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Künstliche Liebe

Warum ich hinter dem Lächeln lebe
von

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Künstliche Liebe

Warum ich hinter dem Lächeln lebe
 

Ich möchte eine Geschichte erzählen, die Geschichte von meinem Freund George und mir, Stella.

Drei Jahre sind wir jetzt zusammen. Es war eine schöne Zeit, wir haben viel gemacht, wir haben viel gelacht. Es war eine schöne Zeit, das hat er immer wieder gesagt. Ja, sehr oft hat er das gesagt, eine schöne Zeit… Liebe… Glück… All diese Gefühle… Eine schöne Zeit…

In all der Zeit hatte ich nicht zählen können, wie oft er solche Sachen zu mir gesagt hat.
 

Seid der ersten Klasse war er in mich verliebt, jeder andere Junge sagte noch: „Mädchen sind doof! Alles Zicken!“ Doch er schenkte mir jeden Tag eine Blume.

Und ich? Ich sagte höflich „Danke.“ Das war alles. Mehr nicht.

In der fünften Klasse spielte er nicht mit den anderen Jungen Fußball, er stand auf dem Pausenhof und ich konnte spüren, dass er mich beobachtete. Er wollte auch immer neben mir sitzen, dabei konnte man uns eigentlich nicht als Freunde bezeichnen und mehr als ein neutrales „Hallo“ wollte ich auch nie. Mehr als ein einfaches „Hallo“ pro Tag wollte ich mit keinem meiner Mitschüler. Ich brauchte keine Freunde, ich war ein Einzelgänger, das war ich schon immer und um genau zu sein, bin ich das immer noch. Solange wir uns kannten, war ich nie nett zu ihm. Doch er blieb bei mir, suchte meine Nähe und lächelte immer so warm…

Aber völlig gleich wie herzlich und fröhlich dieses Lächeln auch war, erwidern konnte ich es so weit ich weiß nie, nie wirklich. Mittlerweile kann ich lächeln, aber nicht so wie er. Mein Lächeln ist ganz anders als seins.
 

Ich habe niemals verstanden, wie er sich in mich verlieben konnte. Wie er sich in so etwas Kaltes wie mich verliebt hatte, aber nach gewisser Zeit tat er mir mit seiner verzweifelten Liebe leid. In der achten Klassenstufe stimmte ich aus diesem Mitleidsanflug einem Date zu. Es war blöd und ich wurde das Gefühl nicht los dass er zu diesem Zeitpunkt noch gewusst hat, dass das nur Mitleid war.

Aber vielleicht war ihm auch bewusst, dass das das Einzige war, was ich fühlen konnte, dass Liebe gar nicht möglich war für jemanden wie mich. Manchmal habe ich mir eingeredet, er kenne mich besser als er konnte…Vielleicht weil ich tief in mir doch einsam war…
 

Unser erstes Date hätte jedes andere Mädchen wohl als wunderschön bezeichnet, ich fand es normal, was aber nicht an meinen hohen Ansprüchen lag, der Grund dafür war, dass ich es nicht schön finden konnte. Ich konnte die Mühe, die er gehabt hatte, würdigen. „Hast du gut gemacht“, habe ich gesagt. Dinner bei Kerzenschein, Kino und ein Spaziergang und ich sagte nur das neutral, nicht einmal, ob es mir gefallen hat, habe ich ihm gesagt. Ich war grausam und habe ihm eiskalt das Herz rausgerissen, ohne Lächeln, ohne Regung, aber er hat mich fröhlich nach Hause gebracht.

Und an der Tür ließ ich mich von ihm küssen. Ich fühlte nichts, außer seinen Lippen auf meinen und dass er zitterte, ich selbst jedoch stand da wie eine leere, tote Statue. Dann lächelte er, eigentlich lächelte er immer! Mit diesem Lächeln ging er und ließ mich stehen, mein Herz schlug in normalem Rhythmus, wenn es nicht sogar langsamer wurde, als ich ihm nachsah.
 

Wahrscheinlich waren wir seit diesem Tag zusammen, ich weiß es nicht, es interessierte mich auch nicht, was die Anderen sagten oder dachten, es interessierte mich ja nicht einmal, was er sagte oder dachte! Auf jeden Fall dachte ich das… Dieser Überzeugung war ich, bis ich sein strahlendes Lächeln am nächsten Tag sah. Vielleicht wollte ich ja, dass wenigstens er glücklich war, also ging ich auf ihn zu und küsste ihn.
 

Ich genoss eine Erziehung, in der mein Vater mir und meinen zwei Brüdern predigte, dass Gefühle keinen Nutzen hatten und Liebe nur Schmerz brachte. Dazu muss man wissen, dass Mutter uns verlassen hat, ich war vier Jahre, meine Brüder beiden zwei. Sie war die einzige und große Liebe in Vaters Leben und sie ging ohne Abschiedswort oder einen Brief. Das hat ihn damals wirklich das Herz zerrissen und aus irgendeinem Grund wollte er nicht, dass uns das Herz gebrochen wird. Sein Schutz dafür: Er entriss uns das Herz, bevor wir uns verlieben konnten…

Es klingt merkwürdig, aber in einer Welt aufzuwachsen, in der nicht einmal die Eltern ihre Kinder lieben, kann viel bewirken. Ich war mir absolut sicher, dass Gefühle unbrauchbar und sinnlos waren, also verstieß ich sie bis es nicht mehr möglich war sich an sie zu erinnern.
 

Irgendwie habe ich mir früher eingeredet, dass er das wusste, aber natürlich stimmte das nicht. Außerdem fand ich nie eine Erklärung wie er sich in die herzlose, leere Hülle des Mädchens, das einst ich war, verlieben konnte. Aber gefragt habe ich ihn danach auch nie, ich wollte den Grund gar nicht wissen, denn dann hätte ich mich wahrscheinlich noch schuldiger gefühlt…

Ja, Schuld, das ist das richtige Wort dafür, das ist der Grund, warum ich mit ihm zusammen bin, nicht Liebe…Liebe war falsch, Liebe war schlecht, aber Schuld nicht… Das fühlte mein Vater schließlich jetzt noch so oft. Dann war Schuld doch kein schlechter Baustein für eine Beziehung, das dachte ich, Liebe tat weh und war verboten, Schuld war das Ende, vielleicht werden wir sogar beide glücklich wenn wir vom Ende aus anfangen.

So begann es, diese künstliche Beziehung.

Richtig…

Künstlich…

Nicht natürlich…

Nicht elementar…

Vorgespielt…

Erzwungen…

Es war falsch…

Und das war das, was er niemals bemerkte. Die Tatsache, dass meine Liebe nicht echt war.
 

Sie funktionierte wie eine chemische Reaktion: Schuldgefühl, gasförmig, reagiert mit Sauerstoff, gasförmig, und absoluter Leere, Aggregatzustand ungeklärt, zu „Künstlicher Liebe“. Einem Stoff, der äußerlich alle charakteristischen Eigenschaften von elementarer, wahrer Liebe. Aber leider verhält es sich wie Katzengold zum Original und ist damit nichts wert. Nur eine Kopie, die eigentlich keiner haben will. Aber einem Blinden kann man Katzengold als echtes verkaufen und einem vor Liebe Blinden konnte ich diese künstlich Liebe als echt darstellen. Er glaubte, dass das Gefühl, das ich ihm vorspielte, das ich nur schlecht hergestellt hatte, wirklich war.

Wir waren ein glückliches Paar, nur dass ich innerlich nicht einmal wusste, ob wirkliches Glück so aussah. Ich war immer noch leer, immer noch kalt und gefühllos, aber mit meinem imaginären Chemiekasten mixte ich alle Gefühle und spielte sie vor. Ich begann Glück künstlich zu erzeugen, Freunde und irgendwann sogar ein warmes Lächeln, das seinem zu verwechseln ähnlich sah. Bald schon gab ich mir keine Mühe mehr nach echten Gefühlen zu suchen, sondern spielte alles vor und erzeugte mein Schauspiel künstlich. So kannte ich nicht verletzt werden und alle waren glücklich…
 

Natürlich waren alle außer mir glücklich, aber mittlerweile ist mein Lächeln so überzeugend geworden, dass ich es mir selbst fast abkaufe…

Vielleicht ist künstlich viel besser, als echt…



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  haruraku
2009-12-20T14:09:02+00:00 20.12.2009 15:09
Ich habe die Geschichte vor langer Zeit schon einmal gelesen, aber total verdusselt, sie zu kommentieren. Hoffe, du bist nicht böse oder so, der Kommentar kommt ja jetzt :P
Jaaa. Also die Story ist echt Wahnsinn, und wie du es schreiben kannst mindestens genauso sehr O: Mir gefällt deine Wortwahl und die Metaphern und Symbolik, die du immer wieder einbringst.
Weiter so (=

Lg,
Trace.
Von:  Kureimeiji
2009-08-24T10:09:59+00:00 24.08.2009 12:09
Ich find diese FF echt gut^^ hoffe du gewinnst deinen WB auch, wenn es dir darum ja eigentlich nie geht <3
Ich fände so ein leben ziemlich trostlos und sehr einsam...auch, wenn sie ja selbst schon glaubt, dass ihr künstliches Lächeln normal sein könnte...
Am besten finde ich(da schließ ich mich sin an) den Absatz mit den Chemischenreaktionen^^

PS: Ich glaube Sita steigt bei uns nich mehr durch XD

Luv ya yours Ron-chan
Von:  _an-chan_
2009-08-23T21:43:20+00:00 23.08.2009 23:43
Vivi, ich denke NICHT, dass das traurig ist. Nur nicht normal und eben...leer. ^^ Ich mag's.
Du hast das wirklich gut geschrieben und Elemente reingebracht, die man in normalen Büchern nie findet. (Chemie; Stimmungen mischen)

*freu* Ich bin die Zweite, die das kommentiert!^^
An-chan
PS: was hat das mit vivikun auf sich und warum will er Sin flachlegen und warum fliegst du, um eine einzellne verdammte Pizza zu essen kurz mal nach Italien?! (Ich hab Sinje schriftlich ne Einladung überbracht und habe sie mit zu Yufi begleitet. Und da hat sie mich zugetextet^^ Hach, wie ich das vermisst habe...?!)
xD
Anja
Von:  Purrgatory
2009-08-01T22:02:19+00:00 02.08.2009 00:02
oh gott!
das is voll traurig aber ecnt wunderschön beschrieben!
besonders den vorletzten absatz mit den zuständen! das ist echt ein so guter vergleich!
ichbin stolz auf dich! *knutsch*knuddel*
HDL Sinje


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