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The Last Leader - Der Geist der Freiheit

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Abschnitt 6

Ich wurde in der Gruppe von siebenundzwanzig Gefangen in einen Unterstand gebracht und dort bewacht. Nun hatten auch die Männer aus den anderen Wagen erkannt wer mit ihnen reiste. Einigen waren bei Fluchtversuchen Arme gebrochen worden. Ihre schwergeschwächten Körper würden die Knochen nicht heilen können und jeder von ihnen konnte während dieser unbarmherzigen Reise an einer Blutvergiftung sterben. Die Verletzten, beinahe zwei Drittel der Männer, ächzten und jammerten vor Schmerzen. Ich war mir sicher, dass Askubir sie in ihrem Zustand töten würde und der Mann rechts von mir hatte schon hohes Fieber. Die Wunde an seinem linken Arm lockte Insekten an und er, den Askubirs Diener Maluk nannten, war nicht einmal mehr stark genug die geflügelten Plagegeister zu vertreiben. In der Hitze des Tages roch es nach den Ausscheidungen der großen Lastentiere und nach verwesendem Fleisch. Ich sah die Straße hinab auf die Ebene und verdrängte die Übelkeit, die mir der Gestank verursachte. Maluk keuchte und schloss seine Augen um genug Konzentration zu sammeln um sprechen zu können. „Chrys, ich erkenne Euch wieder. Ihr erinnert Euch bestimmt nicht an mich, aber ich bin ein Bruder Eures Vaters …“, hauchte er. Ich legte mir einen Finger an meine Lippen um bedeutete ihm damit, dass jeder Atemzug für ihn kostbar war. Erst auf den zweiten Blick offenbarte sich mir das wahre Alter meines Onkels. Er hatte die neunzig Zyklen, die er älter war als ich, zu verbergen gewusst. „Ich werde dich heilen“, flüsterte ich übertönt durch die murmelnden Stimmen der anderen Männer um uns herum. Die Wunde war tief und hartnäckig, sodass ich keine andere Wahl hatte als etwas von der versteckten Kraft zu rufen. Nun, da sich die Wunde schloss, würde auch das Fieber sinken. „Ich danke Euch. Ich werde in der Arena für Eure Ehre kämpfen“, entgegnete er leise doch nicht ohne Stolz. Vieles auf dieser Reise war nicht so wie es auf den ersten Blick schien.

„Wer von euch mageren Gestalten hat noch solche Kraft?“, brüllte Askubir. Alle anderen zuckten zusammen aus Angst vor Strafe. Ich gab meinem Gesicht einen gleichgültigen Ausdruck und stand vom Boden auf. „Lebst du gerne gefährlich, alter Mann?“, knurrte Dura, der drohend näherkam. Meinen Willen würden sie niemals brechen und dabei waren ihre Methoden für mich einerlei. „Du bist also ein Heiler, nicht wahr?! Bist du am Ende doch würdig durch eine Klinge zu sterben als aufgefressen zu werden? Beweise es mir und heile diese unvernünftigen Bastarde, die gegen mich und meine Männer aufbegehrt haben. Heile sie und deine Ration wird verdoppelt. Wenn du mich betrügst, werden dich gleich hier die Dornenfalken abnagen“, sprach Askubir und zeigte zum Himmel empor, wo die Vögel kreisend auf Aas warteten. Ich sah Vertrauen in den Augen aller Gefangenen und dies war auch dem Meister nicht entgangen. Seine Blicke hafteten an mir, als ich jeden einzelnen mit meiner Energie heilte, nur mit dem Maße, dass sie mich nicht verriet.

„Was bist du nur für ein Mann?! Nun, gut. Du sollst deine Rationen erhalten, aber lass dir nicht einfallen sie aufzuteilen.“ Was würde passieren, wenn ich es doch tat? Nein, es war eine Grausamkeit einen der anderen hungern zu lassen um mich damit zu belohnen.

„Meister Askubir! Eine Gruppe Reiter ist auf dem Weg hierher!“, rief ein Wächter, der Am Eingang des Waldes Posten bezogen hatte. „Konntest du sie erkennen? Rede schon!“, rief Askubir alarmiert. „Es ist eine Gruppe Soldaten, Meister. Ich habe Revens Wappen auf ihren Rüstungen erkannt…“ Askubir unterbrach ihn: „Beladet augenblicklich die Wagen! Wir werden verfolgt!“ Man war uns auf den Fersen. Endlich. „Egius reitet mit ihnen, Meister! Revens Fürst führt sie an!, schnaufte der Wächter atemlos. „Verdammt seien die Sinne des Forte! Fluch über diese Fahrt!“, fachte der Meister, stieg auf den Bock des zweiten Wagens und trieb den Tross aus dem Wald heraus.

„Ich hätte dich in Cheranko töten sollen, alter Mann! Deinetwegen jagt uns dein Herr nun hinterher!“, brüllte Dura. „Flieht, Neffe!“, rief mir Maluk zu und zerriss mit wiedererstarktem Vertrauen die Seile, die ihn fesselten. Ich tat es ihm nach. Forte war nahe und dies war eine Gelegenheit, die es zu nutzen galt, denn es würde so bald keine neue entstehen. Mit einem Donnerschlag zerfetzte ich die Plane des ersten Wagens und gleißendes Licht versetzte die Lastentiere in Starre. Die übrigen Wagen stießen krachend zusammen. Räder brachen und Askubirs Männer fluchten, versuchten zu retten was nicht mehr zu retten war. Dieses heillose Durcheinander nutzten mehr Männer als ich zur Flucht. „Bringt mir Falb zurück! Bringt mir alle zurück!“ Askubir schickte mir drei Männer nach, doch ich floh nicht zu Fuß. Ich flog. Ich flog dorthin wo Forte war.

„Sucht den Wald ab! Sucht in der Luft! Bringt den Hinterlistigen zur Strecke!“, brüllte der Meister meinen Verfolgern nach. Nun hatten sie mich am Himmel ausgemacht und versuchten mich im Flug einzukreisen. Einen Kampf gegen drei konnte ich nicht gewinnen. Nicht einmal mit meinen Reflektionen war ein Entkommen möglich. Eine nach der anderen löste sich wieder auf und ich blieb allein zurück. „Ich werde dir deine Knochen brechen, alter Mann! Deine erbärmliche Flucht wirst du nicht fortsetzen!“, brüllte Togan und stürmte durch die Luft auf mich zu. Ich ahnte, dass sich ein anderer mir von hinten näherte. In diesem Augenblick, als sie mir schon sehr nahe gekommen waren, ließ ich mich zu Boden fallen. Doch dort lauerte der Dritte bereits auf mich. Sein Klammergriff presste mir all die Atemluft aus meinen Lungen. „Lass ihn nicht frei!“, rief Togan und landete neben meinem Häscher. Mir wurde schwarz vor meinen Augen und als ich wieder zu mir kam, lag ich auf dem Wagen, dessen Plane ich zerrissen hatte du sah wie die Eingefangenen an Seilen hinterdrein gingen. „Du Bastard! Du musst wahrlich ein Dämon sein, wenn es dir gelingt sieben Männer fliehen zu lassen. Nun müssen die Übrigen dafür bezahlen, aber du nicht. Du bist zu gefährlich um dich mit den anderen marschieren zu lassen. Deshalb lasse ich dich auf dem Wagen halten, damit du siehst wie nutzlos es ist gegen mich zu rebellieren.“ Askubirs Worte waren kalt und voller Hass. Mein Körper wog schwer wie ein Stein. Ein kräftiger Mann, breiter als Dura oder Togan, drückte meinen Gliedmaßen auf die Bretter. In seinen Augen aber glomm ein Funken Mitgefühl für die Sklaven. Ich erkannte ihn. Er war ein Krieger aus Sojis, der damals mit seinem jungen Fürsten Sempas nach Cheranko gereist war und er war auch dabei gewesen, als der Herr der Träume erschien. Er schien der Einzige in Askubirs Gefolge zu sein, der mehr sah als ich all die anderen glauben machen konnte. Sein Name war Airagan und als ich seinen Namen stumm mit meinen Lippen formte, waren für ihn alle Zweifel ausgeräumt. „Ich bereue meinen Frevel an Euch, Herr. Mich verlangt es nach Freiheit wie Euch, doch muss ich befolgen was der Meister befiehlt“, flüsterte Airagan. Aus seinen Augen konnte ich sein Mitleid ablesen und es war ebenso wenig Heuchelei wie das der Gequälten, die an ihren Stricken einen Hang hinunter gezerrt wurden.

Worin bestand Askubirs Macht, dass sich starke Krieger ihm unterwarfen, in seine Dienste traten und ihrerseits Grausamkeit unter den armen Stadtbewohnern verbreiteten?

„In Devar, mein Herr, werde ich Euch befreien. Euer Licht darf nicht in der Arena verlöschen. Schreckliches Unheil würde über Namek hereinbrechen, wenn der Gemaphim gewaltsam aus dieser Welt gerissen wird.“ Nun blickte ich zu den angebundenen Männern hinüber und entdeckte Maluk nicht unter ihnen. Er musste einer jener sieben gewesen sein, denen die Flucht geglückt war. „Rede nicht mit dem Alten! Er kann dir ohnehin nicht antworten!“, höhnte Dura, aber Airagan ließ sich nicht beirren. „Maul halten!“, fauchte er zurück und lächelte mich grimmig an. Es war etwas an ihm, das ich bisher nur von Forte kannte. Die Güte ein Leben zu verschonen war keine Schwäche.



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