Zum Inhalt der Seite

boys' flat share

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Schon im Hausflur nahm er einen leichten Geruch nach Verbranntem wahr und als er die Wohnungstür öffnete, vernebelte ein bläulicher Qualm die Luft. Aus der Küche kamen böse Schimpfworte und Flüche. Mehr neugierig als ängstlich sah Makoto in den Raum.

Inmitten eines unglaublichen Chaos stand Shin, von Kopf bis Fuß mit diversen Flecken übersäht. In der Hand hielt er eine Pfanne, in der ein kohleähnliches Etwas lag.

Als Shin ihn bemerkte, zuckte er so stark zusammen, dass ihm fast die Pfanne aus der Hand fiel.

„Ich…“, er drehte sich um, stellte die Kohle weg und stand, beschmiert und lächelnd plötzlich mit einem leicht schiefen, aber dennoch hübschen Kuchen da. „Alles Gute zum Geburtstag!“

Natürlich wusste Makoto selbst, dass heute sein Geburtstag war, bloß hatte er keinen Gedanken daran verschwendet. Bevor seine Eltern vor zwei Tagen abgesagt hatten, war eigentlich geplant gewesen, mit ihnen zusammen am Wochenende zu feiern. Er fand das nicht sonderlich dramatisch, da sie nachfeiern würden und ihm im Moment andere Dinge mehr beschäftigten.

Da Makoto nicht reagierte, fragte Shin schließlich verunsichert: „Du hast doch heute Geburtstag, oder???“

„Was? …ähm, ja klar!“ Normalerweise hätte er sich doch schon längst an den Zustand es Verwirrtseins gewöhnen müssen. „Du weißt, wann ich Geburtstag haben?“, fragte er ziemlich dumm nach.

Shin nickte strahlend, sah sich dann verlegen um und meinte: „Ich wollte für uns Essen kochen, so wie du es immer machst. Aber irgendwie… Ich glaube, das ist doch schwerer als es aussieht. …aber der Kuchen ist, glaube ich, gelungen!“ Stolz streckte er das besagte Stück Makoto entgegen.

Erst sah er auf den Kuchen und dann in Shins beschmiertes Gesicht. Er konnte nicht anders, er musste lachen. Offensichtlich hatte Shin Schokoglasur genascht und sich die Haare aus dem Gesicht gestrichen.

„Ist der Kuchen so misslungen?“ Shin sah seinen Kuchen genauer an.

„Hast du schon mal in den Spiegel geschaut?“

Skeptisch stellte Shin den Kuchen weg und ging in den Flur um sich anzusehen.

Verlegen grinste er sein Spiegelbild an.

Makoto tippte an eine mehlige Haarsträhne und es rieselte weißer Staub zu Boden.

„Ich gehe schnell duschen!“, Shin sah ihn entschuldigend an.

„Okay! Ich räume schon mal die Küche auf!“

„NEIN!!!“ Shin hatte geschrieen und Makoto sah ihn überrascht an. „Du hast doch Geburtstag!“

Kaum war Shin im Bad, verschwand Makoto in der Küche. Er wusste genau, wie sehr Shin Hausarbeit verabscheute. Zwar tat er seinen Teil, aber es fiel ihm sichtlich schwer. Außerdem würde es ewig dauern bis Shin mit der Küche fertig war.
 

„Jetzt machst du ja doch sauber!“ Enttäuscht stand Shin nur im Handtuch an der Tür.

„Zieh dich an! Wir gehen essen!“ Diese Idee war ihm beim Entsorgen der verkohlten Überreste von was auch immer gekommen.

„Aber…“, betreten sah Shin zu ihm. „Ich kann mir das nicht leisten!“, sagte er leise.

„Das war gerade eine Einladung, Shin!“, korrigierte Makoto den Jüngeren. „Los anziehen!“, befahl er grinsend, bevor Shin noch widersprechen konnte.

Auch Makoto machte sich frisch und zog sich um. Shin wartete schon im Flur auf ihn und sah ziemlich hübsch aus. Irgendwie war es jetzt fast wie ein Date. Eine leichte Anspannung überfiel Makoto.
 

Er führte Shin in ein ruhiges, kleines Restaurant aus und er genoss es, nachdem er sich einigermaßen beruhigt hatte

Nach dem Essen gingen sie in eine Bar. Shin war wirklich süß, wie er jedes Mal ganz schuldbewusst schaute, wenn Makoto wieder etwas für ihn bezahlte und Makoto wünschte sich, dass der Abend mit ihm nie enden würde.

Jetzt war er auch so weit endlich zu begreifen, was mit ihm in der letzten Zeit los war. Vier Bier hatten ihm die Augen geöffnet und nach zwei weiteren, war es sogar okay für ihn. Ohne Zweifel, er hatte sich in Shin verliebt! In einen Mann! Einen recht jungen aber dennoch einen Mann. Über die Problem, die das mit sich brachte, konnte er auch noch morgen nachdenken. Heute wollte er nicht den kleinsten, negativen Gedanken erlauben, ihm seine gute Laune zu verderben.
 

Das Bett schien zu schwanken. Makoto schloss die Augen. Fast hätte er Shin geküsst, aber Verschiedenes hielt ihn davon ab. Sie waren beide betrunken, das war nicht das, was er wollte. Aber was wollte er überhaupt? Wie weit ging seine Zuneigung? Er dachte an die Dinge, die normalerweise nach dem Küssen kommen würden und wurde rot. Wollte er denn so was mit Shin machen? Er wusste, wie Shin roch und dass seine Haut ganz glatt und zart war und dann sagte Shin manchmal solche eigenartige Dinge. Vorhin, als sie den Hausflur entlang gegangen waren, hatte er es wieder getan. Völlig aus dem Nichts heraus, seufzte Shin und meinte verträumt lächelnd: „Ach, Makoto! Ich kann gar nicht glauben, wie lieb du zu mir bist…“ Er hatte zu ihm gesehen und war aus dem Gleichgewicht geraten. Er taumelte gegen Makoto und hielt sich einige Momente an seinem Oberarm fest. Es fühlte sich gut an. Kurz darauf an der Wohnungstür war auch der Augenblick, in dem sie sich fast geküsste hätten.

Makoto, betrunken wie er war, schaffte es nicht den Schlüssel in die Tür zu bekommen. Also beugte er sich etwas herunter um besser sehen zu können. Neugierig und kichernd tat es ihm Shin gleich. Makoto sah etwas auf und plötzlich waren sich ihre Gesichter ganz nah. Erst versank er fast in Shins blauen Augen und dann blieb sein Blick an den sanft geschwungenen Lippen hängen. Nur ein kleines Stück fehlte und Makoto hätte gewusst, wie sich dieser süße Mund anfühlte.

Sein Verstand warnte ihn und auch die Angst Shin könnte wütend auf ihn sein, hielt ihn davon ab ihm näher zu kommen.

Überdeutlich Shins Bild hinter seinen geschlossen Liedern sehend, schlief Makoto schließlich ein.
 

Der kommende Morgen war grauenvoll. Makoto ging es schlecht und er musste sich aus dem Bett quälen. Ihm war übel und er hatte wahnsinnige Kopfschmerzen.

Es war noch alles still in der Wohnung, obwohl Shin auch aufstehen musste. Makoto klopfte an die Zimmertür, als keiner antwortete, öffnete er sie vorsichtig.

Im Schein einer kleinen Tischlampe lag Shin mit geöffneten Augen in seinem Bett.

„Wie geht es dir?“, fragte Makoto von der Tür aus.

„…nicht gut!“ Die Antwort war ziemlich leise.

„Brauchst du Hilfe?“ Ein wenig fühlte sich Makoto für den Zustand seines Mitbewohners verantwortlich.

„Ich bleibe zu Hause!“

„Du kannst nicht einfach schwänzen. Bei noch mehr Fehlstunden bekommst du ernsthaft Ärger, das weißt du!“ Ganz sanft sagte Makoto das.

„Mir geht es richtig schlecht!“

„Ich weiß. Gehe trotzdem zur Schule, okay?!“

Shin seufzte. „Du bist viel zu streng!“, klagte er und setzte sich langsam auf.
 

Beide brauchten viel länger als sonst. Makotos Handy klingelte.

„Ja?“

„Sag mal, wo bleibst du denn? Hast du verschlafen?“

„Bin schon auf dem Weg!“ Er nahm sich seine Tasche. „Tut mir leid. Ich bin gleich da!“

Es war nicht verwunderlich, dass Kenichi anrief. Makoto hatte ihn noch nie warten lassen..

Gemeinsam mit Shin ging er nach draußen. Schon an der Haustür, sahen sie Kenichi an sein Auto gelehnt dastehen, ungeduldig spielte er an seinem Armband.

„Kommst du heute gleich nach der Schule nach Hause?“, fragte Makoto Shin.

„Mhm!“ Shin sah ziemlich mitgenommen aus.

„Okay. Dann bis nachher!“ Makoto lächelte aufmunternd und Shin lächelte zurück.

Makoto sah Shin einen Moment hinterher und drehte sich dann zu Kenichi, der ihn amüsiert ansgrinste.

„Was ist?“

„Ach, nichts weiter! Was habt ihr denn gestern gemacht?“ Kenichi stieg ein und wartete im Auto auf Makotos Antwort.

„Meinen Geburtstag gefeiert!“ Makoto hoffte nur, dass ihm von Autofahren nicht schlecht werden würde.

„Dann alles Gute nachträglich!“ Kenichi tippte etwas in sein Handy.

„Was machst du?“ Etwas verwundert sah Makoto zu seinem Fahrer. Erst hatte er gedrängelt und nun ließ er sich Zeit.

„Nur damit ich dir nächstes Jahr rechtzeitig gratulieren kann!“ Kenichi grinste charmant.
 

Eigentlich hätte Makoto auch zu Hause bleiben können. Seine Kopfschmerzen machten es ihm unmöglich, sich zu konzentrieren. Dazu schwirrten ihm ständig Gedanken an Shin durch den Kopf. Er fragte sich, wie es wohl weitergehen würde. Wie lange konnte er noch so tun, als wäre es nur Freundschaft, die ihn mit Shin verband? Es war bisher schon anstrengend sich zurückzuhalten und mit der zeit, so hatte er am Vortag feststellen müssen, wurde es nicht einfacher. Er wollte Shin küssen und anfassen. Es war verrückt, einfach nicht zu glauben, dass der Gedanke mit einem Jungen rumzumachen, ihn so gefiel und erregte.
 

„Du magst diesen Shin sehr, oder?!“ Kenichi hatte leise gesprochen während er in seinem Essen scheinbar etwas suchte.

Makoto verschluckte sich und musste husten. Die Mensa war zwar nicht besonders voll, dennoch sah er sich um ob irgendwer etwas mitbekommen hatte.

„Na ja, der ist ja auch irgendwie ganz süß!“ Nachdenklich betrachte Kenichi einen Pilz in seinem Essen. „Sah richtig niedlich aus, wie ihr euch heute Morgen vor der Tür verabschiedet habt!“

Makoto hatte Glück noch vom Husten einen roten Kopf zu haben. Er verstand nicht ganz worauf Kenichi hinauswollte. „Ich weiß nicht, was du meinst!“, und gleichzeitig wich er ihm aus.

Jetzt hatte er die volle Aufmerksamkeit seines Freundes.

„Seit er bei dir ist, hast du dich verändert! Vorher warst nur du dir wichtig. Dein Studium ging dir über alles. Es war fast das einzige Thema, über das man mit dir reden konnte. Jetzt redest du ständig von Shin!“ Kenichi grinste amüsiert über Makotos erschrockenes Gesicht. „Du machst dir Sorgen, ob er seine Hausaufgaben macht oder in der Schule aufpasst. Überlegst, was du ihm kochen kannst und ob er es auch mag. Wenn du mal später nach Hause kommst, sagst du ihm Bescheid…“

„Ich weiß nicht, von was du redest!“, unterbrach ihn Makoto schnell. Er fühlte sich ertappt. „Ich kümmere mich halt um ihn. Da ist doch nichts dabei!“

„Mhm…Wie auch immer.“ Kenichi wandte sich wieder seinem Mittag zu. „Ich glaube, ihr passt gut zusammen!“

„Was???“ Makoto starrte Kenichi an und sein Herz schlug viel zu schnell.

„Sorry! Ich wollte nur sagen, dass es mir nichts ausmacht, wenn ihr zwei zusammen seid!“

„Wir sind nicht… Ich…“ Makotos Hals war wie zugeschnürt. Seine Hände hatten zu zittern begonnen. Er verstand nicht, wieso Kenichi so leicht darüber reden konnte. Er tat ja so, als wäre es klar, dass er und Shin zusammen gehörten.

„Entschuldige!“ Besorgt sah Kenichi zu Makoto. „Ich wollte dir wirklich nicht zu nahe treten!“

Besorgt starrt Makoto mit gesenktem Kopf ins Nichts.

„Es tut mir leid, Makoto!“ Kenichi hatte es nur geflüstert und Makoto konnte nicht mehr. Seine Gefühle gegenüber Shin machten ihn fertig. „…Er weiß nicht, dass ich ihn…“

„…dass du ihn liebst?“
 

Makoto stieg langsam die Treppe hinauf. Weil er dringend Zeit zum Nachdenken und endlich frische Luft brauchte, war er nach Hause gelaufen. Kenichi hatte Verständnis dafür.

Er war nicht wirklich zu einem Ergebnis gekommen. Das Risiko Shin zu verlieren, wenn er ihm die Wahrheit sagte, war einfach zu groß. Er sah vorerst keine andere Möglichkeit, als so weiter zu machen wie bisher, während er vorsichtig probierte heraus zu finden, wie Shin zu dierser Form von Liebe stand.
 

Traurig schloss Makoto die Wohnungstür auf.

„Na endlich! Wo bleibst du denn! Ich warte ja schon ewig!“

Wie vom Blitz getroffen, sah Makoto Hideo an.

„Tut mir sooo leid, dass ich nichts von mir hören lassen habe. Ich hatte echt viel Stress. Aber freu’ dich, ich befreie dich von deiner Last!“ Er lachte. „Hat lange gedauert, aber ich habe eine Wohnung gefunden. War gar nicht so einfach wenn man nicht so viel Geld zur Verfügung hat. Ich musste erst…“

Makoto konnte Hideos Geplapper nicht mehr verstehen. Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, vor dem er sich so gefürchtet hatte. Allein wäre er jetz kraftlos zusammengesunken, so aber hielt er sich tapfer auf den Beinen.

„Makoto? Alles okay?“ Hideo sah ihn besorgt an.

„Mhm… ja! …war ein anstrengender Tag. Gib mir ein bisschen Zeit damit…“

„Ja, klar! Kann ich gut verstehen!...“ Hideo war so redselig und Makoto wunderte sich, überhaupt einen Ton herausbekommen zu haben.

Im Vorbeigehen sah er Shin, der an seiner Zimmertür stand, an. Der Jüngere sah nur kurz zu ihm und schaute dann mit ausdruckslosem Gesicht in eine andere Richtung.
 

Langsam schloss Makoto die Tür zu seinem Zimmer und ließ sich dann unbeobachtet auf den Boden sinken.

Ihm war übel und alles tat weh. Zitternd atmete er ein und plötzlich überkam ihn auch noch Angst vor dem Alleinsein.

Ihm war nach Heulen zu Mute und hätten die beiden nicht draußen auf ihn gewartet, wäre er wahrscheinlich sofort in Tränen ausgebrochen.
 

Die Details waren ihm egal. Er wusste, dass der Umzug Sonntag sein würde und heute war schon Donnerstag.

Zwei Tage konnte er mit Shin noch verbringen. Es setzte ihn unter Druck und das machte ihn noch panischer als vorher.

Er mied jeglichen Blickkontakt mit Shin, weil er befürchtete, dass seine Augen verrieten, was er sich nicht getraute zu sagen.
 

Die Zeit verging so schnell wie selten zuvor. Zu gern hätte er Shin wenigstens gesagt, dass er bleiben sollte, aber auch dazu fehlte ihm der Mut.

Nachts konnte er nicht schlafen und schon war der Sonntag da.
 

Die Sachen waren schnell gepackt. Hideo hatte alles gut organisiert. Makoto half beim Einpacken und dann beim Auspacken. Dabei schlug sein Herz ganz dumpf und er fühlte sich hohl und leer.
 

Der Abschied von Shin war kühl. In sich selbst gefangen, konnte Makoto nichts sagen, das wenigstens auf eine Freundschaft schließen ließ. Shins Gesicht blieb die ganze Zeit über ausdruckslos. Er war wie ein anderer Mensch. Es brach Makoto das Herz und gleichzeitig schämte er sich.
 

Seine Wohnung fühlte sich fremd an. Es war nicht mehr das Selbe. Er sah zu der Tür. Noch gestern konnte er sie öffnen und hätte dahinter Shin gefunden.

Wie zu erwarten, war der Raum leer. Er beräute seine Feigheit, er hasste sich selbst schon fast dafür. Es war kaum zu ertragen, wie sehr er ihn vermisste. So eine Sehnsucht war ihm fremd.
 

„Du kannst ihn doch besuchen, wann immer du willst. Er ist doch nicht aus der Welt!“ Kenichi machte schon den ganzen Tag nichts anderes als zu probieren Makoto aufzuheitern.

„Ich weiß!“ Blass und bedrückt saß Makoto auf dem Beifahrersitz und ließ sich zusammengesunken, nach Hause bringen. Sicher hatte Kenichi Recht und doch half es nicht, ihn in irgendeiner Weise zu beruhigen. Diese Nähe zu Shin, die er so genossen hatte und nun vermisste, war einfach nicht mehr vorhanden. Es war nicht das Selbe ihn jetzt bei einem Besuch wieder zu sehen.

„Wir fahren zu Shin!“ Kenichi sagte das beiläufig und ruhig. Für ihn war es nicht leicht mit anzusehen, wie sehr sein Freund litt.

Erschrocken und sehr angespannt sah Makoto ihn an. „Aus welchem Grund sollten wir das tun?“ Er war aufgeregt, sein Herz klopfte viel zu schnell und denken war unmöglich.

„Wir schauen nur, ob die beiden sich gut eingelebt haben. Ist doch nichts dabei!“.

Obwohl Makoto bei dem Vorschlag vor Aufregung übel geworden war, kribbelte es auch auf diese eindeutige Weise in seinem Magen. Er rang mit sich, ob er den Vorschlag annehmen oder ablehnen sollte. Und dann war es auch schon zu spät. Kenichi bog ab und es war nicht die Richtung in der Makotos Wohnung lag.
 

Angespannt warteten beide vor der Wohnungstür. Kenichi hatte Makoto fast an die Hand nehmen müssen, um ihn dazu zu bringen die Treppen zur Wohnung von Hideo und Shin hochzusteigen. Jetzt war er selbst schon ganz aufgeregt, Makoto hatte ihn mit seiner Nervosität angesteckt.

Endlich wurde die Tür geöffnet und ein überraschter Hideo erschien.

„Hi!“ Was macht ihr denn hier?“

Makoto wollte sich keine Ausreden ausdenken, er konnte so wie so nur an Shin denken. „Ist Shin da?“, fragte er deshalb gleich.

Hideo machte ein abwertendes Geräusch. „Die kleine Kröte ist gestern nicht mal nach Hause gekommen! Dem ist alles so was von egal!“

Enttäuscht und besorgt wollte Makoto sich nicht anmerken lassen, was in ihm vorging.

„Wollt ihr reinkommen?“ Zwar verwunderte es Hideo, dass die beiden wegen Shin da waren, aber er dachte sich nichts weiter dabei.

„Sorry, aber wir haben gar nicht so viel Zeit. Wir wollten nur sehen, ob Shin klarkommt – tja, offensichtlich nicht!“ Kenichi hatte das Reden übernommen.

„Na, gut! Kommt doch mal vorbei, wenn ihr mehr Zeit habt!“ Wegen der Absage war Hideo überhaupt nicht sauer, denn die Wohnung war unaufgeräumt und er hatte selbst noch einiges zu erledigen.
 

„Verdammt!“, fluchte Makoto leise, als sie die Treppe wieder hinunter gingen. Selbst Kenichi war enttäuscht.

„Es wird ihm schon gut gehen!“, probierte er Makoto zu beruhigen.
 

Makoto saß, an die Wand gelehnt, in Shins ehemaligem Zimmer. Er musste ihn wieder sehen. Es war schon nach 9 und er hatte weder gegessen noch irgendwas für sein Studium gemacht. Nachdenklich drehte er sein Handy hin und her. Warum sollte er ihn nicht einfach anrufen? Nur fragen, wie es ihm geht. Nur mal wieder seine Stimme hören. Er ging langsam die Telefonbucheinträge seines Handys durch, bis er schließlich bei Shins Nummer landete. Nur einen Tastendruck und er konnte mit Shin reden.

Das Klingeln an seiner Wohnungstür riss ihn aus seinen Gedanken.
 

Makoto verschlug es glatt die Sprache. Shin stand, durchweicht vom Regen, vor der Tür.

Er sah kurz auf. „Hideo war stinksauer, weil ich nicht nach Hause gekommen bin und nicht da war, als du mich besuchen wolltest!“. Die zarte Haut seines Wangenknochens war gerötet und geschwollen.

„Was ist passiert!“ Mokoto öffnete die Tür weiter um Shin herein zu lassen.

Dieser zuckte nur mit den Schultern. „Wir haben uns geprügelt!“
 

Ohne viele Worte gab Makoto Shin ein Handtuch, trockene Sachen und etwas zum Kühlen für seine Wange.

Er war so froh, dass Shin da war. Aber bevor er sich noch verplapperte, hielt er den Mund. Ihn hatte eindeutig wieder der Mut verlassen, obwohl er doch so dringend vorgehabt hatte Shin wenigstens zu sagen, dass er das gemeinsame Zusammenleben vermisste.

Zusammen aßen sie noch etwas in Makotos Zimmer. Es hätte fast wie früher sein können, wenn da nicht diese bedrückende Spannung zwischen ihnen geherrscht hätte.
 

„Ich bring dich noch nach Hause!“, meinte Makoto als Shin aufstand und sich verabschiden wollte.

„Das brauchst du nicht!“

„Quatsch nicht!“

Schweigend zogen sie sich an.

„Regnet es noch?“ Die Frage stellte sich Makoto selbst. Er ging in die unbeleuchtete Küche und sah aus dem Fenster. „Mist, es gießt in Strömen!“

Wieder im Flur reichte er Shin einen Schirm und zog sich die Schuhe an. Als er die Tür dann öffnete, fragte Shin: „Und du?“ Er hob etwas den Schirm.

„Ich hab nur einen!“, meinte Makoto nur.

„Dann nimm du ihn!“ Shin hielt ihm den Schirm hin.

„Schon gut!“ Makoto wartete bis der Jüngere die Wohnung verließ und schloss die Tür hinter ihm.

„Ich wünschte DU wärst mein Bruder!“ Shins Stimme klang recht traurig, als er das leise gestand.

Gequält lächelte Makoto. Ihm war nur noch schlecht. Diese Vorstellung war ja noch grausamer als die Realität.
 

Es war dunkel und der Regen laut. Shin probierte den Schirm so zu halten, dass auch Makoto etwas geschützt war.

Das Laufen fiel Makoto schwer. Er fühlte sich so kraftlos. Es war ihm egal ob er nass wurde. Shin war bei ihm und er schaffte es nicht es zu genießen. Er wollte die Ewigkeit mit ihm und nicht ein paar verkrampfte Augenblicke. Sein Denken war weit weg von jeglicher Logik und das war ihm auf völlig bewusst. Obwohl sein Herz immer noch so dumpf schlug, lösten die kleinen Berührungen von Shins Arm an seinem ein heftiges, eigenartiges Gefühl in ihm aus. „Ich will dich!“

„Was hast du gesagt?“ Shin sah mit fragendem Blick zu ihm „Hast du was gesagt? Mir war so.“

Makoto blieb stehen, Shin auch.

„Nein, nichts!“ Erst jetzt schaute Makoto ihn das erst Mal richtig an und konnte nicht glauben, wie hübsch Shin war. Er konnte sich gar nicht satt sehen. Shin hielt still und sah zurück.

Makoto riss sich wieder zusammen. „Soll ich den Schirm nehmen?“ Er griff schon danach. Shins kalte Finger berührten kurz seine Hand und Makoto widerstand dem Drang, ihm seine Hände wärmen zu wollen.

Den Rest des Weges schwiegen sie sich wieder an. Auf Wunsch von Shin verabschiedeten sie sich schon an der Haustür. Makoto fiel es schwer ihn gehen zu lassen.

Der Rückweg erschien ihm noch länger, dunkler und nasser. Er war todunglücklich über die Art der Zuneigung, die Shin ihm entgegenbrachte. Er sah ihn nur als eine Art großen Bruder. Dicke Tränen kullerten aus seinen Augen. Obwohl Shin ihn mochte, war die Lage aussichtsloser er als zuvor.

Sich unter dem Schirm versteckend, lief er nach Hause.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  ReinaDoreen
2008-05-15T17:10:37+00:00 15.05.2008 19:10
Shin hat bestimmt gehört das Hideo ihn als Makotos Last bezeichnet hat. Deswegen war er wahrscheinlich auch die letzten Tage so schweigsam.
Schade das Makoto nicht den Mut gefunden hat den Umzug zu stoppen. Shin kommt auch nicht mit dem allen klar. Am besten Shin würde zu Makoto zurückkommen.
Aber wie es aussieht empfindet Shin nicht das Gleiche wie Makoto oder ist das nur eine Schutzbehauptung?
Reni
Von:  Illuna
2008-05-15T16:13:41+00:00 15.05.2008 18:13
Hallu! :D

Da bin ich wieda! ^.-
Und diesma war es in der Vergangenheit! *strahl* Hach, ich könnt dich knutschen! <3~
Meiner Meinung nach hat die gewählte Zeit nämlich super gut gepasst!

Als Shin und Makoto zusammengewohnt habe - ich fand das richtig klasse! Da hat man sich so als Leser selbst richtig heimisch gefühlt!
Ich zumindest! ;P
Hab dann auch die ganze Zeit gehofft, dass Hideo nich kommt, um zu sagen, dass er jetz ne Wohnung gefunden hat, aber leider wurde mein Wunsch net erhört..

Was mir auch gut gefallen hat, war, dass ja eigentlich so irgendwie nix und doch voll viel passiert ist!
So was positiv merkwürdiges eben! :3
Und man konnte es einfach locker runterlesen! Das is immer subba!

Bei manchen Szenen musste ich wirklich kichern (also nich nur breit grinsen und schmunzeln, sondern auch kichern! XD):
Sie haben mich so an meine Schwester und mich erinnert! *lach* Das Einkaufen - wahrscheinlich hätt ich blöd dagestanden und meine jüngere Schwester ma machen lassen! ;P
Nun ja, ich hätt dann wenigstens die Schokolade und die Milch eingeladen - das is fast alles, was ich zum Leben brauch! XD"

Der Schluss:
Hallo?! Warum geht's net weiter!? Will wissen, wie's ausgeht! >.<
Er sieht ihn nur als großen Bruder.. ;_; Ich könnt heulen, das is echt hart! Ich hoff, du biegst das wieder hin, haben wir uns da verstanden?

Sachste Bescheid, wenn's nächste Kap da is, ja, ja?!
Gut! ^-^
Liebe Grüße
Deine Luna


Zurück