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Ray of light

von

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Naive

Ich war etwas nervös, als ich auf Erics Haus zuging. Ich hatte mir am Nachmittag noch ein bordeauxrotes Hemd gekauft, da ich nur schwarze Sachen besaß. Demzufolge trug ich eine schwarze Jeans und unter meinem Hemd ein schwarzes T-Shirt.

Als ich an der Hautür ankam, klingelte ich. Eric öffnete.

„Luke! Schön dass du gekommen bist!“, rief Eric als er mich erkannte. „Und du trägst etwas anderes als schwarz“, fügte er verwundert hinzu, nachdem er mich gemustert hatte.

„Hallo Eric“, sagte ich lächeln. Erics gute Laune war einfach ansteckend. Er ließ mich ein und ich ging hinein.

Laute Musik kam mir aus dem Wohnzimmer entgegen und ich verzog mein Gesicht. Hip-Hop. Ich hasste Hip-Hop. Es könnte vielleicht auch daran liegen, dass ich nur Metal hörte. Am liebsten Death-Metal und Hip-Hop hatte überhaupt nichts mit Metal gemein. Ich seufzte und ging weiter meinem Schicksal entgegen. Das Wohnzimmer war voll. Überall sah ich tanzende Paare, die zur Musik so richtig abgingen. Ich erkannte ein paar Leute, Sören, Julia, Julian und Philipp waren auf der Tanzfläche. Ich sah mich weiter um und sah Jonathan, der weiter hinten an der Bar saß und Trübsal blas. Ich ging zu ihm.

„Hey Jo.“

„Luke, du bist auch hier?“ Jonathan schien positiv überrascht.

„Ja, ich hatte nichts besseres zu tun“, meinte ich nur. Jonathan konnte ja nicht wissen, was ich normalerweise um diese Uhrzeit tat. Genauer gesagt durfte er es gar nicht wissen. Meine Identität als Jäger musste absolut geheim bleiben. Die Menschen wissen nicht, was ihnen in der Dunkelheit auflauert und welche Gefahr sie täglich umgibt. Die Panikattacken die aufkommen würden, wenn sie es erfahren würden, will ich mir lieber nicht ausmalen.

„Und warum bläst du hier Trübsal?“, fragte ich ihn.

„Mich fordert ja doch keiner zum Tanzen auf.“

„Ist etwa Damenwahl?“, fragte ich argwöhnisch.

„Nein“, antwortete Jonathan verdutzt, „Wieso sollte?“

„Na dann ist es doch kein Wunder, dass sich niemand zum Tanzen auffordert. Die warten doch alle, dass du sie aufforderst! Zum Beispiel das Mädchen mit den langen, braunen Haaren dort hinten. Die guckt die ganze Zeit herüber.“

Jo guckte in die Richtung.

„Wahrscheinlich wegen dir“, meinte er niedergeschlagen. Ich schüttelte den Kopf. „Bestimmt nicht“, versuchte ich ihm zu versichern. Doch ganz überzeugt war ich nicht. Meine Muskeln, die ich von meinen ganzen Trainingseinheiten - in dieser Sache ließ Julius nicht mit sich reden- bekommen hatte, wirkten auf viele Mädchen anziehend. Auch schien ich auf irgendeine Weise gut auszusehen. Ich nahm das zwar nicht so wirklich war, aber ich bekam es immer wieder zu hören.

Jonathan schien mit sich zu ringen. „Na komm schon, geh hin“ versuchte ich ihm Mut zu machen. Er erhob sich und ging vorsichtig auf das Mädchen zu. Ich wollte diskret sein und drehte mich weg. Und da sah ich sie. Sie hatte schulterlange, blonde Haare und sah ziemlich verloren aus. Ich hatte sie schon einmal gesehen. In meinem Traum von vergangener Nacht. Ich konnte mich zwar nicht mehr an den genaueren Inhalt des Traumes erinnern, doch als ich aufwachte hatte ich ihr Bild vor Augen. Sie sah sich hilflos um. Ich schluckte zweimal und ging dann langsam auf sie zu.
 

***

Ich hatte mich etwas abgesondert und stand an die Wand gelehnt einfach nur da. Partys waren definitiv nichts für mich. Weder das ganze versuchte getanzte, noch die Temperatur- es war viel zu heiß- noch die Musik. Meine Musikrichtung beschränkte sich auf Synfonic-Metal und Gothik-Rock. Also eher Bands wie Within Temptation, Nightwish oder Jesus on Extasy.

Aber definitiv kein Hip-Hop.

Ich hatte die Gedanken der ganzen Leute vollkommen ausgeblendet. Das war auch besser, denn wenn mich jemand ansprechen würde, könnte es passieren, dass ich aus versehen auf die Gedanken antworten würde und nicht auf das Gesagte. Das war mir schon einmal passiert. Peinliche Sache. Ich war auf einer Party und mich hatte ein sympathisch aussehender Junge angesprochen. Ich hatte vergessen seine Gedanken auszublenden und hörte wie er an seine Freundin dachte. Er schien nichts anderes als einen kleinen Flirt im Sinn zu haben, doch ich machte ihn darauf aufmerksam, dass es seiner Freundin wohl nicht gefallen würde. Da er mich und ich ihn vorher noch nie gesehen hatte, war er verdattert von dannen gezogen. Seitdem blendete ich- besonders auf Partys- die Gedanken der Leute aus. Es war auch angenehmer nicht ständig Stimmen zu hören.

Ich ließ meinen Blick durch den Raum schweifen. Ich sah die ganzen tanzenden Leute auf der Tanzfläche und ein paar Mädchen dahinter. Irgendetwas schien sie köstlich zu amüsieren. Ich blickte weg und sah ihn. Er stand mit einem etwas dicklicheren Jungen an der Bar. Ich betrachtete seine Kinnlangen, schwarzen Haare und seine nicht zu übersehenden Muskeln. Ich mache mir zwar nicht besonders viel aus Muskeln, etwas molligere Typen- wie Kai- sind mir sogar lieber, doch diese Muskeln fesselten meinen Blick. Und dann drehte er sich um. Schnell senkte ich den Blick. Doch die wenigen Sekunden in denen ich sein Gesicht sah, nahmen mir den Atem und ich spürte, wie ich rot wurde. Vorsichtig lugte ich in seine Richtung. Ich erschrak. Er kam genau auf mich zu.
 

***
 

„Hey“, sprach ich sie an. Kein besonders guter Spruch, doch etwas besseres fiel mir nicht ein. Sie sah mich an und ich sah wie sie errötete. Die Farbe passte perfekt zu ihrem Outfit, welches sich auf schwarz- rot beschränkte. Genau wie meins. Diese Tatsache lies mich erröten. Das Mädchen blickte auf. Ich sah, dass auch sie rot angelaufen war. „Hey“. Ihre Stimme war in dem Lärm kaum wahrnehmbar. Ich versuchte zu lächeln, doch es schien mir nicht so richtig zu gelingen. Dann trafen sich unsere Blicke und ich verlor den Faden. „Äh... ich.. also... wie heißt du?“ Oh mein Gott! Ich redete nur Müll. Das Mädchen lächelte: „Emma“.

„Hallo Emma“. Und jetzt? Oh Gott, was jetzt? „Äh... ich heiße... Luke... glaub ich“ Ich musste inzwischen scharlachrot sein.
 

***

Der Junge schien ganz sympathisch zu sein. Auch er wusste nicht so recht, was er sagen sollte. Ich tat etwas, was ich sonst vermied. Ich las seine Gedanken. Genauer gesagt ich versuchte es. Es gelang mir nicht. Ich konnte seine Gedanken nicht lesen. Ich war total überrascht. Wahllos las ich die Gedanken von anderen in diesem Raum. Alles klappte. Ich konzentrierte mich und konnte sogar die Gedanken meiner Tante und meines Onkels lesen, obwohl diese sich nicht einmal im gleichen Zimmer befanden. Ich versuchte es noch einmal bei diesem Jungen, der sich als Luke vorgestellt hatte. Es funktionierte einfach nicht.

Ich überlegte mir eine neue Strategie, einfach abwarten. Ich musste einfach auf seinen Plauderton eingehen. Vielleicht kam ich hinter das Geheimnis.
 

***

‚glaub ich’ so ein Mist! Was hatte ich da nur wieder gelabert?

„Luke? Interessanter Name. Du heißt nicht zufälligerweise Skywalker mit Nachname?“ fragte Emma. Ich war erleichtert. Offensichtlich nahm sie mein Gerede mit Humor. „Nein, leider nicht“, meinte ich.

„Wieso leider?“ Ihr Lächeln brachte mich wieder etwas raus. Als ich mich wieder fing, musste ich auch lächeln.

„Luke Skywalker hat einen interessanten Charakter in Star Wars. Er ist mutig, begabt und kommt gut über den Verlust seiner Tante und seines Onkels hinweg bzw. verkraftet sogar die Tatsache, dass Darth Vader sein Vater ist.“

„Ach so“. Emma schien nachzudenken. „Wie heißt du denn mit Nachnamen?“, fragte sie schließlich.

„Baltzer“.
 

***

Mir stockte der Atem. Baltzer hatte er gesagt. Er heißt Baltzer mit Nachnamen. Genau wie ich. Als Felicia mich adoptiert hatte, hatte sie mich vor die Wahl gestellt, ob ich ihren Namen annehmen wollte oder ob ich Baltzer behalten wollte. Er konnte doch unmöglich genau so heißen wie ich. Andererseits gab es bestimmt viele Leute, die Baltzer mit Nachnahmen heißen. Trotzdem... es gibt zwei Sachen an die ich nicht glaubte, an Zufälle und an Kobolde.
 

***
 

Emma schien ziemlich bestürzt, als ich ihr meinen Nachnamen nannte. Ich überlegte verzweifelt, was ich falsches gesagt hatte. „Wie heißt du denn mit Nachnamen?“, fragte ich sie. Das war die einzige Frage, die mir spontan einfiel.

Sie sah mich ganz komisch an. Sie zögerte bevor sie antwortete: „Baltzer“. Ich war genauso verdutzt, wie sie noch ein paar Sekunden zuvor. Ich überlegte fieberhaft, was ich jetzt tun sollte. Ich zuckte zusammen, als auf einmal statt der Hip-Hop- Musik Rockmusik ertönte. Die Musik wurde noch etwas lauter. Wenn ich dieses Rätsel lösen wollte, musste ich mit ihr in Ruhe sprechen.

„Können wir uns irgendwo ungestört unterhalten?“, fragte ich sie.

Sie schien zu überlegen, dann nickte sie. Sie führte mich aus dem Wohnzimmer in ein kleines Zimmer. Ich erkannte es. Es war das Gästezimmer. Als ich noch kleiner war, hatte ich öfter hier übernachtet. Das war bevor ich wusste, was ich war. Dann musste Emma Erics Cousine sein, schlussfolgerte ich.

Das Zimmer war immer noch so klein wie eh und je. Da es kein Stuhl gab, setzten wir uns beide auf das Bett. Es war mir zwar etwas unangenehm, aber es gab keine alternative.

„Du heißt also auch Baltzer?“, durchbrach sie die Stille. Ich nickte. „Wie deine Eltern nehme ich an?“ Das war keine Frage, sondern eine Feststellung. Ich nickte wieder.

„Meine Mutter habe ich nie kennengelernt.“ Emma sah mich mitleidig an. Ich senkte den Blick. „Mein Vater hat mich aufgezogen. Das war nicht immer einfach und oft vermisse ich meine Mutter, aber irgendwie habe ich es die ganzen sechzehn Jahre überlebt.“ Ich merkte wie mir in Erinnerung daran die Tränen in die Augen stiegen. Das war mein einziger Schwachpunkt. An dem war ich sehr verletzlich. Ich hielt meine Tränen zurück. Wie sah das denn auch aus. Emma streckte vorsichtig ihren Arm aus und strich mir sanft über den Arm. Ihre Berührung tat gut und ich konnte meine Tränen verdrängen.

„Ich weiß, wie es dir geht“, meinte sie auf einmal. Ich sah sie fragend an. „Ich bin adoptiert“. Auch sie sah auf einmal sehr traurig aus. Jetzt war ich derjenige, der seine Hand ausstreckte und vorsichtig ihren Arm streichelte. „Meinen Vater habe ich nie kennengelernt und meine Mutter hat mich ausgesetzt als ich gerade mal ein Jahr alt war. Zehn Jahre später nahm mich Felicia bei sich auf.“ Ihre Stimme brach ab.

Mir fiel mein Traum wieder ein. Es ging um ein Mädchen, dass adoptiert wurde. Dieses Mädchen sah genauso aus wie Emma. War das wieder einer meiner Visionen, die mich im Schlaf befallen? Ich hatte öfter Visionen. Die angenehmsten waren die, die ich bekam, wenn ich schlief. Dann träumte ich einfach nur. Doch manchmal bekam ich auch Visionen, wenn ich wach bin. Das sieht dann aus als würde ich einen Anfall kriegen. Bekam ich im Prinzip auch. Ich bekam einen heftigen Migräneanfall und klappte zusammen. Nach der Vision hatte ich immer noch heftige Kopfschmerzen. Außerdem waren meine Tagvisionen sehr vage. Da waren meine Traumvisionen schon präziser. Aber was hatte Emma mit meinem „Job“ zu tun. Ich habe nur Visionen, die mit meiner Tätigkeit als Jäger zu tun haben.

Ich sah sie wieder an. Ich schreckte leicht zusammen. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass wir beide uns näher gekommen waren.



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