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Lost

Vom Himmel, durch die Welt, zur Hölle
von

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7

„Wer sind Sie?“, wiederholte er scharf und drückte den Lauf noch fester an ihren Schädel.

„Wer bist du?“, zischte Susanna zwischen ihre zusammengebissenen Zähne hindurch, „Und warum hältst du mir eine Beretta an den Kopf?“

Ein kurzes Zucken in seiner Mimik verriet seine einsetzende Unsicherheit. Kein Wunder. Er war vielleicht Anfang oder Mitte Zwanzig und hielt einer fremden Frau, deren Alter mehr als Zehn Jahre Unterschied zu seinem hatte, eine Waffe vors Gesicht. So eine unglückliche Konstellation von Ereignissen schien nicht oft genug vorzukommen, um ihn bereits abgehärtet zu haben. Aber was Susanna dennoch schockierte, war die Tatsache, dass er mit einer Waffe auf eine fremde Person zielte. Was mochte ihn an ihr so erschreckt haben? Vielleicht verwechselte er sie mit jemand.

Hoffentlich tut er das., dachte sie, während ihr das heiße Adrenalin durch die Adern raste und ihr Herzschlag flatterte, wie der eines jungen Kaninchens.

Zuerst schien der Junge durch ihre Frage aus der Bahn geworfen wurden zu sein, doch

dann – wie ein Wind plötzlich seine Richtung ändert – kehrte sich seine Laune um. Das kurze Aufblitzen von scheinbarer Unsicherheit verschwand aus seinen Augen und machte einem Glänzen von kaltem Hass Platz. Seinen gekräuselten Lippen entwich kein Laut, als er seine Haltung versteifte. Seine Hand zitterte nicht mehr, als er die Beretta entschlossen gegen ihre Stirn drückte, den Zeigefinger über den Abzug gleiten lies und …

„BEN!!!“

Am oberen Ende des Strandes brach eine Gruppe Menschen mit lautem Rascheln und Knacken aus Vegetation hervor. Davor hatte sie kein Geräusch angekündigt.

Ebenso erschreckt durch das Auftauchen der Fremden, war der Junge, dessen Namen sie nun kannte, hastig zur Seite getreten, die Waffe immer noch auf sie gerichtet, den Blick aber auf den Waldrand. Von dort kam nun ein Mann mit hastigen Schritten die Dünen herunter gelaufen. Der Sand wirbelte unter seinen Schuhen auf.

Hinter ihm bewegten sich vorsichtig mehr als ein Dutzend anderer Gestalten, einige – wie Susanna erkennen konnte – bewaffnet, den Strand hinunter.

Der Mann war nun fast bei ihnen angekommen. Sie erkannte, dass er ungefähr Vierzig sein musste. Er hatte ein ausgesprochen jugendliches Gesicht, schwarzes Haar und eine Besonderheit: Die Wimpern, um seine Augen herum, waren so dicht und dunkel, dass es aussah als hätte er sich mit dünnen Eyeliner geschminkt.

Sein Gesicht spiegelte eine Mischung aus Besorgnis, Fassungslosigkeit und Wut wieder, als er neben sie trat und den jungen Ben an der Schulter herumriss, sodass dieser endlich die Waffe von ihr nahm.

Susanna sackte ein Stück weit zusammen, als sich ihre Muskeln entspannten und atmete Stück für Stück ihre Todesangst aus. Kalter Schweiß perlte von ihrer Nasenspitze und hinterließ dunkle Sprenkel im zerwühlten Sand vor ihren Knien.

„Was soll das, Ben?!“, fauchte der Mann über ihr den Jungen an, „Wolltest du sie erschießen?“

Schweigen als Antwort. Ben sah zu Boden, eine schuldbewusste Geste, doch dies ohne die geringste Reue im Gesicht.

„Sie ist keine von ihnen! Sie steht nicht auf deren Listen, das hast du gewusst! Also, warum wolltest du sie töten?“

Wieder keine Antwort. Wieder keine Regung.

„Na gut.“, sagte der Mann trocken und stieß Ben, wie einen unartigen Schuljungen in Richtung der Anderen, „Verschwinde! Charles wird schon wissen, was er mit dir macht.“

Dann wandte er sich Susanna zu, die stumm zu seinen Füssen kniete.

„Hey?“

Er berührte sie an der Schulter.

„Alles in Ordnung?“

Mit einem Blinzeln erwachte sie aus ihrer Apathie und hob ihr Gesicht. Sie konnte sehen wie sich seine Lippen bewegten und seine Augen angespannt hin und her zuckten, aber sie hörte kein Wort, nur den durchgehenden Pfeifton, der wie bereits zuvor aus dem Nichts zu kommen schien.

Die Konturen ihres Gegenübers verschwammen vor dem glühenden Himmel und alles, was blieb, war der letzte Eindruck seiner irritierten Gesichtszüge.

Sie verschloss die Augen vor dem strahlenden Weiß und öffnete sie erst wieder, als auch der unangenehme Nachhall in ihren Ohren abgeklungen war.

Noch bevor sie ihre Lider vollständig aufgemacht hatte, war sie völlig durchnässt. Es schüttete wie aus Eimern. Ein warmer tropischer Platzregen, von einer Sekunde auf die andere. Dunkle, schwere Wolken zogen sich über den gesamten Himmel und es war finster wie die Nacht. An ihren Händen klebte der feuchte Sand wie hartnäckiger Schlamm und das Regenwasser rann in breiten Strömen über ihr Gesicht, über ihren vor unheimlicher Verblüffung offen stehenden Mund.

Sie war allein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Vanilla_Coffee
2011-01-07T19:13:47+00:00 07.01.2011 20:13
Warum immer auf Ben T_T
*bekennende Ben Fanatikerin ist*
Naja aber trotzdem tolles kappi^^
Frage mich nur gerade in welcher Zeit sie da is XD

LG Amalia
Von:  Chosei
2009-07-20T17:54:57+00:00 20.07.2009 19:54
kann es sein, dass Su zwischen den zeiten switscht?
schade das Ben und Richard schon wieder weg sind.
man hat noch nich viel mitbekommen, aber Ben hat so schön kaltblütig gewirkt...auch wenn er nur kurz vorkam. xD
ich bin gespannt wies weiter geht. :D
und da du ja fünf kapis hochgeladen hast, die ich noch nich gelesen habe, hab ich vorerst genug lesestoff. xD
*geht weiter lesen*


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