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100 Themes Challenge

every day is writing day
von

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#20 [Fortitude]

Von fehlenden Worten
 

Wir haben's beide nicht so mit dem Akzeptieren neuer Lebensumstände. Jeder hat so seine ganz eigene Art, damit umzugehen, die Probleme dabei zu umschiffen, überzutapezieren oder einfach zu ignorieren. Wir sind beide nicht die Typen, die sich hinsetzen und zusammen darüber diskutieren, was passiert ist und wie man jetzt damit klarkommen soll. Wir setzen uns zwar hin und reden miteinander, aber ganz bestimmt nicht über irgendwelche Themen, die unangenehm sein könnten. Über vieles will man schon garnicht näher nachdenken. Die werden so akzeptiert, mehr oder weniger zumindest - oder auch völlig geleugnet, je nachdem, wie man grade drauf ist. Klare Worte gibt es nicht. Das alles ist furchtbar schwammig und jeder fischt irgendwo im Diffusen herum, angelt sich je nach Laune den ein oder anderen Zustand als momentane Wahrheit heraus und verwirrt nicht nur den anderen, sondern auch sich selbst damit. Wie eben jetzt. Hat alles so gut geklappt in letzter Zeit, eine unausgesprochene Tatsache schwebte in der Luft und wurde von beiden angenommen. Bis heute.

"Wo willst du hin?"

"Geht dich nichts an!"

"..bist du lange unterwegs?"

"Wirst du schon sehn."

Und weg ist er. Setzt seine Hoffnungen mal wieder in die Flucht.

Naja, besser bin ich eigentlich auch nicht, ich hätte genausogut selbst anfangen können. Aber in der Hinsicht bin ich genauso feige wie er. Nur ich habe Angst vor ihm, während er Angst vor sich selbst hat. Vor mir brauch man keine Angst zu haben, das hat er sicher schon gemerkt. Aber gerade in solchen Momenten wie jetzt bräuchte ich eine klare Antwort, an der ich mich festhalten könnte. Wenn es gut läuft, brauch ich keine verbale Sicherheit, da reicht mir schon das Feeling. Doch jetzt, wo er weg ist, da frage ich mich natürlich, ob ich das alles nicht nur falsch eingeschätzt habe. Dass es nicht so ist, wie ich es mir vorgestellt habe; weil niemand auch nur ein Wort darüber verloren hat, was es für ihn bedeutet. Ich kann ihm nichtmal was vorwerfen, wenn er wiederkommt und Scheiße gebaut hat, die mich wahnsinnig aufregen würde, wenn ich mir denn sicher wäre, woran ich bin. Aber so.. kann ich ihm nicht viel anhaben.
 

Wir sind nicht "zusammen".

Keiner hat gefragt, keiner hat geantwortet, für mich war das eine Sache der nonverbalen Kommunikation. Wenn es, wie gesagt, gut läuft. Aber jetzt beiße ich mir in den Hintern, dass ich nie nachgefragt habe, ob Pascal das wirklich genauso sieht. Und immer, wenn ich mir ein Herz fassen will, wenn es wirklich gut läuft und ich den Mut gefunden habe, dann denke ich daran, was Pascal für ein Mensch ist. Und ob so ein paar kleine Worte nicht auch viel kaputtmachen können. Sobald sie einer ausspricht, wird diese trübe, undurchsichtige Brühe klar und bekommt eine Form. Und ich weiß nicht, ob Pascal das so will und kann. Wenn er sich nicht mehr je nach Laune eine Antwort zusammenbasteln kann, sondern es stattdessen eine feste Größe gibt. Ob er das ertragen kann. Ob ihn solche Worte nicht fertigmachen, wenn es mal nicht so gut läuft und er Panik bekommt. Wenn er keine Ausflüchte mehr findet, die Tatsache aber so nicht akzeptieren kann. Vielleicht würde ihn das zu sehr abschrecken. Das ist meine Überlegung, wenn es mir schon auf der Zunge liegt. Und dann rutscht mir das Herz in die Hose und ich krieg das Maul nicht mehr auf, genieße stumm die schöne Zeit, auch wenn mir diese Worte, die mir eine so wunderbare Sicherheit geben würden, klebrig in der Kehle hängen. Ich will das nicht kaputtmachen.
 

Ich weiß, dass Pascal wiederkommt, wenn er sich beruhigt hat. Wenn er sein Gewissen damit beruhigt hat, dass das alles nichts Ernsthaftes ist. Ich kenn dich zu gut. Dann sind wir für ein paar Tage wieder die besten Kumpels, bis dein Inneres zufrieden ist. Und dann steigert sich das allmählich, wir landen in der Kiste - Ausrutscher über Ausrutscher, kuscheln irgendwann auch schon nachmittags und glotzen uns verknallt in die Augen, ich fühle mich dann sicher und überlege, ob ich es wagen soll, uns beiden Klarheit zu geben - und plötzlich drehst wieder durch, lässt alles liegen und stehen und haust ab. Fliehst vor meiner Zuneigung, als wollt ich dich damit irgendwie kaputtmachen. Und das sagt mir, dass ich richtig entschieden habe, dir nichts zu sagen. Und solange du nur wieder zurückkommst, behalt ich es auch gerne für mich und hoffe einfach, dass es nicht irgendwann so unerträglich wird, dass ich es dir einfach an den Kopf knalle.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  kumquat
2009-02-20T15:09:43+00:00 20.02.2009 16:09
Frankie ist so ne Fußmatte ej. Und Pascal ein alter Ausweicher, der sich selbst nichts ins Gesicht gehen kann. Das ist so eine... herrlich destruktive Prädisposition, aus der Perspektive des Außenstehenden gesprochen. Aber wenn man so nah dran hängt, ist das wieder schmerzhaft.

Zu kritisieren hab ich irgendwie... kaum was. Lesefluss, Charakterzeichnung, prima-prima. Der Satzanfang bei "Aber jedes Mal, wenn ich mir ein Herz fassen will, [...]" ist vielleicht etwas zu wiederholend, würd ich sagen, "Nur" wär vielleicht besser gewesen.
Und bei "[...] dass ich es [einfach] dir an den Kopf knalle." würd ich halt das einfach an der Stelle dort ergänzen. Gibt der Sache vielleicht etwas mehr, äh, Abruptheit, passend zum Knallen. Oder so.


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