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Was Mut bewegt

Du bist nicht auf der Welt, um zu schweigen
von

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Zur Rede gestellt

Kapitel Acht: Zur Rede gestellt
 

Es kostete Luna Einiges an Mühe, bis sie Draco allein abpassen konnte. Der Slytherin machte es ihr wahrlich nicht leicht. Aber sie war hartnäckig und ließ sich von einem Rückschlag nicht entmutigen. Fast zwei Wochen brauchte sie, bis sie ihn endlich festhalten konnte. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, als es soweit war. Hoffentlich war er nicht sauer auf sie. Oder verhöhnte sie. Sagte ihr, dass sie dumm sei, wenn sie glaube, er, Draco Malfoy könnte etwas für sie, die Spinnerin übrig haben. Aber nichts dergleichen geschah. Innerlich wappnete Luna sich für das Kommende. Wenn er sie schroff abwies, wollte sie nicht vor ihm in Tränen ausbrechen. Diese Genugtuung wollte sie ihm nicht verschaffen. Bevor Luna allerdings zu Sprechen anheben konnte, tauchte Blaise Zabini auf. Er war ebenfalls auf der Suche nach Draco gewesen, um diesen zu fragen, ob er nicht irgendwann mal vorhatte, zum Quidditchtraining zu erscheinen. Dankbar sprang Draco darauf an.

„Montague ist echt sauer auf dich.“, informierte Blaise seinen Freund.

„Ich komm ja schon.“, erwiderte Draco, griff nach Blaises Arm und wandte sich zum Gehen, nicht ohne Luna einen Blick über die Schulter zu zuwerfen. Enttäuscht sah sie den beiden Slytherins nach. Das war ihre Chance gewesen und sie hatte es vermasselt. Jetzt würde Draco bestimmt einen Weg finden, gar nicht mehr an Orten aufzutauchen, zu denen auch Luna Zugang hatte. Sie konnte ja nicht ahnen, dass er selbst bedauerte, gestört worden zu sein. Nur wenn er geblieben wäre, hätte Blaise mit eigenen Augen gesehen, dass Longbottom nicht gelogen hatte. Genau das Thema schnitt der Dunkelhäutige auch an.

„Sag mal, was wollte Loony denn von dir?“, wollte er neugierig wissen.

„Luna. Sie heißt Luna.“, verbesserte Draco seinen Freund scharf, dann zuckte er die Schultern und fügte hinzu: „Keine Ahnung. Ich kann schließlich nicht Gedanken lesen.“

Seine Tante Bellatrix hatte ihn nur Okklumentik gelehrt, nicht aber Legilimentik.

„Ehrlich, Draco, wenn euch jemand gesehen hätte, Pansy zum Beispiel, dann würde sie jetzt überall rumerzählen, dass Longbottom Recht hatte. Ich meine, dass hat er nicht, oder?“

Draco warf Blaise nur einen kurzen, warnenden Blick zu.

„Überspann den Bogen nicht.“

„Ich bin dein bester Freund, Draco. Du kannst mit mir über alles reden, du kannst mir vertrauen. Und wenn du auf Loony stehst, dann tust du’s halt.“

„Nenn sie gefälligst nicht so!“, knurrte Draco, dann ließ er Blaise einfach stehen und eilte in Richtung Kerker davon, um sich für das Training umzuziehen. Das nächste Spiel stand schon bald an. Und wie Draco feststellen musste, war ihr Gegner Ravenclaw. Ausgerechnet.
 

Während er auf seinem Besen durch den eisigen Wind sauste und seinen Blick auf den Schnatz gerichtet hielt, sah er wieder den enttäuschten Blick Lunas vor sich. Bestimmt hatte dieser Kuss vor dem Raum der Wünsche sie aus der Bahn geworfen. Draco wusste nicht, was er tun sollte. Wie er selbst dieses Intermezzo einzuordnen hatte. Ja, er hatte es mehr als nur genossen, Luna zu küssen. Allein die Erinnerung daran ließ ihn wünschen, sie würde zu ihm gehören. Damit er sie küssen konnte, wann immer er wollte. Ein Lächeln lag auf seinen Zügen, als er dem Schnatz mit einem Affenzahn hinterher sauste und den widerspenstigen, goldenen Ball tatsächlich fing.

„Gut gemacht!“, lobte Montague seinen Sucher, welcher in letzter Zeit kaum am Training teilnahm und auch ansonsten häufig abwesend schien. Vor Freude über das Lob schwoll Draco die Brust an. Lob. Das bekam er erstaunlich selten zu hören. Von seinen Eltern kaum, weil sie einfach von ihm erwarteten, dass er gute Noten heimbrachte. Vom Dunklen Lord schon dreimal nicht; der ging doch zum Lachen in den Keller! Deswegen freute Draco sich umso mehr, dass der Gedanke an Luna ihn zu beflügeln schien. Er wollte sie gern beeindrucken. Sie sollte ihn zur Kenntnis nehmen, auch wenn das nächste Spiel gegen Ravenclaw ging. Natürlich konnte er von ihr schlecht verlangen, dass sie für die Slytherins war, denn das wäre ja Verrat am eigenen Haus gewesen. Niemand duldete so was. Es sei denn, es ging um Gryffindor und Potter. Den durfte jeder anfeuern.

„Wenn du am Samstag auch so spielst, Malfoy, mach ich mir keine Gedanken, was das gewinnen angeht.“, meinte Montague, als er das Training beendete. Die anderen Teammitglieder verschwanden zu den Umkleidekabinen, um zu duschen und dann anschließend zum Schloss zurückzukehren, wo in Kürze das Abendessen stattfinden würde. Nur Draco trödelte. Insgeheim hoffte er, Luna würde zum Quidditchfeld herunterkommen. Sie hatte ja schließlich mitbekommen, was Blaise gesagt hatte. Aber er hoffte vergebens. Keine Spur von den hellblonden Haaren der Ravenclaw. So beschloss er, es seinen Teamkollegen gleichzutun und nach dem Duschen und umziehen zum Abendessen zu gehen. Ohnehin knurrte ihm ziemlich der Magen. In den letzten paar Tagen hatte er kaum gegessen, aus Angst, Luna könnte ihn entdecken und mit ihm reden wollen. Seltsamerweise hatte er keinen Drang zur Flucht verspürt, als es ihr schließlich gelungen war, ihn abzupassen. Er war eher neugierig gewesen.

‚Und dann musste ja Blaise auftauchen und alles versauen.’, dachte Draco genervt. Sein bester Freund hatte nicht unbedingt ein Gefühl für den rechten Zeitpunkt.

‚Was soll’s, bestimmt versucht Luna es noch mal.’
 

Diese Vermutung sollte sich allerdings nicht bestätigen. Luna hatte Blaises plötzliches Auftauchen als deutliches Zeichen gedeutet. Es sollte einfach nicht sein. Draco wollte nicht mit ihr darüber reden.

‚Ist vielleicht auch besser so. Wer weiß, was ich dann erfahren hätte...’, dachte sie, innerlich seufzend. Immerhin konnte sie sich somit ihrem kleinen Wunschtraum hingeben, dass Draco Malfoy tatsächlich etwas für Luna übrig hatte. Wenn sie geglaubt hatte, dass sie von nun an ihre Ruhe haben würde, hatte sie sich geschnitten. Ginny und Hermine waren immer noch darauf bedacht, Luna vor Malfoy und seinen Lebemannaktivitäten zu warnen. Außerdem waren die beiden Löwinnen extrem neugierig und wollten wissen, ob Luna wirklich in Draco Malfoy verschossen war. Langsam ging den Gryffindors nämlich der Gesprächsstoff aus, zumal Neville ja überall trotzig verkündete, sobald man ihn auf sein Date mit Luna in Hogsmeade ansprach, dass der Slytherin und die Ravenclaw scharf aufeinander wären. Dass es für ihn so aussehen musste, war klar. Allerdings spielte auch ein klein wenig Bosheit bei der ganzen Angelegenheit eine Rolle. Neville hatte es noch immer nicht verwunden, dass Luna eine Schlange ihm vorzog. Und dann noch ausgerechnet Nevilles Intimfeind.

Nach dem Abendessen sprach also Ginny ihre Freundin aus Ravenclaw an. Die beiden Mädchen verließen gemeinsam die Große Halle. Sie suchten ein leeres Klassenzimmer auf, damit sie sich ungestört unterhalten konnten. Es war kühl und dunkel dort, so dass Luna ein paar Lichtkugeln erschuf, während Ginny die Tür verschloss. Sie setzten sich auf zwei Pulte. Neugierig sah Luna die Löwin an. Worum es wohl dieses Mal ging?

„Also, ich weiß auch nicht, wie ich dir das sagen soll, aber...“, begann Ginny leicht unbehaglich. Ihr stand immer noch deutlich Lunas Reaktion vor Augen, als sie zuletzt die heikle Frage gestellt hatte.

„Sag’s einfach. Mich kann nichts so leicht schocken, das weißt du doch.“, ermunterte Luna die Freundin. Ginny zuckte die Schultern.

„Okay. Aber du darfst nicht sauer auf mich sein, ja?“

„Ich werd mir Mühe geben.“, meinte die Ravenclaw daraufhin zwinkernd. Warum spannte Ginny sie nur so auf die Folter?

„Weißt du eigentlich schon, dass Neville Hannah Abott aus Hufflepuff erzählt hat, dass du und Draco ein Paar seid? Und Hannah wiederum hat es Pansy Parkinson gesagt!“, platzte Ginny heraus. Sie hatte noch nicht den Mut, Luna wieder dieselbe Frage zu stellen. Auch wenn die Antwort heute vielleicht klarer ausgefallen wäre.

„Wie bitte?“

Luna runzelte die Stirn. Sie war entsetzt. Deshalb also war Draco ihr aus dem Weg gegangen! Weil er die Gerüchte nicht noch weiter schüren wollte. Jetzt wurde Luna Einiges klarer.

„Tut mir Leid, dass ich es dir nicht früher gesagt habe, aber du warst ja kaum auffindbar.“

„Es ist nicht deine Schuld.“, beruhigte Luna die Löwin, sprang von ihrem Pult und ergänzte dann: „Aber Neville ist mir jetzt ein paar Antworten schuldig!“

„Ähm...Luna?“

„Was?“

„Nichts... Schon gut. Geh nur.“

Das tat Luna dann auch. Sie spürte Wut in sich aufsteigen. Wie konnte Neville es nur wagen, solche Lügen zu verbreiten? Luna eilte durch das Schloss. Sie wusste, dass der Löwe erst recht spät in den Gemeinschaftsraum der Gryffindors ging. Häufig kümmerte er sich noch um die Pflanzen in den Gewächshäusern. Neville hatte nämlich ein Händchen für Pflanzen.
 

Luna hatte Glück. Der hochgewachsene, dickliche Junge war gerade damit beschäftigt, gelbe Blätter aus einem Blumentopf zu zupfen. Eine Begrüßung sparte Luna sich, als sie das Gewächshaus betrat. Mit raschen Schritten kam sie auf Neville zu und packte ihn schon fast brutal an der Schulter, um ihn zu sich herumzudrehen.

„Luna? Was?“

Doch weiter kam er nicht. Schon hatte Luna ihm eine Ohrfeige verpasst. Neville verstand die Welt nicht mehr.

„Du Idiot! Du elender Lügner!“, ereiferte die Ravenclaw sich. Aus ihren Augen sprühten Funken, das Haar war noch zerzauster und wilder als sonst und ihr Gesicht war vor Zorn gerötet.

„Wie kannst du es wagen, solche Lügen über Draco und mich zu verbreiten?“, fauchte sie erbost und holte schon wieder aus. Da langsam dämmerte es Neville. Die Ohrfeige brannte. Nein, das konnte er nicht auf sich sitzen lassen.

„Was fällt dir überhaupt ein, mich zu schlagen?“

„Halt die Klappe! Du hast hier gar nichts zu sagen.“

„Und ob! Glaubst du, ich lass mich von dir oder Malfoy zum Narren halten? Du stehst auf ihn und er auf dich. Ich hab’s genau gemerkt. Du hast ihn angestarrt wie ein Mondkalb!“

Vor Wut klappte Luna die Kinnlade runter.

„Das nimmst du sofort zurück!“, brüllte sie. Tränen stiegen in ihren Augen auf.

„Den Teufel wird ich tun! Gib’s doch endlich zu, Luna. Du liebst ihn.“

Nevilles Worte trafen sie mitten ins Herz. Unglücklicherweise musste sie erkennen, dass er Recht hatte. Er kannte sie besser, als sie sich selbst, wie es schien. Luna biss auf ihre Unterlippe, so fest, dass sie zu bluten anfing.

„Ich hab Recht. Du liebst Draco Malfoy.“, sagte Neville ganz ruhig. Alle Wut war aus ihm gewichen. Es war eine Tatsache. Daran war nichts mehr zu rütteln.

„Und wenn schon.“, kam es leise, aber fast trotzig von Luna. Sie drehte sich um und sah zu, dass sie Land gewann. Sie konnte Nevilles mitleidsvollen und zugleich hämischen Blick nicht ertragen. Ihr war klar, dass er es begrüßte, dass sie ihr Herz an Draco verloren hatte, denn der Löwe ging nicht davon aus, dass Malfoy ihre Gefühle jemals erwidern würde. Realistisch gesehen war die Chance verschwindend gering, dass Luna nicht vergebens hoffte.

Sie rannte von den Gewächshäusern zum Schlossportal, quetschte sich zwischen den Schülern hindurch, die noch nicht in ihren Gemeinschaftsräumen waren und kannte nur ein Ziel: weg von hier. Tränen rannen über ihre Wangen und erschwerten ihr die Sicht, so dass sie über eine Stufe stolperte und der Länge nach hin schlug. Es tat weh, doch ungeachtet der Schmerzen rappelte Luna sich wieder auf, um weiter zu flüchten. Sie rang nach Atem; rennen war sie nicht gewohnt. Schließlich erreichte sie ihren kleinen Zufluchtsort. Den Erker im zweiten Stock, der für gewöhnlich nur von ihr frequentiert wurde.

Draco staunte nicht schlecht, als jemand die Vorhänge des Erkers zur Seite zog und er eine völlig aufgelöste Luna vor sich sah. Für die Ravenclaw aber war sein Anblick ein Schlag ins Gesicht. Schon drehte sie sich um und machte Anstalten, abzuhauen, als Draco nach ihrer Hand griff. Er würde sie in diesem Zustand bestimmt nicht allein durch Hogwarts irren lassen. Ohne ein Wort zog er die Vorhänge des Erkers zu, zwang Luna, sich zu setzen und umarmte sie dann. Sie krallte ihre Finger in die Ärmel seines Hemdes und verbarg ihr Gesicht an seiner Brust. Beruhigend strich er mit seiner Hand über ihren Rücken. Sie zitterte und schluchzte erbarmungswürdig. Was war nur geschehen, dass sie so fertig war? Er hatte gar nicht geglaubt, dass Luna Lovegood weinen konnte. Aber jetzt tat sie es. Und Draco wollte nirgends lieber sein, als hier.

‚Wer auch immer dich so zum Weinen gebracht hat, wird dafür bezahlen. Dessen sei dir sicher, Luna.’, dachte er und Zärtlichkeit überflutete sein ganzes Sein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2009-08-09T17:50:37+00:00 09.08.2009 19:50
ach die beiden sind einfach zu süß zusammen!
zumal er ja endlich wieder ein wenig zur besinnung zu kommen scheint!
das von neville war zwar ehrlich.. aber auch hart..
und die ohrfeigen hat er auf alle fälle verdient!!

jetzt bin ihc doch glatt mal gespannt, was noch alles kommt!
ich mein... dass die zwei nicht einfach über alles reden... *aaahhhh*

Von:  PoS
2009-08-07T05:29:39+00:00 07.08.2009 07:29
Also ich würde Dir jetzt liebend gern, Deinen Hals umdrehen, weißt Du das, Süße?!

Du hast es schon wieder getan*motzmaulgrummelmuff

*seufz

Du bist nicht NETT - wie konnte ich nur jemals annehmen Du hättest ein HERZ - DU hast KEINES.

Böses Mädchen ;-)




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