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Zwischen den Fronten II - Auf der falschen Seite?

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Ein neues Versteck

Kapitel 1: Ein neues Versteck
 

Die Sonne stand blass am klaren, hellgrauen Winterhimmel. Über Nacht hatte es gefroren. Der Boden knirschte unter Ginnys Füßen, als sie durch das breite Tal lief. Sie hatte sich in den dicksten Umhang gehüllt, den sie bei ihrer Flucht mitgenommen hatte, und trotzdem fror sie. Tom hatte darauf bestanden, keinen Wärmezauber zu verwenden, zur Sicherheit. Denn einen Wärmezauber konnte man orten. Einen Desillusionierungszauber, wie er über ihnen beiden lag, jedoch nicht.
 

Ginny blickte neben sich. Eigentlich hätte sie nichts sehen können. Doch durch ihre neue Verbindung zu Tom sah sie ganz deutlich seine Gedanken durch die Luft wirbeln. Sie brauchte sich nicht einmal anstrengen. Es hatte auch Vorteile, ein Horkrux zu sein.
 

'Tom?', dachte sie.

'Ja? Was ist?'

'Warum müssen wir unser neues Versteck schon wieder unter der Erde haben? So wirklich gefällt mir das nicht. Warum geht es nicht über der Erde?'

Tom seufzte leise.

'Eine Festung über der Erde ist normalerweise recht auffällig, Ginny. Das ist das letzte, was ich gebrauchen kann.'
 

Ginny zog eine Grimasse. Dann fiel ihr ein, dass er sie ja nicht sehen konnte, und schnaubte.

'Weißt du eigentlich, wie ungesund es unter der Erde sein kann? Wie soll man denn da bitte lüften?'

Ein leises Lachen drang zu ihr herüber.

'Du hast so lange in meinem alten Versteck gelebt und dich nicht mal ansatzweise darum gekümmert, ob und wie dort gelüftet wird. Trotzdem bist du nicht erstickt. Es wird sehr wohl gelüftet. Mit Magie.'
 

Ginny grummelte.

'Aber es wird auf die Dauer ganz schön bedrückend unter der Erde. Ich würde so gern mal wieder spazieren gehen! Oder fliegen! Und ich bin sicher nicht die einzige, der das fehlt. Denk doch mal an die Kinder!'

Toms Gedanken kamen mit einem verwirrten Unterton bei ihr an.

'Welche Kinder?'

'Meine!', gab sie heftig, aber immer noch lautlos zurück.
 

Sofort spürte sie, wie Tom sich zu ihr umdrehte. Sie sah es nicht, sie spürte es.

'Du hast keine Kinder, Gin.'

'Ich werde aber mal welche haben!'

Jetzt gluckste er belustigt.

'Von wem denn bitte?'

Ginny schwieg. Das hieß, sie schwieg schon die ganze Zeit, doch sie schickte keine neuen Gedanken mehr zu ihm. Sie biss sich auf die Lippe und lief schneller.

Am Fuß des Berges blieb sie stehen und wartete auf Tom, der seine Geschwindigkeit nicht geändert hatte und zurückgeblieben war.
 

Er blieb neben ihr stehen und hob seinen getarnten Zauberstab. Ein leiser Sermon von Beschwörungsformeln wehte zu Ginny herüber, doch sie verstand kein Wort. Plötzlich ertönte aus dem Inneren des Berges ein dumpfes Rumpeln, Tom blieb einen Moment stocksteif stehen, dann schwang er seinen Zauberstab wieder und begann, etwas anderes zu murmeln. Diesmal erkannte Ginny die Beschwörungsformel. Es war ein Zauber, der einen Ort unortbar machte.
 

Nach einer Weile ließ Tom endlich den Stab sinken und verstummte.

'Ich habe eine kleine Höhle in den Berg gesprengt und ihn unortbar gemacht. Jetzt müssen wir rein. Kannst du den Kopfblasenzauber?'

Ginny nickte, zog ihren Zauberstab und murmelte den Zauberspruch. ihr Kopf steckte nun in einer großen Luftblase.

'Gut gemacht. Gib mir deine Hand.'
 

Ginny tastete zuerst mit ihren Gedanken nach Toms Gestalt, dann erst streckte sie die Hand aus und ergriff die seine. Einen Moment später drehte Tom sich von ihr weg, in bodenlose Schwärze, und zog sie mit sich.

Sie erschrak nicht einmal mehr. Zu oft hatten sie das in der letzten Woche getan.

Sie erschienen in einem kleinen Hohlraum im Felsen wieder. Die Luft war staubig, die Wände bröckelten. Ginny war Tom dankbar für den Ratschlag, einen Kopfblasenzauber zu benutzen. Sie selbst hätte das sicher vergessen.
 

Sie ließ Toms Hand nur äußerst widerwillig wieder los, als er nach seinem Zauberstab griff. Er hob den Desillusionierungszauber auf und erschuf vor ihnen beiden einen großen Schild, dann richtete er den Zauberstab auf die Wände und murmelte wiederum ein paar Zauber. Ginny wartete geduldig.
 

Schließlich zeigte er mit dem Zauberstab in eine Ecke der kleinen Höhle und schwang ihn einmal. Eine gewaltige Explosion erschütterte die Höhle, Ginny wurde trotz des Schildes an die Rückwand geschleudert und der Staub vervielfachte sich.

Tom wedelte ungeduldig mit dem Zauberstab und die Luft wurde klar. Jetzt konnte Ginny erkennen, was die Explosion bewirkt hatte: Ein in die Länge gezogenes Loch klaffte in der gegenüberliegenden Wand.

Sie rappelte sich langsam wieder auf.

'Wird das wieder ein Gang?', fragte sie lautlos.

'Ja', gab Tom zurück. 'Jetzt bist du dran. Sprenge einfach schräg nach unten weiter.'
 

Ginny blickte ihn unsicher an und drehte den Zauberstab zwischen ihren Fingern.

'Kann ich das denn?'

Er zog nur eine Augenbraue hoch. Seine roten Augen funkelten.

'Wenn du nicht willst, mach ich es selber.'

Sie schüttelte den Kopf. Natürlich wollte sie!
 

Entschlossen hob sie den Zauberstab und räusperte sich, da zögerte sie noch einmal.

'Was für einen Zauberspruch brauche ich?'

Tom lächelte nur.

'Mach die Augen zu.'

Ginny schloss gehorsam die Augen. Sie hörte ein leises Rascheln, dann stand er hinter ihr. So dicht, dass sie die Wärme, die sein Körper abstrahlte, spüren konnte.

Dann sprach er laut, das erste Mal an diesem Tag. Ginny zucke beinahe zusammen beim Klang seiner scharfen Stimme. Sie sollten eindeutig mehr Gespräche laut führen, dachte sie.
 

"Vergiss alles, was du über Zaubersprüche gelernt hast. Du brauchst sie nicht."

Eine Hand strich sanft über ihre Schulter und ihren Arm entlang. Ginnys Haut kribbelte unter dem Umhang, überall dort, wo er sie berührt hatte. Lange Finger umschlossen ihre Hand, die immer noch den Zauberstab ausgestreckt hielt.

Sie musste sich zwingen, aufrecht stehen zu bleiben und die Augen geschlossen zu halten. Wie gerne hätte sie sich gegen ihn gelehnt und ihn einfach nur angesehen...

Doch jetzt war nicht der passende Zeitpunkt.
 

Er sprach wieder. Seine Stimme hätte Glas schneiden können, doch gleichzeitig klag sie unendlich sanft. Ginny fragte sich nicht zum ersten Mal, wie er das anstellte.

"Spüre deine Magie. Werde dir ihrer bewusst. Spüre, wie sie durch jede Zelle deines Körpers strömt."
 

Ginny lauschte in sich hinein. Ihr Herz pochte ruhig und gleichmäßig, es pumpte ihr Blut in jede Zelle ihres Körpers. Sie horchte noch weiter. Das Blut floss in regelmäßigen Schüben warm durch ihre Adern. Doch floss da nicht noch etwas? Ein helles Kribbeln, bei jedem Herzschlag? Sie lauschte weiter. Ja, es floss zusammen mit dem Blut durch ihren Körper und versorgte ihn mit Wärme und Kraft. Kraft? Magie?
 

"Sehr gut", tönte Toms Stimme hinter ihr. "Jetzt versuche, deine Magie zu lenken. Lenk sie in deine Zauberstabhand und dann in deinen Zauberstab. Wenn du soweit bist, dann lass sie einfach los. Schiebe sie von dir weg und konzentriere dich dabei darauf, was die Magie bewirken soll. Dann wird sie sich automatisch in den entsprechenden Strahl verwandeln."
 

Ginny holte tief Luft, dann atmete sie ruhig und gleichmäßig. Sie spürte, wie die Magie durch ihren Körper floss, überall hin gleich viel. Ein wenig unsicher konzentrierte sie sich auf die Vorstellung, der Magiestrom in ihrem Inneren würde nur in ihre rechte Hand fließen. Schon wenige Atemzüge später tat er zu ihrer eigenen Überraschung genau das. Ihre Hand wurde heiß. Lange, kühle Finger strichen darüber.

"Und jetzt leite die Magie in deinen Zauberstab."

Ginny gehorchte. Nur mit ihrer Vorstellungskraft schob sie die Magie durch ihre Haut in das dünne Stück Holz. Ein wenig sträubte sie sich, doch letztendlich bekam Ginny ihren Willen.
 

"Gut gemacht. Jetzt denke einfach daran, den Tunnel weiterzusprengen und lass die Magie gehen."

Ginny holte tief Luft und stellte sich den Gang vor, wie er fertig aussehen sollte. Dann gab sie ihrer Magie einen letzten Schubs. Im nächsten Moment explodierte die Wand mit einem ohrenbetäubenden Tosen. Ginny riss die Augen auf, als sie nach hinten geschleudert wurde.
 

Ein wenig wacklig rappelte sie sich wieder auf und sah sich um. Tom stand neben ihr und ließ mit einem Winken den aufgewirbelten Staub verschwinden. Ginny schnappte nach Luft. Der Tunnel ging jetzt schon ein beträchtliches Stück tiefer in den Berg hinein. Sie musste mindestens genauso viel heraus gesprengt haben wie Tom zuvor!
 

Er drehte sich lächelnd zu ihr um. "Du lernst wirklich schnell", meinte er und kam auf sie zu. Dicht vor ihr blieb er stehen und strich ihr vorsichtig mit dem Handrücken über die Wange.

"Gut gemacht, Ginny."

Ginny seufzte leise, als die langen Finger sie berührten und ein warmes Kribbeln hervorriefen. Tom lachte leise, als er das hörte, und gab ihr einen Kuss auf die Nasenspitze.

"Wir haben noch einiges vor, Gin. Komm, helf mir. Die Grundrisse müssen heute noch fertig werden."
 

Ginny zog eine Schnute.

"Warum?", wollte sie wissen.

"Weil ich dann die Schutzbanne über den Berg legen kann und wir nicht draußen schlafen müssen. Sag bloß, dir hat die Woche unter freiem Himmel gefallen?"

Ginny seufzte.

"Nicht wirklich. Okay, dann machen wir eben weiter. Du bist dran!"

Sie zwinkerte ihm zu. Er lächelte und zückte seinen Zauberstab.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Lesemaus
2009-04-28T12:38:08+00:00 28.04.2009 14:38
schön das es weiter geht^^
Ich glaub zwar, dass du bei FanFiction mehr Kapitel on gestellt hast, aber das juckt mich nicht, ich freue mich auf jedes neue Kapitel schon irre doll^^
Auch dieses Finde ich wieder gut^^ Ich finde es erstaunlich, wie Tom sich in den letzten Wochen gewandelt hat, als hätte man eine komplette Person gegen ihn ausgetauscht, aber gleichzeitig passt es auch wieder zu seinem Wesen.
Einfach nur supi^^
Freue mich schon wenn es weiter geht und würde mich über eine Benachrichtugn per ENS deiner Seite sehr freuen^^
Weiterhin viel Erfolg bei Mexx
Lesemaus
Von:  Lilly-san
2009-04-26T20:40:23+00:00 26.04.2009 22:40
Schön, das es weiter geht^^ *freu*

Hört sich auf jeden Fall vielversprechend an^^

Bin schon sehr gespannt, wie sich die Geschichte entwickelt.
Wird bestimmt nicht leicht für Ginny, wenn sie zurück in Hogwarts ist.

Freu mich schon auf das nächste Kapitel^^

Lg^^

Von:  SnoopFroggyFrog
2009-04-25T18:32:31+00:00 25.04.2009 20:32
jippieee!!!^^ die Fortsetzung *freu*
das is klasse als sie das von den Kindern sagt XDD
und Tom hat sich vielleicht geändert, wieso wird sie denn dann zurückgehen ?.?
Er ist doch sehr nett zu ihr. Na ich werds bald lesen, oder?^_____^
Von:  Voldemort
2009-04-25T14:17:24+00:00 25.04.2009 16:17
man, freue ich mich das es weiter geht^____________^
und was lese ich da? ginny geht zurück nach hogwarts weil sie feststellt das voldemort sich nicht geändert hat? also wenn der sich mal nicht geändert hat.. :)
sie passen so gut zusammen^^ und endlich knistert es mal ein wenig zwischen den beiden ;)
gleich mal auf die favoritenliste packen :D


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