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Slytherin Short Stories

Dinge, die der Fanfic-Leser nicht braucht
von

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Malfoys Angst

Disclaimer: Das übliche... Alles gehört J.K. Rowling, nur Athena und Ciara gehören uns. Ach ja, eine Anspielung auf Tanz der Vampire ist auch noch drin. Na? Wer von euch findet sie? *lach*
 

Und noch etwas, das Kapitel hier ist die mehr oder weniger offizielle Fortsetzung von "Highway to Hell". ^_~
 


 

„Da bist du ja endlich! Wo warst du denn so lange?“

„Äääh... Snape wollte mit mir noch etwas… besprechen. Und ich hätte ihm wohl schlecht sagen können, dass ich gerade keine Zeit habe, weil wir Malfoy noch ein Frettchen ins Zimmer setzen wollten, oder?“ Erleichtert seufzte Athena auf. Da hatte sie gerade noch einmal die Kurve bekommen. Zum Glück für sie war Ciara im Moment auch zu sehr mit dem bevorstehenden Streich beschäftigt gewesen, um das leichte Zögern in ihrer Stimme zu bemerken.

„Na dann mal los! Zum Glück ist er noch im Gemeinschaftsraum, also haben wir freie Bahn“, rief sie enthusiastisch aus.

„Und wie wollen wir das anstellen? Wir können doch nicht einfach so in die Zimmer der Jungen gehen. Irgendjemand würde das doch bestimmt bemerken, oder?“ Athena klang zweifelnd.

„Wer sagt denn, dass wir gehen?“ Fies grinsend zwinkerte Ciara ihrer Freundin zu.

„Oh, ich ahne, was du vorhast. Hast du Pansy erzählt, Draco hätte sie betrogen, so dass sie das Frettchen für uns in sein Zimmer schmuggelt, um sich zu rächen? Oder hast du ihr gesagt, er hätte in seinem Zimmer ein Geschenk für sie, damit sie neugierig nachschauen geht, wobei sie natürlich nicht bemerkt, dass du ihr ein Frettchen-Lockmittel aufgesprüht hast? Oder hast du Crabbe und Goyle einfach nur gesagt, Malfoys Eltern hätten ihm ein Päckchen geschickt, das sie doch bitte in sein Zimmer bringen sollen?“ Begeistert strahlte Athena Ciara an.

Diese musterte ihre Freundin leicht geschockt. „Manchmal machst du mir mit deiner Slytherin-Ader Angst. Nein, ganz so hinterlistig ist mein Plan doch wieder nicht, auch wenn mir der mit dem Frettchen-Lockmittel sehr gut gefällt…“ Sie musste grinsen. „Nein, mir ist eine Idee gekommen. Du weißt doch, wie sehr Malfoy an seiner Mutter hängt, oder?“

Athena nickte, während sie Ciara aufmerksam lauschte. „Nun… wie es der Zufall so will hat ihm seine Mutter heute erst ein Päckchen geschickt und bedauerlicherweise wurde es versehentlich mir zugestellt. Was meinst du, wie erfreut er sein wird, wenn er feststellt, dass wir es haben?“ Sie betrachtete unschuldig ihre Fingerspitzen.

„Bestimmt so erfreut, dass er es mit großem Gezeter wegschnappt, es in sein Zimmer mitnimmt und dann dort das Frettchen entdeckt…“

„Geeenau.“ Ciara schnurrte fast.

„Ciara Moray! Du bist wirklich unverbesserlich! Und mir vorwerfen, ich wäre verschlagen…” Ungläubig schüttelte Athena den Kopf.

“Bist du doch auch!” Ciara musste lachen. “Aber nun sollten wir wirklich langsam beginnen. Wenn wir noch länger warten, geht er vielleicht in Bett, ohne dass wir ihm das Päckchen gegeben haben.“

Athena brummte zustimmend und sah interessiert zu, wie Ciara bedächtig und äußerst effektvoll ein grün eingeschlagenes Päckchen aus ihrer Tasche holte. Natürlich weckte dies bereits die ersten interessierten Blicke.

Eigentlich seltsam, dachte Athena sich. Slytherins galten allgemein als so selbstbeherrscht, dass sie schon fast unterkühlt wirkten, doch einen Schwachpunkt hatten auch sie: Neugier. Schändliche, unendliche, verzehrende, zerstörende und ewig unstillbare Neugier.

Und so war es auch kein Wunder, dass Draco Malfoy schon recht bald auf sie aufmerksam wurde. Betont lässig schlenderte er heran, um einen Blick auf den Inhalt des Päckchens werfen zu können.

Ciara, die das bemerkte, hob unmerklich ihre Stimme, damit er auch jedes Wort genauestens verstehen konnte. „Bin mal gespannt, was da drin ist…“

Athena verstand natürlich, worauf Ciara hinauswollte und meinte, ohne die Miene zu verziehen: „Mach doch einfach auf, dann weißt du es.“ Nun konnte sie sich das Grinsen doch nicht mehr verkneifen, versuchte aber, es gekonnt zu überspielen. „Vielleicht ist es ja Schokolade?“

„Hmmm…“, Ciara tat so, als würde sie intensiv nachdenken, während sie unbewusst am Paketband herumspielte.

Plötzlich fiel Athena etwas auf. „Ist das da das Malfoy-Familienwappen?“, flüsterte sie fast unhörbar. Ebenso unmerklich erhielt sie ein knappes Nicken von Ciara. Anerkennend sog Athena die Luft ein. Ihre Freundin hatte wirklich keine Mühen gescheut, um Malfoy eins auszuwischen.

Familienwappen von alten magischen Familien waren nämlich nicht einfach zu kopieren. Es erforderte beachtliches magisches Können, um eine überzeugende Nachahmung herzustellen und selbst dann war sie nie ganz übereinstimmend, denn jedes Familienwappen war mit einem Schutzzauber belegt. Nur Familienmitglieder brachten eine exakte Kopie zustande, alle anderen Magier scheiterten an dieser Aufgabe.

„Na los, Moray, mach schon auf. Lass uns sehen, was dein Mammilein dir geschickt hat!“ Anscheinend war Malfoy seiner Neugier unterlegen. Athena grinste still in sich hinein, während Ciara abschätzend ihre rechte Augenbraue hob.

„Und warum sollte ich das tun, Malfoy?“ Sie betrachtete ihn mit einem gelangweilten Blick, der eigentlich sonst für ihn typisch war, aber dennoch begann sie nun, an der Paketschnur herumzunesteln.

„Na dann will ich mal nachsehen, was mir ´mein´ Mammilein geschickt hat.“

Malfoy stutze, als er die eigentümliche Betonung bemerkte, die Ciara verwendete und endlich schien ihm aufzugehen, dass etwas ganz und gar nicht stimmte.

Entsetzt weiteten sich seine Augen, als er das Wappen bemerkte und schneller als Ciara reagieren konnte, oder eher wollte, hatte er ihr das Päckchen aus den Händen gerissen.

„Das wirst du noch bereuen“, zischte er aufgebracht und stampfte wütend in Richtung seines Zimmers davon.

„nein, aber du“, meinte Athena leise, mit einem müden lächeln, während Ciara ihm fröhlich hinterher rief: „Grüß dein Mammilein von mir!“

Bedauerlicherweise blickte sie danach jedoch zu Athena hinüber und brach in lautes Lachen aus, was alle anderen anwesenden Slytherins dazu veranlasste, sie entsetzt anzustarren. Aber auch Athena litt nun an unkontrollierbaren Lachkrämpfen, so dass sich der Gemeinschaftsraum nun eher schneller leerte, bis auch der letzte Slytherin den Raum verlassen hatte.

Aber gerade, als sie sich endlich beruhigt hatten und nach Luft japsend die plötzliche Stille genossen, ertönte auf einmal ein durchdringender Schrei. Ein ziemlich hoher, mädchenhafter Schrei wohlgemerkt!

Beinahe hätten die beiden Mädchen wieder loslachen müssen, doch Athena hatte die Geistesgegenwart besessen, einen Beruhigungs-Zauber für sie beide zu sprechen, damit sie im Folgenden nicht unkontrolliert losprusten mussten. Eine weise Entscheidung, wie es sich herausstellte…

„Und nun lehn dich zurück und genieß die Show!“, meinte sie lakonisch.

Sie sollte Recht behalten. Gerade als Malfoy polternd in den Raum stürmte, die Haare wild fliegend und das Paket in den vor Zorn zitternden Händen haltend, betrat auch Snape den Raum.

„Ihr… ihr… ihr Hexen!“ Seine sprachlichen Ausdrucksmöglichkeiten schienen im Moment ziemlich begrenzt zu sein, so sehr schäumte er vor Wut.

Gerade als er sich auf die beiden Freundinnen stürzen wollte, hielt ihn Snape mit wenigen, dafür aber schneidend kalten Worten zurück. „Was ist hier los?“

„F… F… Frettchen!“ Malfoy kreischte fast, seine Artikulationsfähigkeit war anscheinend immer noch nicht zurückgekehrt. Hysterisch schüttelte er das Päckchen in seinen Händen.

„Frettchen?“ Snape klang verwirrt. Perplex suchte er den Blick der beiden Mädchen. Ciara kämpfte bereits zu sehr gegen das Lachen an und musste sich abwenden, damit das verräterische Glitzern in ihren Augen sie nicht verriet. Stattdessen sah sie nun Malfoy mit einer Unschuldsmiene und großen Kulleraugen an.

Athena hatte sich noch besser unter Kontrolle. Als sie Snapes Blick begegnete, schüttelte sie unmerklich den Kopf und zuckte mit den Schultern.

Dieser wandte sich erneut Malfoy zu. Seine Miene verhärtete sich. „Mr. Malfoy, könnten Sie mir vielleicht unter Umständen erklären, weshalb Sie sich dazu entschlossen haben, ganz Hogwarts aufzuwecken?“

Oh, es stimmte also, was man sich über den Tränkemeister erzählte. So, wie es aussah, gab es tatsächlich eine magische Verbindung zwischen seinem Büro und dem Gemeinschaftsraum von Slytherin, die es ihm ermöglichte, drohenden Ärger wahrzunehmen und rechtzeitig einzugreifen. Im Gegensatz zu den anderen Häusern neigte Slytherin nämlich dazu, Unstimmigkeiten mit allen Mitteln und eher… energisch aus dem Weg zu räumen.

„Wegen des Frettchens!“ Malfoy schien endlich seine Sprache wieder gefunden zu haben, wenn auch nicht seinen Verstand.

„Wegen eines Frettchens schreien Sie so laut, dass man Sie noch in den Gryffindor-Räumen hört?“ Snape klang mehr als ungläubig. Ganz klar wusste er nicht, was er von der gegenwärtigen Situation halten sollte.

„Ähmmm“, Malfoy errötete, als er bemerkte, was er gerade Dummes von sich gegeben hatte. Wütend funkelte er die beiden Mädchen an, bevor sich seine Lippen zu einem hinterhältigen Lächeln verzogen.

„Ja, Sir. Wissen Sie, seitdem ich in meinem vierten Jahr von Professor Moody einmal in ein Frettchen verwandelt wurde, habe ich einen gesunden Respekt vor diesen Tieren entwickelt.“ Malfoy tat sein Bestes, um vor Snape den kleinen, traumatisierten Jungen zu spielen. Unbehaglich trat er von einem Bein auf das andere und ließ seinen Blick gehetzt durch den Raum schweifen.

„Nun, um ehrlich zu sein habe ich wahnsinnige Angst vor Frettchen“, platzte er heraus, als ob es ihn eine gewaltige Überwindung gekostet hätte, aber tief in seinen Augen glomm ein selbstzufriedenes und kalkulierendes Leuchten.

Und wie nicht anders zu erwarten holte er nun zum alles vernichtenden Schlag aus, indem er leicht zu wimmern anfing. „Und als ich dann das Päckchen, das ich von Moray und Ascott bekommen hatte öffnete, sprang mich so ein riesiges Untier an!“

„Bekommen? Du hast es uns weggenommen!“, empörte sich Ciara ziemlich lautstark, aber der triumphierende Tonfall in ihrer Stimme war nicht ganz daraus zu verbannen gewesen. Sie wusste ganz genau, dass Snape Malfoy das weinerliche Gebaren nicht abkaufen würde, hatte sie selbst es doch auch schon einmal ausprobiert und war kläglich daran gescheitert.

Währenddessen betrachtete Athena die Szene vor ihr mit einem breiten Grinsen. Ciara schlug sich wirklich gut. Scheinbar empört starrte sie den blonden Jungen an, dessen furchtsame Fassade langsam zu bröckeln begann und eine wutverzerrte Miene preisgab. Ciara wirkte dagegen wie die Unschuld in Person und blickte ihren Lehrer hilfesuchend an.

Dieser hatte den beiden Streitenden jedoch keinerlei Beachtung geschenkt, wie Athena entsetzt feststellte. Stattdessen hatte er SIE genauestens beobachtet. Seine schwarzen Augen ruhten immer noch auf ihr und sie spürte förmlich, wie sich ihre Augen weiteten und ihr Lächeln erstarb.

Snapes Mundwinkel zuckten verräterisch, als er leicht seine Lippen schürzte. Er hatte sie durchschaut!

Unsicher warf Athena ihrer Freundin einen raschen Blick zu, die genauso ertappt aussah, wie sie sich fühlte.

Athena schluckte hörbar und wandte sich tapfer Snape zu, der sowohl ihr, als auch Ciara einmal kurz zunickte.

Was sollte das? Hatte er nicht vor, sie wegen des Streiches zu maßregeln?

„Wenn ich Sie richtig verstanden habe, behaupten Sie, diese beiden Schülerinnen hätten Ihnen ein Paket ausgehändigt, welches ein Frettchen enthielt, nicht wahr, Mr. Malfoy?“, stellte Snape sachlich fest.

Als Ciara erneut versuchte, aufzubegehren, wurde sie durch einen drohenden Blick von Snape zum Schweigen gebracht.

„Ja, so war es“, bestätigte Malfoy selbstzufrieden, ohne Ciaras wütenden Blick zu bemerken.

„Wieso bestreiten Miss Moray und Miss Ascott dann, Ihnen das Paket gegeben zu haben?“, wollte Snape lauernd wissen.

„Wieso sie…?“ Malfoy stutzte. Diese Frage hatte ihn sichtlich aus dem Konzept gebracht. Erst langsam dämmerte ihm, dass er geradewegs in eine Falle hineingelaufen war, allerdings wusste er nicht, wie er sich daraus befreien sollte.

„Nun… genau genommen haben sie es mir nicht gegeben“, gab Malfoy widerwillig zu.

„Weiter!“, forderte Snape mit unerbittlicher Stimme.

„Ich habe es ihnen abgenommen, weil ich mein Familienwappen darauf sah…“ Malfoys Stimme wurde immer leiser.

„Ihr Familienwappen?“ Snape klang zweifelnd. Dann jedoch blickte er abrupt zu den beiden Freundinnen hinüber, die versuchten, möglichst unschuldig auszusehen. Taxierend musterte er sie.

„Aber es war offensichtlich nicht Ihr Wappen“, stellte er schließlich trocken fest.

Malfoy nickte kleinlaut und starrte ertappt auf seine Schuhspitzen. Es fiel ihm sichtlich schwer, seinen Fehler zuzugeben.

„Dann ist der Fall für mich klar.“ Der Meister für Zaubertränke wirkte zufrieden. „Da Sie fremdes Eigentum entwendet haben, auch wenn Sie es vielleicht für Ihr eigenes hielten, sind Ihre Anschuldigungen nichtig. Es kann nicht geklärt werden, ob der Streich auf Sie abzielte.“

Spiel, Satz, Sieg für die Logik. Triumphierend sahen sich Ciara und Athena an.

„Aber was ist mit dem Frettchen?“, begehrte Malfoy auf. „Die beiden wussten genau, welche Angst ich davor habe.“ Anklagend richtete er seinen Finger auf die beiden Mädchen.

„Was für ein Frettchen?“, wagte Athena einzuwenden.

„In der Schachtel war doch kein Frettchen“, meinte Ciara zeitgleich.

Ein amüsiertes Funkeln trat in Snapes Augen. Es hätte ihn doch sehr gewundert, wenn seine Schülerinnen nicht auch für diesen Punkt ein wasserdichtes Alibi gehabt hätten.

Tatsächlich hatte gerade dieser Teil des Planes den Mädchen am meisten zu schaffen gemacht. Wie sollte man das Frettchen und somit die Beweise verschwinden lassen, falls jemand auf den Gedanken kommen sollte, Malfoys Geschichte zu überprüfen?

Es war schließlich Athena gewesen, welche die Lösung für diese Problem gefunden hatte. Wie auch schon bei der Nachahmung der Wappen war einiges magisches Können nötig gewesen, um ihren Plan in die Tat umzusetzen, aber auch hier war es ihnen gelungen.

Malfoys Reaktion auf ihre Idee würde gewiss sehr amüsant werden. Die beiden Mädchen tauschten ein wissendes Lächeln.

Auch Snape bemerkte die Blicke, die sich seine Schülerinnen zuwarfen. Zufriedene Blicke. Blicke, die nur zu deutlich sagten, dass sich ihre Pläne gerade bestens entwickelten.

Wäre er Malfoy gewesen, hätte er spätestens jetzt die Flucht ergriffen. Es war ohnehin erstaunlich, dass der blonde Junge noch nichts bemerkt hatte. Und das, obwohl er ein Slytherin war! Überaus bedenklich…

Der Tränkemeister runzelte die Stirn. So langsam begann er wirklich neugierig zu werden. Und das, bei Merlin, schafften wirklich nicht viele Schüler! Wenn man vielleicht einmal von Neville Longbottom absah, bei dem er sich jedes Mal erneut fragte, wann er den nächsten Tränkekessel in die Luft jagte.

Er straffte sich. „Mr. Malfoy, wo ist dieses Frettchen nun?“, fragte er, ohne auf die Kommentare der Mädchen einzugehen.

Die Selbstsicherheit des Jungen verschwand schlagartig. „D… d… dort…“ Furchtsam zeigte er auf ein grün eingeschlagenes Päckchen, das er wohl bei seinem vorherigen Wutanfall fallen gelassen hatte.

„Accio!“ Geschickt fing Snape die Schachtel auf, nachdem er sie durch einen Zauber zu sich hatte schweben lassen. Seine schlanken Finger fuhren anerkennend über das aufgeprägte Wappen. Eine goldene Schlange, die sich um einen silbernen Zauberstab wand.

Doch im Gegensatz zum tatsächlichen Wappen der Malfoys zwinkerte ihm diese Schlange zu und streckte ihm neckisch die Zunge heraus. Wirklich eine ganz erstaunliche Arbeit!

Zögerlich hob er den Deckel der Schachtel an und wappnete sich für eine Überraschung. Nicht zu Unrecht, wie sich herausstellen sollte.

Beinahe hätte er vor lauter Schreck das Päckchen fallen lassen und nur seine kampferprobten Sinne hatten ihn vor einer derartigen Blamage bewahrt. Gerade noch rechtzeitig hatte er erkennen können, was sich in der Schachtel befand. Dennoch konnte er nicht vermeiden, reflexartig zurückzuzucken.

Er war sich jedoch sicher, dass seine Reaktion bei weitem weniger Aufmerksamkeit erregt hatte, als die von Draco Malfoy. In der Sekunde, in der nämlich der Deckel der Schachtel aufgesprungen war, war auch der blonde Junge aufgesprungen. Und zwar auf den nächstbesten Sessel.

Dort stand er nun, schlug hysterisch mit den Armen um sich und kreischte in den höchsten Tönen. „Nehmt es weg, nehmt es weg, nehmt es weg!“

Snape war beeindruckt. Er war sich sicher, dass selbst ein Eunuch nicht in einer höheren Tonlage schreien konnte. Dennoch… so langsam begannen seine Ohren zu schmerzen!

„Silencio!“, brüllte er mit unnötiger Vehemenz. Der Junge verstummte abrupt, auch wenn sich sein Mund unablässig weiterbewegte. Wer hätte das gedacht? Draco Malfoy schien ja tatsächlich panische Angst vor Frettchen zu haben. Interessant!

„Mr. Malfoy, wenn Sie Ihre Aufmerksamkeit gnädigerweise auf diese Schachtel richten könnten, werden Sie gewiss feststellen, dass es keinen Grund gibt, die ganze Schule wegen eines Springteufels in der Gestalt von Mr. Potter aufzuwecken. Auch wenn ich Ihren Wunsch zu schreien durchaus nachvollziehen kann. Er überkommt mich auch jedes Mal, wenn ich diesen Jungen unterrichten muss.“

Draco Malfoy verstummte augenblicklich. Ungläubig starrte er auf das Päckchen in Snapes Händen. Dort schwang an einer Sprungfeder eine Kugel hin und her. Eine Kugel, der jemand schwarze Haare, grüne Augen, eine Brille und eine blitzförmige Narbe aufgemalt hatte.

Die Gefühle des Slytherin spiegelten sich nur zu deutlich auf seinem Gesicht. Er wollte am Liebsten im Erdboden versinken, so viel stand fest. In seiner jetzigen Lage konnte er sich noch nicht einmal verteidigen. Er brachte kein einziges Wort hervor.

Eine leichte Regung des Mitleids überkam Severus Snape, allerdings wäre es zu viel gesagt gewesen, dass er ihn bedauerte. Dafür hatte er das ganze Spektakel hier viel zu sehr genossen.

Trotzdem sollte er sich langsam wieder an die Pflichten eines Lehrers erinnern. Theoretisch sollte Malfoy für den Aufruhr, den er verursacht hatte, eine Strafe bekommen, aber Severus vermutete, dass er schon genug gestraft war. Er sollte den armen Kerl am Besten erlösen…

„Mr. Malfoy, ich danke Ihnen vielmals für die wahrhaftig beeindruckende Zurschaustellung Ihrer Stimme. Seien Sie versichert, dass ich Sie morgen sofort für den Schulchor vorschlagen werde, aber im Moment halte ich es für ratsam, dass Sie sich in Ihr Zimmer zurückziehen.“ Er hielt kurz inne, konnte sich dann aber den letzten sarkastischen Satz doch nicht mehr verkneifen. „Solch eine Stimme muss schließlich geschont werden.“

„Ja, Sir.“ Malfoy war kaum zu verstehen gewesen. Langsam stieg er von seinem Sessel hinab und schlich gedemütigt in Richtung seines Schlafsaales davon.

Snape blickte ihm erheitert nach und erst als er verschwunden war, wandte er seine Aufmerksamkeit wieder den beiden Mädchen zu.

Es war ihnen hoch anzurechnen gewesen, dass sie nicht sofort in schallendes Gelächter ausgebrochen waren. Das hätte Malfoys Würde nur noch mehr verletzt und ihn zudem zu unnötigen Rachegedanken verleitet. Doch nun konnten sie sich nicht mehr halten.

Er hörte ein ersticktes Grunzen und sah, dass Ciara Moray sich ihre Hand fest auf den Mund gepresst hatte, während Athena Ascott von stillen Lachkrämpfen geschüttelt wurde.

„Sir?“, fragte sie keuchend. „Schulchor?“

Das war das Aus für die Selbstbeherrschung der beiden. Laut lachend brachen sie zusammen und auch Severus gestattete sich ein kleines Lächeln. Malfoy würde bestimmt noch einige Wochen unter ihren Sticheleien zu leiden haben.

Immer noch lächelnd beobachtete er seine Schülerinnen, bis sie sich nach ein paar Minuten nach Luft japsend wieder zu erholen begannen. Diese beiden waren mit Sicherheit außergewöhnliche Hexen!

„So, und wenn Sie beide wieder in der Lage sind, sich hinreichend zu artikulieren…“ Er ließ seinen Satz unvollendet, aber es genügte auch so. Schlagartig waren die beiden Freundinnen still.

„Miss Moray, ich nehme an, Sie sind für das gefälschte Wappen verantwortlich?“ Es war mehr eine Feststellung als eine Frage.

Ciara nickte unbehaglich.

„Und Sie, Miss Ascott, haben das Frettchen in diesen Springteufel verwandelt?“

„Ja, Sir.“ Athenas Stimme klang klein und etwas verschüchtert. Man sah ihr förmlich an, dass sie sich gerade fragte, woher er das wusste, dachte Severus amüsiert. Manchmal schienen seine Schüler zu vergessen, dass er als Hauslehrer von Slytherin über alle ihre Noten Bescheid wusste und somit auch, in welchen Fächern sie besondere Begabungen aufwiesen.

Er ließ einige Sekunden verstreichen, in denen er sie ernst musterte.

„Ausgezeichnete Arbeit! Zehn Punkte für jede von Ihnen.“

„Aber Sir, wieso?“ Ciara Moray klang ernsthaft überrascht und auch ihre Freundin wirkte verblüfft.

Er musste erneut lächeln. Kleine Lachfältchen bildeten sich um seine Augen herum. So langsam sollte er besser damit aufhören, sonst würde er morgen einen Muskelkater haben.

„Nun, es war eine beachtliche magische Leistung. Und ich habe mich selten so gut amüsiert!“ Er zwinkerte den Mädchen zu. Dann erstarrte er. Hatte er das gerade wirklich getan? Und schlimmer noch, hatte er das gerade wirklich gesagt? Legte er denn gar keinen Wert mehr auf seinen guten Ruf? Er beschloss, dass es ihm heute egal sein sollte.

„Aber wir waren doch…“, wollte Ciara einwenden, aber Snape unterbrach sie.

„Ich weiß nicht, wovon Sie reden. Mr. Malfoy trägt die alleinige Schuld. Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, dass Sie ihm das Päckchen mit seinem Familienwappen und dem Frettchen tatsächlich geben wollten. Gute Nacht, meine Damen und angenehme Träume.“

Mit diesen Worten drehte er sich um und schritt auf den Ausgang zu. Nach wenigen Schritten blieb er jedoch noch einmal stehen.

„Ich wäre Ihnen allerdings sehr verbunden, wenn Sie das nächste Mal ein anderes Haus zum Ziel Ihrer Streiche machen würden.“

Kurz bevor er die Tür erreichte, hörte er Athena Ascott allerdings noch sagen: „Aber Sir! Die stellen doch gar keine Herausforderung dar!“

Und noch bevor sich die Tür hinter ihm ganz geschlossen hatte, brach auch er in Lachen aus, ein tiefes Lachen, beruhigend und warm.

Ein Lachen, das Hogwarts von heute an häufiger zu hören bekommen sollte, wie Athena und Ciara beschlossen, als sie einander perplex anstarrten.



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