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Suam Viam Reperie

Vampiere auf abwegen
von

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Kains View: Aller Anfang tut weh.

Aus der sicht von

Kain Marvin von Ebling:
 


 


 


 

Murdoc hielt meine Hand fest. Ich spürte seinen Puls genau. Er raste. In meinem ganzen jungen Leben hatte ich ihn noch nie so aufgeregt erlebt. Er sich wahrscheinlich auch nicht. Sein Kopf zuckte wie wild umher, versuchte er doch den Messias ausfindig zu machen. Wie lange waren wir schon in diesem Büro? Das höchste Gebäude, der höchste Raum in Manhatten. Unglaubliche Sicherheitsvorkehrungen. Und trotzdem fühlten wir uns nicht sicher. 42 waren wir noch. 42 Vampire. Soviele wie ich Jahre alt war, was für uns als vampiere noch so jung war... 42. Von ehemals über 2Milliarden. Seit Murdoc unser Ältester war, lastete die unglaubliche Verantwortung auf ihm uns alle zu verteidigen. Der Messias hatte klein Angefangen. Langsam war er in unsere Welt gekrochen. Anfänglich als ein kleines Problem. Ich konnte mich noch gut erinnern, wie Vater von einer Ratte sprach, die bald gefangen sein würde. Bald darauf sprach er von einer Pest, die es einzudämmen galt. Dann redete er Wirr, vom Untergnag. Von 15 waren 4 Ratsmitglieder geblieben. Die Ältesten waren verschwunden. Letztlich redete er gar nicht mehr. Auch er war verschwunden. Es gab keine Ratssitzungen mehr. Ich war als sein Nachfolger der einzige gewesen, der in diesen Räumen für sich selbst Schlüsse zog und nachdachte. Und nun hatte Murdoc die Letzen hier eingesperrt. In dem lächerlichen Versuch uns zu beschützen. Ich wusste nicht wie ich ihm das erklären sollte. Ich fand es sicherer an unterschiedlichen Plätzen auf das Ende zu warten, als wie auf einem Päsentierteller hier oben alle für den Messias zusammen zu treiben. Aber wie sollte ich jemandem das erklären, dessen Verstand langsam genauso vor Angst verräuchte, wie der Meine? Ich sah auf unsere ineinander verschlungenen Finger. Sei zitterten. Schweißnass. Ein Blick nach hinten.

Das Mondlicht viel durch eine der großen Fensterwände hinein. Die jüngeren versuchten Schlaf zu finden. Leises verzweifeltes wimmern. Einige summten die alten Melodien der Vereinigung. Aus Zeiten noch vor meiner Geburt, in denen die Clans noch Krieg gegeneinander geführt hatten. Aus Zeiten in denen nach Jahrtausendelangem Blutvergießen, aus den verschiedenen Clans eine große Einheit wurde. Zeiten, in denen wir uns alle Bruder und Schwester nannten und in denen eine Goldene Ära begann. Ich musste an Vaters Erzählungen denken. Daran wie er darüber gelächelt hatte, dass er dazu beigetragen hatte, allen Vampiren ein besseres Leben zu ermöglichen. Wie stolz er war. Der große kräftige Mann, von dessen Schoß aus ich unsere Welt hatte erblühen sehen. Das Bild der Erinnerung schwand. Was blieb, war das Bild vor meinen Augen. Angst-zerrüttete Gesichter. Tränenbedeckte Wangen. Einige dieser Gesichter waren mir unbekannt, kamen sie doch aus entfernten Ländern in das Zentrum unserer Gesellschaft, nach New York /Manhatten. Aus Asien, Europa Südamerika. Eines dieser Gesichter kam sogar aus Australien. Der letzte seines Clans. Die wenigen Freunde die mir geblieben waren, zehrten an ihren letzen kräften. Zu meinem Leidwesen, besonders Adam. Ich war mit ihm aufgewachsen. Mein Cousin. Murdocs Bruder. Über die Monate weg verlor er mehr und mehr den Verstand. Nachdem seine Mutter verschwand war von seinem aufrichtigem Lächeln, das ich so bewundert hatte, nichts mehr geblieben. Er war nur noch ein verwirrter junger Mann. Ich litt ein wenig mit ihm. Hatten wir doch gemeinsam gelernt. Hatten wir doch gemeinsam gespaßt und Streiche gespielt. Jetzt saß er dicht gedrengt zwischen den Anderen. Wippte vorsichtig hin und her. Er wiedehohlte immer wieder die letzen Worte seiner Mutter. Die Angst fraß ihn auf. Wie jeden hier. Wie mich. Wie Murdoc.

Mein Blick fiel auf die zusammengekauerte Gestalt, deren lannges schwarzes Haar zerwühlt über dem Boden hing. Mutter. In ihren schwarzen KaputzenMantel gehüllt, die Beine dicht an den Körper gepresst, saß sie seit Tagen regungslos da. Sie war blass. Mutter war schon immer eher kränklich. Im Gegensatz zu Vater und mir vertug sie auch kein Sonnenlicht. Ihre Sonnenallergie war eine aus alter Zeit, die das Fleisch noch von den Knochen brannte, und diese dann zu Asche kohlte. Im Gegensatz zu mir war sie ein Nightwaler. Und hier oben konnten wir nicht alles richtig abdunkeln. Es fiel mir schwer mir das einzugestehen, aber sie würde meinem Vater ins Nirvana folgen, noch bevor der Messias hier auftauchte. Da war ich mir sicher.

Murdoc drückte meine Hand etwas fester. Er nickte richtung Mond. Ich folgte seinem Blick nur wiederwillig. Meine Augen weiteten sich, ich erkannte den Violetten Schimmer. Zweifelohne hatte er uns entdeckt. Die kleinen Spalten in den Schalusien der vielen Wandfenster hatten uns lange genug vor ihm verbergen können. Nun nicht mehr. Mein Blick streifte Murdocs Gesicht. Er war angespannt. Ich konnte genau sehen wie er mit sich rang. Bleiben? Flüchten? Aber wohin? Fragen die auch ich mir stellte. Von der kleinen Dachluke kam ein leises knarren. Mit einem Satz sprang Clowd vor unsere Füße. Sein kurzes blondes Haar reflektierte den stärker werdenden, bedrohlichen violetten Glanz des Mondes, während er sich aufrichtete. Seine Augen trafen auf Murdocs. Wieder wurde ich Zeuge eines Schauspiels das Daywalkern nicht vergönnt war. Lingua morta favella. Die tote Sprache der Augen, die nur das Alte Blut beherrschte, Nightwalker-latein. Murdoc hatte genau wie Mutter eine Vampiertypische Sonnenallergie. Er war ein Nightwalker. Clowd war ein Halbblut. Für kurze Zeit konnte er in der Sonne verharren, allerdings trug auch er wenn er unvorsichtig war nach einigen Stunden schwere Verbrennungen davon. Für diese Schwäche hatten die Nightwalker eine Sprache geerbt. die in den Augen lag. Lingua morta favella. Ich als Daywalker konnte sie nicht. Ich konnte nicht in ihren Augen lesen, sah nur wie die schwere ihrer entscheidungen auf ihnen wog. Mehr sah ich in den bedeutungvollen Blicken nicht.

Murdoc nickte und wandte sich an die kleine Gemeinde der verbliebenen. Einige wenige brachen in Tränen aus noch bevor er anfing zu Sprechen. Die Nightwalker. Mutter rührte sich nicht. Sie wollte in seinen Augen nicht lesen, was sie auch aus der umschlagenden Stimmung erfühlen konnte.

"Brüder, Schwestern." Begann er, und die Köpe der anwesenden hoben sich. Nur Mutters nicht. "Es ist so weit. Wir stellen es Jedem, der nicht mit uns kämpfen will frei, ob er gehen will und sich auf eigene Faust durchschlagen will. Wir werden Niemanden zwingen zu kämpfen. Wir werden auch Niemanden anklagen, der sich verweigert. Denn unsere Chancen stehen, auch wenn wir Alle gemeinsam kämpfen, mehr als nur schlecht." Ein beunruhigtes gemurmel ging durch die Reihen. Die wenigen die noch unsere Art erhielten, vertrauten Murdoc. Solche worte aus dem Mund ihres Anführers zu hören verunsicherte sie. Schockte sie. Es war auch irgendwie mein Volk. Um so mehr schmerzte mich diese Verkündung.

Nun legte mir Clowd eine Hand auf die Schulter. Er lächelte beschwichtigend. Las meine Angst und mein entsetzen in meinen Augen und nickte. "Schon gut. Wir haben alle Angst." murmelte er und massierte mit den Fingern ein wenig die verpsannte Schulter. Einige Minuten lies er das Murmeln durch die Reihen gehen. Lies uns alle im Ungewissen, ehe er vortrat und sich selbst an die Verbliebenen wandte. "Brüder und Schwestern! Auch wenn wir euch freistellen möchten zu gehen, möchte ich euch vorher noch gern nahelegen, dass es kein entkommen gibt!" Angsterfüllte Gesichter starrten ihn, der ihnen in den letzen Tagen soviel Trost gespendet hatte, an. Clowd war für unsere Gruppe, ein kleiner Segen. Er ermutigte uns. Solche Worte nun auch aus seinem Mund zu hören, schien die Hoffnung weiter schwinden zu lassen. Murdoc blieb ruhig. Innerlich schloss ich mich direkt an. Murdoc liebte unsere Familie, unseren Clan, under Volk. Solange er nicht eingriff, vertraute ich darauf, dass Clowd das richtige Tat. Wieder verstirchen die Sekunden bis Clowd seine Rerde Vortsetzte, er beobachtete gern die Wirkung seiner Worte. "Euer gehen würde euer Leben nur um einige wenige Angsterfüllte Tage verlängern. Und die Chancen derer die kämpfen schmälern! Wenn also eine Chance besteht, dann nur wenn wir zusammen kämpfen!! ALs ein Clan! Eine Familie! Wozu sind wir Brüder und Schwestern- Wenn nicht dazu?!" Er fand bestätigendes Nicken in der Gruppe. Kraftsammelnde seufzer waren zu vernehmen und so manch schwaches Lächeln, dass von Mut zeugen wollte war zu erblicken. Einige fassten sich untereinander an den Händen, so wie ich und Murdoc. Clowd riss sie mit. Er überzeugte Sie. Er wusste den Geist der Gemeinde zu stärken und den Zusammenhalt zu fördern. Das bewunderte ich an ihm. "Nur zusammen sind wir stark! Nur gemeinsam können wir es schaffen! Lasst uns gemeinsam alles geben und-"

In diesem Moment seiner wundervollen Rede stand Mutter auf. Sie wickelte ihren Umhang fest um sich durchquerte den Raum. An Murdoc vorbei. An Clowd vorbei. Dann an mir. Ohne einen letzen Blick des Abschieds. Knirschend öffnete sie sie schere Sicherheitstür. Man hörte ihre leisen Schritte nicht, das Geräusch ihres schweren Umhangs, der über den Boden schleifte, überdeckte es. Sie schloss dir Schwere Sicherheitstür hinter sich nicht. Und verschwunden war sie. Keiner von uns wagte zu sprechen. Die Königin verließ das Schlachtfeld. Plötzkiche hastige eilige Bewegungen in der Gruppe. Reisevorbereitungen. Sie wickelten sich in ihre Umhänge. Jene die noch Besitztümer hatten, drückten die fest an sich. Clowd hastete vor, versuchte das drohende Unheil noch irgendwie abzuwenden "Ihr habt keine Chance! Nur wenn wir zusammenbleiben können wir es schaffen!! Er wird euch jagen wie die Hasen! Er wird Einen nach dem Anderen-" er schrie weiter in die zur Tür eilende Menge. Lies sich nicht abbringen. Packte an den Schultern wen er ersischen konnte und schüttelte ihn. Ich erstarrte. Niemand hörte mehr zu. Wie die Bienen folgten sie der Knöigin. Machten sich auf und davon.

Nach einer Stunde waren wir zu zwölft. Von 42. Wollten nur Zwölf sich der Gefahr und der Angst stellen. Mittlerweile hatten wir uns alle mittig im Raum versammelt. In kleinen Gruppen aneinander gedrückt, in Zweier- bis Dreiergruppen. Ich saß an Murdocs Rücken gelehnt. Mein Kopf lag auf seiner Schulter. Aus dem Augenwinkel sah ich wie er Sterne zählte. Die Schlusien hatten wir allte hochgezogen. Damit man schneller wegkam, wenn es soweit war. Für einen kurzen Moment schloss Murdoc die Augen. Er war müde. Seit einigen Nächten hatte er auch des Tages keine Ruhe finden können. Man sah ihm, wie mir, sein Alter nicht an. Ein Mensch hätte ihn sicher auf nicht älter als 25 geschätzt. Er war so ein junger schöner Mann. Wir Vampire waren von Natur aus alle besser aussehend, als die Menschen. Und doch hatte der Stress sein Gesicht gezeichnet. Er wirkte ein wenig verloren. Ich wollte gern etwas sagen, nur wusste ich nicht so genau was. Ich hatte so viele Fragen. Aber ich wollte ihm nicht noch mehr Sorge bereiten. Irgendwie wollte ich ihn trösten. Und doch...

"Murdoc?" Seine Augen öffneten sich einenSpaltbreit und lasen in meinen. "Uhumm" murmelte er, als bestätigung dafür das er mich gehört hatte. Ich schwieg einen Moment. "Murdoc... Wieso glaubt sie nicht an uns?" Er seufzte schwer. "Ach Brüderchen. Tante Agatha ist nunmal so. Sie ist deine Mutter. Du weißt wie selbstsüchtig sie ist. Und wenn es nur ein paar Tage mehr in Angst und Schrecken sind. Will sie Leben. Koste es was es wolle." Ein Husten kam von Clowd, der am fenster stand und eine junge schöne Frau tröstend im Arm hielt. Seine Emmpörung war nicht zu verkennen. "Das ist doch Scheiße!" fauchte er. Mudoc legte einen Finger auf seine die Lippen um ihm schweigen zu verheißen. "Clowd beunruhige uns Alle nicht noch mehr. Wir sollten die letzen Minuten der Ruhe genießen, bevor es zu Ende geht." Auch ohne die Fähigkeit die Fähigkeit Lingua morta favella zu deuten, konnte ich sehen das Clowd sich schuldig fühlte, aber seine Wut und seine Angst ihn zermürbten. Ein paar Andere, darunter auch Adam, setzen sich zu mir und Murdoc. Dicht an dicht. Noch nie hatte ich soviele Herzen auf einer Punkt schlagen gespürt. Ich konnte die Angst nahezu schmecken. Nach wenigen Minuten schliefen einige ein. In dem Moment wussten wir glaube ich alle, dass das hier keine letze Schlacht, sondern ein Selbstmordattentat war. Wir waren hier um der Angst ein Ende zu setzen. Zwei hatten sich selbst in ein Koma versetzt um dem Schmerz des Todes zu entgehen. Eigentlich keine schlechte Idee, dachte ich. Langsam schloss ich die Augen. Murdoc gab mir einen Stoß mit dem Ellenbogen in meinen Rücken. "Denk nicht mal dran! Wir werden es schaffen." Ich nickte betreten. "Du hast seit tagen nichts zu dir genommen, du solltest dich stärken." murmelte er und reichte mir sein Handgelenk. Ich schüttelte den kopf. "Kain, es ist in Ordnung." Mit Nachdruck schob er es an meine Lippen. "Alles was du nimmst, bekommt er nicht mehr." und genau in dem Moment regnete es klirrend Scherben auf uns.
 

Es ging alles so verdammt schnell. Eine kurze aber enorme Druckwelle schmiss uns alle auf der anderen Seite des Büros aus dem Fenster. Diejenigen die sich selbst komatisiert hatten, fielen in die Tiefe. In dem Schock hatte ich kaum Halt finden können. Nur mühsam hielt ich mich in der Luft, verhinderte ein lebensbedrohlich, schnelles fallen. Immer hetiger uns ruckweise sackte ich ab. Kraftlos wie ich war, war ein 'gleiten' nicht möglich. Es war nicht so als hätte ich fliegen können. Aber zumindest mit geringen höhenverlust gleiten, wäre jetzt ungemein praktisch gewesen. Mit wucht riss mich Clowd aus der Luft mit aufs Flachdach des nächsten Skyskrapers. Immer noch 87 Stockwerke über der Erde. Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich an die zerbrochene Scheibe oben in dem Büro, fast einen Kilometer entfernt. Der Mann mit dem hellblauem Haar und dem grellgrünen Pullover, der genüsslich auf einem Finger kaute, den ich niemandem zuordnen konnte. Wie er grinste. Grinste in die Nacht hinein, als wäre er ihr alleiniger Herr und Gebieter. Als könnte er die Nacht nach seinem blieben formen, als würde er-. Er drehte den Kopf in unsere Richtung und sah mir direkt in die Augen. Ich erstarrte. Die 900 Meter Entfernung schmolzen dahin wie nichts. Clowd packte meinen Oberarm. "Fuck! LAUF!" Ich war wie erstarrt. ANGST. "KAIN LAUF! BEWEG DICH MANN!" Schrie er und zerrte mich mit. In seiner Verzweiflung schnellte er nach vorn und biss mir mit aller Kraft in die Schulter. Entsetzt schrie ich auf und er nahm meine Hand. Die Hand die Murdoc bis vor kurzem noch gehalten hatte. Er stürzte los zerrte mich zum Rand des Dachs und sprang mit einem gewaltigen Satz rüber auf das nächste. Er war groß und schlank, an Kraft übertraf er die meisten anderen Halbblüter. Er teilte sich alles gut ein.

Nach wenigen Minuten blieb er stehen. Murdoc tauchte direkt vor uns auf. In seinem Mantel eine junge Frau mit einem kleinen Kind und hinter ihm drei Junge Männer, einer davon war Adam. "Wo sind die anderen?!" schoss es aus Clowd heraus. Murdoc wich unseren Blicken aus. "Wo sind sie?" murmelte ich und versuchte erst in Murdocs und dann in Clowds Augen zu erkennen was ich nicht wahrhaben wollte. Wir waren zwölf gewesen. Vier fehlten. Zwei hatten sich ins Koma versetzt. Der Aufschlag aus dieser Höhe hatte ihnen wahrscheinlich den Rest gegeben. Das unbarmherzige violette Mondlicht wurde zum kalten Wind, der mir das schwarze Haar zerzauste, bis Murdoc seine Stimme erhob. "Er wollte unsere Gruppe zerteilen, also das ist wahrscheinlich ein gutes Zeichen für den Plan zusammen zu bleiben. Das scheint ihn zu-" er stockte. In Sekunden-burchteilen wurde ich erst nach unten und dann nach vorn gerissen. Ein hastiger Blick nach hinten gab mir freie Sicht auf den Grund dafür. "Messias." murmelte ich und noch im selben Moment gab Jener ein lautes verrücktes lachen von sich. "Es reicht wenn ihr mich Allen Angel nennt. Messias, so nennen mich eigentlich nur meine Befürworter." Murdoc stellte sich schützend vor uns. "Allen Angel. Ich fordere freies Geleit für die Verbliebenen." Murdoc war ernst. Seine gelben Augen funkelten. Allen lachte. "Das muss ich leider ablehnen." Ein grinsen von Murdocs Seite "Wäre auch zu schön gewesen."

Noch ehe einer von uns fassen konnte was geschah schnellten beide voran und ein reger Schlagabtausch began. Murdoc ging schnell in Führung und noch ehe ich das alles wirklich erfassen konnte, preschten Adam und Clowd mit dem mir unbekannten jungen Mann voran und teilten ebenfall an Allen aus. Sie trieben ihn in die Enge. Bis an den Rand des Gebäudes. Aus ihren Händen waren die langen krallenartigen Fingernägel geschossen mit denen Sie Allen Stück für Stück zersäbelten. In diesem Moment fragte ich mich, wo eigentlich die ganze Zeit das Problem gelegen hatte.
 

Ich schrie. Allens große männliche Hände hatte meinen Armmit einem Ruck innerlich zweigeteilt. Die langen krallen fuhren zurück in meine Finger und ich krümmte und wand mich in dem Blut meiner kameraden das über das Dach geflossen war. Allen verpasste mir einen Tritt ins Gesicht, der mich fast an den Rand des Dachs schleuderte. Ich prallte an Adam ab dessen Gedärme über das Dach verteilt waren. Er zuckte, keuchte, schnappte nach Luft- nur mit mühe griff ich nach seiner Hand, murmelte ihm Worte der Ermutigung zu "Adam... Adam alles wird gut... Halt durch-!" und da war es. Dieses aufrichtige lächeln und er schloss die Augen. Murdoc preschte auf Allen zu. Rammte ihm die schwertartigen Krallen in die Brust. Allen zuckte kurz. Röchelte. Mit beiden Händen Griff er Murdocs Schultern. Nun ging Murdoc seine Torheit auf. Er hatte die Arme vor der Brust angewinkelt. Solange Allen ihn so hielt konnte er sie nicht aus dessen brust herausziehen. Murdoc japste auf. Allens Mund schien ihm unsausweichlich näher zu kommen. Langsam. Ganz langsam. In dem Moment in dem Allen unserem Anführer Murdoc ins Gesicht biss, war für mich alles gelaufen. Murdoc schrie. Flehte, bettelte. Der gewaltige Schwall von Blut der sich über die Leichen zu ihren Füßen ergoss... Sowas hatte ich noch nie zuvor gesehen. Ich. Der ich mich aus sauberen Konserven ernährte. So einen blutigen Kampf. Der Schlagabtausch in dem es für uns so gut aussah hatte keine zehn Minuten gebraucht. Keine zehn Minuten, bis Allen mich gepackt hatte, bis er meinen Arm zu Mus verarbeitete.

Es dauerte nicht lange bis Allen Murdoc zu Boden fallen ließ. Er hatte dessen Gesicht völlig abgefressen. Bis auf den knochen, noch immer war Murdocs jammern und felhen zu vernehmen, während er sich über den Boden wand. Allen kickte ihn spielerisch ein wenig umher, wie ein wildes Tier. Ein wildes unaufhaltsames Tier. Ein Dämon.

Er löste einen Schlüssel von seiner Halskette. Er lächelte mich an. "Ihr seid die letzten. Wenn ihr nicht mehr seid, bin ich hier fertig..." Die letzen? Was war denn mit denen, die gegangen waren mit Mutter und- Allen lachte gellend auf. "Was meint ihr denn warum es solange gedauert hat bis ich bei euch, die ihr doch so brav auf mich gewartet habt ankam?!" "ES REICHT!" brüllte Clowd. Seine Hände an der Brust verkrampft. Ich konnte die Auswuchtung von Allens Schlag richtig sehen. Die Rippen nach innen in den brustkorb gebrochen. Das Brustbein völlig zertrümmert. Er würgte Blut hervor und fiel vorneüber auf dem Boden. Das knirschende Geräusch als sein gesicht auf dem Boden aufkam war Mark-erschütternd. Allen belächelte ihn sanft. "Du hast wohl nicht gedacht das ich es beherrsche oder? Lingua morta favella. Es war von Anfang an unmöglich zu entkommen. Alles was ich wissen wollte, habt ihr mir ohne es zu wollen selbst verraten. Wenn man sich für so besonders hält, eine Tote Sprache wie der der Augen zu beherrschen, sagt man schnell mehr damit als gut ist." Allen drückte den Schlüssel in die Luft als würde er ihn gegen etwas hartes Stoßen. Ein lautes knackendes Geräusch. Ein grelles Licht. Ganz von selbst malte eine Strahlende weiße Linie des Lichts, die aus dem Violetten Stein seines Wappenrings entglitt, ein rundes Siegel in die Luft vor ihm, wie ein Tor. Ich erkannte das Siegel aus einem der Lehrbücher in denen ich hätte lesen sollen. Wovür stand es noch gleich? Hätte ich doch weniger mit Adam herumgespeilt und mich aufs Studium konzentriert! In dem Siegel leuchteten in einem grellen violet die Worte ' Suam Viam Reperie ' auf. Latain! Verdammt! Ich wusste ich hätte mich mehr auf das Studium konzentrieren müssen, aber seit Dreitausend Jahren sprach niemadn von uns mehr Latain. Vor fünfhundert Jahren wurde das Letzte Siegel gebunden! Wie hätte ich Ahnen können, wie wichtig das alles einmal werden würde?! Wie wichtig es heute war? Aus dem Siegel wurde eine Scheibe violetten Lichts. Von meinem Punkt aus konnte ich sehen, das man zwar von innen, in die Scheibe wie in ein Loch hineinkonnte, aber von hinten nicht einmal eine Scheibe erkennbar war. Wie ein loch im Raum. ANGST.

Und wieder ging alles so schnell. Murdoc sprang auf und schmiss sich mit Allen von dem Gebäude. Ich schrie auf- "MURDOC!" Adam, der bis eben noch völlig regungslos neben mir gelegen hatte, packte mich und zog mich näher an dieses Loch das Allen ins nichts gerissen hatte. Ich wehrte mich und wollte helfen, irgendwas beitragen! Ich wollte sie Murdoc! Clowd nicht zurücklassen!! Ich bekam einen Stoß. Adam stürzte sich an mir vorbei. Rückwerts viel ich in dieses Loch violetten Lichts. Nichts um mich zu halten. Wie ein sog zog es mich hinen. Ich konnte gerade noch sehen wie Clowd nach meiner Hand griff. "NICHT LOSLASSEN! UM HIMMELSWILLEN NICHTLOSLASSEN!" brüllte er und es viel mir schwer. Der gebrochene Arm an dem er mich hielt schlackerte hin und her und ich spürte die muskeln reißen. SCHMERZ ANGST. Ich sah Die junge Frau mit ihrem Kind im Arm an mir vorbeifallen. Wenig später stürzten zwei der Fremden sich hinter her. Ich hörte Clowd nach hinten rufen. "BEEIL DICH! ES HÄLT NICHT MEHR LANG!" Kurzdarauf fiel Clowd vorneüber mich hinweg in den Sog, mit aller Kraft hielt er meine Hand. "WAS IST PASSIERT?! WAS IST MIT MURDOC?!" schrie ich, das rauschen in meinen Ohren war unbeschreiblich. Wie Das rauschen des Meeres nur tausendmal lauter. Clowd schrie etwas zurück, aber alles was ich vernahm war nur dieses rauschen! Er sah mir tief in die Augen. Lingua morta favella. Was sollte das?! Er wusste doch, dass ich es nicht konnte. Der sog wurde stärker, riss und immer weiter auseinander. Mit al!erkraft klammerte er sich an meine Finger, die immer weiter aus seinen glitten. Schrie mir irgendwas zu. Ich verstand es nicht! Konnte weder von seinen Lippen noch von seine Augen lesen. Unsere Hände lösten sich voneinander. Der Lichtkegel schloss sich über uns. Alles wurde Dunkel.
 


 

Ich öffnete die Augen. Grelles Licht. Ich musste ein paar mal blinzeln, bis ich erkannte das es das Licht der Sonne war. Unter mir war es hart und weich zugleich. Ich fühlte mit den Fingern über den Boden. Moos Gras... Erde. Der Himmel über mir war blau. Kaum Wolken. Es war warm. War das der Himmel? ... "MOOOUH!" Ich schrak zusammen und rollte mich zur Seite, als etwas an meinem Haar zu kauen begann. Unter Schmerzen setze ich mich auf. Ich starrte eine Kuh an. Die Kuh starrte zurück. Das erste mal in meinem Leben sah ich eine Kuh, die nicht zwischen zwei Brötchen mit Gurken und Ketchup lag. Ein Blick nach links und recht. Keine Straßen. Keine Hochhäuser. Wiesen, Blumen, Wälder und vereinzelt ein paar Scheunen. Es sah aus wie in meinem Geschichtsbuch. Ich musste durch den Lichtkegel in irgendein von Lanwirtschaft abhängiges Land geraten sein. Langsam richtete ich mich vollends auf und hörte von hinter mir direkt ein "HEY! KOMM WEG VON DEN KÜHEN BRUSCHE!" ich fuhr zusammen und sah hinter mir einen Mann der ungefähr aussah, als wäre er in meinem Alter. 19 vielleicht 21. Dunkelblond. Ärgerlich. Er saß auf einem großen Fels am Rande der Weide. Der trennte wohl die Weide von den Angrenzenden Ackern. "HÖRST DU NICHT?!" schrie er, während er wie Wild mit einem großen Stock umherwedelte. Ich dachte nicht groß nach und stürmte richtung Wald, direkt vor mir. Er schrie mir noch irgendwas hinterher aber ich verzog mich ins Dickicht.

Schnellen Schrittes eilte ich voran immer tiefer in den Wald. Ein Mischwald. Laub- und Nadelbäume. Das erste mal in meinem Leben zah ich so etwas. Das warme Licht, dass durch das Blattwerk den Laubübersähtenboden berührte, machte leuchtende Flecken auf den ansonsten kühl wirkenden Untergrund. Mir der Zeit wurden meine Schritte langsamer. Ich konnte meine Erschöpfung nicht länger leugnen. Unter einem mächtigem Baum ließ ich mich fallen. Ich lehnte mich an den gewaltigen Stamm, den man selbst mit den Armlängen von drei Mann nicht hätte umfassen können. Langsam wanderte mein Blick aufwärts. Das wenige Sonnenlicht das durch die Blätter fiel, tanzte über mein Gesicht. Leises Singen der Vögel. Irgendwo in der ferne klopfte ein Specht. Sowas kannte ich nur aus Naturkunde Filmen des Biologie unterrichts, als ich noch mit Menschen die Schule besuchte. Ich atmete tief durch. Wie es alles hier roch. Die Luft war so rein, dass es in den Lungen fast schon schmerzte. Und doch erleichterte es das Atmen. Ich fühlte über den Waldboden und zuckte jähe zusammen. Mein Arm tat weh. Wenngleich auch nicht so sehr wie daheim in Newyork. Er schien nicht mehr ganz so kaputt. Ich hob meinen langen schwarzen Mantel an. Der Arm wirkte garnicht mehr zermußt. Auch nicht mehr so zerissen und zerfleddert. Nur noch wie ein einfacher Bruch... an mehreren stellen. Aber es schien schnell zu heilen. Das war gut. Ich ließ den Schweren dichten Stoff zurück über den Arm gleiten, und zog dir Kaputze halb über meinen Kopf. Ich würde schnell nach den anderen suchen müssen. Nach Adam und Clowd. Und nach Murdoc. Müde schloss ich die Augen. Murdoc. Ob er es noch geschafft hatte? Er hatte Allen abgelenkt damit wir uns retten konnten. Vielleicht war sein Gesicht schon wieder ganz wenn wir uns wiedersahen. Ich gähnte leise. Auf dem Land schliefen die Menschen in der Nacht. Da gab es keine Diskotheken und Clubs. Da war ich mir sicher. Ich würde meinen Rythmus ändern müssen. Wenn ich jetzt ein wenig ruhte, würde ich Nachts sehen, wo ich hier gelandet war und auf die anderen treffen. Hoffentlich war zu dieser Tageszeit kein Nightwalker in der Sonne gelandet. Ein weiteres gähnen... Nur ein kurzes Blinzeln und ich sank erneut in wohligen Schlaf.
 

Reflexartig schlug ich nach vorn als Irgendetwas einem Windhauch gleich mein rabenschwarzes Haar aus meinem Gesicht streifte. Kühl war es. Aber ein Windhauch hätte nicht nur mein Haar sondern auch meine Kleidung berührt. Zu sorglos hatte ich geschlafen, hatte ich doch noch nichtmal Jemanden nahen gespührt. Mit weit aufgerissenen gelben Augen starrte ich in ein paar Augen, die von der Form der Puppille an die meiner Brüder und Schwestern erinnerten und doch irgendwie anders waren. Die kühle Nachtluft umwitterte mich. Der modrige Duft des Waldbodens stieg mir in die Nase. Langsam flogen Fetzen des blauen Mondlichts über sein Gesicht. Ich wusste nicht ob ich erleichtert sein sollte oder mich fürchten musste. Und doch. ANGST.



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