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Die Abenteuer von Mr. Bär und Mr. Baguette

von

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Mr. Bär, Mr. Baguette und die Königin der Knochen

Mr. Bär, Mr. Baguette und die Königin der Knochen
 

Das Meer lag ruhig und still vor ihnen, keine Welle brach sich an ihrem Boot. Doch langsam glitt es voran und so gelangten Mr. Bär und Mr. Baguette in Richtung einer neuen Insel. Auf den ersten Blick wirkte sie rund wie ein blankpolierter Kieselstein, bei genauerer Betrachtung war sie von Kratern und Rissen durchzogen und machte den Eindruck, als hätte man sie schon eine ganze Weile völlig verkommen lassen.
 

Gelber Nebel waberte über den Rand und sickerte ins Meer, was ihm eine giftige grüne Farbe rund um die Klippen verlieh.

„Land in Sischt, perfekt!“ rief Mr. Baguette und warf einen großen Stein ins Wasser, den sie anstelle eines Ankers mit sich herumschleppten. Mr. Bär hockte mies gelaunt im Boot und hätte am liebsten Mr. Baguette als Anker benutzt.

„Du willst mir nicht ernsthaft erzählen, dass wir diesen verkraterten Scheißhaufen von Insel betreten sollen, oder? Du bist verrückt!“ knurrte Mr. Bär wütend in sich hinein und rüber zu Mr. Baguette. Beides gleichzeitig.

„Warum nischt mon amie? Es scheint mir eine söne Ort su sein um eine kleine Rast su machen und ein paar Vorräte su sammeln.“

„Vorräte? Was denn, tote Eichhörnchen und giftige Frösche? Danach sieht es hier nämlich aus!“

Mr. Baguette ignorierte den Einwand und stieg über den Rand des Bootes. Als seine Beine ins Wasser rutschten begann es leise zu zischen.

„Oooouuuuhh!! Das brennt ja!!“ Mr. Baguette rannte los und wedelte dabei sinnlos mit den Armen.

„Was habe ich gerade gesagt? GIFTIG!“

„Du ast Frösche gesagt. Nischt giftiges Wasser!“ Mr. Baguette war an Land gegangen und betrachtete seine Hosenbeine. Sie hatten einige Löcher und an manchen Stellen stieg ein dünner Rauchfaden auf.

„Kommst du nischt?“ fragte er Mr. Bär. Der schaute ihn an, als ob Mr. Baguette gesagt hätte „Komm, trink eine Fasche Gift mit mir.“

„Bist du WAHNSINNIG??? Ein Schritt in diese stinkende Brühe und ich bestehe nur noch aus Watte und Stoffetzen!! Ah, das hättest du wohl gerne!“

„No, das ätte isch nischt gerne Mr. Bär. Isch überlege mir etwas.“

„Oho, das wäre ja ganz was Neues. Der fette falsche Franzose überlegt sich was.“

Mr. Baguette schaute ihn grummelig an und sah sich dann um. Außer zerfressenen Steinen und gelbem Nebel schien es nichts zu geben, dass ihm helfen könnte, Mr. Bär unbeschadet an Land zu bringen. Aber er konnte ihn auch nicht einfach im Boot lassen. Genaugenommen konnte er auch das Boot nicht dort lassen, es begann bereits leise zu zischen und zu brodeln. Mr. Baguette zog tief Luft ein, sein Schnurrbart kräuselte sich empört über die eigene Courage und mit ein paar schnellen Schritten stiefelte er erneut ins Wasser und zog das Boot. Die Säure setzte nicht nur seiner Hose zu, aber Mr. Baguette versuchte es zu ignorieren. Als er Mr. Bär und das Boot an Land geschafft hatte sackte er erschöpft zu Boden. „Isch glaube, du attest rescht. Ir werden wir nischts finden, dass uns elfen könnte auf unserer Reise.“ Er zupfte an seinen Hosenbeinen, die kaum mehr waren als Fetzen. Die Haut darunter war rot und juckte, aber sie war immerhin noch dran. Mr. Baguette hatte geradezu unverschämtes Glück.

„Toll, danke für die Erkenntnis. Und warum hast du mich dann an Land geholt? Wir hätten direkt wieder losfahren sollen!“ Mr. Bär setzte sich neben Mr. Baguette und strafte ihn mit bösen Blicken ob seiner Unfähigkeit oder einfach so, weil es eben Mr. Bär war. Mr. Baguette deutete auf das Boot. Der Boden war schon leicht porös geworden und es knisterte im Holz.

„Wir müssen versuchen das Boot su reparieren, sonst kommen wir nischt weit damit.“

„Großartig, einfach GROSSARTIG!!“ Mr. Bär stand auf. „Gut, dann lass uns mal Holz sammeln. Ich sehe da hinten ein paar Bäume.“

Mr. Bär stapfte los und versuchte dabei dem Nebel, der sich dick und gelb wie Sirup über den Boden zog möglichst auszuweichen. Das war ein unmögliches unterfangen und er hatte das Gefühl, dass ihm das Zeug etwas im Fell kribbelte. Wie Flöhe. Gelbe, nebelartige, fette Flöhe.

„Isch glaube der Nebel ist ebenfalls giftisch. Mon diöö, was für eine schlimme Sache!“

„Meinst du das ernst? Verdammte Scheiße, mein schöner Pelz!!“ Mr. Bär sprang im Dreieck und versucht möglichst wenig Kontakt zum Boden zu halten, was angesichts fundamentaler Prinzipien der Physik kaum umzusetzen war. Schwerkraft war ein blöder Sack.

„Nischt so schlimm wie das Wasser. Beruhige disch bitte.“

„Beruhigen?? Diese Insel frisst uns auf!!!“

„Aber nischt sofort!“

„Soll mich der Scheiß nun etwa beruhigen??!?“ Mr. Bär stand kurz vorm Explodieren. Wenn seine Füße Raketenantrieb hätten, dann wäre er inzwischen zum Mars geflogen. Mit Raketenantrieb wäre er allerdings auch nicht in dieser Lage sondern würde im wahrsten Sinne des Wortes über den Dingen schweben. „Verdammter Mist!“
 

Sie stapften eine Weile über die karge Landschaft, tiefe Krater durchzogen den Boden, es schien fast so, als hätte der Nebel tiefe Rillen in den Stein gezogen, über den sie nun liefen. Das war sogar sehr wahrscheinlich. Schließlich näherten sie sich den vermeintlichen Bäumen.

„Das sind keine Bäume“ stellte Mr. Bär sachlich fest.

„D...Da... Das sind KNOCHEN!“ Mr. Baguettes Schnurrbart stellte sich steil nach oben und zitterte wie eine Gitarrensaite.

„Und?“

„Da... Das waren sicher einmal Menschen!“ Mr. Baguette deutete auf ein paar Schädel, aus denen Knochen wie Äste wuchsen. Vermutlich steckten die Knochen eher in den leeren Augenhöhlen, aber das Bild passte.

„Du bist echt leicht zu erschüttern, weißt du das eigentlich? Eine weitere deiner nervigen Eigenschaften.“ Mr. Bär blieb völlig unbeeindruckt, bis... „VERFLUCHT NOCHMAL, mit Knochen lässt sich das verschissene Boot nicht reparieren!!“

„Da.. Das ist nischt unser einsiges Problem!“ Mr. Baguette zittere und deutete auf eine Höhle in ein paar Metern Entfernung. Heraus traten einige Skelette, die mobilere Version der artistisch beeindruckenden, jedoch ästhetisch abstoßenden Bäume.

„Wa... Was sollen wir jetzt tun?“ Mr. Baguette versuchte sich hinter Mr. Bär zu verstecken. Dieser trat einen Schritt zur Seite. Mr. Baguette plumpste wie ein Kartoffelsack zu Boden und schnellte hoch wie eine Sprungfeder. Der gelbe Nebel biss in seine Fingespitzen.

„Wir machen einfach das, was du sonst immer vorschlägst. Lass uns Hallo sagen!“ Mr. Bär verzog die Schnauze zu einem bösartigen Grinsen und trat einen Schritt vor. „HAAAALLLOOO KNOCHENKÖPPE!“

„Tu das nischt!!“

„HAAAAALLOOOOOO, FINDET IHR ES HIER AUCH SO SCHEISSE WIE ICH??“

„Mr. Bär, hör doch bitte auf! Sie werden noch wütend auf uns!“ Mr. Baguette vergaß seinen falschen Akzent.
 

Die Skelette näherten sich ihnen weiter und hielten schließlich an. Sie musterten die beiden Besucher mit aufmerksamem Blick. Wobei man das nur vermuten konnte, immerhin hatten sie keine Augen. Dafür trugen Sie bunte Gewänder, die jedoch in Fetzen von ihren... Knochen hingen. Auch eine Auswirkung des Nebels. Mr. Baguette schauderte.
 

„Seit gegrüßt Fremde! Wir haben schon so lange keine Besucher mehr gehabt!“

„Ihr seit noch nicht lange hier, man sieht es euch an!“

Es sollte vermutlich wie eine freundliche Begrüßung klingen, aber es hatte mehr von einer Grabesrede.
 

„Wir sollten Sie zur Königin bringen!“

„Ja, zur Königin!“

„Neues Fleisch!!“
 

Mr. Baguette zuckte zusammen und sah sich suchend um. Er wusste nicht wonach er suchte, aber sein Unterbewusstsein dachte an „Notausgangsschild.“ Um ihn herum gab es aber nur steinigen Boden, Knochenbäume, Skelette und den allumfassenden Nebel. Als Knochenhände nach ihm griffen lies er sich nach vorne in Richtung der Höhle schubsen. Man könnte in diesem Zusammenhang von sanfter Gewalt sprechen, aber er hatte nie verstanden, dass das denn heißen soll. Entweder man war sanft oder es gab Gewalt.
 

Auf dem Weg in die Höhle sah sich Mr. Bär aufmerksam um. Er sondierte die Lage und prüfte seine Optionen. Eine erstaunliche Leistung für ein Gehirn, dass aus Watte besteht. Es gab nur einen Eingang durch den sie gerade kamen, die Wände waren niedrig und an den Wänden hingen überall Kerzen anstelle von Fackeln, die gerade genug Licht gaben, damit man nicht über die eigenen Füße stolperte. Als sie den Gang verließen kamen sie in eine gigantische Höhle mit Wänden so hoch wie Industrieschornsteine, überzogen mit tausenden von Kerzen. Alles lag in schummrigem Licht und überall tummelten sich Skelette, große und kleine. Sie saßen auf Bänken und an Tischen, sie gingen arbeiten nach, tauschten Kerzen aus, setzten Knochen zusammen und über allem thronte die Königin auf einem Gebilde aus porösem Kalkstein. Mr. Bär war erstaunt, dass es kein Knochen-Thron war. Er registrierte ein feines Rinnsal, dass durch den Kalk schimmerte.
 

„Was tut ihr alle hier?“ fragte Mr. Bär das Skelett zu seiner Linken. Es war recht groß und trug einen alten Zylinder auf dem Schädel.

„Wir sind“ antwortete es.

„Was soll das heißen, ihr seid? Was seid ihr?“

„Existent.“

„Hm...“ Mr. Bär dachte kurz nach. „Willst du sagen ihr lebt, oder ihr existiert? Meiner Erfahrung nach ist das ein großer Unterschied.

Das Skelett sah ihn stumm an. Auch ihre anderen Begleiter schwiegen.
 

Die Königin war wie zu erwarten ebenfalls ein Skelett, eine dürre Gestalt mit bleichen Knochen, die im Licht der Kerzen gelb schimmerten. Sie trug ein rotes Kleid aus feiner Seide, das völlig frei von Säureflecken und Löchern war. Auf Ihrem Schädel erhob sich ein zartes Geflecht aus goldenem Draht in das Diamanten, Rubine und Smaragde eingeflochten waren. Mr. Bärs Augen schimmerten beim Anblick vor Gier. Er hatte sich nie viel aus Geld und Gold gemacht, aber er hatte das Gefühl, dass die olle Knochentante ihm einen ausgesprochen angenehmen Lebensabend finanzieren konnte. Auf einer kleinen Insel. Ganz allein. Ohne Mr. Baguette. Während er so darüber nachdachte und gedanklich in die Ferne schweifte sprach Mr. Baguette aus, was jeder denken würde: „Wie ist es möglich dass ihr...“

Die Königin ergriff das Wort: „Schweigt! Ich kann die Frage in euren Augen sehen. Wie ist es nur möglich, dass wir so existieren? So wieder die Natur?

Dieses Land war schon immer lebensfeindlich, es gab nur wenig fruchtbaren Boden den wir bestellen konnten, wenige Quellen aus denen wir Wasser schöpften. Und dann, vor einigen Jahren, kroch der Nebel aus den Bergen. Er schälte die Rinde von den Bäumen, er vergiftete den Boden und er fraß das Fleisch von den Knochen meiner Untertanen. Nun sind wir hier, Gefangene unter der Erde. Nur meine Magie hält sie alle am Leben.“

Die Königin seufzte tief. Es war ein dunkler, kehliger Laut der ohne Hoffnung schien.

Mr. Baguette schauderte. Er hatte mehr gehört, als er Jemals wissen wollte. Er fühlte eine wirre Mischung aus Mitgefühl und Furcht, ordentlich gewürzt mit einer Portion Ekel.

Mr. Bär war ins hier und jetzt zurückgekehrt und antworte auf seine höchst eigene, mitfühlende Art: „Aha. Danke für deine Lebensgeschichte, nach der ich nicht gefragt hatte. Du brauchst wohl noch ein paar Übungsstunden im Augen-Lesen.“

Mr. Baguette sah ihn schockiert an, die Königin aber lächelte nur stumm. Genau genommen grinste Sie, immerhin hatte sie keine Lippen über Ihren Zähnen, aber man hatte das Gefühl, dass es ein Lächeln sein sollte. „Der kleine Bär ist ungehalten.“

„Bitte nehmen Sie es ihm nicht übel, er ist normalerweise nicht... nun, er ist normalerweise immer so, aber er meint es nicht böse“ sagte Mr. Baguette und rieb sich nervös den Hinterkopf.

„Doch, das tue ich!“

„Tust du nicht!“

„Doch!“

„GENUG!!!“ Die Stimme der Königin donnerte durch den unterirdischen Thronsaal und kam als Echo zurück „NUG“ „UG“ „Ug „ug“ „ug“

„Na, da laus mich doch der Affe!“ rief Mr. Bär und Mr. Baguette schlug ihm schnell die Hand vor die Schnauze.

„Mir scheint, der haarige kleine Herr Bär will mich verhöhnen!“

„Nein, ganz gewiss nicht. Er ist nur... er ist... er leidet an... wie heißt diese Krankheit bei der man ständig böse Dinge sagt?“

„Ehrlichkeit“ antwortet Mr. Bär.
 

„Nun sieh dir nur an wo wir gelandet sind!“ Mr. Baguette drehte ein paar Runden in einem sehr engen Kreis, denn beide steckten im Kerker. Die Gitterstäbe bestanden pikanterweise aus Knochen. Der Eimer Wasser in der Ecke ebenfalls. Und auf dem Boden lag Stroh.

„Warum liegt denn da Str...“ begann Mr. Bär und Mr. Baguette stieß einen tiefen Ton aus, der so gar nicht nach ihm sondern mehr nach einer jaulenden Katze klang. „Wir sind Gefangene auf einem zerfurchten Felsen in einem Kerker aus Knochen, in einer Höhle bewohnt von Knochen, regiert von Knochen, umringt aus Bäumen aus Knochen und eingehüllt in fleischfressenden Nebel! Ist dir das eigentlich klar??“ Mr. Baguette hatte seinen falschen Akzent in eine Schublade gesteckt und diese ganz fest in den Schrank gedonnert.

„Ist mir aufgefallen. Und es ist allein deine Schuld!“ Mr. Bär grummelte vor sich hin. Der falsche Franzose hatte sie doch in diese Lage gebracht, nicht wahr? Er wollte ja unbedingt einen Landausflug machen.

„Meine Schuld? Ich wollte doch nur... nein... du hast recht.“

„Äh... WAS?“

„Du hast recht. Ich hätte nicht an Land gehen sollen. Es ist meine Schuld und ich hätte dich nicht vor der Königin sprechen lassen dürfen. Ich weiß ja wie du so bist.“

„Ganz recht da... moment! Ist das jetzt ein Schuldgeständnis oder eine versteckte Anschuldigung?“ Mr. Bär räusperte sich laut.

„Ich... was?“

„Vergiss es. Ich bringe uns jetzt hier raus. Es ist schlimm genug mit dir in einem Boot zu sitzen, aber in einer Zelle? NEIN DANKE!!“

„Mr. Bär...“

„Ich habe einen Plan. Siehst du den Eimer?“

„Er besteht aus... Knochen.“

„Und Knochen kann man brechen. Dann werden sie spitz und wir können die Gitterstäbe aus dem Boden herausgraben.“

„Aber... der Boden besteht aus massivem Stein.“

„Ahnungslos wie immer du fetter Vollidiot. Das ist Kalkstein! Der ist so weich, meine Oma könnte den ohne Zähne zerkauen!“

„Du hast eine Oma?“

„Ggggggnnnnnnnn!!! Zertrümmer den Eimer, nun MACH SCHON!!“
 

Es hatte ein paar Stunden gedauert, aber sie waren recht erfolgreich der Zelle entkommen. Mr. Bär hatte recht gehabt, der Kalkstein hatte ihren Bemühungen um Freiheit nicht lange standhalten können. Da die Zellen oberhalb des Thronsaales angebracht waren konnten Mr. Bär und Mr. Baguette nun alles von oben überschauen ohne selbst gesehen zu werden.

„Wie ich es mir gedacht habe! Siehst du den Thron auf dem die Knochenkönigin sitzt? Er besteht ebenfalls aus Kalkstein“ Mr. Bär robbte etwas vorwärts um genauer hinzusehen.

„Und das heißt...?“

„Ich habe vorhin etwas bemerkt als wir vor ihr standen. Einen gelben Schimmer im Stein.“

„Könnte es das Kerzenlicht gewesen sein?“

„Nein, es war etwas anderes, es sah aus wie der Nebel, nur flüssiger.“

„Worauf willst du hinaus Mr. Bär?“

„Ich wette mit dir um all die Fussel in meinem nicht vorhandenen Bauchnabel, dass es die Königin ist, die den Nebel erschaffen hat!“

Mr. Baguette zog überrascht die Luft ein „Bist du sicher?“

„Überleg doch mal selbst... ja gut, ich weiß, dass fällt dir schwer... warum sind sie alle hier?“

Mr. Baguette blickte über den Thronsaal. Skelette wohin das Auge reichte. Skelette und Kerzen.

„Sie leben hier.“

„Das meinte ich nicht. Warum sind sie HIER? Du weißt was die Königin gesagt hat, das Land war auch schon vor dem Nebel lebensfeindlich! Warum haben sie es nicht verlassen?“

„...“

„Denk mal scharf nach Mr. Baguette, warum wohl?“

„Ich weiß es nicht... vielleicht... weil sie Skelette wurden?“

„BINGO, ein Fleiß-Sternchen für den Vollidioten. Weil Sie Skelette wurden. Die Königin hat ihre Untertanen vom Nebel fressen lassen und sie so an sich gebunden! Mit ihrer Magie erhält sie alle am Leben. Wobei Leben nicht das richtige Wort ist. Sie existieren. Ich glaube ihre Seelen stecken in Wahrheit in den Kerzen.“

„Wie konnte sie ihrem Volk so etwas nur antun?“ Mr. Baguette sickerten Tränen des Unglaubens in die Augenwinkel.

„Kein Herrscher ohne Untertanen, keine Macht ohne Machtlosigkeit.“ Mr. Bär grinste grimmig „Ich hätte nicht gedacht, dass wir einmal an einen solchen Ort kommen würden.“

„Ich hätte es mir auch nicht gewünscht. Wenn wir nicht fliehen können... dann werden wir so wie sie.“ Mr. Baguette schauderte.

„Ganz recht! Aber denk nochmal nach. Wenn wir die Königin töten...“

„WAS?? NEIN!!!“ Mr. Baguettes Schnurrbart rollte sich empört nach oben.

„Wir haben keine Wahl!! Sie erzeugt den Nebel! Wir können nur entkommen, wenn wir die Insel davon befreien!“

„Das... Das kann ich nicht...“ Mr. Baguette sackte in sich zusammen und schien ein paar Zentimeter kleiner zu werden.

„Überlass das mir!“ Mr. Bär rieb entschlossen die Pfoten aneinander. Er sah sich um und entdecke einen Riss im Stein. Er verlief einmal quer über die Decke und endete so praktisch über dem Thron, dass der Gott der Handlung selbst ihn erschaffen haben könnte.

„Wenn ich den Riss hier erweitern kann, dann müsste sich der Effekt bis zur Decke ausbreiten und die herabfallenden Steine werden die Königin unter sich begraben. Verdammt schade um die schöne Krone.“ Mr. Bär nahm einen der angespitzten Knochen mit denen sie aus der Zelle entkommen waren und setzte ihn an.

„Nein!! Das kannst du nicht machen, du wirst sie alle umbringen!!“ Mr. Baguette versuchte ihn aufzuhalten, aber Mr. Bär trat nur locker einen Schritt zur Seite.

„Sei kein IDIOT!! EINMAL IN DEINEM LEBEN, SEI KEIN IDIOT!!! Siehst du das denn nicht... sie sind bereits alle tot. Und ich meine nicht, dass sie nur aus Knochen bestehen“ Mr. Bär machte eine ausholende Geste „SIEH SIE DIR AN!!!“

Mr. Baguette lies den Blick nach unten schweifen. Er sah Skelette die an Tischen und auf Bänken saßen, solche die Kerzen austauschten... genau wie zu dem Zeitpunkt, an dem sie die Höhle betreten hatten. Ganz genauso. Sie verharrten auf Ihren Positionen als wären sie dort festgewachsen. Bis auf wenige, die sich durch den Raum bewegten war alles still. Kein Laut kam herauf, keine Stimmen die miteinander sprachen, kein Lachen, kein Weinen, so viele Wesen dort unten und es schien kein Leben darin zu sein. Mr. Baguette seufzte. Er konnte das nicht beenden, aber Mr. Bär konnte es. Mr. Baguette hörte ein lautes Krachen, blickte zur Decke und sah die Felsen in die Tiefe stürzen. Dann wurde alles dunkel.
 

„Es ist erstaunlich wie wir es bis zum Eingang geschafft haben. Mit einem Holztisch zur Reparatur des Bootes.“ Mr. Bär stand am Rande der Höhle, unter den Arm geklemmt einen halben Tisch.

„Du hast es wirklich getan...“ Mr. Baguette stand hinter ihm und hielt die andere Hälfte des Tisches hoch. Draußen herrschte ein graues Wetter vor, der Nebel war nur noch ein Hauch der bald vollständig verschwunden sein wird.

„Natürlich, es war unsere einzige Chance.“

„Du hast sie alle...“

„Jetzt hör mir mal ganz genau zu! Du hast es selbst gesehen, sie waren nicht am Leben! Was nicht lebt kann man nicht töten!!“

„...aber...“

„Es war auch für mich ein beschissener Tag, alles klar?“ Mr. Bär packte den Tisch etwas höher und stiefelte los.

„Ja“ Mr. Baguette beeilte sich Schritt zu halten. Er würde es sicher nicht vergessen können, aber er verstand nun Mr. Bär ein wenig besser. Und er gab ihm Recht. Existenz und Leben sind nicht das selbe. Sie würden ihr Boot reparieren und sich wieder auf die Reise machen. Vielleicht zu einem etwas erfreulicheren Ort.

„Oh no, isch abe vergessen su fragen, ob sie Käse aben!!“

„GOTT NEIN, warum hast du den falschen Akzent wieder ausgepackt! Ich habe genau gehört, dass du ihn nicht brauchst!!!“

„Doch, isch brauche i'n sehr wo'l. Isch fü'le misch damit me'r... lebendig.“

„Du bist und bleibst ein Vollidiot, weißt du das eigentlich?“

„Ouwie, aber isch bin glüklisch damit.“



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