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Strange Relationship

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Erlösung?

Kapitel 7. Ab hier wird die Geschichte mehr aus Chris´und Alex´Sicht erzählt.

Musik: Metal Ballads, chronix radio //= Erinnerungen
 

Wie genau sie aus dieser peinlichen Situation rausgekommen waren, wusste Chris nicht mehr als er am Abend in Alex´ Gästezimmer saß. Er wusste nur noch, dass er sich tierisch zusammenreißen musste, um nicht loszuheulen als er von seinem Bruder abgeholt wurde. Rico hatte mit Alex telefoniert und ihm ein bisschen die Hintergründe dieser ganzen Sache erklärt, den Rest musste Chris ihm erzählen. Er hatte es selbst so gewollt, war sich mittlerweile aber nicht mehr so sicher. Wie sollte er seinem Bruder das alles sagen? Mit der Tür ins Haus fallen wollte er nicht, aber eine andere Möglichkeit war nicht vorhanden. Natürlich konnte er es auch aufschreiben, aber das war nun wirklich viel zu umständlich. Er stand auf und ging zum Wohnzimmer. Sein Bruder saß auf der Couch und las ein Buch. Er sah hoch als Chris eintrat und lächelte. Der Jüngere ließ sich neben ihm nieder und versuchte etwas zu sagen, aber es klappte nicht so richtig. „Sag es einfach. Ich bin auf alles gefasst“, meinte Alex und legte das Buch weg. „Ich... weiß nicht wie ich anfangen soll... Die ganze Sache ist mir peinlich“, antwortete Chris, fasste dann seinen ganzen Mut zusammen und erzählte seinem großen Bruder, was in Tschechien passiert war. Die Leidensgeschichte seiner Kindheit ließ er aus, das war nicht der richtige Zeitpunkt um Alex die Wahrheit über ihren Vater zu offenbaren. Als er geendet hatte, begegnete ihm ein entsetzter Blick. „Das... ist ja schrecklich... ich hatte so etwas zwar befürchtet, aber gehofft, dass es nicht so ist“, sagte Alex und legte einen Arm um den Kleinen, der zu seiner eigenen Überraschung nicht in Tränen ausgebrochen war. „Du musst ziemlich stark gewesen sein, um das zu überstehen. Ich finde, es ist beeindruckend, dass es dir jetzt schon wieder so gut geht und ich bin froh, dass das so ist“, fuhr er fort. „Das hab ich alles Rico zu verdanken. Er hat mich gerettet, mir Liebe und den Glauben an die Menschheit zurückgegeben“, antwortete Chris und schließlich liefen doch einige Tränen über sein Gesicht. „Ich würde es euch beiden so wünschen, dass ihr doch irgendwann zusammen glücklich werdet, aber die Chancen stehen leider ziemlich gering“ Alex meinte es wirklich so. Er war schon ein bisschen eifersüchtig und auch verletzt gewesen, als er von der Beziehung der Beiden erfuhr, aber als er merkte, was sie sich gegenseitig bedeuteten, waren diese Gefühle in den Hintergrund getreten. Die Brüder saßen wortlos auf der Couch, bis die Wohnzimmertür sich öffnete und Alex´ ältester Sohn Eric dastand, der einen Albtraum gehabt hatte. Die beiden Männer gingen mit ihm in sein Zimmer um es zu durchsuchen, damit ihm klar wurde, dass sich kein Monster in seinem Kleiderschrank versteckte. Als der Sechsjährige wieder schlief, beschlossen auch die beiden, schlafen zu gehen. Alex lag noch lange wach. Er hatte gemerkt, dass sein Bruder ihm irgendetwas verheimlichte, was er ihm eigentlich erzählen wollte, es aber aus irgendeinem Grund nicht tat. Chris´ immer noch erbärmlicher körperlicher Zustand war ihm nicht entgangen und er hatte den leisen Verdacht, dass diese Kerle ihn unter Drogen gesetzt hatten. Aber andererseits war er schon immer sehr dünn gewesen und sie hatten ihm bestimmt nicht viel zu essen gegeben und dann kam die ganze emotionale Grausamkeit noch dazu. Er würde ihm helfen, egal was das Problem war und egal was er machen musste; er würde alles dafür tun, Chris wieder lachen zu sehen und aus ihm wieder den gut gelaunten Herzensbrecher zu machen, der er gewesen war. Mit diesem Vorsatz schlief er schließlich auch ein. Und er träumte von ihrer Kindheit, wie er Chris immer wieder beschützt und getröstet hatte.
 

//Alex lief durch den dunklen Flur zurück zu dem Zimmer, in dem er immer wohnte, wenn er bei seinem Onkel war. Er hatte mal wieder den Lichtschalter nicht gefunden und musste sich nun durch die undurchdringliche Dunkelheit zum Zimmer tasten. Irgendwo vor ihm ging eine Tür auf und sein Onkel trat heraus und ging in die andere Richtung. Kaum war er verschwunden hörte der Junge ein leises Weinen. Chris. Warum weinte er? Warum war der Onkel mitten in der Nacht bei ihm gewesen? Alex musste der Angelegenheit nachgehen und öffnete die Schlafzimmertür. Er fand seinen kleinen Bruder in Tränen aufgelöst, nackt und mit bandagierten Händen auf dem Bett liegend. „Chris, was ist passiert?“ Mit wenigen Schritten war Alex bei ihm und legte eine Hand auf die kleine Schulter. „Bin h-hingefallen... es tut weh...“, antwortete Chris und versuchte die Tränen abzuwischen. Alex war sich nicht sicher, ob er die Wahrheit sagte. Er vermutete schon länger, dass die Erwachsenen irgendetwas mit seinem Bruder machten, was sie nicht durften und was er nicht wollte. „Wo sind deine Klamotten? Was hat er mit dir gemacht?“, fragte Alex weiter. „Klamotten... dreckig... er hat mir geholfen... es tut weh... Alex, bitte bleib bei mir...“ Chris sah ihn bittend an. Alex schnappte sich die Decke und wickelte das zitternde Kind darin ein. Dann nahm er ihn in den Arm und strich beruhigend über seinen Rücken. „Du musst keine Angst haben. Egal was passiert, ich bin immer für dich da“...//
 

Der Wecker klingelte und beendete so Alex´ Traum. Warum hatte er den Wecker gestellt? Er musste doch gar nicht arbeiten. Egal, wenn er schonmal wach war, konnte er auch Frühstück machen. Er begab sich in die Küche und traf zu seiner Überraschung Chris an, den Langschläfer vom Dienst. Der sah aus als ob seine Nachtruhe ziemlich kurz gewesen wäre. Trotzdem brachte er ein kleines Lächeln zustande als er seinen Bruder entdeckte. Sie unterhielten sich über belanglose Dinge, bis ein Geräusch ihnen mitteilte, dass die Post gerade in den Flur gefallen war. „Seit wann kommt hier sonntags Post?“, fragte Chris und sah skeptisch drein. Alex wusste es auch nicht. Das war ihm schon etwas suspekt. Er ging in den Flur und kam mit einem Brief wieder, auf dem ein Eilpost-Stempel angebracht war. „Der ist von zu hause“, murmelte Alex, während er den Umschlag aufriss und das enthaltene Blatt Papier auffaltete. Chris wäre fast vom Stuhl gefallen, als er das hörte. Alles in ihm verkrampfte sich bei dem Gedanken an zu hause und eine grauenvolle Angst umfing ihn. Sein Bruder las den Brief und musste sich setzen. Er war blass geworden und ein undefinierbarer Ausdruck lag auf seinem Gesicht. „Chris, unser Vater... ist gestorben. Die Beerdigung ist übermorgen, wir sollen hinkommen“, sagte er und sah den Jüngeren an. Chris war sprachlos und unentschlossen. „Ich... will da nicht hin“, sagte er schlussendlich und verkrampfte sich noch mehr. Alex hockte sich vor ihn und ergriff seine Hände. Er sah ihn durchdringend an. „Wäre es nicht besser, wir gehen und ziehen endgültig einen Schlussstrich? Ich bin mir sicher, es wäre eine Art Erlösung für uns beide, zu sehen, wie er unter der Erde verschwindet“, sagte er dann und sein Blick und die Wärme seiner Hände entspannten Chris wieder, sodass er ihm schließlich Recht geben musste. Sie würden diese letzte Hürde nehmen und die `Beziehung´ zu ihrem Vater beenden, damit sie beide freier leben konnten.
 

Sie reisten am Morgen der Beerdigung zu hause an. Chris hatte sich vehement geweigert, schon am Abend vorher hinzufahren. Es reichte ihm, wenn sie die Nacht danach dort verbringen mussten. Die ganze Verwandtschaft war gekommen. Die Brüder hatten alle schon lange nicht mehr gesehen und verbrachten den Vormittag relativ entspannt damit, mit den ganzen Cousinen und Cousins zu plaudern. Alle versammelten sich nachmittags in der Kirche. Alex und Chris mussten sich ganz vorne hinsetzen, neben ihre Onkel und Tanten. Chris wäre fast aufgesprungen und weggelaufen als der jüngste Bruder seines Vaters, Onkel Frank, sich neben ihn setzte und `aus Versehen´ sein Bein berührte. Er war es gewesen, der ihn vergewaltigt hatte um ihm danach immer wieder zu sagen, wie Leid es ihm tat und, dass er ihn liebte. Den ganzen Tag schon hatte er versucht, den Jungen allein anzutreffen, aber der hatte es erfolgreich verhindert. Der Gottesdienst begann, es war eine klassische Beerdigungszeremonie. Der Priester hatte eine Rede vorbereitet, über das Leben des Toten und darüber, was für ein wunderbarer Mensch er gewesen war. Chris musste sich zusammenreißen um nicht aufzustehen und die Wahrheit durch die Kirche zu schreien. Er ballte seine Hände dermaßen zu Fäusten, dass seine Fingernägel blutige Spuren in den Handflächen hinterließen. Alex ergriff seine kleine Hand und sah ihn besorgt an. Die Anwesenheit seines großen Bruders half ihm, sich zu beherrschen und die ganze Sache zu überstehen. Als der hölzerne Sarg schließlich in das Grab neben ihrer Mutter heruntergelassen wurde fiel ein großer Teil der Anspannung von ihm ab. Der anstrengende Tag endete mit der Testamentseröffnung. Wie erwartet hatten die Brüder nichts bekommen. Eine ihrer Cousinen hatte das Haus geerbt. Sie begaben sich alle in diverse Gästezimmer. Chris versuchte verzweifelt, die Zimmertür mit irgendwas zuzustellen, damit er ruhig schlafen konnte, schaffte es aber nicht ganz. Als er sich in das Bett gelegt und das Licht ausgemacht hatte, ging die Tür auch schon auf. Er erkannte den Umriss seines Onkels im Türrahmen. „Lass mich in Ruhe! Wenn du mich anfasst, schreie ich!“, sagte der Junge. „Bitte, Chris, ich will nur mit dir reden“, antwortete Frank und kam rüber um sich auf das Bett zu setzen. Sein verängstigter Neffe rutschte von ihm weg und kauerte sich in die Ecke. Der Onkel machte das Licht wieder an und sagte: „Warum hast du Angst vor mir? Du weißt, dass ich es nie böse gemeint habe“ Er setzte sich vollständig auf die Matratze und sah sein Gegenüber von oben bis unten an. „Du bist immer noch so süß wie damals. Bei deinem Aussehen ist es kein Wunder, wenn jeder über dich herfällt. Ich hatte solche Sehnsucht nach dir“, fuhr er fort, strich Chris einige Strähnen aus dem Gesicht und wanderte mit seiner großen Hand zu seinem Hals. „Wenn du schreist, erwürge ich dich ohne zu zögern, glaub es sicher. Und jetzt zeig mal, was du in den letzten Jahren gelernt hast“ Er zog den Kleinen zu sich um ihn zu küssen. Der Mann hatte getrunken, das merkte Chris sofort. Die rauen Hände rissen ihm die Klamotten runter und strichen seinen kleinen Körper entlang. Er wagte es nicht, sich zu wehren. Obwohl sein Onkel versuchte ihm so wenig wie möglich wehzutun, war es für Chris eine Qual, das mit sich machen zu lassen und seine seelischen Schmerzen überstiegen die körperlichen bei Weitem. Er tat alles um die ganze Sache zu beschleunigen und erreichte sein Ziel auch. „Du bist so geil, mein Kleiner“, sagte Frank als er schwer atmend neben ihm niederfiel. Der Mann stand auf und zog sich wieder an. Als er damit fertig war setzte er sich nochmal und streichelte Chris´ Rücken und seinen Hintern. „Das war doch nicht schlecht, oder. Sollten wir öfter machen. Komm mich doch mal besuchen“, sagte er, küsste den Kleinen auf die Schulter und verschwand. Chris sprang auf und lief ins Badezimmer. Er stellte sich unter die Dusche und versuchte das Gefühl wegzuwaschen, das ihn beherrschte. Vielleicht hatte sein Onkel Recht, vielleicht war es wirklich seine eigene Schuld, dass ihm das andauernd passierte. Er hasste sich selbst dafür, dass er es nie schaffte sich zu wehren. Vielleicht war er krank im Kopf und brauchte das einfach. Er stellte das Wasser ab und stieg aus der Dusche. Er lehnte sich gegen die kalte Wand und rutschte daran herunter, bis er auf dem Boden saß. Der Junge sah sich um, bis er gefunden hatte, was er suchte. Auf der Ablage über dem Waschbecken lag eine Packung Rasierklingen. Wie in Trance ging er hin und nahm eine davon aus der Schachtel. Er besah sich seine Pulsadern, die unter der bleichen Haut seines Handgelenks blau herausstachen. So dünn wie er war, würde es sicher einfach sein, sie durchzuschneiden. Er hatte seinen Entschluss schon gefasst, als er plötzlich Rico´s Stimme in seinem Kopf hörte: „Ich kann nicht ohne dich leben“ Nein, das wollte er nun wirklich nicht zu verantworten haben. Er durfte nicht sterben, sonst würde Rico sich auch etwas antun. Von allem Mut verlassen ließ Chris die Klinge sinken. Er fühlte sich merkwürdig einsam, verloren und leer. Mit aller Kraft die er noch hatte ging er über den Flur zu seiner einzigen Rettung. „Alex?... Alex, bist du wach?“, flüsterte er und schwankte durch die Schlafzimmertür. Sein Bruder gab erst ein verschlafenes Geräusch von sich und antwortete dann: „Was´n los?“ Chris schloss die Tür. „Ich wollte grade mein Leben beenden, aber ich glaube, jetzt sterbe ich von selber“ Er war sich sicher, dass der plötzliche Verlust aller Gefühle und Kraft nur seinen bevorstehenden Tod bedeuten konnte. Mit einem Ruck hatte Alex sich aufgesetzt und das Licht angemacht. Er sah seinen Bruder mitten im Zimmer stehen, klatschnass und vollkommen nackt. Das war kein Scherz, Chris meinte es ernst. Es war auch kein Versuch, Aufmerksamkeit zu bekommen, da kannte er ihn besser. Er sprang auf und ging auf ihn zu. Der Anblick des nackten Körpers hätte ihn unter anderen Umständen wahrscheinlich erregt, aber das hier war schließlich sein kleiner Bruder, der zudem kurz vor einem Nervenzusammenbruch stand. Er legte den Arm um die schmalen Schultern und führte ihn zum Bett, wo er eine warme Decke nahm und sie um ihn legte. Er umarmte den Kleineren und hielt ihn fest. „Du musst nicht sterben. Ich bin hier, ich passe auf dich auf“, flüsterte er. Chris schlang die Arme um ihn. Er fühlte sich als ob sein Bruder seine einzige Verbindung zum Leben wäre und wenn er ihn losließ würde er davonschweben und sterben. Plötzlich konnte er nicht mehr anders und musste ihm alles erzählen, von Anfang an und auch das, was gerade eben passiert war. Alex war sprachlos und fühlte sich schuldig. Er hatte also all die Jahre richtig gelegen mit seinen Befürchtungen. Er war schwach gewesen. „Es tut mir alles so leid. Ich habe es immer geahnt, aber ich wollte es nicht wahrhaben. Wenn ich das doch bloß alles rückgängig machen könnte“, flüsterte er und fühlte plötzlich den Drang, seinen Kopf gegen die Wand zu schlagen, weil er so dumm gewesen war. „Es war nicht deine Schuld... es war allein seine Schuld... und meine vielleicht auch“, antwortete Chris und sah endlich wieder auf. „Wie kannst du nur so was sagen? Es war ganz sicher nicht deine Schuld. Wie könnte es denn...“ Alex zweifelte so langsam aber sicher ernsthaft an der psychischen Gesundheit seines Bruders. Hatte er sein ganzes Leben lang diese Gedanken gehabt? War er deswegen so geworden, wie er war? Wenn ihr Vater nicht schon tot gewesen wäre, hätte er ihn umgebracht für das, was er Chris angetan hatte und wie er sein Leben von Anfang an zerstört hatte. Wie konnte ein Mensch seinem Sohn so etwas antun und ihn dann auch noch dafür verantwortlich machen? „Alex?“

„Hm“

„Ich hab dich lieb“

„Ich hab dich auch lieb, Chris“

„Weißt du, manchmal würd´ ich dich echt gerne hassen“

„Wieso? Bin ich so schrecklich?“

„Nein, weil... es wäre einfacher. Du bist der beste Bruder, den man sich wünschen kann. Ich verdiene dich nicht“

„Sag das nicht. Gerade du verdienst einen guten Bruder am allermeisten“

Chris fing wieder an zu weinen. Er klammerte sich an Alex, der erfolglos versuchte ihn zu beruhigen. Irgendwann hatte der Kleine sich in den Schlaf geweint und auch sein Bruder wagte es, ein bisschen zu schlafen.
 

Als sie am nächsten Morgen erwachten, waren beide immer noch total fertig und zudem extrem verspannt, weil sie die Nacht mehr oder weniger im Sitzen verbracht hatten. Ihre Cousine zwang sie förmlich, wenigstens noch bis mittags zu bleiben. Den ganzen Vormittag wich Alex seinem Bruder keine Sekunde von der Seite; sie gingen sogar zusammen aufs Klo. Kurz vor dem Mittagessen war Chris plötzlich verschwunden. Alex fühlte sich von einer irrationalen Angst ergriffen, denn auch ihren Onkel konnte er nirgends entdecken. Den fand er schließlich in der Küche, wo er eine Auseinandersetzung mit seiner älteren Schwester hatte. Im Haus fand er den Vermissten nicht, also suchte er im Garten. Dort hatten sie sich als Kinder immer vor ihrem Vater versteckt und oft stundenlang auf irgendeinem Baum gesessen und sich Geschichten erzählt. Sie hatten kein Baumhaus und auch keine Schaukel gehabt, wie andere Kinder in der Nachbarschaft. Alex hörte ein Geräusch aus der Hecke kommen. Es klang nach einer leeren Flasche, die auf den dahinter liegenden Steinplatten abgestellt wurde. Er durchquerte das Gebüsch und sah ihn da sitzen. Chris hockte in der Ecke, wo er schon als kleiner Junge immer gesessen hatte, neben ihm stand eine leere Flasche, in der Hand hatte er eine Weitere. Alex kniete sich neben ihn auf den kalten Stein und entwand die Flasche seinem schwachen Griff. Der Blick des Jüngeren flackerte nur kurz in seine Richtung, sonst zeigte er keine Reaktion. Der große Bruder hob ihn hoch und trug ihn wieder zum Haus, wo er ihn unbemerkt in sein Zimmer brachte, auf das Bett legte und sich selbst daneben. Keiner sprach ein Wort als sie einfach nur dalagen und an die Decke starrten. Irgendwann drehte Chris sich auf die Seite und legte einen Arm über Alex´ Oberkörper. Er musste sich irgendwo festhalten, denn er fing an im wachen Zustand wieder nüchtern zu werden und zitterte unkontrolliert. Sein Bruder legte einen Arm um ihn, damit er die Sicherheit spürte, die er versuchte dem Kleinen zu geben. Er hätte ihn genauso gut allein lassen oder in ein Krankenhaus bringen können, aber er tat es nicht. „Alex... warum hört das nie auf?... Ich hab Angst... schreckliche Angst...“, murmelte Chris kaum verständlich. „Du brauchst keine Angst zu haben, mein Engel. Ich werde dich beschützen. Ich werde dafür sorgen, dass es aufhört“, antwortete sein großer Bruder. Er hoffte so, dass er es schaffen könnte Chris vor allem Bösen zu schützen. Es war ihm mehr oder weniger gut gegangen, wenn man von dem Liebeskummer wegen Rico mal absah, aber dieser eine Tag hatte alle psychologischen Fortschritte zerstört und die ganzen Wunden wieder aufgerissen. Außerdem konnte Alex es absolut nicht leiden, wenn gute Menschen schlecht behandelt wurden und Chris war einer der besten Menschen, die er kannte und einer von denen, die am schlechtesten behandelt worden waren.



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