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Dollhouse

von

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Dollhouse

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°Ich hätte ihm die bescheuerte Idee aus dem Kopf prügeln sollen …! ° Yuris Hand verformte sich zu einer fast stählernen Faust und sein Blick drohte den staubigen Weg unter seinen Füßen aufzuspießen.

°Warum zur Hölle musste ich diesen zwielichtigen Mann an der Straßenecke auch ansprechen..?!° Der junge Mann stieß ein angesäuertes Geräusch aus und ignorierte die besorgten Augen seiner Kameradin so gut er konnte.

°Nicht mehr lange und sie wird mich fragen, obs mir gut geht...° Der Gedanke störte ihn jedoch nicht; auch wenn er es nie ganz offen zugeben würde, so war Karin doch seine große Stütze in diesem ganzen Desaster.

Natürlich konnte er auch auf seine anderen Gefährten, bestehend aus dem weißen Wolf Blanca, der klüger war, als viele andere menschlichen Gestalten es je sein konnten, Lucia, eine bildhübsche Wahrsagerin, Joachim, ein Vampir und „Held der Gerechtigkeit“ – Papillon, wie er sich nannte, Anastasia, die jetzt mit ihnen reisende Prinzessin der Romanows, welche schon wieder an Kurandos - ein treuer und ergebener Samurai – Ärmel hing und ihm die verschiedensten Sachen vorschwärmte, zählen. Doch Karin hatte schon immer ein Auge für seine Launen gehabt und seine Leiden, seinem Geschmack nach, zu oft und vor allem zu schnell entlarvt. Er konnte ihr nur sehr selten etwas vorspielen, genau wie seiner Mutter.
 

„Yuri… Alles in Ordnung?“, Sie war näher an ihn herangekommen und hatte die Worte etwas geflüstert. °Jaa, die gute alte Karin...° dachte er, innerlich lächelnd. Äußerlich warf er dem gebrechlichen alten Mann, der sie zu ihrem neu beschlossenen Ziel führte, einen tödlichen Blick zu.

„Mit mir ja… Aber der da hat offensichtlich nicht mehr alle Tassen im Schrank.“, grollte er. Karin betrachtete den genervten Blick in Yuris Gesicht für einige Momente still schweigend.

„Naja… Es ist nicht das erste mal, dass einer von uns auf eigene Faust ein neues Ziel anpeilt und wir einfach mitkommen.“

„Ich weiß… Trotzdem. Was soll das überhaupt?! Nur weil der komische Kerl neben der Straße etwas von hübschen Puppen und einem unheimlichen Haus gelabert hat, müssen wir uns das jetzt ansehen?? Wenn du mich fragst hat der Alte dort vorn echt eine an der Latte.“, Yuri, dem die ganze Situation seltsamer Weise sehr bekannt vorkam, lies seinem Ärger etwas Freiraum und beschwerte sich laut genug, damit es alle Gefährten klar und deutlich hören konnten – auch der „Alte“ ganz vorne, Gepetto, der französische Puppenspieler.

„Junge, ich höre alles, was du dort hinten zusammenfaselst! Wenns dir nicht passt, dann setz dich doch in ein Lokal und sauf den Abend hinfort!“, sprach Gepetto, etwas angesäuert dank der fehlenden Toleranz des Jüngeren, über seine Schulter. Halbunterdrücktes Kichern war von einigen Seiten zu hören.

„Argh… Halt doch die Klappe… Du bist der, der die ganze Zeit über immer am Tresen hängt.“, war Yuris einfallsreicher Konter auf Gepettos harte Worte.
 

Yuri verschränkte seine Hände hinter seinem Kopf und blickte der untergehenden Frühlingssonne gespielt schmollend entgegen. Das Meeresrauschen war schon lange hinter ihnen verstummt und die Truppe ging immer weiter ins Landesinnere. Japan kam ihm mittlerweile sehr klein vor. Yuri und anderen waren schon seit mehr als einem halben Jahr unterwegs, auf den Spuren einer Geheimorganisation – nicht ohne Grund, aber er wollte die Sache mit dem Fluch, der auf ihm lag, nicht schon wieder ausgraben. Dabei waren sie schier durch ganz Europa gewandert und waren schließlich hier, in seiner Heimat Japan, gestrandet. Er genoss den Wind, der sanft mit seinen Haaren spielte und über seine Haut strich, für einen kurzen Moment, in Gedanken bei glücklicheren Zeiten. Karin neben ihm war in Stillschweigen verfallen. Wahrscheinlich hatte sie gemerkt, dass er mit seinem Kopf längst woanders war.

Der Wind, der an seinem Ohr vorbeihauchte, erinnerte ihn an das sanfte, liebevolle Lachen, welches er jetzt schon seit mehr als einem Jahr nicht mehr an seiner Seite hören durfte. Yuri senkte den Kopf, sein Blick erfüllt von einer Leere, hinter welcher, gut versteckt, unendliche Trauer lag. Karin konnte es nicht ertragen, also richtete sie ihre Augen in Richtung des hell scheinenden Horizonts. Er dachte wieder an sie, aber was konnte sie machen? Die beiden hatten ihre Beziehung in Inugami geklärt und nichts würde sich daran ändern. Karin wusste das, und doch wollte ein Teil von ihr immer noch nicht akzeptieren, dass Yuri ihr nie gehören würde. Nie.
 

„Da sind wir.“, Gepettos zufriedene Stimme riss die beiden aus ihren Gedanken. Sie wunderten sich, wie lange sie wohl in anderen Sphären geschwebt hatten.

Vor der Gruppe ragte ein großes, baufälliges Haus aus beinahe grauem Holz aus dem Boden. Es sah alt und lange nicht mehr betreten aus, einige Fensterrahmen gähnten leer, da das Glas wahrscheinlich von gelegentlichen Stürmen zerbrochen worden war. Ein seltsames Gefühl beschlich Yuri, als er seinen Blick über das Gebäude schweifen ließ. Irgendetwas daran erinnerte ihn an schiere Folter.

Bilder schossen in seinen Kopf, Erinnerungen, von denen er sicher war, dass der Fluch, der auf ihm lag, sie ihm längst genommen hatte.

Ein großer Hirschkopf mit rot glitzernden Augen, über einem kalten Kamin, darunter ein Hut, mit mehreren Adlerfedern geschmückt, eine nicht funktionierende Uhr, die immer um 10 vor Punkt läutete, eine große Treppe, die nach oben in ein Zimmer, mit offenem Fenster und einem unheimlichen Foto darunter liegend, führte.

Yuri machte einen erschrockenen Schritt zurück, seine Hand glitt an seinen pochenden Kopf.

Die Scheune neben dem Haus, ein Gang in den gemeinsamen Keller, Wein, zu viel Wein, irgendwo dahinter eine versteckte Guillotine. Eine weitere Treppe…

Und Wasser, unendlich viel Wasser.

Ewan! Komm und spiel mit mir! …Bis zum Tod!!

Blutrote Abdrücke an der Wand, hineingeritzte Buchstaben - h, i, l, f, e, - mit bloßen Fingern…

Die tote Babypuppe auf dem Schaukelpferd - erlöst.

Yuri ging in die Knie.

Alice!
 

„Yuri! Yuri, hey! Hör auf damit!“, Karin hatte ihn bei den Schultern gepackt und begann ihn heftig durchzuschütteln. Endlich blickte er auf, verwirrt, Karin mehr als nur besorgtes Gesicht zu erblicken.

„T-Tut mir Leid… Es geht schon wieder.“, Er erhob sich langsam vom erdigen Boden und blickte mit zusammengezogenen Augebrauen zu dem Haus.

„Dollhouse… Es gibt dich also immer noch…“ Er blickte hinter die Glaswand in der Eingangstüre.

Yuri… Etwas stimmt mit diesem Haus nicht… Bitte… Lass uns reingehen…Ewan hat uns doch darum gebeten…

Yuri nickte kurz als Antwort auf den sanften Wind, der um seine Ohren hauchte.
 

„Sieht so aus als ob du deinen kleinen Hausbesuch doch bekommst, Gramps.“, Der junge Mann grinste in Gepettos Richtung, ehe er sich wieder dem Dollhouse zuwandte und selbstsicher zur Tür ging.
 

°Na dann, auf ein Neues, Alice.°
 

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Nalahime
2012-08-28T23:39:36+00:00 29.08.2012 01:39
Oh Mann! Jetzt ärger ich mich, dass ich Teil 1 nicht spielen kann! *grummel* Trotzdem finde ich die FF gut, auch wenn ich nur Teil 2 & 3 von Shadow Hearts kenne, aber Teil 2 mit Yuri & Co ist einfach Klasse und du hast die Emotionen wirklich gut beschrieben und ich konnte mich wieder in die Charaktere zurück versetzen. Toll gemacht! Weiter so!
Von:  Avehni
2010-12-01T17:58:43+00:00 01.12.2010 18:58
Erste! x3

Die Geschichte ist einfach total schön geschrieben! *.*
Und man kann sich wirklich in Yuris Stimmungen hinein versetzen, meiner Meinung nach. ^^
Das Ende hat mich echt überrascht. O.o
Also ich kenne Teil 1 und 2 aber als dann plötzlich von Alice' Besuch im ersten Teil die Rede war...wow, ein wirklich gelungenes Ende kann man sagen. :D


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