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Energie des Hellsten Lichts

von

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Kapitel 7
 

Ein Zimmer. Weiße Vorhänge hingen an den Fenstern. Nur das regelmäßige Geräusch des Tropfes störte hin und wieder diese Stille. Es konnte unerträglich werden. Es war eine Stille des ebenso stillen Leides.

Die Wände waren ebenso weiß wie das Bettzeug. Ein Gummibaum stand neben dem Fenster und wirkte wie ein grüner Fleck in diesem eintönigen Weiß.

Heute war eindeutig nicht daran zu denken, Musik zu machen. Florian saß am Bett von Andre. Immer noch war er bewusstlos. Aber zumindest war er nicht in Lebensgefahr.

Überall an seinem ganzen Körper waren Verbände. Er hätte Glück gehabt, meinten die Ärzte. Noch mehr verbrannte Haut, und die Sache wäre nicht so glimpflich gewesen.

Florian hatte Tränen in seinen Augen.„Es tut mir so Leid Andre. Ich hätte mich nicht auf diese Frau einlassen sollen. Es wäre vielleicht doch besser gewesen zu springen. Dann wäre das alles nie passiert.“ flüsterte er. Dann ging er auf das Bett zu: „Ich verspreche dir, das wird nie wieder geschehen.“

Florian nahm Andres Hand und drückte sie kurz. Dann entschied er sich erst mal zu sich nach Hause zu gehen. „Hier kann ich im Moment nichts machen. Aber ein mal werde ich noch kommen. Und danach wirst du nicht mehr wegen mir Leiden.“

Während dem trat die ältere Frau an das Bett ihrer Tochter. Finadira war wohl nur wegen Erschöpfung eingeschlafen. Tränen benetzten noch immer das Gesicht der jungen Frau. Langsam streichelte sie die weißen Haare.

Sie konnte es noch immer spüren, das Leid, dieses unsägliche Leid. Eines der schlimmsten, die es geben konnte. „Finadira, wäre ich doch nur schneller gewesen. Ob wir es verhindert hätten?“

„Nein, es war unmöglich es zu verhindern.“ trat nun Iguazu zu seiner Frau. „Almodovar hatte es genau geplant. Aber ich glaube, sie wird es schaffen.“

Er legte seine Hand auf Kjaras Schulter. Diese umfasste die Hand. Es war ihr so wichtig, dass sie eine Familie waren, dass sie Schmerzen teilen konnten.

Iguazu nahm dann seine Frau mit sich: „Wenigstens wissen wir jetzt, so wie es Finadira erzählt hat, Florian wird zum Teil von der Energie beschützt. Aber das wird ihn nicht ewig vor Almodovar bewahren. Sie muss es, nein, sie wird es bald erreichen.“

„Was soll ich erreichen?“ Die Eltern drehten sich zu ihrer Tochter um, welche sich nun aufsetzte und dann ein paar Strähnen aus dem Gesicht wischte. Am liebsten hätte sie wieder geweint, doch so langsam fehlte ihr die Kraft dazu.

Ihrem Vater stieg nun ein Kampf ins Innere. Soll er? Soll er nicht? Eigentlich war es ihr gutes Recht es zu wissen, aber andererseits konnte es ihr auch noch mehr weh tun. Dann aber beschloss er, dass es nicht anders gehe.

Iguazu kam auf sie zu: „Ich wollte es dir eigentlich nie offenbaren, weil ich nicht wusste, wie du es aufnimmst, aber jetzt, muss ich es sagen: Ich glaube, du bist der Schlüssel um die Energie des Hellsten Lichts frei zu setzen.“

„Spinnst du?“ erwiderte sie aufgebracht. „Was soll ich schon erreichen. Du hast es doch von mir gehört. Wenn dieser Lichtstrahl nicht aus seinem Körper gekommen wäre, hätte Almodovar jetzt gewonnen.“

Iguazu sah erschrocken auf seine Tochter. Seine Frau sah zu Boden. Tränen stahlen sich aus ihren Augen. Finadira war völlig aufgewühlt, alles in ihr brodelte. Warum nur beharren sie so sehr darauf, was für Fähigkeiten sie habe?

Dann aber kam wieder dieses Stechen in ihrem Herzen. „Es tut so weh, und doch, es ist nicht mein Körper. Mutter,“ wandte Finadira sich an Kjara, „Kennst du das?“

„Ja, mein Kind, ich kenne es:“ war zu hören.

Mit ihrem Blick zum Boden gerichtet sprach Finadira: „Er war so wütend, so verzweifelt. Ich habe seine gesamte Wut gespürt. Es muss ihm großes Leid zugefügt haben, als Andre verletzt wurde. Und dann die Sache, er könne das Krankenhaus nicht bezahlen. Es schmerzt ihn so sehr.“

Wieder hallten seine Worte in ihr. Und irgendwie war da etwas anderes als nur Wut, es war das Leid. Es war die Sorge um Andre. Es tat ihr mehr weh, dies zu hören, es her raus zu hören, wie es ihn mitnahm, als das, was er ihr sagte.

„Ich muss ihm helfen!“ redete sie zu sich. Sie stand auf. Eine Kraft brachte sie nun dazu, voran zu gehen, etwas zu tun, von dem sie wusste, es ist das Richtige. Sofort eilte sie zur Tür: „Ich muss gehen, so schnell wie es geht!“

„Warum?“ wollte ihr Vater wissen, der sie mit erstauntem Blick verfolgt hatte.

Sie schrie gerade zu zurück: „Verdammt, mir geht es nicht um diese Energie, mir geht es um ihn. Und nur um ihn. Ich weiß nicht warum, aber ich kann nur glücklich sein, wenn er glücklich ist. Egal, was ich opfern muss dafür. Und wenn es mein Leben ist!Ich kann nicht erklären warum, aber ich muss es tun!“

Schnell lief sie zur Tür hinaus. Kjara und Iguazu sahen sich zuerst verwundert, dann lächelnd an. „Nun,“ fragte Iguazu seine Frau, „hatte ich Recht?“

Kjara legte ihre Arme um ihn, küsste ihn sanft und antwortete: „Ja, du hattest Recht. Hoffentlich wird sie jetzt endlich an sich glauben!“

„Schon bald ist es soweit. Und dann wird sie mehr finden als nur das Ende dieses Krieges!“ flüsterte er und küsste dann nochmal seine Frau.

Kjara sah dann auf ihre Uhr: „Endira braucht heute aber lange. Was macht sie nur?“

„Mach dir keine Sorgen,“ beruhigte sie ihr Liebster, „Sie wird sich noch etwas vergnügen. Und außerdem, sie hat auch ihre Kräfte.“

Kjara lehnte sich an ihn und sprach: „Ja, du hast Recht.“ Schon so viele Jahre fühlten sie diese wunderbare und schöne Macht. Diese Geborgenheit, und das Vergessen aller Sorgen. Und es würde immer so sein, und noch viele Jahre.

Niemand hatte Bemerkt, wie jemand in das inzwischen gedämmerte Zimmer Andres trat. Die Person versuchte leise zu sein, um von niemandem bemerkt zu werden.

Sobald sie das Bett erreichte, flüsterte sie: „Ich hätte da sein sollen, Andre. Denn schließlich, bist du mir sehr wichtig geworden. Und das nur in diesen wenigen Augenblicken, die wir hatten. Aber ich verspreche dir, wir werden noch viele dieser Tage haben.“

Dann beugte sie sich zu ihm, gab ihm sanft einen Kuss auf die Lippen. Und schließlich verließ Endira das Zimmer so leise, wie sie es betreten hatte. Andres Augenlider zuckten.

Florian hatte unruhig geschlafen bis fast gar nicht in den letzten beiden Tagen. Wohl eher etwas gedöst ab und zu. Die ständigen Sorgen und dann dieses schlechte Gewissen. Es nagte unaufhörlich an ihm. Fast schon meinte er davon innerlich aufgefressen zu werden.

Aber es wird bald damit Schluss sein. Nicht mehr lange werden andere wegen ihm Leiden, das hatte er sich geschworen, Nun aber wollte er wenigstens wissen, ob Andre wieder auf die Beine kommt. Also machte sich Florian, es war bereits gegen Mittag, auf den Weg zur Klinik.

In den letzten Tagen hatte er alleine etwas Musik gemacht um nicht ganz ohne Essen auskommen zu müssen. Die Schüler hatten ihn ebenso wie Hartmut mehrmals gefragt, weshalb Andre nicht dabei wäre.

Als Antwort kam von ihm, Andre hätte Heuschnupfen. Wobei er sich dachte, dass jeder, der sie etwas besser kannte, daran zweifelt, hatte Andre doch bisher nie Symptome dafür gezeigt.

Aber zuzugeben, Andre wäre im Krankenhaus und kann das nicht bezahlen, so dass er mit einigen unangenehmen Folgen zu rechnen hätte, dafür schämte er sich zu sehr. Schwäche zeigen, das ist etwas, was er noch nie konnte.

So eben kam etwa fünfzig Meter vor ihm, als er um eine Ecke kam, der Eingang des Krankenhauses in den Blick. Und wie jemand in Weiß gekleidet eben von diesem Eingang wegging.

Florian war verwirrt: „Ist da eben Finadira...Nein, nie und nimmer. Anscheinend werde ich nun endgültig verrückt.“

Er ging durch die Tür. Es war das übliche geschäftliche Treiben. Besucher mit Blumensträußen, Schwestern, mancher Patient im Rollstuhl, und dazu die dauernden Durchsagen. Wie die Zimmer war auch hier das Meiste an den Wänden weiß, der Bodenbelag war blau.

Auf ein mal ging einer der Schüler, für die sie immer gespielt hatten, an ihm vorbei. Der Junge, er hatte blonde Haare und trug eine Lederjacke, drehte sich kurz zu Florian um, nickte ihm lächelnd zu, und verließ das Gebäude.

„So langsam glaube ich die ganze Welt ist verrückt geworden, was macht er denn hier? Dass jemand Verwandtes von ihm anscheinend gerade hier ist, oh man, ich sollte nicht mehr versuchen Dinge zu verstehen.“ dachte er bei dem Anblick.

So langsam verstand er die gesamte Welt nicht mehr als er den Fahrstuhl hinauf fuhr in Richtung von Andres Zimmer. Schließlich öffnete sich die Tür, und Florian ging auf das Zimmer, in dem Andre lag, zu.

Als er es betrat, verschlug es ihm die Sprache. Andre saß da scherzend und lachend, während sein Mittagessen vor ihm stand,zusammen mit Hartmut, welcher neben dem Bett stand und dabei immer wieder irgend etwas begutachtete.

Nach erster Lähmung rannte er auf Andre zu: „Andre, wie geht es dir?“ Florians Innenleben war durch gemischt von Freude und Verwunderung, Unglauben und Glück. Keinen klaren Gedanken konnte er fassen.

Andre lachte etwas darüber und antwortete: „Mal abgesehen von den Verbänden geht es mir perfekt. Das kannst du mir glauben.“

Florian meinte nun endgültig nicht mehr in einem normalen Krankenhaus zu sein, sondern in einer Irren-Anstalt. Wie konnte sein bester Freund angesichts der aktuellen Situation nur lachen? Mit wirrem Blick sah er nun auf Hartmuts ebenso lachendes Gesicht.

„Andre,“ versuchte er diesem seine Lage zu erklären, „Du hast keine Versicherung, du wirst die Rechnung niemals bezahlen können. Das heißt sie werden gegen dich klagen, und da du nicht bezahlen kannst, darfst du die Summe dann absitzen, ist dir das klar?“

„Wegen der Rechnung brauchst du dir keine Sorgen machen.“ Völlig perplex sah Florian auf Hartmut, der das eben ausgesprochen hatte. „Die Schüler, für die ihr immer spielt, haben gestern auf der Schule für euch gesammelt, da ist einiges zusammen gekommen, das dürfte für die Rechnung reichen.“

Ungläubig nahm Florian nun wieder Andre in den Blick, dessen Lächeln die Sache zu bestätigen schien. So langsam kam es ihm in den Sinn, dass Hartmut anscheinend Recht hatte.

„Und was ist das hier eigentlich?“ fragte Florian beim Blick auf ein Stück Papier, welches direkt vor Hartmut lag.

Hartmut erklärte: „Dies,“ und dabei hob er das Blatt demonstrativ hoch, „ist eine Einladung an euch, in einem Club vor zu spielen. Gestern hatte ein Club-Besitzer bei mir am Imbiss geklagt, dass er niemanden für gute Live-Musik hat.

Da seid ihr mir eingefallen. Ich habe ihm von eurem Erfolg erzählt, und er meinte, er braucht jede Gelegenheit die er kriegen kann. Wenn Andre wieder fit ist, will er euch sehen.“

„Nee, oder?“ Florian traf es wie ein harter Schlag. „Das kann doch nicht war sein...“ Florian nahm das Blatt und las die Zeilen, die da standen. Immer und immer wieder. Sein Herz klopfte. Das erste mal, das zweite Mal, immer noch konnte er es nicht glauben.

Aber so stand es da, und es war unterschrieben, inklusive des Briefkopfes eines Clubs. Es entsprach tatsächlich der Wahrheit.

„Warum habt ihr eigentlich nie gesagt, dass ihr auf der Straße lebt?“ wollte Hartmut nun wissen. Florian sah ihn überrascht an. Hatte er sich das nicht gedacht?

Er sagte: „Du wusstest doch, dass wir auf der Straße Musik machen, hättest du es dir nicht denken können?“

„Florian,“ wurde vom Imbiss-Besitzer erwidert, „erstens habt ihr mir nie genau was von eurem Leben erzählt, insbesondere nicht das, und zweitens weißt du gar nicht, wer alles auf der Straße Musik macht. Ich meinte, ihr wärt arbeitslos und bekommt irgendwas niedriges vom Staat, wo ihr was dazu verdienen wollt. Aber nicht, dass ihr obdachlos seid.“

Beschämt sah Florian zum Boden. Stimmt, sie hatten nie genaues gesagt wie sie lebten. Es war ihnen peinlich. Aber nun kam ihm etwas in den Sinn: Jemand muss doch irgend wem erzählt haben, was passiert war.

Er musste es unbedingt wissen: „Hartmut, wer?“

„Wer was?“ kam die Gegenfrage.

„Wer hat dir, oder euch, oder wem auch immer erzählt, dass Andre verletzt ist? Dass wir Obdachlos sind? Wer?“

Ein mal sah Hartmut zu Andre. Dieser nickte ihm kurz zu. Anschließend atmete er kurz durch, ehe er die Wahrheit offenbarte: „Es war diese junge Frau, Finadira.“

Im ersten Moment stieß etwas gegen Florians Kopf, im nächsten Moment ließ er sich in einen Stuhl fallen. Ein starker Druck lastete auf ein mal in seinem Herzen, dass unglaublich schnell schlug. Er glaubte, es müsste zerspringen.

Er atmete hektisch, als er nur noch in die Leere blickte. „Alles in Ordnung mit dir, Florian?“ fragte besorgt Hartmut.

Florian sah auf ihn: „Hartmut...könntest...du...mich bitte mit Andre alleine lassen?“

Der Angesprochene erkannte, er wäre im Moment keine Hilfe. „Natürlich,“ redete er, „Aber denkt daran mir Bescheid zu sagen wenn es für euch in den Club geht.“

„Klar, machen wir!“ war Andres Antwort.

Nachdem sie nun alleine waren, wollte Andre wissen: „Was ist mit dir? Sag mir bitte, was dich beschäftigt?“

„Andre, ich denke, es wird nicht leicht sein es zu glauben. Aber ich sage die Wahrheit.“ sprach der immer noch niedergeschlagene Florian.

Draußen, vor der Klinik, sah eine junge Frau mit weißen Haaren und ein paar vereinzelten Tränen zum Fenster von Andres Zimmer, in dem sie auch Florian wusste.

„Lebe wohl, Florian. Ich werde dich niemals vergessen!“ flüsterte sie. Dann warf sie einen Kuss in Richtung des Fensters. Sie spürte den Abschiedsschmerz. Ihr Herz flehte sie an, nicht zu gehen, aber ihr Verstand war stärker.

Sie wusste, es würde keine Chance geben. Auch wenn jeder Schritt nun weg von diesem Ort sich mit einem Stich in ihr Herz bohrte. Die Tränen würden vergehen, sie würde alles vergessen. Mit Sicherheit. Und doch, eine Leere breitete sich in ihr aus.

Andre hatte sich Florians Geschichte angehört. Zuerst mal musste er das alles verdauen. Florian hatte ihm alles Erlebte mit Finadira erzählt, und was er in sich tragen soll.

Nach einiger Zeit sah er in Florians Augen und erkannte, es war die Wahrheit, so unglaublich sie auch klang. „Ich versteh also Florian. Ist ja einiges passiert. Und eines muss ich dir sagen. Dazu musst du aber etwas näher kommen.“

Etwas verwundert darüber tat Florian was Andre wünschte. Im nächsten Moment spürte er schon die Hand Andres. Fast wurde er von dieser Ohrfeige umgeworfen. Dann spürte er einen brennenden Schmerz auf seiner Wange.

Er rieb sich die getroffene Stelle und schrie Andre gerade zu voller Wut an: „Was zum Henker sollte denn das jetzt?“

Die Antwort kam nicht gerade in niedrigerer Lautstärke: „Wie konntest du das tun, sie so zu verletzten? Merkst du eigentlich nicht wie viel sie dir bedeutet?“

„Sie bedeutet mir gar nichts!“ brüllte Florian zurück, doch etwas in seiner Brust sagte was anderes.

Andre wurde noch ärgerlicher: „Verdammt Florian, ich habe Augen im Kopf. Ich habe es doch gesehen, wie du sie angesehen hast bei Hartmut. Du liebst diese Frau.“

Bei diesen Worten fühlte Florian erneut diesen starken Druck. All dies Lachen, das Erlebte, als sie auf der Wiese waren, ihre Begegnung, diese Nacht-Es brach aus ihm her raus, als endgültig nur noch die Stimme seines Herzens sprach, er weinte bitterlich.

„Was habe ich nur getan? Ich bin so ein Idiot.“

„Geh zu ihr!“ bedrängte ihn Andre.

Auch Florians Herz schrie ihn gerade zu an, so deutlich konnte er dessen Stimme hören: „Beeile dich.“

Andre wurde von Florian angesehen mit Tränen gefüllten Augen: „Ich weiß doch nicht wo sie ist?“

Mit einer Hand auf Florians Schulter sprach Andre: „Du wirst sie finden. Geh schon!“

Nun trieb auch sein Herz ihn dazu, auf zu stehen und so schnell wie möglich das Zimmer zu verlassen: „Ich werde bald wieder kommen, Andre. Und dann wird für den Club-Besitzer geübt.“ rief er nach hinten.

„Jetzt hau schon ab!“ war die Antwort. Nach dem er allein war lachte Andre ein bisschen mit einem Kopf schütteln: „Immer wieder muss man ihn antreiben.“

Florian rannte durch die Stadt, welche in der Abenddämmerung golden glänzte. Er sah sich immer wieder um, rief nach ihr, aber nirgends war eine Spur von Finadira.

„Ob ich mal bei ihr zu Hause frage?“ Dachte er sich. „Wo bist du nur, Finadira. Verdammt, wenn es einen Gott gibt,dann bekomme ich noch eine Chance. Bitte.“

Florian ertappte sich dabei, wie er das aller erste mal in seinem Leben betete. Er suchte nach Hilfe. Plötzlich aber kam ihm der Gedanke: „Vielleicht ist sie ja...“ Weiter dachte er nicht, er rannte nur noch.

Finadira sah sich die letzten Spuren der Sonne an. Immer noch spukten in ihr die Worte Florians herum. Das Herz eines Einhornmenschen konnte vieles vertragen, aber gegen solche Schmerzen war auch sie nicht abgesichert.

Das Herz, welches nach Erfüllung rief, es würde sie nicht bekommen, so sagte es ihr Verstand. „Wenigstens,“ dachte sie sich, „habe ich verhindert, dass er hier runter springt. Und dafür gesorgt, seinem Leben einen kleinen Stoß zu geben.“

Das waren ihre Gedanken, als sie auf dem Dach des Fabrikgebäudes von vor ein paar Tagen stand. Der Wind trieb ein paar Blüten um ihr Gesicht. Sie schloss die Augen und hörte wieder diese wunderbare Musik der Natur, welche ihrem Herzen wenigstens ein bisschen gut tat.

Nun aber wurde es Zeit, nach Hause zu gehen. Ihre Eltern machten sich sicher schon Sorgen um sie. Und außerdem war sie für Almodovar hier ein leichtes Ziel.

„Finadira!“ Die ihr Bekannte männliche Stimme versetzte ihrem Herzen eine wohlige Wärme, und doch schmerzte sie. „Du willst doch nicht das tun, was ich vor ein paar Tagen wollte?“

„Nein,“ war die Antwort, „ich wollte nur ein bisschen in Erinnerungen schwelgen. Ich weiß, dass du mich nicht mehr sehen willst.“ Sie drehte sich um: „Ich hoffe, Florian, dass ein Leben jetzt die Wendung bekommen hat, die es verdient. Ich will dein Glück nicht mehr gefährden. Lebe wohl!“
 

Finadira ging an ihm Vorbei. Doch sollte sie nicht weit kommen. Florian schnappte sich ihre Hand, drehte sie zu sich um und umarmte sie fest. So fest, als ob er wüsste, sie würde in einer Sekunde verschwinden.

Finadira spürte mehr als nur eine Wärme. Eine gewaltige Hitze. „Wenn du jetzt gehst, stehst du meinem Glück im Weg!“ schluchzte er. Ihr Herz schlug unglaublich schnell, abertausende von Schmetterlingen schwirrten in ihr.

„Es tut mir Leid. Ich habe nie erkannt,wie wichtig du mir bist. Bitte verzeih mir, Finadira.“ Geschah das alles wirklich? War es nur ein Traum? Nein, diese festen Arme, die sie spürte, es war kein Traum.

Er löste sie etwas von sich, sah ihr in die Augen, strich sanft über ihre Lippe. Es kribbelte auf jedem einzelnen Millimeter, den er berührte: „Ich liebe dich!“

Florian kam auf sie zu mit seinem Gesicht. Finadira ließ es geschehen, schloss die Augen, spürte seinen Mund. Alles explodierte wie ein Feuerwerk in ihr, es tat so unglaublich gut. Es war so unbeschreiblich, so schön.

Als er den Kuss löste, atmete sie erst nur ungläubig, fasste sich kurz an die Lippen, dann antwortete sie: „Natürlich verzeihe ich jemandem, den ich über alles liebe!“

Florians Herz machte gewaltige Sprünge, als er das hörte. Er kuschelte sie an sich, genoss die Geborgenheit, das Kribbeln. Keine Sorgen mehr, nein,nie mehr, es gab nur noch sie Zwei. Die Zeit stand still. Nichts zählte mehr. Außer dieser unvergesslicher Moment.

„Herr, das Einhorn-Mädchen und der Träger des Lichtes..“

„Ich weiß es schon!“ antwortete aufgebracht Almodovar. „Aber das zählt auch nichts. Gehe gefälligst wieder. Wir müssen unsere gesamten Kräfte sammeln. Dann werden wir den Träger auslöschen, ebenso wie Iguazus Familie. Der Krieg wird bald beendet sein und wir werden die einzigen sein, die dann noch stehen.“

In der dunklen Höhle ließ der Diener nach einer Verbeugung Almodovar wieder allein. Dieser ging wieder in seine Meditations-Position und sprach leise: „Bald schon Iguazu, befördere ich dich in die Hölle. Aber zuerst sollst du noch etwas Leiden! Das wird dein Vorgeschmack!“



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