Zum Inhalt der Seite

For Want of Evidence

A The Dark Knight Fanfiction
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

The Old New Way

For Want of Evidence – Chapter 9: The Old New Way
 

Er stieß sich vom Fensterbrett ab und erhob sich wie ein Racheengel über die Dachkante, noch während er sich bewegte, spürte er die Blicke der Polizisten auf sich und musterte seinerseits die Situation, noch hatten die Bewaffneten ihn noch nicht bemerkt. Fast ohne jegliches Geräusch setzte er auf dem geteerten Boden auf und stieß sich sofort wieder ab, um seinen Schwung zu nutzen, für einen Moment wirkte die Szenerie fast eingefroren auf ihn, dann wirbelte die Frau, die die Geisel gespielt hatte – Anna – herum und bellte nach einem kurzen, fassunglosen Blick eine Warnung.

Noch während die Bewaffneten herumwirbelten, um zu sehen, was sie meinte, warf Thomas sich zu Boden, sie rollte sich über ihre Schulter ab und verschwand hinter einem Stapel Kisten, Schüsse zischten, als ihre Bewacher begriffen, was sie tat und versuchten, sie aufzuhalten.

Einer der Männer hatte ihn nun als Bedrohung eingestuft, er richtete den Lauf seines Maschinengewehres auf ihn und Batman schlug ihm fast beiläufig die Waffe aus der Hand, sein Nachbar stürzte zu Boden, als er ihn mit einem Faustschlag niederstreckte. Ein anderer der Bewaffneten fiel dem Batarang zum Opfer, das er nach ihm warf, als er versuchte, den am Boden liegenden Gordon ins Visier zu nehmen.

Die gequälten Schreie eines Polizisten hallten über das Dach, er hielt sich den zerfetzten Arm, mehrere Kugeln hatten ihn getroffen und Batman stürzte sich auf die letzten noch stehenden Verbrecher. Es war ein Wunder, dass es nicht mehr Verletzte gab, doch nun begann die mieserable Deckung von Gordons Leuten ihre bessere Ausbildung und Disziplin aufzuwiegen, er musste den Schusswechsel schnell beenden...

Über den Kampflärm hinweg hörte er Reifen quietschen und unterdrückte einen Fluch, Anna war nirgends zu sehen, also versuchte sie wohl, zu entkommen. Er breitete die Schwingen aus und stieß sich ab, glitt wie ein riesiger Schatten auf die Männer zu, nur einer hatte den Mut, auf ihn zu schießen und zerfetzte den Stoff mit seinen Kugeln. Doch auch er warf sich zu Boden, als er zwischen ihnen hindurchstürmte und sich danach von der Dachkante abstieß, er konnte den Wagen noch am Ende der Straße entdecken. Die Rückscheibe war zersplittert, einer der Polizisten war wohl geistesgegenwärtig genug gewesen, um auf ihn zu schießen, und er glitt auf ihn zu. Doch er verlor zu schnell Höhe, der Ausgangspunkt war zu niedrig gewesen und als das Auto mit quietschenden Reifen um eine Kurve rutschte, verlor er es aus den Augen und unterdrückte einen Fluch, als er landete.

Er konnte keine Schüsse mehr hören, die Polizei hatte die Konfrontation wohl für sich entschieden und er warf einen Blick zurück, zwei Seile hingen einsam von der Dachkante und er konnte die Silhouette einer Frau erkennen, die sich zwischen den Kisten erhob und den Staub von ihrer Jacke klopfte. Bei einem genaueren Blick konnte er Thomas erkennen und für einen Augenblick glaubte er, dass sie ihn ansah, doch als sie mit den Schultern zuckte und sich wieder ihren Kollegen zuwandte, war er überzeugt, dass er sich getäuscht hatte. Sie wusste nichts von den Verbrechen Harvey Dents, Gordon hatte ihr mit absoluter Sicherheit nichts verraten, ohne sich mit ihm abzusprechen und sie hätte wohl – wie jeder anständige, pflichtbewusste Polizist von Gotham City, eine bedauerlicherweise sehr seltene Spezies – die Gelegenheit, ihm nachzustellen, nicht ausgelassen.

Er sah sich um und fand einen Kanaldecke, er wagte es nicht, noch länger an der Oberfläche zu bleiben, die Polizei würde sehr bald das Gebäude umstellen und dabei höchstwahrscheinlich auch ihn entdecken... Moment. Es sah Gordons Erfahrung und Pflichtbewusstsein gar nicht ähnlich, auf grundlegende Vorsichtsmaßnahmen wie diese zu verzichten, und das bedeutete, dass die bereits postierten Wachen wieder abgezogen worden waren. Shirleys Worte über die Bestechung eines hochrangigen Polizeibeamten fielen ihm wieder ein und er erstarrte mitten in der Bewegung – er musste mit dem Commissioner reden, ein hochrangiger Maulwurf in dessen Reihen konnte den gesamten Kampf gegen das organisierte Verbrechen gefährden und...

Hastig warf er einen Blick zurück zu dem Bürogebäude, seinen Ohren nach zu urteilen entfaltete sich dort gerade hektische Aktivität und er glitt hastig nach unten in die Kanalisation, nach einem... nun, Debakel konnte man es nicht nennen, aber nach einer Schießerei wie dieser hatte Gordon sicherlich mehr als genug Presseleute und Politiker um die Ohren, er brauchte nicht auch noch einen Verbannten, der mit ihm sprechen wollte.

Und es war nicht so, als ob er selbst nicht eigentlich genug zu tun hatte, bemerkte er mit einem kleinen Lächeln, als er an die Verbesserungen dachte, die er erst vor kurzem in den Helm seines Anzugs eingebaut hatte und die es ihm nun erlauben würden, Anna und ihrem Komplizen das Leben schwerer zu machen, als sie in ihren schlimmsten Albträumen vermuten würden.
 

Er legte den Weg zu seinem Versteck am Hafen zügig zurück, doch heute konnte er die Geschwindigkeit nicht genießen. Zu sehr plagten ihn die Gedanken an die Warnung, die er Gordon schon viel früher hätte geben sollen und die jetzt vielleicht schon zu spät kam, um den größten Schaden zu verhindern... er schüttelte den Kopf.

Fast hatte er das Gefühl, eingerostet zu sein, die zwei Jahre ohne eine wirklich Herausforderung – nur Kleinkriminalität und das Gotham City Police Department, dessen Commissioner sein Bestes tat, um die Jagd auf ihn zu verhindern – hatten seine Fähigkeiten nicht wirklich auf die Probe gestellt und statt sich neue Aufgaben zu suchen, war er dankbar dafür gewesen. Der Kampf gegen den Joker hatte ihm viel zu deutlich vor Augen geführt, was er verlieren konnte und würde, wenn er versagte und er... er scheute nun die Auseinandersetzung.

Bereitwillige würde er auch den Lieutenant und seine Organisation, die sich in der Stadt breit gemacht hatten, dem Commissioner und seinen Leuten zu überlassen, nur fürchtete er, dass diese nicht in der Lage wäre, mit ihnen fertig zu werden, wenn die Behörde so von Spitzeln durchdrungen war, wie Shirley angedeutet hatte. Und ein Mafiaboss, der es sich ganz offensichtlich zur Lebensaufgabe gemacht hatte, ehrliche Polizeibeamte zu korrupieren – wer könnte besser gegen ihn kämpfen als jemand, der eben kein Polizist war? Jemand, der so reich war, dass man ihn nicht bestechen konnte?

Oh ja, der Lieutenant würde eine böse Überraschung erleben, wenn er glaubte, dass er Batman einfach ignorieren konnte... er lächelte, als er sein Versteck durch den neuen, unterirdischen Zugang betrat und das Tor hinter sich versiegelte. Sein erster Schlag würde zwar nur seine Lakaien treffen, aber das war es wert...

Routiniert begann er, aus seinem Anzug zu schlüpfen, die Bewegungen waren ihm durch die lange Übung bereits in Fleisch und Blut übergegangen, doch heute legte er seinen Helm nicht an seinen Platz zurück, sondern behielt ihn in der Hand, als er den Rest seiner Ausrüstung wieder im Boden versenkte.

Fast beschwingt ging er zu seinem Schreibtisch und aktivierte den Computer, er war früher als sonst hierher zurückgekehrt und die quälende, aber meist befriedigende Müdigkeit, die diese Momente meist in einen Nebel hüllte, hatte diesmal nicht Besitz von ihm ergriffen. Vorsichtig legte er seinen Helm auf der schimmernden, schwarzen Arbeitsfläche ab und verband dann ein Kabel mit einem der versteckten Anschlüsse an der Innenseite, danach sah er zu, wie die Daten über den Bildschirm scrollten.

Er hatte eine kleine Videokamera in die Augenpartei eingebaut, die Linse sah alles, was er sah, und an den Seiten fast noch mehr, was ihm nicht nur den Vorteil verschaffte, dass er nun seine Aktionen im Nachhinein noch einmal betrachten konnte – es verschaffte ihm auch brandneue, gestochen scharfe Fotos von den Bewaffneten, die ihm in den Weg geraten waren.

Anna und ihr Komplize verließen sich wohl darauf, dass die Polizei erst nach den Angaben der Augenzeugen Phantombilder erstellen und sie dann an alle wichtigen Institutionen verteilen musste, wohingegen er seinen Computer direkt die verschiedenen Verbrecherdatenbanken absuchen lassen konnte. Natürlich war sein Zugang einer der... eher weniger legalen Art und jede Nutzung des Systems setzte ihm dem Risiko aus, entdeckt zu werden, doch in diesem Fall war er der Ansicht, dass der Gewinn die Gefahr wert war.

Jeder Hinweis auf die Leute des Lieutenants verschaffte ihm auch Informationen über den Mann selbst, ob er sich dieser Tatsache bewusst war oder nicht, und wenn er nur genug von seinen Komplizen identifizieren konnte, dann würden diese Spuren ihn zweifellos zum Anführer der neuen Organisation selbst führen... wer auch immer es war.

Der Helm hatte seine Daten in den Speicher des Computers übertragen, er steckte ihn ab und betrachtete ihn für einen Augenblick zufrieden. Das neue Design seines Anzuges, das er vor zwei Jahren bei Lucius Fox in Auftrag gegeben hatte, erhöhte seine Bewegungsfähigkeit und seinen Überblick über die Situation beträchtlich und er war dankbar dafür, auch konnte er nun, während er das Batpod fuhr, den Kopf drehen und so sehen, wer sich hinter ihm befand.

Zwar war er nun verwundbarer gegen Schuss- und Stichverletzungen, aber wenn jemand in der Lage war, genügend Kugeln aus kürzestem Abstand auf ihn abzufeuern, um seinen Panzer zu durchdringen, dann war ein schneller Abgang ohnehin das Vernünftigste, was er noch tun konnte – und dafür benötigte er seine bessere Übersicht und Beweglichkeit mehr denn je.

Er fügte den Helm dem Rest seiner Ausrüstung hinzu und verbarg sie wieder, dann wandte er sich wieder seinem Schreibtisch zu und wählte zwei Bilder aus seinen Aufzeichnungen aus, die Anna und ihren Komplizen in aller Pracht zeigten. Zwar hatten ihn beide vor ihrer Flucht nur kurz angesehen, doch diese Augenblicke genügten allemal, um die Aufnahmen durch das Gesichtserkennungsprogramm laufen zu lassen, um sie zu identifizieren.

Stirnrunzelnd betrachtete er die restlichen Bilder, irgend etwas fehlte, etwas, das ihm in der Hitze der Schießerei nicht aufgefallen war – ein Grund, warum er die Kamera installiert hatte... langsam spulte er zurück, bis zu dem Moment, an dem er über die Dachkante aufgestiegen war... Jeffries fehlte.

Im Polizeifunk hatte er gehört, dass die Einheiten auf der Suche nach einer Officer Winona Jeffries waren, die sich vermutlich an dieser Adresse aufhielt – und er hatte sie nicht gesehen. Zuerst war er der Ansicht gewesen, sie wäre die Geisel, doch nachdem sich diese Vermutung so offensichtlich als falsch herausgestellt hatte, war sie von der überraschenden Dreistigkeit der Mafialeute aus seinem Gedächtnis verdrängt worden.

Nun fiel sie ihm wieder ein und er schalt sich für seine Nachlässigkeit, doch auch, als er alle seine Aufzeichnungen durchgesehen hatte, fand er, außer Thomas, Anna und einem der Officers keine Frau auf dem Dach. Nachdem er den aufgestickten Namenszug der letzten Frau vergrößert hatte und er feststellte, dass sie „Lincoln, B.“ hieß, war auch die letzte, schwache Chance dahin – er hatte ohnehin nicht geglaubt, dass Gordon eine Polizistin, die der Korruption verdächtigt wurde, an einer Schießerei gegen die Mafia teilnehmen ließ.

Er machte sich eine mentale Notiz, den Commissioner danach zu fragen, und speiste nun endlich die Bilder in sein Gesichtserkennungsprogramm ein, mit dem er auch schon nach dem Joker gesucht hatte, dann warf er einen Blick auf die Digitalanzeige an der Wand und nickte.

Die Nacht war noch nicht vorbei und es bestand eine Chance, dass Gordon nun all die aufgescheuchten Reporter und nervösen Politiker abgewimmelt hatte und vielleicht bald nach Hause kam. Er hatte noch genug Zeit... aber trotzdem beeilte er sich.
 

Seine schwarze Rüstung verband sich fast mit der Dunkelheit und den geschwärzten Backsteinen hinter ihm, die Holztreppe, auf der er saß, war zu einem mehr als vertrauten Platz für ihn geworden, zu oft hatte er in den vergangenen zwei Jahren hier auf den Commissioner gewartet, weil das Dach des Polizeipräsidiums ein zu heißes Pflaster für ihn geworden war.

In der Wohnung vor ihm brannte kein Licht, Barbara Gordon und ihre beiden Kinder mussten schon längst ins Bett gegangen sein und er schüttelte den Kopf, ihr Mann sah in den letzten Tagen wohl nicht besonders viel von seiner Familie – und es gab keine Anzeichen, dass sich das in näherer Zukunft ändern würde.

Wenigstens waren sie nun nicht in unmittelbarer Gefahr, der Lieutenant zeigte keine Anzeichen dafür, dass er sich über die Verwandten der Polizisten an sie heranmachte, denn eine Entführung wäre mit Sicherheit nicht geheim geblieben... allerdings hatte es auch vor zwei Jahren keine Anzeichen gegeben, dass Harvey Dent es auf Gordons Familie abgesehen hatte.

Das typische Geräusch eines Wagens ließ ihn aufhorchen und er zog sich noch dichter in die Schatten zurück, vage erkannte er einen Streifenwagen des GCPD, der am Eingang der Seitenstraße hielt und er hoffte, dass niemand zu genau in seine Richtung blickte. Sein Versteck war nicht besonders gut, aber wer würde sich auch am frühen Morgen für das obere Ende einer Feuertreppe interessieren? Niemand. Oder zumindest wünschte er sich das.

Eine Gestalt stieg aus dem Auto und schlug die Tür hinter sich zu, erst nach einem Augenblick erkannte er den Commissioner, so gebeugt waren seine Schultern, so schlurfend näherte er sich seinem Hauseingang. Batman warf einen schnellen Blick zum Streifenwagen, der Fahrer machte keine Anstalten, sich auf den Rückweg zu machen, sondern schien sich davon überzeugen zu wollen, dass sein oberster Vorgesetzter auch wirklich gut zu Hause ankam, was ihn dazu brachte, mit den Zähnen zu knirschen. So wichtig Pflichtbewusstsein auch war, in diesem Fall lag es genau entgegen seinen Interessen, denn wenn Gordon erst im Haus war, würde es ihm kaum gelingen, ihn noch unbemerkt abzufangen.

Er sah zu, wie der Commissioner die Stufen zur Eingangstür nahm, seine Bewegungen waren die eines sehr, sehr erschöpften Mannes, ein Muster, das er selbst von sich zur Genüge kannte. Langsam zog er den Schlüssel aus seiner Tasche und steckte ihn fast ohne jeden Laut ins Schloss, er wollte wohl seine Frau und seine Kinder nicht wecken, wenn er schon zu einer Zeit, zu der jeder vernünftige Mensch eigentlich schlafen sollte, nach Hause kam.

Mit derselben Vorsicht öffnete er die Tür und trat ein, doch als er sich umwandte, um sie wieder zu schließen, bemerkte er, dass der Streifenwagen noch immer vor seinem Haus hielt und er deutete einen müden Salut an, was den Fahrer offensichtlich zufriedenstellte. Endlich machte er sich auf den Rückweg, doch Gordon war schon dabei, hinter sich abzuschließen und Batman stieß sich augenblicklich von seinem Beobachtungsposten ab. Er landete im letzten Moment auf der Fußmatte des Commissioners, um noch einen Arm in die Tür klemmen zu können und konnte hören, wie der Commissioner im Inneren erschrocken aufkeuchte und dann erleichtert die Luft ausstieß, als er den Handschuh erkannte.

„Welch selten gesehener Gast.“ Seine Stimme klang schon fast wieder ruhig, als er nach draußen auf die Matte trat und die Tür hinter sich schloss, sogar ein kleines Lächeln schlich sich auf seine Züge. „Was kann ich für Sie tun?“

„Ich denke, vielleicht kann ich diesmal Ihnen helfen. Ich habe Informationen für sie.“ Der Commissioner sah so müde aus, wie er auf den ersten Blick gewirkt hatte, ganz offensichtlich schlief er beängstigend wenig und stürzte sich in seine Arbeit.

„Haben Sie das?“

„Ja. Es gibt mindestens einen hochrangigen Maulwurf im Gotham City Police Department.“

Gordon bedachte ihn mit einem Blick, der Bände sprach über den Intelligenzquotienten, den er ihm in diesem Moment zuordnete. „Oh, das hätte ich ohne Sie niemals bemerkt. Was meinen Sie, auf wen Detective Thomas im Moment angesetzt ist, hm?“ Der beißende Sarkasmus in seiner Stimme war kein gutes Zeichen, der Stress setzte ihm offensichtlich bereits zu und zerrte an den Nerven des Commissioners.

Er schüttelte leicht den Kopf. „Ich habe mindestens gesagt, aber höchstwahrscheinlich sind es mehrere... nach den Informationen, über die ich verfüge, brüstet sich der Lieutenant damit, Polizisten am laufenden Band zu kaufen, und vor einigen Wochen dürfte er einen großen Coup gelandet haben.“

„Sie meinen also, irgend jemand schnappt mir meine Leute unter der Nase weg?“ Der Gedanke schien Gordon alles andere als zu behagen, was er durchaus verständlich fand, doch er musste nicken. „Ja. Nach allem, was ich gehört habe, macht es ihm Spaß, Polizisten zu korrumpieren, er tut es also nicht nur aus den naheliegenden Motiven.“

Der Commissioner knirschte mit den Zähnen. „Und für wie zuverlässig halten Sie diese Informationen?“

Für einen Moment dachte er an Shirley, dann lächelte er sarkastisch. „Bedauerlicherweise für ausgesprochen zuverlässig. Meine Quelle hat mich – im Rahmen ihrer Möglichkeiten, natürlich – noch niemals enttäuscht.“

So gut es ihm auf dem kleinen Treppenabsatz möglich war, lief Gordon auf und ab, er selbst zog sich eine Stufe nach unten zurück, um ihn nicht dabei zu stören. „Detective Thomas arbeitet gerade an der Sache und versucht herauszufinden, wer die Möglichkeiten hatte, um den Überfall auf den Polizeiball in die Wege zu leiten.“

Batman blickte zu ihm auf. „Und für wie zuverlässig halten Sie sie?“

„Zuerst hatte ich meine Zweifel, sie wirkte so... erschrocken von dem, was sie hier in Gotham City vorgefunden hat, aber nach heute Abend habe ich vollstes Vertrauen in ihre Fähigkeiten. Was ihre Loyalität angeht... nun, ich habe sie das letzte Mal vor zehn Jahren gesehen und sie kann sich seitdem natürlich verändert haben, aber damals... damals hätte sie sogar gegen sich selbst ermittelt, wenn sie den Verdacht gehabt hätte, dass sie selbst korrupt sein könnte. Natürlich hat die Sache mit Phillips sie möglicherweise in dieser Hinsicht verändert, aber bis jetzt habe ich nichts davon gemerkt.“ Er machte für einen Augenblick eine Pause, dann wandte er sich fragend an Batman. „Sie wissen doch von der Phillips-Affäre?“

„Ja... ich habe davon gehört. Sie halten Thomas also für vertrauenswürdig, aber was ist mit ihren Leuten?“

Gordon nickte nachdenklich. „Ich habe Officer Morgan und Officer DuPres ausgewählt, weil ich ihnen vertraue... DuPres ist jung genug, um rein zu sein wie frisch gefallener Schnee und Morgan hat schon so viele Drogenermittlungen hinter sich, wenn sie irgend etwas mit dem organisierten Verbrechen zu tun hätte, wäre es aufgefallen. Aber in dieser Hinsicht kann ich mir natürlich nicht so sicher sein wie bei Thomas – denn wenn die Mafia die hätte korrumpieren wollen, hätten sie verdammt schnell sein müssen, so neu ist sie in der Stadt.“

„Und haben ihre Ermittlungen schon irgendwelche Erfolge erbracht?“

„Nun, Thomas hat uns zu dem Bürogebäude von heute Abend geführt, was ja ein Treffer war... bis auf die Tatsache, dass diese Anna und ihr Komplize – irgendwie, ich hatte Wachen aufstellen lassen – entkommen sind.“

Batman erstarrte. „Wachen? Ich habe den Wagen verfolgt, irgend jemand hatte auf sie geschossen, denn die Heckscheibe war zertrümmert, aber ich konnte keine Polizisten entdecken.“

„Niemand?“ Gordon starrte ihn an, er schien nur mehr kurz von der Fassungslosigkeit entfernt zu sein, dann schloss er die Augen. „Also war der Ball kein Einzelfall und wir müssen auch vermuten, dass die Entführung von McVeigh auf Verrat in unseren Reihen zurückzuführen ist...“

Mit einem Mal wirkten die Falten in seinem Gesicht noch ein wenig tiefer, seine Gestalt noch ein wenig matter und Batman fühlte Mitgefühl in sich – Gordon hatte vor zwei Jahren nur widerwillig das Amt des Commissioners von Gillian B. Loeb (?) übernommen, und in Momenten wie diesen wünschte er sich wahrscheinlich, es nicht getan zu haben. „Das ist zu befürchten, ja.“

„Ich werde Thomas informieren – sie ist ohnehin noch wach, sie hat nachmittags geschlafen und wollte jetzt noch im Präsidium bleiben... sie meinte, sie ist irgend etwas auf der Spur.“

„Hoffentlich dem oder den Verrätern.“

Gordon nickte matt. „Das ist sie... immerhin hatte sie schon einen Erfolg zu verzeichnen... wenn man die Erkenntnis, dass jemand, dem man vertraut und mit dem man gearbeitet hat, einen möglicherweise über Jahre hinweg betrogen hat, einen Erfolg nennen kann.“

„Ja?“ Gegen seinen Willen war er überrascht, sein Innerstes hatte noch immer vermutet, dass Thomas vielleicht doch eine Verräterin war – dass die Möglichkeit bestand – aber diese Neuigkeiten... nun, sie schlossen nicht aus, dass sie für die Mafia arbeitete, doch es reduzierte die Chance beträchtlich. Ein Polizist mehr, dem er vermutlich vertrauen konnte.

„Officer Winona Jeffries... sie war für die Koordination während des Balls zuständig.“ Gordon schüttelte den Kopf, eine Reaktion, die er durchaus nachvollziehen konnte, und Batman nickte... er hatte sie während der Vorbereitungen gesehen, oder zumindest dachte er das, als er – als Bruce Wayne – die Sicherheitseinrichtungen persönlich inspiziert hatte.

„Die Polizistin, nach der Sie gesucht haben?“

„Ja...“ Der Commissioner starrte zu Boden und seufzte leise. „Wir konnten ihren Kollegen nicht sagen, dass wir sie für eine Verräterin halten, also ging die Meldung über den Polizeifunk als Suchaktion hinaus...“

„Und? Haben Sie sie gefunden?“

Gordon schluckte. „Schlussendlich ja... und ich musste ihren Söhnen davon erzählen.“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück