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Lo specchio della regina

der Spiegel der Königin
von

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Ailayn

„Ailayn, willst du deinen Zwillingsbruder und seine Freundin nicht begrüßen?“

Hilary schien die Situation etwas peinlich zu sein. Kein Wunder! Auch jetzt machte Ailayn keine Anstalten, um auch nur einen der beiden zu begrüßen. Ganz im Gegenteil! Sie drehte sich sogar wieder um und ging einfach…

„Ähm… sie ist etwas schüchtern! Aber ihr werdet euch sicher noch gut verstehen…“

Hillary schien selbst nicht wirklich überzeugt von ihren Worten zu sein.

„Nun ja… Jerry wird euch eure Zimmer zeigen! Jerry?!“
 

Jerry erwies sich als eleganter, älterer Herr in einem feinen Anzug.

Er sah aus, wie einer dieser typischen Butler, wie man sie in Hollywoodstreifen zu sehen bekam. Genauso streng und genauso penibel.

Vanessa war fast froh, als sie endlich in ihr Zimmer und damit weg von diesem Typen konnte.

Es war ein wunderschöner heller Raum in einem kleinen Turm. Einen Balkon gab es auch und die Aussicht war ein einziger Traum.

So konnte man zum Beispiel einen riesigen See sehen, der nicht weit entfernt sein konnte. Vielleicht würden Vanessa und Kai die Zeit finden, für einen gemeinsamen Ausflug.

Aber das würde wohl kaum gehen. Sie mussten doch Tala finden! Auch wenn Vanessa noch immer nicht ganz klar war, wie.
 

Vanessa gähnte.

Der ganze Stress hatte sie ziemlich mitgenommen, also beschloss sie, sich für eine Weile hinzulegen.

Sie hatte gar nicht gemerkt, wie lange sie geschlafen hatte, denn als das junge Mädchen erwachte, wurde es draußen schon dunkel.

Vanessa knurrte der Magen. Sicherlich hatte sie das Abendessen längst verpasst. Aber dafür war sie jetzt hellwach.

Vielleicht hatte sie ja Glück und in der Küche fand sich etwas Essbares!

Ja bestimmt! Es würde sich sicher etwas finden! Allerdings… musste Vanessa dazu erst einmal die Küche finden! Und das gestaltete sich erheblich schwieriger, als sie sich das vorgestellt hatte.

Als sie nach langem, ziellosem Umherirren wieder einen Blick aus dem Fenster warf, war es draußen schon finster geworden. Es war immer noch stark bewölkt und so konnte man noch nicht einmal die Sterne am Himmel funkeln sehen. Es war dunkel. Einfach nur dunkel. Vanessa konnte kein anderes Wort dafür finden.

Aber was war das? Da war ja doch ein Licht! Vanessa musste sich weit aus dem Fenster lehnen um es überhaupt wahrnehmen zu können. Es schien aus der Bayblade Arena zu kommen. Um diese Zeit? Vanessa wusste nicht wie spät es war, aber es musste SEHR spät sein, denn sie konnte nicht das kleinste Geräusch hören, das auf einen wachen Menschen schließen lassen hätte.

Vanessa zögerte noch einen letzten Augenblick bevor sie mit großen Schritten nach draußen auf den Hof eilte. Als sie das kalte Pflaster unter ihren nackten Füßen zu spüren bekam zögerte sie kurz. Es dauerte etwas, bis sich ihre Augen an die vollkommene Dunkelheit gewöhnt hatten. Von dem Platz, an dem sie stand, konnte man nicht zu der Arena sehen, aber Vanessa ahnte zumindest, in welche Richtung sie musste.

Vorsichtig tastete sie sich voran. Es konnte nicht mehr weit sein.

Endlich sah sie den Lichtstrahl. Sie beschleunigte ihre Schritte, als sie plötzlich ein Rascheln hörte. Vanessa blieb ruckartig stehen und drehte sich langsam in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war.

Sie konnte ihren Augen nicht trauen. Ihr Körper begann zu zittern. Nein! Das konnte nicht wahr sein!

Was Vanessa sah, war kaum mehr als ein Schatten, und doch war er so unverkennbar, dass jeder Irrtum ausgeschlossen war.

So verrückt konnte nur einer sein Haar, ohne Hilfe von 10 Tonnen „Drei-Wetter-Taft“ stylen…

„Tala…?“ Vanessas Worte waren eigentlich nur ein Flüstern, aber sie wusste, dass er sie hören konnte… er musste sie einfach hören!
 

„Wer ist da?“

Erschrocken drehte sich Vanessa um und erblickte eine zierliche Gestalt, die sie als Ailayn identifizierte.

„Ich… ich bins… Vanessa!“

Vanessa warf noch mal einen Blick an die Stelle, wo Tala eben noch gestanden hatte. Doch natürlich war er verschwunden. Irgendwie hatte Vanessa das erwartet…

„Was machst du um die Zeit hier draußen?“, fragte Ailayn und musterte Vanessa misstrauisch.

„Dasselbe könnte ich dich fragen! Ich habe Licht gesehen und wollte nur schauen, ob alles in Ordnung ist!“ Vanessa versuchte ihre Stimme ruhig klingen zu lassen, was ihr aber nur sehr schwer gelang. Sie hatte keine Lust, sich jetzt mit Ailayn zu unterhalten! Sie musste Tala finden! Auch wenn es wohl oder übel ziemlich unmöglich war, ihn jetzt noch zu finden.

Ailayn zögerte kurz, bevor sie antwortete. „Ich habe trainiert!“

„Warum trainierst du so spät noch?“ Die Frage hatte Vanessa eher aus Reflex, als aus ehrlichem Interesse gestellt, aber nachdem ihr die Worte so heraus gerutscht waren, fiel ihr plötzlich auf, dass es tatsächlich sehr eigenartig war, so spät noch zu trainieren. Hatte Ailayn vielleicht irgendetwas mit Talas Auftauchen zu tun?

„Ich trainiere immer um diese Zeit! Da ist es… angenehmer!“ Ailayn sah Vanessa nicht in die Augen, als sie sprach.

„Aber du hast doch heute Nachmittag auch schon trainiert! Hast du etwa bald ein wichtiges Match, wegen dem du so viel trainierst?“

„So könnte man es auch ausdrücken!“ Ailayn sah auf ihre Uhr. „Ich denke, wir sollten jetzt beide zu Bett gehen! Du kennst den Weg zu deinem Zimmer wahrscheinlich noch nicht auswendig, oder? Das ist normal bei diesem Labyrinth! Ich begleite dich!“

„Oh ja, das wäre nett! Das ganze erinnert mich fast ein bisschen, an diese ägyptischen Pyramiden! Die sind ja auch immer so gebaut, dass man sich verläuft!“ Vanessa lachte, hörte aber sofort wieder damit auf, als sie bemerkte, dass Ailayn den Scherz offensichtlich nicht lustig fand.
 

Ailayn führte Vanessa schweigend auf ihr Zimmer.

„Ähm… also danke! Wo hast du eigentlich dein Zimmer?“, fragte Vanessa, als Ailayn schon wieder gehen wollte.

„Ich hab das Zimmer direkt über dir! Gute Nacht!“

„Gute Nacht!“ Bevor Vanessa noch irgendetwas erwidern konnte, war Ailayn auch schon verschwunden.

Etwas enttäuscht, von dieser kalten, abweisenden Unterhaltung, trat Vanessa auf den Balkon hinaus.

„Das Zimmer über mir“, murmelte sie leise. Es musste das letzte Zimmer unter dem Dach sein. Vanessa konnte nur ein einziges, eher kleines Fenster sehen, dass mit dicken, schwarzen Vorhängen verhängt war. Warum schließ Ailayn in diesem finsteren Zimmer, wenn direkt unter ihr doch ein so herrlich heller Raum war, der sogar einen Balkon hatte?

Vanessa gähnte. Sie war zu müde, um sich groß Gedanken darüber zu machen. Sie beschloss, am nächsten Tag darüber nachzudenken und legte sich schlafen.
 


 

Die Sonnenstrahlen kitzelten Vanessas Nase. Sie rieb sich die verschlafenen Augen, bevor sie aufstand und in den kleinen Waschraum ging, der zu dem Zimmer gehörte.

Frisch geduscht und gut gelaunt ging sie zum Frühstück. Zumindest versuchte sie das.

Eigentlich hatte Vanessa gehofft, sich jetzt doch ein wenig besser in dem alten Gemäuer auszukennen, aber da hatte sie sich wohl geirrt. Es gab wohl oder übel keine andere Möglichkeit. Seufzend holte sie ihr Handy heraus und wählte Kais Nummer.

„Kai? Ich bins, Vanessa! Ich steh hier vor einem blauen Wandteppich, mit einem goldenen Löwen drauf und hab keine Ahnung, wo ich jetzt hin muss!“

Sie konnte beinahe das schmunzelnde Gesicht ihres Freundes vor sich sehen, als er antwortete. „Ich hol dich ab! Rühr dich nicht vom Fleck!“
 

Es dauerte einige Minuten, bis Kai endlich da war. „Oh man, du bist ja in die komplett falsche Richtung gelaufen! Ich glaube, die nächste Zeit bewegst du dich hier nur noch in Begleitung vorwärts! Sonst verlieren wir dich irgendwann noch komplett!“ Vanessa lächelte ihn an. „Oh, keine Sorge, so lange ich mein Handy bei mir habe, kann mir nichts passieren!“
 

Die beiden gingen in den Speisesaal.

In der Mitte des Raums stand eine riesige Tafel, die mit allem gedeckt war, was man sich zum Frühstück nur wünschen konnte.

Obwohl Vanessa sich verlaufen hatte, waren sie und Kai die ersten, die sich an den Tisch setzten.

In ihrem Zimmer hatte Vanessa noch die warme Morgensonne auf ihrer Haut gespürt, doch jetzt fror sie beinahe. Der Raum hatte zwar viele riesige Fenster, aber die waren alle mit schweren Vorhängen verhangen, so, dass nur noch wenig Licht hindurch dringen konnte. Wahrscheinlich würde es einfach zu heiß werden, wenn durch alle Fenster das Licht eindringen würde, schlussfolgerte Vanessa. Aber warum hatte man dann nicht wenigstens zwei oder drei Fenster offen gelassen?
 

Hillary betrat den Raum und ihr erster Blick galt ebenfalls den Vorhängen. Aber, anders als Vanessa, schien sie zufrieden damit zu sein, was sie sah. Sie setzte sich Vanessa gegenüber und lächelte sie fröhlich an.

„Na, hast du gut geschlafen?“

Vanessa nickte. „Das Zimmer ist traumhaft! Ich glaube, es könnte in keinem Luxushotel schöner sein!“

Hilary lachte. „Nun, die zauberhafte Einrichtung haben wir, denke ich, Jerry zu verdanken! Er hat mir die besten Innenarchitekten besorgt, die es derzeit auf dem Markt gibt!“
 

Die Tür ging auf und Ailayn kam herein. Schlagartig verschwand das Lächeln aus Hillarys Gesicht. Kai aß vollkommen unberührt weiter, aber Vanessa konnte Ailayn einfach nur fassungslos anstarren.

Es war ein wunderschöner Sommertag, mit den besten Vorraussetzungen, um der schönste Tag des Jahres zu werden. Es war warm! Wirklich sehr warm! Vanessa trug unter ihrem luftigen Sommerkleid sogar schon einen Bikini, weil sie fest damit rechnete, später noch in dem See, den sie gesehen hatte, schwimmen zu gehen. Ailayn dagegen trug einen langärmlichen Pullover, eine lange Jeans, einen Hut und sogar einen Schal!

Sie setzte sich neben ihre Mutter und nahm sich etwas von dem Früchtequark.

„Schätzchen, würdest du den Hut wenigstens beim essen abnehmen? Bitte!“ Nur widerstrebend hörte Ailayn auf ihre Mutter und legte den Hut auf den freien Stuhl neben sich.

Ein langes Schweigen trat ein.

Vanessa wurde mehr und mehr unwohl. Seit Ailayn den Raum betreten hatte, schien die Luft so dick zu sein, dass man sie mit dem Messer schneiden könnte. Irgendwie musste diese gespannte Situation doch zu lockern sein!

„Sag mal Ailayn… hier gibt es doch einen See in der Nähe! Würdest du mit mir da hin gehen? Es würde sicher Spaß machen, bei der Hitze ein wenig schwimmen zu gehen!“

Vanessas Entschluss stand fest. Sie würde sich mit Ailayn anfreunden! Auf jeden Fall! Sie hatte es immerhin auch geschafft, die Schutzhülle des kühlen Kais zu durchdringen! Warum sollte ihr das bei dessen Zwillingsschwester nicht auch gelingen?

„Willst du mich umbringen?“ Ailayn warf ihren Löffel zur Seite, stand so ruckartig auf, dass ihr Stuhl einfach nach hinten umkippte und ging davon.

„Ailayn, Schätzchen, warte doch! Sie… Vanessa hat es nicht so gemeint!“ Verzweifelt sah Hilary ihrer Tochter hinterher.

Kai legte sein Messer, mit dem er eben noch ein Brot mit Butter bestrichen hatte, beiseite. „Entschuldige, Mum! Ich hab es ihr noch nicht gesagt! Es tut mir Leid!“

„Oh!“, machte Kais Mutter nur kurz, bevor sie aufstand und ebenfalls nach draußen ging.

Kai drehte sich zu Vanessa, die allmählich wirklich nicht mehr verstand, was hier vor sich ging. „Wa… Was hab ich denn Falsches gesagt? Warum sollte ich sie umbringen wollen? Kai? Was hat das alles zu bedeuten?“ „Vanessa… es tut mir Leid! Ich hätte es dir längst sagen müssen! Du konntest es ja nicht ahnen!“ „Was ahnen? Kai! Was soll das Alles?“ Sie starrte ihn unverwandt an.

„Ailayn ist schwer krank! Sie leidet an einer Erythropoetischen Protoporphyrie!“

Vanessa verstand kein Wort von dem, was Kai sagte. Sie hatte nie zuvor von einer derartigen Krankheit gehört.

„Hast du schon mal von der „Vampirkrankheit“ gehört? Der Porphyrie?“, fragte Kai.

Vanessa nickte nach kurzem Überlegen zögerlich. „Naja, ich habe davon gehört, dass viele Menschen, die früher für Vampire gehalten wurden, eigentlich nur an einer schlimmen Krankheit gelitten haben, wegen der sie nicht an die Sonne konnten! Aber ich dachte immer, die Krankheit gäbe es gar nicht mehr, weil ich noch nie von so einem Fall in der heutigen Zeit gehört habe!“ „Es ist tatsächlich eine sehr seltene Krankheit! Ein Defekt in der Produktion der roten Blutkörperchen! In Ailayns speziellen Fall ist es so, dass sie schon nach wenigen Minuten am Sonnenlicht grässliche Schmerzen bekommt. Bleibt sie länger in der Sonne treten rote Schwellungen auf. Sogar künstliches Licht verträgt sie nur gedämpft. Ihre Leber ist dadurch auch extrem gefährdet… Es ist kompliziert zu erklären, aber sagen wir mal so: Alkohol, kombiniert mit Tabletten würde sie sofort töten! In der Regel sterben die Betroffenen aber gar nicht an der Krankheit selbst, sondern an Krebs, Leberzirrhose oder sonst irgendeiner Krankheit, die durch die Porphyrie hervorgerufen wird! Einmal da…“, Kai schluckte, „da waren wir noch ganz klein! Damals wussten wir noch nichts von Ailayns Krankheit! Ich wollte mit ihr schwimmen gehen, da brach sie plötzlich zusammen und hat nur noch geschrieen. Ich wusste einfach nicht, was ich tun sollte! Es… es war schrecklich!“

Vanessa sah Kai bestürzt an, als dieser aufgehört hatte zu sprechen. „Aber…“, sie sprach sehr leise, „kann man da denn gar nichts machen?“ Kai schüttelte den Kopf. „Es ist bisher nicht heilbar!“

Bestürzt starrte Vanessa auf die Tischplatte. Das erklärte natürlich auch, warum Ailayn heute so vermummt gekleidet war und warum sie nur nachts und bei schlechtem Wetter trainieren konnte.
 

Plötzlich entdeckte Vanessa etwas pinkfarbenes, das unter dem Tisch lag.

Es war Ailayns Hut. Vanessa hob ihn auf.

„Ist das ihr Hut? Gib ihn mir, dann bring ich ihn ihr schnell!“ Kai wollte schon seine Hand nach dem Hut ausstrecken, aber Vanessa machte keine Anstalten, ihm den Hut zu geben.

„Nein… ich möchte ihn ihr selbst bringen! Ich will mich bei ihr entschuldigen!“

Kai sah seine Freundin mit einem leicht verzweifelten Blick an. „Aber du musst dich doch gar nicht entschuldigen! Es war doch nicht deine Schuld! Du wusstest doch nichts davon!“

„Trotzdem! Es gehört sich einfach, sich zu entschuldigen! Würdest du mir jetzt bitte den Weg zeigen?“

Etwas zögerlich ging Kai voran, bis sie an der Treppe zu dem Turm angelangt waren, in dem sowohl Ailayn als auch Vanessa ihre Zimmer hatten.

„Ab hier kenn ich mich aus! Danke!“

„Soll ich nicht doch lieber mitkommen?“ Kai war nicht wirklich wohl bei dem Gedanken, dass seine Freundin schutzlos seiner Schwester ausgesetzt sein sollte.

Vanessa musste grinsen, als sie seinen besorgten Gesichtsausdruck sah. War das wirklich der kalte, herzlose Kai, den nichts wirklich berühren konnte? Sie gab ihm einen Kuss. „Mach dir keine Sorgen! Ich denke nicht, dass sie mich gleich fressen wird!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Elysione
2008-08-21T20:06:54+00:00 21.08.2008 22:06
Muhahahha!Erster!
Die Story ist einfach super mega affen geil!Ich will schnell weiter wissen!
Weiter schreiben!

HDGDL knuff


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