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La Résistance

von

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Manon wachte mitten in der Nacht auf.

Sie tastete neben sich und fuhr erschrocken hoch, als sie merkte, dass der Platz neben ihr leer war.

Ganz ruhig!, versuchte sie sich zu beruhigen. Sie ist bestimmt nur kurz draußen.

„Michelle!“, rief sie leise und kroch auf Händen und Knien zum Ausgang.

Die formlose Dunkelheit vor ihr machte es schier unmöglich irgendetwas zu sehen.

Sie streckte die Hände weit von sich und tappte wie eine Blinde vorwärts.

Hinter ihr knackte etwas.

Sie bliebt kurz stehen und versuchte genau hin zu hören. Aber da war nichts.

Ihr kroch ein eisiger Schauer über den Rücken.

Plötzlich blendete ein strahlend helles Licht ihre Augen und machte sie für einen Moment lang blind.

Etwas traf sie hart in den Rücken und warf sie zu Boden.

Gelächter war zu hören, dann drückte ihr jemand einen Gewehrkolben in den Nacken.

Mühsam hob sie den Kopf und sah das drei Deutsche Soldaten vor ihr standen. Einer von ihnen hielt Michelle gepackt.

„Lasst sie los ihr Schweine!“, rief sie und versuchte sich in die Höhe zu stemmen.

Wieder war nur Gelächter zu hören.

Sie wurde unsanft auf die Füße gezogen.

Dann sagte einer der Männer etwas zu ihrem Peiniger. Der Angesprochene schob sein Gesicht ganz nah an ihres und sagte etwas. Sie verstand kein Wort, aber sie roch den Alkohol in seinem Atem.

Sie hoffte beinahe, dass sie sie und Michelle einfach töten würden und sie dann in Ruhe lassen würden, aber irgendetwas sagte ihr auch, dass man es ihr nicht ganz so einfach machen würde.

Wenige Augenblicke später wollten sie die vier Männer Richtung Dorf schleifen.

Als sie sich weigerte drohte ihr einer der Männer mit dem Lauf seines Gewehrs.

Ohne darauf zu achten spuckte sie ihm ins Gesicht.

Er brach in schallendes Gelächter aus.

Dann wurde seine Miene mit einem Mal finster. Er holte aus und schlug ihr mit der flachen Hand ins Gesicht. Sie taumelte benommen zurück und versuchte nicht zu stürzen.

Plötzlich traf sie etwas seitlich am Kopf und ließ sie vollends zu Boden stürzen.

Einen Moment noch rang sie mit der Bewusstlosigkeit, dann verschleierten sich ihre Augen und alles wurde schwarz.
 

Das erste was sie hörte, als sie erwachte, waren die Schreie.

Mühsam öffnete sie die Augen und sah sich um.

Sie lag in einem kleinen Verschlag, der mit dicken Gitterstäben gesichert war.

Der Boden starrte vor Dreck.

Sie setzte sich auf. In ihrem Kopf drehte sich alles und an ihrem Kopf konnte sie eine dicke Beule wachsen fühlen.

Direkt vor ihr lag ein kleiner Raum.

Die Schreie kamen direkt von hier.

Genauer gesagt von ihrer Schwester.

Mehrere Männer der Deutschen standen um sie herum. Es war mehr als offensichtlich was sie mit ihr taten. Manon traten die Tränen in die Augen und in ihr kochte ein unbändiger, aber hilfloser Zorn hoch. Sie wendete die Augen ab und versuchte die Ohren vor dem Grauen zu verschließen, aber es gelang ihr nicht.

Ihr Gesicht brannte von den Tränen und ihr Atem ging unregelmäßig.

Doch plötzlich wurde es ganz still in dem Raum.

Vorsichtig öffnete Manon die Augen und sah nach.

Michelle lag auf dem Boden. So wie es aussah war sie nicht bei Bewusstsein.

Einer der Deutschen stand über ihr und zeigte mit einer Pistole auf ihren Kopf.

„Neeeeeeeeeeein!“, schrie Manon und warf sich verzweifelt gegen die Gitterstäbe. Keiner beachtete sie.

Ein Schuss peitschte und beendete das Leben von Manon´s Schwester.

Die letzte Überlebende aus ihrer Familie war von ihr gegangen. Sie war allein.

Als sie das begriff fiel sie erneut in Ohnmacht.
 

Als sie das nächste Mal erwachte war in ihr alles kalt und abgestorben.

Nur einmal zeigte sich noch etwas Gefühl in ihr, als sie bemerkte, dass die Deutschen die Leiche ihrer kleinen Schwester an die Gitterstäbe gelehnt hatten.

Mit der Zeit fing die Leiche an schlecht zu riechen.

Aber auch das kümmerte Manon bald nicht mehr.

Sie wollte nur noch eines: endlich sterben.

Nicht einmal das was die Deutschen mit ihr taten interessierte sie noch.

Am Anfang hatte sie sich gewehrt, hatte gebissen, gekratzt und versucht sich zu entziehen, aber letzten Endes war alles vergebens gewesen. Sie hatte es einfach über sich ergehen lassen.

Wenn sie nicht gerade vergewaltigt oder geschlagen wurde, ging es ihr nicht einmal besonders schlecht.

Man gab ihr genug zu essen und zu trinken.

Und doch überlegte Manon nur wie sie sich am schnellsten das Leben nehmen konnte.

Für sie bestand nicht mehr der geringste Grund weiter am Leben zu bleiben.

Aber als ihr nach etwa .... 5 oder 6 Tagen – sie konnte nicht sagen, wie viel Zeit inzwischen vergangen war – kein Weg eingefallen war, hoffte sie darauf, dass die Deutschen ihrer bald vielleicht überdrüssig waren und sie einfach erschossen.

Doch das geschah nicht.

Im Gegenteil.

Es wurde noch schlimmer.

Sie verloren das Interesse an ihr und trieben indessen andere Spielchen mit ihr.

Als sie merkten, dass sie ihr mit den Vergewaltigungen nichts mehr antun konnten, fingen sie an sie zu foltern.

Meistens war es von psychischer Natur. Zum Beispiel musste sie zu sehen, wie sie einige der Dorfbewohner ermordeten, vergewaltigten oder folterten.

Dann schlugen und traten sie Manon so lange, bis sie in Ohnmacht fiel.

Das ging etwa drei Wochen so, bis sie vollkommen das Interesse an ihr verloren.

Sie bekam nur noch einmal am Tag etwas zu essen und sie merkte, wie sie immer schwächer wurde.

Das Ende ist nicht mehr nahe.... bald bin ich bei euch, geliebte Familie, dachte sie.

Immer wenn sie kurz davor war einzuschlafen erschien das Bild des Deutschen vor ihrem Inneren Auge, den sie als erstes gesehen hatte.

In ihren Augen war er für all das verantwortlich, das mit ihr, ihrer Familie und dem Dorf geschehen war.

Nach weiteren Tagen, in denen sich ihr Hunger allmählich in einen hämmernden Schmerz verwandelte, hatte Manon kaum mehr die Kraft sich aufzusetzen.

Ihr war es egal.

Ihr Geist befand sich in einem Zustand, in dem sie nicht länger mitbekam, was um sie herum geschah.

Sie dämmerte eigentlich nur noch vor sich hin und wartete auf das Ende. Sie reagierte nicht einmal mehr, wenn sie etwas zu essen bekam, oder einer ihrer Peiniger etwas zu ihr sagte.

Schließlich schlief sie ein, und sie wusste, dass es das letzte Mal sein würde.
 

Lauter Krach weckte sie.

Es hörte sich an wie... Schüsse?!

Verwirrt setzte sie sich auf und hielt einen Moment inne, als vor ihren Augen bunte Sterne tanzten.

Tatsächlich.

Es waren Schüsse.

Lautes Geschrei drang in die Hütte.

Vielleicht hatten die Deutschen noch einige Überlebende gefunden und waren gerade dabei sie hinzurichten.

Manon wusste, dass das eigentlich nicht möglich war, aber sie fand in ihrem Zustand einfach keine andere Erklärung dafür.

Die Tür zu ihrem Gefängnis wurde aufgerissen und ein blutüberströmter Deutscher taumelte herein.

Er kauerte sich neben die Tür und linste hinaus. Aus seinem Gewehr gab er immer wieder einzelne Schüsse ab.

Mit einem Mal brach er zusammen. Eine Kugel hatte seinen Kopf getroffen, war hinten wieder ausgetreten und hatte sich nur wenige Handbreit neben Manon in die Wand gebohrt.

Plötzlich kehrte draußen wieder Stille ein.

Einige Augenblicke verstrichen. Dann kamen schwere Schritte auf sie zu und ein hochgewachsener Mann mit rabenschwarzen, schulterlangen, verfilzten Haaren kam auf sie zu. Seine Jacke war an etlichen Stellen zerrissen und rote Blutspritzer leuchteten darauf wie die Augen eines Dämons.

Vor ihrem Gefängnis ging er in die Hocke und sah auf sie hinab.

Seine Augen waren Blau wie kalter Stahl, aber sie strahlten eine Wärme, ab die sie zuletzt bei ihrer kleinen Schwester gesehen hatte.

„Wie heißt du?“, fragte er auf französisch und lächelte.

„M.... Manon“, antwortete sie schwach.

„Hallo Manon. Mein Name ist Piérre. Ich hol dich hier raus.“

Das war zu schön um wahr zu sein.

Manon war überzeugt davon zu träumen.

Über einen Monat lang hatte sie die Gräueltaten der Deutschen ertragen und jetzt kam ein junger, gut aussehender Franzose und wollte sie retten.

Ihr wurde schwindelig und vor ihren Augen begann sich alles zu drehen.

„Das.... das ist ein Traum, habe ich Recht?“, sagte sie leise.

Piérre lachte leise und schüttelte den Kopf. Sein Haare tanzten wild. „Nein. Ich versichere dir das ist kein Traum.“

Ohne weitere Erklärungen machte er sich an dem schweren Vorhängeschloss zu schaffen. Einige Momente später fiel das Schloss laut polternd zu Boden und mit einem Quietschen schwang die Tür auf.

Manon drängte sich mit letzter Kraft in eine Ecke und streckte abwehrend die Hände nach vorn.

„Nein! Lasst mich in Ruhe! Ihr habt mir schon alles genommen! Lasst mich endlich in Ruhe!“, murmelte sie verzweifelt. Manon wusste, dass es nur eine List der Deutschen war, um sie noch mehr zu quälen. Es konnte nicht wahr sein, was sie hier sah.

Piérre, der sich als ihr Freund ausgab, streckte die Hände nach ihr aus und packte sie sanft am Handgelenk.

Er zog sie ein Stück weit nach vorn.

Sie versuchte sich vergeblich zu wehren. Aber ihre Kraft versiegte rasch.

Schließlich schloss sie erneut die Augen und bekam nichts mehr mit, was um sie herum geschah.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  _chu_
2008-07-07T20:58:04+00:00 07.07.2008 22:58
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