So wie ein Schmetterling wenn er kurz die Haut berührt im Vorüberfliegen, so federleicht und nur für einen winzigen Augenblick, lagen seine Lippen auf Tamakis.
Ein scheuer Kuss war es, der in Beiden Gefühle wach rief, die lange schon vor sich hingeschlummert hatten. Seine Lippen waren weich, befand Kyouya, so weich und süchtig machend wie sie verboten waren.
Ihm verboten waren.
Bitter war sein Lächeln als er in Tamakis Augen blickte, die ihm so viel zeigten, so viel versprachen... das nie wahr werden würde.
Kyouyas Lippen zitterten, bebten, als ihm bewusst wurde was er getan hatte und Tamaki blickte ihn stumm an, stumm, vorwurfsvoll und mit solch einer tiefen Traurigkeit, dass es ihm selbst das Herz bald brach.
Er hatte gewusst was er tat, aber es war vielleicht das erste Mal in seinem bisherigen Leben, dass er eine Entscheidung bereute.
Sanft wollte er die Hand auf die Wange seines besten Freundes legen, doch Tamaki zuckte zurück, wusste wohl, dass diese Finger ihm die Haut verbrennen würden.
Kyouyas Hand zitterte, ballte sich zu einer Faust während sie herabsank.
Plötzlich wurde er wütend, vielleicht auf sich selbst, aber auch auf Tamaki.
Er sah ihn immer noch an, mit diesem Blick. So anklagend und so intensiv, dass es ihm die Luft zum Atmen nahm. War es wirklich so schlimm, dass er endlich, endlich das getan hatte was sich insgeheim Beide gewünscht hatten. War es seine Schuld, dass er nicht alleine mit diesen starken Gefühlen war die nun nicht länger verborgen schliefen?
„Ich war glücklich gewesen...“, drang schließlich Tamakis Stimme an sein Ohr, begleitet von diesem schrecklich falschen Lächeln, das so grausam unecht wirkte und es auch war.
Am liebsten würde Kyouya es ihm aus dem Gesicht prügeln. Er war nahe daran es auch zu tun, denn nur kurz darauf stellte er fest, dass er nach Tamakis Kragen gegriffen hatte, wie um ihn zu sich zu ziehen. Seine Hände krallten sich viel zu stark in den dünnen Stoff und doch ließ er nicht los, zog Tamaki tatsächlich näher.
„Du warst nicht glücklich...“, hauchte er gegen die Lippen, die er kurz zuvor noch auf den Seinen hatte spüren dürfen. Alles in ihm schrie danach sie wieder zu küssen. Sie wild in Besitz zu nehmen und alle Bedenken einfach verschwinden zu lassen, doch diese Lippen gehörten ihm nicht, wahrscheinlich würden sie ihm nie gehören. Tamakis Hand legte sich kurz darauf auf die Seine, um sich sanft aus dem Griff zu befreien.
Kyouya sah ihn stumm an.
„Du weißt, dass ich Haruhi liebe...“, sprach Tamaki dann weiter.
Lüge, formte Kyouya erst nur lautlos mit den Lippen und dann schrie er.
„Warum lügst du mich an?“
Seine Stimme überschlug sich fast, zitterte, brach am Ende ganz.
Tamaki wich nicht zurück.
„Es ist die Wahrheit.“, sagte er ruhig. Man konnte ihm fast glauben wenn man nicht zuvor in seinen Augen gelesen hatte.
Kyouya wandte den Kopf zur Seite.
„Wir sind Freunde, Kyouya...“
Jedes Wort das er sagte schmerzte.
„Das werden wir immer sein...“
Konnte er nicht endlich aufhören zu reden, konnte er nicht endlich aufhören im weh zu tun?
Kraftlos, lehnte Kyouya an der Wand, die sich hinter ihm befand. An der Wand des Raumes, indem sie beide waren.
„Hörst du?“
Kyouyas Hände schnellten nach vorne, legten sich auf Tamakis Schultern zogen ihn zu sich und schließlich drückten sie ihn an die Wand hinter sich. Tamaki stöhnte vor Schmerz leise auf, als seine Schultern gegen die Wand schlugen.
Verzweifelt legten sich Kyouyas Lippen auf die Tamakis, immer und immer wieder. Doch Tamaki rührte sich nicht, seine Lippen blieben verschlossen, seine Hand lag nur leicht auf Kyouyas Brust, wollte ihn wegschieben und doch nicht.
Die Küsse wurden weniger und mit einem letzten gehauchten Kuss ließ Kyouya von Tamaki ab, entließ ihn aus seinem Griff.
Tamaki war verstummt, doch was Kyouya sah, als er in die ihm so vertrauten Augen blickte, ließ ihn zurücktaumeln.
Sie schrieen ihn immer noch an, mehr als zuvor. Anklagender und auch verzweifelter. Stumme Tränen rannen über seine Wangen und trafen auf Kyouyas Hand, welche nun auf Tamakis Wange lag.
„Ich wollte es dir leichter machen...“, wisperte Tamaki schließlich.
Kyouya lächelte schmerzlich.
„Nein, du wolltest es dir leichter machen...“
Bitterkeit klang in seiner Stimme mit.
Einen allerletzen Kuss, hauchte er auf die nun zitternden Lippen.
„Ich wünsche dir, dass du glücklich werden wirst mit Haruhi...“
Dann drehte er sich um und ging, mit dem Wissen, dass er nun nicht mehr alleine war mit seinem Schmerz- und es tat ihm Leid.