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Shinta

10 Kurzgeschichten
von

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Gerbera

Gerbera ガ-ベラ
 


 

想いは奥く詩に込めるもの

むやみに吐き出せば唯の音に下る

Gefühle sind Dinge, die man in die Tiefe von Liedern pflanzt

Sie zu singen ohne Herz verwandelt sie in einfache Laute
 

Shinta holte noch einmal tief Luft, bevor er das Lokal betrat. Wie er solche Orte hasste! Viele Menschen, die sich auf engen Raum quetschten, nur, um sich zu betrinken. Er warf einen Blick auf seine Uhr. Natürlich war er viel zu früh, um seine neue Partnerin zu treffen. Keith hatte er seit der Sache mit der Schwarzen Mariah nicht mehr gesehen.

In dem Lokal setzte Shinta sich an einen Tisch in einer Ecke. Niemand beachtete ihn. Alle Augen galten nur der Sängerin, die auf der Bühne gefühlvolle Lieder sang. Shinta zog seine Augenbrauen zusammen. Irgendetwas störte ihn an ihr. Er wusste nur nicht, was.

Eigentlich war es ihm auch egal. Er hatte andere Probleme. Seit einigen Wochen hatte er das Gefühl, als würde ihm irgendetwas die Brust einquetschen. Er wusste nicht, was mit ihm los war. Es war, als hätte er etwas lange Verschollenes wiederentdeckt.

Doch er konnte es nicht benennen.
 


 

言葉は実像をもたず自由なもの

飾り立て掲げればたやすか嘘に変わる

Worte sind unabhängige Dinge ohne Körper

Verschönt, verstärkt, wandeln sie sich schnell zu lügen
 

Shinta hatte gar nicht bemerkt, dass die Sängerin ihren Auftritt beendet hatte. Er schaute erst auf als sich jemand ihm gegenüber setzte. Es war die Sängerin. Shinta sah sie nur kurz an, bevor er brummte: "Hier ist besetzt!"

Und wieder weg schaute.

"Ja, von mir", sagte sie. Ihre Stimme war hell und klar, aber mit Nachdruck. Shinta musterte sie nun genauer. Sie hatte ein hübsches Gesicht, trug ein enges Kleid mit tiefem Ausschnitt. Ihre langen schwarzen Haare fielen ihr verführerisch über die Schultern.

"Dann bist du Lilith?", murmelte Shinta, während er sein Glas fixierte. Ihm gefiel der Gedanke nicht, mit jemand anderem zusammen zu arbeiten als Keith.

Sie lächelte. "Genau, Kleiner", sagte sie. "Freut mich, dich kennen zu lernen" Ihr Lächeln dabei war so kalt, dass es ihm fast einen kalten Schauer über den Rücken gejagt hätte, wenn er nicht so wütend gewesen wäre.

"Nenn mich nie wieder so!", zischte er. Keith hatte ihn immer so genannt. Ein Stich traf sein Herz jedes Mal, wenn er an ihn dachte. Dafür, dass er früher nichts gefühlt hatte, war es so viel gewesen, seit er Keith getroffen hatte.

Lilith legte ihre Hand auf Shintas. "Nur keine Sorge, 'Shinta', du kannst mir vertrauen", sagte sie und sah ihm tief in die Augen. Shinta zog seine Hand fast automatisch zurück. Sie war anders als James und Keith. Ganz anders. "Ich bin so froh, mit dir zusammen zu arbeiten"

Shinta war sich sicher, dass das nicht das war, was sie hatte sagen wollen.
 


 

春を待つ赤いガーベラに恋をした蟋蟀

Erwarte den Frühling du in die rote Gerbera verliebte Heuschrecke
 

Shintas innere Welt stand Kopf. Dort, wo fast sein ganzes Leben nichts gewesen war, quoll er nun fast über vor Gefühlen. Was durch Keith langsam zu keimen gebracht worden war hatte Lilith zur vollen Blüte gebracht. Shinta brauchte diese Frau. Shinta liebte sie über alles. Er wollte sich ein Leben ohne sie nicht vorstellen. Er konnte sich ein Leben ohne Lilith nicht vorstellen. Sie arbeiteten erst seit einem Monat zusammen, doch Shinta kam es so vor, als wäre es sein ganzes Leben lang so gewesen.
 


 

シャボンに弾けた幾千の詩を

心掻き鳴らし歌うあなたの為に

Diese zehntausend Arien, in Seife eingefangen

Die dein Herz anschwellen lassen, wie sie klingt, wie sie singt - für dich
 

Zwischen ihren Aufträgen sang Lilith jeden Abend in dem Lokal. Und Shinta saß jeden Abend am selben Tisch und hörte ihr zu. Der Gesang zog ihn vollkommen in seinen Bann. Shinta konnte nie seinen Blick von Lilith abwenden und es kam nicht nur einmal vor, dass Lilith ihn nach ihrem Auftritt aus seinen Träumereien holen musste.

Wenn sie auf dem Weg zu ihren Aufträgen waren sang Lilith meistens auch. Eigentlich sang sie fast immer. Und Shinta liebte jede Sekunde davon.
 


 

叫べよ唄えよその深き愛を

命震わせて歌う閻魔蟋蟀よ

狂おしい心臓の言葉君に今贈ろう

Schrei sie heraus, sing sie, diese tiefe Liebe

Sing sie und lass sie dein Leben in Bewegung versetzten, infernalische Heuschrecke

Diese Worte aus diesem verrückten Herzen, ich widme sie dir
 

Shinta hatte, als er Lilith getroffen hatte, schon fast vergessen, wie es war, zu singen. Wie sehr er dieses Gefühl gebraucht hatte, bevor er seine Hände befleckt hatte.

Als er allein war, allein sein wollte, hatte er nicht mehr singen wollen. Es hätte nur Menschen angelockt. Und mit der Zeit hatte er alle Lieder vergessen.

Einmal dann, als Lilith gerade nicht da war, eine Zeit, die Shinta im Allgemeinen hasste, versuchte er, eines ihrer Lieder zu singen. Er kannte es ganz genau. So oft schon hatte er es gehört. Trotzdem begann er nur zögerlich, leise. Es war so ungewohnt, seine Stimme auf diese Weise zu benutzen. Und trotzdem vertraut. Er wurde schnell selbstbewusster und sang zunehmend lauter, bis er eine normale Lautstärke erreichte. Ihm fielen immer mehr Lieder aus seinem früheren Leben ein. Und auch das Gefühl kehrte zurück, anders zwar, aber immer noch dasselbe Gefühl.

Gerade, als er ein Lied sang, das er früher so oft gehört hatte, kam Lilith wieder zurück. Er war zu versunken in seinen Gesang um sie zu bemerken. "Kimi o aishiteruyo", sang er in dem Moment, als sie ihm ihre Hände um die Schultern legte.

"Was heißt das?", staunte sie. "Das war wunderschön. Deine Stimme... sie ist so rein, so klar, und du hast Kraft..."

Shinta spürte ihren beschleunigten Herzschlag an seinem Rücken, hörte ihren Atem. Er spürte auch, wie ihm selbst das Blut ins Gesicht schoss. Das, was er eben gesungen hatte, sein letzter Satz, war das gewesen, was er ihr schon immer sagen wollte.

Shinta stammelte, als er ihr antwortete. "I-Ich liebe dich. Ähm, ich meine, ich liebe dich so sehr"

"Was?", lachte Lilith.

"Der Text", meinte er. "Aber... Es-es ist auch die Wahrheit."

Liliths Hände fielen von seinen Schultern. Sie hatte einen Schritt von ihm weg gemacht. Shinta drehte sich um. Lilith war bleich geworden und in ihren Augen glitzerten Tränen.

"Was hast du da eben gesagt?", flüsterte sie. Sie hob ihre Hände zu ihrem Gesicht. Tränen lösten sich und fielen zu Boden. Sie zitterte. Shinta wollte einen Arm nach ihr ausstrecken, doch er lies es. Er senkte den Kopf.

"Es tut mir leid", murmelte er. Er fühlte sich so, als hätte eine Kugel seine Seele durchschlagen. Anders hätte er es nicht beschreiben können. Zum ersten Mal seit Wochen wünschte er sich das Eis zurück.

Dann spürte er Liliths kühle Hände auf seinen Wangen. Sie zog sein Gesicht nach oben, zu dem ihren. Shinta lies es einfach geschehen. Er wollte nur wieder derselbe werden, wie zu der Zeit, als sein Inneres zu Eis erstarrt war.

Er lies seine Augen geschlossen. Er wollte ihr Gesicht nicht sehen, ihre Tränen. Und dann, dann spürte er etwas Weiches, Zartes auf seinen Lippen.
 


 

詩はシャボンに弾けて風が運んでく

苛立ちにも似た愛と飾らぬ言葉

Das Lied in der Seife eingefangen, vom Wind getragen

Diese Worte, verziert mit einer Liebe an der Grenze der Frustration
 

Ab diesem Tag war Shinta fast nur noch mit Lilith zusammen. Er war kaum einen Moment ohne sie oder nicht in ihrer Nähe. Nur bei ihren Aufträgen musste er sich von ihr trennen. Und selbst dann nicht für lange, denn Shinta erledigte sie immer noch mit der alten Präzision.

Lilith fuhr gerne in die Berge, wenn sie gerade keine Aufträge hatten und Shinta begleitete sie immer. In den Bergen hatte Lilith eine kleine Hütte an einem See. Sie saßen dort oft stundenlang und Lilith schrieb an neuen Liedern. Shinta versuchte ihr dabei zu helfen, aber meistens hörte er ihr einfach nur zu. Er wünschte sich oft, er könnte ewig dort bleiben. Langsam begann er sich nach Ruhe und Frieden zu sehnen. Zum ersten Mal seit so langer Zeit träumte er von einer Zukunft, von einer glücklichen, zusammen mit Lilith.
 


 

叫べよ唄えよこの深き愛を

命震わせて歌う今夜君の為に

Schrei sie heraus, sing sie, diese tiefe Liebe

Sing sie und lasse sie dein Leben in Bewegung versetzten, diese eine Nacht, für dich selbst
 

Im Sommer fuhren sie dann eine ganze Woche in die Berge. Nur so, zur Entspannung, hatte Lilith gemeint. Sie teilte Shintas Abneigung gegen große Menschenansammlungen, nur beim singen waren sie ihr egal. Am See war es einsam. Niemand sonst kam hierher. Es war die glücklichste Zeit in Shintas Leben. Tagsüber gingen sie wandern, angeln oder dösten am Seeufer. Abends kochten sie dann über dem Lagerfeuer und redeten, bis es draußen zu kalt wurde.

Seit langer Zeit kam Shinta zum ersten Mal wieder zur Ruhe. Alle Anspannung fiel von ihm ab wenn er bei Lilith war. Alles war so neu, unbefleckt mit ihr. Und Shinta genoss jede Sekunde seines Glücks.
 

付芳芳



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