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Over And Under

See The Tables Turning
von

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The Joke Is Over

Over And Under
 

I know you’ll be there to see the tables turning

Wake up tomorrow and watch the bridges burning
 

Er hatte genug. Oder um es auf Schlangenart auszudrücken: er hatte die Schnauze gestrichen voll! So konnte es nicht, nein, würde es nicht weiter gehen. Er hatte all die Jahre keinen Ton gesagt. Man konnte sogar so weit gehen und behaupten, dass er unter ihrem Pantoffel gestanden hatte- außer was den Sex anbelangte vielleicht. Etwas musste geschehen. Und das würde es. Nach Askaban, so hatte er gehofft, würden die Dinge sich etwas normalisieren. Aber das taten sie nicht. Es wurde nur schlimmer. Langsam, aber sicher fragte er sich, warum er dieses Weibsstück allen Ernstes geheiratet hatte.

‚Ich weiß es doch, Elternzwang.’, dachte er bitter.

Es hatte ohnehin nichts genützt. Er hatte sie nicht geliebt, sie ihn auch nicht. Aber wenigstens war sie ihm nie gleichgültig gewesen. Sie hatte ihn erregt, das schon und natürlich war sie ihm auch wichtig gewesen. Und sie? Sie hatte seine Zuneigung gar nicht verdient. Es gab nur einen, den sie wahrhaftig liebte. Lord Voldemort.

‚Nicht einmal einen Erben hat sie mir geschenkt, dieses unfähige Weibsbild.’

Jetzt wurde er noch verbitterter. Durch den langen Aufenthalt in Askaban war sie verdorrt. Sie würde ihm niemals Kinder gebären können. Und er glaubte auch nicht, dass sie das jemals gewollt hatte.

„Rodolphus?“

Ihre schrille Stimme riss ihn aus seinen trübsinnigen, dennoch entschlossenen Gedanken. Er würde jetzt zu ihr gehen und ihr sagen, dass er sie verlassen würde. Sie war es nicht wert. Keinen weiteren Gedanken, keine weitere gramvolle Nacht und keinen quälenden Augenblick lang. Er hatte seine Entscheidung getroffen.
 

I can see

I can see it in your eyes

I can feel

I can feel it in my mind

I don’t care

I don’t care if you realize

What you see

What you see in my eyes
 

„Rodolphus, wo bleibst du denn?“, keifte Bellatrix Lestrange erbost.

„Ich bin schon da.“, kam es eher leidend von ihm. Er trat aus seinem Studierzimmer in die Diele, wo sie schon aufbruchsbereit stand und ihn finster anfunkelte. Es gab keinen günstigeren Augenblick als jetzt. Die Abscheu in ihrem Blick verdeutlichte ihm nur noch mehr, dass er es nicht mehr länger aushielt. Er musste weg von ihr. Sie musste weg von ihm. Sie passten nicht zueinander und niemand hätte sie zwingen sollen, jemals zu heiraten. Genau das wollte er ihr sagen, doch sie ließ ihn gar nicht erst zu Wort kommen.

„Warum hast du so lang gebraucht? Wir wollen uns doch den Spaß nicht entgehen lassen, wenn Draco endlich Dumbledore tötet!“

Rodolphus seufzte. Schon seit Wochen nervte sie ihn damit. Von nichts anderem hatte sie sprechen können. Es war einfach unglaublich, wie sehr er diese Frau mittlerweile verabscheute. Dabei hatte er sich einmal, vor Jahren, eingebildet, sie zu lieben. Hah, zu lieben! Sie!

‚Wie dumm und naiv ich doch war.’

„Was ist? Rodolphus, warum schaust du mich so an?“

Jetzt klang sie eindeutig verwirrt. Sie begriff nicht, was in ihm vorging, obwohl sie doch eine hervorragende Legilimentikerin war, wie ihr Meister. Wie kam es, dass Rodolphus sie plötzlich mit einem Blick voller Hass ansah? Ja, es war Hass, was sie in seinen Augen las. Ganz eindeutig. Aber wie konnte das sein?
 

I’m over me, being under you

I’m breaking free

I’m breaking through

I’ve overcome all I’m underneath

I can finally stand

I can finally breathe
 

„Bellatrix.“

Seine Stimme klang ganz ruhig. Fast schon gleichgültig. Sie zuckte dennoch zusammen, als wäre die Nennung ihres Namens ein Peitschenhieb gewesen.

„Ja?“

Warum klang ihre Stimme so zittrig? Konnte es sein, dass sie Angst hatte? Vor ihrem Ehemann? Wie lachhaft! Sie hatte nur ein einziges Mal Angst vor Rodolphus gehabt. Und das war in ihrer Hochzeitsnacht gewesen. Sie konnten sich beide noch gut daran erinnern. Rodolphus erfüllte der Gedanke daran mit Zorn. Sie war nicht nur irgendeine Frau, sondern sie seine. Es war ihre Pflicht ihm zu Willen zu sein. Bellatrix hatte sich ihm verweigert. Da hatte er ihr bewiesen, dass er sich in dieser Hinsicht nichts von ihr bieten ließ. Seit dieser Nacht hatte sie nie wieder versucht, ‚Nein’ zu sagen.

„Es ist vorbei. Ich will dich nie mehr in Lestrange Court sehen. Verschwinde.“

Die Worte ergaben keinen Zusammenhang für Bellatrix. Verständnislos sah sie ihren Ehemann an.

„Was?“

„Ich sagte: verschwinde! Ich will dich nicht mehr sehen.“

Rodolphus spürte Wut in sich aufsteigen. Hass und Zorn, den er jahrelang unterdrückt hatte. Doch nun konnte er nicht länger an sich halten. Sie musste gehorchen. Sonst würde er unweigerlich dafür sorgen, dass sie aus seinem Blickfeld verschwand. Er wollte sich von ihr befreien, wollte sein Leben leben ohne diesen Klotz am Bein. Mehr war sie nicht für ihn. Die Zeit, da er sie einmal ‚geliebt’ hatte, war längst vorüber.

„Warum?“, fragte Bellatrix.
 

Remember when we

First had the thought of living

A perfect picture

But I did all the giving

Gave up my passions

To try to make you happy

The joke is over

And I’ll do all the laughing
 

„Bei Merlin, Weib, das weißt du selbst am Besten!“, herrschte er sie wütend an.

Er fasste es nicht, dass sie jetzt die Ahnungslose spielte. Gut 20 Jahre seines Lebens hatte er an sie verschwendet. Definitiv 20 Jahre zu viel. Ganz unwillkürlich spulte seine Erinnerung diese Zeit vor seinem inneren Auge ab.

Zu Anfang hatte er nicht geglaubt, dass es besonders schlimm wäre, Bellatrix Black zu heiraten. Warum auch? Wenn er nicht sie ehelichte, dann musste er eine andere zu Mrs Lestrange machen. Und Bellatrix war immerhin nett anzusehen. Ein bisschen rebellisch. Genau sein Typ. Was man von den anderen jungen Damen, die seine Eltern ihm vorgestellt hatten, nicht unbedingt behaupten konnte. So hatte er sich in sein Schicksal ergeben. Familie hatte er haben wollen. Söhne, vor allem. Schließlich brauchte eine so alte und reinblütige Familie wie die Lestranges Stammhalter, die dafür Sorge trugen, dass Lestrange Court, ihr Anwesen Norfolk, immer in Besitz des Clans blieb. Zudem hätte Rodolphus sich über Kinder gefreut. Sehr sogar. Man hätte es ihm nie zugetraut, doch eigentlich war er ein Familienmensch. Zu dumm, dass er mit Bellatrix Black eine absolute Niete gezogen hatte.

Kurz nach der Hochzeit war sie guter Hoffnung gewesen, hatte das Kind jedoch verloren. Sie hatte sich bei ihm beklagt, dass Norfolk ihr nicht gut täte. Sie fühle sich hier nicht wohl. Und was hatte er Idiot getan?

Er hatte sie in den Arm genommen und erklärt, dass er Sorge dafür tragen würde, dass sie in London im Stadthaus der Lestranges leben konnten, wo seine Eltern sich nicht aufhielten. Dafür hatte er sogar seine Jagdleidenschaft aufgegeben. Nur um sie glücklich zu machen. Und in der Hoffnung, sie möge bald wieder empfangen. Doch die hatte sich zerschlagen, als sie vom Ministerium gefasst wurden, nachdem sie die Longbottoms dumm und dämlich gefoltert hatten. Das heißt, es war hauptsächlich Bellatrix gewesen, die es getan hatte. Wie blind war er nur gewesen, nicht zu sehen, dass ihr an Voldemort mehr lag, als an ihrem eigenen Ehemann?

Und dann hatten sie 14 Jahre in Askaban eingesessen, bis der Dunkle Lord sich bequemt hatte, aufzuerstehen und seine treuen Diener zu befreien.

„Warum?“, wiederholte Bellatrix.

Ihre Augen waren groß, ihre Stimme klang jetzt sehr dünn und unsicher. Abwartend sah sie ihn an. Rodolphus lachte hart auf.

„Das fragst du mich allen Ernstes, Weib? Nun, ich will dir sagen warum!“, donnerte er so laut, dass sie tatsächlich zusammenzuckte.

Dann legte er los. Allen Zorn, allen Schmerz, alle Zurückweisung, überhaupt alles, was er jemals in den 20 Jahren an ihrer Seite gefühlt hatte, brüllte er hinaus. Sie schien eingeschüchtert und der verrückte Glanz war aus ihren Augen verschwunden. Sie sah nur noch klein und ängstlich aus.

„Aber weißt du was? Diese Farce ist vorüber. Jetzt bin ich derjenige, der lacht. Ich allein.“

Seine dunkelblauen Augen fixierten sie eisig.

„Verschwinde!“

Und sie tat es. Sie ging. Sie ging fort und verließ Lestrange Court durch die Haustür.
 

I can see

I can see it in your eyes

I can feel

I can feel it in my mind

I don’t care

I don’t care if you realize

What you see

What you see in my eyes

I’m over me, being under you

I’m breaking free

I’m breaking through

I’ve overcome all I’m underneath

I can finally stand

I can finally breathe
 

Er war frei. Endlich.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2009-10-20T14:26:00+00:00 20.10.2009 16:26
Ich wusste doch, dass es eine gute Idee war hier hineinzulesen - und die erste Heldentat bestand natürlich darin den Link anzuklicken. Ich gestehe, in meinen Augen gibt es kaum ein besser passendes Lied für Rodolphus, es scheint seinen Charakter bereits einzufangen, da habe ich noch nicht einmal die erste Zeile gelesen. Übrigens, normalerweise würde ich Songfictions eher meiden, da meist Inhalt und Lyrics nicht miteinander harmonieren: hier beweist du mir jedoch eindrucksvoll, dass es sehr wohl Autoren gibt, die das eine mit dem Anderen verknüpfen können.
Obwohl du selbst innerhalb der Geschichte nur sehr kurz die Perspektive von Rodolphus zu Bellatrix schwanken lässt, ist gerade das bei mir im Gedächtnis geblieben. Mrs Lestrange macht hier eine Charakterwandlung durch, ebenso wie ihr Mann die letzten Jahre resümiert. Bitterkeit, Vorfreude auf Kinder... es hat sich viel in ihm angestaut und dementsprechend ernüchtert bleibt er zurück. Diesen Wandel hast du sehr glaubwürdig dargestellt, ich hatte nicht einen Moment das Gefühl ich würde hier in eine "weibliche Denkperspektive" oder einen anderen Charakter abrutschen. Er war immer er. Selbst wenn er zerrissen darüber nachdachte, das er Bellatrix nach ihrer Fehlgeburt sogar entgegenkam und wohl wirklich eine Art Zuneigung zu ihr empfand. Gelungen es nicht einmal als Liebe zu deklarieren. Selbst wenn man unterschwellig doch erwartete, er würde es bereuen sobald sie erst einmal aus der Türe wäre.
Eine Zeile, die mir besonders eindrucksvoll im Gedächtnis blieb und Pate steht für die Bildhaftigkeit deines Stils: "Durch den langen Aufenthalt in Askaban war sie verdorrt." - es ist wirklich selten, das jemand diesen Begriff in dem Zusammenhang kennt. Da hat mein Herz glatt einen Freudensprung gemacht!
Ansonsten bist du zu 99,9% orthographisch einwandfrei, mir fiel nur " Sie war nicht nur irgendeine Frau, sondern sie [die!] seine." und bei "
Gut 20[zwanzig!] Jahre" seines Lebens hatte er an sie verschwendet. Definitiv 20 Jahre zu viel." als korrigierbar auf, wobei Letzteres aber eher Geschmackssache ist. Es hat wirklich Freude gemacht das zu lesen und ich glaube, ich muss es nichtmal sagen: Favorit, mit Freuden.

Morgi
Von:  PoS
2009-10-08T20:14:03+00:00 08.10.2009 22:14
Gibt es ein Sequel? Ich würde ihm eine neue Liebe gönnen. Mag Deinen Rudi!!!


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