The Promise
Zwölf Jahre waren inzwischen schon vergangen. Zwölf Jahre, in denen sie ihr Leben in stummer Sehnsucht weiterlebte. Ohne ihn. Für ihn.
Er hätte nicht gewollt, dass sie ihr Leben ohne weiteres weggeworfen hätte, um ihm zu folgen als es passierte. Sie war zu jung, hatte den Großteil ihres Lebens noch vor sich. Auch wenn sie sich fragte, was an einem Leben ohne ihn denn noch liebenswert war.
Zwölf Jahre Einsamkeit, auch wenn sie wie an diesem Abend von ihren Freunden umgeben war. Einsam, da ihr Herz nur für einen schlug und nun vor einer unüberwindbaren Klippe stand. Sie sah keinen Weg, keine Brücke um zu dem zu gelangen, der sie verlassen hatte, oder eine Möglichkeit um ihn sich zurückzuholen. Und die Lücke, die er hinterlassen hatte mit jemand anderem zu füllen, das würde sie niemals über sich bringen.
Sie war immer allein, verloren im dichten Gedränge der Großstadt, verloren im fröhlichen Kreis ihrer Freunde.
Sie gaben sich Mühe zu ihr durchzudringen, große Mühe - doch sie mussten hilflos mitansehen, wie ihre Freundin sich immer weiter von ihnen entfernte.
"I'll never be the same again"
Nicht der blonde, gutmütige Optimist, ihr bester Freund, den sie schon von Kindesbeinen an kannte. Zu sehr erinnerte er sie an ihre fröhliche Kindheit zu dritt.
Nicht seine schüchterne kleine Freundin, welche ihr sehr ans Herz gewachsen war. Ihr Glück an der Seite des Blondschopfs machte ihr nur schmerzhaft bewusst, wie sehr sie ihn vermisste.
Nicht ihre engste Freundin, welche gerade lautstark versuchte ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Zu deutlich sah sie die Bilder vergangener Zeiten, als sie mit ihr um den Schwarzhaarigen konkurrierte.
Mit trübem Blick wandte sie sich ihrer Freundin zu: "Entschuldige... was hast du gesagt?" "Och, mensch Sakura was träumst du denn schon wieder? Wir haben beschlossen noch ein wenig auf den Jahrmarkt zu gehen. Du kommst doch mit, oder?", schmollte die Blonde - nur um Sakura kurz darauf bittend anzusehen.
Der Jahrmarkt... wie lange war sie dort schon nicht mehr gewesen? Sie erinnerte sich an die vielen Farben, leuchtend in der Nacht, an das fröhliche Kinderlachen und den süßen Geruch von Dango in der Luft... und an ein Lächeln, von welchem sie nie hatte genug bekommen können, da es sich so rar machte. Ein Lächeln, das ihr Herz höher schlagen ließ, und die Zeit um sie herum stehen blieb, nur um einen Augenblick später mit doppelter Geschwindigkeit auf sie einzustürmen.
Sakuras entrückter Blick klärte sich. Kurz sah sie zu ihrer immer noch wartenden Freundin, bevor sie ein leeres Weinglas auf dem Tisch fixierte. "Ein ander Mal vielleicht Ino", murmelte sie leise, immer noch an ihr Glas gewandt. Enttäuscht blickte die Blonde sie an. Ein trauriger Schimmer erschien in ihren hellen Augen, doch diesen verbarg sie schnell wieder durch einen gewohnt heiteren Gesichtsausdruck. Sie machte sich nach wie vor Sorgen um ihre beste Freundin, versuchte jedoch diese im Unwissen darüber zu lassen; zu groß war ihre Angst, dass Sakura sich weiter abkapselte. "Na gut, aber pass auf dem Nachhauseweg auf... oder soll Naruto dich bringen?", wandte sie sich schnell an den Blonden, der gerade seiner Freundin etwas ins Ohr flüsterte, was diese hoffnungslos erröten lies.
"Nein, nein, das kleine Stück schaff' ich schon alleine. Geht ihr euch ruhig amüsieren", wehrte Sakura ab und griff nach ihrem langen Mantel. Schnell stand sie auf, setzte sich ihre weiße Wollmütze auf die so leuchtend rosa Haare und verließ das kleine Nachtcafé mit zügigen Schritten.
Schweigend sah Ino ihr nach.
Mit nun langsameren Schritten ging sie die von Laternen erhellte Straße entlang. Kleine Häuser drängten sich an den Seiten zusammen, von dem Trubel der Großstadt bekam man in dieser Gegend nicht viel mit. Die ersten Sterne blinkten am Himmel, die Nacht legte sich allmählich auf die Stadt. Sehnsüchtig blickte Sakura zu den weit entfernten Lichtpunkten nach oben. Sie kam unter einer Straßenlaterne zu stehen. Weiches Licht fiel auf sie hinab, als ihr ein leiser Seufzer entwich.
"If we ever meet again,
won't let you get away"
Sie verstand Ino und ihre Freunde, doch sie konnte doch auch nichts dagegen tun. Ein leichter Wind kam auf, streifte ihre Gestalt, bauschte ihren dunklen Mantel auf und lud ihr schulterlanges Haar ein mit ihm um die Wette zu tanzen.
"Don't ever let me go"
Sie schloss ihre, nun funkelnden, grünen Augen. Waren das nicht seine Worte gewesen? Eine erste Träne fand ihren Weg über ihre Wange, perlte ab und wurde vom Wind mitgerissen. Hatte er nicht versprochen immer bei ihr zu bleiben?? Unendlich große Trauer kämpfte sich ihren Weg an die Oberfläche. Ein Schluchzen zerriss die Stille und in immer kürzeren Abständen flossen weitere Tränen über die mittlerweile geröteten Wangen der Rosahaarigen. Kraftlos ließ sie sich gegen die Laterne sinken, den sehnsüchtigen Blick starr auf den samtenen Himmel gerichtet.
"Du hast dein Versprechen gebrochen..." Nur ein Hauchen war zu hören.
"I'll never be the same"
Wie konnte man da noch erwarten, dass sie einfach so weiter leben konnte wie zuvor?! Ohne ihn in ihrem Leben, ohne ihre wichtigste Stütze? Weitere Schluchzer durchschnitten die klare Nachtluft, zitternd schlang die junge Frau die Arme um ihren Oberkörper, versuchte die Kälte daraus zu vertreiben. Erinnerungen durchströmten sie, von seinen zärtlichen Gesten und Berührungen, von seinen Umarmungen und Küssen, von seiner Wärme.
"Kiss me all night"
Sein Verlust hinterließ diese Eiseskälte in ihr und keiner vermochte sie auch nur ansatzweise durch Wärme und Geborgenheit zu ersetzen, so wie er es konnte. Jahrelang schleppte sie sie mit sich herum, allein. Hilflos vergrub Sakura ihr verweintes Gesicht in ihren klammen Händen. Ihre Handschuhe... sie hatte sie in dem Café liegen lassen, als sie so eilig daraus verschwand. Langsam, immer noch bebend, lehnte sie ihren Kopf gegen das kühle Metall in ihrem Rücken und schloss ihre müden Augen. Zu schwer war es, sie jetzt noch selbst offen halten zu können. Wie sollte es nur mit ihr weitergehen? Was sollte sie tun? Schon zwölf lange Jahre versuchte sie in ihr altes Leben zurückzufinden, doch egal was sie tat, es erinnerte Sakura an ihn... Sasuke. Zu allgegenwärtig war sein Geist, in allen Bereichen ihres Lebens hatte er eine Rolle gespielt.
An ihrem Arbeitsplatz besetzte mittlerweile ein neuer Kollege seinen Schreibtisch - direkt vor der Rosahaarigen. Schon öfters hatte Sakura den großen schwarzhaarigen Mann mit den blassen Gesichtszügen vor ihr mit Sasuke verwechselt. Und jedesmal erschütterte es sie bis ins Mark und sie wusste nicht wohin mit ihren verzweifelten Gedanken. Sai war nett, das stand ausser Frage, doch allein die äußerliche Ähnlichkeit mit Sasuke machte sie völlig fertig, auch wenn sie sicherlich gut mit Sai ausgekommen wäre. So hielt sie lieber Abstand.
Sakura verzog das Gesicht. Jetzt dachte sie schon wieder darüber nach.
"This freefall got me so"
Entschlossen richtete sie sich auf. Ihr Blick war noch immer auf die beständig heller werdenden Sterne gerichtet. Langsam hob sie die Hand und wischte sich die letzten Tränen aus den Augenwinkeln. Ein schwaches Lächeln zierte ihre schmalen Lippen. Er hatte es nicht geschafft sein Versprechen einzuhalten. Doch sollte sie ihm deswegen Vorwürfe machen? Sie wusste genau, dass er, wenn er die geringste Möglichkeit dazu gehabt hätte, jetzt neben ihr stehen würde, geduldig darauf wartend, dass sie sich vom Anblick des Nachthimmels lösen und den nächsten Schritt gehen würde.
Und mit einem Lächeln, das nur ihm galt, machte sie sich auf den Weg nach Hause.
"Say, if we ever meet again,
won't let you get away."
Und das war ihr Versprechen an ihn.
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Nun, mir ist bewusst, dass die Zeilen zu einem eher positiven Lied gehören ^^
Jedoch konnte ich so gar nichts damit anfangen, und schnell wurde daraus eine trauriger OS. Daher bezieht sich der OS nur auf den Inhalt des Liedtextes, und nichts weiter.
Ich hoffe »The Promise« hat euch gefallen. :)
