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Nicht jede große Liebe, braucht auch ein Happy End

von

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Woran hält sich die Liebe?

19. Kapitel
 

Woran hält sich die Liebe?
 


 

Woran hält sich die Liebe

Wenn da keiner mehr ist?

Woran soll ich nur glauben

Wenn sie mich nicht vermisst?

Woran halten sich Träume

Wenn der Tag sie uns nimmt?

Warum musst du versprechen

Wenn das Ende nicht stimmt?
 

Kari konnte keinen Schlaf finden. Obwohl Tai die Tür extra wegen ihr einen Spalt aufgelassen hatte und so lange bei ihr geblieben ist, bis er sich sicher war, sie hätte sich beruhigt. Doch der Schein trügte. Ihre Tränen waren versiebt, ja das stimmte, doch die Trauer hielt sie weiterhin unbarmherzig wach und die Dunkelheit, die sich sachte über die Welt gelegt hatte, konnte die tiefe Sehnsucht nach Liebe in Karis Herzen nicht besänftigen.

So lag Kari wach und starrte an die Decke. Ihre Gedanken kreisten wie Gefangene immer wieder um ein und dasselbe Thema: Ihren Stiefvater.

Sie konnte die schrecklichen Erinnerungen an das, was war nicht verdrängen. Obwohl, oder gerade deswegen, dass Tai im Wohnzimmer leise schnarchend die Luft immer wieder gleichmäßig ein sog und ausblies.

>Ob er auch Alpträume hatte und nicht schlafen konnte, als er hier zu Matt gezogen ist<, dachte Kari traurig, als sie sich zum fünften Mal auf die rechte Seite drehte und die Wand musterte. Sie wusste es nicht, aber Tai schien seinen inneren Frieden gefunden zu haben, im Gegensatz zu ihr.

>Ob es an Sora liegt<. Kari konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Tai hatte auch schon in jüngeren Jahren immer mal wieder das ein oder andere Mädchen mit nach Hause gebracht und es freudig vorgestellt; geschworen bei allem, was ihm heilig war, dass es dieses Mal die Richtig ist, nur um 3 Wochen später zu Tode betrübt zu geben zu müssen, dass er sich doch geirrt hatte. Ja, das war ihr Bruder und sie liebte ihn mit all seinen Schwächen und Stärken.

Und dann bohrte sich wieder das erdrückende Gesicht ihres Stiefvaters vor ihre geschlossenen Augen und einen Moment zuckte Kari zusammen. Sie hasste dieses Gesicht und sie hasste den Geruch, den dieser Mann verströmte, wenn er sich an ihr vergriff. Ja, er vergriff sich an ihr. Kari hatte es Tai nie erzählt und auch ihre Mutter wusste davon nichts. Kari erduldete es stumm und verschloss ihr Innerstes sogar vor den Menschen, die sie am meisten liebte.

Ihr Gewissen biss dann immer unaufhörlich an ihr und schnürte ihr die Kehle zu. Sie konnte es eigentlich nicht ertragen, dass sie solch grausame Geheimnisse vor Tai hatte. Ihre Mutter war da nur zweitrangig, denn sie holte sie ja nicht aus der Hölle heraus. Vielleicht war Kari ja auch mit schuld an diesem Elend, aber sie wusste es nicht. Nur Einsamkeit lag in ihr, wie ein Stein und machte sie wehrlos, sogar gegen die Übergriffe ihres grausamen Stiefvaters.

Tai hätte diesen Mann umgebracht, wenn er mitbekommen hätte, was er seiner kleinen Schwerster antat, doch er wusste es nicht und somit war Kari alleine mit ihren Sorgen, Ängsten und Problemen.

Gerne hätte sie sich mitgeteilt, doch die Drohungen ihres Stiefvaters hingen ihr im Nacken und machten sie unfähig, sich mit zuteilen. So war sie ein Gefangner ihrer selbst und ein Spielzeug ihres Stiefvaters.
 

Woran soll ich mich halten

Wenn meine Welt schneller dreht?

So viel Gedanken zum Denken

Nur denken kann ich nicht mehr!

Woran soll ich mich halten

Wenn meine Welt schneller dreht?

So viel Gedanken, vom Denken

Bin ich ganz schwer.
 

Kari wälzte sich wieder auf den Rücken und konnte das kaum wahrnehmbare Quietschen unter sich deutlich hören. Ihre Ohren waren in den letzten Monaten scharf geworden und ihnen entging nicht der kleinste Laut.

Vielleicht war es ja so was wie die Ironie des Schicksals, dass Kari sich gewünscht hatte, dass ihre Ohren an Fähigkeit verloren und gerade dennoch schärfer und skrupelloser wurden. Doch das etwas lautere Aufstöhnen ihres Bruders konnten auch nicht geschulte Ohren deutlich vernehmen.

>Er scheint einen sehr schönen Traum zu haben< schmunzelte Kari, als sie auch noch die heftigeren Bewegungen Tais hören konnte. >Hoffentlich ist morgen die Couch nicht versaut<. Beinahe hätte sie angefangen lauthals los zu lachen, doch dann beherrschte Kari sich schnell wieder. Denn dieses Aufstöhnen und die schnelleren Bewegungen erinnerten sie an ihren Stiefvater und es lief ihr ein kalter Schauer über den Rücken. Sie ekelte sich vor diesem Mann und auch vor dem, was er mit ihr tat. Es waren zwar nie sexuelle Übergriffe, in denen Kari wirklich mit diesem Mann schlafen musste, aber allein die Tatsache, dass sie ihn befriedigen musste, waren zu viel für sie.

Am Anfang hatte Kari noch versucht, sich zu wehren, aber bald realisierte sie, dass zwecklos war und es eher noch verschlimmerten. So wimmerte sie immer nur leise, wenn sie das Glied ihres Stiefvaters liebkoste, bis er endlich, nach einer für Kari unerträglich langen Zeit seinen Höhepunkt erreichte.

Noch einmal drehte sich Kari zur Seite und starrte auf die Tür. „Tai“, winselte sie lautlos, aber er konnte es nicht hören. Er schlief ja den Schlaf der Gerechten und er hatte es sicherlich verdient, doch in Kari löste dieser Umstand eine schier unendliche Wut aus. Ihr ganzer Körper begann zu zittern und ihr Atem ging unruhig und heftig. Eine zeitlang versuchte Kari noch ihre aufkeimende Wut hinunter zu kämpfen, doch sie musste erkennen, dass es ein sinnloses Unterfangen war. Das Gefühl der Trauer, gepaart mit Wut konnte man nicht verdrängen, nicht, wenn man sooft seine Gefühle in den Hintergrund gedrängt hatte, dann schlagen sie mit doppelter Härte wieder zurück, damit man nicht vollkommen abstumpfte. Kari hätte es sich allerdings gewünscht.

Vorsichtig stand Kari auf und ging zum Fenster um es zu öffnen. Nur Ruhe, nur einmal diese absolute Ruhe und Sorglosigkeit.
 

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Tai schreckte mit einem beklemmenden Gefühl aus seinem Schlaf. Obwohl sein Traum schön war und ihn hätte nicht mit solch einem Gefühl zurück lassen dürfen, so schnürte Tai trotzdem irgendetwas die Kehle zu.

Eine eisige Kälte kroch sich langsam seinem freien Oberkörper hinauf und versetzte ihm tausend kleine Nadelstiche. Schnell schaute Tai sich um, doch er konnte den Grund, für das Durchdringen der unbarmherzigen Frostigkeit nicht ausmachen.

Langsam erhob er sich von Couch. Sein Genick fühlte sich an, als ob die gesamte Zeit, in der in seiner Traumwelt gefangen war, jemand auf ihm gestanden hätte. Schmerz verzogen fasste er sich an den Nacken und rieb kurz darüber. Noch immer leicht schlaftrunken ging er leise in sein Zimmer. „Kari?“, erkundigte er sich nach ihrer Nähe und wollte seinen Augen nicht trauen.

Ein tiefer Stich durchzog sein Herz, als er sah, wo sich seine Schwester befand. Sie stand am offenen Fenster, aber schon längst nicht mehr auf der Seite des Zimmers, sondern auf dem freien Fenstersims, der sich, der bereits krachend ihrem Gewicht nach zu geben drohte.

Einen kurzen Moment verschwamm Tai die Sicht, doch dann rannte er los um packte Kari harsch an der Hüfte um sie wieder zurück zu ziehen. Mit einem lauten Knall landeten beide auf dem Boden. „Kari! Sag mal spinnst du?!“, zischte Tai als sie sich langsam wieder von ihrem Bruder her hob. „Lass mich!“, strampelte sie heftig, während Tai sie immer noch unsanft festhielt und ihr bestimmt viel zu heftig ins Fleisch schnitt. „Ich lass dich bestimmt nicht los!“.

Kari schrie und versuchte die Kraft Tais zu überwinden, doch es gelang ihr nicht. Sich heftig unter ihm windend brach sie schließlich in einem Meer der Tränen zusammen. Tai lockerte etwas seine Umarmung und strich ihr behutsam über den kalten Kopf.

„Ich mach jetzt das Fenster zu und du versuchst nicht, es wieder zu öffnen, sonst wird es sehr unangenehm.“, Tai sprach für seinen Geschmack etwas zu drohend mit Kari, doch er wusste sich nicht anders zu helfen. Noch viel zu tief saß der Schock, der ihn mitten in der Nacht plötzlich ereilt hatte.

„Also, was sollte das eben, Kari?“, fragte er sie immer noch mit einer gewissen Wut in seiner Stimme, als er das Fenster geschlossen hatte und sich wieder seiner kleinen, wimmernden Schwester zuwandte. „Ich…ich, ….ich.. ich weiß es nicht. Ich hatte plötzlich dieses Gefühl, dass ich endlich Ruhe haben möchte.“, stammelte sie mit tränenverzerrter Stimme.

Vorsichtig hockte sich Tai wieder zu ihr und zog sie sanft an sich. „Was hast du? Warum wolltest du dich umbringen?“, seine Stimme bebte heftig, als er den letzten Teil seines Satzes aussprach. Er jetzt wurde ihm immer deutlicher bewusst, dass wenn er nicht aufgewacht wäre, Kari jetzt wohl nicht mehr bei ihm wäre.

„Nichts, Tai….ich wollte nur endlich wieder Ruhe.“. „Nichts?! Lüg mich verdammt noch mal nicht an!“. Bereits als er diesen Satz zu ende gesprochen hatte, bereute er es. Seine Stimme war viel zu unbeherrscht und Kari zuckte heftig zusammen. „Es tut mir Leid, du brauchst keine Angst zu haben, hörst du? Ich will dir nicht wehtun.“. Vorsichtig nickte Kari und ihre Arme sehnten sich plötzlich heftig nach der Wärme Tais. „Also, was ist los?“. Tai hatte nun seine Gefühle wieder einigermaßen unter Kontrolle und blickte sanft und zärtlich auf Kari, die stark zitternd in seinen Armen lag.

„Ich kann es dir nicht sagen, Tai….es tut mir Leid.“. „Du kannst mir alles sagen! Ich bin doch immer für dich da.“. Schon wieder kochte Wut in Kari hoch und sie riss sich von Tai los und funkelte ihn böse an. „So? Das glaubst du doch wohl selbst nicht! Du bist schon ewig nicht mehr für mich da! Ich habe einfach nicht mehr das Vertrauen in dich! Das ist vorbei, Tai! Es ist endgültig vorbei!“, hysterisch schrie sie ihren Bruder an. Tai saß einfach nur stumm da und beobachte den Wutausbruch Karis. Er konnte die Tränen, die langsam in seine Augen stiegen nur mit aller ihm zur Verfügung stehenden Willenskraft nieder kämpfen.

„Aber….aber, Kari? Was…was ist…was ist denn los?“, stammelte er brüchig. „Das würde ja doch nichts an der Situation ändern! Du kannst mir sowieso nicht helfen!“. Kari hatte sich nun gänzlich in Rage versetzt.
 

Woran hält sich mein Leben

Wenn es ohne dich lebt?

Warum muss ich verstehen

Wenn es doch weiter geht?
 

Tai war über die Härte, mit der Kari ihren Worten Ausdruck verlieh entsetzt. Vorsichtig richtete er sich auf und ging leise zur Tür. Er wollte sich nicht so beschimpfen lassen, auch nicht von seiner Schwester. So sehr ihn auch das Bild schmerzte, hatte er doch noch genug Stolz, um sich nicht so anfahren zu lassen.

„Gute Nacht, Kari. Wenn du es mir nicht sagen willst, was dich bedrückt, dann kann ich dich auch nicht dazu zwingen.“, sprach er mürrisch, als er leise die Tür schloss.

„Tai? Bitte geh nicht, es tut mir Leid.“. Tai zögerte einen Moment und drehte sich dann um. „Was ist Kari?“. „Ich möchte noch nicht, dass du wieder gehst. Bitte bleib hier.“. Tai spürte die sachte Umarmung, die Kari ihm gab und auch ihr leises Wimmern konnte er nicht überhören. „Okay.“.

Kari schaute ihren Bruder aus großen, glasigen Augen an und lächelte sanft. Langsam löste sie ihre Umarmung wieder und kehrte zurück in ihr, oder besser gesagt Tais Bett. „Willst du nicht auch herkommen? Es ist doch so kalt; nicht dass du dir noch den Tod holst.“. Erst jetzt spürte Tai wieder die Kälte an sich herauf kriechen. Stumm nickte er und setzte sich dann ebenfalls auf sein weiches und warmes Bett, das nun nach Kari duftete. Kari hielt die Decke hoch und gewährte Tai damit den Zutritt zu einer wolligen Wärme. Zaghaft kuschelte sich Kari an ihn.

„Weißt du, ich hatte unendliche Angst dich zu verlieren, als du da eben am Fenster standest. Ich will dich nie mehr verlieren, Kari. Ich habe dich schon einmal verloren, als ich gehen musste und ich will es nicht ein zweites Mal und schon gar nicht so. Du bist doch mein kleines Baby und versprich mir, dass du nie wieder so einen Blödsinn machst, okay?“. „Okay.“, flüsterte Kari und strich Tai eine Träne aus dem Gesicht. Er hatte es nicht mehr geschafft, alle Tränen zu unterdrücken, als er noch einmal Revue passieren ließ, was eben geschah. Er hätte sie für immer verlieren können, unwiderruflich für immer. Kari musste also doch mehr erlebt haben, als er sich zuerst eingestehen wollte, aber sie weigerte sich es ihm zu erzählen. Er kannte es von sich selbst nur zu gut, dass sie mauern würde, je mehr er sie drängte, es ihm zu sagen, deswegen ließ er für heute dabei. Er war ohnedies unendlich glücklich, dass er sie überhaupt noch hatte und drückte sie fest an sich. Ein wolliger Seufzer entfuhr Kari und sie kuschelte sich nun vollends an ihn. Wie sehr sie das vermisst hatte. Jetzt hatte sie keine Angst mehr, zumindest für diese eine Nacht konnte ihr niemand mehr etwas antun.

Dennoch war Tai traurig, dass Kari augenscheinlich kein Vertrauen mehr in ihn hatte. Er war sich ja überhaupt nicht bewusst, wie sehr sie doch noch an ihm hing, auch wenn sie es ihm immer wieder verneint hatte, doch tief in ihrem Inneren wollte sie, dass diese Nacht, dieses Gefühl der Geborgenheit nie ein Ende nahm.
 

Woran hält sich die Liebe

Vom Lieben ganz matt?

Woran soll sie sich halten

Wenn sie dich nicht mehr hat?
 

Woran hält sich die Liebe

Vom Lieben ganz taub?

Woran soll ich mich halten

Wenn du an mich nicht mehr glaubst?



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