Zum Inhalt der Seite

Vertraue mir

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Die Vision

Die nächsten Wochen vergingen, ohne dass Kiara auch nur einen Lichtschimmer erkennen konnte. Doch zumindest hatten sie für einige Probleme eine Lösung gefunden. Yugis Großvater hatte sich bereit erklärt, Tea solange mit in seinem Haus wohnen zu lassen, bis Kiara wieder vollkommen gesund war. So blieb Kiara die Peinlichkeit erspart, von dem Pharao oder von Yugi Hilfe beim Umziehen oder ähnlichem in Anspruch zu nehmen.

Die Sache mit dem Kuss kam nicht mehr zur Sprache und doch bemerkten Yugis Freunde, dass eine eigenartige Spannung zwischen den Geschwistern herrschte. Es war, als wäre ihnen die Gegenwart des anderen unangenehm.

Doch sie gingen nicht näher darauf ein. Sicher lag das alles nur an Kiaras vorläufigem Problem.

So taktvoll ihre Freunde jedoch auch waren, so unverschämt wurden manche Schüler an ihrer Schule. Sicher gab es genügend Personen, die Kiara aufrichtig bemitleideten, doch es gab auch einige unter ihnen, die diese Situation schamlos ausnutzen. Viele von ihnen, die sich vorher nicht einmal in ihre Nähe gewagt hätten, forderten sie plötzlich zu einem Duell und entfernten sich lachend und feixend, wenn Kiara knurrend ablehnte. Es gab sogar welche, die so weit gingen, Kiara als Feigling zu beschimpfen, die ihre Blindheit nur als Grund dafür angab, sich nicht duellieren zu müssen.

Yugis Wutpegel hatte mittlerweile ein neues Level erreicht. So oft, wie in diesen Wochen, hatte er noch nie kurz vor einem Wutausbruch gestanden.

Kiara jedoch hatte zwischenzeitlich zu ihrer alten Form gefunden. Sie trug ihr Problem mit Fassung und musste zugeben, dass der Vorschlag des Pharao sich wahrlich rentierte. Sie konnte so gut hören, wie noch nie, hatte gelernt, sich mehr denn je auf ihre Ohren zu verlassen. Ihre Zunge war noch schneller als sonst und hatte Frechheiten auf Lager, die sogar Yugi rot anliefen ließen, der schon einiges von ihr gewohnt war.
 

„Wie sieht’s aus, Kiara? Magst du mitkommen zu Dukes Spieleladen?“, fragte Yugi, während er in seine graue Weste schlüpfte.

Kiaras Kopf ruckte hoch, wie so oft in letzter Zeit. „Klar komme ich mit.

„Geht ihr noch einmal weg?“, fragte Tea, die gerade das Zimmer betrat und ihren Rucksack ablegte.

„Wir wollten zu Duke und mal schauen … ihn mal fragen, ob er neue Spiele hat.“, antwortete Yugi mit einem unheilvollen Blick auf Kiara, die sich jedoch nichts anmerken ließ.

„Ich komme mit.“ „Na super.“ „Also dann …“

Tea verschränkte die Arme vor der Brust und blickte Yugi erwartungsvoll an. Für Yugi ein Zeichen, das Zimmer zu verlassen.

Grinsend schloss er die Tür und sprang die Treppen hinab.

„Nicht zu fassen, wie du dich in deinem eigenen Zimmer herumkommandieren lässt.“, bemerkte der Pharao, der neben Yugi auftauchte und zu Yugis Zimmer hinaufblickte. Seine Schwester erschien ebenfalls neben ihm und lächelte. „Es gibt eben Sachen, die dich nichts angehen, Brüderchen! Und Kiara in …“

Yamika brach peinlich verlegen ab und wurde rot.

Yami grinste. „Ja?“, fragte er gedehnt, doch Yamika schüttelte den Kopf. „Es geht dich halt einfach nichts an.“

Yugi blickte die beiden indes stirnrunzelnd an. „Andere Sorgen habt ihr keine, was?“ „Wie erträgst du es nur, in deinem eigenen Zimmer herumkommandiert zu werden.“, wiederholte der Pharao, doch Yugi zuckte mit den Schultern. „Es ist ja nun kein Weltuntergang. Ist doch auch Kiaras Zimmer.“ „Aber …“ „Ach komm schon, Pharao! Im Moment bist du der einzige, den das wirklich stört!“

Yami wurde augenblicklich rot und verschwand. Peinliche Momente stand er lieber voll und ganz allein durch, ohne Publikum.

Yamika grinste Yugi an. „Irgendwann erwische ich ihn mal, wenn er knallrot wird, das schwöre ich dir.“, bemerkte sie und verschwand wieder.

Yugi horchte auf, als er Schritte auf der Treppe bemerkte und Kiara, gefolgt von Tea, langsam herabstieg.

Die letzten drei Stufen nahm Yugi Kiaras Hand und führte sie hinaus vor die Tür.

Zu dritt machten sie sich auf den Weg zu Dukes Spieleladen, der genau gegenüber auf der anderen Straßenseite errichtet worden war.

Doch auf halber Strecke blieb Kiara plötzlich stehen.

Ein seltsames Gefühl kroch in ihr hoch und es war keineswegs angenehm.

Ein gewaltiger Druck erfüllte ihren Kopf, verursachte gewaltige Kopfschmerzen, die sie zusammenzucken ließen.

Mitten auf der Straße ging Kiara in die Knie, die Hände auf die Ohren gepresst. Mit schmerzverzerrtem Gesicht kam sie wieder auf die Beine, nur um kurz darauf wieder zu Boden zu stürzen.

Obwohl sie blind war, schossen grellweiße Blitze durch ihren Kopf, stachen in ihren Schädel wie tausende von scharfen Nadeln.

Kiara wurde übel und schwindelig.

Yugi und Tea blickten verzweifelt umher, als wüssten sie nicht, was sie tun sollten.

„Kiara, was ist los?“, rief Yugi, doch als Antwort kam nur ein erstickter Schrei, der sofort wieder abflaute, als sich Kiara zusammenkrümmte.

Kiara hatte das Gefühl, ihr Kopf würde platzen …

Flash!

Kiara sah es nicht, dafür jedoch die Prinzessin.

Das Gesicht eines alten Mannes tauchte vor ihr auf. Er trug einen altägyptischen Umhang, ein Tuch bedeckte seinen Kopf. Ein paar vereinzelte graue Haarsträhnen lugten unter der Kopfbedeckung hervor. Ein weißer Spitzbart ragte über sein Kinn hinaus und über seiner Oberlippe zog sich ein ebenfalls weißer Schnurrbart entlang. Sein rechtes Auge blickte sie vollkommen normal, jedoch hasserfüllt an, doch sein linkes Auge …

Statt seines linken Auges blickte sie in das goldene Symbol des Millenniumsauges.

Yamika zuckte zusammen.

Er starrte ihr entgegen – ein hasserfüllter Blick, der ihr durch und durch ging.

Sein Gesicht füllte ihr gesamtes Blickfeld aus.

Kiara schrie auf vor Schmerz.

Ihr Herz raste wie verrückt, ihre Kehle schnürte sich zusammen, in ihren Ohren rauschte das Blut.

Mittlerweile wälzte sie sich förmlich am Boden, schrie wie verrückt.

Es war, als hätte ihr Innerstes Feuer gefangen. Ihr gesamter Körper bebte vor Schmerz.

Yugi blickte sich hastig um, während Tea in das Gebäude stürmte, um Hilfe zu holen.

Yugi indes wollte gerade Kiara helfen, als ein gewaltiger schwarze Schatten aus Kiaras Körper hervorbrach.

Yugi wich verwirrt zurück, als der Schatten auseinander driftete und Kiara sich beruhigte.

Erschöpft blieb sie liegen und atmete keuchend ein und aus.

Yugi stand stocksteif da und atmete hörbar ein und aus. „Okay, das war gruselig.“

„Yugi?“ Kiaras Stimme riss ihn aus seiner Starre und vorsichtig half er ihr wieder auf die Beine.

„Was ist denn passiert?“, fragte er verwirrt und klopfte ihr den Dreck von den Sachen.

Kiara klammerte sich an seinem Arm fest und vergrub ihr Gesicht in seiner Jacke. „Ich hab keine Ahnung. Es war, als würde mein gesamter Kopf platzen.“ „Könnten das noch Nachwirkungen von dem Unfall sein?“ „Nein … es hat sich nicht wie irgendeine Krankheit angefühlt, eher … ich weiß nicht … eher so, als würde mir jemand … mir jemand weh tun wollen.“

Neben Yugi tauchte der Pharao auf, dessen Blick einen Drachen in die Knie gezwungen hätte. „Ich bin mir nicht sicher, ob wir hier von irgendjemanden sprechen. Dieser Schatten war ganz sicher kein Mensch.“

Yugi antwortete nicht, da er genau wusste, dass Kiara panisch reagieren würde, wenn er jetzt in ihrer Gegenwart von irgendwelchen Geistern sprechen würde. Der Pharao hatte nicht ohne Grund dafür gesorgt, dass nur er ihn hören konnte.

„Yugi, Vorsicht!“, rief der Pharao, der rechtzeitig bemerkte, dass Kiara zusammenklappte.

Yugi fing sie auf, wurde jedoch zu Boden gerissen. Der Pharao drängte sich sofort an ihm vorbei und erwischte Kiara noch bevor sie auf dem Boden aufschlug. Vorsichtig hob er sie hoch.

Doch eine Sekunde später wünschte er sich, er hätte diesen Fehler nicht gemacht.

Kiaras Kopf ruhte an seiner Schulter, viel zu nahe für seinen Geschmack. Seit der peinlichen Geschichte in ihrem Zimmer war er ihr nicht mehr so nahe gewesen.

Yami schloss die Augen und atmete tief durch. In seinem Bauch tanzten die Schmetterlinge Tango, eine ungeheure Hitzewelle schoss durch seinen Körper und ein unglaubliches Zittern erfasste ihn.

„Pharao!“ Yugis Stimme riss ihn aus seiner Gefühlswelt. Eine angenehm kühle Brise wehte ihm ins Gesicht.

Vor seinen Augen tauchte Yugi auf, der ihn kritisch musterte. „Was ist eigentlich los mit dir?“, fragte sein zweites Ich, was der Pharao jedoch nur mit einem Kopfschütteln quittierte. „Ich hab keine Ahnung, aber wenn ich ehrlich bin, fängt es an mir Angst zu machen.“

Yugi hob eine Augenbraue. „Pharao, ganz ehrlich ... wenn das so weiter geht ... vielleicht wäre es besser, wenn du dich für eine Weile …“

Yami riss die Augen auf und schüttelte den Kopf. „Mich von ihr fernzuhalten? Nein, Yugi, das bringe ich nicht fertig. Ich weiß nicht, was mit mir los ist, aber …“ Yamis Blick blieb bei der bewusstlosen Kiara hängen, die völlig hilflos in seinen Armen lag. Und wieder erfüllte ihn eine unglaubliche Wärme.

„Aber was?“, hakte Yugi nach.

Der Pharao atmete hörbar aus. „Ich könnte es nicht ertragen, jetzt von ihr getrennt zu sein.“

Yugi blickte ihn zerknirscht an.

„Was ist?“ „Wenn ich ehrlich bin, habe ich all die Jahre versucht, Kiara vor Menschen wie dir zu beschützen.“

Der Pharao lief rot an. „Ich wollte nicht … Glaubst du etwa … Yugi, ich bin mir immer noch im Klaren darüber, dass sie deine Schwester ist.“ „Was sollen dann diese ganzen Aktionen.“ „Was meinst du?“ „Der Kuss, dieser überragende Beschützerinstinkt, diese … diese verrückten Gefühle … alles!“ „Yugi, beruhige dich!“ „Ich kann mich nicht beruhigen! Du machst ihr Hoffnungen, wo keine Hoffnungen sind, Pharao! Was ist, wenn sie glaubt, dass ihr zwei …“ „Ich werde schon dafür sorgen, dass es nicht so weit kommt, glaub mir!“

Yugis Blick wurde finster, fast eiskalt, als er dem Pharao in die Augen sah. „Lass dir eins gesagt sein, Pharao! Wenn du mit meiner Schwester irgendwelche Spiele spielst, wenn du ihr irgendwie Hoffnungen machst, wenn du ihr weiterhin so nah bist, dann schmeiße ich das Puzzle weg!“

Der Pharao zuckte zurück. „Was … Yugi, ich bin dein Freund und nicht dein…“ „Das ist mir egal, Pharao! Meine Freundschaft zu dir kann noch so stark sein … meine Bruderinstinkte sind größer, als es unsere Freundschaft jemals sein kann. Und wenn du meiner Schwester weh tust …“ „Ist dir eigentlich klar, was du da redest?“, frage Yami, der plötzlich genauso kalt klang, wie Yugis Blick hart war.

„Ich bin mir dessen vollkommen bewusst, keine Sorge!“ „Dann sei dir auch darüber im Klaren, was du mir gerade an den Kopf wirfst, Yugi. Ich habe deine Schwester vor Pegasus gerettet, glaubst du wirklich, dass ich solche Sachen mit ihr machen würde, wenn ich sie nicht wirklich mögen würde?“ „Genau das ist es ja!“ „Was denn, Yugi?“, rief der Pharao und zu seiner eigenen Überraschung klang er mehr als nur verzweifelt.

„Du magst sie viel zu sehr! Kapierst du es nicht?“ „Was denn kapieren?“

Yugi platzte der Kragen. „Du bist dabei, dich in sie zu verlieben!!!“

Der Pharao erstarrte, ließ Kiara sogar um ein Haar fallen. Konnte Yugi tatsächlich Recht haben? War es wirklich möglich, dass er gerade dabei war, sich in die Schwester seines besten Freundes zu verlieben?

„Yugi, ich …“ „Hör auf damit! Halt dich fern von ihr, bevor du etwas tust, was du später bereuen wirst. Wir wissen doch beide, dass du nicht für immer in dieser Welt bleiben kannst … und ich will nicht, dass meine Schwester so leiden muss, wenn es soweit ist.“

Neben Yugi tauchte Yamika auf, die die beiden Jungs wütend anblickte. „Ist euch eigentlich klar, dass ihr beide gerade über den blödesten Quatsch streitet, den es überhaupt geben kann?“, fauchte sie wütend und setzte eine Miene auf, die sogar einen Tyrannosaurus eingeschüchtert hätte. „Haltet ihr Kiara tatsächlich für so naiv, dass sie sich freiwillig in jemanden verliebt, der eigentlich im Körper ihres Bruders lebt? Ehrlich, Leute, ihr enttäuscht mich!“

Yami blickte verlegen zur Seite, doch Yugi dachte nicht daran, so einfach aufzugeben. Wütend funkelte er die Prinzessin an. „Und wie kannst du dir da so sicher sein?“ „Yugi, ich kenne ihre Gedanken? Ich mache nichts Anderes, als mein Bruder bei dir! Ich tausche mit deiner Schwester auch so manches mal, ich kenne ihre Gedanken genauso gut, wie du die Gedanken meines Bruders. Ich kenne ihre Gefühle und ich kann dir eines sagen, Yugi! Deine Schwester hat den Pharao gern, sehr gern sogar, aber sie ist im Leben nicht so einfältig zuzulassen, dass sie sich in ihn verliebt, also solltest du vielleicht mal ein paar Gänge herunterschalten!“ „Was ist, wenn sie dir gegenüber nur so tut und in Wahrheit ...“ „Mach dich doch nicht lächerlich, Yugi! Gedanken und Gefühle kann man vielleicht unterdrücken oder jemanden vorenthalten, aber man kann sie nicht einfach verfälschen.“

„Sie hat Recht, Yugi!“, lenkte Yami ein, wurde aber sofort mit einem finsteren Blick bedacht. „Halt dich da raus!“ „Yugi, hör doch bitte endlich damit auf!“ „Ihr versteht das einfach nicht! Ich mach mir Sorgen um sie!“ „Sei nicht albern, Yugi! Du packst sie in Watte, weil du dich immer noch schuldig fühlst wegen der Sache mit dem Feuer!“ „Sei still!“, fauchte Yugi aufgebracht und ein fast wilder Ausdruck lag in seinem Blick.

„Jungs, bitte! Hört endlich auf zu streiten! Damit tut ihr Kiara ganz sicher keinen Gefallen!“

Yami wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, doch Kiara regte sich in seinen Armen und er schluckte seinen Kommentar hinunter.

Stattdessen warf er Yugi noch einmal einen finsteren Blick zu und zog sich dann schließlich mit dem traurigen Gedanken zurück, dass zwischen ihm und Yugi plötzlich etwas zerbrochen war.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Yatimu
2008-11-21T21:17:53+00:00 21.11.2008 22:17
Jetzt wirds spannend!!!
Ein Bösewicht kommt.
Und Yami und Yugi streiten sich...
Moment mal.... Yami und Yugi streiten sich?!
Soo richtig, mein ich?!
War auch noch nie da jedenfalls in den ffs die ich so gelesen hab.
und dazu kkann ich nur sagen: GEILE IDEE!!!
Ich will unbedingt wissen wies weiter geht.
So als Randbemerkung^^: Kiara tut mir immer noch unendlich Leid!!!
Von:  Kyuuo
2008-11-09T14:58:50+00:00 09.11.2008 15:58
Tolle Story
Bitte lass sich Yami und Yugi wieder vertragen!
Schnell weiter
mfg Kyuuo


Zurück