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Nicht jede große Liebe, braucht auch ein Happy End

von

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Wohin fliegen sie?

15. Kapitel
 

Wohin fliegen sie?
 

„Mach’ bitte mal etwas hin! Mir wird nämlich langsam, aber sicher verdammt kalt!“, brachte Tai mit zittriger Stimme hervor, während er mit verschränkten Armen vor Sora stand, die immer noch mit des Rätsels Lösung beschäftigt schien. „Tai? Sag mal, wie ist das denn so … ich mein, äh…wenn man, nun ja …“. „Du meinst, wenn man Sex hat? Ich glaube, dass ist momentan deine geringste Sorge. Löse erstmal das Rätsel, denn du hast nur noch 5 Minuten und ich gebe dir keinen Zusatz. Nicht bei so einer Eiseskälte.“, unterbrach er Soras Versuch ihm eine, in ihren Augen peinliche Frage zu stellen. In dem Moment hob sie allerdings auch schon den Finger um ihm mitzuteilen, dass sie etwas Wichtiges zu sagen hatte. „Aber, aber …unterbrich nicht eine Dame. Das ist unhöflich!“, sagte Sora spielerisch und mit einem Funkeln im Augenwinkel. „So? Eine Dame also? Das ich nicht lache!“, konterte er ihre Anspielung. „Das kannst du sehen, wie du willst. Aber ich hatte die Lösung schon nach den ersten 5 Minuten, das wollte ich dir eigentlich sagen.“, plauderte sie vergnügt. „Na dann, schieß mal los!“. Tai war sich immer noch sicher, dass sie unmöglich dieses durchaus schwierige Rätsel gelöst haben konnte. „Also, zuerst dachte ich, er müsste einfach nur nach dem Weg fragen, allerdings schoss mir dann sofort durch den Kopf, dass er sich ja nicht sicher sein konnte, ob der Typ aus dem Wahrheitsdorf kommt. Deswegen war mir eigentlich fast sofort klar, dass der kleine Junge eine Frage stellen musste, die den Dorfbewohner dazu verpflichtete, etwas zu tun. Die Frage war nur was? Also ging ich alle möglichen Varianten durch und schließlich kam ich zu dem Schluss, dass er folgende Frage stellen muss: „Kannst du mich in dein Dorf bringen?“. Somit ist der Mann verpflichtet, ihn in sein Dorf zu bringen. Wenn er aus dem Wahrheitsdorf kommt, muss er ihm die Wahrheit sagen, das heißt, er muss ihn in sein Dorf bringen. Wenn er allerdings aus dem Lügendorf kommt, würde er die Wahrheit sagen, wenn er ihn wirklich in das Lügendorf bringt und das kann er ja nicht, weil er lügen muss, deswegen bringt er ihn ebenfalls in das Wahrheitsdorf.“, sicher und selbstbewusst beendete Sora ihre Ausführungen und lies einen verdatterten Tai zurück, der ungläubig Sora in die Augen blickte. Sie hatte es also gelöst. Tai war sich absolut sicher gewesen, dass niemand, zumindest nicht in 20 Minuten die Lösung herausfinden konnte und nun hatte sie ihn auflaufen lassen. „Ja, du hast Recht. Die Lösung ist korrekt.“, sagte Tai fast gekränkt. „Ich werde natürlich mein Wort halten und dir nun alle Fragen beantworten, die du hast.“, sprach er eingeschüchtert und fast ein bisschen bedauernd. „Weißt du, Tai. Das Rätsel hat mir aber noch was aufgezeigt: Ich werde es so machen, wie der kleine Junge, oder sagen wir mal so ähnlich.“. „Was meinst du damit?“, fragte Tai erstaunt. „Nun, sieh doch mal. Woher soll ich mir sicher sein, dass du auch die Wahrheit sagst? Ich …“. „Aber ich halte immer mein Wort! Ich habe es dir versprochen!“, fuhr er fast aufgebracht dazwischen. „Lass mich bitte zu ende reden. Ich wollte damit nicht sagen, dass ich dir nicht vertraue. Aber ich finde es besser, wenn du mir alles erzählst, weil du es willst und nicht, weil ich so ein dämliches Rätsel gelöst habe. Siehst du, ich möchte einfach, dass du soviel Vertrauen in mich hast, dass du es mir aus freien Stücken sagst, auch wenn ich damit das Risiko eingehe, dass du es mir vielleicht nie erzählst, aber dann hat es einfach nicht sein sollen. Und nun lass uns endlich wieder laufen, mir frieren die Füße ab.“. „Gute Idee.“. Noch ein wenig verdutzt setzte Tai seinen Weg mit Sora fort. Er konnte nicht glauben, was er eben gehört hatte. Dieses Mädchen machte ihn sprachlos. Sie war seit langem die Erste, die ihm Zeit gab sich zu öffnen. Sie verlangte von ihm keine Rechenschaft. Sie wollte etwas viel Wertvolleres, etwas, was wirklich Zeit brauchte, um zu entstehen und etwas wachsen zu lassen, was Tai eine unglaubliche Sicherheit zurückgab: Sein Vertrauen und dafür würde sie warten. Nur Matt, sein bester Freund hatte bis jetzt die Geduld und die Feinfühligkeit gehabt, es ihr ebenfalls gleich zu tun. Ihm hatte er ein wenig von seiner Vergangenheit erzählt, aber eben nur ein wenig. Nicht alles, noch lange nicht und auch Sora wusste nur einen Bruchteil, aber sie schien damit kein Problem zu haben. Tai war sich nicht einmal sicher, ob er sein Vertrauen jemals wieder an einen Menschen vergeben konnte, nachdem er unzählige Male so gekränkt wurde und immer in ein noch tieferes Loch stürzte, aus dem es kein Entkommen zu geben schien. Aber Sora war das egal. Sie würde warten, wenn es sein musste, eine Ewigkeit und vielleicht niemals wirklich alles erfahren, was mit seiner Vergangenheit in Verbindung stand.

„Hey, ich habe eine Idee. Lass uns in den Centralpark gehen!“, grölte Sora mit einer kindlichen Entzückung. Tai fuhr zusammen über diesem schlichten Einwand. Er war so in seine Gedanken vertieft gewesen, dass er die Dinge um sich herum total vergessen hatte. „Und was willst du da?“. „Nur was nachschauen gehen, das ist alles.“. Sora nahm seine Hand und zerrte ihn die Strecke fast hinterher. „Warte mal! Was ist denn so wichtig, dass wir rennen müssen?“, fragte Tai allmählich atemlos. „Wir sind gleich da!“.

Plötzlich blieb Sora an dem See, der mittig im Centralpark lag, stehen. Er war zugefroren und bot seine ungeheuere Schönheit nur jenen, die bereit waren, stehen zu bleiben und sich einen Moment lang auf dieses Spiel einzulassen. Der See hatte dieselbe atemberaubende Schönheit, wie die Sonne, wenn sie schlafen ging unten am Meer und sie es mit Millionen Glitzerlichter flutete. So breitete sich nun der See vor Sora und Tai aus und verbarg seine Pracht nicht vor ihren Augen. „Ist es nicht schön hier?“, sagte Sora mehr zu sich selbst, als das sie wirklich eine Antwort erwartete. „Ja.“, pflichtete ihr Tai mit einer fast tranceartigen Stimme bei. Es vergingen Minuten, ehe beide sich von dieser Schönheit abwendeten. Sora lehnte sanft mit dem Rücken am Geländer, das den See beschützte vor mutwilligen Zerstörern seiner Herrlichkeit. „Tai? Hast du dich nicht auch manchmal gefragt, wo die Enten hingehen, wenn der See zu friert?“, fragte Sora, während sie melancholisch in den Himmel schaute. „Wie meinst du das?“. „So, wie ich es gesagt habe. Wohin gehen sie, wenn ihre Heimat nicht mehr lebenswert ist?“. „Äh…gute Frage. Hm, vielleicht aufs offene Meer? Oder vielleicht fliegen sie Richtung Süden? Ich habe keine Ahnung.“, sagte Tai beschämt. Er war traurig, dass er ihre Frage nicht beantworten konnte. Tai konnte sehen, dass diese Frage sie wirklich beschäftigte. Er wusste zwar nicht warum sie ausgerechnet wissen wollte, was mit den Enten passiert, denn sie waren doch im Frühling, sobald der See wieder aufgetaut war, da, doch so gab es wohl viele, auf den ersten Blick sinnlose Fragen, die sich ein Mensch stellen konnte. „Manchmal wünschte ich mir, auch ich hätte Flügel und sobald meine Heimat nicht mehr lebenswert ist, könnte ich fortfliegen. Irgendwohin, wo es schöner ist.“. Tai war geschockt über ihre Aussage. Er hatte nicht gewusst, dass Sora solche Gedanken hegte und nun bekam er richtig Angst, dass sie es vielleicht ganz anders gesagt hatte, als sie es meinte.

Plötzlich hangelte sich Sora unterhalb des Geländers auf den gefroren See und ging die ersten zögerlichen Schritte auf dem Eis, bis sie sich an das neue Gefühl unter ihren Füßen gewöhnte. Tai blickte sie erschrocken an. „Sora! Komm zurück! Das ist gefährlich!“. Doch Sora lachte nur, während sie fast auf dem Eis zu schweben schien, so grazil und sanft glitt sie über den glitzernden Teppich. „Vieles in unserem Leben ist gefährlich! Aber manchmal ist eben das Gefährliche gerade das Schönste!“. Sie entfernte sich immer mehr von Tai und freute sich mit einer kindlichen Naivität über ihre neue Leichtigkeit. „Komm Tai! Es ist herrlich!“. Sora rutschte leichten Fußes wieder zurück zu Tai, der immer noch ängstlich am Geländer festhielt und nahm seine Hände in die ihren. „Nein, ich will nicht!“. „Ach, komm schon! Es ist wie Schlittschuhfahren! Ich werd’ dir helfen!“. Sora ließ nicht locker. Sie wollte ihm dieses unbeschreibliche Gefühl der Freiheit schenken. „Hm, na gut, aber mach bitte langsam.“, gab Tai schließlich seine Einwilligung und ging mit ihr gemeinsam aufs Eis. „Nicht so verkrampft. Es ist wirklich einfach. Lass einfach locker.“. Sora nahm seine Hand und zog ihn sachte hinter sich her. Das ein oder andere Mal hätte Tai fast sein Gleichgewicht verloren, bis er langsam den Dreh raus hatte und beide wie in einem einzigen Traum über das Eis zu schweben schienen.

Schließlich ließ sich Sora in den weichen Schnee am Rande des Sees fallen und auch Tai war erschöpft von dieser ein bisschen unfreiwilligen Aktion und setzte sich zu ihr. Träumerisch sah er auf das Meer aus einzigen, kleinen Lichtern. „Weißt du was, Sor?“. „Was?“, fragte sie ihn, als sie sich aufgesetzt hatte. „Ich glaube, genau das machen die Enten, wenn der See zugefroren ist. Abends, wenn die Menschen in ihren warmen Häusern sind, gehen sie auf den See und fliegen.“. Sora sah ihn unglaublich an. „Spinner!“. Sie gab ihm einen zärtlichen Stoß gegen die Stirn. „Was sollte das? Du weißt genauso wenig wie ich, was sie machen, also warum könnte es nicht so sein?“, fragte er sie spielerisch beleidigt. „Weil ich es sage!“. Sora nahm eine handvoll Schnee und drückte sie ihm ins Gesicht. „Oh, du kleines Biest! Na warte!“. Doch bevor Tai reagieren konnte, war Sora bereits aufgesprungen und rannte ein Stück weiter in den Centralpark hinein. „Fang mich doch!“, schrie sie ihm auffordernd entgegen. „Oh, das werde ich auch!“. Sora durchfuhr ein kurzer Aufschrei, als sie sah, dass Tai anfing zu rennen. Es dauerte auch nicht lange und er hatte sie eingeholt und versuchte sie am Arm zu packen. Durch die Wucht verlor Sora ihren Tritt und landetet auf dem Boden. „Hab ich dich!“, rief Tai vergnügt und fing an, sie mit Schnee einzuseifen. „Hör auf, bitte, hör auf!“, sagte sie vor Lachen fast erstickend. „Dann nimm zurück, was du vorhin gesagt hast!“. „Ja, ja…du bist kein Spinner!“. Tai sah sie zärtlich an. „Was i…?“. Tai erstickte Soras Frage in einem kurzen Kuss, der sich warm auf Soras Lippen anfühlte, doch sie war viel zu geschockt, um ihn zu erwidern. Tai löste seinen schüchternen Annäherungsversuch und stand wieder auf. „Na komm. Ich bring dich nach Hause.“ Tai hielt ihr die Hand als Hilfe hin und Sora zog sich an ihm hoch.
 

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„Du wolltest doch vorhin etwas von mir wissen, war das nicht so?“, fragte er Sora als beide vor ihrer Haustür standen. „Echt? Was denn?“, erkundigte sie sich erstaunt. „Ja, du wolltest doch wissen, wie es ist, Sex zu haben.“. „Ach so, stimmt.“, gab sie ihm schüchtern als Antwort. „Nun, ich kann es dir nicht genau erklären, aber es ist so ähnlich, wie vorhin auf dem Eis. Man fühlt sich einfach leicht und frei. Ja, so in der Art ist das. Nicht genauso, aber so ähnlich. Es ist einfach atemberaubend und fühlt sich sehr schön an, zumindest wenn du mit jemanden schläfst, der dir was bedeutet.“, sagte er zärtlich. „Dann ist es wirklich sehr schön.“. „Mehr willst du nicht wissen?“. Tai sah sie verblüfft an. „Nein, warum denn? Wenn du mir sagst, das es so ist, dann glaube ich dir das.“. „Manchmal erstaunst du mich echt!“. „Wie, warum?“, fragte sie ihn neugierig. „Normalerweise wollen doch alle Mädels wissen, wie es ist, also so mit Orgasmus und allem drum herum und dir reicht es, wenn ich nur sage, dass es schön ist?“. „Ach, Tai, es gibt Dinge und Fragen, die man nicht beantworten kann. Ich werde nie wissen, wohin die Enten gehen, wenn ihre Heimat nur noch aus Eis besteht, und trotzdem ist es doch schön, sich solche Fragen zu stellen und vielleicht werde ich es eines Tages ja doch erfahren, so wie ich eines Tages, wenn die Zeit reif dafür ist, Sex haben werde. Und manchmal sind die Vorstellungen und unsere Phantasien doch viel schöner, als die Realität. Also warum sollte ich dann mehr von dir wissen wollen?“. Sora sah ihn zärtlich an. Tai war sprachlos. Dieses Mädchen schien erwachsener und doch kindlicher zu sein, als alle Menschen, die ihm zuvor begegneten. „Nur eins noch.“, erweiterte Sora ihre Ausführungen. „Ich weiß nicht….ach, hm…ich, ach das ist mir so peinlich. Ich kann es dir nicht sagen.“. „Hey! Das geht jetzt aber nicht mehr. Du kannst mich doch nicht erst neugierig machen und mich dann stehen lassen. Sag doch einfach. Wenn du es nicht sagst, dann wirst du es vielleicht für immer bereuen.“, munterte er Sora auf. „Und du lachst mich nicht aus?“, erkundigte sie sich schüchtern. „Nein. Mein Ehrenwort!“. „Gut…das ist schwer, hm….äh, nun ja…also wenn es soweit ist, dann…dann, …hätte ich mein erstes Mal gerne mit dir!“. Sora hatte den letzten Teil ihres Satz unglaublich schnell gesprochen, sodass Tai Mühe hatte, alles mit zubekommen. Sora drehte ihr Gesicht zur Tür, da ihre Wangen stark errötet waren und sie Angst hatte, Tai in die Augen zu blicken. Doch Tai erkannte die peinliche Lage in der sich Sora nun befand und legte ihr sanft seine Hand auf die Schulter. Schüchtern hob sie ihren Kopf und sah Tai an, der gutmütig lächelte. „Geh nun rein. Deine Lippen sind schon ganz blau.“ Sachte schob er sie in Richtung Tür. „Aber?“. „Psst. Manche Dinge brauchen keine Erklärung.“ Tai drehte sich um und ging langsam zum Fahrstuhl. „Ich mag dich Tai.“. Er sah sie noch einmal an, lächelte und nickte ihr zu.



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