Tiefsitzender Hass
„Na??! Wie gefällt dir das????“
Ja! Leiden soll er! LEIDEN soll er!!
Lachend wirft der Quäler den Blonden gegen den Schrank und dann zu Boden und dann wieder gegen die Kommode. Uruha keucht schmerzvoll auf, aber er macht keine Anstalten sich zu wehren…Der Andere ist sowieso viel stärker als er…und als ihn dieser schließlich wieder aufs Bett schmeißt und ihn hart ran nimmt, kann er nur wieder vor Lust stöhnen…und ihm zeigen, wie sehr ihm das alles doch eigentlich gefällt…
Der Schwarzhaarige lässt wieder von ihm ab und Uruha muss enttäuscht aufseufzen…und als Aoi wieder ins Bett kommt, spürt er plötzlich wie dieser mit dem blutigen Messer über seinen eh schon blutverschmierten Oberkörper streicht…Will er etwa noch einmal wie ein Wahnsinniger auf ihn einstechen??
Der Schwarzhaarige wagt einen tiefen Schnitt, bei dem der Lead Gitarrist schmerzvoll aufkeuchen muss und in Aois zornige Augen schaut. Sein Zorn…sein unstillbarer Hass spiegelt sich in seinen roten Augen wider…Er ist so…unendlich…
„Nicht einmal bei Mordversuchen weigerst du dich mir!!! Wieso wehrst du dich nicht??!! Ich kann dich durch die ganze Wohnung prügeln!!! Ich kann dich töten!!! Ich kann dich so quälen wie ich will, aber du lässt es einfach zu!!! Wieso leidest du nicht, Kôyô??? Wieso??????“
Aoi schmeißt das Messer zu Boden und sieht zu wie sich sein Geliebter die Augen zukneift und Schmerzenslaute unterdrückt, als sich seine Wunden wieder schließen…
„Für dich hätte ich auch ein paar Fragen!!!! WARUM hasst du mich so sehr???????? Warum willst du das ich leide?????“
Keiner von beiden beantwortet die Fragen des anderen, stattdessen weichen sie den Blicken des Anderen aus und beginnen wieder miteinander zu schlafen…doch als der Dunkelhaarige ausgiebig in Uruha gekommen ist, lässt er den Blonden links liegen und steht auf.
„H…Hey! Du kannst mich doch nicht einfach so unfertig liegen lassen!!“
„Doch kann ich.“
Unbeeindruckt sieht er zu wie sein Sklave sich auf dem Bett unkontrollierbar räkelt und stöhnend nach Erlösung verlangt…
„Suguru!“
Doch als er sieht, wie der Schwarzhaarige ihn nur stumm beobachtet und es nichts bringt zu Betteln…grinst er Aoi pervers an und legt selber Hand an und ergießt sich schon nach nur wenigen Sekunden stöhnend in seine eigene Hand. Ein leichtes Lächeln ziert das Gesicht des Anderen…
„Du bist verrückt, Kôyô…“
„Das sagt genau der Richtige…“
Ja…Sie sind beide verrückt…und wie verrückt…Sie haben schon längst den Rand des Wahnsinns übersprungen…denn normal…sind sie ganz sicher nicht mehr…Aber welcher Vampir…ist denn schon normal? Und…was genau definiert man eigentlich unter normal?
Ohne auf den erschöpften Zustand des Blonden Acht zu nehmen zerrt Aoi ihn aus dem Bett ins Badezimmer und schubst ihn in die Dusche.
„Wir sollten uns das Blut abwaschen…Wir gehen nämlich gleich wohin…“
„Hä?? Wohin??“
Irritiert sieht er zu, wie der Andere hinter ihm den Hahn betätigt und das Wasser leise beginnt auf ihn einzuprasseln…Die Hände des Anderen streichen über seinen Körper und wäscht das Blut ab, während sich der Boden der Dusche rötlich färbt…Er verfolgt das rotgefärbte Wasser, das langsam in den Abguss abfließt…Erschöpft hält er sich an der Wand fest…Er wartet noch immer auf eine Antwort, als er dann Aois heißen Atem an seinem Ohr spürt.
„Das wirst du schon noch sehen…Du wolltest doch wissen, warum ich dich so sehr hasse, oder etwa nicht??“
Verdutzt dreht er sich um und schaut in sein Gesicht…in diese Augen, die ihn anstarren…aber er kann in ihnen nichts erkennen…Sie kommen ihm plötzlich so…leer vor.
Nun lässt der Andere von ihm ab und wäscht sich nun das Blut an seinem Körper ab. Uruha muss ihn nachdenklich anstarren…Hass…Das einzige was der Andere für ihn fühlt ist Hass…So als würde er nichts anderes kennen…Deprimiert kratzt er sich am Unterarm…Der Mensch, den er am meisten liebt…ist zugleich der Mensch, der ihn am meisten hasst…Was für eine Ironie…Sein ganzes Leben…ist eine Ironie…
Die Dusche wird zugedreht und er registriert nur vage, wie der Schwarzhaarige ein Handtuch nimmt und es ihm hinhält. Der Blonde jedoch wendet den Blick ab und lässt das Tuch neben sich zu Boden fallen. Er hört noch wie der Andere genervt aufjauchzt und es wieder aufhebt.
„Soll ich dich nun auch abtrocknen, oder was?“
Der Lead Gitarrist kann ein leises Schmunzeln nicht unterdrücken…Wieso nicht?
Wieder ein genervtes Aufstöhnen, als er von seinem Geliebten wie ein kleines Kind abgetrocknet wird…Würde ein Mensch, der ihn hasst so etwas tun? Sich so…um ihn kümmern?
Uruha hebt sein Blick wieder…ein hoffnungsvoller Blick…doch der Andere erwidert seinen Blick nicht…steht mit dem Rücken zu ihm und trocknet sich jetzt mit seinem eigenen Handtuch ab. Sehnsuchtsvoll starrt er auf seinen Rücken…Er sehnt sich so sehr danach…einem Augenblick…von Zuneigung…von Wärme…von dem Menschen, den er so sehr liebt…Er streicht ihm hauchzart über dem Rücken…Er bemerkt es nicht einmal…Der Blonde muss sein Gesicht schmerzverzerrt verziehen…Hasste dieser Mensch ihn wirklich so sehr?...Er wünscht sich doch gar nicht viel…nur…Zuneigung…ein bisschen Liebe…Eine…Umarmung…mehr nicht…doch nur…eine einfache Geste…einen kurzen Moment von Zuneigung! Ist…das denn wirklich zu viel verlangt…?
Nach kurzem Überlegen springt er schließlich über seinen Schatten und umarmt den schwarzhaarigen Schönling sanft von hinten…Er hört noch, wie dieser kurz überrascht aufkeucht und sein Handtuch fallen lässt…aber es ist ihm egal…Er liebt ihn so sehr…Am liebsten…würde er ihn nie mehr wieder loslassen…egal wie sehr der Andere ihn auch hasst…Hass…ist doch schließlich auch eine Art von Gefühl…oder nicht? Doch was ist stärker…? Hass oder Liebe?
Der Dunkelhaarige lässt sich das nicht mehr länger gefallen, erholt sich von seinem Schock und wirft den Blonden wutentbrannt gegen die Badezimmerwand, der daraufhin schluchzend zu Boden sinkt…
„Reicht dir denn der Sex nicht, oder was??“
„…“
„Fass mich nie mehr wieder so an! Ich habe keine Gefühle für dich! Für mich bist du nichts Weiteres als irgendein Stricher! Hast du gehört!!“
Uruha nickt leicht…Was hatte er denn erwartet…? Das Aoi seine Umarmung willkommen heißen würde…? Das…er ihm einen sanften Kuss schenken würde…? Das…er ihm so etwas wie Liebe gestehen würde…? Liebe…Wieso fühlt er so etwas wie Liebe…wenn sie doch gar nicht erwidert wird…? Sie ist doch dann total unnütz, oder etwa nicht?
„Ich hasse dich…Ich hasse dich so abgrundtief…“
Weinend blickt er auf…und sieht zu, wie er ihm seine Sachen zuwirft…
„Zieh dich an. Wir gehen gleich.“
Langsam erhebt er sich und zieht sich stumm an…Er sagte, er hasse ihn…abgrundtief…Der Hass…muss sich schon tief in ihn eingenistet haben…und es gedeiht…wie ein Geschwür umschließt es sein verdorbenes Herz…
Jetzt…jetzt muss er unbedingt wissen, wieso ihn der Andere so abgrundtief hasst! Jetzt mehr denn je!!
…
Wieso hasst er ihn so sehr??? Diese Frage brennt sich ihn in ein…diese Frage lässt ihn nicht mehr los…Doch würde er ihm wirklich die erlösende Antwort auf sein Frage geben…? Doch…was ist, wenn er die Antwort auf diese Frage nicht vertragen kann…? Wenn…sie ihn keineswegs tröstet, sondern eher noch mehr verletzt…ihn…letztendlich gar innerlich tötet…?