prinz Reyson hatte sich ebenfalls wieder erholt und kämpfte sich mit der Zähigkeit alten Schuhleders weiter, auch wenn er totenbleich im Gesicht war und kaum mehr sprach. Zum Sprechen kamen andere, wie beispielsweise Gatrie aber auch nicht mehr. Shinon und Ike schlugen ein so mörderisches Tempo an, dass sich Titania selbst das eine oder andere Mal fragte, wie sie noch weiter mithalten sollte. Die Kommandeurin spürte, dass die beiden es zu Ende bringen wollten. Über der Suche nach Elincia, Alja und Rolf vergaßen die beiden Männer sogar ihren Streit, zumindest, solange man sie nicht direkt darauf ansprach.

"Titania?", riss Volker sie aus ihren Gedanken. "Gatrie bittet um eine Pause. Er sieht aus, als würde er gleich zusammenbrechen." "Ich verstehe. Gib bitte Ike und Shinon bescheid." Der Assassine nickte und verschwand nach vorne. Geoffrey, der neben ihr ritt, meinte leise: "Wir sollten uns nicht zu lange hier aufhalten. Dieses Gebiet war immer wieder das Versteck von Banden und Schmugglern. Es gab oft Streitigkeiten hier, sowohl mit Crimea, als auch mit Begnion. Die Daein mussten ihr Land mehrmals mit Waffengewalt verteidigen, aber gegen das Gesindel, das sich hier versteckt, unternahmen sie nichts. Vielleicht finden wir hier die, die wir suchen." Titania schüttelte den Kopf. "Das passt nicht zu ihnen. Die Entführer wollen etwas anderes. Schmuggler und Banditen würden keine Königin entführen - und zudem bewegen sie sich zu schnell, als dass man darauf schließen könnte, sie würden ihr Ziel bald erreichen. Es wirkt eher, als wollten sie das Gebiet so schnell wie möglich durchqueren." Der junge General Crimeas wirkte nachdenklich. "Aber wo wollen sie dann hin? Südlich von hier beginnt bald das Territorium von Begnion - und die Küste wird von Phoenicis und Kilvas kontrolliert. Wenn Daeins Soldaten in Begnion einfallen, haben wir einen Krieg direkt vor unserer Nase! Was soll das werden?" "Ich weiß es nicht. Wir werden sie weiterhin verfolgen müssen." Lucia kam an Titanias Seite. Offenbar hatte sie die letzten Worte gehört, denn sie meinte: "Da gibt es nur ein Problem. Die Soldaten, die Lady Elincia und mich entführten, sind keine Daein. Sie geben sich zwar große Mühe, so wie die Daein auszusehen, aber sie sind keine, oder wenn dann nicht alle von ihnen. Sobald sie sich als Söldner ausgeben, werden sie passieren dürfen und wir haben den schwarzen Peter. Denn bei uns befinden sich Crimeas General, der König von Kilvas und der Prinz von Serenes." Titania schüttelte den Kopf. "Das lässt sich leicht aushebeln. Wir sind auf der Suche nach jemandem - unserer Königin, um genau zu sein. Wir wollen sie nur wiederhaben. Naesala und Reyson können wir nach Serenes bringen, von wo sie dann nach Kilvas und Phoenicis übersetzen können. So einfach ist das." "Wir sollten nicht zu sehr auffallen..." Lucia klang besorgt. "Vielleicht können wir den einen oder anderen in Begnion dazu bringen, zu uns zu stoßen, aber recht viel mehr sollten wir nicht unternehmen. Eine zu große Truppe bewegt sich zu langsam." In diesem Moment erreichten sie den Teil der Gruppe, der vorausgeeilt war. Ike stand reglos neben Volker, während Shinon und die Wyvernreiter ein Grüppchen bildeten. Neben ihnen plätscherte ein kleiner, sauberer Bach dahin. "Warum sollen wir halten?", murrte der Blauhaarige, doch als er Gatrie fünf Minuten später halbtot herantorkeln sah, schwieg er betroffen. Der Ritter war so erschöpft, dass ihn Boyd und Zihark stützen mussten. Kaum hatte er Titania, Lucia und Geoffrey erreicht, fiel er schweißüberströmt und keuchend zu Boden, wo er erst einmal nach Luft ringend sitzen blieb. Ilyana, Soren, Reyson und Rhys sahen auch nicht viel besser aus. Muarim, Mia und Oscar, die die Nachhut gebildet hatten, schlossen kurz darauf zur Gruppe auf. "Gut dass wir halten. Recht viel länger hätte ich es nicht mehr ausgehalten. Das Tempo ist tödlich!", meinte die Myrmidonin erschöpft und ließ sich neben Gatrie und Ilyana auf den Boden sinken. "Töd...lich? Was... ist es... dann... für... mich?", würgte Gatrie hervor und nahm seinen Helm ab. Titania sah erschrocken, wie erschöpft der Ritter wirklich war und schüttelte den Kopf. "Wir machen hier Mittagspause. Und dann sehen wir weiter, ob wir heute noch weitergehen. Es hat keinen Sinn, wenn die Hälfte von uns auf der Strecke bleibt, ehe wir Elincia und die anderen gefunden haben!" Alle stimmten der Entscheidung erleichtert zu, nur Shinon und Ike wirkten unglücklich damit. Doch dankbarerweise erhoben sie keinen Protest, sondern halfen im Gegenteil Zihark, Lucia und Oscar, das Essen zuzubereiten.
 

Als sie beim Essen saßen, meinte Soren leise: "Titania, ich muss mit dir reden." Die Rothaarige bedeutete ihm, zu sprechen, doch der Magier schüttelte den Kopf. "Nicht hier, vor allen anderen. Später." Titania nickte verwundert. Dass Soren nicht vor allen sagte, was er zu sagen hatte, beunruhigte sie. So kannte sie den schwarzhaarigen Magier gar nicht.

Jedenfalls, als das Essen beendet war und Jill, Volker, Ilyana, Shinon und Boyd damit beschäftigt waren, das Geschirr zu reinigen, trat der Magier zu Titania und schickte die anderen weg, bis nur noch Naesala, Reyson, Ike, Geoffrey, Darahan und sie selbst übrig blieben. "Um ehrlich zu sein, ich mache mir Sorgen. Wir verfolgen diese Daein jetzt schon eine ganze Weile und mittlerweile frage ich mich ernsthaft, worauf sie hinauswollen. Und das ist noch nicht das einzige Problem, über das ich mit euch reden wollte." Er sah in die Runde. "Was ich zu sagen habe, darf diese Gruppe nicht verlassen, ist das klar?" Titania nickte und bedeutete Soren, fortzufahren. Der Schwarzhaarige seufzte. "Das Amulettfragment gerät außer Kontrolle." Naesala und Reyson fuhren auf. "Was für ein Amulettfragment?", wollte der Serenes wissen. "Wir wissen nicht genau, was es in Wirklichkeit ist. Es sieht aus wie Lehrans Medaillon - nur in Groß." Reyson erbleichte. "Was? Aber das ist... unmöglich! Lehran schuf nur dieses eine Stück!" "Darüber weiß ich nichts.", meinte Soren schlicht. "Das Problem liegt darin, dass Rhys, der es gegenwärtig trägt, langsam den Verstand verliert." "Ist es so schlimm?", wollte Geoffrey wissen. "Wenn man ihn so sieht, merkt man davon gar nichts..." Sorens Augenbrauen sanken herab. "Mit Verlaub, aber Ihr schlaft nicht mit ihm in einem Zelt. Er hat Alpträume, manchmal schreit er, als ob man ihm bei lebendigem Leib die Haut abziehen würde!" "Also das war der Schrei letzte Nacht...", bemerkte Ike langsam und hob dann den Kopf. "Gibt es irgendein Mittel, um Rhys zu helfen?", mischte sich Darahan ein. Titania schwieg, sah in die Runde. Da meldete sich Reyson. "Ich bin mir zwar nicht sicher, ob ich helfen kann, aber ich kann versuchen, es an mich zu nehmen und unter Kontrolle zu bringen. Zwar kann ich kaum glauben, dass es sich um eine Kopie von Lehrans Medaillon handelt - dieses hat seinen Zweck bisher immer sehr gut erfüllt - aber offensichtlich geht von ihm eine dunkle Macht aus. Ich spüre es, gerade jetzt, es infiziert seinen Träger mit teuflischer Energie, verdreht und entstellt ihn im Inneren. Es blockiert die heilenden Kräfte in ihm und verändert schleichend und langsam seinen Geist." Naesala warf einen ruhigen Blick auf Reyson. "Sicher, dass du damit umgehen kannst, Reyson?" Der Serenes dachte einen Augenblick nach und nickte dann. "Ich bin ein Serenes und sollte somit in der Lage sein, die Balance zu wahren. Mich sollte das Chaos nicht infizieren können." "Gut." Titania nickte. "Dann sollten wir sehen, dass wir Rhys helfen. Und dann machen wir uns wieder auf den Weg." Die Gruppe löste sich auf. Titania und Reyson gingen zu dem Heiler, der geistesabwesend dasaß und mit ein paar Tannennadeln herumspielte. "Rhys?"

Der Orangehaarige fuhr zusammen. "Ja?" Seine Stimme klang gereizt und Titania hob interessiert eine Augenbraue. "Reyson hier würde sich gern das Amulett ansehen, das du noch immer trägst. Kannst du es ihm zeigen?" Der Heiler schwieg und die Kommandeurin fürchtete bereits, er werde ablehnen, doch dann nickte er und zog das Artefakt unter seiner Robe hervor. Er hielt es dem Serenes hin. Reyson biss sich auf die Lippe. "Die dunkle Aura, die davon ausgeht, ist fast ebenso stark wie die von Lehrans Amulett zu der Zeit, als Ashnard sich in Crimea aufhielt." Er streckte die Hand aus, zog sie dann jedoch noch einmal zurück. "Was ist?", wollte Rhys besorgt wissen, doch Reyson schüttelte den Kopf. Dann griff der Serenes nach dem Amulett und berührte es vorsichtig. Das Ergebnis konnte sich wirklich sehen lassen - der Laguz wurde mit einem überraschten Aufschrei quer über die Lichtung geschleudert, ehe es ihm gelang, die weißen Schwingen auszubreiten und seinen Sturz abzufangen. Titanias Augen weiteten sich und Rhys starrte auf das Artefakt, das ganz friedlich in seiner Hand lag. Reyson sank auf die Knie und die Kommandeurin rannte zu ihm hin. Der Prinz wurde bereits von den Söldnern umringt und Titania musste sich ihren Weg halb freikämpfen, doch dann war sie bei dem schlanken Reiher angelangt. Reyson zitterte. Seine Schwingen bebten so stark, dass Titania fast fürchtete, der Laguz könnte ohnmächtig werden. Doch obwohl er kalkweiß im Gesicht war, mühte er sich schließlich auf die Füße. Seine Stimme war nicht viel mehr als ein Wispern, als er sagte: "Es ist kein Artefakt der Serenes. Es ist nicht einmal ein von Laguz hergestelltes Objekt." Seine grünen Augen fingen Titanias verwirrten Blick ein. "Es ist geschaffen worden, um Laguz zu töten."
 

Geoffrey schüttelte bestimmt zum zehnten Mal fassungslos den Kopf, während sich Darahan bereits zum dritten Mal den Becher mit Schnaps füllte und ihn in zwei schnellen Zügen leerte. "Das gibts nicht. Ich verstehe es einfach nicht!", fluchte Soren leise. "Wie kann ein Artefakt, das Rhys und Alja gefahrlos berühren konnten, diese Wirkung auf einen Serenes, das reinste Wesen überhaupt, ausüben? Und weshalb verändert es Rhys, während es Reyson nicht einmal in seine Nähe lässt?" Ike, der verdrossen auf das Schwert, welches vor ihm auf dem Boden lag, stierte, meinte: "Ist doch egal, warum. Hauptsache, wir wissen endlich, welchem Zweck es dient." Soren fauchte: "Oh ja, das wissen wir! Aber weiter auch nichts! Rhys wird sich früher oder später soweit verändern, dass er uns nicht einmal mehr als seine Freunde erkennt, er ist ja jetzt schon kaum mehr in der Lage, ein freundliches Wort mit uns zu wechseln. Und außer ihm gibt es keinen, der das Amulett tragen kann! Verdammt, wir müssen irgendetwas tun! Aber was?" Der Magier seufzte schwer und schüttelte den Kopf. Darahan beugte sich zu ihm hinüber. "Beruhige dich. So lösen wir das Problem auch nicht." Eine Alkoholfahne wehte zu Titania hinüber und entschlossen nahm sie dem Wyvernritter den Schnaps ab. "Genug jetzt. Es nutzt uns nichts, wenn wir uns betrinken! Lasst uns lieber überlegen, wie wir Rhys helfen!" Darahan gähnte. "Es gibt keine sichere Möglichkeit, ihm zu helfen. Wann verstehst du das, Titania? Solange wir Alja nicht zurückbekommen, wird er es tragen müssen!" Geoffrey hob den Kopf. "Das bedeutet, wir geben unseren einzigen Heiler auf. Nicht gerade freudige Aussichten, wenn ihr mich fragt. Was, wenn wir wieder kämpfen müssen?" Titania seufzte. "Wir müssen es versuchen. Sollen wir weitergehen?" Ihre Kameraden nickten und erhoben sich. Binnen weniger Minuten hatten sich die Söldner wieder reisefähig gemacht und brachen wieder auf. Reyson ritt erschöpft bei Oscar mit, der sich neben Titania hielt, während Geoffrey sich diesmal für die Nachhut gemeldet hatte. Der Laguz war noch immer blass und zitterte leicht. Seine Bewegungen waren fahrig. Titania war sich sicher, dass nur Reysons enorme geistige Fähigkeiten ihn am Leben gehalten hatten. Als Naesala das Artefakt probehalber berühren wollte, war er nur bis einen halben Meter vor das Amulett gekommen, dann hatte er sich zurückziehen müssen, weil auch er die teuflische Kraft spürte, die ihm, wie er sich ausgedrückt hatte, das Leben aus den Knochen gesaugt hatte. Es blieb die Frage, weshalb Rhys den kleinen Gegenstand tragen konnte, ohne den Schmerz zu spüren... Titania gab ihrem Pferd etwas mehr Freiheit in den Zügeln, auf dass es sie tragen konnte, ohne dass sie es bewusst lenken musste. Zu viel ging ihr im Kopf herum.

Etwa eine Stunde später erscholl von hinten ein Ruf zum Anhalten. Titania gab den Befehl, wendete ihr Pferd und trabte zurück zur Nachhut. Geoffrey, Muarim und Boyd wirkten aufgeregt, fiel ihr auf. Sie kam näher und der Laguz machte ihr Platz. Überrascht sah sie die Gruppe, die sich ihnen näherte. "Das ist das Banner von Crimea! Was machen sie hier?", wollte Titania verblüfft wissen. Doch Geoffrey zuckte nur die Schultern. "Wenn ich das wüsste..." Die Söldnertruppe sammelte sich um Titania und die anderen. Shinon sah misstrausich zu den sich nähernden Soldaten. "Wer das wohl wieder ist?", kam es von Mia, die sich gelangweilt an Jills Wyvern lehnte. Das grüngeschuppte Tier schnaubte und schüttelte sich, was die Myrmidonin fast zu Boden geschleudert hätte, wäre sie in letzter Sekunde nicht zurückgesprungen und hätte sich an Volker, der dabei alles andere als begeistert dreinschaute, festgehalten. Titania grinste und richtete den Blick wieder auf die Truppe vor ihnen. "Ich fass' es nicht! Was macht der denn hier?", fragte Boyd dann plötzlich überrascht. "Das ist Kevin!" Darahan öffnete müde das Auge und musterte die Neuankömmlinge. "Und nicht nur das... er hat einen prominenten Begleiter." Geoffrey schüttelte den Kopf. Auch er hatte die Gestalt, die flink neben Kevins Pferd herrannte, erkannt. "Was will Juri denn hier?" Keiner antwortete ihm.

"Kompanie halt!", brüllte Kevin, als die Truppe bis auf wenige Meter herangekommen war. Dann ließ er sein Pferd herantraben und salutierte zackig vor Geoffrey. "General, wir melden uns zum Dienst!" Juri, der langsamer nachgekommen war, schüttelte den Kopf. "Um ehrlich zu sein, General... wir befinden uns auf dem langen und steinigen Weg hinein in das Juwel des alten, mächtigen Reiches, der Kaiserinnenstadt. Wir haben die große Ehre, der ehrwürdigen Kaiserin Sanaki Nachrichten aus unserem geliebten Crimea zu bringen." Geoffrey nickte. "Ich verstehe. Nun... setzt euren Weg fort." Kevin sah auf Juri hinab, der lächelte und nickte. Der rotgerüstete Ritter seufzte. "Also gut. Das mit den Nachrichten ist nur ein Vorwand. Bei uns befindet sich zwar der Botschafter, doch eigentlich sind wir aufgebrochen, um Euch zu finden und Euch helfend zur Seite zu stehen." Juri hob die Hand, um Geoffrey zu unterbrechen. "Halt, nicht so eilig, mein junger Freund. Die Belange unseres Königreiches sind geregelt und in sicheren Händen, dafür habe ich persönlich gesorgt. Das Wichtigste ist jetzt, unsere über alles geliebte Königin wiederzufinden!" Der General nickte schweigend und Kevin winkte seinen zwei Unteroffizieren, näherzukommen. Der Eine war ein älterer, erfahren wirkender Veteran, der sich trotz seines fortgeschrittenen Alters noch immer aufrecht im Sattel hielt, während der andere eine orangefarbene Rüstung trug, die in so krassem Gegensatz zu seiner Haarfarbe stand, dass Titania sich fragte, ob der junge Mann schon jemals etwas von dem Wort "unauffällig" gehört hatte. "Makalov also auch...", kam es von Ike, während sich Mia sogar traute, "Du arbeitest? Wie überraschend!" zu rufen. Der Reiter mit dem rosafarbenen Haar sah die Myrmidonin aus müden Augen gelangweilt an. "Glaube nicht, dass ich das freiwillig mache!" Kevin erteilte derweilen dem Veteranen den Auftrag, den Botschafter nach Begnion zu bringen. Die Truppe verabschiedete sich mit einem Salut, dann trieben die Soldaten ihre Pferde an und machten sich wieder auf den Weg. Kevin, Juri und Makalov blieben zurück. "So schließen wir uns also erneut einer Söldnertruppe an. Ich muss gestehen, dass ich damit nicht gerechnet habe. Aber die Umstände zwingen uns Glücklose zu solch einer Maßnahme.", bemerkte Juri und wandte sich an Titania. "Wann gedenkt Ihr, weiterzuziehen?" "Sofort. Wir haben keine Zeit zu verlieren!" Der schwarz gewandete Magier nickte und warf einen Blick auf Makalov. "Ihr tut gut daran, uns weiterhin zur Seite zu stehen. Hier treiben sich schlimmere Gesellen herum, als Ihr Euch in Eurem wohlbehüteten Leben jemals vorstellen könnt!" Titania sah zu dem Rosahaarigen hinüber und stellte fest, dass sich der junge Mann hatte davonschleichen wollen. Kurz entschlossen lenkte sie ihr Pferd zu dem Makalovs. "Eins sage ich dir gleich, Freundchen. Hier in meiner Truppe gibt es weder Feiglinge, noch Deserteure. Versuch gar nicht erst, dich aus dem Staub zu machen. Ich kann sehr unangenehm werden, wenn man mich dazu zwingt, merk dir das!" Der junge Mann sah eingeschüchtert zu ihr auf und nickte. Die Rothaarige wusste, dass es so gut wie nutzlos war, ihm zu drohen, Ike hatte auch seine Probleme mit ihm gehabt. Aber irgendwie würde es schon gehen. Sie gab den Befehl zum Aufbruch.
 

Am Abend saß die Truppe um das Feuer herum. Naesala lehnte erschöpft an einem Baumstamm und drückte die Hand auf die Wunde. Sein Atem ging schwer, aber er hatte es sich nicht nehmen lassen, beim Abendessen bei den anderen zu sitzen, obwohl Rhys, Soren und Reyson auf ihn eingeredet hatten, sich hinzulegen. Doch der Rabenkönig schien denselben Sturschädel wie Ike zu haben. Jetzt sah er gerade müde in die Runde, war kurz vor dem Einschlafen. Titania lächelte. Naesala würde sich in Grund und Boden schämen, wenn er sich die Blöße gab, vor allen Versammelten einzuschlafen, deshalb stieß sie den schlanken Blauhaarigen an und fragte leise: "Wollt Ihr Euch nicht lieber zurückziehen, bevor Ihr tatsächlich noch im Sitzen einschlaft?" Naesala, wieder hellwach, zischte: "Ach was! So schwach bin ich nicht!" In dem Moment kippte Boyd schnarchend nach hinten um. Gelächter brandete auf, als Darahan und Gatrie den Jüngeren in sein Zelt trugen. "Der verträgt aber auch absolut nichts!", bemerkte der Wyvernreiter, als sie zurückkamen. Titania schüttelte den Kopf. Wie oft fiel Boyd noch darauf herein, dass ihn die Älteren abfüllten? Nun, dachte sie sich, solange der Alkohol nicht ausging, blieb die Truppe wenigstens bei Laune.

Sie wandte sich Lucia und Ilyana zu, die über irgendetwas Belangloses sprachen, driftete aber bald darauf wieder ab und sah nachdenklich in die Flammen. Als ihr Juri die Hand auf die Schulter klatschte, schrak sie heftig zusammen. "Oh, verzeiht, edle Ritterin. Ich wollte Euch nicht verschrecken!" Der Magier mit dem blonden Haar ließ sich bei Titania nieder. "Ich bin froh, dass Ihr Euch auf die Suche nach unserer allseits geliebten Elincia gemacht habt. Allein wäre dieses Unterfangen gewissermaßen schwierig bis vollkommen unmöglich geworden. Auch, wenn sich mein heißblütiger Freund, der General, und sein nicht weniger energiegeladener Begleiter, der Held Crimeas, sich das niemals eingestehen werden." Titania nickte abwesend. "Ihr habt Recht, Juri. Die beiden sind tatsächlich nicht zu bremsen, wenn es um Elincia geht." "Wie könnten sie auch? Die Königin ist schön wie der junge Tag, ihre Stimme reinstes Gold, ihr Verstand..." Die Rothaarige ließ den Magier weiterreden, doch sie hörte nicht mehr zu. Juri hatte die Angewohnheit, einfache Dinge unendlich in die Länge zu ziehen. Stattdessen lauschte sie lieber Kevins vollkommen übertriebenen Heldentaten und seinen Streitereien mit Oscar, die wenigstens ein gewisses Maß an Unterhaltung boten.

Sie hoffte, dass sie Elincia, Alja, Rolf und die anderen Entführten bald fanden. Reyson wirkte ebenso rastlos wie Geoffrey und Ike. Der schlanke Reiher rieb geistesabwesend an seinem angeschwollenen, blau verfärbten Auge und strich sich die immer noch leicht zerzausten Flügel glatt. Sein Blick ging in die weite Ferne. "Oh ja, der anmutige Prinz des Volkes der Serenes ist wirklich ein Augenschmaus!", bemerkte Juri neben Titania, doch sie betrachtete nur weiterhin Reyson. Der Laguz saß neben Muarim und unterhielt sich leise mit diesem. Titania musste an sein entsetztes Gesicht denken, als er das Amulett berührt hatte. Sie hatte in diesem Augenblick etwas gespürt, fiel ihr jetzt auf. Es war wie ein geistiger Triumphschrei gewesen. Wie, als hätte das Artefakt gejubelt, als Reyson die Finger auf den Gegenstand gelegt hatte. Was hatte es nur damit auf sich?

Müde beschloss sie schließlich, als sich Jill, Zihark und Volker verabschiedeten, sich ebenfalls ins Bett zu begeben. Vielleicht konnte ihr der Schlaf helfen, ihre Probleme beiseite zu schieben...
 

So, das wars schon wieder von meiner Seite. ^^ ich hoffe, es gefällt euch. Jetzt sind also auch Kevin, Makalov und Juri dabei. Langsam nimmt die Truppe wieder die Form an, die sie in PoR auch hatte.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (84)
[1] [2] [3] [4] [5] [6] [7] [8] [9]
/ 9

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  27FluffyUnicorns
2011-07-09T13:29:31+00:00 09.07.2011 15:29
Das kapi war sehr informativ.... und ich habe auch nichts neues anzumerken, da bereits meine vorredner gute arbeit geleistet haben aber eines möchte ich auch nochmal sagen: etwas mehr absätze wären toll :D
Von:  27FluffyUnicorns
2011-07-09T13:16:35+00:00 09.07.2011 15:16
Also ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen, die einzigen Mängel sind eher Kleinigkeiten... wobei ich auch sagen muss, dass sich die kapitel und das auftreten von neuen charaktern auf dauer wirklich etwas ähnelt, auch wenn ich mich freue das eeeeeeeendlich reyson und naesala dabei sind :)

dennoch mag ich diese geschichte wirklich sehr!!!!
Von:  27FluffyUnicorns
2011-07-08T20:45:55+00:00 08.07.2011 22:45
Dieses Kapitel war das gigantischste bisher!!!!!!!!!!!!
Dieses Gefühlschaos!!!!
Man, wie ich mit Geoffrey und Ike mitgefühlt habe!!!!!!!!
Ich hatte richtig Tränen in den Augen!!!!
Von:  27FluffyUnicorns
2011-07-08T07:12:03+00:00 08.07.2011 09:12
Ich hätte das zu gerne gesehen wie sie morgens alle total verschlafen aus ihren zelten gekrochen kommen xDDDD
und die szene am schluss in der geoffrey halb nackt über den hof torkelt xDDDDDD
Von:  27FluffyUnicorns
2011-07-08T07:00:23+00:00 08.07.2011 09:00
Ich sag nur eins: Titania ist auch nur eine Frau xDDDDDD
Von:  27FluffyUnicorns
2011-07-08T06:52:39+00:00 08.07.2011 08:52
Awwww wie süß muarim mit titanias haaren spielt xDDDDD
Geoffrey darf nicht sterben!!!!!!! dafür sieht er zu gut aus xDDDDDD
du hast ein talent dafür spannung aufzubauen :)
Von:  27FluffyUnicorns
2011-07-08T06:39:30+00:00 08.07.2011 08:39
Muarim!!!!!
Ganz dicht hinter Ranulf mein Lieblingslaguz :D

Ike fühlt sich sicher sehr schlecht, weil er angst um elincia hat :(
Hab mich sehr über Mia gefreut mit ihrer freundlich-gut gelaunten Art :)
aber respekt: einen laguz-tiger zu tragen ist sicher nicht einfach xD
Von:  27FluffyUnicorns
2011-07-08T06:30:21+00:00 08.07.2011 08:30
Kevöööööööön xDDD Ich weiß nicht wieso aber als ich Path of Radiance zum ersten mal gespielt hatte, dachte ich immer "boah der sieht aus als würde er axel heißen" xDDD auch wenn ich wusste das er kevin heißt habe ich ihn immer axel genannt xDDDD
zihark der ärmste TT.TT
bin ge spannt wies weitergeht :D
Von:  27FluffyUnicorns
2011-07-08T06:18:54+00:00 08.07.2011 08:18
Yay ike <3
boah hab ich schiss bekommen als es so aussah als sei shinon tot!!!!!!!!!
Ich mag es wie du ike rüberbringst... seine unkontrollierte art und die art und weise wie er spricht... wunderbar :3
Von:  27FluffyUnicorns
2011-06-14T19:50:02+00:00 14.06.2011 21:50
Boah das ist der hamer..... dein Schreibstil ist einfach genial!!!!


Zurück