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The Last Leader - Der Geist der Freiheit

von

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Abschnitt 1

The Last Leader – Der Geist der Freiheit
 

Das kleine Tier landete zu meinen Füßen nahes des Baums, wo Forte und ich eine Rast eingelegt hatten. Der junge Dornenfalke trug eine noch kleinere Tasche um seinen federlosen Hals. Er zwitscherte und biss beherzt in meinen rechten Stiefel, denn ich war im kühlen Schatten vor einer Weile eingeschlafen.
 

Viel war seit der Einung der Clans geschehen und nicht alles stimmte mich glücklich. Das Land – einst unberührt – war zerfurcht von Feldern, die den Städten Nahrung garantierten und von den Shievo-Karren, die querfeldein ihre Waren nach Cheranko brachten. Wildes Land war gerodet worden für Häuser, für Tempel und Schreine, geweiht dem Herrn der Träume und den Gemaphim, den Schöpfern der Drachenkugeln. Man erfand neue Baumaterialien und zähmte die wilden Tiere im Süden und Osten. Aus Ameth – meinem Zögling – war ein beeindruckender Wissenschaftler geworden. Ich hatte ihn und meine anderen Kinder Schrift und Sprache der Alten gelehrt und ihnen im Gedenken an meine Jugend das Lied beigebracht, das die Beschwörungsformel für die Kugeln enthielt. Ameth wusste warum, denn ich hatte damals dem Drachen versprochen, dass er nicht länger nur den Gemaphim gehörte. Er war dabei gewesen, als der Sturm bezwungen wurde. Nun war er mit Nox nach Devar gezogen und würde dort einige Zyklen bleiben. Als Ilos, der alte Fürst von Devar, starb, verfügte er, dass der nächste Anführer aus Varisc stammen sollte. Es war sehr mutig solch einen Weg zu gehen. Der Rat in Devar hatte dem Wunsch entsprochen und so sollte nun Ameth dort Ilos’ Platz einnehmen. Zuerst hatte ich mich gesträubt, ihn gehen zu lassen. Doch dann erkannte ich wie sehr er sich Unabhängigkeit wünschte. Er war von Geburt an frei, seinen eigenen Weg zu wählen. Es war selbstsüchtig von mir, ihn an mich binden zu wollen. Ameth hatte mir Treue geschworen aber in dieser Zeit waren solche Schwüre zweitrangig gegenüber der Bestimmung, die jedem einzelnen von uns bevorstand.
 

Nox war für das Wissen seines Cousins in Ehrfurcht entflammt. Über die vielen Zyklen war mein ältester Sohn an Erfahrung gewachsen und hatte sich dem Studium der Fauna verschrieben. Daher kam es auch, dass Ameth einen jungen Dornenfalken zum Geschenk bekam. Eben genau dieser, der seinen scharfen Schnabel an meinem Stiefel wetzte.
 

Ich blinzelte gegen das Sonnenlicht, das durch die Baumkrone hindurchdrang. Mido – so hieß das Tier – flatterte auf und landete neben meinem Kopf. Sein Gefieder schimmerte irisierend im Licht und wieder einmal bereute ich die Rodung der Wälder. Diese wunderbaren Tiere würden aussterben und viele andere mit ihnen. Ich setzte mich auf und der Vogel sah mich aus seinen roten Augen wissbegierig an. Ich nahm ihm seine Fracht ab und las in dem Pergament, das Ameth mir geschickt hatte. In kunstvoll geschriebenen Buchstaben berichtete er mir von seiner Ankunft in Devar und wie sehr er mich, Dur und Forte vermisste. Ein Wettkampf im Reiten und Schwertkämpfen würde bald dort stattfinden, schrieb er. Nun, seit Frieden herrschte, erfreuten sich Duelle und Schaukämpfe großer Beliebtheit und Forte ließ es sich nicht nehmen an jedem von ihnen teilzunehmen. Ich genoss es mit ihm zu reisen. Ich reiste als sein Knappe und sein Schmied. Den „Willen des Drachen“ trug ich immer bei mir in ein Leder gewickelt wie die Klingen, die ich für Forte mitführte.
 

Jenseits von Varisc fühlte ich mich frei und solange ich mich nicht zu erkennen gab, würde es auch dabei bleiben. Dort hatte ich Ehre erlangt und hatte diesen Planeten verändert. Nun zog es mich wieder in die Ferne. Ich war nach Reven, Lauron und Cheranko gereist aber mich reizten die östlichen Gefilde, von denen mir in der Vergangenheit nur berichtet worden war. In gewisser Weise forschte auch ich nach den Dingen, die meine Welt zusammenhielten. An manchen Tagen schien ich zu Sprechen verlernt zu haben und blickte nur umher, sah mir die Wunder an, die der Planet Namek hervorgebracht hatte. Ich verbarg meine wahre Identität und überall wo wir ruhten, sprach ich nur in den Gemächern zu Forte.

Reven und Varisc waren in den letzten hundert Zyklen miteinander verschmolzen und die Clans vermischten sich miteinander wie ihre Fürsten es vor zweiundachtzig Zyklen getan hatten.

Vor unserer Abreise ganz im Stillen hatten wir Dur die Stadt übergeben. Er würde mit Umsicht dafür sorgen, dass die Ruhe in allen Bezirken erhalten blieb. Im Morgenlicht des nächsten Tages waren wir mit unseren Num nach Osten aufgebrochen und nun drei Tage danach rasteten wir in einem kleinen Wald nahe des großen Stroms, der sich aus den Bergen um Devar nach Südwesten zur Mündung schlängelte.. Diesen Fluss galt es zuerst auf unserer Reise zu überqueren.

„Liebster Freund, wir haben Nachricht von Ameth erhalten. Wir werden in Devar erwartet und Ihr könnt dort antreten“, sprach ich über das Pergament hinweg zu Forte. „Unser Ziel ist also tatsächlich Devar. Nun, gut. In zwei Tagen erreichen wir Cheranko und weitere vier Tage reisen wir nach Devar. Wenn das Wetter beständig bleibt, können wir einen Tag gewinnen“, überlegte Forte laut. „Ich rate von der Eile ab. Unsere Num sind schon alt. Sie brauchen jede Rast und wir auch.“ –„Eure alten Narben setzen Euch noch zu, nicht wahr?!“ –„Es wird niemals aufhören zu schmerzen, befürchte ich. Ich möchte nichts überstürzen.“
 

Ich lächelte müde und faltete die Schrift zusammen. Dann nahm ich meine Vorratstasche zur Hand, förderte Tusche, die Feder und ein leeres Pergament zutage und schrieb Ameth eine Antwort. Ich hatte das Gefühl wie ein kleiner Junge zu schreiben. Meine Buchstaben waren nicht annähernd so elegant wie die Schrift meines Neffen. Ich seufzte und gab dem jungen Dornenfalken meine Nachricht mit auf den Weg zu seinem Herrn. Ich stand nun auf und streckte mich. Forte sah lächelnd zu mir herüber. „Behauptet nicht, dass Ihr alt seid. Wir sind nicht alt, nur weiser als zuvor.“ Nein, er war es nicht. Seine Zügen waren ein wenig schärfer und ernster geworden aber sein übriger Körper schien sich mit Erfolg gegen das Alter zur Wehr zu setzen. Ich dagegen schien noch magerer geworden zu sein. Die Kontrolle, die ich über meine Kraft ausüben musste, mergelte mich aus und ich fühlte jeden Zyklus schwer auf mir lasten. Dies hatte nichts von dem Leben mehr wie ich es mir nach Vaters Tod vorgestellt hatte. Doch es hatte keine Bedeutung mehr. Für niemanden.

Indem ich Varisc für eine Reise verließ, schien mir ein gewöhnliches Leben wieder nahe zu sein. Aber – und das gab meinem Dasein einen Sinn – ich hätte Forte niemals getroffen und Varisc wäre in der Schlacht zu Varisc unter den Füßen von Revens Soldaten gefallen.
 

Ich blickte in die Ferne und atmete hörbar aus.

„Lasst uns aufbrechen, Chrys. Ich möchte Devar in sechs Tagen erreichen. Bedauert Ihr nicht, dass Ihr Euer wahres Selbst in der Stadt des Ursprungs verbergen wollt? Ihr habt Anspruch darauf, in den Gemächern der alten Fürsten zu ruhen.“ –„Ich spreche offen zu Euch, liebster Freund. Ich bin kein Tier, das man in einen Käfig sperren kann. Einst wusste ich was es bedeutet sorglos zu sein, doch nun ist es mir fremd geworden, durch diese Welt zu reisen. Doch was mir am Herzen liegt seid Ihr, unsere Kinder und der Frieden.“ –„Ihr habt viele Opfer gebracht und viele mutige Männer zu Grabe getragen um zu schützen was Euch wichtig ist, aber warum wollt Ihr nicht sein wer Ihr seid und annehmen was aus Euch geworden ist? Ihr könnt die vergangene Zeit nicht zurückdrehen und das Geschehene verhindern. Ihr seid mit dem Blut der Gemaphim geschlüpft, aber es macht Euch nicht zum Sklaven dieser Bestimmung. Eines Tages wird Eure Bürde auf einen anderen mutigen Mann übergehen und Eure Seele wird frei sein im Jenseits.“

Ich wollte um keinen Preis dieser Welt über meinen Tod nachdenken. Ich würde tagelang in tiefer Grübelei versinken und noch weniger ruhen als ich im Augenblick konnte. Dunkle Augenringe zeugten von Schlaflosigkeit und Falten hatten sich um meine Mundwinkel eingegraben. Ohne Zweifel war ich kaum wiederzuerkennen. Wer mir nicht direkt in meine Augen sah, konnte nur eine Ähnlichkeit zum Gemaphim feststellen, doch nicht mehr. Ich war äußerlich ein anderer geworden und so beschloss ich, mich Falb zu nennen. Mein Vater mochte mir dafür verzeihen. Ich verleugnete meinen Namen für etwas, das ich als Freiheit betrachtete. So folgten wir dem Weg aus dem Wald zu der Straße, die entlang des großen Stroms gen Süden führte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Dark-Serenity-Sama
2008-08-14T19:33:38+00:00 14.08.2008 21:33
Jaaaa, endlich ist sie on, die Fanfic und ich werde sie sofort Faven.
Ja, es geht endlich weiter, ich weiß zwar schon, was alles passieren wird, aber auch eben nur grob, daher freue ich mich umso mehr, dass die Fic endlich on geht.


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