Zum Inhalt der Seite

Kristallschwert

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Tod und Leben

1

Tod und Leben
 

Sonnenlicht weckte Létia. Erschrocken fuhr sie hoch. Wo war sie? Plötzlich regte sich etwas unter ihrer Hand. Was ist das denn?, schoss es Létia durch den Kopf. Doch da spürte sie, dass sie beobachtet wurde. „Guten Morgen, Mylady.“ Die Stimme ließ Létia ruckartig herumfahren. „Wer bist du?“ Verflucht, ihre Stimme klang schon wieder zittrig und angsterfüllt. „Ich bin Darion, der Meistermörder am Hofe des Königs Uruton.“ Er lächelte schwach. „Und was willst du von mir?“ „Nun, dazu musst du wissen, das du die Tochter der Menschenkönigin bist“, erklärte er ihr. Ich und Prinzessin? Der spinnt ja wohl! „Du beliebst zu scherzen“, lächelte das Mädchen, war sich aber ihrer Sache nicht ganz sicher. „Nein, ich spreche die Wahrheit“, meinte Darion, ohne mit der Wimper zu zucken. Das wird schwerer, als ich dachte, notierte Darion in Gedanken. Aber wie kann ich sie überzeugen? Plötzlich fiel ihm etwas ein: Ich könnte ihr eine Erinnerung schicken.... Genau! Die Königin gab mir doch vor ihrem Verschwinden eine Erinnerung für ihre Tochter! Aber wie soll ich sie ihr geben? Nur durch Worte kann ich sie nicht überzeugen... „Wenn du mir nicht glaubst, kann ich dir einen Beweis für deine Identität geben.“ „Und wie willst du das anstellen?“ Wie spöttisch Létias Stimme klang. „Alles was du hast, ist dein Schwert.“ „Nun, dazu musst du mich in deine Gedanken einlassen“, erklärte er ihr sachlich. „Und warum sollte ich das tun?“, schleuderte sie zurück. „Ich weiß ja nicht einmal, ob du das bist, was du behauptest zu sein.“ „Vertrau mir einfach.“ Sie sollte IHM trauen? Das ich nicht lache. Wer weiß, was dem alles einfallen könnte... Misstrauisch sah Létia Darion an. „Na gut...“, sagte sie langsam. „Ich lasse dich in meinen Geist ein... Wenn du mir versprichst, meine Privatsphäre zu respektieren.“ „Natürlich.“ Ungeduldig wedelte er mit seiner Hand vor ihrem Gesicht herum. „Ich bin nicht blöd.“ Létia musste sich zusammen reißen, nicht zu kichern. „Konzentriere dich!“, ermahnte Darion. „Sonst funktioniert es nicht.“ Létia

versuchte, an nichts zu denken, doch immer wieder wurde sie von ihren Gedanken abgelenkt. „Los, konzentriere dich!“, befahl Darion ungeduldig. „Ja, keine Panik...“ , kicherte Létia. Mit aller Kraft riss sie sich zusammen und konzentrierte sich. Ihr Kopf fühlte sich plötzlich taub an, als hätte man ihn in Watte gewickelt hätte. Sie spürte eine Präsenz und merkte, das es Darion war. Wie zwei Tiere, die einander zum ersten Mal sahen, beschnupperten sie sich. Eine Flut von Bildern strömte in den Geist des Mädchens.

Sie sah sich selbst, als kleines Kind, als Heranwachsende und ihr jetziges Ich. „Siehst du? Ich lüge nicht.“ Darions Stimme kam unerwartet, und Létia zuckte zusammen. „Woher hast du diese Bilder?“, fragte sie ihn. „Die Königin hat dich all die Jahre über beobachtet, jeden deiner Schritte. Sie wollte schließlich wissen, wie es ihrer einzigen Tochter ging“, antwortete Darion. Langsam begriff Létia, das er die Wahrheit sprach. Darion! Jetzt fiel es ihr ein! Er war ihr Spielgefährte gewesen... Bis ihre Mutter sie weggeben hatte. Viele glückliche Stunden hatten sie miteinander verbracht. Sie hatten zusammen gelacht, geweint, gescherzt und geblutet. „Darion? Darion, bist du es wirklich?!“, schluchzte sie, und warf sich dem verdutzten Mann in die Arme. „Ja, ich bin es, Létia.“ All die Jahre hatte sie nicht gewusst wer sie war. Es erschien ihr unglaublich. Plötzlich erinnerte sie sich an noch ein Detail: Sie sah sich selbst, wie sie zu einem alten Mann lief, sich auf einen kleinen Schemel setzte. Der Mann sah konzentriert aus, seine Lippen bewegten sich. „Das ist Thevor. Der Magier aus dem kleinen Dorf, in dem du gelebt hast. Er hat dir dein Gedächtnis gelöscht, nachdem du herausgefunden hattest, wer du wirklich bist. Du wolltest nie wieder solche Schmerzen empfinden“, erklärte Darion sanft. Klagend blickte das Mädchen ihn an. „Oh, warum hat Mutter mich nicht früher kontaktiert?“ Wut mischte sich in Létias Stimme. „Damals, als deine Mutter diesen weisen Entschluss gefaßt hatte, schwebte sie in Lebensgefahr.“ Eine lähmende Kälte breitete sich in dem erstarrten Mädchen aus. „Und... Ist sie....“, fragte Létia mit zitternder Stimme. „Nein, sie lebt versteckt in den Bergen“, entgegenete Darion sanft. „Wir müssen sofort zu ihr!“, rief Létia. Ihre Stimme hatte ihren alten, leicht fordernden Klang zurück bekommen.

„Nein, das geht nicht.“ Diese Worte trafen Létia wie eine Keule. „A-aber warum

nicht?, stotterte sie. „Wir würden sonst die Aufmerksamkeit ihrer Feinde auf sie richten.“ Das musste sie nun einsehen, ob sie wollte oder nicht. Plötzlich wurde ihr schwindelig und sie setzte sich schwankend auf einen niedrigen Felsen. „Schlaf, du siehst nicht gut aus.“ „Ich fühle mich auch nicht gut.“ Müde legte Létia auf den Boden. Etwas fauchte neben ihr und leckte ihr die Hand. Neben Létia lag... Ein Drache! Ein echter, lebendiger Drache! Seine rubinroten Schuppen glitzerten in dem warmen Schein, den das Feuer auf sie warf. Wer war ungefähr so groß wie ein Wolf und eine beruhigende Wärme ging von ihm aus. „Hallo.“

„Du kannst reden?“ Sie war verblüfft. Die Drachen, die sie bis jetzt getroffen hatte, wahren immer sehr schweigsam gewesen.

„Natürlich kann ich reden“, empörte sich der Drache

„Entschuldige, ich wollte dich nicht beleidigen.“

„Schon gut. Ich bin dir nicht böse“.

„Das ist schön. Dürfte ich deinen Namen erfahren?“

„Man nennt mich Atolion. Und du bist...?“

„Ich bin Létia.“

„Ein schöner Name. Weißt du, was er bedeutet“

„Nein.“

„Er bedeutet: Sternenmädchen. Atolion bedeutet Feuerschuppe.“

„Und was bedeutet Darion?“

„Dieser Name setzt sich aus dem makorischen Wort „Dar“ und dem makorischem Wort „Ion“ zusammen. „Dar“ bedeutet mächtig, „Ion“ bedeutet Seeschlange.“

Létia musste lachen. „Darion? Wusstest du das dein Name „mächtige Seeschlange bedeutet?“ „Ja, wieso?“, kam die Antwort. „Ach, nur so.“, kicherte Létia. Plötzlich wurde sie von einer Welle der Müdigkeit überrollt. „Schlaf gut, Feuerschuppe“, murmelte sie. Atolions Maul verzog sich zu einem Lächeln. Der Drache rollte sich neben ihr zusammen.

„Gute Nacht, Sternenmädchen.“
 


 

Die Heiler versicherten Lord Socin, das Lady Scaria bald wieder gesund sein würde, doch Socin traute ihnen nicht. Am Abend, schlich er sich aus dem Schlafgemach, das ihm zugeteilt worden war. Leise, um keinen Lärm zu machen, öffnete er die Tür des Krankensaals. Er setzte sich auf den Stuhl, der neben ihrem Bett stand. Seufzend betrachtete er Lady Scaria. Wie friedlich sie aussah... Als ob sie schliefe. „Was ist bloß los mit euch?“, fragte er ihren leblosen Körper und schüttelte den Kopf. Lord Socin stand auf, und wollte wieder in sein Bett zurück, doch etwas packte ihn am Arm. „Bleib doch.“ Lady Scarias Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, doch er verstand jedes Wort. Sie zog ihn hinab auf ihr Bett und betrachtete gierig seinen Hals. „Sag, darf ich dich zu meinem Lebenspartner machen?“, flüsterte sie. „Ja.... Aber....“ Mehr brachte Lord Socin nicht zustande. Scaria vergrub ihr langen Zähne in seinem Hals. Schmerzerfüllt stöhnte Socin auf. „Ist alles in Ordnung?“, fragte sie ihn besorgt, „Lass mich die Wunde verbinden.“ Mit geschickten Handgriffen verband sie die Bissstelle. „Danke“, murmelte Lord Socin schwach. „Und jetzt geh!“, rief Scaria. „Komm morgen wieder!“ Lord Socin verließ benommen den Krankensaal. Verwirrt stieg er wieder in sein Bett. Was war das eben?, dachte er benommen. Seit wann ist Scaria ein Vampir....? Weiter konnte er nicht denken. Er rollte sich zusammen und schlief ein. In der Nacht quälten ihn Alpträume.

Jemand verfolgt ihn. Er rennt schneller, doch er kann sich nicht mehr bewegen. Die Person holt Socin ein. Sie ist fremd, aber doch vertraut. Sie hebt ein Messer und trennt ihm einen Finger ab. Danach verbindet der Schatten Socins Verletzung und streicht im über's Haar. „Alles ist gut. Wir sind frei!“ Socin erkennt die Stimme. Es ist die Stimme von Lady Scaria.

Schweißgebadet schreckte Lord Socin auf. „Es ist nur ein Traum!“, versuchte er sich zu beruhigen. Doch das Bild der Frau mit dem blutigen Messer schien sich auf seiner Netzhaut eingebrannt zu haben. Zitternd schenkte er sich Wasser aus einer kleinen, marmornen Karaffe ein. Da seine Finger so zitterten, hätte er das Glas beinahe fallen gelassen. Zittrig stellte er das Glas ab, und legte sich wieder in sein Bett.

Fast sofort schlief er ein. Erneut brachen Alpträume über ihn herein.

Wieder läuft er, doch diesmal über ein Feld. Laute Geräusche nähern sich von hinten und er läuft schneller. Keuchend bleibt er stehen, seine Rippen brennen. Sein Körper schreit nach Sauerstoff. Er läuft wieder los, doch er kann sich nicht mehr bewegen. Eine Gestalt tritt neben ihn, sie hat ein Messer in der Hand. Er will schreien, doch sein Mund ist wie zugeklebt. Die Gestalt hebt das Messer, und schneidet ihm die Handgelenke auf. Erneut schreckte Socin hoch. Seine Handgelenke brannten und er rieb vorsichtig an ihnen. Als er die Hand wieder hob, sah er, das eine dunkle, warme Flüssigkeit von seinen Fingern tropfte. Er überlegte, was es sein konnte, doch schon bevor er es wusste, schrie er schon auf. Blut! Blut tropfte von der Stelle, die ihm die Gestalt in seinem Traum aufgeschnitten hatte! Socin rannte in den Krankensaal. Die Heilerin, die in dieser Nacht die Aufsicht hatte, starrte ihn verwundert an. Ihr Blick wanderte an ihm herab und verdüsterte sich, als sie das Blut bemerkte, das immer noch an seiner Hand herabtropfte. Schnell holte sie einen Tiegel mit Reinigungsalkohol und säuberte die Wunde. Socin biss die Zähne zusammen und Tränen stiegen im in die Augen. Als die Heilerin fertig war, blickte sie ihn fragend an, doch er antwortete nicht. Er wusste schließlich selbst nicht, wie das geschehen war. Schweigend verließ Socin das Zimmer, jedoch blieb sein Blick an Lady Scaria hängen. Er riss sich los und lief schnellen Schritts weiter. Als er sein Schlafgemach fast erreicht hatte, packte etwas seinen Arm. Er wirbelte herum, wollte schreien

- und erkannte, das es Scaria war. „Was machst Ihr denn hier?“, wollte er schreien, doch heraus kam nur ein leises: „Hä?“ Wie kommt sie denn hierher? Sie lag doch eben noch in ihrem Bett?, dachte er verwirrt. Scaria sah ihn eindringlich an. „Ich muss dir etwas sagen. Es betrifft... Deine Träume.“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück