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Gefühle aus Glas - Part One

Atemu x Seth
von

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Ein grauenhafter Tod

Mehrere Wochen lang entzog sich Seth seinem König. Weder ihm noch Nubaya trat er unter die Augen. Vielleicht war es sogar besser, wenn er sie, vor allem Atemu, nicht sah. Das eigenartige Gefühl verlor sich dadurch etwas. Wenn Seth nicht irgendwelche Erledigungen für seinen König zu machen hatte, dann widmete er sich voll und ganz seinem Tempeldienst. Solange dies geschah, vergaß er Atemu völlig.

An einem Nachmittag, inzwischen mehr als drei Wochen nach Seths Entschluss, lag er wiedermal auf seinem Bett in seinen Gemächern. Wie so häufig dachte er über das Gefühl nach, dass inzwischen verschwunden war.

Manchmal, wenn er Mana bei ihrem Unterricht zusah, dann schien es ihm, als kehre es zurück. Er würde sich doch nicht in Mana verliebt haben? Sie war doch viel zu jung! Und außerdem würde Mahooda ihm deswegen einen gewaltigen Aufstand machen. Er hörte ihn schon förmlich schreien ...Wagt es auch nur meine Schülerin anzurühren! Ich werde mich bei Seiner Majestät beschweren! Er wird Euch verbannen!...

Wenn er schon daran dachte, verzog sich in ihm alles. Er wollte absolut nicht zurück in dieses vermaledeite Wüstendorf. Seine Erinnerungen an dieses Dorf waren mehr als schlecht. Er wollte sie nicht noch einmal durchleben, wenngleich er diesmal die Möglichkeit hatte, sich zu wehren und sich für all das ihm zugefügte Leid zu rächen. Was er Atemu einst von dem Dorf berichtet hatte – es war grundsätzlich schon nicht sehr viel gewesen – war mehr oder weniger zum Teil eine Lüge.

Seth wurde plötzlich in seinen Gedanken unterbrochen. Isis stürmte, beinahe unangemeldet in seine Gemächer.

„Hohepriester Seth! Hohepriester Seth! Ich muss mit Euch reden!“, rief sie aufgebracht.

Seth stand, fast schwerfällig, auf und schaute sie an. Sie hielt ein Papyri in der Hand.

„Seine Majestät ist mit Prinzessin Nubaya außer Palast gegangen.“, sagte sie.

„Und? Was habe ich damit zu tun?“, fragte Seth kühl.

„Das hier lag neben dem Thron.“, sagte sie und gab ihm das Papyri.

„Was ist das?“, fragte Seth, als er es entgegennahm.

„Ich weiß es nicht. Ich habe es noch nicht lesen können. Es scheint schnell geschrieben worden zu sein, oder von jemandem, der unsere Schrift nicht beherrscht.“, sagte Isis.

„Das glaube ich wohl kaum. Eher ist es so, das derjenige unsere Schrift schon kennt, aber anders spricht als wir. Er drückt sich etwas eigenartig aus.“, sagte Seth nachdenklich.

„Ihr könnt das lesen?“, fragte Isis.

„Ich versuche es. Und ich habe das Gefühl, ich verstehe es auch...“, sagte Seth langsam.

Plötzlich gab er Isis das Papyri zurück und hastete durch den Raum.

„Was habt Ihr? Was steht denn da?“, fragte Isis.

„Ich glaube, Seine Majestät ist in Gefahr!“, sagte Seth und verließ seine Gemächer.

Isis stand da, mit dem Papyri in der Hand und schien beinahe geschockt zu sein. „In Gefahr? Aber warum hat er dann Prinzessin Nubaya mitgenommen, wenn er doch Bescheid wusste? Und warum sind seine Wachen noch hier?“, fragte sie sich.
 

Seth hastete durch die Straßen von Inebn-hedj. Doch nirgendwo war Seine Majestät, oder Prinzessin Nubaya zu sehen. Hatte er überhaupt Wachen zu seinem Schutz mitgenommen? Aber wenn Nubaya bei ihm war, musste er das doch tun. Er hatte aber nicht gesehen, dass seine Wachen weg waren, geschweige denn sonst jemand aus der königlichen Infanterie.

Hinter einer Biegung sah er zwei Menschen in ein großes aber leer stehendes Haus gehen. Einer der beiden war eindeutig Seine Majestät. Und wenn das so war, dann konnte das andere menschliche Wesen, niemand anderes als Prinzessin Nubaya sein.

Aber was wollten sie ausgerechnet in diesem alten leer stehenden Haus? Seth erinnerte sich an das Schreiben. Dort stand etwas von einem Haus, das stimmte, aber welches stand, seines Erachtens, nicht da. Oder stand es dort und er hatte es einfach nur überlesen? Egal! Er folgte ihnen leise und bedacht darauf, sich nicht blicken zu lassen.

Aber kaum, dass er nach ihnen das Haus betreten hatte, sah er Nubaya auf der alten Treppe nach oben gehen. Seine Majestät hingegen war nicht mehr zu sehen. Wo steckte er nur? Nubaya war schon verschwunden. Seth ging ein paar Schritte über den verstaubten Boden und sah in jedes Zimmer, dass seinen Weg kreuzte. Vor dem letzten blieb er einen Moment stehen. Sollte Atemu da drin sein? Und wenn ja, was sagte er ihm, weshalb er hier war? Warum er seinem König gefolgt war? Er machte einen Schritt zur Türschwelle, doch in dem Moment gab es einen lauten Knall und Seth warf schützend die Arme über seinen Kopf, als der Staub von oben herab rieselte. Es knallte ein zweites Mal und diesmal fielen mehrere Steine und Lehmziegel aus der Decke. Hastig rannte er in das letzte Zimmer, in dem er seinen Herrn vermutete und sah sich um.

Und tatsächlich hatte sich Atemu in einer Ecke des Zimmers verkrochen, um den herabfallenden Steinen und Lehmziegeln zu entgehen. Doch was Seth über ihm sah, brachte ihn selbst dazu, eilig zu seinem König zu laufen. Während ihm selbst mehrere kleinere Steine auf den Kopf, seine Arme und die Schultern fielen, sah er nur, die drohende Gefahr über seinem Herrn. Die Decke drohte an dieser Stelle über ihm einzubrechen und den König unter sich zu begraben. Auch wenn er sich mehrere Wochen von ihm entzogen hatte, hier endete dieser Vertrag mit sich selbst.

Auf dem letzten Meter vor Atemu stürzte ein etwas größerer Steinquader aus der Decke auf ihn hinab. Vielmehr traf dieser Seths rechten Arm, als seinen Kopf, wobei auch der nicht davor bewahrt blieb, getroffen zu werden. Trotz heftiger Schmerzen im Arm hob Seth seinen Millenniums-Stab und schaffte es mit der letzten Kraft um ihn und Atemu einen Schutzschild zu errichten. Und das nicht zu spät, denn in genau diesem Moment brach die Decke über ihnen. Der Schutzschild bewahrte sie jedoch vor der Steinmasse.

Seths Arm schmerzte, während er versuchte die Barriere aufrecht zu erhalten. Atemu blickte auf. Er war überrascht einerseits Seth zu sehen, andererseits überhaupt noch zu leben.

„Seth? Was machst du hier?“, fragte er.

„Was wohl? Dein Leben retten! Was machst du überhaupt hier? Und dazu noch mit Prinzessin Nubaya?“, fauchte Seth mit so viel Nachdruck, wie er in seine Stimme legen konnte.

„Sie wollte mich begleiten, ich konnte sie nicht aufhalten! Und überhaupt, dieser eigenartige Brief. Was hätte ich denn tun sollen? In meinem Thronsaal sitzen bleiben und warten, bis man mich dort angreift?“, antwortete Atemu energisch.

„Sehr schön! Wäre das nicht besser gewesen, als in dieses verfallende Haus zu gehen?“, sagte Seth mit einer Spur Ironie.

„Das hier hätte auch da passieren können! Dann hätte es auch dich und all die anderen erwischt. Und das will ich nicht!“, entgegnete Atemu.

„Das... Was denkst du dir eigentlich? Der Palast ist weitaus sicherer, als dieses alte Haus! Ich sehe schon, du weißt nicht, wie es in deiner Stadt aussieht. Was ein altes verfallendes Haus von deinem standfesten Palast unterscheidet!“, fauchte Seth wütend. Dann seufzte er. „Jetzt weißt du das endlich! Dein Palast ist eben weitaus sicherer gebaut, als diese schäbigen Häuser hier. Wann lernst du das? Wann lernst du es endlich, dass du in deinem Palast am sichersten bist?“, sagte Seth.

„Bin ich das denn? Bin ich denn da wirklich so sicher, wie du sagst?“, fragte Atemu beinahe niedergeschlagen.

„Ja, auf alle Fälle sicherer, als hier!“, sagte Seth.

„Aber allein. Ich bin allein. Nubaya ist nicht wirklich eine Bereicherung in meinem Leben.“, sagte Atemu.

„War. Sie wird es sicher auch nicht mehr werden. Sie war oben, ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass sie das hier überlebt haben soll.“, sagte Seth.

„Was? Wenn das wahr ist, was mache ich dann? Sie sollte doch meine Königin werden. Die Mutter meiner Söhne, wie du sagst!“, sagte Atemu.

Es kam Seth so vor, als würde sein König verzweifeln.

„Dann wird dir wohl nichts anderes übrig bleiben, als eine der Haremsfrauen mit einem Sohn zu beglücken! Aber darüber kannst du dir später noch genug den Kopf zerbrechen! Wir müssen erst einmal sehen, dass wir hier wieder rauskommen!“, sagte Seth.

Atemu sah ihn geschockt an. „Eine Haremsfrau?“, fragte er ungläubig.

„Ja genau! Aber denken wir später darüber nach!“, fauchte Seth.

Er schaute zur Seite. Der Durchgang, durch den er hier herein gekommen war, war verschüttet. Ansonsten stand der Raum insofern noch.

„Wir kommen hier nicht raus. Nicht ohne Hilfe der Bürger.“, sagte Seth und schaute wieder zu Atemu. „Du bist verletzt...“, sagte er.

Er nahm den Stab von der rechten in die linke Hand – was eine Erleichterung war – und berührte Atemus Schläfe, an der ein kleines Rinnsal Blut entlang lief.

„Dein Diadem hat einen Riss. Du wirst ein neues machen lassen müssen.“, sagte er und nahm Atemu das Diadem ab. Dass es schwer war, war keineswegs zu bestreiten, denn es war aus purem Gold gefertigt. Er legte es zur Seite und suchte die Wunde an Atemus Kopf.

„Tut das sehr weh?“, fragte er, als er sie gefunden hatte.

„Es geht... Aber was ist mit dir?“, fragte Atemu zurück.

Seth schloss kurz die Augen. Er erinnerte sich. Da war ein größerer Steinquader auf ihn herabgefallen. Jetzt wusste er auch wieder, weshalb ihm der rechte Arm so sehr wehtat.

Plötzlich spürte er Atemus Hand zart über seine Wange streichen. Er öffnete die Augen.

„Du bist schwerer verletzt als ich. Wenn ich dir bloß irgendwie helfen könnte...“, sagte Atemu ruhig.

„Mir würde es schon helfen, wenn du still wärst. Ich habe nämlich Kopfschmerzen.“, sagte Seth.

„Hör auf. Ich will dir helfen und du machst dich auch noch darüber lustig.“, gab Atemu zurück.

„Ich meine das ernst. Mit tut der Kopf weh und schwindlig wird mir auch langsam. Und nicht nur das! Mein Arm tut weh und ich muss damit diesen Schutzschild aufrecht erhalten, damit wir beide nicht unter den Trümmern hier begraben werden!“, sagte Seth in einem böse wirkenden Ton.

Atemu erhob sich ein Stück und nahm Seth in den Arm. „Das tut mir Leid. Ich helf dir, den Schutzschild zu halten. Ist das in Ordnung?“, sagte er.

Seth war perplex, als Atemu nicht das Puzzle nahm, sondern seinen Arm stützte. Aber er stützte nicht nur Seths Arm, sondern auch dessen Körper, indem er sich an ihm festhielt und ihm etwas Halt gab. Eine ganze Weile verharrten sie so, da es sonst unmöglich für Seth gewesen wäre den Schutzschild länger zu halten.
 

Nach gut einer Stunde waren Stimmen zu hören und das Poltern von Steinen. Man räumte die Steine aus dem Weg, die herabgefallen waren. Seth wusste, dass das ein sehr hohes Risiko war, denn das Haus war nicht mehr gerade standhaft. Und doch schafften es die Bürger einen Durchgang zu dem Zimmer zu schaffen, in dem Seth und Atemu gefangen waren.

„Da sind welche!“, rief einer, der sie durch den Staub nicht erkennen konnte und wegen dem Staub husten musste.

„Kommt raus! Schnell!“, rief er ihnen zu. Während Atemu der Tonfall missfiel, war es Seth herzlich egal, wie man mit ihm sprach. Hauptsache sie kamen hier raus.

„Seth? Was ist das da?“, fragte Atemu, als sie sich umgedreht hatten und nun auf den Ausgang zu gingen.

Auf dem Boden war ein großer dunkler Fleck, vermischt mit Staub.

„Ich würde sagen, dass ist Blut...“, sagte Seth.

Sein Blick ging sofort nach oben zur Decke, in der ein Riss war. Von dort tropfte das Blut stetig herunter.

„Ich schätze mal, dass es das Blut der Prinzessin ist.“, sagte er langsam.

„Sie ist da oben? Glaubst du-“, wollte Atemu fragen, doch Seth unterbrach ihn.

„Nein, das glaube ich nicht. Das kann ich nicht glauben. Nicht nach der Zeit. Da oben wird wahrscheinlich alles zerstört sein. Das kann sie nicht überlebt haben.“, sagte er.

„Was sage ich bloß ihrem Vater? Er wird einen Krieg anfangen!“, sagte Atemu verzweifelnd.

„Beruhige dich. Das regeln wir alles später. Sobald wir hier raus sind.“, sagte Seth.

Als sie den Ausgang erreicht hatten, machten die Bürger große Augen, warfen sich nieder und entschuldigten sich für ihre Worte.

„Verzeiht, Majestät!“, sagten sie immer wieder.

„Er verzeiht es euch, aber jetzt steht auf.“, sagte Seth.

„Geht. Geht vor Majestät.“, sagte Seth und schob Atemu vor sich.

Er trat, wie ihm geheißen, aus dem Schutzschild heraus und an den Bürgern vorbei. Seth ließ endlich den Schutzschild verschwinden.

„Seth! Pass auf!“, rief Atemu plötzlich.

Seth sah nach oben. Dort stürzte ein Stein auf ihn nieder. Seth wollte ausweichen, doch zu spät. Der Stein traf ihm im Nacken. Atemu schlug erschrocken die Hände vor den Mund. An Seths Hals kamen links und rechts zwei Rinnsale Blut heruntergelaufen.

„Seth!“

„Schon gut. Geht schon.“, sagte Seth gequetscht.

Er kam heraus.

„Danke. Habt vielen Dank.“, sagte Atemu und nahm Seth am Arm.

„Komm. Ich bringe Euch zu Antef.“, sagte Atemu und achtete auf die Formalitäten, damit bei den Bürgern kein falscher Eindruck entstand.

„Ihr mich? Wohl eher uns beide. Ihr seid doch auch verletzt.“, sagte Seth.

Auch er achtete noch einen Moment auf die Formalitäten. Doch außerhalb des einstürzenden Gebäudes ließen sie diese wieder weg.

„Glaubst du wirklich, dass sie es nicht geschafft hat?“, fragte Atemu.

„Ich kann es mir nicht vorstellen. Und ich will die Männer auch nicht da hoch schicken. Das will ich ihnen nicht antun. Das ist gefährlicher als da unten.“, antwortete Seth.

Atemu schwieg darauf.
 

Im Palast begegneten sie als erstes Isis, die entsetzt einen Schritt rückwärts tat.

„Holt Antef und bringt ihn sofort in die Gemächer seiner Majestät!“, sagte Seth.

„Natürlich!“, sagte sie und rannte in Windeseile davon.

Kaum, dass sie um die Ecke bog, kam ein verdutzt aussehender Mahooda samt Schülerin Mana aus dieser Richtung. Als er die beiden sah, rannte er auf sie zu.

„Um Himmels Willen, Majestät! Was ist geschehen? Was hat Euch dieser Unhold angetan?“, fragte er.

Er konnte Seth noch immer nicht leiden.

„Er war es nicht und ein Unhold ist er auch nicht, Hohepriester Mahooda!“, sagte Atemu.

Mana hingegen starrte nur ungläubig Seth an.

„Hohepriester Mahooda! Seht doch! Hohepriester Seth ist schwer verletzt. Wie könnt Ihr da sagen, er sei Schuld daran?“, fragte sie ihren Lehrmeister.

„Weil Hohepriester Seth seine Majestät einst töten wollte. Und ein Mörder bleibt ein Mörder!“, versetzte Mahooda.

Damit hatte er endlich ausgesprochen, was er an Seth hasste.

„Kommt Majestät!“, sagte Seth und führte Atemu zu dessen Gemächern.

Er selbst ging mit ihm hinein, während Mahooda dem Schauspiel entsetzt zusah. Wie konnte Hohepriester Seth es wagen, in die Gemächer Seiner Majestät zu gehen!?

„Mana! Komm!“, sagte Mahooda energisch.

Während sie den Gemächern des Königs den Rücken kehrten, kam Isis mit Antef im Schlepptau angerannt. Sie blieb rutschend vor den königlichen Gemächern stehen, atmete tief durch und rauschte dann mit dem Arzt in die Zimmer.

Atemu hatte Seth auf die steinerne Sitzbank gedrückt. Er wollte unbedingt, dass Seth als erstes behandelt wurde, während Seth wiederum wollte, dass Atemu der erste war. Doch diesmal konnte sich der König durchsetzen. Seth wurde zuerst behandelt und dann erst Seine Majestät.
 

Als Antef gegangen war, setzte sich Atemu zu Seth. "anke, dass du da warst und mich gerettet hast.“, sagte er.

Seth schaute in Atemus strahlende Augen. „Eigentlich wollte ich dich doch bis zu deiner Hochzeit nicht mehr sehen. Nun ja, daraus wird jetzt wohl nichts mehr.“, sagte er.

„Oje. Danke, dass du mich daran erinnerst... Was mach ich denn jetzt nun? Was sage ich ihrem Vater? Er bringt mich um, wenn er das erfährt! Er fängt einen Krieg an, weil ich nicht auf seine Tochter aufpassen konnte.“, sagte Atemu außer sich.

„Beruhige dich! Wer sagt denn, dass du die volle Aufsicht hattest? Es sind doch die Diener und Wachen, die für ihre Sicherheit zu tragen hatten!“, entgegnete Seth.

„Mag sein, aber das alles oblag doch meiner Kontrolle. Ich habe dafür gerade zu stehen vor ihrem Vater. Seth, hilf mir!“, sagte Atemu verzweifelnd.

„Wie denn? Was ich dir raten könnte, wäre einen Gefangenen mit dieser schlechten Nachricht zu ihm zu schicken, den der Tod erwartet. Was anderes fällt selbst mir nicht ein... Außer, du schickst mich zu ihm.“, sagte Seth.

Atemu sah ihn entsetzt an. „Nein! Nicht du! Ich will dich nicht verlieren! Dann schicken wir lieber einen Gefangenen zu ihm.“

Seth war erstaunt, seinen Herrn so aufgelöst zu sehen und er war überrascht zu hören, dass er ihn nicht verlieren wollte. Er hatte nicht gesagt, nicht dich auch noch, sondern meinte nur ihn. Von Nubaya, die er ja schon verloren hatte, war gar nicht die Rede.

„Was ist los mit dir? Du weißt doch, dass man mich nicht so leicht klein kriegt. Das müsstest du doch aber wissen.“, meinte er.

„Nein. Nein. Trotzdem nicht! Es darf meinetwegen jeder gehen, der will, aber nicht du!“, beharrte Atemu.

Er seufzte. „Ich brauche eine Auszeit. Ich muss hier weg.“, sagte er dann.

Er hatte sich schlagartig beruhigt, wie es schien. Doch vom Prinzip her war er einfach nur erschöpft. Erschöpft und gestresst.

„Die kannst du haben. Wenn das alles hier geklärt ist und es dir besser geht.“, sagte Seth und legte seine unverletzte Hand auf die Schulter seines Herrn.

„Nicht ich. Wir beide. Wenn es uns wieder besser geht. Begleitest du mich dann ins Delta?“, sagte er.

„Wenn du das unbedingt willst.“, meinte Seth.

„Nur wir beide? Keine Diener? Nur die Diener vor Ort, die in ihren eigenen Häusern leben und nur kommen, wenn man sie ruft?“, fragte Atemu vorsichtig.

„Wie? Wir beide ganz allein? Außer uns absolut niemand?“, hakte Seth nach.

„Ja. Absolut niemand außer uns.“, bestätigte Atemu.

„Oh... Nun gut. Das entscheidest immer noch du. Es ist ja deine Residenz.“, meinte Seth.

Atemu lächelte. Seth war erstaunt das zu sehen. Ein Lächeln, trotz dieser tragischen Umstände von Prinzessin Nubayas Tod. Zumal davon noch niemand etwas wusste. Diese beruhigende Zweisamkeit wurde plötzlich von Isis gestört.

„Majestät! Wo ist die Prinzessin? Sie hat Euch doch begleitet?“, fragte sie.

Atemu sah zu Boden und Seth im ersten Moment zur Seite. Da Atemu nicht antwortete, holte er stattdessen tief Luft und sagte es ihr.

„Was? Die Prinzessin ist-“, sagte Isis laut.

Seth brachte sie mit einem Ruhe heischenden Geräusch zum Schweigen. „Nicht so laut! Ich weiß es nicht, aber es spricht alles dafür.“, sagte er.

„Majestät, das tut mir Leid. Was macht Ihr denn jetzt?“, fragte Isis.

Seth sah genervt zur Seite.

„Ich weiß es noch nicht... Isis? Wie viele Gefangene haben wir in den Kerkern, die der Tod erwartet?“, fragte Atemu.

„Ich weiß nicht, aber ich schätze, es sind mehr als fünf.“, antwortete sie.

„Sucht bitte einen davon aus, der mit ein paar Wachen nach Nubien reist und Prinzessin Nubayas Vater die schlechte Nachricht überbringt.“, sagte Atemu.

Er klang sehr gefasst, wie Seth feststellen musste. Vielleicht lag es auch daran, dass er zu Nubaya einfach kein gutes Verhältnis hatte aufbauen können.

„Jawohl, Majestät. Gibt es sonst noch etwas, was ich für Euch tun kann?“, fragte Isis.

„Ja. Ihr könnt meine Diener in meiner Delta-Residenz benachrichtigen, dass ich, sobald unsere Verletzungen einigermaßen verheilt sind, mit Seth dorthin reisen werde, um eine Auszeit zu nehmen. Ich muss mit dem Tod der Prinzessin fertig werden.“, sagte Atemu.

Der letzte Satz schien allerdings zum Teil eine Lüge zu sein. Es würde ihm bestimmt nicht schwer fallen, damit fertig zu werden. Unter dem Regierungsstress allerdings sah es wiederum anders aus. Da würde er wohl schon eher Probleme mit der Verarbeitung ihres Todes haben.

„Natürlich, Majestät.“, sagte Isis und verließ mit einer Verbeugung die königlichen Gemächer.

„Bleibst du hier?“, fragte Atemu Seth, als die Türen geschlossen waren.

Seth seufzte. „Wenn du das wünscht. Ich kann ja schlecht nein sagen.“, meinte er.

„Oh, bisher konntest du das ganz gut. Und das obwohl das eigentlich nicht dein Recht ist.“, konterte Atemu.

„Entschuldige das bitte, aber da war ich wohl weniger gut auf dich zu sprechen. Du weißt doch, ich wollte dich doch nicht mehr sehen.“, erklärte Seth.

„Ich weiß. Deshalb sehe ich ja auch darüber hinweg. Außerdem weiß ich jetzt auch, wie du und die Diener sich unter meinen Launen fühlen müssen.“, meinte Atemu.

Jetzt war es Seth, der lachen musste. „Launen? Welche Launen? Wenn ich auftauche, dann hast du doch meistens keine schlechte Laune mehr. Nur, wenn ich irgendwas anstelle.“, sagte er.

„Mag sein, aber meine Diener, meistens Apophis, haben ja darunter zu leiden, wenn ich schlecht gelaunt bin. Vor allem, wenn mir etwas fehlt. Wenn du mir fehlst.“, sagte Atemu.

„Hör bitte auf. Ich möchte, dass es bei unserer Freundschaft bleibt. Nicht mehr. Alles andere wäre eine Sünde. Gegenüber den Göttern, deinem Volk und deinem Reich.“, sagte Seth.

Doch damit schob er auch seine eigenen Empfindungen beiseite, bereit, sie niemals zu zeigen.

„Wie du willst.“, sagte Atemu mit einem Seufzer. Dann stand er auf. „Komm. Du darfst bei mir schlafen.“, sagte er.

„Was? Nein, lieber nicht. Danke für das Angebot, aber ich nehme dann doch lieber die kleine Kammer.“, wehrte Seth ab.

„Bitte. Ich möchte nicht allein sein.“, flehte Atemu.

„Nein. Wie denkst du dir das? Was sollen denn deine Diener morgen denken?“, fragte Seth.

„Das ist mir egal. Ich will einfach nicht alleine sein. Bitte, Seth. Komm zu mir.“, flehte Atemu weiter.

„Das geht nicht. Wo soll ich denn schlafen? Ich kann doch nicht mir dir in einem Bett liegen!“, sagte Seth, wobei er den letzten Satz fast flüsterte.

„Also gut. Dann nicht.“, gab Atemu sich geschlagen.

„Wenn was ist, du weißt doch, wo ich bin.“, sagte Seth rasch.

„Ja. Das weiß ich.“, sagte Atemu niedergeschlagen und verschwand in sein Schlafgemach.

Seth stand behutsam auf und ging langsam in das kleine fensterlose Zimmer. Wie hat er sich das denn bloß gedacht? Das geht doch alles gar nicht. Würde er ein zweites Bett in seinem Schlafgemach haben, wäre das alles doch kein Problem, aber so?
 

Irgendwann in der Nacht wachte Seth auf. Als er sich umschaute entdeckte er Atemu vor dem Bett sitzen, den Kopf auf die Arme gelegt und schlafend. Seth fand ihn in diesem Moment tatsächlich niedlich, wie er da neben seinem Bett schlief. Er hätte ihn nur zu gern in sein Bett geholt, damit er nicht krank wurde, aber dann würde er seinen eigenen Vertrag erneut brechen, den er gerade erst geschlossen hatte. Jegliche Gefühle gegenüber seinem Herrn hatte er sich selbst untersagt. Es durfte nicht sein. Er drehte sich weg, um nicht doch dem Drang zu verfallen, seinen Herrn zu sich ins Bett zu nehmen. Er wüsste nicht einmal, was dann geschehen würde.
 


 


 

verzeiht mir, dass ich jetzt die beiden mal nich zusammen führe ^^ denkt an die kommis ^^



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Ran34
2011-05-06T04:39:45+00:00 06.05.2011 06:39
Das Kapi ist toll!
Seth hat Atemu beschützt und tja leider musste Nubaya abdanken.
Hihi und man merkt, dass die beiden sich nach und nach mehr zueinander hingezogen fühlen! >.<

lg~
Von:  Yami-Bastat
2008-04-01T19:08:16+00:00 01.04.2008 21:08
Tja, Nubya ist jetzt endlich aus dem Verkehr gezogen und dann macht sie immer noch Probleme*kopfschüttel*.
Nichts als Ärger. Was war das denn für ein sonderer Brief? Eine Warnung? Taucht Eskadon eigentlich noch auf?
So genug Fragen fürs erste.^^°Sorry.
Das Kapi war sehr ausführlich besonders was diese Bruchbude anging. Es ist zum Glück nochmal alles gut gegange für Atemu und Seth(wenn man von den Wunden absieht). Endlich bekommen sie auch ein bischen Zeit für sich^^.

L.G. deine Yami-Bastat
Von:  Veilchen
2008-03-29T21:14:21+00:00 29.03.2008 22:14
Hi^^
echt gut das Kapitel, endlich ist die Prinzessin tot, darauf hab ich schon gewartet.
mach weiter so
mfg
Tonia


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