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Balance (sidestory)

Der silberne Schimmer
von

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Die Lichter der Stadt verschwammen in der Dunkelheit, sie bildeten leuchtende Striemen aus gelb-silbrigem Neonlicht, die sich in der Schwärze seiner wachsamen Augen widerspiegelten. Er liebte diesen Anblick, dieses Gefühl der Freiheit.

Der kühle Herbstwind trug den schwarzen Vogel über die Schluchten der Stadt, unbemerkt von den Menschen die noch auf den Straßen umhereilten um noch ein paar Besorgungen zu machen bevor die Läden in ein paar Minuten schließen würden.

Sobald sie sich in die überfüllten Züge und Busse gedrängt und den Heimweg angetreten hatten, würde die Stadt wie ausgestorben sein. Sie gehörte der Nacht, und die Nacht gehörte ihm.

In der Ferne sah er einen bläulichen Schimmer zwischen den Häusern, eine beruhigende Wärme ging von der dünnen Energiebarriere aus, auf die er mit kräftigen Flügelschlägen zuflog. Bereits hier, einige Kilometer von seinem Ziel entfernt, konnte er die Kraft spüren, die ihn gleichermaßen anzog wie erregte. Das Gefühl des Verbotenen, vermischt mit Stolz und Würde, und dem stechenden Prickeln von Verantwortung brachte ihn dazu, seinen Flug zu beschleunigen.

Das Licht, das nur er wahrnehmen konnte, rief nach ihm.

Und er folgte diesem Ruf, wie jede Nacht.

Je näher er sich dem flimmernden Lichtkreis näherte, desto klarer konnte er die Stimmen hören. Er hatte sich immer noch nicht wirklich daran gewöhnt, und es fiel ihm noch ab und an schwer seine eigenen Gedanken von denen der anderen zu trennen, aber es klappte schon besser als ganz am Anfang vor ein paar Monaten, als er in einer kleinen Bar jemanden kennen gelernt hatte, der sein ganzes Leben verändert hatte.

„Du bist spät...“

Die vorwurfsvolle Stimme seines Freundes hätte ihn beinahe zum lachen gebracht, er konnte sein Gesicht förmlich vor sich sehen als er diesen verzerrten Gedanken auffing.

„Ich bin nie zu spät, ich bin immer pünktlich.“

Das Gesicht in seinem Kopf verdrehte die Augen. Mehr Bestätigung, dass seine unsicher gesendete Antwort angekommen war, bekam er nicht.

Langsam setzte er zur Landung an, die schwarzen Schwingen veränderten ihre Haltung leicht und die Flügelschläge wurden langsamer, konzentrierter, bis die scharfen Krallen kurz über harten Beton kratzten und die große Krähe endlich auf dem Dach eines Hochhauses landete.

Hidelow stand von seinem Platz auf einem Lüftungsschacht auf und kam auf ihn zu, er hatte bereits zwei Zigaretten in der Hand und suchte nun in der Tasche seines braunen Trenchcoats nach seinem Feuerzeug.

Mit einem beinahe unhörbaren Rascheln von Federn und Stoff veränderte sich die Gestalt der Krähe langsam.

„Hi. Er badet schon seit fast einer Stunde, weit und breit keine Stinker in Sicht.“

Kirito sah ihn kurz vorwurfsvoll an, nahm dann eine der beiden Zigaretten und suchte nach seinem eigenen Feuerzeug.

„Findest du den Spitznamen passend?“

„Nach dem letzten dieser Aasfresser, ja. Findest du nicht, dass der gestunken hat wie die Hölle?“

„Ich weiß nicht, ich war noch nie in der Hölle.“

Sein Lachen klang wie immer leicht arrogant, die Bewegung mit der Hidelow seine langen Haare über seine Schulter warf unterstützte dies nur noch mehr. Kirito hasste es, wenn sich sein Freund so benahm. Er hasste es, weil er sich unfähig und klein vorkam. Sie hatten ihre Kräfte gleichzeitig erhalten, trotzdem benahm Hidelow sich als wäre er sein Meister.

Das war er nicht, im Gegenteil. Kirito war sich sicher, dass er stärker war als der schlaksige junge Mann, der ihn nun angrinste und an der Zigarette zog.

„Gibt es was neues von Yoshiki?“

Auf diese Frage hatte er sicher schon gewartet, er genoss das Privileg sichtlich, der einzige zu sein der Kontakt zu ihrem Boss und Mentor hatte. Er atmete tief ein, verschränkte die Arme und zog die Augenbrauen hoch. Eine Geste, die in Kirito ein Gefühl von Aggression und Trotz auslöste.

„Ja, er hat mich heute Abend kontaktiert. Er sagte, dass Mana einen der Dämonenfürsten für sich gewonnen hat.“

Die Redepause, die er nun machte war einzig und allein dazu da, Kirito zu zeigen, dass diese Information außergewöhnlich wichtig war, und somit auch Hidelow selbst enorm an Wichtigkeit gewonnen hatte. Kirito tat ihm nicht den Gefallen und fragte nach. Wenn es darum ging, seinem Freund zu zeigen, dass er auf der selben Stufe stand wie er, entwickelte er vorrübergehend enorme Geduld.

„Naja, wir sollen wachsam sein, er ist auf den Kleinen aufmerksam geworden und Yoshiki ist sich sicher, dass er versuchen wird ihn zu holen.“

„Was ist das für ein Dämonenfürst?“

„Ein Gestaltloser, er fährt in den Körper eines Seelenfressers und nutzt seine Kräfte. Die gute Nachricht: er wird nicht mehr viel Ähnlichkeit mit einem Menschen haben, also werden wir ihn gut erkennen. Die schlechte Nachricht: Selbst wenn wir den Wirtskörper töten, wird der Dämon einfach weiterleben. Unsterblich, sozusagen.“

„Niemand ist unsterblich. Den Gefallenen haben wir auch aus dem Weg geräumt.“

„Das war was anderes.“

Das war es in der Tat gewesen. Kirito zog an der Zigarette und erlaubte sich, seine Gedanken kurz an den Tag zurückkehren zu lassen, an dem er von seiner Bestimmung erfahren hatte. Er hatte sich mit seinem Vater gestritten und war einfach abgehauen, wie so oft. Normalerweise wäre er einfach durch die Straßen gewandert, hätte die nächtliche Ruhe genossen, und wäre dann irgendwann beim ersten Morgengrauen wieder nach hause gegangen.

Aber an diesem besagten Abend hatte es in Strömen geregnet.

Wenn er eins hasste, dann war es Regen.

Die kleine, unscheinbare Bar ein paar Straßen weiter war ihm nie sonderlich aufgefallen, aber als er schon halb nass und ohne Schal die Straße entlang eilte, wirkte das schummrige Licht, das durch das runde Fenster an der Eingangstüre fiel, unglaublich einladend und freundlich.

Nass und schlecht gelaunt hatte er die Bar betreten und sich an die schmale Theke gesetzt, der westlich orientierten Einrichtung hatte er keine Beachtung geschenkt, ebenso wie der Band, die in einer Ecke auf schlecht gestimmten Instrumenten einen Kunden nach dem anderen vergraulte.

Wenn er daran dachte, was damals geschehen war dann überkam ihn immer noch ein eisiger Schauer, eine unangenehme Gänsehaut die ihm wieder und wieder klar machte, wie nah er in jener Nacht dem Tod gewesen war.

Nicht lange nachdem er sich an den Tresen gesetzt hatte, sprach ihn ein junger Kellner an. Er wusste bis heute nicht wie das eigentlich geschehen war, aber dieser Junge verwickelte ihn in eine Unterhaltung, und seine fröhliche und warmherzige Art bewirkte, dass Kiritos Sorgen und seine Wut sich langsam in Nichts auflösten. Sie redeten die ganze Nacht lang über Musik, Filme und Bücher, und nach und nach bemerkte er, dass er diesen Jungen wirklich sehr gern hatte. Sie hatten bemerkenswert viel gemeinsam, die gleichen Interessen, ähnliche Ansichten über mehr oder weniger wichtige Themen... wie die Band, die bis auf den Sänger unterirdisch schlecht war.

Als er kurz vor Sonnenaufgang nach hause ging fiel ihm auf, dass er nicht nach dem Namen des Jungen gefragt hatte. Er wollte zurück gehen und nachfragen, als ihn ein seltsames Gefühl überkam. Aus einer kleinen Seitengasse wehte ihm ein eisiger, unangenehmer Hauch entgegen, der ihn wie magisch anzog. Es war noch immer dunkel, und in der engen Gasse konnte er die Hand vor Augen nicht sehen. Aber er hörte etwas, ein Scharren, ein Knurren, und schließlich ein heiseres Lachen.

Damals hatte er zum ersten Mal einen Seelenfresser gesehen, ohne zu wissen, was er dort überhaupt zu Gesicht bekam. Der Mann hatte dunkle Haut, die an einigen Stellen Risse und groteske Muster aufwies, übersäht von kleinen Schnitten. Die gigantischen Flügel waren zerfetzt und durchlöchert, das lange Haar des Mannes strähnig und zerzaust. Die gelb leuchtenden Augen wirkten tot und leer, und das Hecheln klang wie das einer hungrigen Hyäne. Und doch hatte er keine Angst gehabt, er hatte nur plötzlich das Gefühl, dieses Wesen von hier fort locken zu müssen. Fort aus dieser Gasse, so weit wie möglich weg von dieser Bar – vom Personalausgang, der sich in dieser Gasse befand...

Plötzlich war er nicht mehr allein, neben ihm stand wie aus dem Nichts erschienen der Sänger der Band, er starrte das Monster ebenso konzentriert an, keine Spuren von Angst auf seinem Gesicht.

Sie hatten damals Seite an Seite gegen einen gefallenen Engel gekämpft, der hinter Juns Seele her gewesen war. Ohne es wirklich zu bemerken hatten sie Kräfte eingesetzt, von denen sie nichts geahnt hatten. Hidelow errichtete instinktiv das Schutzfeld um die Türe herum, verschloss sie in Gedanken. Das Rütteln an der Klinke hatte ihnen beiden einen Schrecken versetzt, und der grotesk geflügelte Mann hatte angefangen an der Türe zu kratzen. Ohne zu wissen, was diese Kreatur überhaupt wollte, war Kirito sofort klar gewesen, dass sich der Kellner hinter dieser Türe befand. Ohne zu wissen was er tat oder wie er es tat, schoss er Blitz um Blitz aus seinen Händen und verbrannte den Gefallenen schließlich vollständig.

In dem Moment ging die Türe auf und Jun stürzte auf die Straße, reflexartig hatte Kirito den Jungen aufgefangen...

„Du denkst mal wieder an damals, hab ich Recht?“

Das wissende Grinsen regte ihn schon lange nicht mehr auf, es machte ihn nur noch wütend.

„Kann sein.“

„Ich beneide dich ja schon fast, mein Siegel ist ein blödes Feuerzeug.“

„Ist doch egal was man für ein Siegel hat. Ich fühle mich Jun auch nicht dadurch verbundener, dass er mein Siegel ist.“

„Lügner.“

Wie er dieses wissende Grinsen hasste...

„Wie auch immer. Weiß Yoshiki wo dieser Dämonenfürst im Moment ist?“

„Nein, er hat offenbar noch keinen Wirt gewählt. Ich hoffe er entscheidet sich schnell, ich kann es kaum erwarten ihn fertig zu machen!“

„Du meinst, mir dabei zuzusehen wie ich ihn fertig mache...“

Kirito genoss das kurze Aufflackern von Frust, das er kurz von dem anderen Mann wahrnahm. Hidelow war ein Medium, er konnte Schutzfelder errichten und über weite Distanzen dunkle Energien aufspüren. Aber zum kämpfen war er nicht fähig, ebenso wenig sich in ein Tier zu verwandeln. Ein wunder Punkt, den Kirito das ein oder andere Mal ausnutzte.

„Halt den Schnabel okay? Mach deinen Job und mach ihn anständig. Meinst du, du schaffst das ohne mich?“

„Du meinst, so wie jede Nacht vorher auch schon? Ich denke ja.“

„Pluster dich nicht so auf sonst fallen dir noch die Federn aus. Wir sehen uns morgen.“

Kirito sah Hidelow nach als dieser die Feuertreppe an der Seite des Hauses hinabstieg und verschwand. So sehr sie sich auch immer stritten und versuchten noch ein wenig arroganter zu sein als der andere... so sehr vermisste er die Gesellschaft dieses unmöglichen Kerls jede Nacht während er Wache hielt.

Es war einsam auf dem Dach des Hauses, indem Jun wohnte. Seine Federn schützten ihn vor der Kälte, aber nicht vor dem Regen, der nach einer Weile zu fallen begann.

Wieso waren sie nur zu zweit... wieso beschützte nur ein einziger Wächter und ein nutzloses Medium diese strahlende Seele? Wieso schickte Yoshiki ihnen keine Verstärkung?

Wieso war in diesen Nächten, in denen er einen unbezahlbaren Schatz bewachen musste, das verhasste Gefühl der Einsamkeit so groß, dass es ihm fast den Atem raubte?
 

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Der Zeiger der Uhr schob sich langsam nach vorne. Er überschritt die fünf, bewegte sich langsam auf die sechs zu, wurde vom Sekundenzeiger überholt...

Dunkle, müde Augen beobachteten das Schauspiel seit Stunden, ab und zu schlossen sie sich für ein paar Sekunden, nur um sich dann wieder zu öffnen, enttäuscht dass der kurze Moment Schlaf nichts daran geändert hatte, dass die Zeit so langsam verging.

Seit sie zusammen wohnten, hatte Kohta seinen Bruder noch seltener zu Gesicht bekommen als noch vor ein paar Monaten, bevor sie ausgezogen waren. Kirito hatte schon lange davon gesprochen einfach auszuziehen, und als er diesen Plan dann endlich in die Tat umgesetzt hatte – völlig überstürzt, wie Kohta immer noch fand – hatte sein kleiner Bruder einfach beschlossen ihn zu begleiten. Die Wohnung war ohnehin näher an seiner Schule, was bedeutete dass der Schlaf liebende Junge morgens eine halbe Stunde länger im Bett bleiben konnte.

Niemals hätte er zugegeben, dass er sich vor allem darauf gefreut hatte, wieder mehr mit seinem großen Bruder zu unternehmen. Die kindliche Bewunderung für Kirito hatte er nie wirklich abgelegt, er ging nur einfach mittlerweile anders damit um.

Die Uhr piepste einmal kurz, sechs Uhr morgens und noch immer war sein Aniki nicht zurück. Wo trieb er sich nur Nacht für Nacht herum? Hatte er eine Freundin? War er in irgendwelche dunklen Machenschaften verwickelt, vielleicht sogar mit den Yakuza?

Dieser Gedanke erschien einem nur dann nicht übertrieben, wenn man Kirito wirklich kannte...

„Du bist schon wach?“

Wie war er herein gekommen? Kohta war sich sicher, dass er die Türe nicht gehört hatte, ebenso wenig wie das Knarren des morschen Brettes in der Diele...

„Hm... wo warst du?“

„Unterwegs.“

„Ach wirklich...“

„Hattest du Angst, mein armes Brüderchen?“

Grinsend setzte Kirito sich neben Kohta an den schmalen Küchentisch und räkelte sich. Er sah müde aus.

„Jede Nacht verschwindest du, wohin gehst du immer?“

„Erzähl ich dir wenn du alt genug bist. Ich geh duschen, musst du nicht zur Schule?“

Das war keine Frage auf die er eine Antwort erwartete. Er stand auf und ging ins Bad, einige Minuten später drang das Rauschen der Dusche an Kohtas Ohr.

Er hatte es also vergessen... Dabei hatte Kohta ihm schon vor einer Woche gesagt, dass er heute keine Schule hatte sondern zu einem Spiel musste. Kirito hatte versprochen ihn zum Fußballplatz zu fahren, damit er nicht nachher verschwitzt und müde wieder mit der Bahn nach hause fahren musste. In Momenten wie diesen bereute Kohta es, dass er mit seinem Bruder zusammen gezogen war.

Als Kirito das Bad eine halbe Stunde später verließ, war Kohta weg. Seine Schultasche stand noch im Flur, seine Fußballschuhe und die Sportjacke aber waren weg.

„Scheiße...“
 

~~~
 

„Dort ist er...siehst du ihn?“

„Ja, die Ähnlichkeit ist unverkennbar.“

„Ich hoffe sie ähneln sich nicht nur äußerlich...“

„Er ist ganz schön schnell...“

„Und hat gute Reaktionen.“

„In der Tat...Toshi, bitte sorg dafür dass er bescheid weiß.“

„Kirito wird das nicht gefallen... Er hat gesagt wir sollen seinen Bruder da raus lassen.“

„Dann gib ihm die Möglichkeit, ihm selber alles zu erklären. Wir können uns nicht leisten noch länger zu warten.“

„Wie du willst, du bist der Boss...“
 

~~~
 

Selbstverständlich hatte er das Motorrad gesehen. Trotzdem ging er nach dem Spiel nicht auf den Parkplatz zu, sondern schlug den Weg zum Bahnhof ein. Das Bisschen Trotz das auch in seinen Genen lag, zeigte sich nicht oft aber dafür immer wenn es um seinen Bruder ging. Er hätte nicht herkommen brauchen um ihn abzuholen, er würde schon allein nach hause kommen. Kohta hatte sich insgeheim gewünscht, sein Bruder würde bei dem Spiel zusehen... aber das gab er nicht einmal vor sich selber zu.

„Entschuldige bitte, du bist Kohta Murata, nicht wahr?“

Der Mann der ihn ansprach war etwas kleiner als Kohta selber, er trug einen schwarzen Anzug und eine Sonnebrille, die ihn sofort wie einen Agenten oder Mafiaboss aussehen ließ. Ein Stück hinter ihm stand ein weiterer Mann an einen schwarzen Wagen gelehnt, sein traurig wirkendes Gesicht verbarg die Neugierde nicht, als er Kohta mit ernstem Blick beobachtete.

Das alles war ihm sehr suspekt, und er blieb in einigem Abstand stehen. Skeptisch betrachtete er die beiden Männer.

„Ja, bin ich. Warum?“

„Freut mich dich kennen zu lernen, mein Name ist Toshi.“

Bevor der Fremde weiter sprechen konnte, wurde er von einer bekannten Stimme unterbrochen.

„Kann ich Ihnen vielleicht weiterhelfen?“

Kiritos Stimme klang gereizt, er starrte diesen Kerl mit einem mörderischen Blick an. Irgendwie wurde Kohta das Gefühl nicht los, dass die beiden sich kannten...

„Ah, Kirito, guten Tag... ich habe den Auftrag dir zu sagen, dass...“

„Entschuldigen Sie, das muss eine Verwechslung sein. Komm Kohta, ich hab Hunger.“

Ohne sich zu verabschieden packte er Kohta am Arm und zerrte ihn hinter sich her zu dem Motorrad, auf dessen Sitz zwei dunkle Helme lagen.

„Also erzählst du es ihm selbst, Kirito?“

Das war die Stimme des anderen Mannes, da war sich Kohta sicher. Wer waren die beiden? Woher kannten sie Kirito? Warum tat sein Bruder so, als hätte er die beiden noch nie gesehen?

„Nii-san, was...“

“Nichts.”

Er wollte erneut fragen, aber das vibrierende Geräusch des Motors verschluckte seine Stimme. Er würde warten müssen, bis sie zu hause waren.
 

~~~
 

Unbemerkt schwebten die dünnen Nebelschleier durch das Lagerhaus. Die junge Frau, die in einem zerlöcherten Schlafsack unter einem Lastwagen schlief, seufzte kurz und drehte sich auf die andere Seite. Der Platz neben ihr war leer, nur noch ein langsam erkaltender Körper lag wie Abfall auf der dünnen Decke, ausdruckslose Augen starrten ins Nichts. Sie hatte die kleine Zwischenmalzeit genossen, doch eine müde Seele wie die eines Obdachlosen machte immer schläfrig.

Ihre Augenlider zuckten leicht, als sie mit jedem Atemzug mehr von diesem silbrigen Nebel einsog.

Sie bekam gar nicht mit, wie sich ihr Körper unaufhaltsam veränderte, ihre Seele allmählich erfror und das Herz in ihrer Brust immer langsamer wurde, bis es schließlich aufhörte zu schlagen.

Hechelnd und knurrend kroch der Dämonenfürst unter dem Lastwagen hervor. Dieser Körper war jung und stark, seit langem hatte er keinen solch gut erhaltenen Körper mehr benutzt.

Kehlig lachend verließ er die Lagerhalle.

Er hatte Hunger, gewaltigen Hunger.

Und er wusste, womit er diesen Hunger endlich stillen konnte...

Aber zuerst musste er noch etwas erledigen.

Oder besser... jemanden.
 

~~~
 

Kohta kannte seinen Bruder gut, er wusste genau wenn etwas nicht stimmte. Sobald sie zuhause angekommen waren, hatte Kirito sich im Bad eingeschlossen. Er hatte heute morgen schon geduscht, Kohta wusste genau dass die Dusche zwar lief, aber Kirito wahrscheinlich unruhig im Bad hin und hertigerte.

Sie hatten auf der Rückfahrt kein Wort gewechselt, Kirito hatte es eilig gehabt endlich heim zu kommen, und er hatte Kohta keine Möglichkeit gegeben, nachzufragen was heute nach dem Spiel geschehen war.

Einzig und allein das Wissen, dass sein Bruder irgendwann das Bad verlassen musste hielt Kohta davon ab, gegen die Türe zu hämmern und eine Erklärung einzufordern. Es hatte seine Vorteile, dass er der Geduldigere von beiden war.

Als Kirito endlich aus dem Bad kam und mürrisch in die Küche schlurfte um sich etwas von der Pizza zu nehmen, die sein Bruder gemacht hatte, spürte er den abwartenden Blick von Kohta die ganze Zeit auf sich. Es ließ sich nicht vermeiden, er musste mit ihm reden. Aber was sollte er ihm erzählen? Die Wahrheit? Was würde er dann von ihm denken?

Seufzend setzte sich Kirito neben seinen Bruder. Er selbst war es gewesen, der in der Wohnung Rauchverbot verhängt hatte, doch in diesem Moment kümmerte ihn das nicht. Er musste sich an etwas festhalten, und wenn es nur eine dünne, billige Zigarette war.

„Das was ich dir jetzt erzähle klingt... komisch. Ich weiß nicht genau wo ich anfangen soll...“

Kohta lehnte sich zurück und betrachtete seinen Bruder. Es war selten, dass der etwas zierlichere Mann nicht die richtigen Worte fand, sein außergewöhnliches Talent zum Reden hatte ihn oft zur Weißglut gebracht, besonders als Kind, als er sich noch nicht anders zu wehren wusste als mit Fäusten. Kirito hatte trotzdem jeden Streit gewonnen, er hatte immer das letzte Wort gehabt und war immer derjenige gewesen, der mit einem Grinsen den Raum verlassen hatte.

Ihn so unsicher zu sehen war ein eigenartiges Gefühl. Seltsamerweise beunruhigte es Kohta, anstatt ihn zu freuen...

„Es ist so, ich hab dir doch schon von Jun erzählt, nicht wahr? Der Typ der mit Hidelow und mir die Band gegründet hat...“

Natürlich, diesen Namen kannte er. Kirito erzählte nie viel von sich selbst oder seinen Freunden, aber von diesem Jun schien er vollkommen begeistert, ja sogar fasziniert zu sein. Sie trafen sich fast jeden Tag zur Bandprobe oder einfach so, aber immer nur bei Jun zuhause. Kohta hatte diesen Jungen noch nie gesehen.

„Also er ist-“

Kohta erschrak, als sein Bruder plötzlich heftig zusammenzuckte. Der Ausdruck in Kiritos rabenschwarzen Augen veränderte sich kurz, er wurde blass und bewegte sich einige endlose Sekunden nicht, dann sprang er plötzlich auf und hastete zur Türe.

„Ich muss weg, ich hab was vergessen...“

Der Rest des Satzes ging verloren, die Türe schlug bereits hinter ihm zu.

Kohta zögerte keine Sekunde, er sprang auf und folgte ihm.

Was er unten auf der Straße sah, ließ ihn stocken. Kirito war nicht da, nur eine schwarze Krähe erhob sich vom Boden und flog schnell wie ein Pfeil davon. Wo war Kirito?

Kohta wartete nicht, er sprang auf das Motorrad seines Bruders und fuhr in die Richtung, in der die Krähe verschwunden war. Er wusste nicht warum, aber er hatte das Gefühl dass sie wichtig war. Wie absurd der Gedanke war, einem Vogel zu folgen, kam ihm gar nicht einmal in den Sinn. Wo auch immer sie hinflog musste er auch hin, und zwar so schnell wie möglich.

Er kümmerte sich weder um rote Ampeln noch um den Verkehr, er raste einfach ohne Rücksicht durch die Straßen.

Ein seltsames Gefühl überkam ihn. Ein Gefühl, das er in der Vergangenheit schon öfter gehabt hatte, es sich aber nie erklären konnte. Rastlosigkeit, Anspannung, der nagende Verdacht, etwas zu verpassen, fast so als würde etwas wichtiges passieren und er hatte vergessen wo und wann.

Das Gefühl wurde immer stärker, je weiter er fuhr. Nach einer Weile war es so stark, dass es ihm die Richtung wies. Er wusste auf einmal, wohin er fahren musste, es zeigte ihm den Weg.

Den Weg in eine Gegend, in der er noch nie gewesen war.

Eine verlassene Lagerhalle, in der ein paar Lieferwagen standen, überall lag Müll herum und es stank. Es stank nach Verwesung...

Das Motorrad stellte er neben ein paar Fässern ab bevor er das gespenstisch wirkende Gelände betrat. Der Gestank kam offenbar aus einem der verwahrlosten Lagerräume, aus dem er Stimmen hören konnte. Langsam näherte er sich der Halle, versteckte sich jedoch vorsichtshalber.

„Und du bist sicher?“

„Ja. Das war der Dämonenfürst... er hat einen Körper gefunden.“

„Und was jetzt?“

„Er ist noch hier... spürst du das auch?“

„Ja...“

Sein Bruder sprach mit Hidelow, und obwohl sie nicht weit weg waren, verstand Kohta die beiden kaum. Wovon sprachen sie da? Dämonenfürst? Was hatte das zu bedeuten?

Gerade, als er die Halle betreten und die beiden zur Rede stellen wollte, durchfuhr ihn ein Gefühl wie ein elektrischer Schlag und zwang ihn dazu, stehen zu bleiben.

Ein Beben erschütterte die Halle, der Boden riss an einigen Stellen auf und die gestapelten Fässer neben dem Motorrad schwankten bedenklich.

Doch das Fass, das zuoberst stand fiel nicht auf das Bike seines Bruders.

Es fiel auf ihn.

Und alles wurde schwarz.
 

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„Wie kannst du so ruhig bleiben? Sie sind nur zu zweit und das ist nicht irgend ein Seelenfresser, ein Fürst verdammt noch mal!“

Toshi verstand es einfach nicht, Yoshiki saß ruhig an seinem Schreibtisch und trank seinen Kaffee. Er hatte Meldung bekommen, dass der Dämonenfürst einen Körper gewählt hatte und wahrscheinlich schon auf die Suche nach der hellen Seele gegangen war, und trotzdem hielt er es nicht für nötig Verstärkung für die beiden unerfahrenen Wächter zu schicken.

„Mach dir keine Sorgen, es wird schon alles gut gehen.“

„Woher willst du das wissen? Was wenn sie verlieren?“

„Das werden sie nicht. Vertrau mir.“

„Das ist nicht das Problem, mein Vertrauen zu dir ist voll da, aber ich vertraue den Wächtern nicht. Besser gesagt, ihren Kräften.“

„Das solltest du aber. Warts einfach ab, mein Freund.“

Ein mildes Lächeln umspielte Yoshikis Lippen, als er sich leise seufzend zurücklehnte.
 

~~~
 

Der Gestank von Blut und verwesendem Fleisch war nahezu betäubend. Langsam öffnete Kohta die Augen, setzte sich benommen auf. Ob ihm noch schwindelig war wegen dem Schlag auf den Kopf oder von dem Gestank wusste er nicht, irgendwie spielte das auch keine Rolle.

Es war still.

Nur ein seltsames Schmatzen klang aus der Halle, und das drückende Gefühl, dass er die ganze Zeit schon gespürt hatte und das ihn hergeführt hatte, war schlimmer als je zuvor.

Langsam lugte er um die Ecke in die Lagerhalle hinein.

Nichts hätte ihn darauf vorbereiten können, was ihn dort erwartete. Niemals zuvor hatte er einen toten Menschen gesehen... dort, auf dem Boden, lag ein abgerissener Arm. Der Betonboden schimmerte von Blut, überall lagen Fleisch und Stoffstücke herum, an einigen Stellen rauchte und brannte es. War hier eine Bombe explodiert?

Kirito... wo war er?

Zitternde Beine trugen ihn gegen seinen Willen in die Halle hinein. Kohta spürte seinen Herzschlag in seiner Kehle, in seinen Fingerspitzen, sogar hinter seinen Augen.

Das Schmatzen kam von hinter dem Lastwagen.

Langsam ging er auf das Geräusch zu, wie in Trance. Schritt um Schritt, er konzentrierte sich darauf, nicht auf den Boden zu sehen. Blut, Hautfetzen, zerzauste schwarze Federn, ein zerdrücktes Feuerzeug, ein Büschel langer Haare... er sah all diese schrecklichen Dinge trotzdem.

Und er sah auch die Kette.

Die silberne Kette, die sein Bruder immer trug.

Sie lag inmitten einer Blutlache, neben einem Fetzen Stoff.

Blauer Jeansstoff. Kiritos Jacke.

Das Schmatzen wurde lauter und dann hörte es auf einmal auf. Die Kreatur, die einen Knochen abgenagt hatte, hob den Kopf und starrte Kohta aus gelb glühenden Augen an. Blut tropfte aus ihrem Mund, von ihren langen Krallen.

Knochen lagen zu ihren Füßen. Menschenknochen.

„Kirito...“

Alles verschwamm vor Kohtas Augen. Er spürte wie sich sein Körper bewegte, kurz kämpften Angst und Wut um die Vormacht, dann siegte der Hass. Er schrie laut, und der Schrei erschreckte das grässliche Wesen offenbar. Kohta sah seine eigenen Hände, sie glühten hell und bebten heftig, und plötzlich wusste er was er tun musste. Er hob die Hände und richtete die Handflächen nach vorn, und winzige, messerscharfe Eissplitter schossen hervor, trafen das Biest am ganzen Körper und zerfetzten seine Augen. Das Heulen des Monsters ging unter seinem eigenen Knurren und Heulen unter, weiß-silberne Pfoten spritzten Blut auf als er auf das Wesen zurannte. Es fühlte sich nicht seltsam an, er wusste wie er sich zu bewegen, wo er zuzubeißen hatte. Das Blut des Seelenfressers schmeckte bitter, aber er nahm den Geschmack nur unterbewusst wahr. Der Wolf biss sich durch die Haut und das Fleisch, und zerfetzte schließlich die Wirbelsäule des Ungeheuers.

Leblos fiel es in sich zusammen, ein feiner, weißer Nebel löste sich aus dessen Mund und schwebte langsam immer höher.

Kohta hob die Hände und der Nebel erstarrte, es knarrte einen Moment fürchterlich und dann fiel feiner Schnee. Die vereisten Nebeltröpfchen schwebten gen Boden und schmolzen im Blut auf ewig.

Es war still.

Kohtas Atem war zittrig und abgehackt, was war hier gerade geschehen?

Was hatte er getan?

Das schreckliche Gefühl war weg.

Langsam drehte er sich um. Da lag die Kette, verloren und kalt, ohne ihren rechtmäßigen Träger schien sie so klein und zerbrechlich.

Ein Schluchzen entwand sich seiner Kehle, als er sich bückte um das Schmuckstück aufzuheben.

In dem Moment, in dem seine Finger das metallene Kreuz berührten, durchfuhr ihn ein Schlag und eine Welle an seltsamen Gefühlen brach über ihm zusammen. Er wusste nicht was geschah, er umfasste die Kette so fest er konnte, er hatte auf einmal große Angst sie zu verlieren.

„Kirito...“

Bebend lehnte er sich gegen einen der Lastwagen, drückte die Kette fest an sich und weinte leise. Was war hier nur geschehen...

„Kohta...“

Die schwache Stimme kam vom Dach des Lieferwagens. Ohne zu zögern veränderte er seine Gestalt, irgendwie kam es ihm nicht so vor als wäre es etwas besonderes, dass er sich in einen Wolf verwandeln konnte, er hatte das Gefühl als hätte er das schon immer gekonnt. Mit einem kräftigen Sprung landete er auf dem Dach des Wagens.

Blut, Federn, und sein Bruder.

Kohta starrte ihn an, dann fiel er ihm in die Arme und weinte hemmungslos. Es war ihm egal ob er ihn als Weichei bezeichnen würde, es war ihm egal ob ihn jemand so sah, es war ihm alles so egal. Kirito lebte, er war verletzt aber er lebte.

„Das hast du gut gemacht, Kohta. Ich bin stolz auf dich.“

Nie zuvor hatte er diese Worte von seinem großen Bruder gehört. Kohta drückte das Gesicht gegen die zerkratzte Brust seines Bruders und konnte sich lange Zeit nicht beruhigen.

„Ist schon gut, es ist vorbei.“

Ein leichtes Lächeln zierte Kiritos Gesicht, als er seinen Bruder so im Arm hielt.

„Ich pass auf dich auf. Versprochen.“
 

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Das Laub raschelte leicht als er langsam den Weg entlang ging, der frische Herbstwind wehte sanft durch seine Haare. In der Ferne konnte er die kleine weiße Bank sehen, Takeo war schon da.

„Zu früh, wie immer.“

Yoshiki lächelte und setzte sich neben seinen Freund. Eine Weile lang schwiegen sie.

„Kohta ist also erwacht?“

„Ja... endlich. Er weiß bereits alles, Kirito hat ihm alles erzählt. Ich hab seinen Bericht nur überflogen, aber es muss schlimm gewesen sein.“

„Hidelow?“

„Er hat es nicht geschafft.“

„Wolltest du mich deswegen treffen?“

„Ja... die beiden brauchen jemanden, der sie unterstützt. Die Wächter sind immer nur so stark wie das Medium, das sie anführt.“

„Und du denkst, dass ich das kann?“

„Ja das denke ich. Ich habe Hidelow überschätzt... sein Tod ist meine Schuld, er war dieser Aufgabe nicht gewachsen. Er und Kirito haben nicht gut zusammen gepasst, sie haben nicht gut zusammengearbeitet, sie waren immer gegeneinander... ich denke, du passt besser zu den beiden.“

„Ich hoffe du überschätzt mich nicht...“

„Ich auch. Nimmst du den Job trotzdem an?“

„Natürlich.“

„Gut. Komm morgen früh in mein Büro, bis dahin habe ich eine Wohnung für dich organisiert.“

Takeo lachte leise und stand dann auf. Er drehte sich nicht noch einmal um als er durch den Park davon ging.

„Ich bekomme also eine neue Chance...“

Der Wind trug sein Lächeln und diese Worte zu Yoshiki, wo sie auf ein antwortendes Lächeln trafen.

„Viel Glück mein Freund.“
 

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Obwohl seine Stimme noch etwas wacklig und unsicher war, passte sie perfekt zu der Melodie. Kirito räusperte sich leicht und deutete den anderen an noch mal von vorn anzufangen.

Während die vier das Intro des neuen Liedes spielten, ließ er den Blick über ihre Gesichter streifen.

Kohta hatte sich in den letzten zwei Monaten sehr verändert, er war ein ganzes Stück gewachsen, sein Gesicht war schmaler und seine Augen ernster geworden. Sein Haar hatte er weiß gefärbt, er versuchte immer noch den richtigen Farbton zu finden, damit es seinem Wolfsfell so ähnlich wie möglich wurde. Seit er seine Kräfte entdeckt hatte, war er in vielem ernster geworden. Kirito wusste nicht genau, ob er gut finden sollte dass sein kleiner Bruder so plötzlich begonnen hatte erwachsen zu werden. Aber er konnte es nicht aufhalten. Er spürte die Bürde der Verantwortung, die nun auch auf Kohtas Schultern lastete als wäre es seine eigene. Er hatte immer gewollt, dass ihm dieses gefährliche Leben erspart bliebe, aber offenbar hatte er keine Chance gegen das Schicksal.

Juns Lachen drang an sein Ohr, er hatte völlig in Gedanken seinen Einsatz verpasst. Ein Schauer durchfuhr ihn, bei jedem Lachen des Jungen glühte diese blendende Seele wieder etwas mehr auf.

„Okay, nochmal?“

Takeo schlug den Takt an und Aiji und Jun begannen erneut das Stück zu spielen, Kohta setzte ein.

Mit einem stolzen Lächeln schloss Kirito die Augen. Das hier war seine Familie. Sein Bruder, der an seiner Seite mit ihm kämpfte und mit dem er immer besser zusammen arbeiten konnte. Ihr Medium, das sie leitete und schützte, und Aiji... der junge, dünne Gitarrist hatte seine Kräfte noch nicht entdeckt, aber sie waren ohne Zweifel da. Er hatte Jun sofort als das erkannt was er war, als die hellste und wertvollste Seele die es je gegeben hatte. Er hatte Kirito und die anderen als Wächter erkannt und sich ihnen angeschlossen. Kirito mochte ihn sofort, und Yoshiki hatte die Idee sehr gut gefallen, ihn in das Team aufzunehmen. Seine Kräfte würden dann erwachen, wenn sie gebraucht würden.

In Gedanken hob er die Hand an die kleine silberne Kette, die er nun wieder um den Hals trug. Sie war warm, und manchmal konnte Kirito den Puls seines Bruders durch sie spüren. Er würde niemals zulassen, dass jemand anders diese Kette auch nur berührte. Sie war das wertvollste und wichtigste, er trug die Verantwortung für das Leben seines Bruders.

Kiritos Stimme klang klar durch den Raum, keine Spur mehr von Unsicherheit.

Kohta lächelte leicht und konzentrierte sich auf sein Spiel. Das hier war das, was er für den Rest seines Lebens machen wollte.

An der Seite seines Bruders und dieser Seele, deren Gegenwart ihn beruhigte und heilte.

„Wir müssen abbrechen... es nähern sich zwei Seelenfresser...“

Die Stimme in seinem Kopf irritierte ihn schon länger nicht mehr. Er reagierte ganz ruhig, während er Jun einen Moment ablenkte, damit Kirito Aiji kurz anweisen konnte, Jun aus der Gefahrenzone zu bringen.

„Ich hol mir einen Kaffee...“

„Ich komm mit, ich muss eine rauchen.“

„Jun-kun, gehen wir noch mal die Strophe durch?“

„Klar! Kohta, bringst du mir einen Kaffee mit?“

„Klar. Mit Milch und Zucker?“

„Jap, danke!“
 

~~~
 

Zufrieden und erleichtert heftete Toshi den Bericht zu den Akten. Das Wächterteam um Jun herum arbeitete perfekt zusammen, genau so wie Yoshiki es gesagt hatte.

Vielleicht bestand doch Hoffnung, dass die Balance für eine Weile hergestellt war und stabil bleiben würde.

Vielleicht...
 

~~~
 

„Aiji ist jetzt bei ihnen.“

„Sehr gut. Jetzt warten wir.“

Közi nickte und verneigte sich leicht, trug dann das seelentote Mädchen aus Manas Gemächern. Mana hatte vorausgesagt was passieren würde, er hatte dafür gesorgt, dass Aiji auf Jun traf. Der Dämonenfürst war entbehrlich gewesen, niemand trauerte um ihn. Sein Opfer würde ihnen den Weg bereiten, den Weg zum Sieg über die Wächter, zum Sieg über Yoshiki.

Es verlief alles nach Plan...
 


 

~~*~~~*~~
 


 

Danke an alle, die diese Sidestory gelesen haben!

Bitte schreibt mir, wie sie euch gefallen hat.

Achja... ich habe übrigens mit einem zweiten Teil zu "Balance" begonnen. regelmäßiges Checken meines Steckbriefes lohnt sich möglicherweise!

eure Sue



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2007-10-14T16:15:35+00:00 14.10.2007 18:15
Niiii~ ich kann dir gar nicht oft genug sagen wie sehr ich diese Sidestory liebe... nicht nur die sidestory sondern auch alles andere was bisher damit in Zusammenhang steht... aber das weißt du ja. ^^

Ich finde es so cool dass du diese sidestory geschrieben hast und es passt so perfekt zu der Hauptgeschichte.

Du weißt ja wie sehr ich die Brüder liebe und jeder kleine Einblick in ihr Leben, ihr Geanken, Gefühle oder eben in ihre Vergangenheit macht mich unglaublich happy.


Und dein Schreibstil und die Art und Weise wie du Sachen beschreibst liebe ich sowieso.
Bereits am Anfang... die Szene wo Kirito als Krähe über die Stadt fliegt. Du beschreibst das so cool, er wirkt so anmutig und geschmeidig und man kann sich ihn so gut im Flug vorstellen... seine Flügel und seine glänzenden Federn, total schön.

Was mir persönlich immer wieder sehr gefällt ist die Sache wie du die Wirkung von Juns Seele auf die anderen beschreibst. Dieses Strahlende vermischt mit Stolz und Prickeln und so, oder wenn Jun lacht... dass seine Seele dann noch heller aufflackert... dass das Kirito sogar dazu bringt zu erschaudern. So wie du diese kleinen Worte immer wählst und beschreibst wie sie sich in Juns Gegenwart fühlen... dadurch wird einem noch deutlicher gemacht wie wertvoll Juns Seele eben ist... man versteht dass sie alle das strahlen seiner Seele sehen und empfinden können und somit kann man sich besser in die Situtaion versetzen.


Ich finds lustig wie Kirito und Hidelow sich zanken, aber wie Kirito trotzdem ganz ruhig bleibt. XD
Die Sprüche sind einfach nur geil... "Halt den Schnabel" oder "Pluster dich hier nicht so auf" ist so cool, gerade ja wenn man es zu Kirito sagt... ich find aber sein "Keine Ahnung, war noch nie in der Hölle" auch geil. XD

Die zwei sind schon nicht die besten Freunde, das merkt man... aber man mekrt auch dass mit dem Moment in dem Hidelow weg ist und es ruhig und kalt ist die Stimmung auch etwas bedrückter wird.
Es ist irgendwie so traurig wie Kirito da allein in der Kälte und im Regen sitzt nur um Jun zu beschützen.
Ah, aber ich finde es total cool dass Jun Kiritos Siegel ist. *__*



Obwohl Kirito sich natürlich wünscht dass mehr Wächter Jun beschützen, will er natürlich auch dass Kohta dieses gefährliche Leben erspart bleibt.
Schon cool wie er Kohta nicht mit Toshi und Yoshiki reden lässt und ihn einfach mit nach hause zerrt. XD
Man spürt seine Unruhe und ich finde es so süß wie Kohta sich vorstellt wie Kirito im Badezimmer umhertigert. XD

Ich mag die beiden so. ;__;
Und obwohl Kirito Kohta etwas mit seinen Sprüchen ärgert, merkt man doch trotzdem wie wichtig sie sich sind...
Du weißt dass ich die Szene wo Kohta sich weinend in Kiritos Arme wirft über alles liebe, ne??? T^T
Es muss so schlimm für ihn sein, das ganze Blut und die Hautfetzen und er hat keine Ahnung was da abgeht... und dann die Kette, die auf dem Boden liegt... die Sorge und dann die Erleichterung als er sieht das Kirito lebt. Aaaaw, ich könnte die ganze Zeit darüber swoonen, ich finde es so schön wie Kirito ihn in seinen Armen hält und Kohta einfach nur heult.


Das Ende ist total cool und schön.
Dieses Warme von Familie und Zusammenhalt... wie perfekt sie zusammenarbeiten merkt man ja schon daran wie sie es ohne Probleme schaffen Jun abzulenken. ^^
Sie haben sich gefunden und können Jun nun zusammen beschützen und obwohl Kirito Kohta nicht solchen Gefahren aussetzen konnte ist er bestimmt auch etwas erleichtert seinem Bruder nix mehr vorlügen zu müssen... jetzt können sie Seite an Seite kämpfen... wenn die nur wüssten was da auf sie noch zukommt. T__T

Ah, und ich muss es einfach nochmal sagen: Ich finde es so schön dass Kirito Kohtas Siegel trägt... das hat mir schon in der Hauptstory so gut gefallen... dass es für ihn so wertvoll ist und dass Kohta sich damit auch wohl und stolz fühlt.


Diese sidestory ist soooo toll und ich möchte mich bei dir nochmal 1.000 Mal bedanken dass ich sie zum Geb. bekommen hab.
Ich freue mich immer wieder darüber wenn ich in den Hefter sehe.

Es ist so wundervoll geschrieben.
Mit so vielen Gefühlen und gibt eben diesen etwas tieferen Einblick in ihr Leben, zeigt wie das alles begonnen hat.
Ich finde es sooo cool und ich möchte dir Anreiz dafür geben mehr kleine sidestorys zu dieser tollen Geschichte zu schreiben.


Ich kann nur immer wieder sagen ICH LIEBE ES!!!! <3

DANKE!!!

Und mach weiter so... du hast einen tollen, einzigartigen Stil und die Fähigkeit wunderschön Sachen zu beschreiben und Gefühlen widerzugeben... man kann gar nicht anders als mit den Charakteren mitzufühlen... du machst es immer wieder spannend und sorgst dafür dass man immer weiterlesen muss und nicht aufhören kann... du wirfst immer ein paar bedeutsame Wörter ein die einem die Gefühle die die Charaktere gerade empfinden noch näher bringt und mitfühlen lässt... und du schreibst einfach so dass man sich zwischendurch fragt "Was ist da wohl passiert?" oder "Was da wohl noch passieren wird?"


Hör nie auf zu schreiben und es mir zum Lesen zu geben!!!


Und nochmal DANKE für diese tolle Story!!!!




Von:  Tattoo
2007-10-11T21:01:25+00:00 11.10.2007 23:01
ich hab mich sofort, nachdem ich deinen gb-eintrag entdeckt hab, ans lesen dieser phantastischen sidestory gemacht!
und es tat so unendlich gut, wieder etwas von den wächtern und ihrem kampf gegen mana zu lesen!!^^
das dumme ist nur... robot_2501 hat genau das geschrieben, was ich in meinen kommi packen wollte, und jetzt weiß ich gar nicht mehr was ich noch dazu sagen soll!! >_>
ich kann nur immer und immer wiederholen wie genial dieses 'kleine epos' finde ist dass ich die fortsetzung gar nicht mehr erwarten kann! es freut mich wahnsinnig, dass du weiterschreibst, denn diese ff zählt meiner meinung nach immer noch zu einer der absolut besten hier auf animexx! (^_^)v
vlg, dein fan Tattoo *verbeug*
Von:  robot_2501
2007-10-11T19:45:51+00:00 11.10.2007 21:45
woooah *sprachlos*
tolle sidestory - und sie fügt sich wirklich perfekt an die hauptgeschichte an, richtig super zu erfahren, wie die beiden brüder zu ihren kräften gekommen sind und auch fehlt nichts von dieser dunkelheit und spannung aus der hauptgeschichte und auch das geheimnissevolle kommt nicht zu kurz
hach - ich hoffe, dass es bald mehr zu lesen gibt


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