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Seven Ways to Perdition

[NejiTen]
von

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Superbia/Hochmut

A different kind [of Pride]
 

Rasch zog TenTen das Messer, das sie stets am Gürtel trug. Es war eine gute Klinge, aus mehrfach gehärtetem Stahl und mit einem Griff aus Horn, der aufgrund der häufigen Benutzung glattgeschliffen war.

Sie brauchte nur eine Bewegung und kaum Druck um das Leder durchzutrennen, aus dem sie die Falle gebaut hatte. Ein fettes Kaninchen hatte sich darin verfangen. Es war noch warm und konnte darum noch nicht lange tot sein. Dieses war die letzte und insgesamt war ihre Ausbeute ziemlich gut. Vier der Fallen waren leer gewesen, also hatte sie sie in Ruhe gelassen, doch an ihrem Gürtel hingen schon zwei weitere tote Kaninchen, die mit jedem Schritt gegen ihre Beine stießen.

Sie band das neue Kaninchen zu den anderen beiden und richtete sich wieder auf. Akiko schob sich an ihre Seite und blickte aus treuherzigen, dunklen Augen zu ihr auf. Für viele Fremde kam es überraschend, wie leise sich die riesigen Inuzuka-Hunde bewegen konnten, aber TenTen war es gewohnt.
 

Mit einem Lächeln fuhr sie der braunroten Hündin mit den aufmerksamen Augen und dem buschigen Schwanz durch das dichte Fell auf dem Kopf und schob das Messer in die Scheide zurück. „Das war die letzte. Wir haben gute Beute gemacht.“, erklärte sie dem klugen Tier.

Akiko wedelte mit dem Schwanz und starrte weiterhin zu ihr auf. TenTen lächelte noch einmal und kroch hinter dem Gebüsch hervor, unter dem sie die Falle verborgen hatte. Rasch blickte sie sich um, doch außer bemoosten Bäumen, die aus dem mit Blättern und niedrigen Pflanzen bedeckten Waldboden wuchsen, und ein paar Felsbrocken sah sie nichts.

Zu hören war ebenfalls nichts als die gewohnten Geräusche des Waldes – der Wind im Laub, Vögel, Rascheln im Gebüsch. Sie wusste, dass sie verdammt nah an Hyuugaland war. Natürlich war es offiziell noch immer Grenzgebiet, Niemandsland, aber es war dennoch zu nach an der Domäne des Hyuugaclans, als dass sie sich völlig sicher fühlen konnte.

Das Beste wäre, wenn sie sich einfach nicht länger hier aufhielt und zurück zu den Gefilden ihres eigenen Clans ging. Dort würde sie keinen Hyuuga treffen und das war besser so. Sie erinnerte sich noch an das Chaos, das letztes Mal ausgebrochen war, als sie mit einigen Freunden ein paar der Hyuugakrieger begegnet war.
 

Also lief sie zügig los, um ihr Ziel rasch zu erreichen. Sie duckte sich unter einigen Ästen hindurch, sprang über einen umgekippten, völlig mit Moos zugewachsenen Baumstamm und folgte dem Tierpfad, der dahinter entlanglief. Sie hätte die Fallen gar nicht erst hier stellen dürfen. Es war dumm gewesen, aber manchmal tat sie dumme Dinge, einfach weil sie beweisen wollte, dass sie es konnte und ihr dabei nichts geschah.

Aber vielleicht war das hier etwas zu viel des Guten? Ihre Mutter, Tsume, das Oberhaupt des Inuzukaclans, war wütend auf TenTen und die anderen gewesen, als sie von dem Streit mit den Hyuuga erfahren hatte. Der Waffenstillstand zwischen den beiden Clans war nun einmal fragil und brüchig und ein solcher Streit hätte alles zunichte machen können.

TenTen hatte sich geschämt, ihre Familie in eine solche Gefahr gebracht zu haben – es war nicht, dass die Hyuuga nicht die Erzfeinde, die ewigen Gegner der Inuzuka waren, doch die Gefahr, die von Orochimaru und seinem Heer ausging, war im Moment einfach zu groß, als dass sie zwei Gegner gebrauchen konnten – und versprochen, es nie wieder zu tun.

Aber was konnte sie denn dafür, dass die Hyuuga mit einer solchen Arroganz auftraten, dass man ihnen einfach ins Gesicht schlagen wollte?
 

Die Kaninchen stießen mit jedem Schritt an ihren Schenkel und Akikos Pfoten erzeugten leise, dumpfe Geräusche auf dem nadelbedeckten Boden des Pfades. TenTen schob einen Ast beiseite. Wenn sie diesem Pfad folgte, würde sie bald auf Inuzukaland sein. Vorausgesetzt, es war der richtige Weg und nicht einer der zahllosen anderen, die sich kreuz und quer durch die Bergwälder zogen. Dann konnte sie unbehelligt sicheres Gebiet erreichen…

Der Klang von Hufschlag ließ sie erschrocken innehalten. Schien, als wäre es bereits zu spät. Das war ein Hyuuga und sie stand hier, mit toten Kaninchen am Gürtel. Und sie benahm sich wie eine Diebin und dieses Land gehörte gar niemandem und sie hatte das Recht, hier zu jagen. Warum stellte sie sich so an?!

Das Pferd war grau, schlank und langbeinig und stolzierte langsam auf sie zu, während der Reiter die Zügel lässig in einer Hand hielt. Die andere hatte er um das Heft seines Krummschwertes geschlossen, eine eindeutige Drohung. Doch der Bogen auf seinem Rücken trug keine Sehne.
 

Sie kannte ihn. Er war auch unter jenen gewesen, mit denen sie letztes Mal diesen Streit gehabt hatte, auch wenn er sich eher im Hintergrund gehalten hatte. Trotzdem… Sie konnte sich noch genau an das spöttische Grinsen erinnern, an den Hochmut in seinen Augen, und die stolze Haltung hatte sich kein Stück geändert.

Sein Gesicht war hübsch – viel zu hübsch – der Körper unter der hochwertigen, robusten Kleidung aus Leder und Leinen kraftvoll, athletisch und durchtrainiert und er hatte das dunkle Haar zu einem hohen Pferdeschwanz zusammengebunden. Trotzdem fiel es ihm beinahe bis zu den Hüften herhab.

TenTen war neidisch auf dieses Haar, das war sie vom ersten Augenblick an gewesen, als sie ihn gesehen hatte. Es war nur ein Grund mehr, ihm Zorn und Verachtung entgegenzubringen. Das war leichter zu erklären als offener Neid.

TenTen wich einen Schritt zurück und Akiko stellte sich neben sie, das Fell gesträubt. Sollten sie einfach davonlaufen? Das würde ihnen allen sicher eine Menge Ärger ersparen. Auf der anderen Seite – warum bei allen Dämonen sollten sie? Das hier war noch kein Hyuugaland.
 

Also straffte sie die Schultern und blickte dem jungen Krieger herausfordernd entgegen. „Ich wusste gar nicht, dass ihr Hyuuga es sogar wagt, euer Land zu verlassen. Ich dachte immer, ihr versteckt euch darin wie Kaninchen in ihrem Bau.“, spöttelte sie. Angriff war immerhin die beste Verteidigung.

Seine hellen, erstaunlichen Augen, weiß wie Schnee, verengten sich zu Schlitzen. „Und ihr Inuzuka rennt immer mit dem Kopf voran in den Kampf. Anscheinend ist das die Wahrheit.“

Die Arroganz in seiner Stimme ließ sie zornig auffahren. „Wenigstens wissen wir, was Kampf bedeutet, ihr Feiglinge! Steig von deinem hohen Ross herunter und dann beweis ich es dir, Neji vom Hyuugaclan!“

Er verzog die vollen Lippen zu einem spöttischen Lächeln und blickte sie von oben herab an. „Warum sollte ich? Mich jetzt mit dir anzulegen, ist dumm und macht überhaupt keinen Sinn. Aus dem Weg.“

Sie ballte die Hände zu Fäusten. Er nahm sie nicht ernst! Er verwarf ihre Worte, ihre Herausforderung einfach! Er zog es nicht einmal in Betracht, sie ernst zu nehmen! Wer glaubte er, dass er war?! Sie war die Tochter der Anführerin des Inuzukaclans! Sie konnte jagen und kämpfen. Sie war eine Kriegerin.

Und wer war er? Nur ein Krieger des Hyuugaclans, die keine Ahnung von Kampf und Ehre hatten! Wie konnte er es wagen…!
 

„Nun?“, durchbrach er die Stille und beugte sich vor, beide Hände auf den Sattel gestützt. „Worauf wartest du?“

Für einen Moment wusste sie nicht, wie sie darauf reagieren sollte. Mit Spott und Hohn oder sollte sie einfach nachgeben? Ein Kampf wäre schlecht für sie alle… „Oder willst du wirklich mit mir kämpfen, kleines Mädchen?“

Roter Zorn explodierte hinter ihren Augen. Sie riss ihren Dolch aus der Scheide und streckte Neji die Klinge demonstrativ entgegen. Akiko knurrte, laut und drohend, während das Pferd schnaubte und mit den Hufen scharrte. Es war nervös. War Neji es auch? Er wirkte nicht so, seine Haltung noch immer gelassen, sein Gesicht unbewegt.

„Leg das weg, sonst tust du dir noch damit weh.“ Damit nahm er die Zügel wieder auf und trieb das Pferd an.

TenTen starrte ihn mit offenem Mund an. Hatte er sie gerade ein kleines Mädchen genannt?! Akiko drängte sich gegen ihre Beine und sie damit auf die Seite, damit sie nicht mehr im Weg des grauen Pferdes stand. Sie würde sich später noch eine ganze Weile fragen, ob er sein Reittier angehalten oder sie einfach niedergeritten hätte, wenn das nicht passiert wäre.

Im Moment aber realisierte sie es nicht einmal, sondern starrte ihm nur nach, vor Zorn zitternd.
 


 


 

Drei Tage später war sie noch immer zornig auf Neji, der wohl der hochmütigste unter allen Hochmütigen sein musste. Wie konnte er es wagen, sie so zu behandeln? So mit ihr zu sprechen? Und sie dann einfach zu ignorieren?!

Wütend schob sie einige Äste zur Seite und stampfte um ein Gebüsch herum. So würde sie sicher rein gar nichts erlegen. Sie verursachte mehr Lärm als eine Gruppe Reiter im Unterholz. Aber es war nicht so, als ob jemand auf ihre Beute angewiesen wäre. Sie war hier, weil sie erst Streit mit ihrem Bruder und dann mit diversen anderen Leuten angefangen hatte und das nur, weil dieser arrogante Bastard von einem Hyuuga sie so aufgeregt hatte.

Akiko schlich hinter ihr her, der Schwanz hängend – anscheinend war sie nicht glücklich über die schlechte Laune ihrer Herrin. Und auch nicht darüber, dass sie schon wieder das Revier verlassen hatten.

TenTen wusste es und sie wusste auch, dass sie es nicht tun sollte, aber sie hatte sich erneut in das Grenzgebiet zwischen den Ländereien der beiden verfeindeten Clane begeben. Vielleicht würde sie ja wieder Neji treffen und dann konnte sie ihn verprügeln. Oder ihm zumindest ein paar scharfe Worte an den Kopf knallen. Sie ließ sich von niemandem als kleines Mädchen bezeichnen!
 

Mit mehr Kraft als nötig trat sie gegen einen Kiesel, der daraufhin gegen einen Baumstamm krachte und irgendwo im Gebüsch verschwand. Akiko stellte die Ohren auf und blickte ihm nach, aber sie folgte ihm nicht. An jedem anderen Tag wäre sie hinterher gesprungen um begeistert nach dem Stein zu suchen. Anscheinend war sie im Moment nicht auf Spiele aufgelegt. Oder sie wagte es einfach nicht.

TenTen seufzte und strich dem Tier über den Kopf. „Tut mir leid. Ich sollte anfangen, mich jetzt langsam wieder zu beruhigen, oder?“

Die Hündin starrte sie aus treuherzigen Augen an und wedelte mit dem Schwanz. Wenn das kein klares ‚Ja‘ war, wusste TenTen auch nicht. Aber dummerweise war es ihr nicht möglich, ihre Gefühle von einen auf den anderen Augenblick einfach so umzustellen. Die unterdrückte Wut über Nejis Worte, ausgesprochen mit einer solchen Arroganz, und sein Verhalten ließ sich nicht einfach so ausschalten.

Vielleicht sollte sie irgendwo hinaufsteigen. Das Klettern kostete Kraft und es beruhigte sie immer, nach einem langen Aufstieg irgendwo hoch oben über der Welt zu sitzen und hinunterzuschauen, die klare Luft und die herrliche Aussicht zu genießen. Dummerweise kannte sie hier in der Nähe nichts, was ihren Anforderungen entsprechen würde.
 

Also drehte sie sich dreimal im Kreis, ehe sie die Entscheidung fällte, einfach dem Abhang zu folgen und bergauf zu gehen. Irgendwann würde sie schon einen geeigneten Ort finden. Und wenn nicht, dann hatte sie jetzt wenigstens etwas zu tun. Akiko folgte ihr klaglos, aber sie wirkte jetzt schon etwas glücklicher und besser aufgelegt.

Nach einigen Metern wurde TenTens Gangart schneller, bis sie in raschem Trap den schmalen Pfad entlang stürmte, an Findlingen, Bäumen und Unterholz vorbei, unter Ästen und überhängenden Felsvorsprüngen hindurch und über Laub, kleine Bäche, Gräben, Senken und Baumstämme und Äste hinweg.

Ihre Hündin überholte sie schon bald und rannte mit wedelndem Schwanz voran, kam zurück und umtanzte sie und setzte sich wieder an die Spitze. TenTen sog tief die würzige Waldluft ein und rannte sich den Zorn und die Wut einfach aus dem Leib. Vielleicht sollte sie sowas öfter machen. Denn auch wenn sie noch immer verärgert über Nejis Bemerkungen war, so hatte die Wut sie doch nicht mehr so sehr im Griff.
 

Als sie sich endlich in das hohe Gras fallen ließ, das den Boden hier bedeckte. Einige Meter über ihr endete die Böschung einfach im nichts. Wahrscheinlich ging sie dahinter senkrecht hinunter.

Sie war noch nie hier gewesen, aber da sie recht genau wusste, wo die Grenzen der Clangebiete entlang verliefen, befand sie, dass sie zwar nah am Hyuugagelände war, aber noch auf der richtigen Seite. Außerdem war es sowieso unwahrscheinlich, dass sich so viele Leute hier herumtrieben. Die meisten Clansleute zogen das Inland vor.

Akiko lag neben ihr im Gras und der Brustkorb der Hündin hob sich ebenso rasch wie ihr eigener. TenTen starrte einen Moment in den Himmel, über den flauschig wirkende, weiße Wolken zogen.

Sie wischte sich den Schweiß von der Stirn und rollte sich herum, ehe sie auf allen Vieren zum Rand des Abhanges krabbelte. Das war einfacher, als aufzustehen, außerdem würde ihr Gewicht nicht völlig auf einer einzigen Stelle ruhen – sie hatte eine Ahnung, wie brüchig der Boden war und dort wollte sie sicher nicht hinunter fallen.
 

Der Blick war gewaltig, über die grün ummantelten Berge, die vor ihr lagen, gewaltig und scharfkantig und majestätisch und gekrönt mit weißem Schnee. Zwei Flüsse zogen deutliche Linien durch den dicken Pelz, den die Bäume den Hängen gaben, ebenso wie die berühmte Allee der Hyuuga, auf der fünf Wagen nebeneinander ohne Probleme fahren konnten. Dafür war von der Stadt des Clans nicht mehr zu sehen als die Weiße Zitadelle, deren Dächer und Türme aus dem Grün herausragten, während die restlichen Gebäude sich im Wald verbargen.

Direkt unter TenTen lag ein Talkessel, der von allen vier Seiten eingeschlossen war. Der Steilhang, über dem sie selbst hockte, war der höchste von allen, die anderen bei weitem nicht so steil.

Ein schmaler Bach plätscherte über glatte Felsen hinunter, beinahe lautlos, und er goss sich in den kleinen Bergsee, der sich im Tal befand. Das Wasser musste eiskalt sein. Ein kleiner Hain nahm die Hälfte der noch freien Fläche in der Senke ein, der Rest war eine mit Gras und bunten Blumen bewachsene Wiese, auf dem ein graues Pferd graste.
 

Es befand sich bereits jemand hier. Für einen Moment war sie wie erstarrt, dann versucht, einen lauten Fluch auszustoßen. Sie fing sich gerade noch, denn sie wollte sich nicht verraten. Dort unten war Neji. Musste der auch überall auftauchen, wo sie gerade war?!

Übellaunig verzog sie das Gesicht und starrte ihn wütend an. Er trug, soweit sie das beurteilen konnte, nur eine dunkle Hose und stand in dem kleinen Teich, wobei das Wasser ihm bis zu den Hüften reichte. Seine Haut war hell und das lange Haar ein harter Kontrast dazu. Es fiel ihm offen über die Schultern und die Spitzen waren nass.

Er war schlanker, als sie erwartet hatte, aber dennoch zeichneten sich durchtrainierte Muskeln unter seiner blassen Haut ab. Eine deutliche Narbe zog sich quer über seine Brust, eine weitere, weniger prägnante entlang seiner Rippen. Sie fragte sich, wie er das überlebt hatte, aber manche hatten einfach Glück.

Einige seiner Haarsträhnen hingen in sein Gesicht und als er sich ein paar Schritte zur Seite bewegte, konnte sie sein markantes Profil sehen. Die Sonne zauberte Lichtreflexe selbst in seine weißen Augen.
 

Ihm gegenüber stand ein schneeweißes Pferd, das selbst auf TenTens ungeübte Augen gleichzeitig wunderbar und ungezähmt wirkte. Wasser tropfte aus seinem Fell und es hatte die Ohren aufmerksam aufgestellt, auf Neji gerichtet, ebenso wie die klugen, klaren Augen. Das Tier hatte sein ganzes Interesse auf seinen Herrn gerichtet, der die Hand ausstreckte und es einfach zu sich kommen ließ.

Es ging zögerlich einige Schritte nach links, tiefer in den Teich hinein. Anscheinend war es noch nicht zugeritten, wahrscheinlich hatte es sich noch nicht einmal völlig an Nejis Gegenwart gewöhnt. Dennoch schien es zu wissen, dass der junge Krieger ihm nichts Böses wollte, denn es lief trotz der Tatsache, dass es wieder Leinen noch Zügel trug, nicht davon und wirkte entspannt und schlichtweg neugierig.

Neji drehte sich mit dem Tier, langsam und geduldig, sein Gesichtsausdruck entspannt. Er strahlte Ruhe aus, Zuneigung und völlige Abwesenheit von Hektik oder gar Gefahr. Gleichzeitig wirkte er angespannt – oder eher, gespannt, wartend, vermutlich auf die Reaktion des Tieres.
 

Der Schimmel blieb stehen und seine Ohren zuckten kurz, dann trat er auf Neji zu und presste die Nase in die offene Handfläche des Kriegers. Der blieb einen Moment ruhig stehen, dann wich alle Spannung aus ihm und er strich er dem Tier vorsichtig über die Nüstern und dann über die Stirn.

Der Schimmel ging noch einen Schritt auf ihn zu und über Nejis Gesicht breitete sich ein Lächeln aus, langsam und strahlend und auf TenTen wirkte es beinahe, als würde der Vollmond in einer rabenschwarzen Nacht hinter einer Wolkenbank hervortreten.

Nejis Hand fand ihren Weg in die Mähne des Pferdes, strich über den kräftigen Hals und er legte die andere auf die Nüstern des Tieres. Der Schimmel schnaubte und löste sich von ihm, aber anscheinend schien die Mauer endgültig gebrochen sein, denn wie es um ihn herumtanzte, hatte weder etwas Misstrauisches noch Abweisendes, sondern wirkte einfach nur spielerisch.

Neji hatte das Lächeln noch nicht verloren, das sein Gesicht so sehr veränderte, und diesmal folgte er dem Pferd. Dieses wich zurück und Neji folgte ihm, bis das Tier seinerseits auf ihn zukam, dann wich er zurück. So ging der Tanz noch eine Weile weiter.
 

TenTen fragte sich, ob er nur das Gleichgewicht verloren hatte, oder ob es etwas anderes war, als er plötzlich umfiel und die Teichoberfläche über ihm zusammenschlug. Als er wieder auftauchte, rann das Wasser in Strömen aus seinem Haar, das ihm am nackten Oberkörper klebte, aber er kümmerte sich nicht darum, sondern ging wieder auf den Schimmel zu, der ihm entgegen kam, und es zuließ, dass Neji sich langsam auf seinen Rücken gleiten ließ, ein Teil seines Gewichts nach dem anderen. Das Tier schnaubte und neigte den Hals, ehe es drei Schritte tänzelnd im Kreis ging. Das Wasser des Teiches schlug Wellen.

TenTen schluckte; ihr kam es mit einem Mal so vor, als würde sie etwas beobachten, was nicht für ihre Augen gedacht war, ja, etwas, das niemanden etwas anging als Neji selbst. Sie konnte dieses Bild, das der Krieger ihr bot, so völlig frei von Feindschaft und Pflichten, nicht mit dem strengen, arroganten Hyuuga in Einklang bringen, den sie von den früheren Treffen kannte. Vielleicht lag die Veränderung daran, dass sie Feinde waren. Vielleicht einfach nur daran, dass er sich alleine wähnte.

Mit Mühe riss sie den Blick von ihm los und kroch leise wieder zurück. Das wäre ja noch schöner, wenn er sie jetzt noch bemerken würde! Sie seufzte und winkte Akiko, die im Gebüsch herumgestromert war und jetzt zu ihr aufschloss, als sie sich wieder an den Abstieg machte.

TenTen war so glücklich damit gewesen, Neji einfach nur zu hassen und zu verabscheuen.

Warum musste er jetzt auch hingehen und alles kaputt machen?!
 


 


 

TenTen verstand einfach nicht, warum ihre Mutter dem Treffen mit dem Oberhaupt der Hyuuga zugestimmt hatte. Hatten sie nicht schon genug Probleme? Die Kundschafter hatten berichtet, dass der Emporkömmling Orochimaru sein Heer sammelte und Leute gen Norden aussandte, wo sich die Gebiete der beiden Clans Inuzuka und Hyuuga befanden.

Keiner wusste, welchen der Clane der fremde Herrscher sich zuerst einverleiben wollte. Natürlich hoffte jeder, dass es die anderen wären, denn die Übrigbleibenden hatten eine größere Chance auf einen Sieg mit wenigen Verlusten. Oder vielleicht mussten sie überhaupt nicht kämpfen, da der anderen Clan gewinnen würde. Trotzdem waren alle davon überzeugt, dass Orochimaru ihnen nichts konnte.

Natürlich hatte er gegen die Clane des Flachlandes gewonnen, die schwach und weich waren, und gegen die Städter in ihren großen Siedlungen, die keine Einigkeit und keine Ehre kannten, verloren hatten. Aber gegen die Hochlandclane, gegen die Hyuuga und die Inuzuka und jene, die so viel weiter im Nordosten und Osten lebten, hatten er und sein Heer keine Chance. Diese Clane würden sie zerquetschen wie Fliegen, ganz egal, wie viele es waren, und sie wieder nach Süden treiben, dorthin, wo sie hergekommen waren. Niemand zweifelte an dieser Tatsache.
 

Dennoch würde ein Krieg mit dem Emporkömmling Opfer fordern und viele, vor allem die Alten des Clans, hofften darum, dass der Fremde darum statt ihnen die Hyuuga auswählen würde.

Andere, wie Kiba, TenTen und ihre Altersgenossen, brannten auf einen Kampf. Sollte Orochimaru nur kommen. Sie würden ihm zeigen was es bedeutete, sich mit den Hochlandclanen anzulegen, insbesondere mit den Inuzuka. Sollten die Hyuuga doch in ihrer Waldstadt sitzen bleiben von Ferne beobachten, wie sie den gemeinsamen Feind vertrieben.

Darum verstand TenTen auch nicht, warum ihre Mutter sich mit Hiashi von den Hyuuga traf. Der Bote, den das Oberhaupt des anderen Clans geschickt hatte, hatte berichtet, Hiashi wolle das Treffen wegen des Emporkömmlings aus dem Süden. Tsume hatte der Botschaft nachdenklich gelauscht, einige Zeit darüber nachgedacht und den Mann dann mit der Erklärung, sie würde zur angegebenen Zeit am Pavillon der Träume sein, zurück zu seinem Anführer geschickt.

Der Pavillon der Träume war das neutrale Gebäude, dass sich direkt zwischen den beiden Clansiedlungen befand und es diente für Verhandlungen und offiziellen Treffen zwischen den beiden Sippen. Die Anführerin der Inuzuka war vor ein paar Tagen in Begleitung ihrer Nachfolgerin, der ältesten Tochter Hana, sowie einiger Krieger und dem Clanrat aufgebrochen. Sie wurden nun zurück erwartet, heute oder morgen.
 

Was wollte Hiashi überhaupt? Hatte der nicht wie sie auch genug damit zu tun, sich auf den Kampf gegen Orochimaru vorzubereiten? Oder glaubte er, dass der Emporkömmling ihn zufrieden lassen würde? Keiner, mit dem TenTen gesprochen hatte, konnte sich so ganz einen Reim darauf machen.

Kiba, ihr jüngerer Bruder, redete davon, dass Hiashi vielleicht ein Bündnis mit Orochimaru hatten und das Treffen eine Falle war. (Eine Vermutung, die ganz sicher Blödsinn war. Die Hyuuga mochten feige und ihre Feinde sein, aber so ehrlos waren sie dann doch nicht.)

Shikamaru erklärte nach langem Drängen, dass Hiashi vermutlich ein Bündnis mit ihnen wollte, damit sie gemeinsam gegen den Feind aus dem Süden vorgehen konnten. (Was TenTen auch nicht glauben konnte, selbst wenn Shikamaru meistens recht hatte.)

Chouji meinte, dass die Hyuuga womöglich nur sichergehen wollten, dass der Waffenstillstand noch immer galt, und ihn gleich noch verlängern wollten, da sie sich nach dem Krieg mit Orochimaru erholen wollten. (Was möglich sein konnte und den Inuzuka nicht unrecht kommen würde.)

Ino behauptete steif und fest, dass Hiashi von ihnen alle Waffen und Krieger verlangen würde. (Was einfach lächerlich war. Warum sollte er sowas tun und welche Rechtfertigung könnte man für eine solche Forderung vorbringen?)
 

TenTen wusste nicht, was sie von der Sache halten sollte. Vielleicht wollte Hiashi auch nur handeln? Jeder wusste, dass die Inuzuka das beste Eisen der Berge und die kunstfertigsten Schmiede hatten. Gute Waffen konnten für einen Krieg ausschlaggebend sein und die Hyuuga mochten hervorragende Bögen und Speere haben, aber das war nicht dasselbe wie Schwerter und Äxte.

Tumult an der Tür ließ sie von dem Spiel aufblicken, mit dem sie und Kiba gerade beschäftigt waren. Chouji hockte neben ihnen und sah zu, während er aus einer Schüssel Nüsse knabberte. Sie alle drei wandten die Köpfe zu der Tür, die in den Gemeinschaftsraum führte. Sie wurde heftig von außen aufgestoßen und Tsume und ihre Begleiter kamen herein.

Hana war die erste, die die drei jungen Krieger am Tisch erkannte, und machte ihre Mutter und Hiruzen, den Vorsitzenden des Clanrates, auf sie aufmerksam. Die drei wechselten Blicke, was TenTen dazu brachte, die Stirn zu runzeln, und kamen auf sie zu. Tsume nickte und ignorierte die Grüße, die Kiba, Chouji und TenTen ihnen entgegenbrachten.
 

Stattdessen setzten die drei Neuankömmlinge sich zu ihnen, die Gesichter ernst. „Legt das Spiel weg.“, befahl Tsume. Ihre Stimme war rau und passte zu der muskulösen, kompakten Frau mit den wilden, schwarzen Haaren und dem harten Gesicht. „Wir haben etwas zu besprechen.“

Das schlechte Gefühl in TenTens Bauch wuchs. Warum kam ihre Mutter damit zu ihnen? Sie waren nur drei junge Krieger, auch wenn zwei davon ihre Kinder waren. Es musste einen von ihnen direkt betreffen.

Tsume wechselte einen weiteren Blick mit Hiruzen und Hana und sagte dann: „Hiashi hat uns gerufen, weil er ein Bündnis wollte.“

Kiba sprang auf, TenTen gab einen erstaunten Laut von sich und Chouji runzelte die Stirn. „Warum das denn?!“, wollte Kiba wissen.

„Setz dich.“, befahl Tsume und er kam der Aufforderung zögernd nach. „Wegen Orochimaru. Hiashi hat die Befürchtung, dass er stärker sein könnte, als wir erwarten.“

„Schwachsinn!“, entfuhr es TenTen. Ihre Mutter warf ihr einen kurzen Blick zu und ließ sie damit verstummen.

„Nein. Ich weiß nicht, ob er mit seiner Befürchtung recht hat, aber gemeinsam wären wir stärker gegen Orochimaru und der Sieg wäre vollkommener.“

„Nur, dass wir ihn mit den Hyuuga teilen müssten.“, knurrte Kiba und verzog das Gesicht.
 

„Außerdem können wir ihnen ganz sicher nicht trauen.“, setzte TenTen hinterher. „Und sie denken ganz sicher das gleiche.“

Denn ganz egal, was sie immer über die Hyuuga sagten, es war jedem klar, dass sie im Grunde alle aus demselben Holz geschnitzt waren. Sie waren die Hochlandclane. Sie wussten, was Kampf, Wahrheit und Ehre bedeutete. Sie wussten, wer sie wirklich waren.

„Das stimmt.“, erklärte Hana. „Aber … Hiashi hatte eine Lösung dafür.“

„Was denn für eine?“, erkundigte sich Chouji neugierig. Der dicke Krieger nahm die ewige Fehde mit den Hyuuga nicht ganz so ernst wie alle anderen um ihn herum. Er war viel zufriedener, wenn es nichts gab, gegen das sie kämpfen mussten. Die letzten Monate gehörten wohl zu den Besten in seinem Leben.

„Warum brauchen wir eine Lösung?“, fragte Kiba, bevor jemand auf Choujis Frage antworten konnte. „Wir brauchen die nicht um gegen Orochimaru zu gewinnen! Außerdem kann es noch immer sein, dass wir gar nicht gegen ihn kämpfen müssen.“

„Und vielleicht greift er doch zuerst uns an.“, bemerkte TenTen, aber sie verschränkte die Arme vor der Brust und wandte sich an ihre Mutter: „Aber Kiba hat doch recht. Wir sind alleine stark genug. Wir brauchen diese arroganten Bastarde vom Hyuugaclan nicht.“
 

Tsume seufzte. „Vielleicht doch. Und wie ich schon sagte – der Sieg wäre einfacher. Wir würden nicht so viele Krieger verlieren, die wir später brauchen werden. Ich muss an den Clan denken. Außerdem könnte dieser Vorschlag, den Hiashi uns unterbreitet hat, zu andauerndem Frieden zwischen uns führen. Ich bin dieses ewige Kämpfen und Anfeinden leid! Und ich bin es verdammt noch mal leid, jedes Jahr mindestens ein Dutzend meiner Krieger an diesen verdammten Clan Hyuuga zu verlieren! Ich bin es einfach leid!“ Tsumes Stimme war lauter geworden, während sie sprach.
 

Sie verstummte und fing sich, ehe sie weitersprach, leiser, aber ebenso scharf. „Ich will keine Energien mehr darauf verschwenden, Grenzfestungen zu bemannen an einer Grenze, hinter der keine Feinde lauern sollten. Die Welt ändert sich, aber wir bleiben die gleichen und das wird unser Untergang sein, wenn wir es nicht bemerken. Orochimaru ist nur der Anfang.“

TenTen grummelte und blickte verärgert zur Seite. Natürlich war Tsume die Anführerin und sie fällte Entscheidungen zum Wohle des Clans. Trotzdem verstand sie ihre Mutter nicht. Kiba hatte absolut recht. Sie brauchten die Hyuuga nicht. Sie waren stark genug ohne den anderen Clan.

Sie waren Inuzuka.

Die Hyuuga würden nur über sie lachen, wenn sie das Angebot annehmen würden. Sie waren keine Freunde. Sie waren Feinde. So war es schon immer gewesen. So würde es immer bleiben.

Sie waren Inuzuka.

Sie waren stark. Auch ohne Verbündete wie die Hyuuga.

„Und wie sieht die Lösung nun aus?“, hakte Chouji nach und zerriss damit die Anspannung, die zwischen ihnen geherrscht hatte.
 

Hana war es, die jetzt das Wort ergriff: „Die einfachste und effektivste Lösung dafür wäre, wenn unsere Clane sich offiziell verbinden würden.“

Für einen Moment fragte TenTen sich, was das zu bedeuten hatte. Diesmal war es Kiba, der am schnellsten begriff. „Eine Hochzeit!? Eine Ehe zwischen unseren Clans?! Zwischen Inuzuka und Hyuuga!? Wie soll das denn gehen?!“

Sie starrte ihn an, dann ihre Mutter, Hana und schließlich Hiruzen. In ihren Gesichtern spiegelte sich derselbe beherrschte Gesichtsausdruck, so dass sie wusste, dass Kiba den Nagel auf den Kopf getroffen hatte. „Mutter!“, entfuhr es ihr. „Das ist doch nicht dein Ernst, oder?“

„Und wer ist das unglückliche Schwein, das ausgerechnet einen Hyuuga heiraten muss?“

„Kiba!“, fauchte Tsume und der Junge verstummte erst schuldbewusst, dann wurde er kreidebleich. „Du willst doch nicht etwa, dass ich…?“

„Nein.“, beruhigte seine Mutter ihn. „Obwohl du im Gespräch warst. Weder Hiashi noch ich würden nämlich zu einer Hochzeit zwischen zwei Leuten zugestimmt, die nicht von hohem Rang sind. Das wäre zu wenig. Ein solches Bündnis würde nicht reichen.“
 

„Wen hätte er denn heiraten sollen?“, entfuhr es TenTen, hin und hergerissen zwischen Abscheu und Faszination. „Hiashi hätte wohl kaum seine Erbin an einen Inuzuka gegeben, ganz egal, wie nutzlos sie ist.“ Hinata vom Hyuugaclan war eher für ihre Schüchternheit bekannt als übermäßigen Kampfgeist.

„Nein, seine zweite Tochter“, begann Tsume und ignorierte Kibas angewidertes, geschocktes Gesicht. „aber wir haben entschieden, dass Hanabi noch zu jung ist.“

„Ich werde also niemanden von denen heiraten müssen?“

„Das sagte sie doch.“, erklärte Hana und sie hielt es anscheinend für das beste, die Sache schnell hinter sich zu bringen, denn sie fuhr rasch fort: „TenTen, würdest du Hiashis Neffen heiraten?“

TenTen riss die Augen auf und sie spürte, wie ihr das Blut aus dem Gesicht wich. Wer war überhaupt Hiashis Neffe? Itachi? Deidara? Und warum ausgerechnet sie?!

Dann fiel es ihr ein.

Neji.

Neji war Hiashis Neffe.
 

„Nein!“, entfuhr es ihr heftig und sie sprang jählings auf. „Auf gar keinen Fall!“ Ihre Stimme war wild und unbeherrscht. „Lieber würde ich einen Hund heiraten als diesen ... diesen … diesen egoistischen, hochmütigen Bastard!“

Tsume stand auf. „TenTen! Setz dich! Sofort!“

Die Angesprochene blickte ihre Mutter an, dann kurz auf die Bank, von wo sie gerade eben aufgesprungen war. Dann erwiderte sie Tsumes Blick, hart und entschlossen. „Nein. Nein, ich werde Neji nicht heiraten. Wir kommen auch ohne die zurecht.“

Damit drehte sie sich um und stakste davon, wütend und verletzt und vollkommen von ihren Worten überzeugt. Sie hatte keine Ahnung, wie das hier weitergehen würde. Aber Neji vom Hyuugaclan heiraten würde sie jedenfalls nicht.

Niemals.
 


 


 

TenTen fragte sich, was sie immer wieder zurück ins Grenzgebiet trieb. Es war dumm und gefährlich, vor allem jetzt, nachdem Tsume Hiashis Angebot ausgeschlagen hatte. Sie hatten keine Antwort vom Hyuugaclan erhalten, denn der Bote hatte nur die Botschaft überbracht und war sofort wieder umgekehrt. Doch keine Antwort war eine gute Antwort, hatte Kiba gesagt und nun sprach man nicht mehr über diese … Sache.

Manchmal fragte TenTen sich noch, ob es die richtige Entscheidung gewesen war. Was, wenn die Hyuuga recht hatten und Orochimaru stärker war als gedacht? Was, wenn sie die zusätzliche Stärke gebrauchen konnten?

Aber TenTen war sich dennoch sicher: dem war nicht so. Sie waren Inuzuka. Sie waren stark. Sie konnten und würden Orochimaru besiegen, seine Armeen aufreiben und wenn es sein musste, auch seine Städte schleifen.

Doch Tsume hatte sie tagelang nicht aus dem Dorf gelassen und hatte immer wieder versucht, mit ihr über dieses Thema zu reden. Auch Hana und Hiruzen waren deswegen zu ihr gekommen. Aber schon allein bei dem Gedanken, Neji heiraten zu müssen, sträubten sich ihre Haare. Es war wohl das Beste so – wahrscheinlich hätten sie sich innerhalb von drei Tagen gegenseitig umgebracht. Ach was. Drei Stunden würden reichen.
 

Und um Orochimaru würden sie sich auch ohne den Hyuuga kümmern können. Der war noch nicht einmal in der Nähe ihres Gebietes. Vielleicht überlegte er es sich anders und würde die Finger von den Hochlandclanen lassen, weil er um ihre Stärke und Macht wusste. Vielleicht hatte er einfach den Schwanz eingezogen.

Sorgen machte sie sich jedenfalls darum nicht. Im Gegenteil. Irgendwie freute sie sich auf den Kampf. Dann würde sie wenigstens all den Zorn und die Aggression loswerden, ohne zu befürchten, jemanden zu verletzen. Immerhin ging es dabei darum, mit scharfen Gegenständen auf andere Leute loszugehen, richtig? Und selbst wenn diese Leute nicht Neji oder ein anderer Hyuuga waren, sie würden genügen.

Entschlossen nickte TenTen sich zu. Hiashis Angebot abzulehnen war die richtige Entscheidung gewesen. Es hätte nur Unglück gebracht, wenn sie zugestimmt hätte, und der Sieg gegen Orochimaru war ihnen so oder so sicher. Und wenn Tsume und Hiashi beide Frieden wollten, was sprach dagegen, den Waffenstillstand auch nach den Kämpfen gegen den Emporkömmling zu besehen zu lassen und ihn zu einem Friedensvertrag werden zu lassen?
 

Mit einer gezielten Bewegung kickte sie einen kleinen Stein vor sich her. Er kullerte über den unebenen Weg, bis er gegen eine aus dem Boden ragende Wurzel stieß und sie ging zu ihm und kickte ihn ein Stück weiter. Akiko wuselte um sie herum, schnüffelte am Boden, an Baumstämmen und am Gebüsch, kroch in ein Unterholz und jagte eine Gruppe von Rehen auf, die mit raschen, eleganten Bewegungen davonrannten und zwischen den Bäumen verschwanden.

Schließlich kullerte TenTens kleiner Stein auf eine Lichtung, die von leuchtend grünem Gras und bewachsen war, das beinahe unterging in der Masse von kleinen, violetten Blüten, die dem Himmel entgegen gereckt wurden.

Überrascht hielt TenTen inne, als sie die beiden Pferde sah, die hier friedlich grasten. Eines war schneeweiß und trug nur ein Halfter. Das andere war grau und blickte ihr aus klugen Augen entgegen. Auf einem Stein, etwas abseits, saß der Besitzer der beiden Tiere. Neji hielt ein Schwert in der Hand, aber die Geste war nicht bedrohlich, da er offensichtlich damit beschäftigt war, die Waffe zu schärfen.

Er wirkte ebenso überrascht wie sie, jemanden zu sehen. TenTen ignorierte ihren Stein und ließ eine Hand zu dem Dolch sinken, den sie stets am Gürtel trug. Langsam stand Neji auf; er schob die Klinge nicht in die Scheide zurück, ließ den Schleifstein allerdings mit einem dumpfen Geräusch ins Gras fallen.
 

Von all den Hyuuga, auf die sie hätte treffen können, war es ausgerechnet Neji, auf den sie stieß. Aber sieh hätte es sich denken können. Wahrscheinlich trieben sich nicht viele Leute des anderen Clans hier herum. Auch die Inuzuka zogen es vor, das Grenzgebiet zu meiden, und bei den Hyuuga war es wohl nicht anders.

Neji jedoch ging es anscheinend so wie ihr: dieses herrenlose Land zog sie beide an. Und ausgerechnet ihn hatte Hiashi ihr als Bräutigam vorgeschlagen. Unangenehme Situation.

„So trifft man sich wieder.“, bemerkte Neji leise und anscheinend dachte er an dasselbe wie sie. Doch er blickte sie offen an, während sie versuchte, seinem Blick auszuweichen. Dann gab sie sich einen Ruck. Was sollte das? Sie hatte sicher nicht um dieses Angebot gebeten. Entschlossen starrte sie ihn an. Sie ignorierte seine Bemerkung und erklärte in herausforderndem Ton: „Ich wusste doch, dass ihr Hyuuga nichts ohne Hilfe auf die Reihe bekommt.“

Neji runzelte die Stirn und umfasste den Griff seines Schwertes fester, aber ansonsten rührte er sich nicht und er schwieg.
 

TenTen stützte die Fäuste in die Hüften und lächelte spöttisch. „Ich meine, warum solltet ihr sonst zu uns kommen und um Hilfe betteln.“ Sie fühlte sich gut. Das hier hatte sie gebraucht.

Nejis Augen verengten sich zu Schlitzen. Dann legte er den Kopf in den Nacken und wirkte jeden Fingerbreit wie ein hochmütiger Prinzling der Städter. „Warum?“, wollte er dann wissen, seine Stimme schneidend kalt. „Vielleicht, weil wir mehr wissen als ihr. Wir verwerfen zumindest keine helfende Hand, wenn sie uns hingestreckt wird. Närrin.“ Eines der Pferde schnaubte, nervös, und Akiko gesellte sich zu ihrer Herrin.

Die richtete sich noch etwas höher auf. Neji war größer als sie, fiel ihr auf, und vermutlich auch stärker. „Helfende Hand, natürlich.“, höhnte sie. „Bist du sicher, dass du mich nicht nur in deinem Bett haben wolltest, oh Krieger der Hyuuga?“ Sie zupfte provokativ an ihrem Hemdkragen.

Seine hellen Augen blitzten zornig. „Was soll ich mit einer streitsüchtigen Hexe wie dir? Nein, alleine für meinen Clan würde ich das tun.“
 

Nun wusste sie ja, wie sie auf ihn wirkte. Die Antwort weckte seltsamerweise noch mehr Wut in ihr. Dennoch konnte sie sich beherrschen, auch wenn die Lautstärke ihrer Stimme langsam zunahm. „Für den Clan, der alleine keinen schwächlichen Gegner wie diesen Emporkömmling aus dem Süden schlagen kann? Ob der das wirklich wert ist?“

Sie konnte sehen, dass ihre Worte einen Nerv trafen, als Zorn in seinen hellen Augen explodierte und sie zum Brennen brachte. Doch noch schien er sich unter Kontrolle zu haben, wenn auch nur knapp. Ha! Diesmal hatte sie die Oberhand. Sie würde ihn das sicher nicht vergessen lassen. „Vielleicht solltest du deine Loyalitäten nochmal überdenken.“, stichelte sie weiter.

Neji schüttelte aufgebracht den Kopf, sein langes Haar folgte der Bewegung und er stakste steif auf das graue Pferd zu. „Das muss ich mir nicht anhören. Geht doch in euren Untergang und nehmt uns gleich mit, ihr hirnlosen Schläger.“, fauchte er. Hart ergriff er die Zügel des grauen Pferdes und schwang sich in den Sattel. „Aber kommt nachher nicht zu uns und bettelt um Hilfe.“ Damit lenkte er das Tier herum. Im Vorbeireiten griff er nach der Leine des Schimmels und dann trieb er die Pferde an.
 

„Ja, reite nur, du Feigling!“, brüllte sie ihm triumphierend hinterher, während er in den Wald eintauchte. „Wir sehen uns wieder, nachdem wir Inuzuka Orochimaru und sein Heer zu Staub zerschlagen und den Rest in alle Winde verstreut haben. Reite nur und winde sich in der Schande!“ Mit einer heftigen Bewegung nahm sie ihren Kiesel vom Boden und schleuderte ihn hinter Neji her. Er prallte harmlos an einem Stamm ab und der Hyuugakrieger verschwand mit seinen beiden Pferden endgültig zwischen den Bäumen.

Sie lachte, wild und frei.
 


 


 

Mit dem Finger fuhr TenTen vorsichtig die Schneide entlang, um zu prüfen, ob die Klinge scharf genug war. Vor ihr auf dem Tisch lagen ein Schleifstein und zwei weitere Klingen; ihr Jagdmesser, das eigentlich keiner Schärfung bedurfte, sowie einem breitem Dolch. Akiko lümmelte unter dem Tisch herum und langweilte sich, während ihre Herrin sich der Pflege ihrer Waffen und Rüstung widmete.

Anscheinend hatte Orochimaru doch nicht den Schwanz eingezogen, sondern marschierte in diesem Augenblick mit seinem Heer auf die Clangebiete zu. Sein genaues Ziel – ob nun Hyuuga oder Inuzuka – war noch nicht bekannt, aber sie mussten auf jeden Fall vorbereitet sein.

Mit einem Nicken bestätigte TenTen sich die Schärfe ihrer Klinge und schob die Waffe in die mit Eisenbeschlägen verzierte Scheide zurück, die mit den anderen Sachen auf dem Tisch gelegen hatte.

Kiba kam durch die Tür gestürmt, ein Bündel mit Speeren unter dem Arm. Klappernd lud er sie auf einem Tisch ab und kam zu ihr herüber. „Und? Fertig? Wir brauchen nämlich Hilfe.“

Sie nickte. „Lass mich das nur noch zur Seite räumen.“ Mit geübten Bewegungen rollte sie ihre Waffen und kleineren Rüstungsteile in das wattierte Kettenhemd und schnürte alles zu einem Bündel zusammen, das sie in eine Ecke legte. Hier würde sie es wiederfinden. Dann folgte sie ihrem Bruder hinaus.
 

Es gab noch viel zu tun, Vorräte zu verpacken, Waffen zu sammeln, Krieger auf Vordermann zu bringen. Erst half sie, Waffen von einem Ort an den anderen zu schaffen (sprich, von einer Schmiede in die große Halle), dann einen Wagen mit einem überaus nervösen Pony abzuladen und schließlich schaffte sie Kisten mit geräuchertem Fisch in die Vorratshalle.

Während all der Zeit waren alle anderen um sie herum ebenfalls beschäftigt. Eifrig wuselten sie herum und gingen ähnlichen Arbeiten nach. Manche befanden sich auf den Übungsplätzen und gingen Übungssequenzen durch, doch TenTen war der Meinung, dass sie das, was sie jetzt nicht konnte, nicht noch vor der Schlacht erlernen konnte, darum befand sie sich hier und tat lieber etwas nützliches.
 

Als sie ihre Mutter entdeckte, stellte sie die letzte Kiste mit Räucherfisch auf ihren Platz und lief zu ihr hinüber. Tsume, die mit strengem Blick über den Dorfplatz gestarrt hatte, wandte sich zu ihr, als ihre Tochter sich näherte. Sie sah alt aus und müde. Und so verdammt besorgt.

„Mutter?“ TenTen blieb einige Schritte entfernt stehen und zögerte.

Doch Tsume winkte ihr und nahm sie, als sie näher trat, in den Arm.

„Was hast du?“, wollte TenTen erstaunt wissen, denn dieses Verhalten von ihrer Mutter war ihr vollkommen fremd. Sie kannte sie als herzliche, aber harte Frau.

„Ich mache mir Sorgen.“ Eine Frau, die so etwas nicht sagte. „Dieser Kampf…“

„Wir werden gewinnen!“, versicherte TenTen und Tsume lächelte sie an, müde und nachsichtig. „Ich bin mir nicht so sicher wie du, Kleines. Wir hätten mit den Hyuuga ein Bündnis eingehen sollen.“

Die Jüngere versteifte sich und wand sich aus der Umarmung. „Warum?“, wollte sie wissen, verärgert.

Tsume blickte sie an und legte den Kopf schief. „Weil das Risiko zu groß ist. Wir waren so blind.“
 

TenTen wollte etwas erwidern, als ihr, seltsamerweise, Nejis Worte in den Kopf kamen, die er ihr vor Tagen an den Kopf geknallt hatte, als sie sich im Niemandsland getroffen hatten. Hatten sie tatsächlich so wenig Ahnung von ihrem Gegner? Sie weigerte sich, das zu glauben, und spukte auf den Boden. „Ich denke eher, die Hyuuga überschätzen Orochimaru bei weitem. Wir brauchen sie nicht, um zu gewinnen. Sind wir nicht stark?! Sind wir nicht Inuzuka?!“

Ihre Mutter wirkte einen Moment nachdenklich, dann lachte sie. „Du hast recht. Du hast natürlich recht. Wir sind stark. Wir sind Inuzuka.“ Trotzdem sah TenTen, dass sie nicht ganz überzeugt war.
 


 


 

Drei Tage später setzte der Kriegszug der Inuzuka sich in Bewegung, eine schier endlos wirkende Karawane aus Kriegern, Hunden und Wagen, die von Ochsen und Ponys gezogen wurden. Sie würden bis zur Südlichen Grenze marschieren, wo sie Posten in der Rechten Festung beziehen würden.

Südlich begann die Ebene der Tiefländer. Hier würden sie kämpfen. Die Burg hieß so, da sie nur wenige hundert Meter weiter links am anderen Ufer des Flusses ein Gegenstück besaß, die Linke Festung, die jedoch den Hyuuga gehörte.

Dies war die einzige Gegend, wo die Grenzen der beiden Clane direkt aneinander lagen, ohne das Grenzgebiet dazwischen. Die Festungen waren in einer Art höchst bizarrem Wettstreit zwischen den beiden Clanen entstanden, die sich gegenseitig überbieten wollten. Nachdem, was die Kundschafter berichtet hatten, hatten auch die Hyuuga dort Stellung bezogen, um ebenfalls auf dem freien Feld südlich die Schlachten gegen Orochimaru auszutragen. Man hatte schon seit eineinhalb Tagen nichts mehr von den ewigen Feinden gehört.

Ob das ein schlechtes Zeichen war?
 

TenTen dachte an die Macht des Kriegszuges, mit dem sie jetzt das Heimatdorf verließ, und bezweifelte es. Die Zurückbleibenden – Kinder, Alte und jene, die keine Krieger oder Heiler waren – winkten ihnen zu und jubelten, wünschten einen guten Kampf und eine sichere Heimkehr nach dem Sieg.

TenTen, voll gerüstet und bewaffnet und mit einer leicht gepanzerten Akiko an der Seite, sah sich stolz um, ließ den Blick über ihre zum Krieg gewappneten Waffenkameraden schweifen, über die Kriegshunde, wie Akiko in leichten Harnisch, über die Banner mit dem Inuzukahund darauf.

Glaubten sie nicht auch alle an einen sicheren Sieg?

Für was brauchten sie die Hyuuga?
 


 


 

Von der Anhöhe, auf der sie stand, konnte sie die Ebene überblicken, den Fluss und die beiden Zwillingsfestungen. Das Schlachtfeld, das sich an beiden Ufern erstreckte, war voll von Leichen und Sterbenden. Tote Tiere, Hunde und Pferde gleichermaßen, lagen zwischen den Menschen. Schreie klangen noch herüber und sie konnte nicht auseinanderhalten, welche davon von den Hunden, den Pferden und den Menschen stammten.

Die Hyuuga fielen hier schon seit Tagen in einem Kampf, den sie nicht gewinnen konnten – als die Inuzuka eingetroffen waren, waren sie beinahe geschlagen. Die Nachricht darüber hatte zuerst kaum jemand geglaubt, bis sie die Schlachtfelder gesehen hatten, die Lücken in den Reihen des anderen Clans, die schwarzen Flaggen, die von den Türmen der Linken Festung wehten, die Siegesgewissheit der feindlichen Armee.

Der Boden war schwarz und rot von Blut und das einzige Banner, das noch stand, war Orochimarus schwarzes, jenes, mit der silbernen Schlange darauf. Die Standarten der Inuzuka – der Hund – und der Hyuuga – das Pferd – lagen schon lange im Dreck und jene, die von den Türmen der Festungen geweht hatten, standen in Brand, wie auch der Rest der Burgen.

Die Flammen schlugen hoch und heiß und ihr Innerstes war blau. Sie fraßen sich über die Dächer und durch die Räume, verschlangen Möbel und Deckenbalken und als einer der Dachstühle nachgab und mit donnerndem Bersten und Krachen zusammenstürzte, konnte sie es bis zu ihrem Hügel hören, laut und deutlich.

TenTen wollte die Augen schließen, sich hinsetzen und weinen, aber sie wusste, dass sie kein Recht darauf hatte. Dies war ihr Fehler.
 

Ihre Schuld.
 

Wenn sie jetzt wegblickte, würde sie dann nicht alles verleugnen?

Also hielt sie die Augen weit aufgerissen und blickte hin, eine stumme Zeugin. Das einzige, was sie nicht stoppen konnte, waren die Tränen, die ihr lautlos über die bereits feuchten Wangen liefen und die einfach nicht mehr aufhören wollten. Sie hatte längst aufgegeben, sie wegwischen zu wollen.

Dann bemerkte sie, dass jemand zu ihr trat, und einen Moment weigerte sie sich, sich umzudrehen. Vielleicht war es Kiba. Vielleicht ihre Mutter. Vielleicht Hana oder jemand anderes. Vielleicht würden sie ihr Vorwürfe machen.

Hätte sie das Angebot der Hyuuga nicht so rundheraus abgelehnt, hätte diese Schlacht anders verlaufen können. Dann hätten die Clane vereint nebeneinander stehen und kämpfen und auch siegen können. Gemeinsam wären sie stark gewesen.

Aber TenTen… TenTen hatte einen Fehler gemacht. Doch als sie sich zu dem Neuankömmling umwandte, war es nicht Kiba, nicht ihre Mutter, nicht ein Inuzuka, dem sie ins Gesicht blickte.

Es war Neji.
 

Er hatte einen blutigen Kratzer auf der Wange, hielt sein graues Pferd am Zügel und sah sie nicht an, sondern schaute ebenfalls hinab ins Tal. Sein Gesicht war unbewegt, aber in seinen Augen, in denen sich die Flammen spiegelten, konnte sie leise Trauer erkennen.

Akiko drückte sich eng an sie, ein vertrauter, warmer Körper, aber zitternd vor Angst, Schmerz und Erschöpfung. In TenTens Inneren schien alles erstarrt und sie wusste, was immer er ihr jetzt vorwarf, mit was immer er sie jetzt beschimpfte, sie hatte alles verdient.

Aber seine Stimme war nur müde und leise und bekümmert, als er, ehe er sich umwandte und ging, sagte: „Schau, wohin uns dein Stolz gebracht hat, TenTen.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  fukuyama
2011-01-04T11:28:43+00:00 04.01.2011 12:28
Zugegebenermaßen habe ich die Geschichte schon vor... einer Weile gelesen. So ungefähr zwei Tage, nachdem sie rausgekommen ist. Damals habe ich mir nur ein paar kleine Stichpunkte notiert und weil der Zettel jetzt schon eine ganze Weile auf meinem Schreibtisch rumfliegt, dachte ich, ich könnte sie eben mal schnell hier reinschreiben - auch ohne das OS noch mal zu lesen.

Gut, also, du weißt ja, dass meine Lieblingsgeschichten von dir immer diesen wildlife-Krieger-Typ beinhalten, den man natürlich auch hier wieder findet - scheint auch in einigen anderen Aspekten ein wenig an winterkrieger angelehnt zu sein.
Mein Lieblingsschauplatz ist (natürlich) der See mit der gegenüberliegenden "Klippe", auf der Tenten liegt. der wirkt unlaublich Disney-mäßig und scheint einen ganz eigenen Zauber auszustrahlen. Es ist auch einer der zwei Punkte, an dem Tenten nicht von ihrem Hochmut beherrscht wird, sondern ungetrübt auf die Realität blicken kann. Das war sowieso ein Aspekt, der die Geschichte metaphorisch zu einem meiner Lieblinge unter deinen Geschichten werden lassen könnte: Die Spielerei zwischen Hochmut und hohen Plätzen! Tenten wird fast die ganze Zeit von ihrem Hochmut bzw. ihrem Stolz beherrscht, der ihre komplette Wahrnehmung verändert (so hält sie beispielsweise Neji und die Feinde aus dem Süden für hochmütig und überheblich), aber immer, wenn sie sich an einem Hohen Ort befindet (z.B. Klippe oder Hochplateau am Schluss) kommt sie zu der Einsicht, dass sie sich falsch verhält oder zumindest wird ihr Stolz in den Hintergrund verdrängt. Trotzdem verschwindet dieser Effekt jedes Mal, wenn sie sich wieder "auf den boden der Tatsachen" begibt. Wenn das keine Ironie ist! Jedes Mal, wenn Tenten "vom hohen Ross" herunter steigt, gewinnt ihr Hochmut wieder mehr Macht über sie. Da fragt man sich doch, woher da Wort Hochmut wohl kommt...
Ich fand es auch deshalb sehr passend, weil ich selbst, wenn ich mal Ruhe haben will, mir auch immer den höchsten Punkt der Umgebung aussuche (nicht so schwer in einem Mittelgebirge). Man distanziert sich gewissermaßen von seinem Handlungstrott und befindet sich auf einer anderen Ebene. Leider trägt Tenten diese Ergebnisse nicht mit sich herunter.

Ach ja, und das Sad End hat mir natürlich auch sehr gut gefallen.
Obwohl ich einen Großteil der hier versammelten Sünden-One-Shots sehr gut finde im Bezug auf die Themen, habe ich es doch sehr vermisst, dass gezeigt wird, inwiefern die jeweiligen Verhaltensweisen das menschliche Miteinander und auch den Charakter zerstören. Viele der Autoren haben sich hier entschlossen, ihre Lieblinge durch den jeweils anderen des Pairs doch noch auf den rechten Weg zu führen und dadurch leider die destruktive Macht der jeweiligen "Sünde" abgeschwächt. Dein OS ist in dieser Hinsicht "zu Ende gedacht", was ich wirklich nur begrüßen kann.

Und jetzt noch schnell ein kleiner Hinweis zum Schluss:
Deinen Schlusssatz hätte ich anders angeordnet, um die Botschaft des letzten Absatzes noch deutlicher zu machen. Verschachtel doch nicht alles in Mega-Hypotaxen! Meiner Meinung nach hätte die wörtliche Rede nicht an den Schluss gehört, sondern der Teilsatz "Er ging.". Er zeigt noch besser, wohin Tenten der ganze Kram geführt hat.

So, jetzt müsste ich aber wirklich alles beisammen und meine Schuldigkeit getan haben.
Guten Rutsch nachträglich und, hm, ein schönes neues Jahr!
Gruß,
Yama^^
Von:  moonlight_005
2010-12-09T12:31:02+00:00 09.12.2010 13:31
Hey Sorca,

diese Geschichte muss ich erst mal auf mich wirklichen lassen. Irgendwie hat diese Geschichte eine unheimliche Kraft, weil man irgendwie schon vorher weiß, dass es schlecht ausgeht und sich nebenbei über Tentens Blindheit aufregt. Normalerweise habe ich ja nichts gegen Geschichten mit offenem Ende, aber hier bin ich irgendwie zu neugierig ^^" Den Stolz, bzw. Hochmut hast du super rübergebracht, Tentens Charakter hatte so etwas Agressives, wobei Neji sehr ruhig wirkte. Zwischendurch hatte ich mich mal gefragt, ob Tsume Tenten nicht hätte zwingen können zu heiraten, aber das hätte nicht zum Schluss gepasst. Wahrscheinlich hatte Tsume zwar eine Ahnung was vor sich geht, aber hat auch nicht an eine Niederlage geglaubt.
Ich muss gestehen, dank dir stehe ich jetzt total auf diese Clangeschichten ^__^ Ein würdiger Abschluss für dieses Projekt :)

hdl
moony
Von:  fahnm
2010-12-07T23:48:13+00:00 08.12.2010 00:48
Heftig, Heftig.
Aber Tenten ist ja selber Schuld.
Hochmut kommt vor dem Fall.
Und andere mussten einen bitteren Preis dafür bezahlen.
Gelungene Geschichte.


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