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Die Sterne über Dalaran

World of Warcraft-Fanfiction
von

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1. Zweiter Abend

Zweiter Abend
 

„Ylaria, wo steckst du denn?“ Verians durchdringende Stimme riss sie aus ihrem leichten Halbschlaf, in den sie gefallen war, nachdem sie sich nach dem anstrengenden Morgen und dem ebenso anstrengenden Nachmittag hingelegt hatte. Mühsam öffnete sie die Augen, blinzelte. Verian rüttelte erneut am Griff der Tür ihrer Kammer, und schlug mit der Faust gegen die Tür. „Ylaria, bei der Sonne.. Wills du zu spät zu Feuerblüte kommen?“

Kerzengerade fuhr Ylaria aus dem Bett auf. Feuerblüte. Die Besprechung. Ihre Bitte, zu ihnen zu kommen. „Ich will dich ja nicht stressen, Ylaria, aber wir haben noch genau fünf Minuten, also schwing dein Hinterteil aus dem Bett, und steh endlich auf.“ Ylaria sprang aus dem Bett, rief „Komme“, und blickte im Raum umher, ob sie etwas Anziehbares fand. Sie seufzte, als sie mit einem Kamm zweimal durch die kurzen blonden Haare fuhr, so dass sie wenigstens einigermassen nach Frisur aussahen. Sie konnte nur hoffen, dass man dachte, sie hatte Stunden gebraucht um die Haare so gekonnt zu arrangieren, dass sie aussahen, als käme sie direkt aus dem Bett. Was sie normalerweise tat. Schnell griff sie nach einem Oberteil und einer einfachen Schwarzen Hose, und schlüpfte hinein, rieb sich über das Gesicht und trat dann zur Tür, um sie zu öffnen.

Verian und Leireth schlüpften in die enge Kammer, beide trugen ihre prunkvollsten Anziehsachen, und hatten den Wams des Silberbunds übergestreift.

„Herrjeh, Ylaria, was machst du denn?“, sagte Verian. Leireth schmunzelte nur, und öffnete Ylarias Schrank, wühlte darin herum. Ylaria wurde leicht rot, und murmelte etwas von „Übungsstunde“ und „war so müde“, ehe sie verstummte, als Ylaria ihr die königsblaue Robe vor den Körper hielt, sie prüfend musterte. „Nein, bitte nicht, Leireth“, ächzte Ylaria. „Ylaria, wir werden vermutlich auf einige höhere Silberbundler treffen. Du kannst doch nicht in Lumpen dort auftauchen, auch wenn ich weiss, dass du lieber Hosen trägst. Also..“ Sie drückte ihr den Kleiderbügel mit dem einzigen Kleid, welches Ylaria besass, in die Hände, und befahl Verian mit einem Handzeichen, das Zimmer zu verlassen. Dieser grummelte und schlug die Tür im Hinausgehen hinter sich zu.

„Ausziehen“, sagte Leireth. „Komm schon, sie hat doch nichts davon gesagt, dass es irgendwas Festliches wird“, wehrte Ylaria sich schwach. „Sicher nicht. Das hätte sie niemals. Das ist doch auch wieder so eine Art Test. Aber weisst du, wenn man ab und zu über seinen eigenen Horizont hinausschauen würde, und sich auch mit anderen Wesen als bloss Elfen unterhalten würde, hätte man vielleicht vernommen, dass heute Abend ein Fest ansteht.“ Gehorsam zog Ylaria sich aus, bis sie nur noch in der Unterwäsche da stand, und schlüpfte in das Kleid. Leireth trat hinter sie, und begann es zuzuschnüren, zog dabei etwas stärker an der Schnürung, als notwendig gewesen wäre. „Ein Fest?“ „Exakt, ein Fest. Oder eher ein kleines Dinner für die ganz hohen Tiere.“ „und wie kommt du darauf, dass wir dort teilnehmen werden?“, fragte Ylaria, eine Augenbraue kritisch hochgezogen. „Keine Ahnung, aber es könnte sein. Vor allem da Feuerblüte und Tyballin daran teilnehmen. Windläufer auch, samt Kind und Kegel.“ Ylarias Mund klappte auf. „Heiliges Licht.“ „Genau.“ Leireth musste schmunzeln, und zupfte das Kleid zurecht, so dass es korrekt sass. „Kann nie schaden, einen guten Eindruck zu machen“, sprach sie dann. „Jetzt noch Schuhe.. Besitzt du überhaupt etwas anderes als Lederstiefel?“ Ihre Nase kräuselte sich, als Ylaria lachte. „Natürlich, wär ja nicht mein erstes Dinner, Bankett oder sonstwas.“ „Dann beeil dich, wir haben sowieso schon Verspätung. Und wisch dir gefälligst die Augen aus, in deinen Augenwinkeln klebt noch der Schlaf.“ Leireth rauschte hinaus, und Ylaria folgte ihr, sobald sie in die feinen Damenschuhe geschlüpft war, die sie nur so selten trug.

Es war nicht so, dass Ylaria keinen Sinn und Geschmack für Mode hatte. Ihre Stoffrüstung pflegte sie akkurat und gewissenhaft, und sorgte stets für einen perfekten Sitz. Ihr Gesicht war meistens dezent geschminkt, und ihre Haare einigermassen zurechtgemacht. Dennoch war es ein Unterschied, ob man in edlen Roben herumstolzierte, oder ob man Hosen und Blusen trug, die Ylaria eindeutig bevorzugte. So war sie definitiv auch froh gewesen, als es Mode wurde auf Roben zu verzichten, selbst unter den reinen Magiern, die nicht auf körperliche Kampftechniken zurückgriffen.

Während sie durch die Gänge gingen, mit angemessener Eile aber nicht hastig, schweiften Ylarias Gedanken ab zu dem ereignisreichen Vormittag. Sie hoffte, Leyan Sonnenhoffnung erneut zu treffen, denn sie spürte, dass das einfache Kampftraining sehr wirkungsvoll war, und sie von dem gut aussehenden Elfen einiges lernen konnte, was das Kämpfen mit Schwertern anging. Auf jeden Fall schien er zuverlässiger zu sein als Verian. Kurz schweifte ihr Blick zu ihrem besten Freund, der seine Augen natürlich auf Leireth hatte, die in ihrer Robe, die ihr gewiss auf den Leib geschneidert worden war, sehr weiblich wirkte. Sie seufzte kurz, und liess sich einen Schritt zurückzufallen, um diesen Blick nicht mehr sehen zu müssen. In diesem Moment hätte sie Verian verfluchen können.
 

Das Dreiertrüppchen passierte noch einen Flur, stiegen eine Treppe hoch zu den höher liegenden Gemächern, erreichten auch bald schon die Gemächer von Arkanist Tyballin. Vor der Tür standen zwei Wachen, die etwas pikiert dreinblickten, als die drei einmal nicht dienstlich da waren, sondern als geladene Gäste. Stimmengewirr drang durch die Tür, als sie eingelassen wurden. Ungefähr 15 Leute standen um einen schön gedeckten Tisch, hielten vereinzelt langstielige Gläser mit einer hellen Flüssigkeit angefüllt in der Hand, und unterhielten sich in Grüppchen. Sie erkannte mindestens drei Menschen unter ihnen, allesamt in den Roben der Kirin Tor gekleidet.

Kurz blieben die drei stehen, um sich zu orientieren, als auch schon Imenia Feuerblüte, ihr Leutnant, vor sie trat, und breit strahlend lächelte. Sie trug selber eine Robe aus einem türkis gefärbten, fein fallenden Stoff, von dem Ylaria vermutet, dass er Seide war. „Guten Abend ihr drei.“, sprach sie. „Habt ihr also auch hingefunden. Ich denke, Arkanist Melodir Tyballin kennt ihr bereits, hm?“ Tyballin war hinter sie getreten und musterte die drei Neuankömmlinge, schenkte ihnen ein höfliches Nicken. „Guten Abend, möge das Licht euch gnädig sein“, sprach Ylaria, und fand auf einmal ihre Haltung, die sie tausendmal eingeübt hatte, damals, als sie noch eine der Hauptattraktionen der Familie Silbersang gewesen war, damals, in ihrem verlorenen Leben in der ewigen Stadt.

„Amüsiert euch gut, wir werden uns später unterhalten.“ Imenia lächelte erneut, dann hakte sie sich bei Tyballin unter, und schlenderte mit ihm davon.

Ylaria nutzte die Gelegenheit und blickte sich im Raum um. Dann trafen ihre Augen auf Leyan.
 


 

XXXX
 

Dairean erblickte sie sofort in der Menge. Das Kleid in einem königsblauen Farbton, welches einfach geschnitten war, stand ihr hervorragend. Er schmunzelte. Er selber war in unscheinbare Grautöne gehüllt, das Beste, was sein Kleiderschrank herzugeben hatte, um seine Tarnung nicht auffliegen zu lassen. Rot und Gold waren definitiv nicht Farben, die ein Quel’dorei tragen würde, was ihm ein prüfender Blick in den Raum bereits zu Beginn des Abends sofort verraten hatte. Einzelne Verzierungen zeigten sich in der Farbe des Blutes, aber sie waren nicht die hauptsächlich vorzufindende Farbe, wie man dagegen auf einem Ball der Sin’dorei erwarten hätte können.

Er stand in einer Ausbuchtung eines Fensters, etwas abseits vom Trubel, und hielt ein Glas mit einer weiter nicht definierten Flüssigkeit in den Händen, vermutlich Wein. Man hatte es ihm gereicht, er hatte ein paar Mal offensichtlich daran genippt, wobei natürlich nichts über seine Lippen gekommen war, dann hatte er es nur noch zur Tarnung benutzt. Er hob es leicht, und prostete Ylaria über den Raum hinweg zu, schmunzelte leicht. Er sah, wie sie gerade ansetzte, sich zu ihm zu gesellen, als sie von ihren zwei Begleitern in Beschlag genommen wurde.

„Herr Sonnenhoffnung?“, sprach Imenia Feuerblüte, die sich zusammen mit dem Arkanisten wiederum genähert hatte. „Verzeiht, ich musste einige Leute begrüssen. Wollen wir das Gespräch fortsetzen?“ Sie lächelte ihn an. Dairean erwiderte das Lächeln, und wurde wieder zu seinem eigenen Zwilling.

„Aber natürlich, Lady Feuerblüte. Wo waren wir stehengeblieben in unserer Unterhaltung?“

Dairean schob sich etwas mehr in die viereckige Ausbuchtung in der Wand, die links und rechts zwei kleine Sitzbänke hatte. Diese Art, die Fenster gleichzeitig zu geschützten Oasen zu machen, stammte von der massiven Bauweise der Menschen. In ihren Burgen gab es viele derartiger Erker, in denen vor allem die Damen des Adels und ihre Bediensteten ganze Nachmittage lang sassen, stickend, häkelnd und tratschend.

„Nun, wir waren bei dem Schreiben, welches ihr überbracht habt.“ Imenia zog ein gefaltetes Stück Papier aus ihrem Ausschnitt, betont langsam. Er liess seinen Blick einen Moment auf ihrem Dekolletee ruhen, um ihr die gebührende Aufmerksamkeit zu gewähren, die sie wohl auch erwartete, dann nutzte er den Raum und setzte sich ganz links in die Ecke, blickte kurz einmal aus dem Fenster, doch er erkannte im Dunkeln nichts. Imenia nahm neben ihm Platz, Tyballin setzte sich gegenüber hin, und schwieg weiterhin. Er musste sich vor dem Arkanisten in Acht nehmen, denn er war sich nicht wirklich sicher, ob dieser seine Tarnung vielleicht doch durchschaut hatte. Dairean unterdrückte den Drang, seine Augen zu reiben, zu tasten, ob der Illusionszauber noch intakt war. Einer der ersten Fehler, die man als ungeübter Spion begehen konnte, war es, den Sitz seiner Verkleidung, Tarnung, oder in seinem Falle der Illusion ständig zu prüfen.

Er nickte. „Ja, das Schreiben von Arkanist Taelis. Ich hoffe, es war aufschlussreich.“ Zu seinem Aufgabenbereich hatte auch gehört, heikle Dinge unbemerkt zu entwenden. Und so war es ihm natürlich nicht schwergefallen, während seinem Aufenthalt auf dem noch immer chaotischen Turnierplatz an einige Dinge zu kommen. Vermutlich würde Arkanist Taelis niemals begreifen, dass seine persönliche Habe, die er sich hatte nachschicken lassen, wegen Dairean nicht ganz vollständig gewesen war. Da dieser aber geschickt war, hatte er neben dem wichtigen Siegelring und dem Stempel auch noch diverse andere wertvolle Habseligkeiten an sich genommen und sie bei einem niederen Bediensteten deponiert. Taelis würde gar nicht merken, dass jemand in seinem Name Briefe für ihn verfasste. < Einen Brief >, korrigierte Dairean seinen Gedankengang. Er hatte nur einen einzigen Brief gefälscht.

„Nun, es gibt euch sicherlich hervorragende Referenzen. Dennoch wissen wir nicht genau, warum ihr euch an uns gewandt habt.“, fragte ihn Imenia. Des Arkanisten Blick lag weiterhin ruhig auf ihm.

Dairean lächelte, und nippte erneut an seinem Glas Wein. „Es ist so, dass ich selten in Dalaran war, bisher. Mir war nicht klar, an wen ich mich am besten wenden sollte, und der Name Tyballin fiel einige Male, als ich am Turnier stationiert war. Taelis befahl mir dann auch, ich sollte euch das Schreiben überbringen.“

Imenia nickte, und wechselte einen Blick mit Arkanist Tyballin. Der nickte nur. „Der Inhalt des Briefes ist euch nicht bekannt, so schliesse ich daraus.“ Dairean nickte. Imenia fuhr fort zu sprechen. „Aber tatsächlich hat Taelis mitgedacht. Wir können einen von eurer Sorte gebrauchen.“

„Einen meiner Sorte?“, sprach Dairean mit einem belustigten Unterton in der Stimme. Imenia grinste leicht, ebenso wie Tyballin.

„Nun, Taelis spricht von einem Späher, einem Fährtenleser, aber noch viel eher von einem Haudrauf, der in jeder Situation mindestens drei Lösungen zur Hand hat.“, sprach Imenia, und wedelte mit dem Stück Papier. „Wie schmeichelhaft“, Dairean entfuhr nun wirklich ein Lachen. „Ja, nicht wahr?“, grinste Imenia.

Dairean schaute dann aber wieder ernst: „Ich nehme jede Mission an, Lady Feuerblüte.“

Imenia nickte. „Taelis hat auch eure Einsatzgebiete und Missionen kurz aufgeführt. Ist es korrekt, dass ihr eine Zeitlang in der Drachenöde gedient habt?“

„So ist es. Ich war dort eine Zeitlang in der Feste stationiert, hatte aber vor allem Späh- und Kuriermissionen. Mit meinem Drachenfalken habe viele Male die Lüfte im Norden durchflogen.“

Imenia nickte und strich sich eine der dunkelbraunen Strähne in das geflochtene und zu einer kunstvollen Frisur aufgetürmte Haar zurück. Dairean konnte nur raten, wie lange das Ganze gedauert und wie viel Nerven es ihre Kammerzofe kostet haben musste. Er hatte gar nicht gewusst, dass sich diese Hochelfen immer noch so prunkvoll herrichteten, obwohl sie dies doch gar so verachteten, aber vermutlich färbten die Gewohnheiten der Menschen, die den Elfen immer schon nachgeeifert hatten, auch auf die Silberbundler ab, die doch in Kontakt mit ihnen traten.

Fast hätte er die folgenden Worte von Imenia überhört, als er fasziniert versuchte zu entschlüsseln, wie eine dunkelblaue Glasperle in ihrem Haar befestigt worden war.

„Seid ihr also auch fähig, die Landschaften unter euch zu identifizieren und mit Karten zu vergleichen? Die Tatsache ist, dass wir einen Navigator brauchen. Jemand, der unsere Eskorte zum richtigen Ziel bringen kann. Wir gedenken nämlich zu fliegen, da die Fussreise zu beschwerlich ist, und wir zu lange brauchen würden.“

Dairean zog eine Augenbraue hoch, und nickte dann. Das konnte interessant werden. „Natürlich. Nicht in allen Gebieten kenne ich mich aus, aber in den meisten. Darf man fragen, wohin es euch verschlägt?“

In Imenias Gesicht trat ein Strahlen, als sie laut und klar sprach: „Zum Wyrmruhtempel.“

Dairean reagierte angemessen verblüfft. Für die beiden Quel´dorei musste es so aussehen, als wäre er erstaunt, dass man die Drachen besuchte. „Zu den.. Drachen?“, stammelte er gekonnt. Imenia nickte, weiterhin strahlend. Und Dairean wusste, dass er sofort Magister Hathorel sprechen musste. Er war sich nicht ganz sicher, aber diese Neuigkeit konnte eigentlich nur bedeuten, dass der Silberbund tatsächlich annahm, dass dieses Relikt etwas mit den Schwesterklingen zu tun hatte.

„Ja, wir bemühen uns um eine Audienz bei einem der Drachen, bevorzugt ein Rotdrache. Aber alles Weitere müssen wir euch leider vorerst verschweigen, denn es ist geheim. Ihr habt euch nur um die sichere Führung zu kümmern, und zu sehen, dass wir alle gut versorgt sind.“

Dairean besann sich, und legte einen Finger an die Lippen. „Aber natürlich, Lady Feuerblüte. Ich schätze, wenn wir gut ausgebildete Greifen oder Drachenfalken nehmen, dauert die Reise ungefähr drei bis vier Tage.“

„So lang?“ Imenia schürzte die Lippen.

„Ihr könntet natürlich auch ein Portal öffnen, dann bräuchtet ihr keine Reisezeit“, gab Dairean schnippisch zur Antwort. „Ihr seid doch eine Magierin, oder?“

Imenia kräuselte die Lippen. „Wir haben selbstverständlich Reagenzien dabei, die es für diesen teuren und kraftaufwendigen Zauber braucht, sollte es notwendig sein, dass wir ihn einsetzen müssen. Doch es ist nicht so, dass wir Magier uns ständig und überall hin teleportieren. Wir würden zugrundegehen, wenn wir dies täten. Ausserdem könnte der Feind auf uns aufmerksam werden.“

Dairean nickte. „Es gibt mehrere Möglichkeiten zu reisen. Entweder wir folgen dem zerstörten Pfad der Titanen, der vom Kristallsangwald direkt zum Wyrmruhtempel führt, oder wir nehmen einen Umweg Das Problem ist, dass er die Tiere meistens etwas nervös macht. Der andere Weg würde über die Feste Wintergarde führen. Wir könnten natürlich auch im Osten entlang fliegen, aber dort ist die Horde stärker vertreten.“

Imenia musterte ihn prüfend, dann sprach sie. „Und was empfehlt ihr?“

„Nun, mit dem Weg über die Titanenstrasse könnten wir einen Tag einsparen, doch wir werden keiner bewohnten Siedlung begegnen, und unsere Zelte im Freien aufschlagen müssen. Die Frage ist, ob ihr euch dies zumuten wollt. Bei der andern Route können wir einmal in Windläufers Warte im Kristallsangwald und einmal in der Feste selbst nächtigen, und nur einmal in der Wildnis.“

„Hm.. bei der zweiten Route, wieso denn einmal in der Wildnis?“

„Nun seht.. leider habe ich keine Karte dabei gerade. Aber wenn ihr die Tiere über den Gebirgszug zwingt, werden sie auf der anderen Seite zu müde sein, um noch die drei, vier Stunden bis zur Feste weiterzufliegen. Oder ihr hättet einen Ruhetag, den ihr in der Feste einplanen müsstet, was ärgerlich wäre.“

Imenia nickte daraufhin und seufzte. „Ich sehe, die Entscheidung hängt an mir. Aber ihr habt euch durchaus bewährt, Leyan Sonnenhoffnung. Ihr werdet uns auf unserer Expedition begleiten.“

„Vielen Dank, Lady Feuerblüte.“

„Ach, dankt mir erst, wenn ihr blaue Zehen habt und erfroren seid“, grinste diese, bevor sie wieder Ernst wurde. „Ich möchte übermorgen starten. Bitte bringt mir eine Liste mit den Dingen, die notwendig sind, und die man auf 6 Flugtiere packen kann. Ihr habt euer eigenes, nehme ich an?“

„Sechs Flugtiere? Wer begleitet uns denn noch?“

„Das werdet ihr dann sehen. Morgen, zur zehnten Stunde des Tages, im Aufenthaltsraum. Man wird euch den Weg weisen. Und nun verzeiht uns. Wir müssen noch mit einigen hier sprechen. Ihr könnt euch ja etwas amüsieren.“ Imenia stand auf, und Tyballin, der bisher noch nichts gesagt hatte, sprach in einem ruhigen Ton: „Möge das Licht euch leiten.“ Dairean verbeugte sich tief, und unterdrückte die aufsteigende Galle, als er die Antwort sprach: „Euch ebenso, Lady Feuerblüte, Arkanist Tyballin.“ Erneut spürte er den Drang, seine Illusion zu prüfen, als er Tyballins starren Blick auf ihm spürte. Er liess sich nichts anmerken, lächelte tapfer. Als die beiden sich schliesslich abwandten, und durch das Gedränge sich wieder zu Ylaria, Verian und Leireth gesellten, die irgendwie leicht deplatziert unter der Schar illustren Gäste wirkten, fühlte er sich dennoch erleichtert. Er würde Hathorel morgen um einen doppelt starken Illusorischen Zauber bitten, und er würde sich auch eine Erklärung zurechtlegen, warum man eventuelle Reste von Felenergie an ihm spüren konnte. Falls etwas schiefging. Falls.

Es durfte nichts schief gehen, doch er wollte auf alles vorbereitet sein. Und notfalls hatte er immer noch seine Dolche.
 


 

XXXX
 

Ylaria genehmigte sich noch einen Schlucken des köstlich perlenden Gebräus, welches sich in dem langstieligen Glas befand, das ihr gereicht worden war. Sie hatte sich sagen lassen, es wäre so genannter Schaumwein, kultiviert in den Weinhügel im Wald von Elwynn. So weit war er hierhergeschafft worden, nur um die illustre Gesellschaft zu beeindrucken und zu verwöhnen.

Dann seufzte sie. Sie waren zwar begrüsst worden, aber Imenia und der Arkanist hatten es nicht für notwendig befunden, irgendwas zu erklären, und waren sehr zu ihrem Erstaunen in die Fensternische verschwunden, in der sie Leyan erspäht hatte. Was hatte der hübsche Elf denn hier verloren? War er am Ende so etwas wie ein hochrangiger Diplomat, oder irgendein anderes hohes Tier? Ylaria biss sich einmal auf die Lippen, als sie sich in der Überlegung verlor, dass sie einen wichtigen Quel’dorei beleidigt hatte mit ihrem profanen Wunsch nach Unterricht in der Schwertkunst. Dann zuckte sie mit den Schultern, und beobachtete aus dem Augenwinkel, wie Verian in ein Gespräch mit Leireth und einem Menschen vertieft war. Für einmal wirkte er nicht wie ein verliebter 50-jähriger, sondern durchaus erwachsen, als er über die Benutzung der Leylinien unter Dalaran sprach. Ganz sein Fachgebiet.

Sie beobachtete die drei eine Weile, und musste erstaunt feststellen, das Leireth offenbar ihre Meinung geändert hatte. Wo sie sich früher ständig fernhielt von Verian, um dessen Narretei nicht noch zu verstärken, hing sie nun an seinen Lippen. Ylaria genehmigte sich noch einen Schluck, und leerte damit das Glas, dann biss sie sich auf die Innenseite der Wange, wie sie es manchmal tat, wenn sie nachdenken musste. Es konnte natürlich sein, dass sie das alles hier falsch interpretierte und Leireth nur interessiert am Fachthema war, dennoch versetzte der Anblick, der sich ihr bot, ihr einen erneuten Stich im Herzen.

Sie blickte sich im Raum um, entdeckte einen Bediensteten mit einem Tablett voller weiterer gefüllter Gläser mit der prickelnden Flüssigkeit, und entschloss sich dazu, sich von dem turtelnden Pärchen abzuwenden, und Nachschub zu holen.

Kaum hatte sie zwei Meter zurückgelegt, kam der Kellner ihr auch schon entgegen, und wechselte mit einem charmanten Lächeln das Glas aus, wovon sie erneut einen Schluck nahm. Von ihrer Position fast mitten im Raum, die sie nun eingenommen hatte, konnte sie die drei Elfen in der Fensternische besser beobachten, wie sie sich angeregt unterhielten. Oder zumindest sah sie Leyan und Imenia sprechen. Der Arkanist war entgegen seiner üblichen Laune anscheinend nicht besonders gesprächsfreudig, und schwieg den grössten Teil der Unterhaltung. Ylaria seufzte, und gesellte sich wieder zu Verian, Leireth und dem ihr unbekannten Menschlichen Magier, der ihr als Anthony McLauren vorgestellt wurde.
 

Sie schätzte, es vergingen ungefähr 15 Minuten, bis die Unterhaltung in der Fensternische vergangen war. Sie hatte mittlerweile das zweite Glas ausgetrunken und spähte schon nach einem neuen, als ihre Befehlshaberin und der Arkanist zu ihnen traten. Imenias Gesicht zierte ein zufriedenes Lächeln, der Arkanist sah aus, als würde er jeden Moment jemanden anbrummen und die Augen verdrehen.

„Sooo, da sind wir. Verzeiht, wir waren gerade mitten in einem Gespräch als ihr kamt. Oh, guten Abend McLauren.“ Imenia verbeugte sich leicht, der Mensch tat es ihr gleich und versuchte sich an einem so tiefen Bückling, dass er fast stolpern musste.

Ylaria unterdrückte ein Kichern, und blickte Verian an, dem es nicht anders ging.

„Sehr erfreut Madame, schön, dass ihr auch hier seid, ehm...“, stotterte der Mensch.

„Ich bin ebenso erfreut. Wisst ihr, es wäre mir eine Ehre, wenn wir zu gegebener Zeit unser Gespräch weiterführen würden, das über die Benutzung von Transmutation in der Alchemie, aber nun müsst ihr uns kurz entschuldigen. Ich habe mit den dreien hier eine kurze Unterredung zu führen.“ Sie schenkte dem Menschen ihr charmantestes Lächeln, und man konnte fast sehen, wie dieser vor ihr schmolz vor Anbetung. Dann nickte er gehorsam und entfernte sich.

Schlagartig verlor sich Imenias Lächeln und sie wandte sich an ihre drei ihr untergebenen Magierwachen. „So. Jetzt können wir auch endlich zum Punkt kommen. Ich wollte euch nicht so lange festhalten.“ Sie strich sich eine Strähne zurecht, die sich im Verlauf des Abends einige Male aus ihrer prunkvollen Frisur gelöst hatte. „Ich wollte euch darüber informieren, dass wir im Verlauf der nächsten Tage, vermutlich übermorgen in der Früh, aufbrechen zu einer Reise. Eine Eskorte. Deswegen liess ich euch alle üben.“

Kurz liess sie die Worte wirken, ehe sie nachsetzte. „Was genau wir als Ziel haben, wen wir eskortieren, das werdet ihr alle morgen früh erfahren. Dann werde ich euch genauer informieren.“

„Zu Befehl, Magistrix Feuerblüte“, sagten die drei wie aus einem Munde. Ylarias Herz begann schneller zu klopfen. Eine Mission! Kurz tauschte sie einen Blick aus mit Verian, und lächelte leicht. Dieser erwiderte die Geste, lächelte breit.

„Allerdings.. war ich mir etwas unsicher, was die Anzahl und die Tüchtigkeit der Wachen angeht, die uns begleiten. Zuerst wollte ich nur euch zwei mitnehmen.“ Sie deutete zuerst auf Ylaria und Verian. „Doch dann begriff ich, dass ihr drei zusammenarbeiten könnt, und dass drei einen besseren Schutz abgeben als zwei.“ Ylaria spürte, wie ihre Wangen leicht rot wurden, und biss sich wieder auf die Innenseite der Wange.

„Wie dem auch sei.. Morgen früh. Begleiten wird uns ein Späher und eine Priesterin des Lichts, desweiteren auch ein gepanzerter Offizier des Sturmwinder Heeres, einfach zu unserem Schutze. Morgen erfahrt ihr mehr. Und nun.. amüsiert euch. Das Dinner wird in wenigen Minuten serviert, am unteren Tischende findet ihr drei Plätze auf euren Namen.“ Sie lächelte gutmütig, und sah, wie drei Augenpaare simultan anfangen zu leuchten.

„Danke, Madame Feuerblüte“, sprach Verian schliesslich, und senkte den Kopf tief, legte die Hände zusammen dabei. „Es ist uns eine grosse Ehre, und wir werden unsere Aufgabe gut erfüllen.“

„Das erwarte ich von euch. Das, und nichts anderes.“ Mit diesen Worten ging Imenia davon. Der Arkanist folgte ihr auf dem Fusse. Kaum war sie drei Meter weg, entfuhr Leireth ein kleiner Jubelschrei. Verian und Ylaria grinsten breit. Dann fassten sich die drei Kameraden an den Schultern, umarmten sich, und lachten gemeinsam. Es war zwar nicht der erste Auftrag, den sie bekamen, aber besser als hier Wache zu stehen allemal.

Ylaria sah nicht, wie Leyan verschwand. Als sich ihr Blick während dem Dinner noch einmal auf die Fensternische richtete, konnte sie niemanden erkennen. Schade drum. Sie hätte den Elfen mit den fransigen rotbraunen Haaren gerne noch einmal getroffen, zumindest um ihm zu danken für seinen Unterricht.
 


 

XXXX
 



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