Ein Phönix benötigt Quecksilber
Manchmal war für Miles das Öffnen der eigenen Haustür wie eine Schachtel Pralinen: Man weis nie, was man zu sehen bekommt. Mal das totale Chaos, mal ein unerwartetes Abendessen, mal ein schlafender Phoenix auf dem Sofa, mal Trucy, die irgendeinen Zaubertrick übte, mal war Apollo da und hing mit Phoenix über irgendwelche Fallakten... Einmal sogar einen zu „Strangelove“ tanzenden Phoenix (die Tatsache, dass dieser nur äußerst... sporadisch bekleidet war brannte jenes Erlebnis nur noch tiefer in Miles Gedächtnis). Manchmal fand er seine Wohnung auch leer vor, wenn Phoenix nicht da war oder länger arbeitete (sprich: Die Arbeit der Polizei machte und an Tatorten nach Beweisen suchte).
Und heute... heute sah er etwas, was definitiv unerwartet kam.
Phoenix Wright, wie er auf seinem Sofa saß, ein altes Quecksilberfiebertermometer im Mund. Für einen Moment dachte Miles, Phoenix würde seine Temperatur messen, ehe er bemerkte, dass der andere Mann das Glasröhrchen kaum zwei Zentimeter im Mund hatte und scheinbar kräftig daran saugte.
„Was zum...“
„Miles!“, stieß Phoenix erschrocken aus, nahm das Thermometer aus dem Mund. „Es... ist nicht, wonach es aussieht.“
Generell ein schlechter Spruch, fand Miles.
„Oh, es sieht aber ganz danach aus, als ob du an meinem Thermometer gesaugt hättest.“, sagte Miles und blickte etwas genauer auf jenen Gegenstand und bemerkte, dass die Spitze scheinbar abgebrochen war und die Flüssigkeit im inneren fehlte. „Nein... du hast mein Thermometer AUSgesaugt!“
„Äh... ja...“
„Mein QUECKSILBERthermometer!“
„Ja... also... das ist genau der...“
„Phoenix... Quecksilber ist verdammt giftig!“
„Und genau da liegt der Punkt. Ich äh... brauche quasi das Quecksilber wie andere Menschen Zink und Eisen... Ist so ne Sache eben... wirklich... Sorry, normalerweise kaufe ich mir etwas eigenes, aber heute hatte ich meins vergessen und da war nur das Fieberthermometer und ich... äh...“
Miles blinzelte und seufzte schließlich. Er rieb sich die Stirn, hinter der sich ein leichter Schmerz bemerkbar machte. Und dann schüttelte er nur den Kopf und befand, dass er sich wirklich über nichts mehr wundern sollte.
„Schon gut... ich kaufe ein neues... oder vielleicht auch fünf...“, murmelte er.
