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Wolfswege

von

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Nachts im Wald

Lugh Akhtar gähnte, während er neben Nea her trottete.

»Wo liegt eigentlich der Hauptsitz der Gilde?«, fragte er und schaute gelangweilt zu ihr hoch.

»Oh, bis dahin ist es noch ein ganz schönes Stück, mein Wolf«, antwortete sie lachend.

»Das ist mir auch klar, aber wie heißt die Stadt?«, brummte er unwillig.

»Altena*«, antwortete sie und ihre Augen glänzten bei dem Gedanken an die Stadt der Zauberer. Sie schaute lächelnd zum Vollmond hinauf und merkte dabei nicht, dass Lugh Akhtar stehen geblieben war.

»Altena?!«, rief er aus und es war, als wenn die Flut über ihn herein brach. Ein Sturm aus Bildern und Worten, ein Orkan aus Erinnerungen stürmte auf ihn ein und drohte ihn zu ertränken.

Sofort blieb Nea stehen und schaute erschrocken zu ihm zurück.

»Was ist?«, fragte sie alarmiert.

»So groß! Zu groß, ich will wieder nach Hause. Wieso soll ich denn hier bleiben, ich kenne hier doch niemanden, hier habe ich nichts verloren!«

Der Wolf schüttelte heftig den Kopf und schrie qualvoll auf. Er krümmte sich, wie unter Schmerzen.

»Ich will wieder weg von hier, ich will nach Hause!«, wimmerte er. Nea stürzte zu ihm und fiel ihm um den Hals.

»Keine Angst, ich bin bei dir«, rief sie und drückte ihn fest an sich.

Es dauerte lange, bis er sich wieder beruhigt hatte und die ganze Zeit über saßen sie so da, mitten auf dem Weg und bewegten sich nicht.

»Tut mir leid. Ich weiß auch nicht, was in mich gefahren ist«, flüsterte er dann.

»Du hast dich an etwas erinnert, aber es war keine schöne Erinnerung«, antwortete sie ihm ebenso leise und stand auf.

»Entschuldige«, fügte sie hinzu. Sie wusste, dass er Angst davor hatte, berührt zu werden. Doch jetzt blickte er nur verwundert zu ihr auf, nicht verstehend, was sie meinte. Doch er ging darauf nicht weiter ein.

»Nein, es war keine schöne Erinnerung. Ich war noch klein und ich war ganz allein. Ich weiß nicht mehr, warum ich dorthin musste, aber ich hab es nicht gewollt. Ich glaube, ich hab mich irgendwann daran gewöhnt«, erzählte er leise.

»Dann sollten wir vielleicht nicht dorthin gehen. Ich will nicht, dass es dir schlecht geht«, erwiderte sie leise, doch der Wolf schüttelte nachdenklich den Kopf.

»Wenn es einen Ort gibt, an dem wir etwas herausfinden können, dann dort«, antwortete er, wirkte dabei jedoch alles andere als glücklich über seine eigenen Worte.

»Es ist deine Entscheidung, mein Wolf«, antwortete sie ihm und lächelte aufmunternd.

Er nickte und spitzte dann verwundert die Ohren.

»Hörst du das?«, fragte er und schaute sich suchend um.

»Nein, was denn?«, erkundigte sie sich.

»Es hört sich an, als wenn jemand weint«, antwortete er zögernd, stand auf und lief langsam ins Unterholz. Nea folgte ihm. Es dauerte nicht lange, da hörte sie es auch und nur Augenblicke später hatten sie eine Gestalt entdeckt, die an einem Baum gelehnt da saß und herzzerreißend vor sich hin schluchzte.

Langsam und vorsichtig, um es nicht zu erschrecken, trat Nea hinzu und ließ sich vor ihm in die Hocke sinken.

»Wer bist denn du?«, fragte sie es sanft.

Offensichtlich hatte es die Beiden vorher nicht bemerkt oder gar kommen hören, denn es fuhr erschrocken auf und starrte sie aus tränennassen Augen an.

»Entschuldige, ich wollte nicht...«, begann sie, doch da fuhr Lugh Akhtar auch schon dazwischen.

»DU?! Was tust du noch hier?«, rief er voller Entsetzen.

Nea schaute den weißen Wolf verwundert an, ebenso wie das Kind, denn nichts anderes war die Gestalt. Es schaute den Wolf einen Moment lang fragend, aber auch erkennend an, bevor es antwortete.

»Verschwinde, geh weg, ich will dich nicht mehr sehen!«, schrie es den Wolf an und drängte sich eng an den Baum.

»Ihr kennt euch?«, mischte sich Nea verwundert ein.

»Nein«, antwortete Lugh Akhtar, selbst mehr als verblüfft darüber, was er zu dem Kind gesagt hatte.

»Ja«, knurrte seinerseits das Kind und seine dunklen Augen schauten voller Misstrauen und Unwille auf den Wolf hinab.

»Was denn nun? Er sagt, er würde dich nicht kennen«, entgegnete Nea unwillig. Das Kind blinzelte sie verwundert an, dachte einen Moment nach, dann schüttelte es den Kopf.

»Dann habe ich ihn verwechselt. Ich dachte, es wäre er, und ihm möchte ich nicht wieder begegnen, denn er ist schuld an meiner Situation«, antwortete er und schaute dann Nea neugierig an.

»Bist du eine Zauberin? Verstehst du den Wolf?«, wollte es neugierig wissen. Nea zögerte einen Moment, bevor sie mit dem Kopf nickte, schüttelte selbigen aber sofort wieder.

»Jetzt erst einmal eines nach dem anderen. Wer bist du, warum sitzt du zur nachtschlafenden Stunde allein im Wald und vor allem: Wieso schreist du meinen Wolf an?«, fragte sie.

Das Kind schaute sie mit großen Augen an, schien einen Moment darüber nachzudenken, welche Antwort es als erstes geben sollte und fing dann einfach von vorne an.

»Mein Name ist... Tariq.«

Er lächelte auf eine so mädchenhafte Art und Weise, dass Nea einen Augenblick zögerte. War das wirklich ein Junge, der vor ihr stand? Sein Name sagte das aus, ja, aber der Blick und dieses Lächeln? Sie beschloss, sich später darüber Gedanken zu machen und forderte ihn auf, weiter zu sprechen.

»Na ja, es ist eine lange Geschichte, weswegen ich hier bin. Gewiss nicht freiwillig, denn ich kenne mich hier doch nicht aus. Ich möchte nach Hause, weißt du?«, erklärte er weiter und schaute dann zu Lugh Akhtar hinab.

»Es war ein Wolf, der mich verschleppt hat, ein weißer Wolf mit schwarzen Ohren, deswegen dachte ich, er wäre es gewesen. Aber wenn er mich nicht kennt, dann entschuldige bitte, dann habe ich dich mit ihm verwechselt«, antwortete er. Nea schaute einen Moment lang von ihm zum Wolf und wieder zurück, dann nickte sie.

»Und jetzt erklärst du mir deine Reaktion, mein Wolf«, erklärte sie und schaute ihn durchdringend an.

»Wenn ich eine Erklärung hätte, gerne, aber ich habe keine. Es war gesprochen, bevor ich wusste, was ich sagte und ich weiß auch jetzt nicht, warum ich es tat«, antwortete der Wolf und wirkte dabei verwirrt. Dann aber legte er den Kopf auf die Seite und blickte Nea nachdenklich an.

»Er lügt übrigens, bei fast allem, was er sagt. Er will nach Hause, das ist wahr, aber der Rest...«

Lugh Akhtar deutete ein menschliches Achselzucken an, er wirkte wieder so, als würde das alles ihn nichts angehen. Sein Interesse schwand schnell. Nea nickte und schaute Tariq prüfend an.

»Nun gut, wenn du uns nicht die Wahrheit sagen magst, ist das deine Sache. Komm mit, wir bringen dich in die nächste Stadt, von dort aus musst du aber zusehen, dass du alleine klar kommst«, bot sie an. Der Junge schaute den Wolf verblüfft an, dann Nea, und nickte dann.

»Danke. Allein würde ich diesen Wald gewiss nicht so schnell hinter mir lassen.«

Darüber, wer er wirklich war, verlor er jedoch kein Wort und weder das Mädchen noch der Wolf interessierten sich sonderlich dafür. Zumindest im Moment noch nicht.
 


 

*Altena ist eine durchaus reale Stadt, die in Deutschland liegt, in diesem Fall ist es aber Anspielung auf das Spiel Seiken Densetsu 3, dort heißt die Stadt der Zauberer Altena. Außerdem klingt der Städtename irgendwie schon so nach Zauberstadt^^



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2010-10-26T12:43:22+00:00 26.10.2010 14:43
An der Stelle tut mir Lugh Akhtar immer total Leid v.v Da muss ich immer daran denken, wie ich mich anfangs in München gefühlt habe, nachdem wir umgezogen sind...
Aber wie er und Tariq sich erst gegenseitig anmachen XD
Sag mal, konntest du dich anfangs nicht entscheiden, ob Tariq ein Junge oder ein Mädchen sein soll, oder warum sein betont Weibliches aussehen?^^
Von:  Cat-girl
2010-10-15T15:43:16+00:00 15.10.2010 17:43
O.o die Überschrift klingt nicht gut...
Was hat die immer mit dem „mein Wolf“? Allmählich geht mir das auf den Zeiger, ehrlich!
Tolle Beschreibung seiner Reaktion...
Bei Tor! Was ist denn jetzt los? Kommen da etwa Erinnerungen auf?
Der Arme, was ist los? *rennt zu ihm und versucht ihm zu helfen* Beruhige dich, Lugh Akhtar!
Der arme Wolf, er scheint total verwirrt und verängstigt zu sein...
Ein gewaltiger Schock, würde ich sagen
An was gewöhnt? Und wo musste er hin?
Wer weint denn da? Das arme Wesen
Was ist denn jetzt schon wieder in Lugh Akhtar gefahren!? *erschrocken ist* geht’s dem momentan nicht gut oder wie?
Er scheint das Mädchen zu kennen O.o
Tariq... okay
ich kann mir nicht vorstellen, dass es viele Wölfe gibt, die aussehen wie Lugh Akhtar...

Nicht schlecht das Kapitel. Zu erst dachte ich, das würde irgendwie pervers ausgehen, doch dann kam ja das Kind und ich wusste, alles ist okay. Aber Tariq kommt mir irgendwie komisch vor, und warum hat ihn der Wolf gleich mal angekläfft?
Von:  IntoTheDeath
2009-06-27T14:55:32+00:00 27.06.2009 16:55
wie imma ein HAMMERGEILES KAPITEL!

mein kopf schwirrt von fragen!
aber ich freu mich...das wenigstens ganz kleine erinnerungen wieder auftauchen!

gvlg Qualli


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