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Digimon Destiny

season 6
von

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Ein Stein weniger

„Das letzte Mal, waren hier auch zwei Digimon auf einmal“, bemerkte Shunichi nachdenklich, „Die Chancen stehen gut, dass hier wirklich irgendwo ein Lapidra ist.“

„Kann gut sein, aber ohne Alice werden wir das heute nicht herausfinden können“, antwortete ihm Hime, die mit ihren Augen aber den Kampf zwischen Flymon und Kazemon verfolgte.

Die Digimon hatten sich aufgeteilt. Da es für die nicht fliegenden Digimon etwas schwer war, gegen Kazemon zu kämpfen, übernahmen eben Flymon und Metalltakomon dieses Digimon.

„Ihr redet gerade über mich?“, fragte Alice plötzlich.

Das Mädchen war auf Hutezamon her geritten und sprang nun von ihrem Partner ab. Allen war die Verwirrung sichtlich ins Gesicht geschrieben, immerhin hatte sie ja behauptet, heute nicht zu kommen.

„Was machst du denn hier?“, erkundigte sich ihre Freundin.

„Es ist sich doch noch ausgegangen“, erwiderte sie, während sich Hutezamon schon in den Kampf stürzte, „Und außerdem müssen wir doch die Lapidra finden.“

„Ist auch wirklich alles in Ordnung?“, ließ Hime nicht locker und sah sie besorgt an.

„Ja, mach dir keine Sorgen, ansonsten wäre ich nicht hier“, gab sie lächelnd zurück.

Kaum sah Hime von Alice weg und wieder dem Kampf zu, verflog Alice‘ Lächeln wieder. Natürlich war nicht alles in Ordnung. Zuerst hatte sie noch gedacht, dass sie sich beim Kämpfen nicht zusammenreißen könnte, wegen Ryan und ihrem Vater, aber als sie dann in ihrem Zimmer gesessen hatte und von Stille umgeben war, hatten sich unzählige Gedanken in ihr breit gemacht.

Sie hatte sich verschiedene Szenarien in ihrem Kopf ausgemalt, die alles andere als schön waren. Wie Ryan sie jetzt behandeln würde, wie viel mehr Angst sie jetzt vor ihrem Vater hatte. Dann hatte sie es einfach nicht mehr ausgehalten. Hier war sie eindeutig nützlicher als zu Hause jammernd in ihrem Zimmer.

„Alice, wir glauben stark, dass hier irgendwo ein Lapidra ist“, erklärte Shunichi noch einmal.

„Bis jetzt hab ich noch nichts gespürt“, meinte sie, „Aber ich werde das noch einmal überprüfen.“

Das Mädchen schloss ihre Augen, um sich zu konzentrieren. Sie versuchte alle Geräusche um sie herum auszublenden und nur an die digitale Energie zu denken, die der Lapidra aussendete.

„Vielleicht spürst du ihn nicht, weil er zu weit weg ist“, brachte sich plötzlich Honoka ein und deutete in den Himmel, „Wenn er ganz oben am Fernsehturm ist, kann es doch sein, dass du erst näher ran musst. Und außerdem entfernt sich Kazemon so wenig wie möglich von der Spitze.“

„Das ist eine gute Überlegung“, bemerkte Nayuta und auch die anderen schienen darüber nachzudenken.

„War Yukikos Idee“, fügte das Mädchen noch hinzu, während sie ihre beste Freundin zu sich her zog.

„Und wie sollen wir da alle hoch kommen?“, erkundigte sich Nayuta, „Wir können da nicht einfach hinein marschieren, da sind schließlich noch Leute drinnen, die eine Nachtschicht schieben“

„Stimmt, von denen schauen ja jetzt schon ein paar aus den Fenstern“, antwortete Shunichi, „Ein Glück dass es so dunkel ist, sonst hätten die uns sicher schon gesehen.“

„Ich flieg einfach auf einem der Digimon hinauf“, schlug Alice vor, „Und wenn ich was spüre, machen wir zuerst die bösen Digimon fertig und dann probieren wir jeden von euch durch.“

„Ja, genau so machen wir’s“, stimmte Hime zu, „Du kannst auf Flymon fliegen.

Also rief das Mädchen ihren Partner zu sich, welcher kurz darauf auch schon erschien. Sie erklärte ihm die Situation und schon saß Alice auf seinem Rücken. Die zwei machten sich auf zur Spitze des Turms und einstweilen wurde Togemon besiegt.

„Ich schicke es sofort zurück, bevor es sich wieder erholt“, meinte Nayuta und rannte anschließend gleich zu dem bewusstlosen Digimon.
 

Alice klammerte sich an Flymons Hals fest. Einerseits weil sie nicht runter fallen wollte, anderseits weil es immer kälter wurde, je höher sie kamen. Aber sie musste sich konzentrieren.

„Alles in Ordnung, Alice?“, fragte das Digimon besorgt.

„Jaja, alles klar, es ist nur nicht so leicht sich hier zu konzentrieren“, antwortete sie und schloss dann wieder die Augen.

Ein paar Meter mussten sie noch höher fliegen, bis sie endlich etwas fühlen konnte, aber dann wurde es immer eindeutiger. Da oben war ein Lapidra, es konnte gar nicht anders sein.

„Ja, da ist einer!“, meinte Alice dann erfreut, um auch Flymon an ihrem Wissen teilhaben zu lassen.

„Das höre ich gerne. Können wir dann wieder hinab zu den anderen fliegen, oder soll ich dich noch weiter in die Höhen tragen?“, erkundigte es sich.

„Noch etwas weiter rauf“, gab sie zurück, den Blick starr nach oben gerichtet.

„Wie du willst“, erwiderte das Digimon, woraufhin auf einmal neben ihnen ein dunkler Schatten hinunter fiel.

„Was war das?“, fragte Alice erschrocken.

„Kazemon. Es ist besiegt.“
 

Kazemon landete mit einem lauten Knall genau vor den Digi-Rittern auf dem Boden. Kurz darauf kam auch Metalltakomon stolz bei ihnen an.

„Toll, ihr habt alle beide fertig gemacht!“, freute sich Honoka.

Das zweite böse digitale Wesen wurde ebenfalls von Nayuta in die Digi-Welt befördert und dann warteten sie, bis Alice und Flymon wieder zurückkamen, was auch kurz darauf passierte.

„Hime, komm hoch“, meinte das Mädchen ohne abzusteigen und streckte ihrer besten Freundin die Hand entgegen, „Da oben ist ein Lapidra und es ist deiner.“

„Wirklich?“, fragte sie überrascht.

„Ja, ich habe seine Präsenz ebenfalls gespürt“, antwortete ihr Partner.

„Das ist ja toll!“, meinte Hime, woraufhin sie sich von Alice rauf helfen ließ.

„Wir warten inzwischen“, bemerkte Nayuta, „Ich bin gespannt, wie dein Stein aussieht.“

Also stieg Flymon wieder auf in die Lüfte und war schon kurz darauf nicht mehr zu sehen.
 

„Wow, ich kann es gar nicht erwarten, ihn in meinen Händen zu halten“, meinte Hime, als sie ungefähr die Hälfte der Strecke geschafft hatten.

„Du bist ja ganz aus dem Häuschen deswegen“, bemerkte das andere Mädchen grinsend.

„Wundert’s dich? Dann kann Flymon aufs Ultra-Level digitieren“, antwortete sie noch immer begeistert, „Ich bin schon gespannt, wie es dann aussieht und wie stark es dann ist.“

„Vergiss nicht, davor musst du es noch schaffen, über deinen Schatten zu springen“, brachte sich auch Flymon ein.

„Das schaff ich schon, so schwer kann das ja nicht sein.“

„Ryan hat es noch nicht geschafft“, bemerkte Alice.

„Ja, da hast du Recht …“

„Tut mir leid, ich wollte dich jetzt nicht entmutigen, du kannst das bestimmt schneller als Ryan!“, korrigierte sie sich schnell.

„Schon gut, wir werden alles sehen.“

„Ich kann es abermals fühlen“, meinte Flymon.

Es dauerte nicht lange, bis sie fast ganz an der Spitze angekommen waren. Hime sah sich erwartungsvoll um, doch es passierte nichts.

„Vielleicht musst du näher zum Turm“, schlug Alice vor, als sie sich zu Hime umdrehte, „Lass uns die Plätze tauschen.“

Gesagt getan. Nun saß Hime vorne und Flymon flog so nahe an den Turm, dass es ihn fast streifte. Dann begann es langsam hinunterzufliegen, während das Mädchen einen Arm zum Turm ausgestreckt hatte.

„Stopp, Flymon!“, meinte Hime plötzlich, woraufhin ihr Partner Folge leistete. Alice spickte neugierig über die Schulter des Mädchens und konnte schon ein helles lila Leuchten erkennen, dass einfach aus dem Turm kam. Hime streckte nun auch ihren zweiten Arm aus, sodass der Lapidra keinen großen Weg zurücklegen musste um zu ihr zu gelangen. Ihre Augen weiteten sich vor Freude und sie formte mit ihren Händen eine Schale, um den rosa Stein willkommen zu heißen.

Doch auf einmal huschte ein schwarzer Schatten vorbei. Das Leuchten war nicht mehr da und so auch der Lapidra. Entsetzt starrte Hime ihre leeren Hände an und dann in die Richtung, wo der Unbekannte sein musste. Aufgrund der Dunkelheit konnte sie zuerst nur die Umrisse ausmachen, doch als sie genauer hinsah, erkannte sie, dass es ein D-Hue war. Was denn sonst?

„Seht mal, was ich hier habe“, meinte eine Frauenstimme, woraufhin das Monster näher zu ihnen flog und ihnen den Stein vor die Nase hielt, „Euren Lapidra und wisst ihr was? Ihr werdet ihn nicht wieder bekommen.“

„Gib ihn mir zurück!“, forderte Hime es auf, während sie mit ihrer Hand nach dem Stein schnappte.

„Na, na, na, er gehört jetzt mir“, gab es zurück und ließ ihn daraufhin vor ihren Augen verschwinden.

„Haltet euch fest“, forderte Flymon seine Reiter plötzlich auf.

Zuerst verstanden die zwei nicht ganz wozu, doch als Flymon anfing, sich in Bewegung zu setzen, war klar, dass es zu einer Himmelssturz-Attacke ausholte. Dem D-Hue gelange es aber lachend auszuweichen.

„Was? Nennst du das etwa einen Angriff?“, fragte das bösartige Monster erheitert und erschien plötzlich über Flymon, „Ich zeig dir, wie man das richtig macht.“

Flymon konnte nicht so schnell reagieren und starrte das D-Hue nur entsetzt an. Als es dann von seinem Schlag am Kopf getroffen wurde, stürzte es mit erhöhtem Tempo hinab. Alice und Hime hielten sich schreiend so gut es ging an Flymons Körper fest.
 

„Die beiden brauchen schon ganz schön lange“, bemerkte Yukiko, als sie hinauf in die Dunkelheit blickte.

„Meinst du, dass ihnen etwas passiert ist?“, fragte Shunichi besorgt.

Die vier hatten sich inzwischen am Boden neben einer Hausmauer niedergelassen. Es war zwar kalt, aber wenigstens lag kein Schnee mehr. Ihre Partner waren bereits zurückdigitiert und alberten in der Zwischenzeit herum.

„Seht mal“, meinte Nayuta, als er nach oben deutete, „Was ist das? Noch ein Digimon?“

Verwunderte schauten nun alle nach oben und konnten ebenfalls etwas Herabfallendes ausmachen. Plötzlich hörten sie auch noch etwas schreien, was allen einen Schauer über den Rücken laufen ließ.

„Das sind Hime und Alice!“, rief Shunichi besorgt und rannte sofort in ihre Richtung.

„Takomon, hast du noch genug Kraft, um noch einmal zu digitieren?“, fragte Yukiko, während die anderen schon alle losgelaufen waren.

„Ich kann es ja versuchen“, entgegnete es, woraufhin sein Partner das D-Maak auspackte, „Takomon digitiert zu ... Metalltakomon!“

Mit seinem Megaspeed beschleunigt flog das Digimon an allen anderen vorbei und schaffte es noch rechtzeitig zu den Herabstürzenden. Es flog unter Flymon und dann nach oben, ihm entgegen, sodass es auf es drauf fiel. Metalltakomon wurde von der Wucht nach untern gedrückt, kämpfte aber so gut es konnte dagegen an. Kurz vor dem Boden kamen sie dann zum Stillstand.

Metalltakomon streckte seine Beine aus, um zum Stehen zu kommen und ließ die drei anschließend sanft von sich hinunter rutschen. Dann digitierte es wieder zurück, da es seine Kraftreserven aufgebraucht hatte.

„Hime, ist alles in Ordnung?“, fragte Shunichi, nachdem er sie in den Arm genommen hatte.

„Nein …“, entgegnete sie ihm mit wackliger Stimme, während ihr die Tränen in die Augen stiegen, „Sie haben mir meinen Lapidra geklaut.“
 

Das erste, was den Digi-Rittern einfiel, war Ido zu kontaktieren. Es war zwar schon fast Mitternacht, aber er würde es ihnen wohl nicht übel nehmen. Um ihn zu rufen, benötigten sie alle D-Maaks, also mussten Ryan und Rico ebenfalls her.

Treffpunkt war um Mitternacht beim Spielplatz. Alice hatte ihrem Bruder Bescheid gesagt und Shunichi übernahm Ryan. Er fragte nicht nach, als Alice ihn gebeten hatte, mit seinen besten Freund zu sprechen.

Mit fünf Minuten Verspätung trafen alle am ausgemachten Ort ein. Die zwei Neuankömmlinge wurden noch nicht informiert, was los war.

„Also, was gibt es so Dringendes, dass wir Ido nach zwölf kontaktieren müssen?“, fragte Ryan etwas genervt, Alice Anwesenheit einfach ignorierend.

„Wir haben den zweiten Lapidra gefunden“, erklärte Shunichi monoton.

„Und?“

„Es war Himes“, fuhr er fort, „Aber ein D-Hue hat ihn ihr weggenommen, bevor er in ihren Händen war.“

„Na das sind ja Neuigkeiten …“, maulte Ryan nur und zündete sich eine Zigarette an, „Kaum ist man einmal nicht da, rennt schon alles schief.“

„Sie konnte nichts dafür, wer konnte denn ahnen, dass das D-Hue so plötzlich auftauchen würde?“, erwiderte sein bester Freund, „Wir haben es vorher noch nicht gesehen.“

„Okay, lasst uns das später diskutieren, rufen wir jetzt Ido“, unterbrach Alice die zwei, woraufhin alle ihre D-Maaks heraus holten.

Das war das erste Mal, dass sie Ido zu sich riefen und es auch klappen könnte. Der erste Versuch war schließlich gescheitert, weil Nayuta nicht da gewesen war, aber jetzt sollte es theoretisch funktionieren. Alle wählten die richtigen Einstellungen auf den Geräten und sahen dann gespannt auf den Display.

Wie auch beim letzten Mal fing Ryans D-Maak zuerst an zu leuchten, während zeitgleich ein brauner Strich auftauchte. Darauf folgte Shunichi, dann Rico und dann, Nayuta, welcher das Geschehen faszinierter betrachtete als die anderen, da er es noch nie miterlebt hatte. Alice‘, Himes, Honokas und Yukikos D-Maaks folgten und jetzt kam der Augenblick, an dem alle anfingen zu beten, dass es diesmal funktionieren würde.

Tatsächlich erhellte sich die Mitte des Kreises, den sie gebildet hatten, anstatt dass wieder eine Fehlermeldung auftauchte. Alle hielten sich die Hände vor, um das Licht, das in krassem Kontrast zur Dunkelheit leuchtete, abzuschirmen. Als die Helligkeit wieder verflog stand plötzlich Ido vor ihnen.

„Ich habe bemerkt, dass ihr einen zweiten Lapidra gefunden habt“, begann er zu reden, ohne die Digi-Ritter zu begrüßen, „Aber er ist nicht in eurem Besitz. Hättet ihr mich nicht gerufen, wäre ich zu euch gekommen.“

„Woher wissen Sie das denn schon wieder?“, fragte Honoka leicht genervt.

„Ich beobachte euch, habt ihr das schon vergessen?“, gab er zurück, während er sich aus dem Kreis bewegte und eine Bank ansteuerte, „Zwar nicht die ganze Zeit, aber doch eine lange. Und sollte ein Lapidra auftauchen, werde ich sofort darüber informiert und ob er dann im entsprechenden D-Maak gespeichert ist, auch.“

„Das heißt, Sie wissen eh schon alles und wir müssen gar nicht mehr erklären, was passiert ist …“, schlussfolgerte Hime noch immer deprimiert.

„Nein, ich hab das Geschehen erst seit eurem Absturz verfolgt“, erwiderte er monoton.

„Ein D-Hue ist aufgetaucht“, fing Hime gleich an zu erklären, da sie sich soundso nicht davor drücken können würde, „Ich hab meine Arme nach dem Lapidra ausgestreckt und er ist zu mit geschwebt. Bevor er aber noch in meinen Händen landen konnte, zischte das D-Hue so schnell vorbei, dass ich gar nichts machen konnte. Wir haben überhaupt nicht bemerkt, dass es überhaupt hier war. Flymon hat es dann zwar angegriffen, aber das ging nach hinten los.“

„Hab ich euch nicht gesagt, dass ihr aufpassen sollt?“, fragte Ido kopfschüttelnd als er auf der Parkbank Platz nahm.

„Doch, aber …“, setzte Hime zu einer Erklärung an, doch der alte Mann ließ sie nicht ausreden.

„Nichts aber, ich glaube mich zu erinnern, dass ich euch ausdrücklich gesagt habe, dass die D-Hue versuchen werden, euch die Lapidra wergzunehmen und dass es nicht so einfach sein wird, wie ihr vielleicht denkt!“

„Reden Sie nicht so mit ihr“, verteidigte Shunichi sie, „Ja, Sie haben uns gewarnt, aber sie hat ja nicht ahnen können, dass das D-Hue da ist, wenn es sich vorher nicht gezeigt hat.“

„Ich habe meine Worte nicht nur an Hime gerichtet, sondern an euch alle“, widersprach er in strengem Tonfall, „Was glaubt ihr denn, was das hier ist? Ein Spiel? Ist euch nicht bewusst, dass das das Ende aller Welten bedeuten kann, wenn ihr euch nicht zusammenreißt?“

„Natürlich ist uns das klar!“, meinte Alice furchtlos, „Das haben Sie uns immerhin damals gut genug erklärt. Niemand ist perfekt, wir machen auch Fehler, aber das wird uns jetzt nicht mehr passieren!“

„Alice hat Recht“, unterstützte Nayuta ihre Meinung, „Wir werden jetzt viel vorsichtiger sein und immer Ausschau nach einem D-Hue halten.“

„Ich hoffe sehr, dass ihr das tun werdet“, antwortete Ido nun ruhiger, „Ich versuche nur, euch zu helfen so gut es geht, aber ihr müsst lernen, euch gegenseitig zu unterstützen, eigentlich würdet ihr mich gar nicht brauchen.“
 

Weit weg von den Digi-Rittern, in einer anderen Welt, genannt Dicycle, haben sich die D-Hue niedergelassen und ihre Festung errichtet. Zwar war es ihnen möglich, sich problemlos zwischen den Welten fortzubewegen, doch sie fühlten sich trotz anfänglicher Wehr von diesem Ort angezogen und geborgen.

Das anmutige Gebäude aus Stein erstreckte sich über mehrere Kilometer und erinnerte an ein altes finsteres Schloss. Gleich auf den ersten Blick konnte man erkennen, dass hier keine angenehmen Gestalten hausten.

„Kannst du mir sagen, was das sollte?“, fragte ein männliches D-Hue mit braunen Haaren, als es gerade bei einer Tür hereinstürmte.

„Freut mich auch, dich zu sehen, Kaiichi“, entgegnete das angesprochene weibliche D-Hue.

Sie saß entspannt mit einem Fuß über der Armlehne auf einem Sessel und legte ein Buch zur Seite, das sie gerade gelesen hatte. Stattdessen spielte sie mit ihren langen blonden Haaren und folgte Kaiichi mit ihren Augen, der aufgebracht im Zimmer auf und ab tigerte.

„Was, wenn ihr etwas passiert wäre?“, erkundigte er sich wütend, als er vor ihr stehen blieb.

„Ach komm schon, was sollte ich denn machen?“, gab sie augenverdrehend zurück, „Dieses unfähige Digimon hat es gewagt, mich anzugreifen, ich musste ihm eine Lehre erteilen und außerdem hab ich ja einen Lapidra mitgebracht, also reg dich ab. Dem Mädchen geht’s ja gut, aber ein paar Schrammen hätten ihr auch nicht geschadet.“

„Hakai würde dich umbringen, wenn er erfahren würde, dass du so leichtsinnig mit ihrem Leben umgehst“, ließ er sich nicht beruhigen und stützte sich nun auf die Armlehne, auf der der Fuß des weiblichen D-Hue lag.

„Vielleicht, aber er wird es nie erfahren“, entgegnete sie ihm und packte sein Tank Top, um ihn nahe zu sich zu ziehen, „Es sei denn, du sagst es ihm.“

„Dieses Mal werde ich schweigen“, erklärte er mit unbeeindruckter Miene, „Sei beim nächsten Mal vorsichtiger, Sayuri. Du weißt, wir brauchen sie.“

„Wir brauchen niemanden außer uns“, flüsterte sie leise in sein Ohr und strich mit ihrer freien Hand über sein Gesicht, „Wir bräuchten theoretisch nicht einmal die Lapidra, es gibt keinen in diesem Universum, der uns das Wasser reichen könnte.“

„Sag das Hakai“, erwiderte er, woraufhin sie ihn so nahe zu sich zog, dass sich ihre Lippen fast berührten, „Er will die ultimative Macht und das weißt du auch.“

„Jaja, das musst du mir nicht sagen“, meinte sie und hauchte ihm anschließend einen sanften Kuss auf die Lippen, „Ich mein ja nur. Ich muss mich damit eh nicht mehr abquälen, ich hab meine Aufgabe schon erfüllt, als einzige. Er ist bestimmt stolz auf mich.“

„Das hast du gut gemacht, das will ich nicht leugnen.“

„Siehst du, ich bin die Beste.“

„Du bist gut, aber der Beste bin noch immer ich“, meinte er, richtete sich wieder auf und strich Sayuri währenddessen über ihr Bein.

Dann wandte er ihr den Rücken zu und verließ den Raum. Das weibliche D-Hue sah ihm beleidigt nach, verschränkte die Arme und warf ihre Haare zurück.

„Irgendwann wirst du schon sehen, was du an mir hast.“
 

In der Zwischenzeit, wieder in der realen Welt, war Ido bereits verschwunden. Viele mehr Tipps hatte er ihnen zwar nicht mehr gegeben, aber nachdem die Digi-Ritter mit dem alten Mann gesprochen hatten, fühlten sie sich immer zuversichtlicher als vorher, wenn auch nur ein bisschen.

„Oh mein Gott, bin ich müde“, äußerte sich Honoka nach einem langen Gähner, „Haben wir noch irgendetwas zu besprechen oder können wir dann gehen?“

„Ich glaube unsere Arbeit ist erst einmal getan“, antwortete ihr Shunichi, nachdem er sich umgesehen hatte, „Oder nein, wartet noch kurz. Was machen wir jetzt wegen der Suche nach den Lapidra? Alice und ich haben die Liste fertig, wo die Digimon bis jetzt aufgetaucht sind, also können wir die Orte abklappern.“

„Machen wir das gleich morgen?“, schlug Nayuta vor, woraufhin niemand etwas dagegen sagte.

„Okay, dann treffen wir uns eben morgen am Nachmittag um zwei hier am Spielplatz“, meinte Alice.

„Geht in Ordnung, dann bis morgen, Leute“, verabschiedete sich Shunichi und die anderen taten es ihm gleich.

Honoka wartete, bis sich die meisten verzogen hatten und rannte Rico dann hinterher. Sie zog an seinem Ärmel, damit er sich umdrehte und sie fragend anblickte.

„Begleitest du mich noch nach Hause?“, bat sie mit zusammengefalteten Händen, „Ich weiß, dass ist ein Umweg für dich, aber ich hab Angst im Dunkeln.“

„Ich würde dich ja begleiten, aber Alice …“

„Geh nur“, unterbracht ihn seine Schwester, „Von hier aus ist es ja eh nicht so weit bis zu uns nach Hause, das überleb ich schon. Außerdem scheiß ich mich nicht an, nur weil es dunkel ist.“

Das rosahaarige Mädchen machte schon den Mund auf, um sich zu verteidigen – das wollte sie sich nicht so einfach gefallen lassen – doch Rico legte ihr einen Arm um die Schulter und drehte sich mit ihr weg, in die Richtung, die sie nun einschlugen. Ausnahmsweise kam Alice diesmal einfach so davon.

Nachdem sie ein Stück gegangen waren, hatte Rico seinen Arm wieder zurückgezogen. Um den Jungen wieder bei sich zu haben, ergriff Honoka langsamen und vorsichtig seine Hand. Rico ließ es zwar über sich ergehen, das Mädchen spürte aber keinen Gegendruck seinerseits.

„Ist alles in Ordnung?“, fragte Honoka, um die unangenehme Stille zu durchbrechen.

„Ja“, antwortete er nur knapp.

„Warum warst du heute nicht beim Kampf dabei?“, bohrte sie weiter nach, was sie auch so lange machen würde, bis er redete.

„Es ist etwas dazwischen gekommen.“

„Und was?“

„Familiäres“, gab er zurück, woraufhin Honoka nur seufzen konnte.

„Ich seh dir doch an, dass was nicht stimmt“, ließ sie nicht locker, doch Rico schwieg einfach nur, „Lass mich dir helfen, wenn man über seine Probleme redet, geht es einem gleich viel besser.“

„Ich möchte aber nicht darüber reden, verstehst du das nicht?“, erwiderte er etwas lauter, während er nun den Griff um ihre Hand verfestigte.

Honoka schüttelte sofort seine Hand ab, da er so fest zugedrückt hatte, dass es ihr wehgetan hatte. Sie wusste, dass es keine Absicht gewesen war und eigentlich wollte sie ja keine Angst mehr vor Rico haben, egal wie er drauf war, doch jetzt war sie trotzdem etwas verängstigt. Sie streichelte über ihre Hand und blickte, sich unwohl fühlend, zur Seite.

„Tut mir leid“, entschuldigte er sich leise und blieb plötzlich stehen.

Das Mädchen tat es ihm nach kurzer Zeit gleich und drehte sich anschließend um, um sich zu erkundigen, weshalb er angehalten hatte. Trotz der fahlen Straßenbeleuchtung konnte sie seinen vorwurfsvollen Blick erkennen. Jedoch galt der Blick nicht ihr, sonder ihm selbst.

„Ich wollte dir nicht weh tun.“

„Es hat fast gar nicht wehgetan“, meinte sie, während sie langsam auf ihn zu kam, „Ich war nur überrascht, das ist alles.“

„Warum machst du das?“, fragte er ruhig.

„Warum mach ich was?“, erkundigte sie sich verwirrt, als sie knapp vor ihm stehen blieb und zu ihm aufsah.

„Lügen, nur damit ich mich besser fühle.“

„Ich lüge nicht“, entgegnete sie ihm und ergriff anschließend seine Hände, ohne mit ihrem Blick abzuweichen, „Ich mag dich, das ist alles.“

„Wieso auch immer.“

„Einer muss es ja tun, oder?“, meinte sie und stellte sich anschließend auf die Zehenspitzen, um ihn auf die Wange zu küssen, „Also, erzählst du mir jetzt, was passiert ist?“

„Du lässt ohnehin nicht locker, oder?“

„Nein, ich nerv dich solange, bis du’s mir erzählst“, antwortete sie lächelnd.

„Also gut“, gab er seufzend nach, „Aber lass uns dabei weiter gehen, sonst wird es zu kalt, du zitterst ja eh schon.“

Das wurde dem Mädchen erst bewusst, als Rico es ansprach. Ja, ihr war arschkalt, aber sie hatte es irgendwie gar nicht mitbekommen. Also nickte sie, ließ seine Hände los und die beiden setzten sich wieder in Bewegung. Diesmal war es Rico, der ihre Hand ergriff, woraufhin sich in ihr sofort ein warmes Gefühl der Zufriedenheit ausbreitete.

„Du kannst dich sicher noch an die Typen erinnern, die ich zusammengeschlagen habe“, fing er an, woraufhin sie zustimmte, „Bei einen hab ich’s vielleicht ein bisschen übertrieben und deswegen musste ich ins Gefängnis.“

„Waaas?“, fragte sie entsetzt, „Sind die nicht mehr ganz dicht? Du hast die Frau beschützt!“

„Das war denen egal, also bin ich wegen Körperverletzung gesessen. Aber ich war nicht lange drinnen, weil mich mein Vater kurz darauf wieder rausgeholt hat, oder besser gesagt sein Anwalt.“

Rico erzählte dem Mädchen die ganze Geschichte, ließ aber ein paar Stellen aus und verschönerte ein paar Situationen. Er wollte nicht, dass sie sich zu viele Sorgen machte, oder dass sie den Drang hatte, sich einzumischen. Warum er so ehrlich zu ihr war, wusste er selbst nicht. Irgendwie tat es gut jemanden etwas zu erzählen, wenn derjenige wirklich interessiert war.
 

Obwohl es schon sehr spät war, als sich Ryan in sein Bett legte, konnte er nicht schlafen. Baluamon hingegen hatte nur ein paar Minuten gebraucht, um ins Land der Träume zu entschwinden.

Die Gedanken des Jungen waren viel zu sehr mit Alice beschäftigt. Er hatte seit langem wieder einem Menschen vertraut – oder zwei, wenn man onetimegirl und Alice auseinander rechnete - und als Dank dafür wurde er nur enttäuscht. Warum wunderten sich eigentlich alle, dass er so war, wie er eben war?

Er sollte lernen, dass er sich auf niemanden verlassen konnte, außer auf Shunichi. Anstatt zu versuchen irgendwelche engeren Beziehungen zu Mädchen aufzubauen, sollte er lieber die Freundschaft zu seinem besten Freund hegen.

Warum konnte er sie nicht einfach vergessen? Sie hatte ihn rücksichtslos hintergangen, so eine brauchte er doch nicht. Das Problem war, dass ein Teil von Alice eben auch onetimegirl war und sie ihm mittlerweile so viel bedeutet hatte, dass er ihr alles anvertraut hatte.

Das Schlimme war ja, dass ihn das früher überhaupt nichts ausgemacht hätte. Er hätte die Situation einfach hingenommen und sich eine andere gesucht, aber er hatte sich nun mal verändert. Hauptsächlich war onetimegirl der Grund, aber auch ein bisschen Alice, wobei das ja eigentlich dieselbe Person war …

Würde er es schaffen, wieder der alte Ryan zu werden? So schwer konnte das doch theoretisch nicht sein. Er musste einfach seine Scheiß-Drauf-Einstellung wieder hervor holen und die Sache war erledigt. War nur die Frage, ob er das überhaupt wollte.

Natürlich hatte er als alter Ryan viel Spaß gehabt und den Augenblick gelebt, aber auf Dauer gesehen, konnte das zu nichts Sinnvollem führen. Irgendwann würde er sich zusammenreißen müssen, spätestens nach dem Abschluss der Schule. Und wer weiß, vielleicht würde er es dann nicht mehr schaffen, wieder seine vernünftige Seite herauszuholen, wenn er sie erst einmal begraben hatte.

Scheiße, warum musste das eigentlich alles so verdammt kompliziert sein? Das war ihm früher noch nie so aufgefallen … Am besten würde er eine zweite Meinung zu dem Thema einholen. Nur dass die Person, der er alles erzählen würde Shunichi war und nicht onetimegirl. Wenn er so darüber nachdachte, hatte er seinen Kumpel in letzter Zeit ganz schön vernachlässigt. Er war doch ein Idiot, Freunde gingen immer vor Mädchen, wie konnte er das nur vergessen?

Das hieß dann aber auch, dass er ihm von dem Chat, onetimegirl und dem ganzen Drama erzählen musste, was sich in den letzten Wochen abgespielt hatte. Oh Mann, er hatte echt lange nicht mehr mit Shunichi über ernsthafte Dinge geredet. Warum war er eigentlich mit so einem Arsch wie ihm befreundet? Egal, am besten einfach nicht zu viel darüber nachdenken, er hatte einfach Glück.

Er legte sich auf seine andere Seite, um vielleicht so eher einschlafen zu können, das half aber auch nicht. Stattdessen überkam ihn ein Hustanfall, von dem er sich aufsetzen musste. Er griff nach dem Wasserglas, das er neben sich am Nachtkästchen stehen hatte und trank ein paar Schlucke.

Dann legte er sich wieder hin und starrte die dunkle Decke an. Er war gespannt ob er heute noch Schlaf bekommen würde.
 

Es geht ja wieder mal was weiter!

Im Gegensatz zum letzten Kapi hab ich das wie nichts runter geschrieben, ich hoffe, das merkt man auch ^^

Ach ja und die D-Hue haben ihre erste eigenständige Szene bekommen =D

Anfangs wollte ich alle D-Hue unter „es“ anführen, zum besseren Verständnis hab ich dann aber doch „sie“ und „er“ getrennt.

Kiripurin



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  fahnm
2014-02-09T20:54:32+00:00 09.02.2014 21:54
Hammer Kapi^^


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