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Spezialeinheit A

von

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Prolog zwei: Kyeran

Kyeran wurde vom Lärm der vielen Marktstandbetreiber geweckt, die wie jeden Tag ihr Glück auf dem allseits beleibten und bekannten Delikatessenmarkt der Hauptstadt der Dämonenwelt versuchten und nun anfingen, ihre Stände aufzubauen. Ist denn schon wieder Morgen? Es war zwar letzte Nacht wieder reichlich spät geworden, doch irgendwie war Kyeran auch dankbar, dass er so früh geweckt wurde, denn nur wer schnell war, konnte einen der beliebten Jobs auf dem Markt bei den wohlhabenderen Händlern der Gegend ergattern. Kyeran blinzelte und drehte sich schwerfällig auf die Seite, damit er aus dem Fenster neben seinem Bett sehen konnte. Anschließend schätzte er, dass wenn er sich beeilen würde sein heutiger Lohn durchaus noch für ein Essen mit einer hübschen Frau reichen würde, denn wie die meisten Bewohner des Marktviertels war auch er immer auf eine neue Nummer in seinem Adressbuch aus. Zwar gefiel ihm der Gedanke nicht, gleich aus seinem gemütlichen Bett hinauszumüssen, doch heute Abend würde er diese Entscheidung ganz sicher nicht mehr bereuen.
 

Kyeran schloss noch einmal die Augen und streckte sich, sodass er unbewusst seine riesigen, schwarzen Schwingen zeigte, die zwischen seinen Schulterblättern aus dem Rücken wuchsen. Anschließend atmete er tief durch, schwang sich elegant aus dem Bett und ging ins Bad. Vor dem Spiegel brachte Kyeran seine strubbeligen, schwarzen Haare ein wenig unter Kontrolle, die ihm mittlerweile schon in den Augen hingen. Solange die Frauen drauf stehn, kann ich mir den Frisör auch sparen...
 

Was hatte er eigentlich letzte Nacht getrieben? Beim besten Willen konnte er es sich nicht ins Gedächtnis zurückrufen. Hab wohl wieder zu viel getrunken... Na ja egal. Solange man jung ist, sollte man das Leben genießen.
 

In Gedanken schon bei der Planung für den heutigen Abend, ging Kyeran vom Badezimmer in die Kleine Wohnküche. Seine Wohnung war zwar nicht sehr groß, aber dennoch gemütlich eingerichtet und mitten im Marktviertel, dem Paradies für Nachtschwärmer und Gelegenheitsarbeiter in der Hauptstadt. Vor dem Kühlschrank blieb Kyeran stehen. Sollte er nun wirklich noch Frühstücken? Das würde wertvolle Zeit kosten, und am Ende wäre eventuell nur noch einer der schlecht bezahlten Stellen übrig für ihn. Lieber nicht... Ein Kaffe wird auch reichen. Also ging er zum Schrank, holte den Kaffe heraus und tat ihn in die Maschine. Dann füllte Kyeran noch ein wenig Wasser hinein und startete schließlich den Brühvorgang.
 

Auf einmal fiel ihm auf, dass er nur mit einer Unterhose bekleidet war, die er gestern ausnahmsweise nicht vor den schlafen gehen abgelegt hatte. Wäre vielleicht besser, wenn ich mir noch was ordentliches anziehen würde, bevor ich da rausgehe. Vor dem offenen Kleiderschrank hielt er kurz inne um zum überlegen. Lieber was bequemes... Könnte noch anstrengend heute werden mit dem Kater... Also nahm Kyeran eine weite Jeans und ein ausgewaschenes T-Shirt aus dem Schrank und zog sie sich an. Kaum hatte er die Jeans zugeknöpft, gab auch schon die Kaffeemaschine aus der Küche ein Signal, dass sie fertig war. Kyeran ging wieder zurück in die Küche, nahm sich eine große Tasse aus dem Schrank, goss den frisch gebrühtren Kaffee hinein und setzte sich an den Tisch. Ah, was wäre die Welt nur ohne Kaffee... dachte er und nahm einen großen Schluck. Die Hitze seines Getränks machte Kyeran überhaupt nichts aus, er trank heiße Getränke schon als Kind viel lieber als Saft oder Wasser.
 

Ganz unverhofft hatte Kyeran auf einmal eine Art Gedankenblitz, einen plötzlichen Drang, unbedingt zur Tür gehen zu müssen. So etwas hatte er noch nie erlebt. Er, der für angebliche Medien und Hellseher bislang immer nur ein müdes Lächeln übrig hatte. Kyeran stand auf einmal wie verzaubert auf und ging zur Wohnungstür. Doch dort fasste er sich wieder und hielt Inne. Sag mal was mache ich hier eigentlich?
 

Kyeran war, entgegen den meisten jungen Dämonen, nie wirklich von Magie fasziniert gewesen. In der Schule war der magieverbundene Unterricht immer nur nötige Pflicht für ihn, vielleicht lag es aber auch nur daran, dass er ganz offensichtlich kein Talent für Magie hatte. Sein MFQ war deutlich unter dem Durchschnitt und auch Kyeran Interesse und Neugier bezüglich den magischen Künsten war nie erwähnenswert, doch trotz alledem war dieser unterbewusste Drang, die Tür zu öffnen, weitaus stärker als die Vernunft. Kyeran atmete noch einmal tief durch – irgendwie hatte er das Gefühl, etwas Wichtiges würde ihn hinter dieser Tür erwarten – und drückte schließlich die Klinke hinunter.
 


 


 

Was Kyeran vor seiner Wohnungstür erblickte, war wirklich nicht, was er sich vorgestellt hatte. Beinahe den gesamten Türrahmen ausfüllend, stand dort eine vollkommen in Rüstung und Tücher gehüllte Gestalt, ein Soldat der Dunklen Garde, der wohl geheimsten und grausamsten Kampfeinheit der drei Reiche.
 

Kyerans Blick wanderte als erstes zum Gesicht des Gardisten. Man konnte nur erahnen, was sich hinter der schwarzen Kapuze aus Stofffetzen befand, denn wie durch einen Zauber konnte man selbst bei Tageslicht das Gesicht dieses Wesens nicht erkennen. Der gesamte restliche Körper des Gardistens war vollkommen in einer Rüstung versteckt, wie Kyeran sie noch nie gesehen hatte: Das Metall, aus dem die Rüstung bestand, sah unglaublich robust und unzerstörbar aus, doch gleichzeitig wirkte es auch äußerst leicht, dynamisch und filigran. Die einzelnen Teile waren perfekt zusammengefügt, jeder einzelne Finger bestand aus unzähligen Gliedern, die zusammengefügt panzerartig wie Schuppenkrallen eines Reptils und gefährlich wie die Klauen eines Greifvogels aussahen. Das mattglänzende Metall war über und über mit winzig kleinen, doch äußerst akkurat gearbeiteten Schriftzeichen bedeckt. Kyeran vermutete, dass es sich um einen alten Dialekt der Hohen Sprache – der Amtssprache der Dämonenwelt – handelte, doch die Schriftzeichen waren so winzig, dass man sie mit bloßem Auge nur aus näherster Nähe entziffern konnte. An den Schulterteilen der Rüstung war ein langer, schwarzer Umhang befestigt, der zwar schon einige Löcher aufwies – woher sie stammten, mochte Kyeran sich gar nicht fragen – aber so passte es noch mehr zum Gesamteindruck des Gardisten von einem unerschütterlichen, durch nichts zu besiegenden Kämpfer. Was Kyeran jedoch am meisten Angst einjagte, war das Schwert, dass der Gardist an einem Gürtel in einer – ebenso wie die Rüstung – kunstvoll geschmiedeten und verzierten Schwertscheide aufbewahrte. Der schwere Zweihänder machte einen außerordentlich gefährlichen Eindruck, als wenn man mit der Waffe mühelos einen erwachsenen Mann mit nur einem Schlag enthaupten könnte.
 

So voller Überraschung und auch Angst, wich Kyeran sofort einige Schritte zurück, als er realisierte, was dort in seiner Tür stand, und sein erster Gedanke war: Oh scheiße, was hab ich nur angestellt, dass ich so einen grausamen Tod verdiene?
 

Jedes Dämonenkind bekommt spätestens, wenn es etwas schlimmes angestellt hatte, die Geschichte von den bösen Rittern der Schwarzen Garde erzählt, die nachts die Häuser nach ungezogenen Kindern absuchen, die sie dann später bei lebendigem Leibe am Spieß braten und essen. Und genau diese alte Geschichte ging Kyeran in dem Moment durch den Kopf, als er den Gardisten erblickte.
 

Doch dieser machte überhaupt keine Anstalten, Kyeran verschleppen zu wollen. Es schien eher so, als wenn der Gardist seelenruhig darauf warten würde, dass Kyeran sich erst einmal wieder beruhigte. Als er anscheinend seinen Schreck überwunden hatte, hielt der Gardist ihm einen großen Umschlag aus pergamentartigem Material hin, der auf der Rückseite mit einem großen, schwarzen Siegel verschlossen war. Ungläubig sah Kyeran – immer noch in sicherer Entfernung – den Gardisten an, doch der hielt den merkwürdigen Umschlag immer noch in der ausgestreckten Hand hin und machte keine Anstalten, sein Schwert zu ziehen oder anderwärtig anzugreifen. Kyeran zögerte noch einen Moment, nahm dann schließlich aber doch den Umschlag entgegen.
 

Ohne groß das schwarze, kunstvoll gearbeitete Siegel zu betrachten, öffnete Kyeran den großen Umschlag. Verdammt, was ist das bloß für ein Alptraum heute! Schnell nahm er den Brief aus dem Umschlag, denn insgeheim hatte er doch Angst, der schwarze Mann könnte ihn kurzerhand enthaupten, wenn es ihm nicht schnell genug ginge. Mit zittrigen Fingern faltete Kyeran das Dokument auseinander und fing an zu lesen. Was dort stand, war fast noch merkwürdiger als der Bote, der immer noch in der Tür stand: Kyeran sollte sich bei der obersten Verwaltungsstelle des vereinigten Reiches, zum Reichssecretarius Milpeza, melden, da er „für eine äußerst wichtige Mission“ auserwählt sei. Ich und ne äußerst wichtige Mission? Das ich nicht lache... Aber irgendwie sieht es schlecht mit schwänzen aus, bei nem Gardisten als Begleitung? Also „Mission“ hört sich auf jeden Fall nach mehr als einem Tag an... ich pack mir lieber noch was zum Anziehen ein.
 

„Keine Angst, bin gleich wieder da...“, sagte Kyeran dem Gardisten, obwohl er nicht sicher war, ob er ihn auch wirklich verstehen konnte. Doch als Antwort nickte der Krieger nur. Also machte sich Kyeran daran, das nötigste einzupacken. Er fischte einen großen Rucksack aus seinem Kleiderschrank und tat wahllos eine Jeans, ein paar Boxershorts, zwei T- sowie ein Sweatshirt hinein. Anschließend wühlte er noch in seiner Nachtschrankschublade herum und vervollständigte sein Gepäck schließlich mit einem Deodorant und einer Familienpackung Kaugummis. Wer weiß, ob hübsche Frauen dabei sind... So schnell es ging, machte Kyeran den Rucksack zu und lief wieder zur Tür, wo der Gardist immer noch auf ihn wartete. Er nickte kurz, um seiner Begleitung zu signalisieren, dass er jetzt fertig war, und der Gardist gab ihm zu verstehen, dass er hinaus auf den Flur kommen sollte. Kyeran zögerte noch einen Moment, trat dann aber schließlich hinaus in den Flur und machte die Tür hinter sich zu.
 

Kaum hatte er dies getan, formte der Gardist schon ein Zeichen mit seinen Fingern. Oh, Teleportieren... Darin war ich zwar nicht wirklich gut in der Schule, aber man kann’s ja mal versuchen. Hastig versuchte Kyeran, das Zeichen so genau wie möglich nachzuformen und nach einigen Versuchen war er ganz zufrieden mit sich. Er sah kurz zu dem Gardisten hinüber, der anschienend schon länger fertig war und auf ihn gewartet hatte. Mit einem Nicken signalisierte der Krieger, dass sie jetzt teleportieren könnten und so schloss Kyeran seine Augen und begann sich in Gedanken auf die Teleportationsformel zu konzentrieren.
 

Schon nach ein paar Sekunden merkte er, wie ihm ein wenig schwindelig wurde – ein Anzeichen dafür, dass der Spruch funktionierte – und ehe er sich versah, spürte Kyeran eine Art leichten Elektroschock durch seinen Körper zucken.
 

Sie waren angekommen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Flippi
2008-09-04T18:57:06+00:00 04.09.2008 20:57
Hi, auch wieder ein super kapi!
Ha, bin nicht mal mehr die enizige!!!!!
Also die kleine sache mit den unterhosen fand ich klasse!
Oh, das ist sooo toll!
Lese gleich mal weiter!
Lg

Flippi
Von: abgemeldet
2008-09-04T15:45:12+00:00 04.09.2008 17:45
Wo sind sie denn nun?
Ich bin schon total gespannt darauf!
Außerdem hab ich jetzt schon einen Lieblingschara!
XD
Ich lese gleich mal weiter!^^


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