Zum Inhalt der Seite

Aramis und die Musketiere

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

René d'Herblay wird Musketier

Während er über die Wiesen galoppierte, musste er immer an die Bestürzung seiner Tante denken, als er ihnen seinen Entschluss mitteilte. „Musketier zu werden, ist aller Ehren wert.“ Lobte ihn sein Onkel. „Wir hatten doch eher auf eine kirchliche Laufbahn gehofft, aber…“ Madame d’Herblay seufzte. „Du lässt dich ja doch nicht von deinem Plan abbringen.“ meinte Pierre. René schüttelte den Kopf. „Mein Entschluss steht fest. Es war ihr letzter Wunsch.“ Seine Augen füllten sich mit Tränen. Langsam wunderte es ihn, dass er überhaupt noch welche hatte.

Monsieur d’Herblay umarmte seinen geliebten Sohn. „Nun denn, folge deiner Bestimmung. Gott wird dich leiten.“
 

So hatte er seine bequemste aber doch edle Kleidung angelegt und Fenena gesattelt.

Er kümmerte sich stets selbst um sie. Kein Stallbursche durfte seine wertvolle Stute anfassen.
 

Bevor er in die Stadt hineinritt, sammelte er noch einmal seine Gedanken. Den Brief seines Onkels an Monsier Treville, welcher ein angeheirateter Verwandter war, steckte sicher in seiner Tasche.

Fenena stand abgesattelt am Bach und schlürfte das frische Wasser, während René etwas Abseits an einen Baum lehnte.

Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als zwei Männer vor ihm standen, die wie aus dem Nichts gekommen zu sein schienen.

„Was macht ein so hübscher Jüngling hier ganz allein vor Paris?“ René musterte seinen Gegenüber, welcher von kräftiger Gestalt war. „Er hat vor dem Corps der Musketiere beizutreten.“ Die Männer grinsten. „Kann denn eine solch zarte Gestalt überhaupt kämpfen?“ „Kann er…“ René wollte auffahren. „Schon gut.“ Beschwichtigte der Andere. Jener war edler Abstammung und offenbar gewohnt in korrekter Haltung vor Männern zu stehen. Seine dunklen Haare fielen glatt auf die Schultern. „Das Pferd, was wollt ihr dafür haben.“ Unwillkürlich sprach er René als Person der Oberschicht an. Der Erste blinzelte verwundert zu seinem Kameraden. Dieser war verwundert über sich selbst, war aber ob der Anmut und Eleganz des jungen Burschen überzeugt, einen Adligen vor sich zu haben. „Das Pferd ist nicht zu verkaufen. Solch einen Preis könntet ihr nicht mal in euren kühnsten Träumen aufbringen.“ René schaute die beiden Männer wütend an. „Lasst mich durch, ich muss weiter.“ Er ging zu seiner Stute, sattelte sie und wollte aufsteigen. „Ihr wisst, dass ihr andernorts jetzt entweder Tod wäret, oder in einem Duell euer Leben verteidigen müsstet.“ René schaute dem edlen Mann genau in die Augen. „Ja.“ sprach, stieg auf und war verschwunden.

Der Kräftige gluckste: „Hast du so was schon gesehen? Von dem Knaben kann man wohl kaum sagen, er hätte keinen Mut! “ Der Größere starrte fasziniert hinter unserem jungen Freund her. „Diese Augen…Wer war das?“ Sein älterer Kamerad fuhr sich durch seine spärliche Haarpracht.

„Solch eine Erscheinung ist mir bisher in Paris noch nicht über den Weg gelaufen.“ Der Jüngere Mann strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. „Ich glaube, wir werden uns wieder sehen. Nein, ich bin mir sicher.“

René d’Herblay war inzwischen in Paris angekommen und ritt durch die Gassen. Neugierig betrachtete er seine Umgebung. „Hier werde ich also in den nächsten Jahren leben.“ Murmelte er vor sich hin.

Auch er wurde von den Menschen in Paris begutachtet. Es war nicht alltäglich ein solch schönes Paar durch die Straßen reiten zu sehen. Bewundernd blieben die Leute stehen. Die Einen wegen des herrlichen Tieres, die Damen mehr von der Anmut seines Reiters angezogen.

René ritt mit Bedacht und langsam und lächelte ab und an herunter, was ihm die Sympathie der Menschen einbrachte. Zu oft erlebten sie Adlige, die auf ihren Pferden, oder in ihren Kutschen die Straßen daher gerast kamen, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Manchmal blieb ihnen nur der rettende Sprung an den Rand, weil es die Adligen nicht scherte, wer oder was im Weg war.

Schließlich kam er zu dem Hauptquartier der Musketiere. Nachdem er Fenena abgesattelt und dafür gesorgt hatte, dass sie frisches Wasser bekam, nahm er seinen Brief und machte sich auf, Monsieur Treville zu suchen.

Unterwegs kamen ihm Musketiere entgegen, manche hatten es eilig, andere schlenderten durch die Flure. Doch trotz ihrer Beschäftigkeit wurden sie auf die Person aufmerksam, welche suchend durch die Gänge irrte.

Schließlich fand er das Zimmer des Hauptmanns.

Nachdem er angeklopft hatte und von drinnen ein kräftiges „Ja bitte“ ertönte, trat er ein.

Monsieur Treville sog leise die Luft ein, als er erkannte, wer den Raum betrat. `Nun hat es also begonnen.’ „Tretet ein.“ begrüßte er seinen Besucher laut. „Was führt euch zu mir?“ „Guten Tag, Monsieur. Mein Name ist Chevalier René d’Herblay. Mein Anliegen ist es Musketier des Königs zu werden. Mit diesem Empfehlungsschreiben meines Onkels, Monsieur Richard d’Herblay machte ich mich auf den Weg, um mich vorzustellen.“ Noch immer in den Anblick des jungen Mannes vertieft nahm der Hauptmann den versiegelten Brief entgegen. Nachdem er gelesen hatte, forderte er René auf ihm zu folgen.

Auf dem Übungsplatz der Musketiere zog er seinen Degen. „Nun, dann zeig mir mal, ob du würdig bist in den Corps der Musketiere aufgenommen zu werden.“

Schnell hatten sich neugierige Musketiere um die beiden versammelt Es war immer interessant einen Bewerber beim ersten Duell zu bewerten. „Unser Hauptmann kämpft persönlich gegen den Neuen.“ „Woher weißt du, dass er angenommen ist?“ fragte ein Blonder. „Monsieur Treville kämpft nur gegen Gegner, von denen er sich sicher ist, dass sie bestehen.“ Antwortete der Gefragte.

Es ging los. Anfänglich noch zögernd, sich bewusst seiend, wem er gegenüber stand, wurden Renés Paraden immer sicherer. Immer wieder brachte er den Hauptmann durch geniale Attacken ins Schleudern.

Trotz allem focht er mit einer Eleganz und Besonnenheit, die die Umstehenden ein ums andere Mal anerkennend nicken ließ.

Natürlich konnte René nicht wissen, dass auch unsere beiden Kameraden von vorhin staunend zuschauten. „Er setzt unserem Hauptmann ja ganz schön zu.“ Grinste der Kräftige. Sein Freund pflichtete ihm überrascht bei. „Ich hätte nicht gedacht, dass er so hervorragend Fechten kann.“

Nun erreichte der Kampf seinen Höhepunkt. Monsieur Treville griff René in einer irren Geschwindigkeit an, so dass dieser sich nur durch eine Drehung zur Seite retten konnte. Gleichzeitig kniete er sich mit einem Knie auf die Erde, was ihn scheinbar verwundbar machte. Der Hauptmann drehte sich blitzschnell um und wollte René von hinten angreifen. Doch dieser, immer noch kniend, richtete seinen Oberkörper auf und drehte seine rechte Hand so nach innen, das er seinen Degen unter seiner rechten Achsel hindurch schieben konnte. Dann streckte er den Arm nach hinten, womit plötzlich eine tödliche Spitze in die Luft ragte.

Die Musketiere hielten den Atem an. Damit hatte keiner gerechnet. Auch sein Gegner nicht. Er versuchte noch zu stoppen, hatte aber keine Chance mehr… als es auf einmal klirrte.

Alle guckten gebannt zu den Beiden Kämpfenden.

René hatte seinen Degen fallen lassen, als er merkte, dass Monsier Treville keine Möglichkeit mehr hatte auszuweichen. Er rollte sich zur Seite, um den Hauptmann den Weg frei zu machen.

Es war Totenstille. „Alle Achtung junger Mann. In einem richtigen Duell hättet ihr euren Gegner in die Degenspitze laufen lassen. Er hätte keine Chance gehabt zu reagieren. Ihr habt mich besiegt.“

Begeistert applaudierten die Umstehenden. Auch unsere beiden Freunde waren sprachlos. „Monsieur Treville ist einer der besten Fechtmeister im Land. Wo hat dieser Jüngling nur Fechten gelernt?“

Am nächsten Tag wurden die Männer verlesen, welche neu in den Corps der Musketiere aufgenommen wurden.

Als Monsieur Monay, er war Stellvertretender Hauptmann, fertig gelesen hatte trat Monsieur Treville vor.

„Mir wird heute die Ehre zuteil einen jungen Mann in den Corps der Musketiere aufzunehmen, welcher es als erster Bewerber geschafft hat mich zu besiegen.“

Ein Raunen ging durch die Menge.

„Sein Name ist Chevalier René d’Herblay. Er ist ein genialer Fechtkünstler. Es ist uns eine Ehre, ihn einen Musketier nennen zu dürfen.“ Er ging zu seinem neuen Schützling, holte ihn auf das Podest und reichte ihm die Hand. „Ab jetzt werdet ihr alles was ihr tut, im Namen des Königs ausführen. Ihr seid nun ein Musketier und werdet von diesem Tag an den Namen Aramis tragen.“

Da stand er nun. Strahlend schön, seinem Ziel von Vergeltung einen großen Schritt näher. Überglücklich wandte er sich dem Hauptmann zu. „Vielen Dank. Es ist mir eine Ehre unter Euch dienen zu dürfen.“

Treville nickte. „Seid jedoch wachsam. Es gibt viele Menschen, die auf euch neidisch sein werden. Seid immer auf der Hut vor dem Bösen.“ flüsterte er Aramis ins Ohr. Laut rief er: „Athos, Portos, meine besten Männer, nehmt euch des jungen Musketiers an. Er wird eure Hilfe sicher brauchen.“

Man kann sich vorstellen, wie überrascht unser René war, als er die beiden Herannahenden erkannte. Der edle Mann verbeugte sich. „Mein Name ist Athos. Und das ist Portos.“ Er deutete auf seinen kräftigen Freund. „So ist es unser Schicksal, dass wir uns noch mal begegnen.“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück