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Sie will mich zurück

Aber warum verließ sie mich dann?
von

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Mir drehte sich der Magen um, als ich auf meine Uhr blickte. Es war schon Drei Uhr und ich musste mich langsam zu dem kleinen Café am Marktplatz aufmachen, das einst mein Stammcafé war. Und den Grund, weswegen es das nun nicht mehr war, würde ich ebenfalls dort vorfinden.

Wie ich mich darauf einlassen hatte können, war mir immer noch schleierhaft, aber ich würde keinen Rückzieher machen. Das war unter meinem Niveau und davon besaß ich doch eine gewisse Menge. Außerdem wollte ich nicht feige erscheinen. Nur weil ich nicht derjenige gewesen war, die das Treffen vorgeschlagen hatte, musste ich nicht auch noch zeigen, dass ich mich mit dem Gedanken nicht wohl fühlte. Ich wollte nicht gehen. Ich wollte mich irgendwo verkriechen und hoffen, dass alles gut würde. Aber so leicht war es nun einmal nicht.

Seufzend schlüpfte ich in meine Schuhe und verließ meine Wohnung. Der Weg bis zum Café verging so schnell, dass ich mir schon einbildete finstere Mächte seien dabei im Spiel gewesen, aber wie ich schon immer wusste, gab es Magie nicht und das würde auch so bleiben. Lächerlich.

Beim Betreten erblickte ich sie gleich. Diese roten Haare konnte man gar nicht übersehen. Etwas gequält lächelnd ging ich auf sie zu und nickte ihr zu.

„Du wolltest mit mir sprechen“, stellte ich fest und setzte mich ihr gegenüber. Sie sah verboten gut aus und hatte sich mal wieder wirklich kurvenreich gekleidet. Auch jetzt musste ich mich bei ihrem Anblick stark zusammenreißen. Sie hatte schon immer eine besonders anziehende Wirkung auf mich gehabt, die ich nur mit Mühe überwinden hatte können. Damals als sie mich fallen gelassen hatte, war ich völlig aufgelöst gewesen und hatte nicht gewusst, was ich mit meinem weiteren Leben anfangen sollte. Aber mittlerweile hatte ich es geschafft mich soweit in den Griff zu bekommen. Blöd nur, dass sie das anscheinend nicht zulassen wollte. Oder warum hatte sie dieses „Date“ arrangiert?

„Ja, das wollte ich. Wie geht es dir denn? Du siehst umwerfend aus. Ich habe mich schon lange gefragt wie es dir ergangen ist.“ Dieses Lächeln und ihre Stimme machten mich wahnsinnig. Ich zählte bis zehn und atmete tief ein und aus. Ich durfte nur nicht die Nerven verlieren. Ich würde ihr nicht unter die Nase reiben, dass meine Gefühle für sie sich nicht in Luft aufgelöst hatten.

„Muss ja, nicht wahr? Es läuft wie immer.“

„Das freut mich für dich. Und bist du noch immer Single?“ Sie nippte an ihrem Glas Orangensaft, das sie bereits bestellt hatte, und sah mich darüber hinweg fragend an.

Ich hatte mir vorgenommen nicht zu lügen. Wer wusste schon, weshalb sie sich mit mir traf? Vielleicht wollte sie mich zurück? Dann konnte ich ihr schlecht vorlügen, dass ich bereits eine andere an der Angel hatte.

„Sieht so aus. Und wie steht es mit dir?“ Ich konnte mir kaum vorstellen, dass sie nicht bereits wieder in einer Beziehung steckte, wenn nicht bereits mehrere seit unserer Trennung vergangen waren. Aber sie war nicht der Typ Mensch, der einer Beziehung arg schnell überdrüssig wurde. Sie hatte mich damals sehr genau kennen lernen wollen bis sie sich auf unsere etwas mehr als einjährige Beziehung eingelassen hatte. Mich hatte es nicht gestört.

„Geht mir wie dir. Seit wir uns getrennt haben, hab ich mir andere Prioritäten gesetzt gehabt.“

„Und du erzählst mir das weshalb?“ Ich bezweifelte, dass sie sich mit mir nur mal zum Kaffeeklatsch traf, um ein wenig über die alten Zeiten und die einsame Zeit zu reden. So war sie nie gewesen.

„Du fehlst mir. Ich habe die Zeit mit dir sehr genossen. Es war die falsche Entscheidung dich zu verlassen.“ Sie sah mich mit einem so intensiven Blick an, dass ich unwillkürlich nickte. Ich wollte sie am liebsten verfluchen, dass sie dachte ich würde sie in mein Leben zurück lassen. Wusste sie denn nicht wie sehr ich unter der Trennung gelitten hatte? Scheinbar nicht, denn sie zuckte nicht einmal mit der Wimper, sondern trat völlig selbstbewusst auf.

Ihre Hände umklammerten nun die meinen, die gerade noch an der Tischdecke rumgenestelt hatten. Sie fühlten sich gut es. Es fühlte sich gut an sie zu berühren, aber diesem Gefühl durfte ich nicht nachgeben. Ich war so lange ohne sie ausgekommen. Sie konnte mich nicht wieder in ihren Bann ziehen – jedenfalls nicht ohne sich wirklich um mich zu bemühen. Ich konnte meine Gefühle nicht leugnen, aber mir zu liebe würde ich im Notfall auf sie verzichten. Das schwor ich mir.

„Verzeihst du mir?“ Ich presste die Lippen aufeinander und starrte die Tischdecke vehement an. Ich wusste nicht wie sie es anstellte, aber sie hatte wirklich Macht über mich. Ich war mir sicher, dass ich verlieren würde, wenn ich ihr in die Augen blickte.

„Wieso?“, hauchte ich und ärgerte mich darüber, dass meine Stimme so schwach klang. Aber die Frage war berechtigt. Sie konnte nicht zurückkommen und erwarten alles sei wie früher. Alles sei wieder in Ordnung. Denn es war nicht in Ordnung. Sie hatte mich verlassen und zu einem Wrack gemacht. Sie hatte dafür gesorgt, dass ich Angst vor neuen Beziehungen hatte. Sie war schuld daran, dass mein Selbstbewusstsein verschwunden war. Sie allein hatte mich zu einem verkrampften Menschen gemacht. Und ich war ihr bei Gott nicht dankbar dafür.

Ich musterte sie wieder, mied aber ihren Blick. Konnte ein Mensch – eine Frau von so zartem, sanftmütigem Wesen – so grausam sein? So herzlos? Ich konnte es mir kaum vorstellen, wusste aber, dass es wohl so war. Sie war so direkt und forsch, so anders als alle anderen Frauen, die ich je gekannt hatte. Aber sie war auch die einzige, die mich so umgehauen hatte. Wer hätte sich ihr widersetzen können?

„Ich hätte dich nicht gehen lassen sollen. Ich hab einfach kalte Füße bekommen.“ Sie schien zu zögern und nun blickte ich sie direkt an. Was wollte sie mir genau sagen? Wovor hatte sie Angst bekommen? Warum sollte sie überhaupt auf den Gedanken kommen Angst zu haben…vor einer Beziehung mit mir?

„Ich war noch nie so lange mit einem Mann zusammen wie du weißt.“ Das war mir zwar bewusst, aber mir ging es genauso, nur dass ich natürlich immer mit Frauen liiert gewesen war.

„Und ich dachte, dass du mich irgendwann ohnehin verlassen würdest.“ Jetzt wurde ich stutzig. Wie kam sie denn auf diesen absurden Gedanken? Und wieso zum Teufel machte sie dann selber Schluss? Ich warf ihr einen fragenden, skeptischen Blick zu. Ich hatte ihr niemals einen Grund geliefert so einen Unsinn zu glauben.

„Deswegen wollte ich diejenige sein, die es beendet.“ Es war purer Egoismus. Sie hätte jederzeit mit mir über ihre Gefühle reden können. Dann wäre jetzt vielleicht alles besser. Jedenfalls hätten wir uns ausgesprochen. Wir hätten uns beide damit glücklicher gemacht. So hatte sie die Hoffnung auf eine Zukunft zwischen uns beiden radikal vermindert. Ich wusste nicht, ob ich ihr vertrauen konnte. Sie war umwerfend, natürlich, aber ich würde dennoch auf der Hut sein. Nur weil ich sie immer noch liebte, würde ich ihr nicht verzeihen.

„Sehr kluge Entscheidung“, entgegnete ich sarkastisch. „Wie kommst du auf die dämliche Idee ich könnte mit dir Schluss machen!?“ Das konnte einfach nicht ihr Ernst sein. Sie log mir doch sicherlich das Blaue vom Himmel. Wahrscheinlich hatte sie einen Liebhaber gehabt, jetzt hatte er sie verlassen und sie wollte mich zurück. Das klang schon um einiges logischer in meinen Ohren.

„Ich hatte meine Gründe. Ich…wusste nicht, ob du mich mit all meinen Macken nehmen würdest wie ich bin.“ Sie wirkte immer nervöser. Eindeutig – sie log! Ich hätte mir wirklich gewünscht ihre Worte entsprächen der Wahrheit, aber dem war nicht so. Und das konnte ich mir auch nicht einreden, um mich besser zu fühlen. Denn hinterher würde es nur zu einer Katastrophe ausarten.

„Erzähl mir doch einfach die Wahrheit.“

Sie blinzelte. Scheinbar hatte sie nicht damit gerechnet, dass ich sie entlarvt hatte. Aber ganz naiv war ich nicht und das sollte ihr bewusst sein. Immerhin hatte sie über ein Jahr eine Beziehung mit mir geführt. Wir hatten zwar nicht zusammen gewohnt – es war ihr zu früh – aber dennoch sollte sie mich besser kennen.

„Es ist traurig, dass du mir nicht glaubst, aber ich lüge nicht. Selbst wenn es dir die Sache einfacher machen würde, es tut mir leid. Ich kann dir aber nur die ganze Wahrheit sagen, wenn du dich auf mich einlässt. Ich liebe dich noch genauso sehr wie früher. Es gab einen guten Grund, der mich dazu bewegte dich zu verlassen. Ich hatte Angst. Das ist die Wahrheit. Und ich denke, du würdest mich verstehen, wenn du wüsstest, weswegen ich Angst hatte. Ich möchte mit dir zusammen sein. Ich möchte noch einmal von vorn anfangen. Ich fühle mich nicht vollkommen ohne dich. Ich wollte es nicht wahrhaben, aber mittlerweile habe ich es eingesehen. Momentan läuft alles schief bei mir – seitdem ich dich verlassen habe. Gib mir eine Chance. Wenn du mich nicht mehr liebst, ist es okay, aber wenn doch…würdest du mich sehr glücklich machen, wenn du mir eine zweite Chance gestattest.“

Ich ließ mir die Worte durch den Kopf gehen. Ich wusste nicht wieso, aber ich wollte ihr Glauben schenken. Mich für mein Benehmen entschuldigen. Ihr sagen, dass ich sie auch liebte. Ihr eine zweite Chance geben. Stattdessen meinte ich: „Sag mir erst, woher deine Angst kommt. Wenn ich das nicht weiß, hat eine Beziehung mit dir keinen Sinn. Ich will es zuerst wissen. Wenn du Recht behältst, kann ich dich nicht im Nachhinein doch noch verletzen. Sag es mir erst. Dann entscheide ich.“

„Liebst du mich denn noch?“ Sie wich aus. Das gefiel mir ganz und gar nicht.

„Ich werde dir nichts weiter sagen. Spuck es aus oder ich werde gehen. Denn dieses Gespräch macht keinerlei Sinn, wenn du nicht kooperierst.“ Ich blickte sie herausfordernd an. Sie mochte zwar meine Traumfrau sein, aber ich ließ nicht alles mit mir machen. Ich sehnte mich danach einfach einer Beziehung mit ihr zuzustimmen, aber ich besann mich auf meine Vernunft.

„Du liebst mich nicht mehr?“ Sie klang so traurig, dass ich sie am liebsten umarmt und getröstet hätte. Aber das kam in diesem Moment gar nicht in Frage.

„Das habe ich nie behauptet. Aber gut. Dann gehe ich eben. Schade, dass du mir nicht vertrauen willst.“ Es hatte keinen Sinn. Bevor er noch etwas Dummes tat, sollte er gehen und glücklich darüber sein, dass er nicht ihrem Charme verfallen war.

Doch als er langsam aufstand, griff sie wieder nach seiner Hand. „Warte bitte. Ich werde es dir sagen. Aber bitte bleib.“

Ich setzte mich wieder –triumphierend – und musterte sie nun neugierig. Wenn sie jetzt nur Zeit schinden wollte, würde sie kein Glück haben. Aber sie wusste sicherlich, dass er nicht bluffte.

„Es hat etwas mit meiner Persönlichkeit zu tun. Und ich fürchte, dass es dir nicht unbedingt gefallen wird. Eher im Gegenteil.“ Sie verstärkte ihren Griff und ich nickte brav, während mir lauter Möglichkeiten durch den Kopf schossen, was sie mir denn unbedingt sagen wollte – oder musste.

„Ich denke, ich sollte es kurz und schmerzlos machen, nicht wahr?“ Sie lächelte und wirkte blasser als sonst. Wenn sie glaubte, es könnte mir nicht gefallen, war ich der festen Überzeugung, dass sie Recht behalten könnte. Sie konnte mich gut einschätzen und ich hatte selbst schon so ein seltsames Gefühl im Magen. Ich wollte nicht wirklich hören, was sie mir zu sagen hatte, aber ich musste wohl oder übel.

„Bitte verurteile mich nicht sofort dafür. Ich bin eine Hexe.“ Und damit war es raus. Ich starrte sie an. Sie war was? Ich hatte alles erwartet, aber nicht das. Ich wusste nicht, ob ich lachen…oder gar weinen sollte. Ich starrte sie nur geschockt an. Meine Gedanken fuhren Achterbahn. Ich wollte ihr etwas entgegnen, brachte aber keinen vollständigen Satz zustande. Denn ich wusste: Sie log mich sicherlich nicht an.

„Ich weiß, was du von solchen Dingen hältst, aber bitte. Gib mir eine Chance. Bisher bin ich dir mit meiner Magie nie in die Quere gekommen.“ Doch ich konnte nicht in wenigen Minuten über all das entscheiden. Ich war verwirrt. Mein Weltbild hatte sich verrückt. Ich hätte sie auslachen sollen, aber ich musste ihr einfach glauben.

Stumm stand ich auf, warf ihr einen entschuldigenden Blick zu und trottete aus dem Café. Ich würde nachdenken. Wie lange wusste ich nicht, aber ich würde mich zu gegebener Zeit bei ihr melden.



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