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Auf und ab

von

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- two -

Das Leben ist unfair.

Diese Erkenntnis gewann ich schon, als mein Vater meinen Bruder bevorzugte und dabei vergaß, dass er zwei Söhne gezeugt hatte, anstatt einen. Dies ging recht schnell in seinen Gedanken verloren und ich musste mich damit abfinden, dass ich wohl niemals besser oder auch nur gleichwertig sein würde wie Itachi. Doch im Endeffekt sind die Hoffnungen und Träume meines Vaters, ja sogar meines Clans, nach deren Ermordung zerstört worden und ich war der Einzige, der überlebt hatte.

Gerade der, der eigentlich niemals das Erbe auf seinen Schultern tragen, sondern nur im Schatten Itachis leben sollte.

Wahrscheinlich würde es niemals dazu kommen, dass ich den Uchiha-Clan im Schatten dieses Massakers wieder aufbauen würde, wenn auch nur die Möglichkeit bestände, dass ein Mensch wie Itachi geboren werden könnte.

Das Leben war bitter.

Dies war eine Tatsache, die ich auch schon früh gelernt hatte. Diese Bitterkeit, die Erkenntnis, dass alles nicht besser werden würde, trübte mein Leben wie ein Blatt, das auf einen klaren See fiel.

Die Wellen kamen heute noch an mein Ufer an.

Allerdings war der wichtigste Makel in meinem Leben:

Das Leben war grausam und kannte weder gut noch böse.

Weihnachten hatte vor der Tür gestanden und war vergangen noch bevor sich die Menschen Konohas darauf eingestimmt hatten.

Silvester kam und ging und nur noch vereinzelt erinnerten matschige Verpackungen von Böllern, welche in die Luft geschossen wurden, an die Nacht der Nächte.

Sakura hatte mit Kakashi und mir gefeiert, hatte angestoßen, gelacht und getrunken –natürlich nur Apfelsaftschorle wegen ihrer Schwangerschaft. Sie war anscheinend zumindest für ein paar wenige Stunden glücklich gewesen, doch dann war durch das Knallen der Raketen und den lauten Rufen der Menschenmassen auf den Straßen ein langgezogenes Piepen gedrungen.

Erst hatte es niemand von uns wahrgenommen, denn schließlich hätte an dem Abend selbst ein Dämon das Dorf angreifen können und kaum einer hätte es an der einen Stadtseite gehört, ehe es bei ihnen angekommen wäre.

Ich war gerade dabei mit Sakura über die alten Zeiten zu reden – sie berichtete mir von ihrer schrecklichen Angst bei Kakashis erster Prüfung und lachte mit glänzenden Augen -, als unser ehemaliger Sensei den Kopf hob und ins Nebenzimmer rannte, wo Naruto seit knapp einer Woche schlief.

Ich erinnerte mich noch, dass ich Schuldgefühle hegte, da Naruto nicht an unserer kleinen Feier teilnehmen konnte, doch Sakura hatte nur abgewunken mit der Begründung, dass der blonde Chaosninja ebenso nicht ertragen könnte, wenn seine Freunde sich wegen ihm zurücknehmen würden.

Trotzdem...

Wir hätten bei ihm bleiben sollen, als seine Herzströme zum ersten Mal arrhythmisch liefen, aber wir waren es nicht. Nur Kakashi war aufgesprungen und das auch erst, nachdem das Piepen tatsächlich durchdringend wurde.

Sakura sah mich panisch an und rannte hinter ihm her, direkt ins Zimmer und starrte die Maschinen an, als würden sie ihr mitteilen, was gerade eben mit dem Blonden los war.

Und ich?

Ich war geschockt, als ich sah, dass die Kurven des EKGs in unregelmäßigen Abständen über den schwarzen Bildschirm huschten als versuchten sie, einen neuen Takt zu finden. Es gelang ihnen nicht und nun drang auch noch das nervöse Piepsen des Respirators durch den Lärm. Selbst diese Maschine wollte nicht so laufen wie sie sollte. Die Sauerstoffsättigung des Blonden war nicht konstant.

Sakura fluchte, schob mich bei Seite, obwohl ich mich nicht einmal daran erinnern konnte, dass ich Naruto näher gekommen war, und bat Kakashi um Hilfe, damit er den Arm des Komatösen festhalten konnte, während sie die Spritze aufzog und ansetzte.

Ich kam mir noch nie hilfloser vor, als alle anderen dem Mann helfen konnten, der mich in die Heimat zurückgeführt hatte, aber ich blieb außen vor. Ich war es doch, der dafür gesorgt hatte, dass Naruto hier lag. Und auch, wenn es mich früher nicht die Bohne interessiert hatte, was mit meinen Mitmenschen geschah – besonders bei Naruto -, war es heute vollkommen anders, da ich wusste, dass ich für seinen Zustand verantwortlich war.

Ich hatte ihn dazu gebracht mir hinterherzujagen wie ein Irrer, weil ich egoistisch war und glaubte Frieden zu finden, indem ich Itachi umbrachte.

Und was war am Ende geblieben?

Ich sah geschockt den Blondschopf an und zum wiederholten Male fiel mir auf, wie schlecht er aussah, wie krank und elend. Und es wurde immer schlimmer. Sein Herz funktionierte nicht mehr richtig…

Mein Gewissen schrie mir geradezu zu, wer daran schuld war.

Und das brachte das Fass zum Überlaufen.

Ich flüchtete aus dem Zimmer.
 


 

Ich saß an dem Ort, an welchem du dich gerne zurückgezogen hattest und von dem ich anfangs nicht verstanden hatte, warum du dich ihm so verbunden fühltest. Doch es war so hier oben, auf den Köpfen der 5 großen Hokage, als würde man das ganze Dorf nur für sich alleine haben.

Ich stellte mir die Frage, ob sich durch diesen Ausblick dein Wunsch entwickelt hatte, Hokage zu werden, diese Menschen unter dir so gut es ging zu leiten und ihnen ein besseres Leben zu ermöglichen. Allerdings würde ich wohl nicht in der nächsten Zeit eine Antwort darauf erhalten.

Wie es dir wohl ging?

Ob du deinen Anfall überstanden hattest?

Ich wusste es nicht und die Angst um dich saß mir buchstäblich im Nacken. Meine Feigheit und meine Scham über die Flucht in einem entscheidenden Moment verbesserte meine Situation nicht gerade, und ich ließ meinen schweren Kopf auf meine herangezogenen Knie sinken. Meine Gefühlswelt als schlecht zu bezeichnen oder elend wäre noch untertrieben gewesen.

Wieder einmal hättest du mich gebraucht.

Ich hätte dich festhalten sollen.

Oder mehr Bücher lesen müssen über deinen komatösen Zustand und was alles während dieses Langzeitkomas schief gehen könnte.

Vielleicht hätte ich dann auch nicht so panisch reagiert.

Oh Gott…

Du könntest längst nicht mehr atmen und ich würde es nicht wissen, weil ich mich feige verstec….

Ein Geräusch ließ mich herum fahren und Kakashi trat näher heran, ein dezentes Lächeln im Gesicht, welches sich hinter der hohen Maske verbarg. „Stör ich dich?“ Fragte er und setzte sich ohne eine Antwort abzuwarten neben mich, sodass mir gar nichts anderes übrig blieb als mit den Schultern zu zucken.

Beide sahen wir nach oben in den sternenklaren Himmel, während ich mich fragte, warum Kakashi nicht endlich davon sprach, wie es Naruto ging. Meine Ungeduld musste mir wohl im Gesicht abzulesen gewesen sein, doch der grauhaarige Jonin wartete ab, bis ich ihn leise nach dir fragte.

„Er lebt, zumindest mehr oder weniger. Sakura hat ihm ein Beruhigungsmittel gegeben, nachdem Naruto scheinbar etwas dagegen hatte, dass sie ihm eine Spritze mit Stimulationsmedikamenten für sein Herz- Kreislaufsystem gegeben hat.“ Holte Kakashi aus und ich sah ihn sprachlos an.

„Heißt das, er…“ Ich wollte mir keine Hoffnungen machen. Nicht wissen, dass es besser wurde, oder gar schlimmer.

„Ja, genau das.“ Antwortete mein Sensei erleichtert. „Er hat seinen ersten Schutzreflex seit Monaten von sich gegeben. Zwar war es nur ein beiläufiges Zucken, mehr, als versuchte er, eine Fliege zu verscheuchen, aber das war… mehr als wir jemals zu hoffen gewagt haben.“

Ich war geschockt, positiv und ich spürte, wie mir ein dicker Kloß im Hals saß, der sich nicht wegräuspern ließ, egal wie sehr ich mich bemühte. Meine Augen brannten vor Dankbarkeit darüber, dass es wenigstens kleine Verbesserungen gab, wenn auch herbeigeführt durch etwas Simples wie eine Spritze.

Ich konnte sie nicht zurückhalten.

Trotz all meiner Selbstbeherrschung rannen mir zwei Tränen übers Gesicht und tropften in den Saum meines Kimonos. Ich schmunzelte Kakashi zu und konnte auch an ihm erkennen, wie sehr ihn das Ganze mitnahm.

Schließlich ließ ich den Kopf wieder hängen. „Trotz alledem war es unverzeihlich, dass ich euch mit ihm alleine gelassen habe.“ Sagte ich dunkel und mein Hass auf mich selbst nahm eine neue Dimension an.

Kakashi seufzte und legte mir einen Arm um die Schulter, drückte mich kurz an seinen Körper. „Wir alle haben irgendwann einen schwachen Augenblick, Sasuke. Daraus werden weder ich noch Sakura oder je Naruto dir einen Strick drehen, wenn du dich mit einer unbekannten Situation überfordert fühlst.“

„Und was soll ich sagen, wenn ich jemals auf einer Mission mich so verhalten würde, wie heute Abend?“ Gab ich ironisch zurück und schnaubte durch die Nase. Das war wirklich keine Entschuldigung und mich verlangte auch nach keiner Absolution. Ich wollte eine Uhr haben, die die Zeit zurückdrehen könnte, damit ich Naruto nicht verletzt sehen musste. Aber das waren kindische Ideen und wenn ich eines nicht mehr war, dann kindisch.

„Kämpfen und Freunde sind etwas anderes. Du würdest niemals vor einem Kampf fliegen, denn du bist darin ausgebildet zu kämpfen. Dem entgegen bist du jedoch nie ein großartiger umgänglicher Typ gewesen, der von sich behaupten kann, zu wissen, wie es ist eine Freundschaft zu führen und damit auch damit umgehen zu können, wenn es einem geliebten Menschen schlecht geht.“ Antwortete der Ältere von beiden und seufzte schwer. „Es ist in Ordnung, nicht mit dem Koma von Naruto umgehen zu können, oder davor zu flüchten. Du lernst daraus und wirst dich höchstwahrscheinlich noch mehr anstrengen, für ihn da zu sein.“

„Wenn man schon daran schuld bin…“ Gab ich wenig überzeugt als Antwort und sah bitter hinunter in die Stadt, in welcher du lagst.

„Sasuke, was ich mich schon die ganze Zeit frage, wie ist es überhaupt zu Narutos Koma gekommen?“
 


 

*~*~*~*~*~* Flashback *~*~*~*~*~*
 

Sasuke hatte seinen älteren Bruder Itachi nach monatelanger Suche auf einem verlassenen Kampfplatz gestellt. Er hatte gemerkt, dass er den Älteren überrascht hatte auf einer Mission und dieser nun ohne seinen Partner vor ihm stand, was bedeutete, dass nicht ein weiteres Hindernis auftauchen konnte um den Kampf zu verhindern, auf den Sasuke sich seit Jahren vorbereitet hatte. Gnadenlos hatte er dafür sein Dorf und seine Freunde verlassen um das zu rächen, was sein Bruder Itachi ihm hatte nehmen müssen.

Die Frage nach dem Warum drängte sich in den Kopf des Jüngeren, doch als er seine Waffe, das Kusanagi, hob um den Schlag zu pararieren, den Itachi gegen ihn ausführte, floss alles aus seinen Gedanken herauf, was sich nicht darauf konzentrierte, diesen Unbekannten zu vernichten.

Sasuke biss die Zähne zusammen und leitete sein Chidori in das Schwert hinein. Die Klinge glitt zu Boden und sollte eigentlich den älteren Uchiha zu treffen, doch dieser wich geschickt aus, war jedoch nur scheinbar nicht schnell genug, sodass Sasuke ihm das Schwert in den Körper rammen konnte.

Das war zu einfach gewesen…

Itachi schmunzelte ironisch, was Sasuke nur noch wütender machte, und winkte kurz nach links. Als der Uchiha den Kopf wandte, erblickte er seinen Bruder auf einem der Steine sitzend. Ein Doppelgänger also.

Auf Sasukes Gesicht tauchte ein Grinsen auf, als er sah, wie er selbst dem echten Itachi sein Schwert in den Rücken stieß und sich vor der Imitation in Luft auflöste.

Alles nur Schein, denn auch dieser Angriff war nicht echt gewesen.

Alles nur ein Genjutsu.

„Du bist besser geworden.“ Die dunkle Stimme Itachis vibrierte in der Luft, als er sich zu dem echten Sasuke umdrehte und ihn ansah. Das Mangekyo Sharingan leuchtete in den roten Augen des Älteren auf, ehe dieser sich in Krähen auflöste. „Aber nicht gut genug.“

Stattdessen tauchte er etwas entfernt von Sasuke auf und knöpfte sich gelassen den Akatsuki-Mantel auf um ihn bei Seite zu legen.

„Ich hatte dir doch gesagt, dass du dich erst wieder blicken lassen solltest, wenn du das wahre Geheimnis des Sharingans erlernt hast. Dann erst kannst du es mit mir aufnehmen.“ Itachis Gesicht war emotionslos, als er Sasuke belehrte, dass er wie so häufig in der Vergangenheit keine Chance gegen den Bruder hätte. „So, wie du jetzt bist, klein und ohne große Fähigkeiten, wirst du nicht einmal die wenigen Minuten dieses Kampfes überleben.“

Auf Sasukes Gesicht machte sich Entschlossenheit breit, die von Wut angetrieben wurde. Er war besser geworden als sein Bruder, sein Hass und Orochimarus Mal würden ihm genug Chakra und Kraft geben um Itachi zu töten. Seine Stimme bebte vor Verachtung, als er sie gegen seinen Bruder richtete, den Mann, den er bewundert hatte. „Ich weiß, dass es noch jemanden gibt mit deinen Fähigkeiten, deinem Sharingan. Wer ist der dritte Überlebende des Uchiha-Clans?“

Eine Nuance von Überraschung trat in Itachis Blick, der zufriedener wurde. „Warum willst du das wissen?“

„Weil es der Nächste ist, den ich nach dir umbringen werde um diesen verfluchten Clan auszumerzen.“

„Sein Name ist Madara Uchiha.“

Sasuke zog hart die Luft ein. „Unmöglich. Nimm mich nicht auch noch auf den Arm! Madara ist vor Jahrhunderten gestorben!“

Itachi kreuzte die Arme vor der Brust und hob die Augenbraue. „Und das kannst ausgerechnet du bezeugen? Wer meinst du, war mein Lehrmeister?“

Sasuke biss die Zähne aufeinander, als er die Selbstverständlichkeit hinter Itachis Worten hörte und die Wahrheit erkannte. Er hob den Arm und ballte sein Chakra in diesem, um Itachi mit dem Chidori anzugreifen, doch wieder einmal ging der Angriff daneben.

Stattdessen landete der Ältere von beiden hinter Sasuke und hielt diesem im Genick fest. „All die Jahre hat er mir vorgepredigt, wie wichtig es wäre Nachwuchs zu bilden für das Mangekyo Sharingan, aber unser Clan war zu schwach und zu ängstlich um dieses Mittel auszuarbeiten, zu perfektionieren. Sie wollten Macht, aber nicht so schwer kontrollierbare. Sie wussten um den Preis, den jeder für das Mangekyo Sharingan bezahlen musste. Welche Folgen einher gehen.“ Itachi verstärkte den Griff um Sasukes Hals und zwang ihn somit in die Knie. Das Rot seiner Augen brannte sich in das Schwarz Sasukes wie sein Ameratsu. Doch diesem wurde eines klar, als Itachi sein Gesicht ihm so deutlich zu wandte. Der Preis, den Itachi bezahlt hatte für sein Jutsu, war nicht nur die Ausrottung des Clans, sondern auch die schleichende Erblindung des Besitzers durch die häufige Anwendung des Mangekyo Sharingans. Itachis Augen waren zwar noch aktiv, aber es zogen sich auch deutlich milchige Schimmer durch diese hindurch.

Itachi erblindete.

Und mit einem Mal war Sasuke auch klar, was Itachi von ihm wollte. „Du wirst meine Augen nicht kriegen, Itachi. Mein Hass auf dich ist groß genug um dich umzubringen, aber nicht genug um das Mangekyo Sharingan zu aktivieren. Ich habe andere Fähigkeiten, mit denen du nicht mithalten kannst.“ Mit den Worten wickelte er die Bänder um seine beiden Unterarme ab, auf denen sich Siegel befanden. „Du kannst gar nichts gegen meinen Hass ausrichten!“ Sasuke schrie und berührte die Siegel an seinen Unterarmen um so zwei Shuriken herausziehen und gegen Itachi werfen zu können, der den Angriff parierte.

Sie bombardierten sich mit Shuriken und tauschten Schläge aus, doch weder Itachi noch Sasuke gingen in die Knie oder mussten zurückstecken. Sasuke war seinem Bruder nach jahrelangem Training endlich ebenbürtig geworden.

Mit einem Trick schleuderte Sasuke ein Kunai in Itachis Richtung, das dieser abwehrte, jedoch zu spät bemerkte, dass Sasuke währenddessen sein Chidori gesammelt hatte. Der ältere Uchiha hielt sich verwundert die Schulter, an welcher das Jutsu Sasukes eingetreten war. Blut sickerte aus der Wunde in die schwarze Kleidung, doch noch bevor Sasuke einen weiteren Angriff starten konnte, holte Itachi zum Gegenschlag aus und trat ihn gegen eine Felswand.

Der Jüngere keuchte auf, als der Schmerz in seinem Rücken explodierte, und sah seinen Bruder auf sich zu rennen. Bitter schluckte Sasuke, als er glaubte, dass Itachi ihn nun mit einem Schlag umbringen würde, zuckte jedoch zusammen, als er erblickte, wie dieser mitten im Schritt inne hielt und die Hand schmerzerfüllt auf die Brust legte. Hustend spuckte Itachi Blut aus und ein dünner Faden der rötlichen Flüssigkeit lief aus dem Mundwinkel heraus.

Die Chance ergreifend nahm Sasuke das Schwert und griff seinen Bruder zum letzten Mal an, rammte ihm die Klinge von Kusanagi tief in die Brust, die noch von dem blutigen Husten gepackte war. Diesmal war es kein Doppelgänger, den er getroffen hatte.

Itachi sah ihn an, das Schwarz seiner Augen erinnerte an den jungen Mann, den Sasuke geliebt hatte, dem er vertraute und auf den er hoffte. Doch das Bild, das vor seinem Augen entstand, war nicht real. Itachi hatte nie Blut im Gesicht getragen, als er ihn erblickte. Er war nie von Wunden zerkratzt gewesen oder schwächelte.

Das hier war nicht Itachi, sein Bruder. Nur Itachi Uchiha, der Clanmörder. Der Mann, der sterben würde.

Aber er lächelte. Und das passte nicht.

Zwei zitternde Finger drückten gegen Sasukes Stirn und der betrachtete schockiert das erleichterte Gesicht seines Bruders. Warum war dieser erleichtert? Warum griff er ihn nicht mehr an? Warum benahm er sich so brüderlich und tippte ihn an die Stirn?

„Es tut mir leid, Sasuke.“ Die Stimme kam brüchig aus dem sterbenden Körper. „Aber es wird kein nächstes Mal geben.“ Er ging langsam zu Boden, dabei einen blutigen Streifen über Sasukes Gesicht ziehend. Das schwarze, blutverklebte Haar schwang noch in der Luft, als der Körper nach unten sackte. Und schließlich war es Itachi, der mit glasigem Blick in den sich verdunkelnden Himmel starrte und sich nicht mehr regte.

Sasuke hatte gewonnen.

Schwer atmend ließ er sich neben der Leiche seines Bruders nieder und betrachtete ihn. Er war tot. Endgültig. Sein Lebenszweck war beendet. Die schwarzen Augen waren leicht geschlossen und der Blick nicht zu deuten, obwohl sich Sasuke wünschte, diesen entschlüsseln zu können. Das seichte Lächeln, welches die harten Mundwinkel Itachis umspielte, passte nicht zu der Situation, in welcher sich beide befanden. Es hatte den Anschein, als wäre der Tote noch dankbar dafür gewesen, endlich diese Welt verlassen zu können.

Sasuke legte den Kopf auf seine angezogenen Knie und versuchte, sich das Leben seines Bruders vorzustellen, doch er scheiterte jedes Mal daran, dass er nicht wusste, warum sein Bruder so weit gegangen war, wofür er gemordet hatte und wie er wirklich war. Vor ein paar Stunden noch hätte der Schwarzhaarige die Frage zumindest ansatzweise beantworten können und Worte wie ‚skrupellos‘, ‚ehrgeizig‘ und ‚eiskalt‘ verwendet, aber jetzt? Itachi lächelte, es passte nicht und machte die Szene unwirklich. Unnatürlich.

„Warum hast du nicht eingegriffen?“ Sasuke drehte sich nicht um, spürte allerdings die Nähe des Blondschopfes, der sich aus dem Schatten heraus auf ihn zubewegte. Er war die ganze Zeit anwesend gewesen, hatte jedoch nicht eine Sekunde sich dem Kampf angenähert, sondern war nur an entscheidenden Momenten ausgewichen, damit er nicht verletzt wurde.

Schwarze Schuhe stoppten neben dem einzigen Uchiha-Überlebenden, der den Kopf langsam wendete. Schwarze Augen trafen auf ozeanblaue, die kurz darauf traurig und ratlos zu dem Toten hinübersahen.

Naruto zuckte mit den Schultern. „Ich wusste, dass du es alleine schaffen konntest und musstest, damit du dir sicher sein konntest, dass du dein Ziel erreicht hast. Außerdem habe ich keine Sekunde an dir gezweifelt. Du warst schon immer stärker als dein Bruder und musstest es nur noch beweisen.“

Sasuke nickte leicht und strich seinem Bruder eine blutige Haarsträhne aus dem Gesicht.

„Die Frage, warum er den Clan umgebracht hat, wird er mir nicht mehr beantworten können.“ Frustriert fuhr sich der Erbe durch die Haare.

„Ich denke nicht. Und die Frage wird dich noch jahrelang, vielleicht auch für immer verfolgen.“ Naruto ließ sich neben dem Älteren nieder und überlegte vor sich hin, ehe er weiter sprach. „Aber du hast deinen Wunsch erfüllt, hier liegt die Leiche deines Bruders, doch glücklich wird dich das auch nicht machen. Lass uns nach Hause gehen.“

„Ich habe kein Zuhause mehr.“
 

*~*~*~*~*~* Flashback Ende *~*~*~*~*~*
 

Ich hielt inne in meiner Erzählung, zu unsicher, ob ich diesen Aspekt des weiteren Gesprächs berichten sollte, oder ob ich den genauen Teil deiner Antwort besser verheimlichen sollte. Überlegend sah ich zu Kakashi hinüber, der interessiert auf meine Fortsetzung wartete und nicht den Anschein erweckte, als würde er an dem bisher berichteten Teil Zweifel hegen.

Ich seufzte und einigte mich darauf, dass ich nichts zu genaues mehr erzählen würde.

„Natürlich schaffte er es, mich davon zu überzeugen, nach Konoha zurückzukehren. Schließlich wusste ich sonst nichts mit mir anzufangen und um ehrlich zu sein, ich sehnte mich nach daheim.“
 

*~*~*~*~*~* Flashback *~*~*~*~*~*

Der schwarzhaarige Konoha-Nin rannte hinter dem schneller gewordenem Fuchs hinterher, der lachend und springend seinem Enthusiasmus freien Lauf ließ. Schließlich hatte es Naruto geschafft seinen besten Freund zu überzeugen zu seinen Wurzeln zurückzukehren und ganz von vorne anzufangen, was bedeutete, dass er nicht wieder das Dorf verlassen würde. Zudem konnte er sein Versprechen erfüllen, welches er Sakura gegeben hatte und rechtzeitig zur Geburt seines Kindes Daheim sein.

Die Nachricht hatte Sasuke reichlich irritiert und mit einem Ziehen in der Brust hatte er ihr gelauscht. Es war merkwürdig zu erfahren, dass ausgerechnet Naruto mit der Rosahaarigen ein Kind gezeugt hatte und sich scheinbar alles zwischen den Beiden veränderte. Sie waren sogar vor kurzem zusammen gezogen.

Eine Tatsache, die er früher nie für möglich gehalten hatte, aber nun unumgänglich war. Der ehemalige Nuke-Nin konnte nicht ganz einordnen, ob es ihm nicht passte, dass Sakura, die immer auf ihn warten wollte, sich doch anders entschieden hatte, oder ob es an Naruto lag, der wesentlich verantwortungsbewusster –nicht minder chaotisch- sein Leben führte auf eine Art, die Sasuke nicht hatte kommen sehen.

Alles hatte sich geändert.

„Sasuke! Wollen wir im nächsten Dorf kurz rasten, ich…!“ Naruto stoppte mitten im Lauf und riss die Augen weit auf. Sein Satz blieb unvollendet, als er sich schmerzerfüllt an seinen Kopf griff und abrupt aufkeuchte.

„Naruto!“ Sasuke kam neben ihm zum Stehen und fasste ihn an den Schultern. Die weiten blauen Tiefen richteten sich auf ihn, während sich rote Fäden durch das Weiß der Augäpfel zogen wie ein farbiger Schleier. Erschrocken und mit stockendem Herzschlag sah er, wie das Weiß sich gänzlich hinter dem Rot auflöste ohne, dass der Fuchs in Naruto sich bemerkbar gemacht hätte.

„Sas…“ Der Blondschopf keuchte den Namen und der Atem rasselte in seiner Brust, als müsste er ihn qualvoll aus den Lungen herauspressen.

„Naruto, was ist denn los?!“ Eine Angst, wie Sasuke sie nie gekannt hatte, umfasste ihn und er legte den Jüngeren auf dem Boden ab, da seine Beine dabei waren, nachzugeben. Die Hände, die fest seine Arme umkrampften, als würden sie vor Schmerzen keinen anderen Ausweg kennen, drückten fester zu. Ein jammervoller Schrei drang aus Narutos Kehle, der sich nicht mehr menschlich anhörte, mehr nach einem verwundeten Tier klang.

Gehetzt sah sich Sasuke um, ob er irgendeine Falle erkennen konnte, einen giftigen Pfeil, der Naruto getroffen haben könnte, oder Männern aus dem Hinterhalt, doch nichts zeigte sich, als er das Sharingan aktivierte. Keine Ursache für das Verhalten des Chaosninjas.

„Oh Gott.“ Sasuke packte die orangefarbige Kleidung des Anderen und riss sie entzwei, entblößte die Brust um nach Spuren zu suchen, die auf den Schmerz des Kleineren Rückschlüsse zuließ.

„Sasuke…“ Naruto flüsterte den Namen, seine blutigen Augen waren auf den Punkt gerichtet, an dem er seinen Partner vermutete. Dumm nur, dass er in die falsche Richtung sah, was Sasuke einen kalten Schauer über den Rücken laufen ließ.

„Naruto, mach nicht schlapp, hast du gehört?! Sag mir, wo die Schmerzen genau sind, ich versuch dir zu helfen!“ Nur nicht panisch werden.

„Mein Kopf.“ Das Rasseln des Atems wurde zu einem schweren Pfeifen, die Brust hob und senkte sich unregelmäßig, langsam, zu flach.

Schnell untersuchte Sasuke den Kopf, tastete die Form ab, jeden Zentimeter an Haut, den er erreichen konnte, doch er fand nichts.

Die Hände an seinen Armen wurden schwächer, der Griff ließ nach.

Heftig rüttelte Sasuke an Narutos Schultern.

Er rief dessen Namen.

Er ohrfeigte ihn für eine Antwort.

Doch der Blonde schloss einfach die Augen.
 

*~*~*~*~*~* Flashback Ende *~*~*~*~*~*
 

„Tsunade weiß bis heute noch nicht, woran es gelegen haben könnte, dass Naruto ins Koma fiel. Sie kann nicht einmal einschätzen, wie schlimm es wirklich um ihn steht.“ Rau erklang meine Stimme.

Kakashi schwieg und klopfte Sasuke dann auf die Schulter.

„Ich würde mir an deiner Stelle keine Vorwürfe machen, Sasuke. Du kannst bestimmt nichts dafür, dass Naruto krank war. Es gab keinen Kontakt zu Itachi seitens Naruto, es kann auch irgendeine Krankheit gewesen sein, die ihn niederstreckte. Der Zeitpunkt war ungünstig, aber du kannst nichts dafür.“

Dennoch ließ mich das Gefühl nicht los, dass es dennoch meine Schuld war.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Coppelius
2009-12-05T23:04:23+00:00 06.12.2009 00:04
armer naru-chan*snüff*
aber ein tolles kappi^^


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