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Shinta

10 Kurzgeschichten
von

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Famous Last Words

Alles um Shinta herum war schwarz. Er fragte sich ob seine Augen noch geschlossen waren. Mit einem Mal dachte er an Lilith. Warum, wusste er nicht. Manchmal, früher, hatte er sich gewünscht, er wäre in ihren letzten Momenten bei ihr gewesen.

Doch er wusste jetzt, dass er nichts hätte tun können, damit sie geblieben wäre. Ein Loch in ihrer Brust, wo das Herz hätte sein sollen. Er wusste, dass er nichts hätte sagen können, um etwas daran zu ändern.

So viele Lichter, die doch einen Schatten schufen. Endlich konnte er etwas sehen. Doch er war nicht in der Lage, etwas zu sagen. Es war schwer für ihn zu verstehen, doch er fühlte sich auf einmal so unvollkommen, noch unvollkommener als nach Liliths Tod. Als hätte dieses Leben, das so viel von ihm verlangt hatte, ihm etwas sehr wichtiges genommen. Und ihn damit geschwächt. Seine Liebe, die ihm so viel abverlangt hatte, hatte ihm seine Stimme genommen.

Shinta dachte an die Tage, Wochen nach Liliths Tod. Und daran, was er Keith im geheimen geschworen hatte: Dass er nun keine Angst mehr vor dem Leben haben würde, dass er auch allein weiter durch diese Welt gehen würde. Er würde, wenn er Lilith aufgab, wieder frei sein. Dass sie ihn durch nichts davon abhalten konnte, weiter unter den Lebenden zu weilen.

Hinter dem rabenschwarzen Schatten konnte er zwei Augen leuchten sehen. Augen, in derselben Farbe, wie Liliths Augen sie gehabt hatten.

Er war zu schwach, um den Schatten zu erreichen. Seine Liebe hatte ihn all seine Kraft gekostet. Und ihn wieder unvollkommen und schwach gemacht. Ein Pochen ging von seiner Stirn aus, wie eine frische Wunde pochte.

Dieses helle Licht, dass gute, glückliche Menschen ausstrahlten, hatte ihn schon immer geblendet. Doch bei Lilith hatte er es selbst ausgestrahlt. Es spürte allein durch den Gedanken an sie wieder dieses Licht. Auch wenn es ihn blendete, nur zeigte ihm das Licht die Welt hinter dem Schatten.

Er konnte sie neben sich liege sehen und sprach endlich diese Worte, von denen er immer geglaubt hatte, er würde sie nie aussprechen: „Ich liebe dich.“ Er fühlte sich wach und voller Mut. Lilith lächelte.

Er hatte sie doch sterben sehen. Sie war doch tot.

Und da fragte er sich, ob er nur träumte oder doch er es war, der tot war.



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