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Mein Leben ohne dich

von

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One Shot

Es regnete dicke Tropfen und der Himmel war übersät mit grauen Wolken, als wir durch die Straßen Tokyos liefen.

Du hast den Regen geliebt und mich jedes Mal mit deiner lieblichen Stimme quasi dazu überredet, mir meinen Mantel überzwerfen und mich von dir in das Trist ziehen zu lassen.

„Der Geruch des Regens lässt mich träumen“, hattest du gesagt und nach meinem Arm gegriffen.

Wir waren durch den Park gewandert und hatten zufällig Ruffy getroffen, der mit seinem Hund Bisco, einem zwei Monate alten Husky-Welpen, spazieren ging.

Es war erst kurz nach Mittag, wir waren zwei, vielleicht auch drei, Häuserblocks neben unserem guten alten Freund hergelaufen, während der Regen uns schon bis auf die Knochen durchnässt hatte.

Es regnete, kaum jemand war draußen, da war es doch selbstverständlich, dass so etwas passierte.
 

Es war kurz nachdem wir uns von Ruffy verabschiedet hatten.

Du wolltest unbedingt noch ein Eis essen.

Wer aß schon Eis, wenn es aus Eimern goss? Aber du warst du schon immer etwas eigen.

Ich hätte besser aufpassen müssen, als wir die große Brücke über dem Sumidagawa überquerten.

Der Asphalt war nass und vom letzten langen Winter von Schlaglöchern übersät.

Ich kann ihn noch spüren, der eisige Wind, der uns in die Gesichter schnitt. Warum warst du bloß so unachtsam?

Du wusstest doch, dass du nicht schwimmen kannst!

Ich weiß auch gar nicht mehr, wie das alles genau passierte.

Zu schnell ging alles.
 

Da war dieser Lastwagen, der auf der regennassen Fahrbahn plötzlich ausscherte und dich beinahe mit sich gerissen hätte, wärst du nicht hastig ausgewichen.

Doch du bist auf deinen verfluchten High Heels ausgerutscht.

Schon immer habe ich diese Schuhe gehasst und du wusstest genau, wie sehr es mich störte, wenn du sie trugst.

Hättest du es nicht getan, wärst du wahrscheinlich nicht nach vorne gekippt und hättest das Absperrband mit Leichtigkeit zerrissen.

Keine Ahnung, warum sie dieses verfluchte Geländer nicht schon vorher repariert hatten!
 

Du warst schneller aus meinem Sichtfeld verschwunden, als ich blinzeln konnte.

Ich bin zur Brüstung geeilt, habe mich noch im Rennen meiner Jacke und meinen Schuhen entledigt, aber als ich das trübe Wasser des Sumidagawas sah, warst du schon untergetaucht und verschwunden.

Die Strömung war des Regen wegens doch noch heftiger als sonst und außerdem war da die Tatsache, dass du noch immer nicht schwimmen konntest, egal, wie sehr es mir auch wünschte.
 

Glaub mir, ich weiß jetzt, wie sich Leonardo di Caprio gefühlt haben musste, hätte er tatsächlich in Eiswasser um sein Leben gekämpft.

Noch nie war mir so kalt wie in dem Moment, als ich kopfüber ins Wasser sprang und gewillt war, dich zu retten.

Die Leute, diese vermaledaite Touristengruppe, die gerade hinter mir auftauchte in ihren gelben Regenmänteln, die Gesichter voller Erstaunen, mussten ziemlich bescheuert aus der Wäsche geguckt haben.

Das war doch mal eine Attraktion! Ein junger Mann wollte sein Leben beenden und sprang kopfüber von einer der bekanntesten Brücken Japans!

Noch Wochen danach erschien ich in den Tageszeitungen.

Verfluchte Amerikaner und ihre Digitalkameras...
 

Es ist komisch, was man sich für Gedanken macht, während man fällt.

Ich dachte über meine Kindheit nach, die ich eigentlich nie hatte, und wurde erst aus meinen Gedanken gerissen, als ich in dieses, geschätzte minus vierzig Grad kalte, Wasser eintauchte.

Erst sah ich gar nichts, ich musste mich erstmal an dieses graue Wasser gewöhnen.

Und als ich dich dann sah, deinen schwarzen Haarschopf, nur wenige Meter vor mir...

Ich wusste nicht, dass ich so schnell schwimmen konnte.

Du warst schon bewusstlos, als ich bei dir ankam, und kalt, als ich dich in diesen Rettungsgriff nahm, den man immer bei Rettungsschwimmern beobachte.

So stark war die Strömung gar nicht gewesen, aber für jemanden, der absolut keine Erfahrungen im Schwimmen hatte, war es sicherlich wie ein Todeskampf.
 

Ich befürchte, ich habe geweint, als wir endlich das Ufer erreichten und sofort ein alter Mann zur Hilfe kam und einen Notarzt rief.

Du hattest dich immer darüber pikiert, dass ich so ein Macho war und nie meine Gefühle zeigen würde.

Hättest du mich in diesem Moment gesehen, deine Augen hätten bestimmt gestrahlt, weil du das geschafft hast, was sonst zuvor noch keiner erreicht hatte. Du hast Gefühle aus mir herausgekizelt, von denen ich selbst nie wusste, dass es sie gab.

Nach deiner Ankunft im Krankenhaus und der Nachricht, du seiest ins Koma gefallen, habe ich nur noch geweint.
 

~~
 

Ich öffne die Augen. Es ist schon spät, die Friedhofswache ist schon unterwegs.

Der kalte graue Stein, in den dein Name eingemeißelt ist, wächst vor mir in die Höhe und scheint nicht mehr enden zu wollen. Ich war schon wieder dicht.

„Verdammt!“, fluche ich, als ich mich zu hastig erhebe und mein Kopf dröhnte, als wäre er wäre er eine Betonplatte, die man mit einem Presslufthammer bearbeiten muss.

Ich halte mich an deinem Grabstein fest und atme die kühle Nachtluft ein.

„Zoro... Es ist schon spät“

Mein Kopf fährt herum und ich sehe zu dem uniformierten Blondschopf, der sich an die Mauer zu meiner Rechten gelehnt hatte.

„Haben sie schon wieder die Bullen gerufen?“ Es war eigentlich mehr eine Feststellung, als eine Frage.

Seufzend stößt sich Sanji von der Mauer ab und geht auf mich zu.

„Komm“, flüstert er und legt einen Arm um meine Schulter. „Ich bringe dich nach Hause“

„Es geht schon“, erwidere ich.

„Du bist hackebreit“

„Quatsch“

„Wenn du nicht freiwillig mitkommst, werde ich Gewalt anwenden“

Ich wusste, dass mein bester Freund es ernst meinte.

Als Polizist durfte er keinem trauen.

Nicht einmal mir oder seiner Freundin.

Ich folge ihm schweigend zu seinem Streifenwagen und nehme neben ihm Platz.

„Du musst dich an die Besuchszeiten halten!“ Sanji greift nach seinem Gurt und kramt im Handschuhfach nach einer Zigarette.

„Ich weiß“, kommt es nur von mir und ich starre durch die Fensterscheibe nach geradeaus, während ich mich anschnalle.
 

„Ruffy hat morgen Geburtstag“ Das grelle Licht der Straßenlaternen brennt mir in den Augen.

„Hmmm?“

„Du weißt schon, Ruffy. Groß, schlank, verfressen, schwarzhaarig“

„Ja“ Natürlich erinnerte ich mich an ihn.

An ihn und seinen Hund.

„Er gibt übermorgen eine Party. Du solltest hingehen“

„Sollte ich?“, brumme ich nur und kneife die Augen zusammen.

„Du kannst nicht ewig so weiterleben. Ihr Tod hat aus dir ein seelisches Wrack gemacht“

„Tzz“

Ich lege mir eine Hand auf die Stirn.

Mir ist schlecht.

„Ich gehe auch hin“ Sanji startet den Motor.

Ich schweige und mein Freund lächelt.

„Dann hole ich dich übermorgen ab!“
 

Zwei Tages päter
 

Es ist Samstag.

Ein trister Samstag, so trist, wie es mein Leben ohne sie war.

Ich sitze auf der Couch im Wohnzimmer, auf der ich gemeinsam mit ihr so viele wunderbare Nächte verbracht hatte, und starre auf den schwarzen Bildschirm.

Ich verstehe den Sinn meines jetzigen Lebens nicht und will ihn auch nicht verstehen.

Ich fahre mir verzweifelt durchs Haar, schließe die Augen und wünsche mir, ich würde nie wieder aufwachen.
 

°°°
 

„Zoro, das ist doch Erdbeereis!“ Sie funkelte mich böse an und ich sah schmollend auf die Waffel in der Hand.

„Sie hatten keine Vanilleeis mehr. Eis ist Eis, das schmeckt doch eh alles gleich!“

„Baka!“

„Hmmm?“ Ich hatte ihr tief und die Augen gesehen und breit gegrinst.

„Du wirst noch fett, wenn du so viel Eis futterst!“

Belustigt hatte ich beobachtet, wie ihr Auge zu zucken begann.

„Willst du, dass ich dich erwürge?“

„Nein, aber einen Kuss!
 

°°°

Ich drehe mich auf die Seite, merke, dass ich unruhig schlafe, doch bevor ich reagieren kann, schlittere ich schon in den nächsten Traum.
 

°°°
 

„Doktor Bader?“ Ich sah den kleinen, alten Mann vor mir besorgt an.

„Wie geht es ihr?“

„Nun“, setzte er an und ich spürte einen plötzlichen Stich in der Brust, als er nachdenklich sein Klemmbrett musterte.

„Sie ist letzte Nacht ins Koma gefallen“
 

Es ist wortwörtlich wie ein Schlag in die Fresse gewesen.

Als hätte mir jemand das Herz aus der Brust gerissen und damit Fußball gespielt.

Tausende von Gedanken und Gefühlen, allen voran Trauer, überfluten dich und du kannst gar nicht anders, als zu weinen.

Hätte ich eine Waffe gehabt, ich hätte mich augenblicklich erschossen.

„Möchten Sie sie sehen?“, drang die leise Stimme des Arztes zu mir und ich konnte nichts anderes als ein Nicken zustande bringen.
 

Ich möchte mich nie wieder an diesen Anblick erinnern, der sich mir in ihrem Krankenbett bot.

Sie sah ganz friedlich aus, so als würde sie schlafen.

Aber sie schlief nicht, sie war so gut wie tot, angeschlossen an Beatmungsgeräte und, was weiß ich, noch für Apparaturen.

Ich wusste, dass Koma-Patienten so gut wie nie wieder erwachten und bei ihr war die Chance noch geringer, da sie vom Sturz einige schwerwiegende Verletzung davongetragen hatte.
 

Später musste mich Sanji festnehmen, weil ich vor Wut und Trauer das halbe Zimmer auseinandergenommen hatte.

Als ich die Nacht über in der Zelle saß, redete mich Sanji auf mich ein.

Mein bester Freund schaffte es schließlich, mich davon zu überzeugen, sie gehen zu lassen.
 

Zwei Wochen später war die Beerdigung.

Sie sah wunderhübsch aus in dem Kleid, in das man sie gesteckt hatte. Wie Dornröschen.

Nur würde sie nie wieder aufwachen, auch nicht nach hundert Jahren.

Danach bin ich nie wieder an ihr Grab gegangen.

Ich konnte es einfach nicht ertragen.

Ich hatte mich in unserer Wohnung eingeschlossen und kam Monate lang nicht mehr heraus.

Albträume verfolgten mich und dann beschloss ich, ihr Grab doch zu besuchen.

Keine Ahnung, woher dieser Sinneswandel kam, aber ich wusste, dass ich mit mir und ihr abschließen musste, wenn ich wollte, dass sie in Frieden weiterleben konnte. An einem Ort, an dem ich nicht existiere.

Ich...
 

°°°

Das schrille Klingeln der Tür reißt mich aus meinem Traum.

Ich fühle mich wie gerädert und erhebe mich schwermütig.

„Wie siehst du denn aus?“, kommt es tadelnd von Sanji, ehe er überrascht die Augen aufreißt, als ich ihm völlig erschöpft in die Arme falle.

„Zoro, alles okay?“

Meine Atmung ist unregelmäßig, ich spüre, wie ich zitter.

„Bring mich... zu ihr!“
 

Eine halbe Stunde später
 

„Und du willst wirklich nicht zur Party?“, fragt mich Sanji und legt besorgt eine Hand auf meine Schulter.

Ich schüttele mit dem Kopf.

„Nein, es ist in Ordnung so“

Sein Seufzen dringt an mein Ohr.

„Okay, dann bis morgen. Wir sehen uns!“

Mein verzweifelter Freund geht hastigen Schrittes davon und lässt mich allein mit ihr.

Ich starre eine Ewigkeit auf ihren Grabstein, neben mir taucht eine junge Frau auf und starrt den Grabstein vor sich an.

Ich lese den Namen; er ist mir unbekannt.
 

Ich weiß nicht, wie wir ins Gespräch kamen.

Plötzlich fragt sie: „Ihre Freundin?“ Sie deutet auf ihr Grab.

Lächelnd verneine ich und sauge mit meinen Augen das letzte Mal ihren Namen auf.

Nico Robin.

„Nein“, erkläre ich der jungen Frau vor mir.

„Sie war mein Leben“



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  NaxLu
2010-08-20T21:47:06+00:00 20.08.2010 23:47
Heeeeeeeeeeeey das ist voll traurig *wein*
ich habe voll geheult *wähähähäh*
hoffe aber es gibt noch weitere os von dir

Lg NaxLu
Von:  Sunshine_Schiffer
2010-04-08T18:25:44+00:00 08.04.2010 20:25
Also den Schreibstil find ich klasse.
Sehr gut geschreiben.

Der inhalt, sehr traurig,aber sehr gut verfasst, von der seite kenn man Zorro nicht, aber das ist die seite die ich leibe, die gefühlvolle seit, auch wenn hier die einzigen gefühle, tauer und einsamkeit waren.

würde mich über eine weiter One Shot freuen

Liebe Grüße Strohhut-Robin
Von:  Lorenor_Robin
2010-03-29T08:04:57+00:00 29.03.2010 10:04
heul
oh nein armer zorro
echt traurig, aber gut geschrieben

LG
L_R


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