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Gingerbread Hearts

von

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Lebkuchen Herzen

„Warst du schon einmal da“, fragte Lucia. Sie saßen zusammen, in einem kleinen Hotel mit Bar. Nur Kurando fehlte, er hatte sich vor einigen Tagen von ihnen getrennt, um im Dorf Inugami nach seiner Familie zu sehen.

Yuri nickte nur und trank seinen Tee. So ziemlich alle waren daran interessiert zu wissen wohin sie eingeladen worden waren. Joachim grinste nur und war zu kaum einer Aussage fähig.

„Wie ist es da“, fragte Lucia weiter. Sie gab ja nicht auf.

„Kahl, ein wenig kalt und düster...“, klärte Yuri sie auf.

„Echt jetzt?“ Ihre Freude war sofort abgeebbt.

„Mein Bruder hat ein wenig – umgebaut“, mischte sich nun doch noch Joachim ein.

„Echt jetzt?“ Diesmal war es Yuri der es fragte und dabei so aussah als könnte er es nicht glauben. Lucias Augen funkelten wieder voller Neugierde. Aber als sie anfangen wollte zu fragen, kam ihr Yuri zuvor.

„Ich weiß nicht wie es jetzt aussieht!“

„Mit dir wollte ich doch garnicht reden.“ Sie schaute ihn tadelnd an.

Karin kicherte, sie hatte zu viel getrunken. Wieso nur ließ sie sich dauernd von Gepetto dazu bringen? Yuri schaute von Lucia zu Karin, sagte aber nichts.

„Ich weiß es aber auch nicht“, warf Joachim in die Stille. Er war nun einmal schon länger nicht mehr da gewesen.

„Schade!“ Lucia schaute wieder auf ihren Wein und stellte sich vor wie das blaue Schloß wohl aussah.

Sie hatten eine Einladung bekommen. Von Keith, Joachims Bruder, der sie alle auf das Schloß einlud um zusammen Weihnachten zu feiern.

Anders als die anderen, war Yuri nicht allzu glücklich darüber. Er konnte mit Weihnachten nicht viel anfangen. Seine Mutter hatte versucht es ihm näher zu bringen, aber irgendwie hatte er sich nie damit anfreunden können.
 

Karin hatte schon ganz rote Wangen, als sie endlich entschied ins Bett zu gehen. Allerdings waren ihre Wangen nichts gegen die rote Nase die Gepetto sich angetrunken hatte. Auch die anderen beschlossen, das es langsam Zeit wäre sich hinzulegen, immerhin hatten sie noch einen langen Weg vor sich.

So blieb Yuri alleine zurück. Er wollte noch nicht ins Bett. Und es war ihm nur recht, dass er endlich einmal alleine sein konnte. Das passierte in letzter Zeit ja eher selten. Er dachte daran wie sein letztes Weihnachtsfest ausgesehen hatte. Eigentlich konnte man es als misslungen bezeichnen.

Er und Alice waren zusammen auf dem Weg zu ihrer Mutter gewesen. Es waren noch einige Monate bis zum 24. Dezember, aber sie freute sich schon darauf. Für sie war Weihnachten etwas wichtiges, etwas tolles. Besonders weil sie sich darauf freute es das erste mal ‚richtig‘ mit dem Mann ihres Lebens zu feiern.

Vielleicht war sie aber auch deswegen schon damals so fröhlich, weil sie wusste das sie es nicht erleben würde. Das sie es sich nur Vorstellen konnte. Oder hatte sie gehofft, dass sie noch lange genug leben würde?

Yuri seufzte. Vielleicht sollte er doch vom Tee auf etwas mit Alkohol umsteigen. Noch war der Wirt da, noch war es möglich. Aber es würde nichts bringen. Seine Gedanken würden sich sowieso weiter um sie drehen.

Er stand auf und ging hinaus. Seit sie am Nachmittag angekommen waren hatte es geschneit. Alles war friedlich und so wunderbar still. Noch vor dem Essen hatte Anastasia mit Lucia gegen Karin und Joachim eine Schneeballschlacht angezettelt. Er hatte sich raushalten wollen, war aber von Joachim dazu ‚gezwungen‘ worden mitzumachen. Was 30 Schneebälle nicht alles erreichen konnten.

Yuri wanderte durch die eingeschneiten Straßen und dachte weiter an das was ihm bevorstand. Seine Laune wurde mit jeder Minute die verging schlechter. Vielleicht könnte er sagen, er habe einen wichtigen Termin. Dann würden sie ihn wohl gehen lassen. Aber er wollte sie nicht anlügen, ausserdem kannten sie die Wahrheit. So wanderte Yuri noch einige Stunden durch den Schnee, bis ihm zu kalt wurde und er lieber unter einer warmen Decke liegen wollte.

Am nächsten Tag, nachdem auch die Langschläfer aufgestanden waren, setzten sie ihre Reise fort. Aber es dauerte noch, bis sie dort ankamen wo sie hin wollten.

Das blaue Schloß - Heimat der Familie Valentine.
 

Als sie endlich am Waldrand standen, sah es nicht so aus als sei es irgendwie verändert.

„Ich sag doch: Kahl, ein wenig kalt und düster“, murmelte Yuri. Aber Lucia fand es ganz fantastisch so. Karin war auch vollauf begeistert. Auf Gepetto hatte es nicht diese Seufzer auslösende Wirkung, aber er war doch beeindruckt. Blanca interessierte das ganze recht wenig, der weiße Wolf schaute sich lieber etwas im Wald um. Allein Anastasia fand es zu klein und stimmte Yuri zu das es eindeutig zu kahl war. Für Joachim war es an sich nichts neues. Er war demnach einfach nur er selber und machte sich auf den Weg zum Eingang.

„Wartet mal bis ihr es von drinnen seht“, prophezeite Yuri.

Als er hier gewesen war hatte es nichts allzu tolles an sich gehabt. Zu viele leere Gänge, zu kalt und allgemein unwohnlich - fand er zumindest.

Joachim wartete an der Tür und öffnete sie als seine Freunde endlich auch den Weg herauf gefunden hatten. Yuri fiel auf das es hier, mit dem Schnee, irgendwie schöner war als beim letzten mal.

Die anderen waren bereits durch die große Tür verschwunden, als Yuri sich endlich von der Aussenansicht lösen konnte. Zu viele Erinnerungen verband er mit diesem Gebäude. Vor allem aber mit dem Turm, der Links aus dem Mauerwerk ragte. Schweigend trat er ein ließ seinen Blick durch die Halle streifen.

Es war – anders!
 

Die kahlen Steinwände waren Geschmückt, mit Stoffen, Girlanden und Blumen. Alles war schon für das bevorstehende Fest dekoriert. Irgendjemand, und da gab es nicht viel Auswahl, hatte sich sehr viel Mühe gegeben. Die Gäste schauten sich um. Yuri starrte auf die Tür zum Turm und ging schweigend hinter den anderen her.

Joachim viel auf wie sich Yuri verhielt. Aber als er nachfragte, rückte der Harmonixer mit keinem Wort raus was er hatte. Der Vampir gab auf, als sie in einen Raum traten in dem Keith schon auf sie wartete. Er begrüßte alle mit einem Lächeln und einer kleinen Verbeugung. Alle, ausser Joachim und Yuri, stellten sich vor und fragten alle möglichen - und zum Teil auch unmöglichen - Dinge über das Schloß und das Leben hier. Anastasia war vom Innenleben des Schloßes auch eher angetan als vom Äusseren. Sie hatten sich ein wenig eingelebt, als ein kleines dickes Mädchen in den Raum kam. Sie hatte riesengroße freundliche Augen, mit denen sie alle musterte. Fröhlich, quirlig lief sie zu allen und begrüßte sie stürmisch. Was die meisten noch nicht wussten, war das sie dieses Mädchen schon kannten. Aber nicht mit diesem Aussehen. Ihr Kleid, aus schwarzer Spitze und rosa Stoff, war etwas zu klein für ihr Volumen, aber das machte ihr nichts aus. Sie verteilte Kekse an alle und schien auch sehr vom Weihnachtsfest angetan zu sein.

Yuri hatte sich an eines der Fenster gestellt und schaute hinaus auf den Schnee, der die gesamte Gegend bedeckte. Er kaute lustlos auf einem der Kekse die Hilda, so hieß das aufgedrehte blonde Mädchen, ihm gegeben hatte.

Joachim führte jeden der wollte durch das Schloß. So waren bald schon alle über das Gebäude verteilt. Nur Yuri stand noch immer dort einsam am Fenster und schien garnicht mehr mitzubekommen was um ihn herum passierte. Keith, der als einziger noch ab und an in das Zimmer trat, kam zu ihm und fragte, wie es so gelaufen war - nachdem sich ihre Wege getrennt hatten. Aber Yuri war auch dieses mal nicht sehr gesprächig. Als der Gastgeber dann noch nach Alice fragte, blieb Yuri ganz still. Darauf bedacht das er seinen Gästen nicht zu nahe treten wollte, verschob Keith weitere Fragen und begab sich in ein anderes Zimmer, in dem er – wie er sagte – noch etwas zu erledigen hatte.

Erst zum Abendessen kamen alle wieder zusammen. Sie saßen an einem großen Tisch und redeten, lachten. Nur einer wollte, oder konnte, nicht so fröhlich sein. Yuri blieb still, saß am ende vom Tisch und stocherte gedankenverloren in dem Essen auf seinem Teller herum.

Zwar bemerkten die anderen es, aber was sollten sie tun?

Nach dem Essen ging Yuri direkt auf sein Zimmer. Es war gemütlich eingerichtet. Dem Harmonixer war das allerdings vollkommen egal. Er hatte schon fast auf jedem Untergrund geschlafen, auch wenn er Betten bevorzugte. Er legte sich hin und starrte an die Decke, zu mehr war er einfach nicht mehr in der Lage. Zu viele Gedanken, Gefühle, Erinnerungen.

Seine Erinnerungen...

Wie sollte er sie halten?

Er wollte Alice nicht vergessen. Das was sie zusammen erlebt und erreicht hatten.

Aber bis jetzt hatte keiner etwas gegen den Fluch unternehmen können. Selbst Roger, der einzige von dem Yuri gedacht hatte das er eine Lösung finden könnte, war keine große Hilfe.
 

Ein Klopfen riss ihn aus seinem Halbschlaf. Bevor er was sagen konnte, war schon die braunhaarige Wahrsagerin eingetreten. Lucia lächelte ihn an und setzte sich neben ihn auf das Bett.

„Hi!“

„Was willst du“, murrte Yuri. Er war fast schon eingeschlafen und war eigentlich sehr froh darüber gewesen. So machte er sich wenigstens keine Gedanken mehr.

„Ich wollte dich etwas fragen.“

„Schieß los.“

„Was ist mit dir? Aber sag die Wahrheit!“

„Warum?“

„Weil ich... weil wir uns Sorgen machen.“

Yuri seufzte, er wollte nicht reden.

„Sag schon!“

„Ich kann darüber nicht reden, und ich will es auch nicht. Lasst mich einfach in Frieden!“

„Auf keinen Fall! Wir werden immer wieder fragen. Immer weiter, bis du endlich mit der Sprache rausrückst!“

Yuri sagte nichts mehr. Er schüttelte den Kopf und schaute an die Decke.

Wieso mussten sie fragen?

Warum wollten sie es wissen?

Bedeutete er ihnen wirklich so viel?

„Yuri, ich weiß nicht was du hast. Aber ... du kannst mit mir reden. Mit jedem – und das weißt du.“

Lucia wollte schon wieder aufstehen und hinausgehen, als Yuri anfing. Er erzählte von Alice, von dem was sie ihm erzählt hatte, im Zug, bevor sie eingeschlafen war.

Wie sehr sie sich gefreut hatte.

Die Wahrsagerin setzte sich wieder und lauschte ihm, man sah ihr an das es sie traf. Sie fühlte mit Yuri und legte eine Hand auf seinen Arm.

„Ich denke.. sie liebte dich und dieses Fest. Wieso also.. feierst du es nicht für sie?“

Yuri verstand nicht so ganz was Lucia meinte und schaute sie verwirrt an.

„Denk drüber nach. Ich lass dich jetzt alleine.“

Sie stand auf und ging. Leise schloss sie die Tür hinter sich und kaum das sie weg war schloss er die Augen. Er schlief sofort ein, träumte von ihr, von Alice.
 

Er wachte mit Kopfschmerzen auf - aber auch mit einer Idee. Lucias Vorschlag war garnicht so schlecht. Er würde ein schönes Weihnachtsfest haben. Für Alice! Wieso war er selber noch nicht auf diesen Gedanken gekommen?

Da es zu früh war für das Frühstück, ging er nur hinunter und schaute sich endlich das Schloß an. Es war jetzt wirklich viel schöner, gemütlicher. Ein Ort an dem man sich eher wohlfühlen konnte, als in einem kahlen Schloß, so wie es vorher eines war. Auf dem Rückweg, kam er an den Zimmern der anderen vorbei, und hörte wie Lucia leise summte. Er klopfte an ihre Tür, um sich zu bedanken - für die Idee. Sie öffnete und strahlte ihn an.

„Yuri.“

Verlegen schaute er sie an und strich sich durch die Haare.

„Ich.. wollte ... also... Könntest du mir helfen?“
 

Karin lag wach im Bett. Seit einiger Zeit schon benahm sich Yuri merkwürdig. Natürlich hatte sie eine Ahnung, und seit dem Vorabend auch eine Bestätigung dafür, aber er konnte doch nicht immer so weiter machen.

Bis jetzt hatte sie nicht mit ihm Sprechen können. Immer wenn sie zu ihm gehen wollte, war jemand da, oder er bereits weg.

In dem Hotel war sie, trotz eines starken Schwindelgefühls, noch einmal hinunter gegangen. Aber er war nicht mehr da. Sie wollte ihm folgen, nur dazu hatte sie bereits zu viel getrunken. Auf dem Weg hatte sie ihn nie alleine erwischt. Hier im Schloß hatte erst Joachim mit ihm reden wollen, und als sie zu ihm wollte, nachdem sie sich die Räumlichkeiten angesehen hatte, war Keith bei ihm.

Wie schaffte Yuri es nur ihr immer zu entkommen?

Was ihr aber am meisten zu schaffen machte, war das Lucia schneller war. Das er ihr erzählt hatte was ihn bedrückte. Wieso war sie nicht 10 Minuten eher da gewesen?

Karin dachte darüber nach wie schlecht sie sich fühlte, da sie dem Gespräch gelauscht hatte. Wenigstens wusste sie nun was los war, nur schmälerte es ihr Schuldgefühl nicht.

Leider hatte sie keine Ahnung, wie sie dem Harmonixer helfen konnte. Sie würde wohl erst einmal versuchen mit ihm zu reden. Wenn er ihr auch erzählte was los war, dann könnte sie sich mit ihm was überlegen.

Mit einem Seufzen drehte sie sich um und schlief, mit den Gedanken bei Yuri, ein.

Lange hielt ihr Schlaf jedoch nicht an. Die Geräusche im Schloß waren so neu und unbekannt, das sie immer wieder aufwachte. Mal war es der Wind, dann ein paar Fledermäuse. Aber diesmal waren es Schritte auf dem Flur. Sie ging zur Tür und öffnete diese leise. Sie konnte Yuri grade noch in Lucias Zimmer verschwinden sehen. Was wollte er da?

Wieder machte sie sich Gedanken und überlegte kurz rüber zu gehen um wieder zu lauschen, aber sie würde sich weiterhin schlecht fühlen, wenn sie das täte. Also legte sie sich widerwillig in ihr Bett und versuchte doch noch ein paar Stunden schlaf zu bekommen.
 

Am nächsten Morgen wachte sie auf und fühlte sich überhaupt nicht gut. Sie zitterte vor Kälte und bekam auch nach einem heißen Bad keine Wärme in den Körper. Auf dem Weg in den Speisesaal traf sie Joachim. Er klopfte grade an Lucias Tür. Karin lächelte ihn nur kurz an und wollte schon weiter gehen als Yuri die Tür öffnete.

Sie blieb stehen und starrte ihn an. Er schaute auf Joachim und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Lucia hingegen lachte fröhlich und kam hinaus auf den Gang um mit Joachim zum Frühstücken zu gehen. Der Vampir schaute Yuri verstört an, ging dann aber mit Lucia Richtung Speisesaal.

Zurück blieb Karin und Yuri, der sie nun ansah. Man konnte ihm ansehen, das er nach einer Erklärung suchte. Aber Karin schüttelte nur den Kopf und ging weiter, nachdem sie ihm einem enttäuschten und verletzten Blick geschenkt hatte.

Am Frühstückstisch war Feierstimmung. Karin setzte sich und stellte ihre Mahlzeit zusammen. Als Yuri auftauchte schaute sie nicht auf. Sie würdigte ihn keines Blickes.

Er setzte sich neben Lucia und flüsterte ihr was zu. Karin kochte fast vor Wut und Eifersucht. Wieso nur hing er plötzlich an dieser Wahrsagerin?

Nachdem sie die Schale mit ihrem Müsli gefüllt hatte, stand sie auf und verschwand hinaus. Sie konnte sich das nicht mit ansehen. Nicht jetzt. Nicht nachdem sie schlaflose Nächte durchlebt hatte, in denen sie sich Sorgen um ihn machte. Um den selben Yuri, der jetzt bei Lucia saß und ‚wer weiß was‘ in der letzten Nacht getan hatte.

Sie frühstückte auf ihrem Zimmer und ging danach direkt in die nächste Stadt um ein paar Geschenke zu besorgen. Zwar war sie nicht gut auf Yuri zu sprechen und auch sonst waren ihre Probleme anderer Natur, aber das sollte ihr nicht das bißchen Weihnachtsstimmung nehmen das sie hatte.

Auf dem Weg traf sie Keith. Er war ebenfalls auf dem Weg nach Bistritz und gesellte sich zu Karin. Ihm war es nicht verborgen geblieben, wie sie sich verhielt.

Der Vampir - und Schloßherr - wusste bereits das Alice verstorben war. Bei einem Gespräch mit Roger, der am Abend zuvor doch noch angekommen war, hatte er es erfahren. Da er die blonde Exorzistin gemocht hatte, verstand er Yuri ein wenig. Allerdings konnte er nicht nachvollziehen wie er Karin, die ihm offensichtlich mehr als nur Freundschaft entgegen brachte, abweisen konnte.

Jetzt würde er aber besser nicht darüber sprechen, sondern lieber für etwas Ablenkung sorgen. Die Situation, die er heute Morgen erlebt hatte, etwas auflockern, falls ihm das überhaupt möglich war.

„Soll ich dir die Stadt zeigen?“

Karin lächelte ihn an und wickelte sich fester in ihren Mantel. Sie hatte nicht erwartet das es hier so kalt sein würde.

„Soweit ich das gesehen habe, ist das eher ein Dorf – und nicht so groß, das ich einen Rundgang bräuchte.“

„Groß ist es wirklich nicht. Aber ich kenne die Leute. Manchmal sind sie nämlich so verklemmt, Fremden gegenüber, das sie nicht einmal die Tür öffnen. Kannst du dir das vorstellen? Die wollen Geschäfte machen und lassen niemanden rein.“

Er lachte leise und Karin lächelte ein wenig.

„Keine guten Geschäftsleute, würde ich mal annehmen.“

Er nickte und dachte an Michelle und ihre Familie. Die Einzige, die selbst in den schlimmeren Tagen jedem die Tür von 'Terry´s Laden' geöffnet hatte. Sie war mit ihrer Tochter nach Amerika gegangen. Dort wollten die beiden sich ein neues Leben aufbauen. Keith bekam noch immer jeden Monat einen Brief von Nina, Michelles Tochter, mit den neusten Ereignissen.

Keith führte seine Begleiterin direkt in den Laden, der früher eben jener Michelle gehörte. Der neue Ladenbesitzer machte einen strengeren Eindruck, war aber mindestens genauso Freundlich. Karin fing sofort an den guten Mann nach einigen Dingen zu fragen, die sie brauchte.

Der Vampir hatte ebenfalls einige kleinere Einkäufe erledigt und war inzwischen wieder mit seiner Aufmerksamkeit bei der rothaarigen Schönheit. Er lehnte an der Wand neben der Tür und wartete, während er sie beobachtete. Es war angenehm warm und sie hatte ihren Mantel geöffnet. Ihre Wangen glühten in einem zarten Rosarot passend zu dem ihrer Lippen und ihre Augen glänzten voller Vorfreude wenn der Mann hinter der Theke ihr etwas zeigte, das sie gebrauchen konnte. Aber auch diese Vorfreunde ließ den traurigen Schimmer in ihren Augen nicht ganz verschwinden.

Nein, er verstand wirklich nicht wieso Yuri ihr nicht ein wenig mehr Liebe entgegen bringen konnte. Hatte er Alice so sehr geliebt?

War es nicht normal, das man auch noch Liebe für andere Empfinden konnte?

Keith seufzte und beobachtete sie weiter.
 

Die Auswahl war begrenzt, weswegen Karin nicht alles fand was sie suchte. Sie überlegte ob sie in der nächsten Zeit noch in eine andere Stadt kommen würde, oder ob sie sich etwas anderes einfallen lassen sollte. Schlußendlich hatte sie dann aber wenigstens das wichtigste zusammen. Als sie sich umdrehte, sah sie das Keith noch immer da war. Sie hatte ihn überhaupt nicht mehr wahrgenommen. Scheinbar wartete er auf sie, denn sein Blick war fest auf sie gerichtet. Karin runzelte die Stirn und ging zu ihm.

„Träumst du“, fragte sie ihn.

„Hm? Nein, ich denke nur etwas nach.“

Sie legte den Kopf schief und er lachte daraufhin wieder.

Der Blick mit dem sie ihn ansah war einfach zu köstlich.

„Lass uns zurück gehen. Ich hab noch ein paar Vorbereitungen zu machen.“

Karin nickte und knöpfte ihren Mantel wieder zu.

Grade als sie hinausgehen wollten, öffnete sich die Tür und Yuri kam herein. Er sah sich um und grüßte die Beiden mit einem Nicken und einem kurzen Lächeln, ging dann aber sofort zu dem Verkäufer.

Es war ihr anzusehen das sie sich verletzt fühlte. Nicht, weil Yuri seine Aufmerksamkeit so schnell jemand anderem widmete. Eher noch immer wegen dem, weswegen sie heute Morgen auf ihrem Zimmer gegessen hatte. Keith hätte am liebsten einen Arm um sie gelegt um sie zu trösten. Aber ihre Körpersprache verriet ihm, das sie das nicht wollte. Stattdessen öffnete er ihr nur die Tür und sie gingen gemeinsam wieder hinauf zum Schloß. Vielleicht sollten sie sich doch mal über Yuri unterhalten, dachte er. Während seine Augen vom Schnee vor ihm immer wieder den Weg zu ihr suchten.

„Habt ihr euch schon mal darüber unterhalten?“

Karin sah ihn fragend an. Die Frage war so plötzlich gekommen das sie nicht wusste wovon er sprach.

„Du und Yuri - über eure Gefühle!“

Sie schüttelte den Kopf und schaute auf den schneebedeckten Weg vor sich.

„Nicht wirklich. Ich habe ihm alles gesagt, aber.. wirklich unterhalten haben wir uns nicht.“

Keith nickte und schaute hoch zum Schloß.

„Es muss hart für dich sein. Aber ich kenne ihn ein wenig und das Lächeln eben, das war für dich. Nur für dich! Das hat man in seinen Augen gesehen.“

„Meinst du?“

Der Vampir nickte und hoffte das sie das etwas aufheitern würde.

„Ich weiß im Moment einfach nicht was ich denken soll.“

Wäre sein Gehör nicht besser wie das eines Menschen, hätte er sie vermutlich nicht verstanden. Als er sie ansah, konnte er sehen das ihre Augen feuchter waren wie eben noch. Wie er annahm, lag das nicht alleine an der Kälte. Sie drängte ihre Tränen zurück. Sie wollte stark sein, so wie sie es gesagt hatte.

Diesmal konnte er es nicht verhindern, sein Arm lag schneller um ihre Schulter, als er selber es bemerkte. Sie sah ihm in die Augen, leicht irritiert.

„Ich würde gerne sagen, das alles gut wird. Aber, ich kann nicht in die Zukunft sehen – somit wäre es eine Anmaßung das zu behaupten.“

Er lächelte freundlich und drückte sie etwas an sich bevor er sie los ließ um die Schloßtür zu öffnen. Karin sah ihn weiter irritiert und fragend an, aber mehr sagte er nicht. Keith half ihr aus dem Mantel und verabschiedete sich.

Sie schaute ihm hinterher und verstand nicht wirklich was er damit bezweckte.

Karin ging hinauf in ihr Zimmer und machte sich daran die Geschenke fertig zu stellen und einzupacken. Es lenkte sie ab. So sehr, das sie das Mittag- und auch das Abendessen verpasste.
 

Erst am nächsten Morgen war sie wieder beim Frühstück anzutreffen. Sie war eine der ersten und wartete, mit einer Tasse heißem Kaffe, auf die anderen. Nach und nach trudelten diese ein. Nur einer Fehlte. Yuri kam und kam nicht. Auch zu den anderen Mahlzeiten erschien er nicht. Während die Anderen sich nicht weiter darüber wunderten, wurde Karin zusehends unruhiger. Wo steckte er nur? Tatsache war das er sich nicht im Schloß aufhielt.

Als sie Joachim auf dem Gang traf, fragte sie ihn, ob er wusste wo der Harmonixer steckte. Aber Joachim druckste rum, als wüsste er nicht was er sagen sollte. Er entschied sich dann für eine Antwort die, seiner Meinung nach, am unverfänglichsten klang.

„Er ist etwas besorgen - für Lucia.“

Karin nickte, bekam aber kein weiteres Wort heraus. Sie ging auf ihr Zimmer und legte sich ins Bett.
 

Heilig Abend rückte unaufhaltsam näher.

Yuri verschwand noch mal für einige Tage aus dem Schloß. Karin fragte sich, was es zu bedeuten hatte. Fand es aber nicht heraus. Auch die anderen wussten nichts. Oder taten zumindest so. Bei Joachim war sie sich sicher das er etwas wusste, aber er sagte nichts. Zumindest nichts was ihr weiterhalf.
 

Am Morgen des 24sten, kam Keith mit einem riesigen Tannenbaum und verfrachtete ihn in den Speisesaal. Er wusste nicht wie es bei den Anderen war, aber bei ihnen war es Tradition den Baum am Morgen des ‚heilig Abends‘ zu holen und zu schmücken. Während alle, bis auf Yuri – der schon wieder unterwegs war - noch Frühstückten, holte er die Dekoration und fing an. Jeder der Fertig war gesellte sich zu ihm und so schmückten sie schon bald alle zusammen den Baum.

Hilda hatte Lebkuchen gebacken, in Form ihrer Brüder und Gäste, um sie in den Baum zu hängen. Von jedem verschiedene Modelle – sitzend, stehend, Kopfstand machend – was ihr so alles eingefallen war. Die kleinen Gebäckklone sorgten für jede menge Spaß, während sie an die Tanne gehangen wurden. Immer wieder fing einer an und spielte mit den kleinen Doppelgängern. Einige wurden absichtlich in merkwürdigen Positionen zusammen gehangen.

Alle waren Vergnügt, bis eine schlecht gelaunte Gestalt den Raum betrat.

Yuri sah schrecklich aus, eingeschneit und mit Matsch bespritzt. Nur ein kurzen ‚Hallo‘ murmelnd ging er zielstrebig auf Lucia zu und zog sie mit sich hinaus. Auf dem Flur war von den Beiden nichts zu hören. Was die Anderen leider schnell bemerkten, denn das Lauschen an der Tür brachte ihnen nichts.

Mit einem vorsichtigen Blick hinaus, stahl sich Anastasia in den Flur und suchte das Zimmer in dem Yuri mit Lucia verschwunden war.

Nach nur wenigen Schritten hatte sie es auch schon erreicht. Aber es brachte nichts. Yuri öffnete die Tür und verschwand wieder hinaus. Die kleine Zarentochter stand vor der offenen Tür und sah zu Lucia rein. Sie wischte sich etwas des Schnees und der Matsche von den Armen und kam dann ebenfalls wieder aus dem Zimmer.

„Was habt ihr besprochen“, wollte die Kleine wissen.

„Ach, nichts besonderes. Er gab nur eine.. naja.. Verwechslung.“

Anastasia schaute fragend, aber Lucia lächelte beschwichtigend, winkte ab und ging zurück um weiter beim schmücken des Baumes zu helfen.
 

Nach dieser kurzen Unterbrechung fragte sich Karin wieder was genau Yuri die ganze Zeit tat. Es war ja nicht grade normal wie er sich in letzter Zeit verhielt. Sie musterte Lucia die wieder herein gekommen war und noch bei einigen kleinen Änderungen half.

Der Tisch wurde etwas umgestellt und der Rest des Raumen für das abendliche Festessen vorbereitet. Danach verschwanden alle der Familie Valentine um noch weitere Vorbereitungen zu treffen. Wobei Karin sich denken konnte das sie zum größten Teil mit Backen und Kochen zu tun hatten. Unweigerlich kam ihr das Bild von Joachim mit einer Schürze in den Kopf. Wie er versuchte weitere Plätzchen zu backen und Hilda die ganze Zeit im Weg stand.

Mit einem leichten Grinsen verschwand sie ebenfalls aus dem Zimmer und machte das letzte Geschenk fertig. Bei diesem hatte sie sich viel Mühe gegeben. Nur war sie sich nicht sicher, ob er sich freuen würde.
 

Beim Abendessen war Yuri wieder da. Er sah ein wenig genervt aus, allerdings auch lockerer. Nicht mehr so in seine Gedanken vertieft. Zwar unterhielt er sich mit jedem der es wollte. Allerdings nur oberflächlich, wie Karin auffiel. Dennoch war er im Moment eher so wie sie ihn kennengelernt hatte. Nur ihrem Blick wich er aus. Etwas das er normalerweise nicht tat und das sie verwunderte.

Aber auch sie wurde bald schon wieder von der weihnachtlichen Stimmung angesteckt und genoss die Stunden, in denen sie zusammen hier saßen und sich das leckere Essen schmecken ließen.
 

Es war spät als sie alle auf ihre Zimmer verschwanden. Zur Tradition gehörte es das erst am nächsten Morgen die Geschenke aufgemacht wurden. Somit war die Spannung bei all jenen groß, die ein tolles Geschenk erwarteten. Karin erwartete nichts. Seit Jahren hatte sie keine Zeit gehabt, Weihnachten zu Haus zu verbringen, deswegen war sie auch nur selten in den Genuss eines Geschenkes gekommen. Jetzt war niemand mehr da zu dem sie konnte. Selbst die letzte ihrer Familie war gestorben und sie war nun alleine auf der Welt.

Was sie wohl erwartete wenn das alles hier vorbei war?

Sie hielt das Bild, das sie von Saki – Kurandos Mutter - bekommen hatte, in ihrer Hand und schaute auf die Frau hinter Yuri. Sah sie ihr nur so ähnlich, oder schaute sie da wirklich auf ein Bild von sich?

Als es klopfte versteckte sie das Bild unter ihrem Kopfkissen und ging zur Tür um zu öffnen. Draussen stand Yuri und schaute abwesend den Gang hinunter. Sie lächelte ihn an, als er endlich zur Tür sah um erneut zu klopfen.

„Oh, eh hallo..“, sagte er nur.

„Willst du da stehen bleiben?“

Sie machte ihm Platz und er trat ein. Diesen Raum hatte er noch nicht gesehen. Deswegen sah er sich kurz etwas um.

„Hast du dich im Zimmer vertan?“ Es klang neutral. Weder traurig, noch so als wolle sie ihm Vorhaltungen machen.

„Nein, ich bin genau richtig!“ Er drehte sich zu ihr und lächelte mysteriös.

Sie legte den Kopf schief und ihre Stirn in Falten.

„Öhm.. Ok, und was treibt dich her?“

„Dein Weihnachtsgeschenk!“

„Mein.. was?“

„Du hast mich schon verstanden. Dein Geschenk!“

Sie schaute überrascht. Immerhin hatte sie zwar gewusst das sie vermutlich etwas bekommen würde. Aber das Yuri ihr sein Geschenk persönlich, und viel zu früh, gab, verwunderte sie noch mehr wie es sein Verhalten getan hatte.

„Trotzdem kann ich es nicht glauben!“

„Wieso nicht?“

„Ich.. ich weiß auch nicht.“

Sie schaute verlegen und bekam sogar eine ganz leichte rosa Färbung auf den Wangen.

Er lachte unweigerlich. Mit allem hatte er gerechnet, aber nicht damit das sie so verlegen sein würde. Er kramte in seiner Tasche und holte eine kleine Phiole heraus. Das hellblaue Glas glitzerte ein wenig und die Flüssigkeit darin war kaum zu erkennen.

„Was ist das“, wollte Karin wissen.

Yuri grinste.

„Mach die Augen zu.“

„Wieso?“

„Mach es einfach!“

Sie schloss die Augen und wartete gespannt was nun kommen würde. Zuerst spürte sie nur wie er näher kam und hörte dann wie der Verschluß leise quietschte, als er das kleine Glasgefäß öffnete. Ein leichter, blumiger Geruch stieg ihr in die Nase und sie hatte sofort das Gefühl auf einer Blumenwiese zu stehen.

Karins Lächeln wurde immer breiter und sie öffnete die Augen. Er schaute sie gespannt, aber auch lächelnd an.

„Und? Gefällt es dir?“

„Ja. Das hat Lucia gemacht, nicht wahr?“

Jetzt erklärte sich wieso er bei ihr gewesen war und wo er gesteckt hatte. Er nickte und reichte ihr die Phiole.

„Und das heute Morgen? Was war das?“

„Du fragst schon wieder soviel“, stellte er fest.

„Kein Wunder, wenn du so wenig, von dir aus, sagst!“

Er grinste.

„Dafür das sie mir geholfen hat dein Geschenk zu machen - Hab ich ihr geholfen das für Joachim zu besorgen.“

„Lass mich raten – Ein Bücherregal? Oder eine bayrische Bierzelt – Garnitur?“

„Nein, ein Totem, aus einem speziellen Holz. Dazu musste ich noch einmal in den Schwarzwald um dort den Baum zu suchen den sie meinte und dann zu so nem Knilch der das Schnitzen sollte. Der war aber nicht grade Kooperativ!“

„Ist es denn Fertig geworden?“

„Ja klar! Allerdings war es knapp.“

Er ließ sich auf ihr Bett fallen und lehnte sich nach hinten, bis er auf das Kissen traf.

„Ich bin total fertig“, murmelte er noch. Dann hatte er die Augen auch schon geschlossen.

Karin schaute ihn noch etwas an. Erinnerte sich dann aber daran das sie auch ein Geschenk für ihn hatte.

„Hey, nicht einschlafen! Wenn ich mein Geschenk schon bekomme, dann sollst du deines auch jetzt schon kriegen.“

Er grinste, hatte die Augen aber noch immer zu.

„Immer her damit!“

Sie stelle das Fläschchen vorsichtig auf einen kleinen Tisch, den es im Zimmer gab, und ging dann zu ihrem Kleiderschrank. Karin öffnete die Schranktür und suchte in einer Kiste nach dem Geschenk für Yuri. Obwohl sie es als letztes eingepackt hatte, war es fast ganz unten. Wieso wusste sie auch nicht so recht.

Sie setzte sich auf das Bett und wollte ihm das Geschenk geben, aber er schlief. Tief und feste. Karin legte das Geschenk neben ihn auf das Bett und stand wieder auf. Solange wie er schlief, konnte sie die anderen Geschenke schon einmal hinunter bringen. Vollgepackt ging sie hinaus und schloß so leise es ging die Tür hinter sich.
 

Yuri wachte nur kurze Zeit später auf. Seine Augen suchten den Raum ab, aber Karin war nicht da. Als er sich auf die Seite legen wollte, um weiter zu schlafen, fiel sein Blick auf das Geschenk. Er konnte sich das Grinsen nicht verkneifen und schnappte sich das eingepackte Etwas. Aber er musterte es zuerst nur. Sollte er darauf warten das sie wieder da war?

Seine Neugierde gewann den unsichtbaren Kampf um die Vorherrschaft in seiner Gemütslage. Womit das sorgfältig um das Geschenk gewickelte Papier, die längste Zeit mit dem Begriff ‚sorgfältig‘ in Verbindung gebracht werden konnte.

Mit leicht in Falten gelegter Stirn musterte er, das nun ausgepackte, Geschenk. Wie war sie auf die Idee gekommen ihm ‚so etwas‘ zu schenken?

Er ließ sich wieder auf das Kissen sinken und hörte ein leises knirschen von Papier. Da er dachte es sei ein Rest vom Geschenkpapier, steckte er die Hand unter das Kissen um nicht ganz soviel Unordnung zu hinterlassen. Es war immerhin nicht sein Bett.

Aber bevor er es herausziehen konnte, öffnete sich die Tür wieder und Karin kam herein.

„Oh, du hast dein Geschenk gesehen.“

Er zog die Hand unter dem Kissen hervor, ohne das Stück Papier, und setzte sich hin.

„Wieso grade so eine Fuchsmaske“, fragte er sie.

Das interessierte ihn schon sehr. Genauso eine hatte er noch vor Alice tot regelmäßig gesehen. In seinen Träumen und etwas das man wohl als Vision bezeichnen konnte.

„Ich weiß nicht. Ich habe sie gesehen und .. musste an dich denken. Wieso weiß ich nicht!“

„Hm..“

Yuri legte sich wieder hin und schaute sich die Maske an.

„Gefällt sie dir nicht?“

„Doch, aber.. So eine, habe ich schon einmal bekommen.“ Es war eine der wenigen Erinnerungen, die er noch aus seiner Kindheit hatte.

„Wirklich?“

„Ja, von meinem Vater!“

Als Yuri das sagte musste sie an das Foto unter dem Kopfkissen denken. Karin überlegte kurz ob sie es ihm zeigen sollte, entschied sich aber dagegen. Sie verstand ja selber nicht wie das funktionieren sollte. Was wenn er wissen wollte was es zu bedeuten hatte?

Sie setzte sich neben ihn und lehnte sich an das Kopfende.

„Yuri? Wieso bist du meiner Frage ausgewichen?“

„Welcher Frage?“

„Weißt du noch als wir auf der Bank, in dem kleinen Park gesessen haben? Ich hatte dich gefragt ob du Alice geliebt hast. Dann hast du behauptet du hättest Magenschmerzen und bist regelrecht weggelaufen.“

„Ach das. Ich.. bin nicht weggelaufen. Es war die Wahrheit. Ich hatte Bauchschmerzen!“

„Ja, klar. Aber wenn es so ist. Dann antworte mir doch jetzt.“

Er schaute weiter die Fuchsmaske an und sagte nichts. Erst als Karin das Thema wechseln wollte, legte er die Maske zur Seite.

„Ich weiß nicht ob das was ich fühle Liebe ist. Aber, ich denke schon.“

Sie sah ihn an und nahm nun ihrerseits die Maske, erwiderte aber nichts auf seine Antwort.

„Bist du zufrieden“, fragte er deshalb.

„Was?“

„Naja, mit der Antwort.“

„Ich muss damit doch nicht zufrieden sein. Es geht dabei um dich, weniger um mich.“

„Ja, aber du liebst mich!“

Sie nickte.

„Karin?“

Er setzte sich auf, so das er sie direkt ansehen konnte.

„Ich möchte das du etwas weißt.“

Sie sah ihn an, fragend und wieder einmal irritiert von dem Verhalten das er in letzter Zeit an den Tag legte.

„Von allen lebenden Menschen, bist du mir am wichtigsten! Und ich möchte dir Danken. Dafür das du bei mir bist, mir helfen willst. Obwohl du weiß, das ich mit einem Fluch belegt bin und auch nie mehr für dich Empfinden kann wie jetzt.“

Sie war sprachlos und schaute ihn einfach nur an. Yuri aber stand auf, nahm sich die Maske und lächelte sie an.

„Ich geh jetzt mal besser.“

Karin sagte nichts, sie brauchte länger um zu verarbeiten was er eben gesagt hatte.

„Karin?“

„Ja..“

„Ich geh schlafen. Gute Nacht.“

„W.. warte!“

Er drehte sich noch einmal um und spürte in dem Moment wie sie ihre Arme um ihn legte und ihren Kopf an seinen Oberkörper schmiegte. Jetzt war es an ihm zu schweigen. Denn er wusste beim besten Willen nichts dazu zu sagen.

Sie blieb nur kurz so stehen und schaute ihn dann an.

„Danke“, flüsterte sie.

„Wofür?“

„Für.. einfach für alles!“

Sie lächelte und er ging zur Tür, kaum draussen drehte er sich erneut um.

„Gute Nacht noch mal.“

„Ja, danke. Dir auch!“

Er nickte und schloss die Tür hinter sich.

Jetzt stand sie alleine im Raum und entschied das es wirklich besser war ins Bett zu gehen.
 

Sie wurde von einem hellen Sonnenstrahl geweckt, der direkt auf ihr Kissen fiel. Sie hatte am Abend zuvor doch glatt vergessen den Vorhang zu schließen. Sie stand auf und fragte sich ob die gestrige Unterhaltung mit Yuri nur ein Traum war, oder doch real.

Sie machte sich Fertig und ging hinunter zum Frühstücken. Vielleicht war ja bereits jemand wach. Zu ihrem erstaunen saßen bereits fast alle dort und packten ihre Geschenke aus. Sie konnte nicht genau sagen, wem nun welches Geschenk gehörte, aber wenigstens erkannte sie ihre eigenen. Karin naschte etwas von den Plätzchen die auf dem Tisch standen und machte auch ein Geschenk auf. Sie kam aber nicht dazu es sich richtig anzusehen, denn kaum das Yuri den Raum betreten hatte, folgte ein weiterer.

Kurando.

Mit dicken, weißen Schneeflocken bedeckt, und leicht zitternd wegen der Kälte. Anastasia stand sofort auf und brachte ihm einen heißen Kakao, den er jedoch ablehnte.

„Wir haben keine Zeit. Kato ist fast an der Asuka Steinplattform. Wir müssen sofort los!“

Karin seufzte und schaute noch einmal sehnsüchtig auf ihr Geschenk. Jetzt war die Zeit vorbei, in der sie vergessen konnten was ihre Aufgabe war.

Die Realität hatte sie eingeholt.



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von: abgemeldet
2010-05-23T13:59:32+00:00 23.05.2010 15:59
Ich mag die Story auch und bin seehr froh, dass nun endlich eine bei meinem WB dabei ist =D
Ich finde es toll, dass es nicht wirklich klar ist, ob die beiden nun zusammen sind oder nicht. Für mich persönlich nicht. Denn Yuri sagte Karin klar, dass er Alice liebte und man spürte, dass Karin das nun akzeptierte. Trotzdem herrscht zwischen den beiden ein Gefühl der Liebe. Doch es ist nun mal..ein anderes!^^
Sehr gute Geschichte :)
Von: abgemeldet
2009-04-09T18:33:55+00:00 09.04.2009 20:33
Ich mag den Shot! :)
Vorallem die Dialoge finde ich richig gut. :) Die charas sind IC und die diee niedlich. ^^ Ich mag die Geschenke - vorallem weil ich mit der fuchsmaske absolut nicht gerechnet habe! O_O guuuuter einfall, wirklich!

Dein Stil ist flüssig, wqs mir auch gut gefällt.^^ Als kleinen kritipunkt hätte ich vll, dass mir ein wenig vergleiche, metaphern etc. fehlen, die vll die gefühlswelt nochmal verdeutlichen, ohne sie mit adjektiven direkt zu benennen. Ist allerdings nicht so dramatisch. XD

So ich mag den shot schonmal, auch wenn ich kein fan con karinxyuri bin. Und ich finds gut, dass du lucia so eingebunden hast, die mag ich nämlich gerne! XD

Von:  Peusen
2007-12-29T16:28:44+00:00 29.12.2007 17:28
also, ich muss schon sagen, etwas so gefühlvolles hab ich schon seit ´ner ganzen weile nicht mehr gelesen. respekt!

ich finde, die beziehung zwischen yuri und karin hast du absolut toll und glaubwürdig rüber gebracht, besonders karins eifersucht und yuris zuneigung. das hätte genau so auch im spiel vorkommen können! da yuri und karin ja vermutlich so nah verwandt sind, find ich es auch gut so, dass ihre liebe eher ein wenig distanzierter bleibt. allerdings, wenn du schon keith so nah an karin rankommen lässt, hättest du doch da was draus machen können. das hätte zwar nich mehr so gut zum spiel gepasst, wär aber sicher bei dir auch schön romantisch geworden ^^
das ende find ich auch sehr gelungen, dieser schnelle übergang zur harten realität.
eine richtig schöne geschichte mit humor, romantik und melancholie!
Von: abgemeldet
2007-12-12T06:30:12+00:00 12.12.2007 07:30
Ich kann einfach nur sagen: Die Geschichte war super!

Da sieht man mal wieder wie verwirrend das Leben sein kann.
Außerdem passt es wunderbar zu Karin und Yuri. Die beiden sind echt spitze. Schade, dass sie wohl nie zusammen kommen werden. Naja, vielleicht auch besser so.

Schreib schön weiter Geschichten, damit ich auch mal was zum Lesen hab und nicht immer nur selber schrieben muss. ^^ Freu misch schon auf weitere Specials!

Jetzt hab ich endlich wieder einen Ansporn meine Geschichte weiter zu schreiben. ^^

LG deine Sarina

Von: abgemeldet
2007-12-09T19:27:59+00:00 09.12.2007 20:27
Alsoo~
erst einmal...wooooow~
das ist soo toll!
nur das ende..
*schnief*
wuäää~
ich hatte so gehoft yuri und karin...;___;
aber trotzdem ist es dir wunderbar gelungen!
votrallendingen...
dein schreibstiel..
wuaaa~
echt hammer!^^

und das du das sozusagen in die originalstory von Shadow hearts II mit eingabaut hast.. echt super gedanke nur.. wuäää tottraurig...
hihi nagut.. also wenn das so passiert... mit dem weihnachten... dann aber nur unter der voraussetzung das wir das ende auch ändern!
>///<
yuri soll nicht streben!
nein nein nein!

hihi aber das ist egal XDD
hier geht es um deine geniale story~
echt ich liebe sie!
hut ab!
aach und viiielen dank das du bescheid gesagt haaaast!
*knuddel*


lg
cloud-tifa
:3
Von:  Casens_Lacrima
2007-12-07T21:18:15+00:00 07.12.2007 22:18
*Stille* o.o *Atem anhalt* o.Ó *es nicht mehr aushalt* >.< Oh mein Gooott! Ist das geil!!! X3 Ich liebe es!! *in Favoritenliste schmeiß* Boa, ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll... *sich erst mal beruhigen muss* Puh... OK.
Also erstens mal, dein Schreibstil ist sooo klasse! Der ist so toll zu lesen und verbreitet i-wie so ne schöne ruhe... Hach, toll geschrieben.
Die Idee war der Oberhammer! Hey, wie bist du da drauf gekommen? Also unter der Dusche würde mir sowas nicht einfallen. Anm: Mir fällt immer alles unter der Dusche ein. xD
Oke, also manchmal hab ich mich zwar nicht ausgekannt, und das liegt auch nur daran, dass ich den ersten Teil noch ^^ nicht hab. ^^ Oder.. Ich war zu faul zum Nachdenken. xD
Also das war anfangs ja voll die fiese Verschwörung gegen Karin! O.o xD Aber was dann passiert ist, war ja hammer. In den Schwarzwald zu nem nicht sehr kooperativen Kobolt. xD Hoffentlich freut sich Joachim.
Das Geschenk von Yuri war ja süß. Wie ist er nur auf sowas gekommen? Aber ich bin froh, dass Karins Geschenk ihn nicht wieder down gebracht hat... Und ich bin noch viel froher (xD OMG, Frau Professor Buchner, entschuldigen sie für mein Deutsch. xD) das Yuri das Photo nicht unter dem Kissen hervorgezogen hat. *puh*
Aber halt! Mir fällt gerade auf... Das Haus der Valentines ist doch in Europa, oder? Und Inugami ist in... Japan... Und Kurando ist von Inugami bis zur Villa... und will keinen Kakao? XD (Also es ist ja eigentlich normal das die ganze Gruppe so weit reist. xD Aber den Kakao hätte er ruhig annehmen können. *lol*)
OMG!! *noch immer total begeistert ist* Und dann auch noch soo sweet geschrieben am Ende mit Karin und Yuri. X3 Toll gemacht! *dir auf Schluter klopf* Du hast alle Charakter so gelassen wie sie wirklich sind! Respekt!! Ich freu mich schon wenn du dir noch mehr überlegst. xD Dann werd ichs bestimmt nach 2 Minuten Freistellung lesen. xD
OK, hoffentlich ist das Kommi lang! ^^ *freu* Mach weiter so! ^^ *knuddl* Dr_P!


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