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Cruel Nature

von

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Rettungsaktion

Rettungsaktion
 

„Keisuke? Steh auf, mach schon!“

Langsam öffnet er die Augen. Er liegt auf dem unbequemen Fußboden des Wohnzimmers, und vor ihm steht Desmond. Eine Sekunde lang weiß Keisuke nicht, warum er auf dem Boden liegt, doch dann fällt ihm alles wieder ein: „Miho!“

Desmond reicht ihm seine Hand, damit er aufstehen kann.

Keisuke schaut sich um. Es ist mittlerweile schon morgens, das unangenehme Sonnenlicht dringt durch das Fenster ein.

Luna sitzt auf dem Stuhl, auf dem sie auch gestern saß, nur dass sie ihren Kopf in ihren Armen vergräbt.

Keisuke geht besorgt zu ihr hin: „Bist du okay?“

Sie antwortet nicht.

„Ich habe ihr gerade erzählt, was es mit den Vampiren auf sich hat“, erklärt Desmond; „Also all das, worüber du mit mir gesprochen hast.“

Keisuke setzt sich neben sie.

Miho... Diese verdammten Vampire, was haben sie nur getan?

Er schaut Luna an: „Wer ist das überhaupt?“

Desmond will gerade zur Antwort ansetzen, da hebt die junge Frau ihren Kopf und spricht selbst: „Luna Mitsuki. Deine Schwester hat mich zum Abendessen eingeladen...“

Dann ist sie also der eigentliche Gast von Miho gewesen.

Fragend sieht Keisuke Desmond an: „Und was machst du hier?“

„Ich wollte zu dir, aber du warst noch nicht da. Also habe ich gewartet... Aber ist das jetzt nicht vollkommen egal? Denk doch mal an Miho...“

„Ich denke schon die ganze Zeit an sie!“, entgegnet Keisuke wütend; „Aber ich habe keinen Schimmer, wo sie sein könnte!“

„Hat sie ein Handy?“, fragt Desmond.

„Nein... Nur mein Bruder hat eins.“

Plötzlich steht Luna auf. Desmond und Keisuke sehen sie mit fragendem Blick an.

Schnellen Schrittes geht sie zum Telefon: „Ich werde jetzt die Polizei rufen. Oder hat von euch jemand eine bessere Idee?“

Im Moment gibt es wirklich nichts anderes, was man machen könnte, überlegt Keisuke. Aber wenn sie mit der Polizei sprechen, müssen sie alles was mit Vampiren zu tun hat verschweigen. Das könnte schwierig werden...

„Oh, Keisuke? Ich glaube, ihr habt eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter...“, bemerkt Luna.

Keisuke geht zu ihr und betätigt die Taste für die Wiedergabe der Nachricht. Es ertönt die arrogante Stimme von Lure aus dem Apparat:

Hey hey, süßer Keisuke! Hast du mich vermisst? Wir hatten ja eine Menge Spaß gestern Abend. Deine Schwester amüsiert sich hier mit uns, aber wenn du nicht bald auch kommst, ist die Feierstimmung bald zu ende... Falls du dich fragst, wo wir sind, komm einfach zum Haus von Desmond Corin. Wir bleiben heute den ganzen Tag da. Ciao!“

„Also so, wie sie das ganze formuliert hat, können wir es nicht der Polizei vorlegen!“, seufzt Luna. „Was soll das heißen, in meinem Haus! Das ist doch ein Scherz, oder?!“, ruft Desmond zornig; „Woher wollen die denn wissen, wo ich wohne?!“

„Weil sie dich beobachten... Genau wie sie mich beobachtet haben...“, flüstert Keisuke traurig.

„Und warum beobachten sie mich?“, fragt Desmond fassungslos.

Da muss man nicht lange überlegen: „Sie wollen die gesamte Menschheit ausrotten... Es ist doch irgendwie klar, dass sie mit denen anfangen, die über sie Bescheid wissen.“

„WAS???“, ruft Desmond empört.

„Na super!“, beklagt sich Luna.

Ja, die beiden sind jetzt auch in Gefahr...

Keisuke steht auf und geht zur Tür:

„Desmond, fährst du mich zu dir nach Hause? Wenn ich nicht dahingehe, dann... töten sie Miho...“

„Sie wollen doch die Menschheit auslöschen? Töten sie sie dann nicht sowieso?“, antwortet er.

Eigentlich hat er damit nicht Unrecht. Aber Keisuke kann jetzt nicht dastehen und nichts machen. Er weiß, dass er jetzt geradewegs wieder in eine Falle tappt, aber es ist ihm egal.

Wenn es nur eine kleine Chance gibt, seine Schwester zu retten, dann wird er sie nutzen.

Sie würde dasselbe auch für ihn tun...

„Ich komme mit dir“, sagt Luna plötzlich, als hätte sie Keisukes Gedanken gelesen.

Er weiß nicht, was er sagen soll. Er ist sich auch nicht sicher, warum sie dies tut.

Desmond schaut sie fragend an, aber sie erwidert nur:

„Ein Kind alleine dahingehen lassen? Das ist doch unverantwortlich. Außerdem sind die Vampire ja sowieso schon hinter mir her, wenn ich das richtig verstanden habe.“

Desmond nickt: „Du hast Recht. Ich fahre euch zu mir. Ich kann den Cursers nicht verzeihen, dass sie sich in meinem Haus einnisten!“

Entschlossen gehen die drei nach draußen.

Desmond und Keisuke steigen in seinen Wagen, während Luna es bevorzugt, auf ihrem Pferd zu reiten.

Die Strecke ist nicht sehr lang. Keisuke weiß, dass er sich auf etwas gefährliches einlässt, aber am meisten Angst hat er um Miho. Sie darf ihm nicht weggenommen werden, nein, nicht sie auch noch.

Das Auto hält, und Desmond sagt laut, damit auch Luna es hört: „Wir sind da!“

Sie steigen aus. Luna bindet ihr Pferd am mechanischen Briefkasten des Hauses fest:

„Das wird halten...“

Zu dritt betreten sie das Haus.

„Alles sieht normal aus...“, sagt Desmond, nachdem er sich gründlich umgeschaut hat.

„Sind sie wirklich hier?“, fragt Luna nach einem Blick in die Küche.

„Könnte schon sein... Kommt mit nach oben“, beschließt der Forscher.

Aber auch im oberen Stockwerk des Hauses werden sie nicht fündig.

Keisuke zweifelt immer mehr daran, dass die Vampire hier sind.

„Also wenn sie hier irgendwo sind, waren sie sehr vorsichtig. Sie haben keine Spuren hinterlassen, und die Alarmanlage wurde ja auch nicht ausgelöst“, stellt Desmond fest.

„Jetzt könnten sie nur noch... Im Keller sein!“

Die drei gehen wieder nach unten und Desmond führt sie in einen schmalen Durchgang hinter dem Badezimmer. Von hier führt eine Treppe nach unten.

„Ich bin mir nicht sicher, ob sie da unten sind“, überlegt Desmond laut; „Da unten ist eine Tür aus Eisen, und die habe ich immer abgeschlossen. Wollen wir trotzdem nachsehen?“

„Selbstverständlich!!“, rufen Keisuke und Luna gleichzeitig.

„Dann gehe ich vor“, sagt Desmond und steigt die Treppe hinunter. Luna dreht sich um und ruft: „Ähm, Desmond?“

Genervt fragt er, was los ist.

„Du hast keine Katze, oder?“

Keisuke blickt sie fragend an, und Desmond antwortet: „Nein, ich bin gegen sie allergisch... Warum fragst du mich sowas?“

Luna sieht zu Boden: „Ähm... Ist schon gut. Ich dachte nur, ich hätte da was gesehen...“

Jetzt machen sich auch die beiden daran, hinter Desmond die Treppe runterzugehen. Aber plötzlich bleibt er stehen: „Oh mein Gott!“

Keisuke und Luna versuchen, über Desmonds Schulter zu sehen, um herauszufinden, was passiert ist.

Die Eisentür ist aufgebrochen worden!

„Was, was ist los?“, ruft Luna; „Ich bin zu klein, ich sehe nichts...“

Mit finsteren Blick sagt Desmond:

„Diese Tür ist aus massiven Eisen. Kein Mensch kann die einfach so aufbrechen. Da unten warten wohl richtige Monster auf uns. Jetzt wird es wirklich gefährlich.“

Ohne sich noch einmal umzudrehen gehen die drei durch die aufgebrochene Tür in den Keller.

Überraschenderweise ist das Licht an, und es liegen überall alte Werkzeuge sowie kaputte Möbel herum.

„Miho!!!“ Keisuke sieht Miho, die bewusstlos auf dem kaputten Sofa liegt. Gerade will er zu ihr laufen, da kommt hinter dem Sofa eine Person hervor.

Eine Frau mit langen, grauen Haaren und roten Augen. Sie trägt ein schwarzes Abendkleid und hat ein freundliches Lächeln aufgesetzt:

„Keisuke... Wie schön, dass du da bist.“

„Wer bist du?“, fragt Keisuke die fremde Dame.

Sie breitet ihre Arme aus, so als würde sie ihn in umarmen wollen, aber Keisuke macht keine Anstalten, sich zu ihr zu bewegen.

„Warum bist du nur so misstrauisch... Ich bin die Königin, Emily. Weißt du, wie lange ich darauf gewartet habe, dich persönlich kennenzulernen? Es ist mir eine Freude...“

„Ich weiß zwar nicht, was Sie von mir wollen, aber...“, fängt Keisuke an.

„Aber ich weiß was du von mir willst“, sagt Emily und deutet auf Miho.

Keisuke weiß, dass es nicht so einfach geht, doch trotzdem fragt er hoffnungsvoll:

„Darf... Darf ich sie wieder mitnehmen...?“

Die überraschende Antwort von Emily lautet: „Aber sicher darfst du das. Nur eine kleine Bedingung habe ich...“

Irgendwie war es Keisuke schon vorher bewusst, dass so etwas kommen würde:

„Sie... Sie wollen, dass ich mich den Cursers anschließe, oder?“

Stumm geht Emily einen Schritt auf Keisuke zu, parallel gehen Desmond und Luna einen Schritt zurück, nur Keisuke bleibt auf seinem Platz.

„Aber nein...“, sagt Emily leise: „Ein Blick in deine Augen reicht schon, um zu sehen, dass du das niemals machen würdest. Du willst die Menschheit scheinbar nicht zum Feind haben. Das ist dann deine Sache...“

„Aber welche Bedingung dann?“, will Keisuke wissen. Ihm schießen tausend Ideen durch den Kopf, was sie alles von ihm wollen könnte. Als sie es dann sagt, merkt er überrascht, wie falsch er lag: „Ich möchte nur, dass du mich umarmst.“

Alle drei schauen sie verständnislos an.

Was hat sie denn davon? Da steckt doch garantiert irgendetwas hinter!

Man kann ihr sicher nicht trauen...

„Tue es nicht, Keisuke!“, ruft Luna; „Vielleicht bringt sie dich um, wenn du ihr so nahe kommst!“

Emily sieht sie verachtend an: „Ich verspreche, dass ich ihm nichts antun werde...“

„Versprechen sind nicht automatisch bindend“, sagt Desmond skeptisch.

„Es ist aber eure einzige Chance, das Mädchen wieder zu bekommen. Sonst werde ich sie mitnehmen“, lächelt sie hinterhältig.

„Na gut, ich mache es“, ruft Keisuke; „Mir ist egal, was mit mir passiert, aber ich werde es tun.“

Desmond wird wütend: „Keisuke, das ist DUMM!“

Luna legt die Hände vor ihr Gesicht und schüttelt den Kopf.

Keisuke lässt sich von den beiden nicht weiter verunsichern und geht auf Emily zu, die schon wieder ihre Arme ausbreitet.

Jetzt steht er direkt vor ihr, und langsam legt er seine Arme um ihren Körper, und sie tut es ihm gleich.

Keisuke merkt, dass ihm immer kälter wird, je länger er sie festhält.

Sie flüstert ihm ins Ohr: „Ich liebe es, von Vampiren umarmt zu werden. Sie wissen nicht, was sie damit anrichten. Du wirst es wahrscheinlich gar nicht merken...“

Keisuke erschrickt und löst die Umarmung: „Was hast du vor!?“

Emily lacht nur: „Nicht zu glauben, wie dumm du bist. Du bist wie ein Mensch! Eine Schande für die Vampire... Raid!! Lure!! Ihr könnt sie jetzt umbringen. Alle.“

Lure taucht hinter einem Schrank auf und stellt sich demonstrativ vor die drei.

Und im selben Moment erscheint Raid, der große Vampir mit den weißen Haaren hinter ihnen.

Er ist scheinbar aus dem nichts gekommen.

„Ich gehe dann“, sagt Emily, als sie ohne zu zögern an den drei vorbeigeht; „Übrigens vielen Dank für deine Vampirkraft, Keisuke!“

Wie meint sie das? Vampirkraft?

Hat sie ihm etwa seine Spezialfähigkeit geraubt? Die er noch gar nicht einsetzen konnte?

„Lasst sie ruhig ein bisschen leiden“, lacht Emily und verlässt gemütlich den Keller.

Lure und Raid drängen die drei immer mehr zurück, bis sie mit dem Rücken zur Wand stehen.

„Was hältst du davon?“, fragt Lure; „Ich werde einen nach dem anderen einschläfern und du darfst sie dann zerhacken. Gute Idee?“

„Gute Idee!“, wiederholt Raid mit einem fetten Grinsen im Gesicht.

Lure macht ein paar Schritte auf sie zu, aber Desmond ist schneller:

Er wirft einen auf dem Boden liegenden Hammer nach Lure, die gerade noch ausweichen kann, dabei aber auf den Boden fällt: „Hey!“

Desmond nimmt blitzschnell die Hände von Keisuke und Luna und versucht, sie wegzuzerren, aber kaum stehen sie vor der Eisentür, steht Raid plötzlich wieder vor ihnen.

„Du warst doch gerade noch... Wie kommst du denn jetzt da hin?!“, ruft Desmond entsetzt.

Raid lacht nur dreckig, und Keisuke flüstert:

„Er kann sich teleportieren, wohin er will. Das ist also seine Fähigkeit.“

„Genau“, sagt Raid kurz und zieht ein großes Messer hervor. Luna schreit.

„Und aus diesem Grund könnt ihr mir auch nicht entkommen!“

Er sticht mit dem Messer nach Keisuke, der sich gerade noch wegducken kann. Dann holt er aus, um Desmond anzugreifen, aber dieser kann seinen Messerangriff geschickt mit einer Eisenstange vom Boden parieren.

Luna rennt inzwischen in die andere Seite des Raumes, obwohl dort kein Ausgang ist.

Desmond kämpft noch mit Raid, und Keisuke versucht sich hinter dem Schrank zu verstecken, hinter dem Lure etwas früher hervorkam.

Diese hat sich übrigens wieder aufgerafft und kommt Luna immer näher.

Ich muss ihr irgendwie helfen, denkt Keisuke, und sieht hinüber zu Desmond, der es gerade noch schafft, sich gegen den riesigen Vampir zu verteidigen.

Luna ruft: „Hau... Hau ab du Tussi!“, als Lure sie immer weiter in die Ecke drängt.

„Du darfst ihr nicht in die Augen sehen!“, ruft Desmond, ohne seinen Blick von Raid abzuwenden.

Keisuke fasst sich an den Kopf. Was soll er machen? Die Cursers sind klar im Vorteil. Sie sind viel stärker... Es sieht aus, als würden sie verlieren und getötet werden.

„Es tut mir leid, dass ihr da mit reingezogen wurdet!“, sagt er mit zitternder Stimme.

Die beiden sind fast am Ende, denkt er.

Luna versucht irgendwie mit geschlossenen Augen gegen Lure zu kämpfen, was ihr nicht im Ansatz gelingt, und Desmond wurde gerade von Raid seiner Eisenstange beraubt.

Jetzt ist es vorbei...

Lure fängt an zu lachen: „Tja, es kann ja nicht immer jemand kommen, um euch zu retten. Hier im Haus ist ja niemand anderes als wir und ihr.“

„Und einer schattenartigen Katze...“, flüstert Luna und wird ohnmächtig. Alle schauen sie an.

Schattenartig? Katze?

Jemand tritt durch die Eisentür, ein Mann mit blauen Haaren, der einen langen, schwarzen Mantel trägt.

Raid teleportiert sich sofort ein paar Meter nach hinten, als er ihn sieht.

Der auf dem Boden liegende Desmond flüstert: „Dich... Dich habe ich doch schon mal gesehen...“

Keisuke ist erstaunt: Es ist Raito. Raito ist gekommen. Aber...

„Zum Glück habe ich auch hier ein Wesen platziert. Schon wieder ihr? Lure und Raid?“

„Schon wieder wir!“, schreit Lure voller Hass;

„Warum musst du immer dann auftauchen, wenn alles so gut läuft? Kümmer dich doch um deinen eigenen Kram!“

Raito lächelt: „Mache ich. Aber ihr solltet jetzt verschwinden. Oder wollt ihr etwa gegen mich kämpfen?“

Raid macht ein paar Schritte auf Raito zu: „Wollen wir!“

„Dieses mal bist du ganz alleine, Raito“, fügt Lure hinzu; „Die Menschen sind alle am Boden und der kleine Vampir dahinten kann uns auch nicht mehr gefährlich werden. Dieses Mal wird abgerechnet!“

Raito geht ein paar Schritte zurück: „Wie ihr wollt.“

Er faltet die Hände zusammen, so als wollte er beten, aber plötzlich entspringt ein schwarzer Schatten seinen Händen. Geschwind nimmt er die Form eines Löwen an, der sich den beiden Cursers entgegenstellt.

Raid rennt auf das schwarze Ungetüm zu und versucht, auf es einzuschlagen, aber jeder Schlag geht ins Leere, als wäre das Wesen ein Geist.

Der Löwe stößt ein lautes Brüllen aus und greift Raid mit seinen riesigen Pranken an. Die Kralle reißt ihm nicht nur seine Kleidung, sondern auch den halben Oberkörper auf: „Aaaarh!!!“

Lure hat sich währenddessen hinter Raito geschlichen, und lacht:

„Haha, immer du mit deinen Schattenwesen. Das sind doch nur Tiere. Du musst mir, nur mir in die Augen sehen...“ Mit diesen Worten drängt sie sich vor Raito und steckt ihm ihre Hand in die Hose.

Er verzieht keine Miene, sondern schließt nur die Augen und sagt:

„Mit solchen Tricks kann man mich nicht überrumpeln.“ Dann packt er, immer noch mit geschlossenen Augen, Lure am Arm und schleudert sie daran durch den gesamten Keller.

Mit lautem Krachen fliegt sie an die Wand, wo sie auch ohnmächtig liegen bleibt.

„Du kannst jetzt rauskommen“, sagt Raito mit ruhiger Stimme.

Schüchtern kommt Keisuke aus seinem Versteck: „Du hast mich schon wieder gerettet...“

„Ich habe es leider nicht geschafft, rechtzeitig zu kommen. Die Frau, die du eben getroffen hast, ist Emily Halo, die Anführerin der Curser. Sie hat eine grauenvolle Fähigkeit.“

„Welche?“, will Keisuke sofort wissen.

„Wenn ein Vampir sie umarmt, gibt er automatisch alle seine Vampirkräfte an sie ab. So hat sie schon endlos viele Kräfte gesammelt.“

„Dann ist das also der wahre Grund, warum sie Miho entführen ließ! Sie wollte meine Kraft haben!“, ruft Keisuke sauer.

„Und sie hat sie auch bekommen“, sagt Raito und schüttelt den Kopf;

„Man kann es nicht mehr ändern. Deine Kraft wird ihr aber sowieso nicht viel nützen.“

Woher kann er das wissen? Vielleicht...

„Raito, kennst du meine Kraft?“

Raito blickt Keisuke jetzt direkt in die Augen. Keisuke ist nervös, und er merkt, das sein Herz schneller schlägt als sonst.

„Ich habe dich wegen deiner Kraft zu einem Vampir gemacht, Keisuke. Verena hat mir schon vorher verraten, welche Kraft du als Vampir haben würdest. Und in deiner Lage...“

Das geht ihm jetzt ein bisschen zu schnell:

„Was heißt das, nur wegen meiner Kraft? Ich dachte, du hast es getan, damit ich geheilt bin?“

„Nun, das stimmt auch. Aber jeder Vampir hat eine individuelle Fähigkeit, und wenn ich jemanden zum Vampir mache, dann gewöhnlich, weil wir seine Fähigkeit gegen die Cursers brauchen. Weil du aber eine Krankheit hattest, und bald gestorben wärst, konnte ich nicht länger warten.“

Keisuke sieht traurig zu Boden: „Ich verstehe... Kannst du mir denn sagen, welche Kraft ich hatte?“

Raito lächelt ihn an: „Du kannst tote Menschen wiederbeleben. Die Kraft ist das genauer Gegenteil zum Ziel der Cursers, nämlich alle Menschen zu töten.“

Keisuke glaubt nicht, was er da hört.

Er kann Menschen wiederbeleben? Dann könnte er ja... Mama und Papa, Shizukas Eltern... Er könnte alle wieder zum Leben erwecken! Wenn diese Emily ihm nicht seine Fähigkeit gestohlen hätte!

„Warum hast du mir das nicht vorher gesagt?!“, fragt Keisuke mit Tränen in den Augen.

„Jeder Vampir muss seine Kraft selbst entdecken. Wenn du sie nicht eben verloren hättest, hätte ich dir auch jetzt nichts davon erzählt.“

„Ich will die Fähigkeit zurück haben! Damit kann ich soviel wieder gut machen... Damit kann ich so vielen Menschen helfen... Wie kann ich sie zurückbekommen?“

„Da gibt es nur einen Weg...“, sagt Raito leise; „Emily Halo muss sterben.“

Also wird jemand sie töten müssen.

„Dann... dann muss ich wohl darauf verzichten. Ich will nicht, das jemand stirbt, damit andere leben können... Es tut mir leid...“

Plötzlich ertönt ein Stöhnen; Luna ist dabei, wieder aufzuwachen.

Raito geht zu Lure und Raid und trägt beide problemlos in seinen Armen.

Er muss wirklich stark sein, wenn er das so einfach kann.

„Ich werde jetzt gehen... Ich melde mich bei dir.“

„Warte! Ich habe noch eine Frage!“, ruft Keisuke schnell;

„Du weißt nicht zufällig, wer Shizukas Eltern getötet hat? Ich glaube, es war Samuel!“

Raito verzieht mal wieder keine Miene. Er antwortet gleichgültig:

„Du hast Recht. Er hat sie umgebracht.“

Keisuke kann nicht glauben, was er gerade gehört hat.

Wütend schreit er: „Sag mal, ist dir das eigentlich egal oder was?!“

Raito geht auf Keisuke zu, bis er direkt vor ihm steht. Keisuke muss ein bisschen nach oben blicken, denn Raito ist einige Zentimeter größer als er.

„Es tut mir Leid... Ich habe ihm aufgetragen, dass er sie für den Tag, an dem wir mit dir Kontakt aufnehmen, aus dem Weg räumt. Ich habe ihn gebeten, sie nicht zu töten, weil ich weiß, dass sie wichtige Menschen für dich waren. Es tut mir Leid. Ich hätte mich mehr durchsetzen müssen.“

Ohne Keisukes Antwort abzuwarten geht er hastigen Schrittes aus dem Haus.

Das war ja eine nette Entschuldigung, aber so einfach wird Keisuke das nicht vergessen.

Die Eltern seiner besten Freundin... Das wird er Samuel nicht verzeihen.

„Keisuke...? Wo sind die Vampire?“ Keisuke dreht sich um.

Luna ist aufgewacht. Glücklicherweise scheint sie nicht verletzt zu sein.

„Raito hat sie besiegt und weggeschafft“, antwortet Keisuke lächelnd.

„Wer ist Raito?“, fragt Luna.

Da fällt Keisuke etwas ein. Eilig rennt er zum Sofa: „Miho! Miho, bist du in Ordnung?!“

„Lass mich das machen“, sagt Luna bestimmt; „Ich studiere Medizin.“

Sie untersucht die bewusstlose Miho und stellt fest:

„Ihr fehlt nichts, sie schläft nur sehr fest. Tragen wir die beiden am besten nach oben.“

Auch Desmond wacht nach kurzer Zeit wieder auf:

„Sind wir außer Gefahr?“, ist die erste Frage, die er stellt.

„Ja, fürs erste...“, antwortet Keisuke.

Desmond erklärt sich bereit, Keisuke und Miho nach Hause zu fahren, damit sie sich dort ausruhen kann. Luna reitet auf ihrem Pferd nach Hause, denn sie muss auch erstmal verdauen, was alles passiert ist.

Als sie angekommen sind, bringt Desmond Miho in ihr Bett, bevor er sich auch verabschiedet und nach Hause fährt.

Keisuke setzt sich eine Weile zu ihr. Er hat Hunger, er wird sich gleich eine Blutkonserve aus dem Kühlschrank holen. Aber noch nicht...

Noch will er bei seiner Schwester bleiben, und sich darüber freuen, dass sie wieder da ist.

Alle haben sich Mühe gegeben, um sie zu retten. Und es hat funktioniert.

Selbst wenn Keisuke dadurch etwas verloren hat, das ist ihm nicht halb so wichtig, wie dass es Miho gut geht.

Plötzlich macht sie die Augen auf.

„Hallo, Keisuke...“, gähnt sie.

„Miho! Du bist wieder wach!“, freut er sich.

„Ja... Warum sitzt du auf meinem Bett?“

„Ähm, ähm...“ Keisuke weiß nicht, was er sagen soll.

„Ach, du glaubst gar nicht, was ich geträumt habe“, kichert Miho; „Etwas total Verrücktes!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2012-12-09T12:03:34+00:00 09.12.2012 13:03
Neuntes Türchen:
Gutes Kapitel, soviel muss man dir lassen, nur zum Teil ein bisschen ... unerwachsen - aber das ist ja auch zu erwarten, wenn man bedenkt, wann du Cruel Nature geschrieben hast. Wenn du es noch mal liest, wirst du schon verstehen, was ich damit meine :D
Raitos Rettungsaktion, tja, die war echt immer wieder super und weil er so awesome ist, shippe ich ihn noch immer mit Alexa :D
Von:  LittleLuna
2010-02-17T14:48:47+00:00 17.02.2010 15:48
Im Moment fällt mir nichts ein, was ich großartig schreiben könnte, außer, dass es wie immer ein tolles Kappi war, hast du spannend beschrieben.
Was mir wohl gerade im Moment eingefallen ist, obwohl Desmond Keisuke ja als Versuchskanickel haben will, scheinen sich die zwei ja recht gut zu verstehen.
LG Lunalein :3


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