Wir waren Brüder...
Ein Pochen, ein Pochen zweier Herzen war zu hören. Es raste! Als würde es versuchen herauszuspringen. Alles war still. Man konnte nur Gekeuche, das Knistern als würden kleine Äste brechen und das Gejaule von Wölfen hören.
Ängstlich rannten die zwei Jungs in den dunklen Wald. Der Angstschweiß stand ihnen ins Gesicht geschrieben.
Die Brüder waren nicht besonders groß, stark oder alt. Ganz normale Jungs mit 15 und 6 Jahren. Das einzige, das sie von anderen unterschied... die beiden waren Vampire!
Immer lauter wurden die Geräusche hinter ihnen. Bald hatten die Werwölfe sie. Das wusste der Ältere.
„Bruder... ich kann einfach nicht mehr...“, jammerte der Kleine. Doch dieser wollte nicht zuhören, sein Griff verstärkte sich nur am Handgelenk des anderen. Es tat dem Kleinen weh! Wenn sein großer Bruder noch stärker zupacken würde, dann würde der Arm brechen. „Bitte... Roka ich kann-“ Wut stieg in seinen Bruder auf. „Willst du sterben, Kain!?“
Der kleine Bruder kniff die Zähne zusammen. Versuchte dabei, den Schmerz in den Beinen zu vergessen. „Nein!“ Entschlossenheit lag in seiner Stimme.
Erleichtert lächelte Roka. Er war stolz, dass sein Bruder diese Entschlossenheit hatte.
'Ich werde nicht zulassen, dass du stirbst, Kain...' Genau das schoss ihm durch den Kopf. Niemals würde Roka zulassen, dass sein kleiner Bruder von solchen Bestien hingerichtet wurde.
Doch wie sollte er das anstellen? Die Werwölfe hatten sie schon fast eingeholt.
Verzweifelt versuchte Roka, eine Lösung zu finden...
Bald merkte er, dass ihre Situation nur noch schlimmer geworden war. Nur ein paar Meter vor ihnen erstreckte sich eine riesige Steinwand. Ein riesiger Berg.
„Das hat uns noch gefehlt...“ Ein Schluchzen war von Roka zu hören. „Bruder, was hast du?“ Kain hatte Angst. Noch nie in seinen Leben hatte er seinen Bruder so verzweifelt gesehen.
Roka wischte sich die Tränen ab. Was für eine Schande! In solch einen Moment das Weinen anzufangen.
Langsam kniete er sich vor seinen kleinen Bruder nieder. „Du warst wirklich ein toller kleiner Bruder... auch wenn wir uns oft gestritten haben! Ich habe wohl manchmal sehr gemeines Zeug gesagt...-“ „Roka, wieso sagst du sowas?“
Die Schritte hinter ihnen wurden lauter. Fest drückte Roka Kain an sich. „Mach mir in Zukunft keine Schande... Du musst leben!“
Mit Schwung schleuderte er Kain in ein Gebüsch. „Bleib da, egal was passiert und verhalte dich ruhig!“ Ernst sah er Kain an. „Roka... komm her... lass mich nicht alleine...“ Kain streckte seinen zitternden Arm aus. In der Hoffnung, Roka würde ihn nehmen und sie würden gemeinsam versuchen zu verschwinden. Doch sein Bruder kniete immer noch am Boden.
Liebevoll sah er in seine Richtung. Roka bewegte seine Lippen. Anscheinend wollte er etwas sagen. Aber die Werwölfe kamen ihm schon zuvor. Einer hatte ihn am Arm gepackt. „AHHH!“, schrie Roka. Ein heftiger Schmerz durchfuhr seinen Körper.
„Wo ist der andere?“, knurrte der Wolf. „Pff...“ Als Antwort spuckte Roka dem Wolf ins Gesicht.
Das hätte er nicht machen sollen. Die zwei anderen Werwölfe stürzten sich auf ihn und richteten Roka übel zu.
Den Wolf, den er angespuckt hatte, drückte sein Gesicht nach oben. „Sag, wo ist der andere?“
Stolz schaute Roka sein Gegenüber an. Es floss zwar eine Träne herunter, aber es war keine normale Träne... eine Blutträne floss über die Wange.
„Ich weiß nicht... wovon du redest...“ Ein zufriedenes Grinsen sah man in seinem Gesicht.
Das gleiche konnte man auch beim Wolf sehen. „Gut, wie du willst...“ Schnell biss er mit seinen rasierscharfen Zähnen in den Hals des Vampirs. Er drückte Roka die Luft ab. Ein letztes Schluchzen war zu hören... Leblos fiel er zu Boden. Kain hatte das Szenario beobachtet, aber er konnte sich nicht bewegen. Viel zu viel Angst hatte er.
Kein Mucks kam von ihm!
„Sucht den anderen Vampir! Los!“, knurrte der Wolf, der seinen Bruder getötet hatte.
Die Werwölfe teilten sich auf.
Ein kleiner Werwolf blieb aber in der Nähe der Leiche. Er schnüffelte die Umgebung ab. Als er eine Fährte wahrnahm, lief er Richtung Kain.
Kain hielt den Atem an. Doch es war zu spät. Der Wolf hatte ihn entdeckt. Komischerweise rief er nicht die anderen Werwölfe.
Sondern er roch an ihm. Ziemlich lange sogar. Vielleicht würde er gleich zuschnappen und ihn auch umbringen. Aber nein! Mit einem verächtlichen Schnaufen verschwand er auch wieder.
Jetzt hatte er auch wieder einen guten Blick auf seinen Bruder. „Roka...“, flüsterte Kain.
Bevor er das Bewusstsein verlor...