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Irgendwo in dieser Welt

von

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Gerettet

Im nächsten Moment spürte ich bereits wie sich Arme um mich schlossen, eine leise Stimme versuchte beruhigend auf mich einzusprechen. Ich stellte die ohnehin kraftlosen Faustschläge ein und schluchzte leise. Wieder liefen Tränen über mein Gesicht, ohne dass ich es verhindern oder noch bevor ich herausfinden konnte, wer mir da gegenüberstand. Aber ich war dennoch dankbar für die Hände, die über meinen Rücken strichen und mir den Trost gaben, den ich zuvor nie bekommen hatte.

Erst als ich mich endlich beruhigt hatte, konnte ich herausfinden, wer mich da eigentlich tröstete.

Am Liebsten hätte ich mich selbst getreten.

Natürlich war es Zetsu in dessen Armen ich da gerade lag – und dummerweise fühlte es sich verdammt gut an.

Sofort riss ich mich von ihm los und wandte ihm den Rücken zu. Ich fuhr mir über die Augen. „Was willst du? Wolltest du sehen, wie die Idioten mich eingesperrt haben?“

Bestimmt steckten die drei unter einer Decke. Zetsu würde ja wohl nicht aus Zufall hier rumstehen.

„Nein“, antwortete er. „Aber ich dachte mir, dass sie wieder so etwas abziehen. Das machen sie öfter mit neuen Patienten, die sie nicht mögen. Beim letzten Mal ist der Neue sogar am nächsten Tag wieder gegangen.“

Subaru hatte mich also eigentlich warnen wollen? Und ich hatte ihn nur giftig angesehen. Wie toll und dankbar ich doch war.

„Hast du dem nicht geholfen?“, fragte ich kühl.

Es dauerte einen Moment, bis er antwortete: „Nein. Wir haben alle erst am nächsten Morgen erfahren, was die beiden getan haben. Aber na ja... vielleicht war es besser, dass er wieder gegangen ist. Er hat nicht wirklich zu uns gepasst.“

Es klang als würde er von einer Clique und nicht von einer Patientengemeinschaft reden.

Ich schluckte schwer. „Warum hast du mir geholfen?“

„Ich mag dich“, sagte er nach kurzem Zögern.

Diesmal setzte mein Herz nicht aus, dafür machte es einen heftigen Sprung. Er mochte mich... ich konnte nicht sagen, was ich in diesem Moment fühlte, zu viele Gedanken rauschten durch meinen Kopf und machten es mir schwer, einen solchen zu fassen.

Aber nein, nein, nein! Ich wollte nicht, dass er mich mochte. Warum konnte er mich nicht einfach nicht leiden, so wie die anderen?

„Ist das wahr?“, fragte ich leise.

Irgendwann würde ich mir bestimmt noch meine vorschnelle Zunge abbeißen.

„Ja, ist es“, antwortete er. „So etwas sage ich nicht zu jedem.“

Owww, warum machte er es mir so schwer? Am liebsten hätte ich mich umgedreht und wäre ihm wieder in die Arme gefallen. Doch ich gab dem Drang nicht nach.

„Pff, ist mir doch egal.“

Bei einem Blick über meine Schulter erkannte ich, dass er mit den Schultern zuckte. „Wenn du meinst. Ich habe dir nur gesagt, was ich dachte. Lass uns wieder nach oben gehen, ich bin müde.“

Ich wollte etwas dazu sagen, aber der Spott blieb mir im Hals stecken. Er sah tatsächlich nicht sonderlich gut aus.

„Aber was ist mit Nelia?“, fragte ich. „Wird sie nicht wütend werden?“

„Überlass du nur mir“, erwiderte er zuversichtlich und reichte mir seine Hand.

Ich zögerte noch einmal, doch schließlich gab ich nach. Mit einem betont gleichgültigen Gesichtsausdruck ergriff ich seine Hand, obwohl mein Herz in Wahrheit wie verrückt schlug.

Zetsu schloss die Tür und steckte den Schlüssel ein.

Gemeinsam gingen wir die Treppe wieder hinauf und betraten ohne nachzusehen die Station. Sofort erklang ein scharfes Räuspern. Ich wandte Nelia meinen Blick zu und erwartete eine Strafpredigt.

Allerdings sah sie nicht mich an, sondern nur Zetsu. „Was hat das zu bedeuten?“

Er entschuldigte sich sofort. „Leana ging es nicht so gut, deswegen habe ich sie nach unten gebracht.“

„Die Tür ist nachts abgeschlossen“, erwiderte Nelia. „Warum seid ihr nicht hier auf den Balkon gegangen?“

„Ich wollte die anderen nicht stören, außerdem reichte ihr die kühle Luft im Treppenhaus.“

Nelia verschränkte die Arme vor der Brust. Ungeduldig tippte sie mit ihren Fingern auf ihren Armen. „Warum hast du nicht Bescheid gesagt?“

Zetsu deutete auf den kleinen Tisch, der genau gegenüber der Tür ins Treppenhaus stand. Ein Klemmbrett mit einer Liste lag darauf. Erstaunt stellte ich fest, dass unsere Namen ganz unten auf der Liste standen.

„Du warst gerade nicht da und ich wollte Leana nicht zu lange warten lassen, also habe ich unsere Namen aufgeschrieben. Ich dachte mir, da siehst du eher drauf.“

Verwundert sah ich ihn an. Er schien wirklich für alles eine Ausrede zu haben und auf alles gewappnet zu sein.

Seufzend gab Nelia auf, sie sah mich an. „Geht es dir denn nun besser?“

Ich nickte schweigend.

„Fein, dann geh jetzt aber ins Bett. Es ist schon halb zwölf, ihr solltet schon längst schlafen.“

Wir nickten zustimmend und gingen in Richtung unserer Zimmer. Nelia ging wieder in die andere Richtung davon.

Vor meinem Zimmer blieb ich wieder stehen. „Zetsu... danke.“

Lächelnd wandte er sich mir zu. Seltsamerweise kam mir dieses Lächeln anders vor als die anderen, die ich im Laufe dieses Tages von ihm gesehen hatte. Normalerweise wirkten sie bei ihm immer aufgesetzt, aber dieses schien wirklich echt zu sein.

„Du musst mir nicht danken. Ich habe dir gern geholfen. Versprich mir einfach, dass du nicht gehen wirst, ja? Ich werde Nozomu und Sorluska schon den Kopf dafür waschen.“

Fragend sah ich ihn an. „Warum willst du, dass ich bleibe?“

Leise lachend tippte er mir gegen die Stirn. „Ich habe dir doch gesagt, dass ich dich mag.“

„Aber wir kennen uns erst seit ein paar Stunden.“

„Du warst mir auf den ersten Blick sympathisch“, erwiderte er.

Ich nickte nur. Diese Worte hatten mich absolut sprachlos gemacht. Also hatte er mich von Anfang an gemocht? Genau wie ich ihn? Dennoch gab ich meinen Plan nicht auf. Zumindest vorerst nicht.

Nach wie vor würde ich Zetsu so gut es ging ignorieren, bis ich mehr über ihn wusste.

Nelia räusperte sich erneut, als sie uns immer noch auf dem Gang stehen sah.

„Gute Nacht, Leana. Schlaf gut.“

„Gute Nacht...“

Er lächelte mir noch einmal zu, fuhr herum und ging in sein Zimmer davon.

Ich betrat mein eigenes. Baila schlief immer noch tief und fest, so dass ich mich ohne große Worte wieder in mein Bett legen konnte.

Erst in diesem Moment brachen die vergangenen Ereignisse erneut über mich herein. Erneut schlug mein Herz heftig, aber diesmal nicht wegen Zetsu, sondern der wieder aufkommenden Panik.

Während ich mich unter meine Decke verkroch, gab ich mich zum zweiten Mal in dieser Nacht den Tränen hin.

Doch es dauerte nicht lange, bis ich einschlief und schließlich friedlich von Zetsu träumte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  LeanaCole
2009-11-18T18:07:35+00:00 18.11.2009 19:07
Owwwwww~ Wie gerne würde ich mal in Zetsus Armen liegen. Lea ist so zu beneiden~
Ich bin immernoch erstaunt, dass sie so gut durchhält. Aber ich müsste es ja am Besten wissen. Sie ist ja mein Charakter XD

Also die Ausrede von Zetsu fand ich eher schlecht, dass das Treppenhaus mit der frischen Luft reicht. Aber ich fands geil, dass Nelia das gefressen hat XD
Zetsu hätte Nelia sicher erzählen können, dass Aliens Leana entführen wollten und die hätte das geglaubt XDDD

Aber eine weinende Leana bin ich nicht gewohnt. Bei mir weint sie so selten... na ja. In Sospita schön öfter. Aber das ist ja auch eine andere Geschichte. Trotzdem ist es schön zu sehen, dass du auch Leanas sensibele Seite, die sie so selten zeigt, gut darstellen kannst. Manchmal glaube ich, dass sie dein Charakter ist, weil du sie so gut triffst XD

Ich bin schon gespannt, wann es endlich weitergeht. Denn diese Geschichte ist einfach nur zu geil :D

Von: abgemeldet
2009-11-18T13:37:50+00:00 18.11.2009 14:37
Awww... was für ein süßes Kappi, ehrlich. :D
Es war ja vorhersehbar, dass es Zetsu sein würde, der sie rettet. Hihi. ^-^
Mittlerweile bin ich aber echt erschrocken darüber, wie stur und hartnäckig sie bleibt, wo Lea ihn doch so offensichtlich mag?! o.Ô'' Was für ein starkes Mädchen, die Nerven hätte ich wohl nicht... ich wär längst abgehauen. *hust*
Aber... sie hat geweint. TT_TT Das hat mich so berührt. Sie hat endlich gezeigt, wie sensibel sie doch eigentlich sein kann.

Jaaa, den beiden wird der Kopf gewaschen! *Muahahaha*
Ich hoffe, wir erfahren, WAS Zetsu genau macht, um ihnen eine Lektion zu erteilen. XD
Aber unglaublich, wie viele Ausreden der für Nelia parat hatte. o.Ô''
Das muss ja alles von vorne bis hinten durchgeplant worden sein.

Ansonsten... hm... nee, ich denke, das wars erst mal von mir. =)


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