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Tanz der Winde

von

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Ostwind

Von hier aus geht es immer an der Steilküste entlang, nur knapp über dem Wasser, bis der Fels sich farblich verändert und nun nicht mehr grau schwarz ist sondern eher weißlich erscheint. Ich überquere die Küste und es geht ins Landesinnere, immer über die dichten Wäldern hinweg, die wegen dem mildem Klima und dem Fruchtbaren Boden das ganze Jahr über austreiben und in jungem Grün dastehen. Bald schon entdecke ich mein Ziel und gehe in den Sinkflug über. Lautlos lande ich auf einer Lichtung in der Nähe der Küste und blicke mich um, hier sollte die Zuflucht sein, jedoch kann ich den Eingang nicht sehen. Aus dem leisen Rauschen des Meeres, hinter mir wird plötzlich eine Stimme. Ihre Stimme und als ich mich herum drehe manifestiert sie sich gerade aus dem Wind heraus, die Dame des Ostens und die jüngste der Winde in dieser Welt und auch jene Person die ich suche.

"Seid mir gegrüßt und verzeiht das Verschwinden, aber es war mir einfach nicht möglich das Schloss meiner Mutter zu halten, daher gab ich es auf und errichtete ein neues. Wenn ihr mir folgen würdet, dann werde ich euch hinführen." Sie dreht sich um und geht weiter in den Wald hinein und wir kommen näher auf die Küste zu, denn das Rauschen des Ozeans wird wieder vernehmbar und dann immer lauter. Es gestaltet sich gar nicht so leicht ihr zu folgen, jedoch versuche ich dicht hinter ihr zu bleiben muss mir jedoch bald eingestehen, das dieser Weg nicht zum Laufen gemacht ist und ich tu es ihr gleich, gleite mehr mit dem Wind dahin als am Boden weiter vor mich hin zu stolpern. "Eure Mutter ist also mit ihm gegangen und hat euch diese verantwortungsvolle Aufgabe übertragen. Wobei es ja eigentlich klar gewesen ist, schon als ihr geboren wurdet. Für einen Wind ist es nämlich eine absolute Seltenheit ein Kind zu bekommen, selbst wenn auch der Partner einer ist, wie in diesem Fall. Aber macht euch keine Gedanken am Anfang ist es sicher schwer, aber mit der Zeit werdet ihr euch dran gewöhnen."

Inzwischen sind wir am Wasser angekommen, Rechts und Links ist die Steilküste noch intakt, jedoch vor uns ist sie eingebrochen und dort erstreckt sich nun ein Strand aus großen Felsen und Steinen, von dem aus ein dünner Pfad, welcher immer wieder von den Wellen überspült wird, zu einer kleinen Insel vor der Küste führt. Der Weg ist glitschig und ich bin froh ihn nicht entlang gehen zu müssen, da an seinen Seiten unter dem Wasser viele spitze Felsen aufragen und auch ich wäre sicher ein oder zweimal ausgerutscht. Endlich auf dem kurzem Sandstrand der Insel angekommen, bin ich doch froh wieder festen Boden unter den Füßen zu haben und folge ihr auf die andere Seite der Inseln und von dort ins Innere auf den riesigen Felsen zu, welcher sich in der Mitte erhebt. Nachdem wir einen Wald aus Farngewächsen hinter uns gebracht haben stehen wir vor einem Wasserfall, welcher hier vom Felsen herunter kommt und ein sehr tiefes Becken ausgewaschen hat.

Nur ein schmales Felsband führt außen herum, welches jedoch auch vom herabstürzendem Wasser überschwemmt wird, sie hält dies nicht lange auf, ein kurzer Hauch und das Wasser teilt sich für uns. Hinter dem Wasserfall liegt eine geräumige Höhle, deren hinter Wand komplett von einem riesigen eisenbeschlagenem Tor eingenommen wird, welches jedoch keinen Knauf, keine Klinke und auch kein Schlüsselloch aufweißt. "Ich werde euch den Weg hinein noch zeigen, dann müsst ihr mich entschuldigen, ich erwarte euch dann im Thronsaal.” Sie schwebt auf das Tor zu und schiebt einfach ein Stück davon zur Seite, durch das entstehende Loch schwindet sie ins Innere, nun betrachte ich das Tor doch noch einmal genau. Es besteht nicht aus Holz und Eisen, es besteht aus den Blättern von unzähligen Kletterpflanzen, welche das Muster und die Farbe des Tores haben und im trüben Dämmerlicht hinter dem Wasser eine perfekte Täuschung ergeben.

Ich gehe an dieselbe Stelle wie sie gerade und schiebe vorsichtig die Ranken beiseite, vor mit liegt nun ein dünner Gang durch ein bestimmt drei bis vier Meter dickes Gewirr aus Ästen und Dornen. Auch kann ich sehen warum jeden andere Stelle wohl für ein sterbliches Wesen den Tod bedeuten würde, knapp hinter den Blättern liegen messerscharfe Dornen die fast einen Arm lang sind und jeden welcher sich uneingeladen Zugang verschaffen will aufspießen würden.

Als ich das Gestrüpp aus Dornen hinter mir habe stehe ich in einer riesigen Höhle, deren Decke offen ist und so das Licht der Sonne herein kommen kann. Wo das Licht auf die Wände trifft lässt es tausende von Kristallen aufleuchten, welche es brechen und ablenken, so das die gesamte Höhle erleuchtet ist. Der Boden ist bedeckt von einem Meer aus Blüten in allen Farben des Regenbogens, es gibt Flächen welche azurblau sind, aber auch rubinrot oder weiß und nicht zu vergessen gelb. Im hinteren Teil ist ein kleiner Wasserfall zu sehen, welcher die vielen kleinen Bäche zwischen den Wiesen speist. Glasklar und eiskalt plätschert das Wasser zwischen großen Felsen hindurch und über kleinere hinweg, bis sich alle Bäche wieder zu einem vereinen und unterirdisch in das Becken außerhalb fließen.

Obwohl die Bäche nicht sehr tief sind ist ihre Strömung überraschend stark und so entschließe ich mich an den Ufern weiter in die Höhle vor zu dringen, denn dort hinten, teilweise vom Nebel des Wasserfalls versteckt befindet sich der Palast.

Doch ist es wirklich als Palast zu bezeichnen? Die Wände bestehen aus Ranken welche im Laufe der Zeit mit einander verwachsen sind und es ist kein einziges Fenster zu erkennen, jedoch sind an manchen Stellen die Ranken in Bewegung wie ein Vorhang. Nun heißt es jedoch zuerst einmal hin zu kommen und so betrete ich die Blumenwiese und begebe mich an einen der kleinen Bäche, welche sie durchziehen. Klar gluckert dieser über kleine Steine und um größere herum zwischen den Wiesen hindurch, sein Wasser ist eiskalt und dennoch angenehm als es meine Füße umspült, die Schuhe hänge ich mir über die Schulter und bleibe im Wasser des Baches, denn dieser führt mich wie ein Weg zum Palast. Auf dem Weg fällt mich noch etwas auf, viele der Blüten scheinen sich gegen den Wind zu bewegen und beim näheren Betrachten sind es unzählige Schmetterlinge welche dort ruhig sitzen, doch als ich zu nahe heran komme und einige Wasserspritzer in ihre Richtung geschleudert werden stieben sie auf. Die Luft ist erfüllt von Rauschen als diese Wolke von kleinen Flügeln aufsteigt und von allen anderen Wiesen erheben sich ebenfalls solche Wolken, umspielen mich bevor sie wieder zerfallen und wie ein Blütenregen herab schweben, leise und regungslos. Schmetterlinge in allen nur erdenklichen Farben sind zu sehen, wenn man die Wiesen genauer betrachtet, unzählige von ihnen sitzen dort und lassen sich vom Wind schaukeln.

Vorsichtiger setzte ich meinen Weg fort und gelange endlich zum Palast, wobei mir eines sogleich ins Auge fällt, überall stehen noch nur halb überwachsene Pfosten herum, die wohl erst noch zum Teil dieser Anlage werden. Scheinbar soll dieser Wohnsitz bald nicht mehr nur eine Person beherbergen. Bald tauchen in der Wiese vor mir weiße Steinplatten auf, welche sich zum Palast hin zu einem Weg vereinen, der von halbhohen Hecken eingegrenzt wird und auch diese stehen in voller Blüte. Am Palast angekommen bestätigt sich mein Verdacht es gilt nur dir Ranken zur Seite zu schieben um Einlass zu erhalten.

Nachdem ich eingetreten bin umhüllt mich das Halbdunkel, doch nicht lange währt es bis ein großer Schmetterling angeflogen kommt, dessen Flügel ein sanftes lebendiges Leuchten ausstrahlen. Wie eine Lampe aus Tageslicht schwebt er vor mir her durch die Gänge des Schlosses. Bis ich an einen erleuchteten Torbogen komme, dort schwebt er über meinen Kopf zurück zum Eingang. Ohne zu zögern betrete ich den Raum und stehe im Thronsaal, welcher knospenförmig nach oben läuft und an seinem oberen Ende einen der Kristalle sitzen hat welche mir schon draußen aufgefallen sind. Die Wände sind mit Bildern und Mustern aus Blüten bedeckt und der Boden besteht aus einer Platte von weißem Marmor, aus welcher sich auch der Sockel des Thrones erhebt. Dieser scheint völlig aus Edelweiß und Schneeglöckchen zu bestehen, sie selbst sitzt darin in einem aufwändigen hellblauem Kleid, welches nur so mit Rüschen und Verzierungen übersäht ist und fast perfekt zu ihren Augen und dem noch etwas kindlichem Gesicht passt. “Seid mir gegrüßt mein Herr.” Kommt es von ihr zur Begrüßung und sie will von ihrem Sitz aufstehen und sich verbeugen, doch ich winke ab. “Dies ist nicht von Nöten, denn immerhin gebührt mir der Titel nur solange ich in eurer Gnade stehe und dies ist auch der Anlass meines Besuches.” Dabei überreiche ich ihr den Brief, welchen sie unschlüssig in den Händen dreht bevor sie ihn öffnet. Erst ihre zweite Einladung und schon bin ich persönlich hier, doch ihre Miene bleibt gefasst. Nachdem sie fertig gelesen hat lässt sie den Brief sinken und sieht mich an. “Es freut mich zu lesen das wir dieses Jahr mit Begleitung kommen dürfen, doch werde ich diese Angebot nicht annehmen können da ich niemanden habe der mich Begleiten kann.” Ich muss lächeln genau das hatten wir schon erwartet, “Diesbezüglich solltest du dir keine Sorgen machen, wir haben dem jungen Baumgeist, mit welchem du dich des öffteren triffst und welcher auch in den dort drüben neu entstehenden Teil einziehen soll. Bereits angeschrieben, er wird also in den nächsten Tagen bei dir auftauchen und fragen.” Erst sieht sie mich verdutzt an, dann werden ihre leicht gebräunten Wangen rot und sie murmelt ein verlegenes Danke.

“Nicht der Rede wert und wer weiß vielleicht warten ja noch ein paar mehr angenehme Überraschungen auf dich. Doch nun verzeih, ich muss meine Reise zu Ende bringen bevor die Zeit zu knapp für dieses wird.” Damit verbeuge ich mich noch einmal und wende mich dem Ausgang zu. Noch bevor ich den Schritt beendet habe ist sie aufgesprungen, “Wartet doch, lasst mich euch wenigstens noch zur Türe geleiten.” Kurz klopft sie auf ihr Kleid und eine riesige Wolke aus Schmetterlingen steigt daraus empor, bevor sie sich an den Wänden des Thronsaales niederlassen. Als ich wieder zu ihr sehe ist aus ihrem weitem, bodenlangem Rock ein eher schlichter, welcher nur bis zu den Knöcheln geht geworden. “Wenn ihr mir bitte folgen würdet.” Ich kann darüber nur lächeln, “Du bist wirklich wie deine Mutter.”

Am Ausgang des Schlosses angekommen bedankt sie sich noch einmal, bevor ich meine Flügel entfalte und langsam nach oben schwebe. Noch während des Aufstiegs deute ich zum Eingang und rufe ihr zu, “Wie es schein wirst du gleich noch Besuch empfangen müssen und er hält einen Brief in der Hand.” Kurz sieht sie Gedanken verloren in die Richtung die ich deute bevor sie wieder im Schloss verschwindet, mehr kann ich nicht mehr sehen da ich das Loch in der Decke erreicht habe und wieder hinaus zur Küste fliege.

An dieser geht es entlang, immer weiter in Richtung Osten, bis die Küste im weitem Bogen nach Süden verläuft und ich wieder über den endlos erscheinendem Meer bin. Doch dieses mal ist es nicht so freundlich, hohe Wellen sind auf seiner Oberfläche zu sehen und weiße Schaumkronen unterbrechen das Blaugrau des Wassers.



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