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Ray of light

von

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Wrong faith

Wrong Faith- 8. Kapitel:
 

„Luke ist alles in Ordnung?“, fragte Eric mich am Montagmorgen in der Schule. Unser Erdkundelehrer versuchte mal wieder sich durchzusetzen, was ihm augenscheinlich nicht gelang. Keiner achtete auf ihn, da wir seit zwei Wochen auf der gleichen Doppelseite im Buch waren und den Stoff schon verstanden hatten und keine erneute Wiederholung brauchten. Anstatt das ich mich auf Robertos Gewächshaus konzentrierte, dachte ich an das Telefongespräch, das ich belauscht hatte. Mit wem hatte Julius geredet? Und wieso konnte er nicht wie jeder andere Mensch am Tage telefonieren, sondern tat es mitten in der Nacht?

„Hey Luke!“. Eric wedelte vor mit seinem Arm vor meinem Gesicht rum. Ärgerlich schlug ich seinen Arm weg. „Lass das!“.

„Wenn in dieser Klasse nicht bald Ruhe herrscht gehe ich zum Schulleiter“, drohte uns vorne unser Erdkundelehrer. Niemand beachtete ihn. Ich konnte sehen, wie ihm die Tränen in die Augen stiegen. Dann warf er die Kreide hin und rannte raus. Kaum einer hatte diese Aktion überhaupt mitbekommen. In der ersten Reihe direkt am Lehrertisch spielten Julia und Lisa Käsekästchen, weiter hinten schrieb Sören für alle sichtbar eine SMS und in der hinteren Ecke aß Jonathan eins seiner vielen Pausenbrote. Bei anderen Lehrern würden wir uns so ein Benehmen nicht erlauben. Aber bei Herr Wiechans ging das. Wie oft hatte er uns schon gedroht zum Direktor zu gehen und hat es nicht getan. Das wurde natürlich schamlos ausgenutzt.

Umso überraschter waren wir als Herr Wiechans tatsächlich mit Direktor Echo wieder kam. „Was ist hier los?“, fragte Echo streng. Schnell packten alle ihre Beschäftigungssachen weg. Jonathan packte sein Brot ein, Sören versteckte sein Handy unter seinem Tisch und schrieb dort weiter an seiner SMS und Julia und Lisa zerknüllten ihr Käsekästchenpapier und legten es in die Ablage unter Lisas Tisch. Keiner sagte etwas. Einige guckten schuldbewusst nach vorne, andere sahen wütend Herrn Wiechans an und wieder andere ließ das alles kalt, wie Sören, der munter seine eben empfangene SMS las und gleich eifrig zurück schrieb.

„Ich erwarte eine Antwort“, jetzt wurde Direktor Echo schon lauter. Niemand reagierte. „Wer ist Klassensprecher in dieser Klasse?“, fragte der Direktor. Na toll, dass war mal wieder ich.

Bei unseren Klassensprecherwahlen ging es jedes Mal gleich zu. Jeder zweite wurde für das Amt vorgeschlagen, aber niemand wollte es machen. Und jedes Mal wurde so lange auf mich eingeredet, bis ich mich bereit erklärte. In unserer Klasse ist Klassensprecher sein eigentlich ganz gechillt. Zweimal im Jahr ging man zur Schülerratssitzung, und ein paar mal sollte man irgendetwas organisieren. Aber dann gab es auch noch solche Situationen. Langsam stand ich auf. „Ich, Herr Echo“. Direktor Echo musterte mich kurz, dann schaute er mich erwartungsvoll an. Was sollte ich nur sagen? Ich räusperte mich.

Dann geschah es. Ich guckte aus dem Fenster und sah einen Dämon. Ich erkannte ihn sofort. Es war ein Meror Dämon. Die Art von Dämon vor der Julius mich immer gewarnt hatte. Der Vorbote der Apokalypse. Ich kannte ihn von vielen Zeichnungen aus Julius Bücher. Und jetzt stand er direkt vor unserem Klassenraumfenster.

Mir wurde auf einmal sehr heiß. Ich konnte nicht richtig atmen und meine Augen klebten praktisch an dem Gesicht des Meror. Ich versuchte meinen Blick abzuwenden, doch es gelang mir nicht.

Dann ging das Geschrei los. Doch ich bekam es gar nicht richtig mit. Ich bekam auch nicht mit, dass alle anderen neben mir bereits in Flammen aufgingen. Ich sah nur noch den Meror und mir wurde immer wärmer. Dann verschwand der Meror urplötzlich und ich verlor das Bewusstsein.
 

Als ich wieder erwachte wusste ich erst überhaupt nicht, wo ich mich befand. Dann tauchte ein verschwommenes Gesicht über mir auf.

„Luke, kannst du mich hören?“, fragte die Stimme. Ich erkannte Julius Stimme. „Ja“, wollte ich sagen. Ich wollte ihn beruhigen, ihm sagen, dass es mir gut geht, nach den anderen fragen, ihm von dem Meror erzählen, doch ich konnte meine Lippen nicht bewegen.

„Gib ihm etwas Zeit zu sich zu kommen“, hörte ich eine andere Stimme sagen. Ich blinzelte. Das war die Stimme von Jonathan. Der Meror hatte ihn also nicht angegriffen. Aber was war mit den anderen?

„Jonathan“, brachte ich heraus. Ich spürte, wie meine Hand gedrückt wurde. „Ich bin hier Luke“, sagte Jonathan. „Julius?“, fragte ich. „Ich bin auch hier. Keine Sorge, Luke, das wird schon wieder“, meinte Julius, doch ich hörte seine eigene Zweifel mitschwingen. Ich sah mich um. Ich konnte meine Umgebung jetzt klarer erkennen. Es sah aus wie ein Krankenhauszimmer.

„Was... was ist passiert. Wo ist der Meror. Wie... wie geht es den anderen?“, fragte ich zögerlich. Ich wusste nicht genau, ob die beiden es verstanden hatten, oder ob ich es wirklich laut gesagt hatte, da die beiden schwiegen. Nach einiger Zeit, ich wusste nicht wie viel Zeit, mein Zeitgefühl schien mir verloren gegangen, räusperte Julius sich.

„Ich weiß nicht... nicht wie ich es dir sagen soll.“ Wieder räusperte er sich. „Was ist passiert?“, fragte ich wieder, diesmal drängender.

„Der Meror... er hat... so ziemlich deine ganze Klasse verbrannt. Nur ein paar wenige... Jonathan, Eric, Julia, Philipp, Sören und du... haben überlebt.“ Julius stockte.

Ich war geschockt. Alle anderen waren verbrannt? Der Meror hatte innerhalb von Sekunden 26 Menschen verbrannt. Ich hatte es gerade geschafft meine Augen zu öffnen, doch jetzt schloss ich sie wieder.

Ich hatte schon viel miterlebt. Meine Aufgabe als Jäger hatte auch viele Nachteile. Ich hatte getötet und war schon oft dem Tod ziemlich nahe gekommen. Ich war ohne Mutter aufgewachsen, was nicht immer einfach war, doch ich hatte nie geweint. Nicht ein einziges Mal. Doch nach dieser Nachricht, dass so viele Leute mit denen ich fast täglich zu tun hatte, nicht mehr am Leben waren, dass gab mir den Rest. Ich weinte. Ich begann hemmungslos zu weinen. Die Tränen schossen nur so unter meinen Augenlidern hervor. Ich spürte, wie der Druck um meine Hand stärker wurde.

Während ich leise vor mich hin weinte, hörte ich noch ein weiteres Schluchzen. Auch Jonathan hatte angefangen zu weinen. Auch er hatte viele Leute, die er mochte verloren. Selbst sein bester Freund war für eine unbekannte Zeit nicht ansprechbar gewesen.
 

Ich wusste nicht wie lange wir so dasaßen, bzw. lagen und einfach nur weinten. Ich hatte nicht einmal mitbekommen, dass Julius das Zimmer verlassen hatte. Nach Stunden, so schien es mir, versiegten meine Tränen. Ich konnte nicht mehr weinen.

Die Tür öffnete sich und Julius kam wieder herein. Ich fragte nicht, wo er gewesen war. Es interessierte mich nicht. Nicht jetzt, wo ständig die Bilder meiner toten Klassenkameraden vor meinen Augen auftauchten.

„Die Ärzte haben gesagt, dass du gehen kannst, so bald du dich so weit fühlst“, flüsterte Julius. Ich nickte stumm. Dann stand ich langsam und vorsichtig auf. Ich berührte vorsichtig Jonathans Schulter, der auf seinem Stuhl zusammen gesunken saß. Er blickte auf, nickte und wischte sich die Tränen ab, bevor er aufstand und wir zu dritt zu uns nach Hause fuhren. Ich achtete nicht auf meine Umgebung. Sondern starrte nur stumm auf den Boden. Zu Hause legte ich mich sofort ins Bett, während Julius Jonathan nach Hause fuhr.

Meine Gedanken kreisten immer noch um die paar Minuten in denen sich so viel verändert hatte. Ich fing wieder an zu weinen.

Irgendwann musste ich dann eingeschlafen sein, denn auf einmal ging ich den Friedhof entlang und Bob einer meiner verstorbenen Klassenkameraden ging neben mir.

Ich hatte nie besonders viel mit Bob zu tun gehabt. Bob war der Klassenstreber gewesen. Den ganzen Tag brütete er über seinen Büchern und hatte keine wirklichen Freunde. Zwar hatten wir ihn alle in der Klasse akzeptiert, als Klassengemeinschaft waren wir immer unschlagbar gewesen, doch in den Pausen und ansonsten war er immer ein Alleingänger gewesen.

Umso überraschter war ich, dass Bob in meinem Traum vorkam. Ich wusste das es ein Traum war. Stumm gingen wir nebeneinander her. Dann blieben wir vor einem Grab stehen. Ich las den Namen der auf dem Grab stand. „Bob Petersen“, sagte ich, „es tut mir so leid, dass ich es nicht verhindern konnte.“

„Du hättest sowieso nichts daran ändern können und ich kann dich beruhigen, ich habe nicht lange gelitten. Du kannst nicht alle retten und glaub mir, so schlecht ist es gar nicht tot zu sein“, meinte Bob.

„Aber ich hätte etwas tun müssen! Ich stand einfach nur da und habe nichts unternommen!“, machte ich mir weiter Vorwürfe.

„Das war nicht sein Fehler. Und es ist sowieso egal. Schon bald wird es zur absoluten Apokalypse kommen. Dagegen kannst du nichts unternehmen. Deine Gegner sind zu mächtig. Außer du findest vorher deine zweite Hälfte.“

Bob zeigte auf meinen Kreuzanhänger, den ich Tag und Nacht trug und der mich schon öfter vor einem nächtlichen Vampirangriff geschützt hatte. Ich berührte ihn kurz, dann sah ich Bob fragend an. „Du wist es verstehen, wenn es soweit ist“, meinte dieser nur.

Auf einmal begann die Erde zu beben. „Es hat bereits begonnen. Das Ende der Menschheit ist nah!“, rief Bob über den Tumult hinweg, „suche deine zweite Hälfte!“ Dann war er verschwunden.

Ich schrak hoch. Es war mitten in der Nacht. Ich hörte Julius ins einem Zimmer leise schnarchen. Ich war noch komplett angezogen. Schnell stand ich auf, öffnete mein Fenster und sprang in die Nacht. Ich rannte zum Friedhof.

Ich hatte Glück. Ich begegnete niemandem, dem meine übermenschliche Geschwindigkeit hätte auffallen können.

Auf dem Friedhof ging ich den gleichen Weg entlang, wie vor ein paar Minuten noch in meinem Traum. Am Ende des Weges stand der Grabstein. Ich rannte auf ihn zu. Vor dem Stein blieb ich stehen und atmete einmal tief durch.

Dann sah ich mir den Stein, oder besser gesagt das Kreuz genauer an. Es war nicht Bobs Grab, sondern von jemand anderem, dessen Namen ich nicht kannte. Auf dem Kreuz war eine Inschrift. Ich beugte mich vor und las:

Ich verlor meine zweite Hälfte. Ich nahm mir Zeit und nahm Abschied, aber danach ließ ich die Toten in Frieden ruhen.

Ich sank auf die Knie. Hieß das etwa, dass es keine Hoffnung mehr gab. Das ich meine zweite Hälfte nicht mehr finden konnte, weil sie tot ist? Kann ich somit die Apokalypse nicht mehr verhindern? War alles, wofür ich mein Leben lang gekämpft hatte, verloren? Würde es schon bald keine Menschen mehr geben?

Langsam stand ich auf und ging nach Hause. Ich war kraftlos und hatte keine Hoffnung mehr in mir. Ich kletterte in mein Zimmer und legte mich mit Schuhen und Klamotten in mein Bett, schloss meine Augen und wartete auf mein Ende. Ich hoffte, dass die Apokalypse bald eintreten würde und schnell wieder vorbei sein würde, wenn sich niemand den ganzen Höllenwesen in den Weg stellen würde.



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