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Zwischen den Fronten II - Auf der falschen Seite?

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Es beginnt von neuem

Kapitel 12: Es beginnt von neuem
 

Ginny rutschte unruhig auf ihrem Stuhl hin und her. Es war ein harter Holzstuhl mit einer steilen Lehne, den Professor McGonagall mit einem Schnippen ihres Zauberstabs heraufbeschworen hatte. Sie dachte beinahe schon sehnsüchtig an die knuddligen Sessel zurück, die Voldemort immer heraufbeschworen hatte. Moment mal, sehnsüchtig?
 

Rasch wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder Professor McGonagall zu, die gerade in ihrem Büro ein kurzes Ordenstreffen abhielt.

Just in diesem Moment meinte die Professorin: "Und nun zu dir, Ginny. Solange du noch zur Schule gehst, kannst du nur eins tun: Freunde dich mit den Slytherins an und horche sie aus."
 

Ginny schnappte nach Luft. Sie sollte was?

"Aber", entgegnete sie entsetzt, "das würde ja heißen, ich soll sie nach Strich und Faden anlügen! Ich weiß nicht, ob ich das kann."

In ihrem Geist gluckste Severus.

'Und wie du das kannst. Du tust es sogar jetzt in diesem Augenblick.'

Als Antwort katapultierte Ginny ihn aus ihren Gedanken.
 

Professor McGonagall seufzte.

"Ich weiß, dass wir dir viel zumuten, doch uns bleibt keine andere Möglichkeit. Du bist im Moment die einzige Schülerin, die wir in unseren Reihen haben."

Ginny runzelte die Stirn.

"Was ist mit Hermine und Ron? Warum sind sie nicht im Orden?"

"Sie sind beide reichlich angeschlagen und trauern immer noch um Harry. Außerdem war Ron in der Gewalt von Voldemort. Wir haben beschlossen, ihnen eine kleine Pause zu gönnen."
 

Ginny schnaubte und sprang auf.

"Ach ja, und ich habe keine Pause verdient? Ich war ganz zufällig auch in der Gewalt von Voldemort, schon vergessen? Und ich habe auch zusehen müssen, wie Harry gestorben ist! Voldemort hat ihn mit den Informationen aus meinem Kopf gefangen, falls Sie es vergessen haben! Und ich habe zugesehen, wie Ron gefoltert worden ist! Ich habe ihn aus dieser Hölle raus geholt! Habe ich keine Pause verdient?!"
 

Sie hatte die Hände zu Fäusten geballt und funkelte Professor McGonagall wütend an.

'Respekt, du spielst das wirklich gut', murmelte Severus, der sich wieder in Ginnys Gedanken geschlichen hatte. Ginnys Augen wurden feucht.

'Das ist nicht gespielt, Severus...'

Darauf erwiderte Severus nichts.
 

Einen Augenblick herrschte gespenstische Stille in dem kleinen Büro. Dann straffte Professor McGonagall die Schultern und blickte streng auf Ginny herab. Ginny konnte im Gesicht ihrer Mentorin förmlich den Wechsel zwischen mitfühlender Lehrerin und gnadenloser Leiterin des Widerstandes sehen.

"Du bist dem Orden aus freiem Willen beigetreten. Du wusstest, was dich erwartet. Wir sind der letzte Widerstand. Voldemort regiert über ganz England. Es wird eng für uns. Unsere Mitglieder werden permanent weniger, er zieht einen nach dem anderen aus dem Verkehr. Die restlichen arbeiten um so härter, um ihn endlich zu stoppen. Wie weit bist du zu gehen bereit, um die Welt von ihm zu befreien?"
 

Ginny schluckte und senkte den Blick. Das war so ungerecht! Selbst jetzt, als Harry tot war, bekamen Ron und Hermine noch Sonderrechte!

Dabei konnten die auch nicht mehr als sie. Ron wagte sicher nicht einmal von der Magie zu träumen, die sie beherrschte. Und Hermine... es gab so vieles, was Ginny wusste und Hermine nicht... so vieles, was man nicht aus Büchern lernen konnte...

Der Orden hatte nicht das Recht, die beiden anders zu behandeln als den Rest!
 

Entschlossen blickte sie ihrer Professorin wieder in die Augen.

"Ihr nehmt sie doch nur noch nicht auf, weil sich eh kein Slytherin mit ihnen anfreunden würde. Aber ihr wisst alle, dass ich den Ruf habe, mir einen Freund nach dem anderen zu angeln und das nicht nur aus Gryffindor. Das ist es, nicht wahr? Soll ich für den Rest meiner Schulzeit das Slytherinflittchen sein?"

Ihr Blick schien McGonagall regelrecht zu durchbohren. Die Luft zwischen ihnen knisterte.

Plötzlich zupfte Arthur an Ginnys Robenärmel.

"Ginny, so war das nicht gemeint! Es ist ja nicht so, als würden wir dir die Schulzeit versauen wollen... aber du musst auch an Voldemort denken, und an das ganze Leid, das er verbreitet."
 

Ein trauriges Lächeln schlich sich auf Ginnys Züge. Oh ja, sie musste an Voldemort denken. Er war ein Slytherin. Er war sogar der Erbe Slytherins. Irgendwo war sie wirklich so etwas wie ein Slytherinflittchen... Der Gedanke tat weh. Verdammt weh. Vor allem, weil sie wusste, dass sie nicht nur bis zum Ende ihrer Schulzeit ein Slytherinflittchen war. Voldemort als Erbe Slytherins blieb für immer Slytherin. Und sie hatte ihn geküsst...
 

Mehr noch, sie hatte sich in ihn verliebt und noch immer wurde ihr warm, wenn jemand von ihm sprach. Sie hatte es anscheinend immer noch nicht geschafft, ihn aus ihrem Herzen zu verbannen.

Plötzlich wurde ihr die Bedeutung des Spruchs 'Liebe und Hass liegen dicht beieinander' so richtig bewusst. Es kam nur auf Kleinigkeiten an, ob sie ihn hasste oder sich zurücksehnte. Und im Moment schien die Sehnsucht zu überwiegen... Verdammt!
 

Sie holte tief Luft, um sich zu beruhigen, und funkelte Professor McGonagall an.

"Gut, ich werde es tun, aber glauben Sie ja nicht, ich würde es gerne tun!"
 

Damit rannte sie aus dem Büro. Sie wollte nicht, dass jemand vom Orden sie weinen sah, schon gar nicht ihr Vater. Sie musste zu Severus. Er war der einzige, bei dem sie so sein konnte, wie sie wirklich war.
 

^^°°***°°***^^***°°***°°^^
 

Als sie in Severus' Wohnzimmer stürmte, mit Tränen in den Augen, traf sie nicht nur Severus an, sondern auch - Draco Malfoy. Sie schenkte ihm einen Todesblick und ließ sich auf das Sofa fallen.

"Na toll, auch das noch. Du hast mir gerade noch gefehlt. Severus, hast du einen Beruhigungstrank für mich?"

Severus nickte stumm und verließ das Zimmer.
 

Ginny wischte sich mit dem Ärmel die Tränen aus dem Gesicht. Draco blickte sie ziemlich verdattert an.

"Ähm... Weasley, was ist passiert? Und warum kommst du in dieser Verfassung ausgerechnet zu Severus?"

Sie schüttelte den Kopf und vergrub das Gesicht in den Händen.

"Nicht jetzt. Wenn ich jetzt anfange, mit dir zu diskutieren, flippe ich aus. Ich brauche erst den Trank."
 

Erstaunlicherweise hielt Draco daraufhin tatsächlich seinen Mund und wartete mit ihr auf Severus. Dieser kehrte kurz darauf aus seinem Büro zurück und hielt Ginny eine kleine Phiole mit einer himmelblau schillernden Flüssigkeit hin. Sie packte sie und kippte den Inhalt mit einem Zug hinunter.
 

Sie schüttelte sich, dann blickte sie zu Severus auf und meinte leise: "Danke."

Er winkte ab und ließ sich neben ihr auf dem Sofa nieder.

"Keine Ursache."

Sie lächelte schwach und lehnte sich an ihn.

"Trotzdem, danke."
 

Erst jetzt fixierte sie Draco mit ihrem Blick.

"Und nun zu dir. Was passiert ist? Ron und Hermine haben im Orden des Phönix immer noch Sonderrechte, auch nach Harrys Tod, und werden geschont, und mich spannen sie voll ein. Und warum ich jetzt ausgerechnet zu Severus gekommen bin? Streng mal dein Hirn an. Selbst du dürftest trotz jahrhundertelanger Inzucht eins besitzen."

Severus rückte ein Stück von ihr ab.

"Ginny, das war gemein. Er kann nichts dafür, dass er in eine der alten Familien geboren wurde."
 

Ginny hörte ihm nicht zu. Es war ihr egal, dass sie gemein war. Sie brauchte jetzt jemanden, den sie anschnauzen konnte.

Seltsamerweise lächelte Draco nur, anstatt auf sie loszugehen.

"Jetzt weiß ich, was Dad mit seinem Brief gemeint hat."

Ginny blinzelte verwirrt.

"Hä? Was hat dein Dad damit zu tun?"
 

"Heute morgen kam ein Brief für mich aus dem Versteck an. Dad ist vom dunklen Lord rehabilitiert worden. Und er ist der Ansicht, dass du Schuld daran bist. Die erste Anweisung des dunklen Lords an ihn war nämlich, den für gestern geplanten Großangriff auf eine Muggelstadt abzublasen. Und Dad meinte, dass nur du den Lord zu so einer Entscheidung bewegen könntest, weil du die einzige bist, die den Mut hat, sich mit ihm anzulegen."
 

Ginny schnaubte nur, auch wenn sie am liebsten im Kreis gesprungen wäre. Voldemort hatte tatsächlich Muggel verschont?

"Und jetzt stellst du dich mit ihm auf eine Stufe und denkst, es bräuchte genauso viel Mut, sich mit dir anzulegen, wie sich mit ihm anzulegen? Jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher, ob du wirklich ein Hirn besitzt oder ob dein Kopf einzig und allein mit deinem Ego, sprich mit heißer Luft, gefüllt ist."
 

Draco grinste.

"Genau so hat er dich beschrieben. Zickig und stur, aber stark."

Ginny verdrehte die Augen.

"Sollte ich mich jetzt geschmeichelt fühlen?"

"Natürlich", gab er zurück. "Wenn die anderen Slytherins wüssten, dass ich eine Gryffindor stark genannt habe, würden sie mich glatt zerfetzen."
 

Ginny musste lachen, nicht nur wegen Draco, sondern auch wegen all der Muggel, die den heutigen Morgen noch erlebt hatten, obwohl sie in den Plänen Voldemorts eigentlich schon seit gestern tot sein müssten. Orden des Phönix hin, McGonagall und Spionage her, heute war ein toller Tag!

"Wenn du mich lieb darum bittest, werde ich niemandem davon erzählen."

Sie zwinkerte ihm zu.
 

Draco schien ein wenig aus dem Konzept gebracht.

"Du bist gruselig. Wechselst deine Laune schneller als Pansy, und das muss man erstmal schaffen!"

Ginny zog die Augenbrauen hoch.

"Deine Freundin?"

Draco schwieg.
 

Ginny bohrte nicht weiter nach, sondern berichtete Severus über ihren Auftrag vom Orden.

"Sieht so aus, als müsste ich jetzt deinen Job machen", meinte sie am Ende zu Severus.

Severus musterte sie stirnrunzelnd.

"Wieso das? Hast du vom dunklen Lord auch einen Auftrag zum Spionieren bekommen?"
 

"Nicht direkt. Du weißt doch noch, dass ich ohne Probleme hierher zurückkehren konnte, obwohl ich ja vor den Augen des Ordens mit Voldemort geflohen bin?"

Severus nickte stumm.

"Während der Flucht hatte Voldemort eine Illusion auf mich gelegt, dass ich so aussehe, als stünde ich unter Imperius. Unter einem guten Imperius, sodass es Moody auch erst aufgefallen sein muss, als es schon zu spät war. Als ich ihn später gefragt habe, warum er das getan hat, da war ich schon wieder hier, hat er gemeint, er lässt sich immer ein Hintertürchen offen. Und mein Hintertürchen wäre eben ein Paar Augen in Hogwarts und im Orden des Phönix."
 

Severus schnaubte.

"Das sieht ihm ähnlich."

Er blickte Ginny besorgt an.

"Doppelspion zu sein ist ein gefährliches Spiel - ein Spiel, bei dem du sehr leicht den Punkt verpasst, an dem aus Spiel Ernst wird."

Ginny lächelte ihn beruhigend an.

"Keine Sorge, ich schaffe das schon. Ich habe ja dich."
 

Er zog bloß eine Augenbraue hoch.

"Im Hauptquartier vom Phönixorden kann ich dir nicht mehr helfen, falls du auffliegen solltest. Deine Aufnahme war schon riskant genug."

"Meine Familie würde mich nicht umbringen oder foltern, und seit Dumbledore tot ist, haben sie keinen wirklich guten Legilimentor mehr."

Severus wirkte nicht überzeugt.

"Was ist mit Moody?"
 

Ginny wurde unsicher. Stimmt, was war mit Moody, der allem und jedem misstraute?

Ihr Lächeln verrutschte, als sie leise erwiderte: "Ich konnte ihn bisher täuschen, wieso sollte ich es in Zukunft nicht können?"

Sie versuchte sich lieber nicht vorzustellen, was passieren würde, wenn Moody mit dem angeblichen Zauberstab von Voldemort zu zaubern versuchte...
 

Severus schnaubte.

"Das ist Moody. Irgendwann wird er dahinter kommen. Was ist, wenn er es herausfindet und dich im Hauptquartier stellt?"

Ginny musste schlucken und senkte den Blick.

"Dort bist du ganz allein. Und Minerva wird Moody garantiert mit allen Mitteln helfen. Du hast verloren, wenn es soweit kommt, selbst wenn deine Eltern dir nichts tun."
 

Ginny nickte langsam. Es tat weh, wie Severus ohne eine Gefühlsregung von ihrer Gefangennahme und vielleicht auch ihrem Tod sprach, doch es war gut so. Sie hatte bisher die Gefahren ausgeblendet und nicht gewagt, sich vorzustellen, was geschah, wenn sie aufflog. Diese offene Sprache nahm ihr einen Teil der Angst. Sie wusste jetzt, was geschehen konnte, und konnte sich dementsprechend darauf vorbereiten.
 

Sie blickte zu Severus auf. Der schnaubte wieder einmal.

"Ich kenne diesen Blick. Du willst irgendwas. Was ist es diesmal?"

"Hast du Moody schon mal kämpfen sehen?"

"Ja, warum?"

"Bring mir bei, wie er kämpft. Wenn ich das weiß, habe ich eine Chance, falls es zum Kampf kommt."
 

Er zog eine Augenbraue hoch.

"Du würdest ein Nein sowieso nicht akzeptieren und jammern, bis ich doch einwillige, also werde ich es tun. Allerdings werden wir uns dann auch duellieren müssen. Das geht hier schlecht. Sobald du einen Ort gefunden hast, an dem wir genug Platz zum Duellieren haben und nicht gestört werden können, zeige ich dir seine Tricks, okay?"
 

Draco blickte interessiert vom einen zum anderen. "Duelliertraining? Das hört sich interessant an. Darf ich mitmachen?"

Ginny und Severus blickten sich einen Moment lang an, dann nickten beide.

Doch Ginny meinte noch: "Aber nur, wenn du dich benimmst!"



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Lilly-san
2009-08-28T15:34:12+00:00 28.08.2009 17:34
Oh Gott...
Hab doch tatsächlich vergessen dir ein Kommi zu geben... =^^=

Wieder ein schönes Kapitel.
Freu mich schon aufs nächste^^

(Sorry für die Knappheit. Bin gerade aufem Sprung)^^
Lg
Von:  SnoopFroggyFrog
2009-08-20T13:40:00+00:00 20.08.2009 15:40
Duelliertraining mit Snape? *bei dem gedanken würg* XDDDD
Das wär mal ne Schlagzeile: Muggeldorf durch Voldemorts Beziehungskrise verschont XDDD
Ich hoffe doch, dass Draco noch eins drüber gezogen kriegt *mit großer vorfreude aufs nächste kappi wart*
lg^-^


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