Lachen.
Sein Lachen.
Gilbert schauderte.
Dieses gehässige, boshafte Lachen erinnerte ihn immer wieder an die Zeit, die er in Ivans Haus verbracht hatte. Er hatte es oft gehört. Wenn draußen der Schneesturm tobte und er in seiner Zelle saß, wohl wissend, was dieses Lachen einläutete.
Ivan würde den kalten Betonraum betreten.
Er würde die dicke Stahltür mit dem kleinen vergitterten Guckloch mit einem lauten Knall zuschlagen, Gilbert würde zusammenzucken und von seiner armseligen Pritsche hochschrecken.
Ivan würde lächeln und Sekunden später würde dieses schreckliche Lächeln zu einem boshaften Grinsen werden und dann in einem lauten Lachen von den Wänden widerhallen.
Gilbert wollte nicht daran denken, was danach geschehen war. Ivan hatte ihn getreten und geschlagen, und als ob das nicht gereicht hätte, hatte er ihn wieder und wieder gezwungen, sich unter dem wachsamen, leicht spöttischen Blick der violetten Augen langsam die Kleider vom sowieso schon genug geschundenen Leib zu streichen.
Eine Gänsehaut überzog Gilberts Körper, als der kalte Wind, der durch das vergitterte Fenster hereinpfiff, über seine nun ungeschützte Haut strich.
Ivan kam langsam auf ihn zu, das Geräusch seiner schweren Stiefel auf dem harten Boden ähnelte dem langsamen Rhythmus eines schlagenden Herzens.
Gilbert hätte fast über diesen Vergleich gelacht.
Konnte ein Land von solcher Kälte ein Herz besitzen?
An Ivan Braginsky war alles kalt.
Die Finger, die über Gilberts Haut glitten, waren kalt.
Die Lippen, die ihn berührten, waren kalt.
Die Zähne und Fingernägel, die ihn verletzten und vor Schmerz aufschreien ließen, waren kalt.
Selbst die brennenden Striemen und das dumpfe Pochen der Peitschenhiebe und Schläge hatten etwas Kaltes an sich.
Er vermisste die Wärme seines kleinen Bruders so sehr.
