Encounter
Titel: Dance With Me
Part: 6 / 6 (+2)
Autor: Liniya
Fandom: Detektiv Conan
Pairing: Shiho x Shinichi
Genre: Drama, Romantik
Disclaimer: Alle Figuren gehören Gosho Aoyama und ich verdiene kein Geld mit dieser Geschichte
Kommentar: So, nun sind wir also beim vorletzten Kapitel angelangt. Ja, richtig gelesen ^^ Nach diesem Kapitel wird noch ein Epilog folgen, der das Ganze hoffentlich gut abrundet ^^
Jetzt wünsche ich euch aber erst einmal viel Spaß mit diesem Kapitel hier, in dem es nun endlich zur Begegnung Shinichi-Ran kommen wird...
Würde mich wie immer sehr über Feedback aller Art freuen ^^
06 - Encounter
„Dieser verdammte Kudô kennt wirklich kein Schamgefühl, oder?“, fluchte Sonoko leise vor sich hin und warf giftige Blicke in die Richtung des Angesprochenen, „Hier einfach so vor unseren Augen mit seiner neuen Flamme aufzukreuzen und allen die Show zu stehlen!“
„Sonoko... Bitte...“, murmelte Ran leise und blickte ihre Freundin beschwichtigend an, „Es steht ihm frei herzukommen mit wem er will. Es stand ausdrücklich in der Einladung, dass man Begleitung auch von außerhalb mitbringen darf...“
Rans Stimme klang ruhig und vernünftig, doch in ihrem Innern sah es ganz anders.
Ein Teil von ihr wollte Sonokos Fluchen einfach nur Recht geben, wollte am Liebsten zu ihm stürmen und ihn zur Rede stellen, ihn mit all ihren Gefühlen konfrontieren, mit all ihrem Schmerz.
Wollte ihn von diesem anderen Mädchen fortreißen, das so glücklich neben ihm aussah.
Doch ein anderer Teil in ihr wollte auch einfach aufgeben.
Wollte nicht länger kämpfen.
Wollte nicht länger vergebens warten, wollte nicht einen aussichtslosen Kampf aufrechterhalten.
Einen einseitigen Kampf...
Und so stand sie nur stumm da, klammerte sich an ihr Glas und ließ die beiden derweil keinen Moment aus den Augen. Nur ihr Blick verriet, welch Schmerz und welch Chaos in ihr herrschten.
Doch sie war nicht bereit, es mit irgendwem zu teilen, irgend jemanden davon Kenntnis nehmen zu lassen.
Und so stand sie nur da...
Und beobachtete.
Shinichi und Shiho hatten derweil eine ganze Reihe weiterer Mitschüler begrüßt, als Shinichi endlich die Person entdeckte, die er schon seit Betreten des Saales gesucht hatte.
Hinten, fast am anderen Ende des Saals stand sie, an einem der Tische, ihr Glas fest umklammert, nur Sonoko an ihrer Seite.
Für einen kurzen Moment trafen sich seine und Rans Augen, verbanden sich ihre Blicke....
Shinichi schluckte schwer und zwang sich dazu, sich zusammenzureißen.
Ihr freundlich zuzunicken, bevor er Shiho ein Zeichen gab, mit ihm zu kommen.
Der Moment war gekommen.
Der Zeitpunkt, dies alles endlich zu beenden...
Erschrocken zuckte Ran zusammen, als sich ihre Blicke begegneten.
Er hatte sie gesehen.
Shinichi hatte sie gesehen.
Und nun kam er direkt auf sie zu.
Nervös blickte sie sich um, was sollte sie jetzt tun?
Doch bevor sie weiter darüber nachdenken konnte, hatte auch Sonoko bereits entdeckt was geschah und ein grimmiges Lächeln aufgesetzt.
„So.. Er wagt es also tatsächlich, uns persönlich unter die Augen zu treten. Mumm hat er ja wenigstens, das muss man ihm wohl zugestehen...“
„Sonoko...!“
Aber diese zuckte nur mit den Schultern und schwieg.
Und bevor Ran noch etwas Weiteres sagen konnte, waren Shinichi und seine blonde Begleitung auch schon bei ihnen angekommen...
„Hallo Ran, hallo Sonoko... Schön, euch zu sehen“, begrüßte Shinichi die beiden mit einem leichten Lächeln und ignorierte gekonnt Sonokos tödliche Blicke. Manchmal war jahrelange Übung doch zu etwas gut.
Und dennoch raste sein Herz innerlich und er hoffte nur, dass man ihm nichts von seiner Nervosität anmerkte, als er sich zu Shiho wandte.
„Darf ich vorstellen? Das sind Ran Môri und Sonoko Suzuki. Ihr haben wir diesen wunderbaren Ball heute Abend überhaupt erst zu verdanken.“
Shiho nickte den beiden freundlich lächelnd zu, während Shinichi fortfuhr.
„Und das hier ist Shiho Yamitori, eine.... gute Bekannte.“
Shinichi lächelte verlegen und fuhr sich durch die Haare.
Shiho blickte ihn an, lächelte dann erneut und erlöste ihn aus der auf seine Worte gefolgten Stille, in dem sie sich noch einmal an die beiden Mädchen wandte und sich leicht verbeugte.
„Es freut mich, eure Bekanntschaft zu machen.“
„Die Freude ist ganz meinerseits“, erwiderte Ran auch sogleich pflichtschuldigst und lächelte ebenfalls, wenngleich auch etwas verkrampft. Dennoch war sie froh, der unangenehmen Stille fürs Erste entkommen zu sein. Und selbst Sonoko rang sich zu einem kurzen „Freut mich auch“ durch.
Immerhin konnte das Mädchen ja nichts dafür, dass Shinichi so ein Idiot war, nicht wahr?
Vermutlich sollte man sie lieber bemitleiden, dass sie sich ausgerechnet in einen wie ihn verguckt hatte...
Denn dass diese Shiho Shinichi liebte, dass sah man sofort.
Allein wie sie ihn ansah, sich in seiner Gegenwart gab...
Fragte sich nur, wie es umgekehrt war.
„Wie kommt es eigentlich, dass wir erst jetzt von deiner... Bekanntschaft erfahren?“ Sonokos Tonfall war neutral neugierig, doch ihr Blick sagte etwas anderes.
Ran selbst würde sich sowieso nie trauen, es ihn direkt zu fragen.
Aber Sonoko wollte Klarheit haben. Für sich.
Und für Ran.
Shinichi versteifte sich ob dieser Frage für einen Moment, er hatte nicht damit gerechnet, dass er so direkt damit konfrontiert werden würde. Aber andererseits war es fast zu erwarten gewesen, Sonoko hatte ihn schließlich noch nie gemocht.
Und so riss er sich ein weiteres Mal zusammen, legte einen Arm um Shihos Taille und zog sie ein Stück an sich.
„Es war unsere gemeinsame Entscheidung, unsere Beziehung vorerst nicht an die Öffentlichkeit zu bringen“, erwiderte er dann mit ruhiger Stimme, den Blick fest auf Sonoko gerichtet. Wenn sie es direkt wollte, bitte.
Mit dieser Antwort hatte er nun offiziell zugegeben, dass er und Shiho ein Paar waren.
Nun war es an Sonoko, zu reagieren.
„So?“, kam es von dieser aber nur misstrauisch, „Und wieso diese Geheimniskrämerei?“
Ihr Blick wurde wieder giftig.
„Wolltest dir wohl lieber beide Eisen heiß halten, was?“
„Sonoko!“
Ran funkelte ihre Freundin empört an, bevor sie sich entschuldigend an Shiho und Shinichi wandte.
„Es tut mir leid... Sie meint es nicht so...“
„Und ob ich das tue!“ Sonoko verschränkte ihre Arme vor der Brust, „Warum denn sonst die Geheimnistuerei?“
„Aber Sonoko...“
„Schon gut“, unterbrach Shihos Stimme den aufkommenden Streit, „Es war meine Schuld...“
Sie zögerte kurz, ganz wie es das Szenario vorsah.
Sie hatten die Geschichte, die sie sich zurechtgelegt hatten x-mal durchgesprochen, bis sie beide jedes Detail auswendig kannten. Nun galt es nur noch entsprechend zu agieren.
Doch da sie jahrelang beide in ihren falschen Identitäten gelebt hatten, waren sie zuversichtlich, auch das zu meistern.
„Ich hatte ihn darum gebeten, es nicht öffentlich zu machen.“ Shiho seufzte leise und warf einen langen Blick zu Shinichi, der dem Blick aber nur kurz standhielt und ihn dann abwandte.
„Ich wollte nicht, dass er durch mich in seiner Arbeit behindert ist. Er arbeitet ja immer noch an diesem großen Fall.... Und wenn bekannt würde in welcher Beziehung wir zueinander stehen, könnte das vielleicht Verbrecher auf den Plan rufen.“
Sie blickte die beiden ernst an.
„Ihr versteht, was ich meine, oder?“
Ran nickte leicht.
„Ja...“, erwiderte sie leise und dachte daran, wie ihre eigene Mutter einst zur Geisel eines Verbrechers geworden war, um ihren Vater, damals noch im Polizeidienst, zu erpressen. Oder wie sie selbst schon dieses Schicksal erlitten hatte.
„Ja, ich verstehe...“, wiederholte sie und lächelte Shiho mitfühlend an. Sie wusste, wie das Mädchen sich wohl gefühlt haben musste.
Shiho erwiderte das Lächeln dankbar, während sie sich innerlich dafür schämte, Ran so anzulügen.
Sicher, sie selbst hätte ohne zu zögern wirklich so gehandelt, aber dennoch...
Es gefiel ihr nicht, Ran so anzulügen.
Und noch weniger, dass das andere Mädchen so verständnisvoll war.
Es fühlte sich nicht richtig an.
Sollte Ran nicht eher schreien und toben?
Oder zumindest Verzweiflung zeigen und in Tränen ausbrechen?
Doch statt dessen stand ihnen dieses Mädchen hier gegenüber, unterdrückte all ihre Gefühle und brachte sogar noch Verständnis für ihre Rivalin auf?!
Einzig allein ihre Augen ließen ab und zu einen kurzen Blick auf ihre wahren Gefühle aufblitzen...
Doch bevor Shiho weiter darüber nachdenken konnte, fuhr Shinichi auch schon fort, spann das Szenario weiter.
Weiter seinem Ende entgegen.
„Als ich aber nun neulich die Einladung zum Abschlussball erhielt, wollte ich nicht länger damit hinter dem Berg halten. Ich wollte, dass ihr sie wenigstens kennenlernt.“
Er seufzte kurz.
„Ich werde nämlich schon am Wochenende nach L.A. fliegen um dort zu studieren. Shiho wird mich dabei begleiten.“
„Du... du gehst nach Amerika?“, fragte Sonoko fassungslos.
„Ja. Zu meinen Eltern.“
„Aber...“
„Es ist bereits entschieden, ich habe sogar schon einen Studienplatz an der dortigen FBI-Schule.“
„Du... verlässt uns also...?“, kam es leise von Ran, ihr Blick gesenkt, das Gesicht von ihren langen Haaren verdeckt.
Shinichi lächelte entschuldigend.
„Es war ein kurzfristiges Angebot und ich... Ich wusste bis vor kurzem nicht einmal, was du... Dass du überhaupt...“
Er kratzte sich verlegen an der Wange.
„Es tut mir leid, wenn du falsche Hoffnungen hattest....“
Doch Ran schüttelte nur den Kopf.
„Es... es muss dir nicht leid tun...“, murmelte sie tonlos, ihre Maske der Selbstbeherrschung für einen Moment bröckelnd, „Es... es war eh nichts...“
Sie sah ihn an, zwang sich zu einem Lächeln.
„Aber... ich... ich habe dich trotzdem vermisst.“
Eine einzelne Träne rann ihr nun doch über die Wange, als sie ihn mit schmerzerfülltem Blick ansah.
„Wo warst du?“
Shinichi schluckte heftig, der Ausdruck in seinen Augen gequält.
Mit aller Macht zwang er sich dazu, sich nicht vorzubeugen, nicht die Träne von ihrer Wange zu wischen...
Sie nicht in den Arm zu nehmen und festzuhalten, bis ihr Kummer Vergangenheit wäre.
„Ich konnte nicht...“, war alles was er schließlich hervorbrachte, „Der Fall... Ich hatte... keine Zeit. Und wenn...“
Er schluckte erneut und Shiho spürte wie schwer es ihm fiel, den nächsten Teil zu sagen.
„Und wenn... dann war ich die meiste Zeit bei Shiho...“
Die Haut an seinen Fingergelenken schien fast weiß, so fest war sein Griff um Shihos Taille.
Doch sie sagte kein Wort.
Ran und Sonoko blickten in nur an, Sonokos Miene undurchdringlich, Rans in einer Mischung aus Schmerz und endgültiger Erkenntnis erstarrt.
„Ich... verstehe...“
Sie sah die beiden an, sah wie er sie festhielt, sah wie sie ihn anblickte.
Sah wie sehr das Mädchen ihn lieben musste.
Und er?
Shinichi?
Sie wusste es nicht.
Wusste nicht mehr was sie glauben sollte.
Doch der Schmerz in seinen Augen war echt. Es schien ihm wirklich nicht leicht gefallen zu sein, alles zu vernachlässigen, nur wegen des Falls.
Er hatte sie nicht absichtlich so verletzt.
Aber er hatte seine Zeit lieber mit diesem Mädchen verbracht.
Lieber mit seiner Liebe, als mit seiner Freundin aus Kindertagen.
Ran schluckte schwer und zwang sich dann zu einem letzten Lächeln, während sie Shinichi fest in die Augen blickte.
„Danke“, sagte sie, „Für alles.“
Völlig überrumpelt starrte Shinichi sie an.
Mit allem hatte er gerechnet...
Aber nicht mit so etwas.
Und Shiho und Sonoko schien es nicht viel anders zu ergehen.
Vor allem Sonoko blickte ihre Freundin an, als hätten sie alle guten Geister verlassen.
Doch Ran nickte nur noch einmal bekräftigend.
„Danke, Shinichi. Und ich hoffe...“
Nun versagte ihr doch noch die Stimme.
„Ich... ich hoffe du meldest dich trotzdem... ab und zu... bei mir....“
So flehentlich war ihr Blick dabei, dass Shinichi gar nichts anders konnte, als zu nicken.
„Versprochen?“
Er nickte erneut.
„Versprochen...“, gab er mit brüchiger Stimme zurück.
Ran nickte erleichtert und wischte sich mit den Händen über das Gesicht.
„Oh man, ich bin schon blöd. Einfach zu weinen, wo ich doch Make-up drauf habe...“
Sie sah Hilfe suchend zu Sonoko, die ihr auch schon ein Taschentuch reichte und einen Arm um die Schulter legte.
„Hier... nimm es“
Sie drückte Ran das Taschentuch in die Hand und blickte wieder zu Shinichi und Shiho.
„Ich denke, ihr werdet uns jetzt erst einmal entschuldigen? Vielleicht sehen wir uns ja später am Abend noch einmal....“
Doch ihr Tonfall und Blick machten klar, dass das nur über ihre Leiche geschehen würde.
„Ja.. natürlich“, war daher auch alles was Shinichi erwiderte und Shiho nickte zustimmend.
„Gut.“
Sonoko stützte Ran vorsorglich auch weiterhin und wollte ihre Freundin schon in Richtung Damentoilette führen, als diese sich noch einmal umwandte.
„Shinichi?“
„Ja?“
„Einen guten Flug und... leb wohl.“
Und mit diesen Worten ließ sie sich endgültig von Sonoko wegführen, alle verbliebene Kraft dafür aufwendend, nicht doch noch weinend vor seinen Augen zusammenzubrechen.
‚Leb wohl, Shinichi, Leb wohl....‘